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Ludwigs Weihnachtsbäckerei

Der unkreativste Titel, der mir dazu einfiel
von

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Ludwigs Weihnachtsbäckerei

Ich gebe gerade das Ei zu den wunderbar kleinen Butterkrümeln. Es ist befriedigend wie gleichmäßig sie sind, immer wieder beruhigend. Mit dem Löffel hebe ich das Ei unter.

Der Boden bebt. Ich drehe mich zum Fensterbrett, wo ein Hefeteig abgedeckt geht. Aber er hat sich scheinbar nicht bewegt. Also widme ich mich wieder meinem Felsenkeksteig.

Nach dem Ei kommen die zwei EL Milch hinzu, damit halten die Krümel in einem leicht klebrigen Teig zusammen. Dieses Rezept ist wunderbar ein- der Boden bebt erneut.

Der Rost im Backofen klappert. Ich habe keine Ahnung was dieses Beben ausgelöst hat. Im Radio gibt es keine Nachrichten über Erdbeben oder ähnliches.

Im Radio? Ich konnte es hören, aber zum Backen hatte ich es doch wie immer aus der Küche geräumt?

Beim Umschauen kann ich kein Radio entdecken. Also packe ich noch die Trockenfrüchte in den Teig, das Backblech ist schon vorbereitet. Ich greife es und ziehe es mir näher.

Als ich die Besteckschublade aufziehe, bebt die Erde erneut. Deswegen mache ich die Schublade wieder zu. Gleichzeitig drehe ich mich nochmal zum Fenster mit dem Hefeteig.

Der Teig steht noch dort, aber auf der anderen Seite der Scheibe schaut mich ein riesiges, braunes Gesicht an. Es ist flach und sein großes Lächeln sehr weiß.
 

Langsam sickert in mein Gehirn ein, was mich da mit schwarzen Runzelaugen ansieht. Und was ich anstarre.
 

Ein Lebkuchenmännchen und es ist riesig!

Wirklich riesig! Und jetzt bewegt es sich auch noch...

Langsam hebt es einen Arm. Ich halte einen Moment die Luft an.
 

Am Ende seines Armes "hält" es einen Käfig. Ein Gebilde aus Zuckerstangen. Ein verdammter Vogelkäfig aus Zuckerstangen gehalten von einem Lebkuchengiganten.

Mir läuft es kalt den Rücken herunter. Es scheint, als würde ich gerade von diesem überdimensionierten Gebäck bedroht werden.

Vorsichtig möchte ich einen Schritt darauf zu machen. Rein aus dem Reflex heraus. Doch ich kann nicht. Ohne hinzusehen, weiß ich, der Hefeteig für die Zimtschnecken hält meine Beine fest. Ich kann mich nicht bewegen.

"Ludwig! Ludi! Komm, lass uns spielen!" Er, anscheinend ist es ein Er, ruft nach mir. Mit der Stimme meines Bruders und einem Blick, der nicht wirklich einladend aussieht. Also soweit ich das beurteilen kann. Es lässt mich erneut schaudern.

Mir schießen die unterschiedlichsten Gedanken und taktischen Bewertungen zu dieser Situation durch den Kopf: Wie wird er angreifen? Was könnte sein Schwachpunkt sein? Warum hat er Gilbert's Stimme? Es wäre wirklich gut, wenn ich näher an ihn heran käme um nicht mit voller Kraft getroffen zu werden. Und ich könnte dann besser ausweichen, ich bin kleiner und hoffentlich schneller als er. Womit könnte ich ihn angreifen? Sollte ich zuerst zuschlagen? Ist Flucht eine bessere Option? Könnte ich eventuell mit meiner Einschätzung falsch liegen?

Den letzten Gedanken verwarf ich schnell wieder. In meinem Rücken musste noch das Blech liegen, das konnte ich vielleicht verwenden.

Langsam zog sich sein Grinsen zu einem Kreis zusammen. Ein sehr seltsamer Anblick. Irgendwie nicht wie in diesen Zeichentrickserien. Was hatte er damit vor?

"Lass uns spielen!", ruft er erneut. Und im nächsten Moment spuckt er eine weiße Kugel. Er spuckt, geht mir durch den Kopf, als ich mich zur Seite werfe und abrolle. Meine Beine scheinen für den Moment frei. Aber ich denke nicht zu viel darüber nach.

Die Kugel schlägt splitternd auf meiner schönen Arbeitsfläche ein. Stückchen und meine Rührschüssel fliegen durch die Gegend. Ich versuche meinen Kopf zu schützen und mich aus seinem Schussfeld zu rollen.

Das Backblech ist mir keine große Hilfe, deswegen schleudere ich es seiner nächsten Kugel entgegen. Wieder fliegen Teile durch die Gegend als die Kugel darauf trifft.

Die Milch ist unerreichbar im Kühlschrank. Mit diesem Gedanken sprinte ich zur nahen Treppe. Um die Ecke hinauf und vorerst in Sicherheit.

Vorsichtig luge ich um die Ecke. Und ziehe meinen Kopf gerade noch rechtzeitig zurück. Diese Kugel schlägt hinter mir in der Wand ein. Seine Bewegungen scheinen langsam zu sein, aber er schießt verdammt schnell.

Wo kommen diese Kugeln her? Wie groß ist sein Vorrat? Kann ich das einfach aussitzen? Ich betrachte die Einschlagstelle hinter mir. Ein Teil der Kugel steckt noch darin fest. Die nächste Kugel unterbricht mich. Sie bricht einen kleinen Teil aus der Ecke.

Ich will die Treppe weiter hinauf und einen Gegenangriff von oben versuchen. Doch der Hefeteig ist wieder da. Diesmal fange ich an darin zu versinken.

Wenn ich mich bewege versinke ich schneller, wie in Treibsand.

Treibsand! Ich versuche den Handlauf zu erreichen und mich daran festzuhalten. Doch obwohl ich meine Beine nun stillhalte, versinke ich zu schnell.
 

Keuchend schlage ich die Augen auf. Ich richte mich auf um mir mit den Händen über das Gesicht zu fahren. Etwas fällt mit einem leisen Geräusch von meiner Decke. Als ich mich zur Seite beuge, sehe ich es im Dunkeln. Es ist ein zerbrochener Lebkuchenmann.

"Gilbert!"


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich wollte schon lange mal einen (Alb-)Traum schreiben, daher war das hier nicht die schlechteste Alternative für den Advenskalender. XD Hoffentlich hat es euch genau so viel Spaß gemacht beim lesen wie mir beim schreiben. Komplett anzeigen

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