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Tag der Rache

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Das Bad Ending von VD3 hat mich so fertig gemacht. Das hier musste sein. :D Komplett anzeigen

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Wieder einmal musste sie den Missbrauch über sich ergehen lassen. Selbst nach so vielen Jahren wurde es nicht einfacher. Immer noch war es eine fürchterliche Prozedur, um sie leiden zu lassen. Sie wollte nicht mehr existieren; sie wollte nur noch sterben.
 

Alaine saß in der Ecke ihres Gefängnisses, die Kapuze tief über ihrem Gesicht, um ihre Tränen zu verstecken. Sie war allein und es war still, aber diese Bastarde konnten jederzeit wieder auftauchen.
 

Es gab nichts mehr auf dieser Welt, dass ihr noch eine Freude bereitete. Ihr geliebter Valnar war tot, ihre unzähligen Kinder wurden zu Elras gemacht. Sie fühlte nichts mehr.
 

Dieses verfluchte Halsband, welches sie daran hinderte zu sterben. Sie zog daran, aber wie immer war es unmöglich, es zu lösen. Viel zu oft hatte sie versucht, sich zu verletzen, aber es heilte ihre Wunden wie von selbst. Nur der Schmerz blieb zurück.
 

Schließlich entschloss sie sich aufzustehen und durch die Zelle zu laufen. Sonst konnte sie ja eh nichts tun.

Dann stockte sie. Die Tür war nicht verschlossen. Hatten sie es vergessen? Oder war es Absicht, um sie in eine Falle zu locken?
 

Hoffnung machte sich in ihr breit und sie eilte zur Tür, um sie vorsichtig zu öffnen. Sie wusste nicht, wohin sie überhaupt fliehen sollte, aber zuerst wollte sie raus aus diesem Gewölbe. Wenn sie schnell genug war, würde vielleicht niemand merken, dass sie fort war.
 

Und so rannte sie durch die Gänge. Einige Elras standen herum, aber es war einfach, ihnen auszuweichen und sich hinter Fässern zu verstecken. Sie mussten vor nichts und niemanden mehr Angst haben; sie hatten keine Feinde mehr und das machte sie unvorsichtig. Eine Sache, die ihr eine große Hilfe war.
 

Auf dem Weg zur nächsten Etage versteckte sie sich erneut, als sie eine Gruppe Elras erspähte.
 

»Hört ihr das?«, sprach einer der Elras und Alaine hielt den Atem an, blieb komplett still hinter einer Kiste.
 

»Was? Wahrscheinlich einer der kümmerlichen Menschen; die schreien doch ständig«, antwortete der andere.
 

Wie sie es sich dachte, machten sie keine Anstalten, nachzuschauen und so führte sie ihren Weg fort.
 

Bald kam sie in einer Halle an, die stark beleuchtet war. Was sollte das alles hier? Wo war dieser verdammte Ausgang? Trotzdem ging sie in den Raum hinein, auf der Suche nach der nächsten Treppe. Ein roter Teppich schmückte den Boden und am Ende stand ein Altar. Viele Reagenzien lagen darauf herum. Selbst Fledermausflügel und eine Menge Blutphiolen und Knochen. Menschenknochen. War das hier ein Labor? Diese widerlichen Kreaturen. Sogar Waffen lagen hier herum. Wahrscheinlich die ihrer vielen Opfer.
 

Dann stockte ihr der Atem, als sie etwas Vertrautes erkannte.
 

Das Zauberbuch der Elras!
 

Ihre Finger strichen über das Band. Viele Menschen wurden von ihm korrumpiert und sie war nicht länger ein Vampir. Es würde auch sie früher oder später zu einem Elras machen.
 

Aber dann runzelte sie ihre Stirn. Schon einmal hatte sie das Buch als Mensch in den Händen gehabt und es zu einer Person gebracht.
 

Vincent Weynard, der Mensch, der sich mit diesem Zauberbuch in den ersten Vampir verwandelt hat.

Alaines Herz schlug wie wild in ihrer Brust. Könnte es sein ...?
 

Eilig blätterte sie durch die Seiten. Der Zauber musste hier irgendwo sein! Kurz stoppte sie bei der Belebung eines Blutgeistes und dachte an Valnar.
 

Nein ... nein, er war fort. Sein Blutgeist zerstört. Diese Monster hatten ihn getötet und jahrelang hatte sie daran gedacht, dass sie ihm folgen wollte, bis sie schließlich aufgab, jemals wieder hier herauszukommen.
 

Sie blätterte weiter und fand schließlich den Zauber, nachdem sie gesucht hatte: Die Verwandlung eines Menschen in einem Vampir.
 

