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I wish I could save you

von

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Kapitel 5
 


 

„Wohin gehen wir denn eigentlich?“, wollte Trunks wissen, nachdem sie bereits einige Minuten gegangen waren.
 

„Hast du schon was gegessen?“, stellte Ayumi die Gegenfrage.
 

„Nein, bisher noch nicht.“
 

„Sehr gut.“ Ein zufriedener Ausdruck trat auf ihr Gesicht. „Ich habe nämlich ordentlich Kohldampf. Wie wäre es mit Ramen?“
 

Sie wollte mit ihm essen gehen? Galt das nicht schon als Date? Er war überfordert. Allerdings wirkte sie völlig gelassen, so dass er sich fragte, ob er die Sache höher hängte, als sie eigentlich war. „Klingt super.“
 

Ayumi nickte lächelnd und führte ihn ein paar Straßen weiter zu einem kleinen Lokal in einer Seitenstraße. Sie erklärte ihm, dass sie nach der Arbeit öfter hierherkam, weil das Restaurant auf ihrem Heimweg lag. Außerdem versprach sie, dass er nirgendwo sonst in der Stadt bessere Ramen bekommen würde.
 

„Da bin ich ja mal gespannt.“
 

„Also, bessere Ramen macht eigentlich nur meine Großmutter“, erklärte sie und Trunks entging nicht, dass in Ayumis Stimme bei dieser Aussage noch etwas anderes mitschwang als Stolz. Es fühlte sich schwer an und über ihre Miene huschte ein dunkler Schatten. Doch er hatte keine Zeit, um nachzufragen, denn sie waren vor dem Lokal stehen geblieben und Ayumi schien die kurzzeitige Schwermut abgeschüttelt zu haben.
 

Auf einem Schild über einem großen Automaten konnte man ablesen, was es dort alles zu essen gab. Dahinter stand dann eine Nummer, die man in den Automaten eintippen musste. Wenn man damit fertig war, erschien auf einem Display der Preis des Menüs und man musste Geld einwerfen. Anschließend kam ein kleiner Zettel aus einem Fach, auf dem feinsäuberlich die gesamte Bestellung abgedruckt war. Ayumi führte es ihm vor, da sie bereits wusste, was sie essen wollte und Trunks ohnehin überfordert war.
 

„Und den gibst du dann drinnen beim Personal ab. Sie bereiten alles zu und bringen es dir an deinen Platz. Das ist vollkommen komplikationslos.“
 

„Echt irre“, merkte er fasziniert an.
 

Ayumi legte den Kopf schräg und musterte ihn mit verwundert dreinblickenden Augen. „Dass du das nicht kennst… Woher kommst du nur?“, fragte sie mit einem nachdenklichen Unterton in der Stimme.
 

Da Trunks nicht wusste, was er darauf sagen sollte, ohne sich zu verraten, blinzelte er sie nur stumm an. Ein beklommenes Gefühl des Ertappens kroch dabei seine Glieder empor.
 

„Na ja, ist ja auch nicht so wichtig. Also, was möchtest du essen?“ Ayumi winkte ab und Trunks atmete erleichtert aus.
 

Wie aufs Stichwort brummte Trunks´ Magen. Er schüttelte das unangenehme Gefühl, jeden Moment aufzufliegen, ab und lächelte verlegen, ehe er sich dann auf die Auswahl konzentrierte. Es war gar nicht so einfach, denn hier gab es allerlei leckere Gerichte. Letzten Endes entschied er sich für Ramen mit Schweinefleisch, Gemüse, Ei und Seetang, außerdem bestellte er sich noch ein paar Gyoza mit Gemüsefüllung dazu.
 

