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Im Schein von Marcos Flammen

Marco x Ace
von

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Im Schein von Marcos Flammen

Es hatte ein gesamtes Jahr gebraucht, um Marco ausfindig zu machen. Zwar hatte Ace seine Spur nie ganz verloren, aber war ihm wie ein dummer Hund hinterhergejagt, ohne jemals mit ihm aufzuholen. Die meisten Inseln hatte Ace erreicht, als der Pirat wieder fortgewesen war, um sich all die Taten anzuhören, welche die Bewohner des Ortes in Aufruhr versetzt hatten. Entgegen Aces Erwartungen waren es jedoch keine Geschichten über Raub und Mord, sondern über geheilte Krankheiten chronisch erkrankter Menschen und eines unbezahlten Bechers voll Sake, was der Besitzer der Taverne jedoch mit einem erheiterten Lächeln abgetan hatte. Es war schwer vorstellbar, dass sie über denselben Mann sprachen, den Ace zu schnappen versuchte. Den er auf jeden Fall schnappen würde!

Obwohl Ace dem berüchtigten Phönix nur ein einziges Mal über den Weg gelaufen war, saß die Erniedrigung noch immer wie glühende Kohle tief in Aces Brust. Die Erinnerungen an die kurze Begegnung in dem kleinen Lokal waren noch immer glasklar und so scharfkantig, dass Ace kaum darüber nachdenken konnte, ohne dass sich die Hitze seiner Wut in seinem gesamten Körper ausbreitete.

Mit jedem Stück, dem er sich dieser Insel näherte, auf der sich Marco laut den Sichtungen aufhalten sollte, umso weniger Schlaf hatte Ace bekommen. Die meisten Nächte lag er wach in den Betten der verschiedenen Unterkünfte oder angelehnt an dem Mast seines Strikers und stellte sich Marcos Gesicht vor, wenn er ihm die Seesteinhandschellen umlegte. Wie würde es aussehen? In manchen Nächten stellte er sich vor, wie überrascht die markanten Züge wirken würden, vielleicht sogar ein bisschen entsetzt und verzweifelt.

Meistens verwandelte sich der Ausdruck aber gegen Aces Willen zu dem verschlafenen, erheiterten Grinsen, mit dem er Ace damals angesehen hatte und das ihm auch heute noch unter die Haut ging.

Marco hatte ihn seinen größten Fan genannt, gesagt, dass Ace von ihm fasziniert sei – was für ein Unsinn!
 

Ace stemmte die Hände in die Hüften, als er vor dem Eingang des Badehauses zum Stehen kam. Sein finsterer Blick heftete sich auf die kleine Hütte, vor der ein buschiger Nadelbaum wuchs, der mit allerlei Dingen behangen war.

So weit Ace es auf dem Weg durch die Ortschaft mitbekommen hatte, wurden auf der Winterinsel irgendwelche Festigkeiten gefeiert. Er nahm an, dass das rote Lametta, das von den tiefgrünen Ästen der Tanne hing und Ace an glühende Kohlen im Feuer, an sein Feuer, erinnerte, etwas damit zu tun hatte.

Aces Mundwinkel zuckten für den Sekundenbruchteil, als er die kleine Figur im Baum hängend entdeckte. Sie war aus Holz geschnitzt und bemalt worden. Der dichte Bart und die grauen Haare erinnerten Ace mit dem breiten Grinsen unwillkürlich an seinen Großvater, obwohl er sich diesen nicht in seiner Badehose und mit einer in den Pool springenden Pose vorstellen wollte.

Ace schüttelte den Kopf und fasste sich, ehe er auf den Nadelbaum zutreten und sich die Ornamente aus nächster Nähe ansehen konnte. Stattdessen setzte er seinen finsteren Blick wieder auf und marschierte in das örtlichen Onsen hinein. Immerhin war er auf einer Mission. Diesmal würde er Marco die Seesteinhandschellen anlegen und ihn abführen. Wie an so vielen Tagen und Nächten spornten Ace nur die Erinnerungen an den kecken Gesichtsausdruck und der amüsierte Ton von Marcos Stimme ihn an.
 

„Sie können da nicht einfach hineinspazieren, werter Herr“, erklang eine Stimme, als Ace den Innenraum des Empfangs durchquerte und den Schildern folgte, die ihn zu den männlichen Umkleideräumen lotsten. Von dort durfte es nicht mehr weit zu den heißen Quellen sein, von denen die Frauen dieses Dorfes munkelten, dass sich dort der gutaussehende und charmante Blaue Phönix aufhielt. Allein bei der Beschreibung protestierte alles in Ace.

