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Wahre Freunde

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Wahre Freunde

Heute war wieder einer dieser Tage, an denen einfach nichts Besonderes oder Außergewöhnliches passierte. Noch dazu war Wochenende und das Wetter war echt miserabel. Was blieb einem da also groß, außer, seine Zeit auf dem Sofa zu verbringen? Richtig: Nichts, rein gar nichts! Außer, man stand darauf, durch den Regen zu gehen und bis auf die Haut nass zu werden.

Haou stand jedenfalls nicht darauf. Deswegen saß er auch auf dem Sofa und spielte Mario Kart. Jaden war auf seinem Zimmer, so weit er wusste. Was auch immer er da machte. Vermutlich aufräumen oder so. Zumindest hatte er irgendwann gehört, dass der Andere mehrmals zum Dachboden raufgegangen ist.
 

Allerdings machte es keinen richtigen Spaß, nur gegen den Computer zu spielen. Die NPCs waren irgendwann vorhersehbar. Mit einem echten Gegenspieler sah alles ganz anders aus. Auf diesen konnte man sich schlecht vorbereiten.

Grummelnd machte Haou das Spiel auf Pause und stand auf. Vielleicht konnte er Jaden ja dazu überreden, die Sachen, Sachen sein zu lassen.

Er ging die Treppe hoch. Die Tür zum Zimmer vom Anderen stand offen.

Am Zimmer angekommen, wollte er direkt seine Frage stellen, wurde aber durch das Chaos vor sich ausgebremmst.
 

„Alter! Was ist das denn? Wo kommt das ganze Zeug her?“

„Vom Dachboden und da ist noch mehr… da hat sich wieder wahnsinnig viel angesammelt. Das muss ich nun einfach durchschauen.“

„Jay, mach es einfach wie Elsa. Lass los, lass jetzt los, das Chaos ist grenzenlos. Wirf das Zeug hier weg, es ist Zeit, sei nun bereit und die Berge türmen sich. Die Ordnung ist momentan kein Teil von dir.“

„Bist du besoffen oder hast du zu viel Zucker gegessen?“

„Weder noch… aber wenn du schon von sprichst. Neben der Tatsache, dass Mario Kart alleine langweilig ist auf die Dauer, könntest du uns was zu Essen kochen.“

„Koch dir selbst was… ich bin beschäftigt.“

„Heee! Servier mich hier nicht ab! Bei dem scheiß Wetter kann man nicht mal rausgehen. Also könnte ich mir auch keinen Döner holen. Unser Dönermann des Vertrauens liefert im Moment ja nicht.“

„Dann bestell dir ne Pizza, die wird geliefert.“

„Warum, wenn du doch da bist?“ Grinsend sah Haou ihn an.

Jaden griff ein Buch und warf es zu seinem Ebenbild. Er traf ihn sogar am Kopf. „Ich bin nicht dein persönlicher Koch!“

„Aua!“ Haou hob das Buch, mit dem er getroffen worden war, auf und sah es genauer an.

Er schlug es auf.

Jahrbuch stand darin.

Er blätterte weiter und sah ein Gruppenfoto einer Klasse. Danach folgten mehrere Einzelbilder vom Braunhaarigen und dessen Mitschülern. Auch Fotos mit mehr als einer Person und weitere Gruppenfotos. Bei manchen stand auch etwas dabei. Beim aller ersten Gruppenfoto hatte „1. Klasse“ drüber gestanden.

Klassenfotos der nächsten Jahre kamen. Doch bei einem blieb er schließlich länger stehen. Er sah zu Jaden und wieder auf das Foto. Er sah die nächsten danach an, aber sie alle ähnelten dem Gruppenbild zur 4. Klasse.
 

„Lief es in der vierten Klasse so scheiße oder warum hast du so ein Gesicht gezogen? Du schaust auf den Fotos wie 100 Jahre Schneeschauer.“

Jaden antwortete nicht. Aber er hörte auf, in der Kiste vor sich herumzuwühlen.

„Am Mangel an Freunden kann es doch nicht gelegen haben. Von denen hattest du in den Klassen davor ja offensichtlich genug.“

„… ich war in der vierten Klasse viel alleine.“

„Hä? Warum das denn?“

„Weil ich gemieden wurde.“

Dieses Mal sagte Haou nichts. Er wartete ab, ob vom Anderen noch Etwas kommen würde.

