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Im Bann der Schneefrau

7. Kalendertürchen 2020
von

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Im Bann der Schneefrau

                                                                                 Im Bann der Schneefrau

 

 

 

„Warum ausgerechnet am kältesten Ort in diesem ganzen verdammten Land?“ Edward Elric war nicht begeistert davon, dass er sich stundenlang durch hüfthohen Schnee kämpfen musste.

„Ach Ed, jammern ändert auch nichts an unserem Auftrag“, antwortete sein kleiner Bruder, der kaum Probleme mit den Massen an gefrorenem Wasser zu haben schien.

„Du hast leicht reden, du spürst die Temperaturen ja nicht!“

Schon seit Stunden versuchten sie im dichten Schneetreiben Anhaltspunkte zu finden. In den letzten Wochen waren drei Kinder aus der Umgebung von Briggs, dem kleinen Dorf unterhalb des Forts, verschwunden. Genau wie im Winter davor. Bisher hatte man keine Spur von ihnen gefunden. Nicht den kleinsten Hinweis.

Einzig eine Sache war bei allen Fällen gleich, die Kinder waren vor den Toren des Dorfes gesichtet worden, kurz bevor sie verschwanden. Genau dort, wo sich die beiden Alchemisten nun befanden. In einem zugeschneiten, unübersichtlichen Wirrwarr aus Nadelbäumen und kleinen Lichtungen.

 

„Können das nicht die Truppen von Fort Briggs erledigen? Und wie soll man unter all dem Schnee irgendwelche Spuren finden? Bin ich ein Suchhund, oder was?“

„Du hast den Bericht doch gelesen. Der Einsatz gegen Drachma bindet alle Ressourcen. Es gibt immer mehr Versuche die Grenze zu überwinden. Außerdem sind sie hier bekannt wie ein bunter Hund. Wenn sie hier ermitteln wollen, können sie das nicht verdeckt.“

„Wenn man in dem Schneechaos wenigstens was sehen würde“, schimpfte Ed. „Hast du eine Ahnung wie weit es noch bis zum Dorfzentrum ist? Ich will nicht die ganze Nacht hier draußen verbringen. Kein Wunder, dass hier Leute verschwinden. Der reinste Irrgarten. Weit und breit nur Schnee und Bäume, und Schnee und noch mehr Schnee."

„Wir könnten die Dame dort vorne fragen, die weiß es sicher“. Al war wie immer der Ruhepol der Unternehmung. Erst nach dem Hinweis seines Bruders bemerkte auch Edward die Frau, die unter einigen Bäumen heruntergefallene Äste sammelte.

„Lauter Verrückte hier“, murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart. „Die hat nicht einmal etwas Vernünftiges an bei diesem Wetter.“

„Vielleicht sind die Menschen hier auch einfach nur abgehärteter“, antwortete sein Bruder „Die sind es schließlich gewohnt.“

„Aber ein Waldspaziergang im Winter nur in einem Kimono und Geta?“

„Ist doch ihre Sache“, meinte Al. „Du hast doch auch die extra dicken Thermosocken nicht angezogen, die dir der Oberst mitgegeben hat.“

„Soweit kommt's noch, dass der mir Socken aussucht. Ist er der Nikolaus, oder was?“

 

„Ihr solltet wirklich nicht so spät hier draußen herumwandern“, waren die ersten Worte, die die Frau zu den beiden Brüdern sagte. „Es wird schon bald dunkel. Hier sind in letzter Zeit einige Kinder verschwunden müsst ihr wissen.“

Als er sie aus der Nähe betrachtete, wurde Edward immer klarer, warum er die Frau erst so spät bemerkt hatte. Nicht nur, dass sie eine auffällig blasse Haut- und Haarfarbe hatte, auch ihr weißer Kimono schien sie mit dem Hintergrund verschmelzen zu lassen.

