Zum Inhalt der Seite

Meine Tage sind gezählt

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Gedanken kreisen

Was macht man an seinem letzten Tag oder besser, wie geht man damit um, wenn man weiß, dass man morgen sterben wird? Den Tag mit seinen Liebsten verbringen, das machen, was einem Spaß macht und ablenkt. Oder aber einen Serienmarathon starten, Vikings und The last Kingdom ein letztes Mal genießen und in die Welt der Wikinger eintauchen. Ich hingegen kann nichts machen, nur aus dem vergitterten Fenster schauen und kurz habe ich sogar darüber nachgedacht, das Stroh in meinem Nachtlager zu zählen.
 

Was sonst soll man in einem Dreckloch von einem Gefängnis machen? Einen Tunnel mit den bloßen Händen graben kam mir schon in den Sinn, scheiterte aber daran, dass der Boden aus massiven Stein gebaut und somit unüberwindbar ist. Mist und zugeben, ich habe schon Angst morgen als Grillhähnchen zu enden. Lebendig vor aller Augen auf einem Stapel Holz zu verbrennen, unterstrichen von wüsten Beschimpfungen.
 

Eine Hure des Teufels werden sie mich nicht nennen. Ich bin männlich und doch werden sie Worte finden, um ihren Unmut auszudrücken und ihre Erleichterung kundzutun. Es war und es ist immer so. Bei jeder Hinrichtung, bei jedem Prozess und ich kann froh sein, dass es mich ins Mittelalter verschlagen hat und keiner auf die Idee kommt, mir den Blutadler zu verpassen. Bekannt ist er sicherlich, vergessen wird nichts. Schon gar nicht Hinrichtung oder Foltermethoden. Egal wie alt sie sind und woher sie stammen.
 

Überliefert wird vieles, auch das, was sich vor der Pest alles zugetragen hat. In Worten und Bildern. Gelegentlich auch in Gesang wobei ich mir da nicht ganz so sicher bin. Mit allem kenne ich mich dann doch nicht aus und wenn ich ehrlich bin, will ich das auch gar nicht. Wissen ist gut, Wissen ist Macht und doch reicht mir eine gewisse Allgemeinbildung, ohne klugscheißen zu müssen.
 

Ich glänze mit anderen Eigenschaften, mit Emotionen, zu denen ich stehe und deutlich zeige. Außerdem hätte ich jetzt gerne einen Kaffee, gesalzenes Gebäck und ein gutes Buch. Decken und ganz viele Kissen, in die mich reinkuscheln kann und vergesse, dass morgen alles vorbei sein wird. Angst habe ich dennoch. Mir graut es vor dem Feuer, der hetzenden Meute, den Schmerzen und der Ohnmacht, die viel zu spät kommen wird. Mein Magen zieht sich zusammen und mir fällt ein, dass ich seit einigen Tagen nichts mehr gegessen habe. Mit Wasser und Brot kann ich nichts anfangen und ich hatte die Hoffnung, dass ich schon vor der Hinrichtung schwächeln und zusammenbrechen würde.
 

Weit gefehlt. Mein Körper will nicht so wie ich es will und eher macht mir die Kälte zu schaffen. Ich habe das Gefühl meine Finger sind taub. Es kribbelt, gleichzusetzen mit rieselndem Sand. Und dann sind da immer noch die Schmerzen von der Folter. Nachdenken will ich nicht, es ist die Hölle auf Erden und der Mensch ist das schlimmste Monster, was auf dieser herumirrt. Traurig, aber es ist wahr. Menschen sind grausame Zeitgenossen. Sie foltern, quälen und töten zum Spaß. Aus Gründen, die mir nicht begreiflich sein wollen. Ändern wird es sich nie und es werden noch sehr viele grausame Dinge passieren. Wenn mich jemand hören kann, so bitte ich, lasst mich aus diesem suspekten Alptraum aufwachen.
 

Mein Flehen bleibt unerhört, meine Angst ungesehen und mein Schmerz hallt klagend von den steinernen Wänden meiner kargen Gefängniszelle. Wimmernd umklammere ich meinen Körper, warte leise weinend auf meine Hinrichtung und denke schwach lächelnd an meine Freunde, die ich nicht nur vermisse, sondern gerne ein letztes Mal in die Arme geschlossen und mich von ihnen verabschiedet hätte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück