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You and me and the devil makes three

von

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Getrennt, Pt. 1

Eigentlich war es äußerst ungewöhnlich für einen Musiker, sich darauf zu freuen, dass das Konzert endlich vorbei war. Aber Yoko und Ryo waren eben nicht mehr nur Musiker, sondern auch verliebt. Es war keinem von ihnen leicht gefallen, zu dieser Tour aufzubrechen. Natürlich hatten sie die gewohnte Vorfreude empfunden, die damit einherging, auf der Bühne zu performen und die Energie der Musik und der Fans zu genießen, aber zum ersten Mal galt es, dafür ein Opfer zu bringen und Teru zu Hause zu lassen.

"Ich bin echt erstaunt, dass er so gechillt damit umgegangen ist", meinte Ryo, als er sich zu Yoko auf das Bett setzte und den Laptop auf seinem Schoß aufbaute. Die anderen Bandmitglieder feierten sicherlich inzwischen irgendwo, doch nach Party stand ihm genauso wenig wie Yoko der Sinn. Zumindest nicht heute, in dieser ersten Nacht, die sie ohne Teru auskommen mussten. In Tokyo hatten sie beinahe jede Nacht das Bett geteilt, etwas, das sich einfach so ergeben hatte, weil sie alle es mochten und gewissermaßen brauchten. Ryo meinte sich jedoch daran zu erinnern, dass sich dies hauptsächlich wegen Teru etabliert hatte. Der Jüngste war unruhig, wenn er allein schlief. Er wachte auf und trank Alkohol, wenn er nicht mehr wieder einschlafen konnte. Manchmal rauchte er auch. Das alles mochte dafür sorgen, dass er wieder ins Land der Träume fand, doch jeder wusste, wie wenig Alkohol dafür geeignet war, sich einen guten Schlaf zu beschaffen. Besonders Yoko machte sich so seine Gedanken diesbezüglich. Hoffentlich hielt Teru den langen Monat durch, den es dauerte, bis sie wieder vereint sein würden. So schön hatten sie es hinbekommen, dass Teru den letzten Schluck Whiskey eine Stunde vor dem Schlafengehen zu sich nahm und dann erst wieder nachmittags zu trinken begann. Er hatte solch ein grauenhaftes Alkoholproblem. Es machte Yoko oft traurig, zu wissen, dass solch ein lieber und toller Mensch sich irgendwann nur noch mit Schnaps bei Laune hatte halten können.
 

Nun sah er Ryo an. Zweifel lag in seinem Blick.

"Du kennst ihn doch, Honey. Er geht überhaupt nicht gechillt damit um, auch, wenn er das gerne so hätte."

Ryo musste einsehen, dass Yoko Terus Gefühlslage wahrscheinlich richtig einschätzte. So sah er eine Weile nachdenklich schweigend auf den Bildschirm, während sie darauf warteten, dass Teru ebenfalls in den Videochat kam. Aber es tat sich nichts. Aus dem nachdenklichen Blick wurde ein verwunderter, der mit Ryos gerunzelter Stirn einherging.

"Wir haben das doch für Mitternacht ausgemacht, oder nicht?"

Yoko nickte und presste die Lippen aufeinander. Das mutete nun tatsächlich äußerst besorgniserregend an. Vielleicht hatte Teru es wirklich vergessen, was Yoko jedoch kaum für möglich hielt, denn so war er nicht. Teru war immer sehr zuverlässig und hielt sich an Vereinbarungen, außerdem hätte dies ganz und gar nicht zu einem schwer verliebten Typen, wie er es ganz offensichtlich war, gepasst. Yoko schluckte hart, als er sich vor Augen hielt, dass er womöglich komplett den Halt verloren hatte, sobald sie abgefahren waren. Es ging nicht darum, dass er Teru nicht vertraute. Fakt war, dass starke Emotionen Teru ins Chaos stürzen konnten und er außerdem nicht genug an seinem Leben hing.

"Wenn er nicht rangeht, ruf ich Kazuki an", nahm Yoko sich vor. "Wir hätten von Anfang an ausmachen sollen, dass er nach ihm sieht oder bei ihm bleibt."

"Yoyo." Ryo lächelte ihn aufmunternd und zugleich auch ein wenig belustigt an. "Bleib mal auf dem Teppich. Er ist kein Baby."

"Ein bisschen schon", verteidigte sich Yoko, der unentwegt auf den Bildschirm starrte. Ja, vielleicht übertrieb er tatsächlich ein wenig. Aber sein väterlicher Instinkt reagierte sehr stark auf Teru. Auch wenn er es in Maßen liebte, ging Teru das doch manchmal ziemlich auf die Nerven, das wusste Yoko, deswegen musste er tatsächlich versuchen, nicht zu einem Kontrollfreak zu mutieren. Ryo hatte recht. Der Gedanke beschlich ihn, dass Teru ja vielleicht sogar doch ganz froh war, einmal keinen besorgten Daddy in der Nähe zu haben und richtig auf die Kacke hauen konnte...

Seine Augen wurden schlagartig groß, so wie sich plötzlich etwas auf dem Bildschirm tat. Zunächst sah man nur Schatten, da der Kontrast sich erst einstellen musste - aber dann erschien Terus Gesicht klar und deutlich auf dem Bildschirm.