Ayumi begrüßte das Personal hinter der Theke freundlich und reichte ihren Bestellzettel an einen jungen Mann in weißer Kochkleidung weiter. Trunks tat es ihr nach und folgte ihr in den hinteren Teil des Restaurants. Sie ließ sich an einem kleinen Tisch nieder, der nur Platz für zwei Personen bot. Sofort kam ein anderer Mitarbeiter herbeigeeilt und stellte ihnen einen großen Krug Wasser und zwei Gläser bereit. Außerdem reichte er ihnen auf einem Tablet zwei aufgewärmte, klein zusammengerollte Handtücher und Trunks war froh, wenigstens in der Situation Bescheid zu wissen. Selbst in der Zukunft war es vor der großen Zerstörung der Stadt in den Restaurants üblich gewesen, dass man vor einer Mahlzeit ein solches Handtuch gebracht bekam. Damit sollte man sich die Hände und das Gesicht saubermachen.
 

Als Trunks mit dem Tuch über sein Gesicht fuhr und es dann wieder sinken ließ, bemerkte er, dass Ayumi ihn aufmerksam beobachtete. „Ist irgendwas?“, fragte er. Ihn beschlich ein unangenehmes Gefühl, als hätte er irgendwas falsch gemacht, worauf Ayumi ihn gleich aufmerksam machen würde.
 

„Oh, nein, nein“, wehrte sie ertappt ab. „Ich wollte nur mal sehen, ob du weißt, was man mit dem Handtuch macht.“
 

„Klar“, erwiderte er, „ganz so weltfremd bin ich dann doch nicht.“ Er zwinkerte ihr zu, woraufhin sie kicherte.
 

Seltsam, in manchen Situationen kam sich Trunks sehr selbstsicher vor und benahm sich auch so. Und in anderen war er wiederum völlig überfordert und verlegen, so dass ihm ständig die Hitze in die Wangen schoss. Sie brachte ihn ständig aus dem Konzept und er wusste nie, wie er darauf reagierte.
 

Während sie auf das Essen warteten, plauderten sie ein bisschen. Ayumi erzählte ihm von ihren Kunden und was sie schon alles mit ihnen erlebt hatte. Da gab es so einige Geschichten, die meisten davon urkomisch, so dass sie sich bald vor Lachen die Bäuche hielten. Trunks war froh darum, denn so neugierig, wie er sie bisher kennengelernt hatte, hatte er befürchtet, sie würde ihn weiterhin mit Fragen löchern, auf die er nur ausweichend und/oder mit Lügen antworten konnte, was ihm gar nicht recht gewesen wäre. So allerdings lockerten ihre Geschichten die Stimmung zwischen ihnen weiter auf und Trunks fühlte sich wohl und gelöst.

Als dann weniger später das Essen kam, lief Trunks bei dessen Anblick das Wasser im Mund zusammen.
 

„Köstlich“, nuschelte er, nachdem er den zweiten Bissen im Mund hatte.
 

„Nicht wahr? Es ist unglaublich gut.“
 

Sie aßen beide in stiller Begeisterung und Trunks war wirklich hin und weg. So eine gute Nudelsuppe hatte er ewig nicht gegessen. Auch die Gyoza waren unheimlich lecker und er musste sich zusammenreißen, um nicht zu sehr zu schlingen.
 

„Mann, war das gut“, lobte er das vorzügliche Mahl, nachdem er den letzten Tropfen Suppe getrunken und die letzte Teigtasche verdrückt hatte.
 

Ayumi strahlte erfreut. „Super! Du musst unbedingt deine Mutter hierherbringen, dann kann sie auch mal probieren.“
 

„Das mach ich.“ Trunks nickte. „Sie wird genauso begeistert sein. Aber du sagtest, deine Großmutter macht noch bessere Ramen?“
 

Das Mädchen nickte stolz, doch wieder entging Trunks nicht, dass ihre Miene für einen winzigen Sekundenbruchteil erstarrte. Während er darauf wartete, dass sie etwas dazu sagte, verdüsterte sich ihr Gesichtsausdruck immer mehr. Zwar zierten ihre Lippen weiterhin ein stolzes Lächeln, doch es erreichte längst nicht mehr ihre Augen.
 