Ace wandte sich dem kleinen, schmächtigen Mann zu, der hinter dem Schreibtisch des Empfangs stand und ihn mit besorgtem Blick musterte. Sogleich verbeugte sich Ace vor ihm. „Ich habe kein Geld, um Eintritt zu bezahlen, aber ich habe auch nicht vor lange zu bleiben oder Fuß ins Wasser zu setzen“, versicherte Ace dem Mann. „Aber ich suche nach einem gefährlichen Piraten, der sich hier aufhalten soll.“

Ein Zittern ging durch den schmalen Körper hinter dem Schreibtisch. „Oh… Dann sollten Sie… ich meine, dann…“ Er machte eine rasche Handbewegung zu den Umkleideräumen.

Ace grinste, wohl wissend, dass der Marinemantel mit seinen Abzeichen stets ein gewisses Vertrauen in Menschen weckte und Türen öffnen konnte. Allerdings wog der Mantel an gewissen Tagen deswegen nicht weniger schwer auf Aces Schultern, wenn er an all die Regulierungen und Gesetze dachte, an die man sich halten musste und die seine Freiheit tagtäglich einschränkten.
 

Seinen Weg fortsetzend, marschierte Ace durch den Raum mit seinen kleinen Schränken, die Fächer besaßen, in dem die Kleidungsstücke der Gäste aufbewahrt wurden. Ace spähte zu ihnen hinüber. Sein Blick blieb automatisch an dem violetten Hemd hängen, das ordentlich zusammengefaltet auf dem Rest von Marcos Kleidung lag. Auf ihm lag ein geflochtenes Armband, das Ace zur Hand nahm, nachdem er nähertrat. Nein, es war kein Armband, sondern das Accessoire, das Marco stets am Unterschenkel trug und deren Bedeutung Ace unbekannt war. Er kannte es nur aus einigen Steckbriefen und Fotos, die von Marco im Laufe der Jahre gemacht worden waren.

Ace ließ das kleine Kettchen durch seine Finger gleiten, ehe er es behutsam zurück auf das Hemd legte. Hatte der Mann keinen Wintermantel dabei? Zwar wusste Ace, dass auch Marco eine Teufelsfrucht gegessen hatte, die ihm auf gewisse Art und Weise Feuerkräfte verlieh, doch diese waren von Grund aus anders als die von Ace. Seine Kräfte zerstörten, Marcos hingegen… nun, so genau wusste Ace nicht, was Marcos Feuer eigentlich tat. Doch ihm waren schon mehrfach Gerüchte zu Ohren bekommen, die von den Bewohnern dieser Ortschaft nur wiederholt worden waren. Stimmte es, dass Marcos Feuer heilen konnte? Ausgerechnet ein Pirat besaß ein heilendes Feuer, während Aces nur—

Er beendete den Gedanken nicht, sondern wandte sich ab. Er durfte sich nicht andauernd ablenken lassen. Er war nur hier, um Marco zu verhaften. Was danach mit diesem geschah, lag nicht in Aces Verantwortung. Ob er für seine kriminellen Taten als schuldig befunden wurde oder nicht, lag nicht in Aces Macht zu entscheiden. Er war nur ein Marinekapitän. Aces Hände ballten sich zu Fäusten, als ein bitteres, furchtbar vertrautes Gefühl in ihm hochstieg.

Wirsch schob Ace den Vorhang beiseite, um hinaus in den abgesperrten Bereich hinter dem Gebäude zu treten, in dem sich die heißen Quellen befanden. Ein hoher Zaun aus Bambus trennte die Bereiche zwischen den Geschlechtern, während heiße Luft in den Nachthimmel aufstieg. Hier und da hingen einige Lampions, die mit ihrem warmen Licht den Bereich erhellten und die Handvoll Männer preisgaben, die in der breiten Quelle eingetaucht saßen.

Drei von ihnen saßen als Gruppe zusammen in einer Ecke, während ein anderer etwas weiter entfernt das Gespräch befolgte. Doch es war der letzte im Bunde, der in der weitentferntesten Ecke am steinernen Rand lehnte, an dem Aces Blick hängenblieb. Die merkwürdige Frisur würde er immer auf den ersten Blick wiedererkennen.

Ein Kribbeln breitete sich sogleich auf seiner Haut aus. Sein Herz schien einen Sprung auszusetzen, als Marco den Blick hob und Augenkontakt herstellte. Kein Muskel zuckte in dem verschlafenen Gesicht, fast so, als hätte Marco ihn erwartet, obwohl das unmöglich war. Er versuchte nicht einmal zu fliehen, fiel es Ace auf, als er sich aus der Starre riss, in die er verfallen war, und weiterging, direkt auf Marco und den Rand der Quelle zu.

Marco hob die Arme aus dem Wasser, um sie auf dem steinernen Rand abzulegen und es sich bequemer zu machen. Nahm dieser Mann ihn denn kein Stück ernst?