"Sugar." Yoko beugte sich vor und sah in die Kamera, lächelte erleichtert. "Endlich gehst du ran."

"Dad. Bro." Teru, natürlich schon wieder die Whiskeyflasche neben sich stehen habend, zwickte sich in die Nasenwurzel und kniff die Augen zusammen. Schluchzte dabei auf und lachte gleichzeitig. "Verdammte Scheiße, is' das bescheuert ohne euch. Ich vermiss' euch so abartig doll."

Ryo wünschte sich, in der Lage zu sein, Teru in den Arm zu nehmen. Yoko hatte recht gehabt. Teru war der Abschied sehr nahe gegangen.

"Das is' wie 'n Entzug", erklärte er, schniefte dabei. "Ich hab' keinen blassen Schimmer, wie das auf die Dauer gehen soll. Bald geht Crossfaith ja auch auf Tour, und dann wieder von euch getrennt sein..." Er schüttelte vehement den Kopf und nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Flasche, um den Kummer zu ertränken.

"Hey, Kleiner, wir packen das", sprach Ryo ihm Mut zu. "Wir werden uns schon daran gewöhnen." Er schlang die Arme um den Laptop, damit es so aussah, als würde er Teru an sich ziehen. "Und umso schöner ist dann auch das Wiedersehen. Auf die Dauer ist es sowieso nicht gut, ständig aufeinander zu hocken."

"Aber ich werd' nich' pennen können, man", hielt Teru dagegen. Yoko sah ganz bedrückt drein und hatte seine Hände in die Ärmel seines viel zu großen Hoodies geschoben. "Dad." Teru schluchzte wieder auf. "Du siehst auch so verfickt traurig aus."

"Bin ich auch", gab er nickend zu und biss sich auf die Unterlippe. Ob Teru sehen konnte, dass ihm Tränen in den Augen standen?

"Aber ihr habt ja wenigstens noch euch", fuhr Teru fort, umarmte seine Flasche, lachte freudlos in die Kamera. "Ich hab' nur Jack, der mich tröstet."

"Guck' dir Yoko an, für den ist das auch kein Trost", hielt Ryo dagegen und drückte Yokos Kopf in seine Halsbeuge. Als er fühlte, wie ein leichtes Beben durch den anderen ging, spürte auch Ryo endgültig das Drücken hinter seinen Lidern. Verzweifelt rieb er sich das Gesicht, um dann wieder Teru anzusehen. Dessen Unterlippe zitterte. Yoko so zu sehen brach ihnen beiden das Herz. So hatte selbst Ryo ihn noch nie erlebt.

"Wir wär's", begann Teru mit kratziger Stimme, "wenn wir den Cam die ganze Nacht laufen lassen? Auch, während wir schlafen?"

Yoko hob nun den Kopf und sah mit nassen Augen auf den Bildschirm.

"Dann isses fast so, als würden wir nebeneinander liegen. Und auch zusammen munter werden", fuhr Teru fort und zauberte damit ein ehrliches, wenn auch schmerzliches Lächeln auf Yokos Gesicht.

"Dann geh schon ins Bett, kleiner Albtraum", sagte er und strich mit dem Daumen über die Webcam.
 

Ein paar Minuten später lag Teru eingekuschelt in den Federn, jeweils einen Pullover von Ryo und Yoko wie ein Stofftier an sich drückend. Er vergrub die Nase in ihnen, während Ryo Yoko wie einen kleinen Löffel vor sich hielt und sanft seinen Hals küsste.

"Wie wär's mit Camsex morgen Nacht?", schlug der Bassist vor und biss forsch in Yokos Ohrläppchen, was diesen leise lachen ließ. Die Tränen waren nun endlich getrocknet. "Stellt euch vor, wie superheiß das wird..."

"Uh yeah!" Teru gluckste vorfreudig und rückte sich zurecht. Im Dunklen konnte man Terus perfekte Zähne leuchten sehen, genau wie Ryos. Sie grinsten sich verschwörerisch an.

"Ich ziehe mich aber ganz bestimmt nicht vor einer Kamera aus", entschied Yoko. "Du wirst dich für mich nackt machen, aber meinen Schwanz kriegst du erst wieder zu sehen, wenn du ihn auch anfassen kannst."

"Dad!", empörte Teru sich und hielt seinen Mittelfinger ganz nahe an die Kamera. Dabei sah er, wie Yoko in sich hinein grinste und die Geste frech erwiderte. Offenbar hatte er gerade den positiven Aspekt der derzeitigen Situation kennengelernt. "Hört jetzt auf mit der Scheiße, sonst kann ich erst recht nich' mehr pennen."

So schloss Teru demonstrativ die Augen. Als er das tat, konnte er alles hören, was sich dort irgendwo in Nagoya abspielte. Das leise Atmen der anderen beiden. Das Rascheln der Bettdecke, wenn sie sich bewegten.

Nein, so weit weg waren Yoko und Ryo gar nicht. Eigentlich waren sie Teru sogar ganz nah.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie passend, dass sie wirklich gerade wirklich außerhalb des Landes sind. Allerdings in New York. xD

Komplett out of topic, aber ich muss es einfach zeigen und erwähnen.
Ich kann mir Astral Heaven live nicht angucken und -hören, ohne zu heulen. Es ist so unheimlich intensiv. Weil Teru mir unter die Haut geht. Komplett anzeigen

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