„Alles okay, Ayumi?“
 

Ihre Schultern sackten ein wenig herab, obwohl sie versuchte, ihr tapferes Lächeln weiter aufrecht zu erhalten. „Ja, alles okay.“ Trauer kam in ihren azurblauen Augen zum Vorschein. „Es ist nur…“ Sie druckste herum und sah auf ihre Finger herab, die in ihrem Schoß lagen und nervös miteinander spielten. „Sie hat schon lange keine Ramen mehr gekocht.“
 

Der Halbsaiyajin spürte, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. Er wollte gerade nachhaken, als sie ihm erneut ein tapferes Lächeln schenkte. Doch auch dieses Mal schien es ihr schwer zu fallen, denn der Rest ihres Gesichtes wollte dem Lächeln nicht folgen. Ganz besonders ihre Augen bekamen einen trüben Glanz und verloren von der fröhlichen Ausstrahlung.
 

„Warum nicht?“, fragte er sanft nach und hoffte, er drängte sie damit nicht zu sehr. Immerhin kannten sie sich gerade mal einen Tag, was Trunks seltsam vorkam, denn für ihn fühlte es sich so an, als würden sie sich bereits seit längerer Zeit kennen.
 

Jetzt erlosch das Lächeln gänzlich und zurück blieb Trauer und Schmerz. Sie zuckte mit den Schultern und senkte den Blick wieder. „Sie ist sehr krank“, murmelte sie. Von der fröhlichen Ayumi von vor ein paar Minuten war nichts mehr zu sehen. Der Rücken war krumm, als trüge sie eine tonnenschwere Last auf den Schultern, die schwarzen Haare fielen ihr vors Gesicht, so dass es Trunks schwerfiel, ihr in die Augen zu sehen.
 

„Kümmert sich jemand um sie?“, hakte er behutsam nach.
 

„Ja, ich.“ Sie hob den Kopf und ein schiefes und bitteres Lächeln zupfte an einem Mundwinkel.
 

Trunks sackte nun ebenfalls in sich zusammen. Bedeutete das etwa…?
 

„Was ist mit deinen Eltern?“
 

Ayumi schüttelte sich kurz, als würde sie sich von der schweren Last und der Trauer befreien wollen, doch in ihrer Miene konnte er all diese Emotionen weiterhin ablesen. Dennoch wirkte ihre nun aufrechte Haltung sehr stark auf ihn. Als könnte sie nichts und niemand in die Knie zwingen.
 

Ehe Ayumi antwortete, griff sie nach ihrem Glas und trank einen Schluck Wasser. „Die leben beide schon lange nicht mehr. Ich bin größtenteils bei meiner Großmutter aufgewachsen.“
 

Da war Trunks baff. Mit so einer schrecklichen Geschichte hatte er nicht gerechnet.
 

Er fühlte, wie eine unglaubliche Zuneigung und großes Bedauern in ihm aufstiegen. Doch er wollte diese Enthüllung nicht mit einem lapidaren „Das tut mir leid“ abspeisen, dafür war es eine zu große Sache. Irgendwie wollte er aber trotzdem zum Ausdruck bringen, wie leid ihm das tat, weil er sehen konnte, wie sehr Ayumi das belastete. Vor allem, da er ihre Trauer mehr als gut nachvollziehen konnte. Er selbst hatte unglaublich viel Leid ertragen müssen, als die Cyborgs in seiner Zeit aufgetaucht waren.

Ohne darüber nachzudenken, griff Trunks über den Tisch nach ihrer Hand und hielt sie fest. Er drückte sie und hielt den Blick auf ihr Gesicht gerichtet. Ayumi war für eine Millisekunde zusammengezuckt und betrachtete nun ihre beiden Hände, die auf dem Tisch lagen, ehe sie aufsah.
 

„Danke“, sagte sie leise.
 

Jetzt war Trunks derjenige, der ihr ein Lächeln schenkte. Und zwar eins der aufmunternden Sorte. Mit Freude stellte er fest, dass es bei ihr ankam und sie es erwiderte. Die schwere Trauer in ihren Augen war zwar nicht weg, wog aber längst nicht mehr so schwer. Vermutlich auch, weil sie einfach ein starkes Mädchen war. Das konnte gar nicht anders sein, denn wer in ihrem Alter keine Eltern mehr hatte und sich um eine kranke Großmutter kümmerte, der musste stark sein.
 