Wütend bleckte sie die Zähne. Die Elras, Asgar ... sie werden für all das büßen, was sie ihnen angetan hatten!
 

Ihre Hände zitterten, während sie alle Zutaten zusammensuchte. Fast fiel ihr eine Phiole auf dem Boden, aber sie schnappte es noch in letzter Sekunde und hielt den Atem an. Das brechende Glas hätte alle Elras alarmiert und ihren Plan zunichtegemacht.
 

Sie atmete aus und konzentrierte sich. Rachegelüste überfluteten ihre Gedanken, aber sie musste sich noch beherrschen, und dann sprach sie den Zauber.
 

Ein helles Licht explodierte aus dem Buch und bohrte sich tief in ihre Brust. Alaine hustete laut, als der Zauber durch ihren Körper raste. Die Schmerzen waren unendlich. Die Knochen und Muskeln knackten und ihr Blut kochte. So sehr sie sich auch zurückhalten wollte, sie fing an zu schreien und packte sich am Kopf. Ihr Herzschlag pochte laut in ihre Ohren, drohte zu platzen, bis es immer langsamer wurde. Dann war er fort und sie sackte auf die Knie.
 

Alaine spürte sie direkt wieder: Die altbekannte Macht eines Vampirs durchfloss ihre Adern. Fauchend rappelte sie sich auf und endlose Wut machte sich in ihr breit. Mit einem Ruck riss sie das Halsband von sich und griff nach den Blutphiolen, welche sie gierig austrank, musste den brennenden Hunger stillen.
 

Dann hörte sie es: eilige Fußschritte. Bevor sie sich erhoben hatte, standen sie bereits im Eingang. Sie wischte sich das Blut vom Gesicht, als sie sich umdrehte. Fünf Elras starrten sie entgeistert an.
 

»WAS MACHT DIESE HURE DA?!« schrie einer von ihnen.
 

Blitzschnell schnappte sich Alaine eine Axt und köpfte zwei von ihnen, bevor sie überhaupt in der Lage waren, zu reagieren.
 

»TÖTET SIE!«, brüllte ein weiterer, aber diese niederen Kreaturen hatten keine Chance. Als hätte sie es nie verlernt, tötete Alaine einen nach dem anderen, spaltete ihre Köpfe mit ihrer neuen Waffe.
 

Weitere sammelten sich und versuchten sie aufzuhalten.
 

»Stirb, Vampir!«, kam es aus der Menge und ein Schattenzauber traf ihre rechte Schulter. Sie knirschte die Zähne, aber ... sie spürte kaum etwas.
 

Sie war ein Vampir der nullten Generation! Die mächtigste ihrer Art. Solche kümmerlichen Zauber konnten ihr nichts anhaben!
 

Die Elras waren perplex und wieder metzelte Alaine sich durch die Meute, zauberte einen Lichtstrudel, um sie zu zerfetzen. Jeder einzelne Zauber kam ihr in den Sinn; sie beherrschte alle Affinitäten.
 

Die Leichen der Elras verpesteten die Luft, während es immer weniger wurden. Alaine war noch lange nicht am Ende ihres Zorns und jagte durch die abscheulichen Hallen. Überall lagen Blut und Überreste und machten sie noch wütender.
 

Erst wenn Lord Veldaris und Asgar tot waren, und jeder einzelne Elras ausgerottet war, konnte sie Ruhe finden.
 

Sie packte einen Elras am Kinn und hob ihn hoch.
 

»WO sind deine Anführer?!«, fauchte sie.
 

»Dir werd ich nichts erzählen, Schlampe!«, knurrter der Elras und schließlich riss Alaine ihm das Kinn ab und spaltete seinen Körper entzwei.
 

Abschaum. Sollten sie nur schweigen. Sie würde die ganze Welt absuchen, um ihre Rache zu bekommen.
 

»Suchst du etwa mich?«, ertönte es hinter ihr und sie drehte sich rasch um. »Du glaubst doch nicht, dass ich mich vor DIR verstecken werde? Eine wertlose Schlampe?«
 

Lord Veldaris lachte sie aus. »Komm jetzt brav her und geh zurück in deine Zelle. Auch als Vampir wirst du uns sicherlich noch nützlich sein.«
 

Kurz darauf breitete er seine Hand aus und zauberte etwas um sie herum, dann machte er aus seiner Hand eine Faust, als würde er zupacken wollen.
 

Doch Alaine spürte nichts und der Elrasanführer schaute sie verwundert an.
 

»Wie kann das sein?«, flüsterte er und mit einem Fauchen stürmte Alaine auf ihn zu. Er wich ihrer mächtigen Axt aus, aber sie ließ die Waffe fallen, packte ihm am Hals und hob ihn hoch. Schließlich schleuderte sie ihn gegen die Wand, packte erneut ihre Axt und schmetterte sie mit aller Gewalt gegen seine Kehle, sodass sie im Stein stecken blieb.
 