„Ich bin nicht dein Fan“, stellte Ace klar, als er direkt vor Marco stand.

Dieser legte den Kopf in den Nacken, um zu Ace aufschauen zu können. Seine Mundwinkel hoben sich zu einem faulen Schmunzeln. „Hast du mich hier aufgespürt, um mir das zu sagen? Muss dir ja unheimlich am Herzen gelegen haben, yoi.“

Ace biss sich auf die Unterlippe, als die Wut in ihm hochbrannte. Gleichzeitig mischte sich der Zorn mit einer anderen Art der Hitze, als er sah, wie Marcos Augen an seinem Mund zum Ruhen kamen. „Ich bin hier, um dich zu verhaften.“

Mit schwitzigen Händen holte Ace die Seesteinhandschellen hervor, die er bisher noch für keinen Kriminellen benutzen musste. Für gewöhnlich war er stärker als alle seine Gegner, weshalb er diese meist bewusstlos schlug, anstatt diese Handschellen auszupacken. Das konnten auch die Matrosen des nächsten Stutzpunkts machen. Allein die Berührung dieser Handschellen saugte Ace bereits einen Teil seiner Kräfte aus. Er hasste sie, denn sie raubten einem Teufelsfruchtbenutzer sämtliche Freiheit.
 

Für einen Moment von seinem eigenen Gedanken abgelenkt, zuckte Ace zusammen, als Marco sich aus seiner sitzenden Position erhob. Ace blieb erstarrt stehen und sah ihm dabei zu, als Marco neben ihm aus dem Wasser stieg, nur in eine dunkle Badehose gekleidet. Er überragte Ace um gut einen Kopf und baute sich direkt vor Ace auf, als würde ihm die eisige Winterkälte nichts ausmachen.

Der letzte Abstand wurde zwischen ihnen überbrückt, bis Marcos nackte Brust, auf der sich Gänsehaut ausbreitete, was den einzigen Anhaltspunkt darstellte, dass er die Kälte wahrnahm und nur auf cool tat, nur wenige Zentimeter von Aces Marinemantel entfernt befand. Für einen wahnwitzigen Gedanken stellte sich Ace vor, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn Marcos Finger unter den Stoff des offenen Mantels fuhren und ihn Ace von den Schultern schieben würden.

Stattdessen legte sich Marcos Hand auf den Rücken der Hand, die die Seesteinhandschellen hielt. „Es ist unangenehm sie zu tragen, nicht wahr, Ace?“, raunte Marco, als sei er mit Ace mindestens genauso vertraut wie Ace mit ihm. Als verstand er, wie anstrengend nicht nur die Seesteinhandschellen, sondern auch dieser Job war.

Ace wollte mit einem bissigen Kommentar antworten, brachte aber keinen Laut über die Lippen. Dafür war er diesem Piraten für über ein Jahr hinterhergejagt, damit sich Ace sprachlos in seiner Nähe wiederfand?!

„Weißt du, du würdest dich gut als Pirat machen“, fügte Marco leiser hinzu, als er sich noch etwas weiter vorlehnte, bis Ace den fremden, heißen Atem auf den Lippen spürte.

Seine Lider schlossen sich gegen seinen Willen und Ace musste mit sich kämpfen, um sich aus diesem Moment der Schwäche, der Zweifel, zu befreien. „Ich würde niemals—“ Ace riss die Augen auf, doch Marco stand nicht mehr vor ihm. Stattdessen wuerde er von der Männergruppe amüsiert bei seinem Ausbruch beobachtet.

Hektisch sah er sich um, doch von Marco war keine Spur mehr. Sogleich setzte sich Ace in Bewegung, denn weit konnte Marco nicht sein. Er würde nicht ohne seine Kleidung, ohne das Kettchen, gehen!
 

Ace wetzte zurück zu den Umkleideräumen, sah jedoch nur noch eine Person aus dem Raum verschwinden. Mit hämmernden Herzen rannte Ace hinter Marco her, vorbei am Empfang und an dem schmächtigen Mann, der genauso besorgt und verwirrt wie am Anfang aussah, und in die Nacht hinaus. Doch Ace war zu spät.

Sein Mund klappte auf, als er den blauen Phönix über sich am Himmel entdeckte, der die Dunkelheit erhellte und majestätisch die Flügel spreizte. Marco sah in seiner eleganten Phönixgestalt zu ihm hinab, ehe er sich umwandte und davonflog.

„Ich werde dich kriegen, Marco!“, brüllte Ace in die Nacht hinaus, sicher, dass Marco sich noch in Hörweite befand. Neben ihm glitzerte das Lametta im Tannenbaum in einem bläulichen Licht, als Marco sich weiter und weiter von ihm entfernte und Ace hinter sich zurückließ. Ihn wieder einmal in eisiger Kälte hinter sich allein zurückließ.



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