Ayumi trank einen weiteren Schluck Wasser und spülte damit jedwede Traurigkeit hinfort, die bis eben Besitz von ihr ergriffen hatte. Sie schien sich eine imaginäre Rüstung anzuziehen, um nicht zusammenzubrechen. „Na ja, jedenfalls geht es ihr seit einer Weile sehr viel schlechter. Sie braucht ständig Hilfe bei allem. Wir haben eine Nachbarin, die mir ab und zu hilft. Damit ich arbeiten gehen kann oder um mir mal frei zunehmen, wie Frau Sato sagt. Deswegen arbeite ich auch in dem Dorayaki-Laden, weil ich mir eine Ausbildung oder den Besuch einer Uni nicht leisten kann. Also, zeitlich gesehen. Aber es ist okay, es geht uns soweit gut“, sprudelte es aus ihr heraus, als hätte sie nur in diesem einen Moment die Kraft dazu, all diese Worte auszusprechen.
 

Trunks presste die Lippen aufeinander und bemühte sich, ihr ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Sie war ein starkes Mädchen, doch dieses Schicksal war nicht fair. Sie sollte zur Uni gehen können, studieren, was auch immer sie studieren wollte, Zeit mit Freunden verbringen und das Leben genießen. Stattdessen war sie an ihre Großmutter gefesselt, um die sie sich kümmern musste und arbeitete in einem kleinen Laden, der gefüllte Pfannkuchen verkaufte. Allem Anschein nach hatte sie sich mit dieser Situation arrangiert und konnte der Arbeit in dem kleinen Kiosk sogar etwas Schönes abgewinnen, aber dennoch, es war ungerecht. Sicher, Trunks verstand, dass sie an ihrer Großmutter hing und es außer ihr niemanden gab, der sich um sie kümmern konnte, er würde es genauso machen. Aber trotzdem lebte Ayumi ein Leben, das mit vielen Widrigkeiten und Verzicht gespickt war. Und dabei wirkte sie auch noch so unendlich fröhlich, wenn sie nicht gerade von ihren Gefühlen übermannt wurde. Es verlangte Trunks sehr viel Respekt ab. Ein solch tragisches Schicksal hatte er nicht erwartet und es beeindruckte ihn, wie sie damit umging.
 

„Das ist aber schön, dass eure Nachbarin euch hilft“, sagte er. Es schien ihm am unverfänglichsten. Eine läppische Entschuldigung kam ihm immer noch nicht angebracht vor.
 

Plötzlich fiel ihm auf, dass er immer noch ihre Hand hielt. Ihre warmen Finger hielten seine sanft fest; sie machte keine Anstalten, die Umklammerung zu lösen. Allerdings fing sein Herz nun kräftig an zu schlagen, als ihm die Berührung derart bewusstwurde. Hitze schoss ihm in die Wangen und er hätte gerne mit dem mittlerweile abgekühlten, feuchten Handtuch über sein Gesicht gewischt. Auch Ayumi bemerkte nun, dass sie sich immer noch bei der Hand hielten und wurde ebenfalls rot um die Nasenspitze. Gleichzeitig lösten sie langsam ihre Hände voneinander und starrten einen Moment verlegen die Tischplatte an.
 

„Ja“, sagte Ayumi dann und räusperte sich. Ihre Stimme war seltsam belegt. „Frau Sato ist wirklich ein Engel. Aber ich müsste langsam nachhause und nach meiner Großmutter sehen.“
 

„Ja, natürlich.“ Trunks´ Kopf schoss hoch. „Ich begleite dich.“
 

„Sehr gerne“, freute sie sich und lächelte scheu.
 

