Prolog
Er wusste bereits, dass es ein Fehler gewesen war, als er das breite Grinsen auf dem Gesicht seiner Verabredung sah. Es würde dem jungen Mann einen viel zu großen Push geben, von dem er noch ewig lange berichten würde. Jetzt schon hallte es in seinen Ohren.
„Endeavor-san, erinnerste dich noch…? An das eine Mal, als wir zusammen Weihnachtsgeschenke kaufen waren?“
Wie würde er das jemals wieder vergessen können? Hawks sorgte garantiert dafür – für den Rest seines Lebens.
„Endeavor-san, hi~!“, begrüßte der Blonde ihn fröhlich am Eingang des großen Einkaufszentrums wartend. Und hatte er schon das breite Grinsen erwähnt? Nun, es war eben wirklich auffällig breit…
„Hallo“, entgegnete Enji ihm und schloss schweigsam, wie er so oft war, zu ihm auf. Es war aber auch nicht so, als ob er viele Möglichkeiten hatte, noch etwas zu sagen, selbst, wenn er gewollt hätte. Hawks plapperte direkt weiter. Das tat er immer.
„Ich war ja wirklich überrascht, als ich deinen Anruf bekommen habe. Und dann auch noch für einen Shopping-Nachmittag. Hätt ja gedacht, das wär nicht wirklich dein Ding!“
Hawks sah so amüsiert aus, als er das aussprach, dass Enji kurz sein Gesicht verzog. Aber er hatte Recht: Es war überhaupt nicht sein Ding. Ganz das Arbeitstier, das er war, hatte er einfach gar keine Zeit für langatmige Shopping-Eskapaden. Wenn eine neue Anschaffung notwendig war, dann hatte er zwei, drei Läden, die er regelmäßiger besuchte. Enji war ein treuer Kunde und mochte keine neuen Dinge. Obendrein war er nicht der Geduldigste. Die Nummer 1 hoffte einfach, dass sie alles schnell über die Bühne brachten.
Hawks dagegen war das komplette Gegenteil – so schätzte Enji ihn jedenfalls ein. Er sah aus, als würde er Shopping lieben und es regelmäßig tun. Und er wusste über das Ansehen, das Hawks in der Gesellschaft genoss. Jung, stylisch, angesagt. „Hip“ nannten sie es. Der Blonde hatte ein regelrechtes Händchen für Trends und wenn er keinem folgte, dann setzte er selbst einen.
Enji hatte von sowas überhaupt keine Ahnung. Ehrlichgesagt hatte er auch keinen Nerv dafür, sich mit dieser Schnelllebigkeit auseinanderzusetzen. Er war sich nicht einmal sicher, ob er diese jungen Leute und ihre aktuellen Vorlieben überhaupt richtig verstand.
Genau da kam Hawks ins Spiel.
Er war Enjis Shopping-Guide und würde – so hoffte er jedenfalls – die richtigen Geschenke für seine Kinder finden, über die sich Enji seit Tagen den Kopf zerbrach. Erfolglos.
„Bringen wir es hinter uns“, sagte Enji mit einem Ton, der eher nach Befehl als Vorschlag klang.
„Aye, Aye, Nummer 1!“, bestätigte Hawks amüsiert. Schnell verwandelte sich sein Grinsen in ein verschmitztes Lächeln. Eindringlich blickten die hellen Augen zu ihm hoch. Eine der buschigen Augenbrauen war hochgezogen. „Bist du wirklich bereit?“
„Nein“, tönte es in Enjis Kopf.
„Ja“, klang es dunkel zwischen seinen Lippen hervor. Es irritierte ihn, wie Hawks ihn noch einen kurzen Atemzug so eindringlich ansah, so als wüsste er. So als könnte er seine Gedanken lesen. Dann wendete sich der Blonde heiter ab und trat durch eine der gläsernen Eingangstüren. Hinter ihm folgte Enji und schritt ebenfalls hindurch – hinein in die Shopping-Hölle.