Es dauerte ein paar Minuten, aber dann sprach Jaden weiter: „Da sind du und Yubel das erste Mal in Erscheinung getreten. Yubel allerdings sehr viel deutlicher, sie konnte ich sehen. Du warst damals eher wie ein Schatten im Hintergrund leicht wahrnehmbar gewesen. Dennoch wollten alle nach und nach nichts mehr mit mir zu tun haben. Es gab nur Wenige, die sich ab und an noch zu mir setzten oder mit mir Etwas machen wollten.“

Der Braunhaarige hatte nicht einmal aufgesehen. Auch jetzt tat er es nicht. Er begann wieder in der Kiste vor sich herumzukramen.

Haou beobachtete ihn, sah ihn ganz genau an. Deswegen entgingen ihm auch nicht leicht bebenden Schultern oder die zitternden Hände.

Er löste sich vom Türrahmen, an den er sich gelehnt hatte, und ging auf den Anderen zu. Er setzte sich zu ihm und nahm ihn einfach in den Arm. Jaden zuckte zusammen.
 

„Gomen… das muss schlimm für Jemanden wie dich gewesen sein. Schließlich bist du Jemand, der Freunde um sich herum braucht.“

„Das… passte schon so. Ä-ändern konnte ich es… eh nicht…“ Er versuchte gar nicht erst, sich die Tränen wegzuwischen. Bringen würde es gerade nichts.

„Tut es nicht… so was hast du nicht verdient… Wie wurde es wieder besser?“ Er hatte sich die ersten Fotos der 5. Klasse angeschaut und auf diesen hatte Jaden wieder zu lächeln angefangen.

„Die Kaiba-Corp hatte damals… eine Aktion… Sie wollten eine Rakete ins All schießen. Ich dachte, d-dass wäre die Chance. Yubel war auch eine Karte, die ich früher… gerne in Duellen genutzt hab… A-aber nach der Sache damals… f-fing ich an, sie zu meiden…“ Jaden holte so tief Luft, wie es ihm gerade möglich war. „I-ich schaffte es, die Karte in die Rakete zu… schmuggeln… Danach dauerte es e-etwas, aber dann… wurde alles wieder gut. A-alle kamen wieder zu mir. I-ich war nicht mehr alleine.“
 

Jetzt verstand Haou, warum Yubel damals diese Wut gegenüber Jaden an den Tag gelegt hatte. Damals, als er die Oberhand über Jadens Körper hatte in dieser anderen Welt. Zwar war es im Duell gegen diesen Geist wieder Jaden gewesen, der die Kontrolle gehabt hatte, aber er selbst hatte dennoch alles mitbekommen. Nur die Details waren nicht bis zu ihm durchgedrungen. Dafür war Jadens Bewusstsein zu stark gewesen.

Danach irgendwann hatten sie beide einen eigenen Körper bekommen. Yubel tauchte nur selten auf, aber nur, um den Anderen mit einem Rat zu helfen oder mal Etwas zu kommentieren.
 

Haou löste sich von Jaden, drehte ihn zu sich.

„Das waren trotzdem alles scheiß Freunde! Wenn die nicht einmal fragen, was los ist. Oder dennoch bleiben, auch wenn es schwer ist. Das sind doch alles scheinheilige, oberflächliche Primaten gewesen! Solche Leute brauchst du nicht! Die Freunde, die du jetzt hast, sind die einzig Wahren, die du an deiner Seite brauchst!“

Er stand auf, griff nach Jadens linkem Handgelenk und zog ihn auf die Füße.

„Und nun machst du deinem besten Freund gefälligst was zu essen! Ich hab Kohldampf! Ich will deine gebratenen Nudeln mit Hähnchen, dazu Reis und zum Nachtisch machst du deine Blätterteig-Apfeltaschen mit Vanillesoße!“

Jaden ließ sich vom Anderen runter in die Küche ziehen.

Er musste lächeln.

Das war doch auch mal wieder typisch Haou. Er konnte nicht direkt sagen, dass ihm Jemand wichtig war und drückte es dann halt auf seine Art und Weise aus. Und in diesem Falle, indem er ihm „vorschrieb“, was er jetzt kochen und backen sollte.
 

Jaden hatte es als Kind eine Zeit lang wirklich nicht leicht gehabt. Dennoch war es eine schöne Zeit gewesen. Er dachte nur selten an das, was in der 4. Klasse passiert war. Deswegen wühlte es ihn jedes Mal aufs Neue wieder auf.

Aber Haou hatte Recht.

Jaden hatte heute zwar nicht viele Freunde, aber dafür welche, auf die er sich immer zu 200% verlassen konnte und die sofort da waren, wenn er sie brauchte!



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