Sie ließen die Schwere und die Traurigkeit des Gesprächs zurück, packten ihre Sachen zusammen, verabschiedeten sich vom Personal und verließen das Restaurant. Da erst wurde Trunks bewusst, dass er sie ja gar nicht eingeladen hatte. Er war doch wirklich ein Trottel!
 

„Mist“, fluchte er leise und zog vor lauter Zorn auf sich selbst die Augenbrauen zusammen. Nicht mal daran hatte er sich gehalten. Zuerst vergaß er ein kleines Geschenk zu besorgen, und dann lud er sie nicht mal ein.
 

„Was ist los?“, wollte sie sofort wissen.
 

„Ach… Ich Depp hab´ dich gar nicht eingeladen.“
 

Ayumi machte eine wegwerfende Handbewegung und kicherte. „Ist doch nicht so schlimm.“
 

„Doch, das gehört sich so. Ich ärgere mich wirklich.“
 

Als er eine Hand an seinem Oberarm spürte, blickte er auf und sah in wunderschöne azurblaue Augen, die in den leuchtenden Straßenlaternen mit den Sternen am Himmel um die Wette funkelten. „Mach dir keinen Stress, Trunks.“ Da, da war es wieder. Dieses Gefühl, wenn sie seinen Namen aussprach. Wie eine wohltuende Streicheleinheit für sein Herz. Ein warmes Gefühl rann seine Wirbelsäule hinab und verursachte ein Kribbeln in seinem Bauch.
 

„Du warst ja nicht darauf vorbereitet. Das nächste Mal, ja?“ Ayumi schmunzelte kess.
 

Er blinzelte sie mit großen Augen an. Sie hat von einem nächsten Mal gesprochen, fegte es durch Trunks´ Gedanken.
 

„Auf jeden Fall“, versprach er ernst, ließ sich dann aber von ihrem Schmunzeln anstecken.
 

Keine Sekunde später überrumpelte sie ihn dann damit, dass sie sich bei ihm unterhakte. Sie lief so dicht neben ihm, dass ihm ihr Duft in die Nase stieg. Sie roch nach dem Ramenrestaurant, nach würziger Sojasoße und etwas Gebratenem, gleichzeitig kam aber ein blumiger Geruch darunter hervor, der sich ihm einbrannte. Er könnte schwören, dass sie nach den Kirschblüten duftete, unter denen sie heute Mittag gesessen hatten. Für die ersten paar Minuten versteifte er sich unwillkürlich, da ihm ihre Nähe überdeutlich bewusst war und er gar nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. Doch ziemlich schnell gewöhnte er sich daran und genoss es, wie es sich anfühlte, dass sie so dicht neben ihm lief. Es war schlicht und ergreifend einfach schön.
 

Während des restlichen Heimwegs erzählte ihm Ayumi von ihren anderen Lieblingsgerichten des gerade besuchten Restaurants und was ihre Großmutter noch so gut kochen konnte. Jetzt, da das Geheimnis gelüftet war, schien sie viel freier darüber reden zu können.
 

„So, da wären wir“, verkündete sie und blieb in einer kleinen, schmucklosen Seitenstraße vor einem winzigen Häuschen stehen. Angrenzend befand sich ein identisches Haus. Beide waren grau und fielen unter den vielen anderen grauen Häusern überhaupt nicht auf. Jedoch stach das Haus, vor dem sie standen, durch einen länglichen Blumenkübel vor dem Eingang heraus, in dem ein paar Alpenveilchen wuchsen. „Meine Großmutter liebt diese Blumen“, erklärte sie, als sie Trunks´ Blick bemerkte. „Und sie pflegt sie auch selbst, das lässt sie sich nicht nehmen. Hier nebenan wohnt Frau Sato, aber sie sitzt jetzt vor dem Fernseher und sieht sich ihre Lieblingsrateshow an. Dabei will sie nicht gestört werden.“ Ayumi kicherte leise und löste sich von Trunks.
 