Sein toter Körper rutschte zu Boden.
 

»Verdammter Bastard«, knurrte Alaine. Sie nahm seinen widerlichen Kopf und zerquetschte ihn mit bloßen Händen, auf dass sie sein Gesicht nie wieder sehen musste.
 

Sie zog ihre Waffe mit einem Ruck aus der Steinwand heraus. Der Tod dieser Kreatur war wie eine Erlösung, aber noch war ihr Rachefeldzug nicht zu Ende.
 

Es dauerte nicht mehr lange, bis sie an der Oberfläche ankam. Alaine nahm tief Luft. Wie lange hatte sie die Sonne und den Himmel nicht mehr gesehen? Doch die Welt sah nicht mehr so aus, wie sie sie kannte. Die Landschaft war zerstört. Vermutlich das Werk der Elras.
 

Wenn sie raten müsste, dann war dieser Wurm in seinem Schloss. Es war ein Leichtes, sich in eine Fledermaus zu verwandeln und sie streckte die Flügel, dann flog sie davon.
 

Die Welt sah von oben noch schlimmer aus. Zerstörte Dörfer, blutgetränkte Meere, aber Alaine musste sich auf ihre Rache konzentrieren, bevor sie auch nur einen Gedanken an etwas anderes verschwendete.
 

Nach einigen Stunden war das Schloss in Reichweite. Sie raste auf die Erde zu und landete. Auch hier war alles voller Körperteile und Blut, ein widerlicher Anblick. Ihr Körper verwandelte sich zurück und sie lief zum Eingang.
 

Mit Leichtigkeit schlug sie das Tor auf und der Gestank der Verwesung drang in ihrer Nase ein. Hier waren noch mehr Leichen als im Gewölbe. Wie von selbst rannte sie die Stufen hinauf zum Thronsaal, aber als sie dort ankam, war niemand da.
 

Nur die Leiche einer Frau lag tot auf dem Thron und Alaine ging näher an sie heran. Ihr Gesicht und Körper waren zerfetzt und sie fasste ihr am Arm. Sie war noch einigermaßen warm, frisch getötet, und Alaine stieß einen Seufzer aus.
 

»Verzeih mir«, flüsterte sie und labte sich an das wenige Blut, das sie noch übrig hatte.
 

Bis sie plötzlich ein Poltern hinter sich hörte.
 

»DUUUU?!«
 

Alaine starrte in Asgars Gesicht und eine Welle puren Hasses strömte durch sie.
 

»WIE KOMMST DU HIERHER?!«, schrie er sie an.
 

»Natürlich kannst du es nicht spüren«, knurrte Alaine. »Ich bin ein Vampir der nullten Generation. Viel mächtiger, als du es jemals sein wirst und ich bin gekommen, um dich büßen zu lassen, du Schwein.«
 

Dann konnte sie sehen, wie sich seine Augen zu Schlitzen formten.
 

»Wie konnten diese Idioten zulassen, dass du dich in einen Vampir verwandelst?!« Er zog seinen Säbel und machte sich bereit, während Alaine das Gleiche mit ihrer Axt tat.
 

Doch dann fing er an zu grinsen. »Ein Vampir der nullten Generation. Ich werde deinen Körper einfach übernehmen! Dann gehörst du endlich mir!«
 

»Nein, das wirst du nicht. Ich weiß, dass Asgar einen Bannstein bei sich hat.«
 

Asgar wühlte in der Tasches seines Gürtels herum und brachte das Schmuckstück hervor.
 

»Du meinst das Ding hier? Ich werde ihn einfach zerstören, dann kannst du-«
 

Bevor er zu Ende sprechen konnte, war Alaine schon bei ihm und hackte ihm den rechten Arm ab. Schock machte sich in seinem Gesicht breit und Blut spritzte durch die Gegend, als der Stein über den Boden rollte.
 

»W-wie kannst du dich wagen!«, brüllte er und fauchte vor Schmerz. Alaine stürzte sich auf den Stein, während er es ihr gleichtat. Sie griff danach, aber Asgar rammte ihr den Ellbogen ins Gesicht, woraufhin sie schrie. Er erhob sich mit dem Bannstein und trat ihr in den Magen, breitgrinsend, als sie sich krümmte.
 

Hasserfüllt sprang sie auf und brüllte. Ihre Kraft und Schnelligkeit war unermesslich und bevor er noch reagieren konnte, rammte sie ihm die Axt in den Bauch. Asgar röchelte und wollte nach seinem Säbel greifen, aber Alaine zog die Waffe aus ihm heraus und mit einem ohrenbetäubenden Schrei köpfte sie ihn. Der Kopf flog durch die Luft, während der Körper zusammenbrach und in seine eigene Blutpfütze landete.
 