Er spürte sofort, dass ihm etwas fehlte. Dass ihm jemand fehlte. Er hatte es so genossen, dass sie so nah bei ihm gewesen war. Gerne hätte er wieder nach ihrer Hand gegriffen, aber jetzt traute er sich nicht mehr. Bei ihrem Anblick fragte er sich jedoch, ob sie darauf wartete, dass er das tat. In ihren Augen blitzte etwas auf, dass fast nach Hoffnung aussah.
 

„Und was machst du jetzt noch?“, wollte er wissen, um sich von seinem inneren Kampf abzulenken.
 

„Nachdem ich nach meiner Großmutter geschaut habe, werde ich nur noch duschen gehen und schauen, was noch zu tun ist. Da Frau Sato aber sehr gründlich ist, werde ich nicht mehr viel zu tun haben. Und du?“
 

„Ich? Na ja, auch nicht mehr viel. Vielleicht ein bisschen lesen.“
 

„Was liest du denn?“, hakte Ayumi nach und trat einen winzigen Schritt auf ihn zu. Trunks bemerkte das und fragte sich, was jetzt gleich passieren würde. Die Luft zwischen ihnen schien elektrisch aufgeladen zu sein, so sehr, dass er es beinahe knistern hörte. In seinem Hals bildete sich ein Kloß und er räusperte sich, ehe er antwortete. „Keine Ahnung, vielleicht einen Krimi.“
 

„Dann wünsche ich dir viel Spaß dabei. Wir sehen uns morgen?“ Ein weiterer kleiner Schritt Ayumis. Es fehlte nicht mehr viel und sie stünden Brust an Brust.
 

„Morgen?“, fragte Trunks nach. Er war so überfordert mit der Situation, dass er gar nicht mehr daran dachte, dass sie sich ja für morgen verabredet hatten. Gleichzeitig verschwamm die Welt um ihn herum. Die Geräusche der Straße verblassten, der Boden unter seinen Füßen fühlte sich schwammig an, als würde er auf einer Wolke stehen.
 

„Ja, du wolltest mir deine Kampfkünste zeigen“, erwiderte sie so leise, dass nur er es verstehen konnte, weil sie sich so nah waren.
 

Trunks schluckte. Das Blut rauschte ihm in den Ohren. „Und was ist mit deiner Großmutter?“
 

„Die ist versorgt, ich hätte ja morgen eigentlich arbeiten sollen. Also? Steht unsere Verabredung?“
 

Wieder musste er schlucken, bevor er was sagen konnte, da er sich nicht sicher war, ob aus seinem staubtrockenen Mund ein Ton herauskommen würde. „Ja“, antwortete Trunks kurz und knapp und ebenso leise. Er war gar nicht in der Lage, noch mehr zu sagen, denn er verlor sich gerade in ihren blauen Augen. Als würde er kopfüber in einen Ozean eintauchen, auf die Gefahr hin, nie wieder herauszukommen.
 

Ein metallisches Klappern hinter ihnen ließ sie wie die Käfer bei angehendem Licht auseinanderstoben. Auf der anderen Straßenseite hatte ein junger Mann sein Fahrrad fallen lassen, allerdings beachtete er Trunks und Ayumi überhaupt nicht. Der junge Halbsaiyajin bemerkte jetzt allerdings, wie heftig sein Herz wummerte. Sämtliche kleinen Härchen auf seinem Körper standen zu Berge. Nachdem er einen Blick auf seine Begleiterin warf, fiel ihm auf, dass sie ähnlich aufgeregt zu sein schien und vor allem genauso erschrocken war wie er.
 

Das junge Mädchen schüttelte sich unmerklich. „Wäre dir 12 Uhr recht? Ich mache uns etwas zu essen“, nahm sie den Faden von eben wieder auf, ohne ihm aber wieder näher zu kommen.
 

„Ja, perfekt. Ich hole dich ab.“
 

„Sehr gerne. Dann bis morgen, Trunks.“ Ayumi ging zur Haustür und schloss auf. Als sie bereits in der offenen Tür stand, drehte sie sich nochmal zu ihm um. „Ich freu mich.“
 

„Ich freu mich auch, Ayumi.“



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