»Es ist vorbei«, schnaubte Alaine und ging auf die Knie, die Hände fest um dem Griff ihrer Axt. Der Schattengeist ließ nicht lange auf sich warten. Er verließ den Körper und wurde vom Bannstein aufgesaugt.
 

»Es ist vorbei«, wiederholte sie und hob das Juwel hoch. Es durfte niemals in falsche Hände geraten. Niemals durften diese abscheulichen Geister wieder auf die Welt losgelassen werden.
 

Sie stand auf und wanderte aus dem Schloss. Alles war still. Endlich waren diese Monster von der Welt getilgt; sie fühlte sich frei und doch so leer.
 

»Valnar«, flüsterte sie und erhob sich erneut als Fledermaus in die Lüfte.
 

Einsam flog sie durch die Gegend und weinte. Die Welt war am Abgrund und ohne Blut würde auch sie bald sterben und in der Ebene des Blutes leiden. Wozu also noch weitermachen? Es war ohnehin alles verloren ...
 

Nein, die Trauer durfte sie nicht verschlingen! Sie durfte nicht aufgeben! Es lag an ihr, all das rückgängig zu machen!
 

Sie flatterte zurück zum Gewölbe und machte sich auf bis zur letzten Etage.
 

Dort stand sie immer noch: die Steintafel der Elras.
 

Konnte es so einfach sein? Seelen hatte sie genug und als Vampir konnte sie den Zauber nutzen. Wenn es wahr war, so würde ihr größer Wunsch in Erfüllung gehen. Sie konnte Valnar retten, die Menschheit, die Welt. Es konnte so einfach sein. Sie lehnte sich an das grüne Gestein und vergoss weitere blutige Tränen, bis sie sich schließlich entschlossen hinstellte.
 

»Bitte lass es funktionieren«, flüstere sie.
 

»SOL ET MARU DEBANOR SAI!«, rief sie laut und deutlich und die Steintafel reagierte mit einem Leuchten. Alaine konnte schon spüren, wie die Macht ihr Inneres durchströmte.
 

»FLAM UR SENAK LOMOR SAD!« Der Raum wurde in ein tiefes Rot getaucht und wieder pochte es in ihr.
 

»MALA FERRA KELIM DORADUS!« Das letzte Wort schlug ein wie ein Blitz und sie schrie wie am Spieß, bis ein weißes Licht ihre Sicht blendete.
 

*
 

Als Alaine erwachte, kam ihr ein vertrauter Geruch in die Nase. Sie öffnete die Augen und konnte es kaum glauben: Sie lag auf ihrem Bett in Klennar. Schnell stand sie auf und sah Valnar auf sie zukommen.
 

»Ich hätte dich vielleicht in den Sarg legen sollen, aber du hast so friedlich geschlafen«, sprach er und lächelte sie an. Seine Stimme trieb ihr fast die Tränen in die Augen. Er war es wirklich!
 

»Valnar!« Sie schmiss die Arme um ihn und drückte ihn an sich, und er hielt sie fest.
 

»Was ist denn mit dir los?«
 

»Ich ... habe dich so vermisst.« Und das war die reinste Wahrheit.
 

Valnar küsste ihre Stirn. »Du hast doch nur ein paar Stunden geschlafen, Alaine.«
 

»Ich weiß.« Alaine drückte sich noch einmal fest an ihm, um sicher zu sein, dass er echt war, dass sie nicht träumte, und er erwiderte die Umarmung erneut.
 

»Na komm, suchen wir einen einsamen Menschen. Unsere Töchter haben Hunger.«
 

»Töchter?«
 

»Ja?« Valnar schaute sie verdutzt an, dann lachte er. »Hast du die etwa schon vergessen?«
 

»N-natürlich nicht!«, antwortete Alaine und grinste. »Tut mir leid, ich bin etwas neben der Spur. Lass uns gehen.«
 

Ein Leben mit Valnar und gemeinsamen Kindern. So wie sie es sich immer gewünscht hatte. So viele Jahre litt sie ohne ihn. Sie waren gerade erst wieder zusammen, bis sie wieder getrennt wurden. Aber diesmal war es endgültig. Diesmal konnten sie in Frieden leben. Kein Zauberbuch. Keine Steintafel. Nur Valnar und sie mit ihrer Familie.
 

Die Erlösung im Tod hatte sie gesucht, aber das Glück gefunden. Und das alles nur, weil ein Elras vergessen hatte, ihre Zellentür abzuschließen.



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