„Oh, das ist ja schrecklich. Das haben wir nicht gewusst“, antwortete Edward um nicht den Verdacht zu erwecken, wegen genau dieser Angelegenheit hier zu sein und Ermittlungen anzustellen. „Wir scheinen uns hier etwas verlaufen zu haben.“

„Können Sie uns sagen, wie wir wieder ins Dorf zurück kommen?“

„Ihr solltet wirklich nicht hier sein.“ Murmelte die Frau, bevor sie sich wieder ihrer Suche nach Brennholz zu wandte. „Zwei kleine Jungen alleine so weit draußen. Es passieren schlimme Dinge mit kleinen Jungen, die sich so spät hier herumtreiben.“

„Ich bin nicht klein. Aber ich würde wirklich gerne den Weg zurück wissen.“ Ed kämpfte damit trotz seiner Ungeduld noch freundlich zu bleiben.

„Passt auf, ihr solltet nicht so spät noch unterwegs sein.“ Damit verschwand die Frau im dichten Unterholz ohne weiter auf die beiden zu achten.

 

„Lauter Verrückte hier, hab ich ja gesagt.“ Edward war weiterhin wütend. Kein Hinweis auf die verschwundenen Kinder und die seltsame Frau hatte ihnen nicht einmal mit dem Weg weitergeholfen.

„Deine negative Einstellung bringt uns auch nicht weiter. Nur weil sie ein wenig seltsam ist, muss sie ja nicht gleich verrückt sein.“

„Deine positive Einstellung bringt uns aber auch nichts. Bei allem was wir bisher wissen könnte es vielleicht sogar diese Verrückte gewesen sein, die die Kinder verschleppt hat – verdammt!“, schimpfte er, als er in einer Schneewehe bis zum Oberkörper versank „Al, hilf mir hier raus!“ Doch sein Bruder machte keine Anstalten ihn herauszuziehen.

„Sag mal findest du es nicht auch seltsam, dass die Frau uns kleine Jungen genannt hat?“

„Zum letzten Mal! Ich. Bin. Nicht. Klein!“, rief Edward „Und jetzt hol mich endlich hier raus! Ich hab Schnee an Orten, an denen man keinen Schnee haben sollte!

„Jetzt vergiss mal für einen Moment deine Probleme mit deiner Körpergröße, Bruder“ Al machte immer noch keine Anstalten, Edward zu Hilfe zu kommen. „Aber wieso sagt sie zu mir kleiner Junge? Bis jetzt hat noch keiner erkannt, dass ich ein Junge bin, seit ich in dieser Rüstung stecke. Jeder glaubt ich wäre ein erwachsener Mann!“

„Können wir darüber nachdenken, nachdem du mich hier herausgeholt hast, Al!?“

Doch sein Bruder machte keine Anstalten sich zu bewegen. Eiskristalle glitzerten auf dem Material der Rüstung, so als wäre er auf der Stelle festgefroren. „A!“, rief Edward erneut.“Al?!“

Und dann konnte auch der Fullmetal Alchemist sich plötzlich nicht mehr bewegen.

 

 

 

                                                                                      *

 

 

„Das ist eine ziemlich fragwürdige Strategie, die Sie da verfolgen, Mustang.“ Generalmajor Armstrong war nicht erfreut über den Verlauf der fremden Ermittlungen in ihrem Zuständigkeitsbereich. „Wir haben schon letztes Jahr mit wesentlich mehr Männern Untersuchungen angestellt. Und Sie schicken hier nur die zwei her?“

„Edward Elric schafft das schon“, antwortete ihr Gesprächspartner am Telefon. „Er ist der perfekte Ma... kleine Junge für diese Situation“.

„Sie hätten ihn wenigstens warnen können, dass eine Wahnsinnige, die sich Schneefrau nennt für diese Kinderentführungen verantwortlich ist.“

„Aber dann würde es doch nicht echt wirken.“ Mustang klang zuversichtlich. „Außerdem hat er ja immer noch die Peilsendersocken, wenn etwas schief geht.“

 

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lula-chan
2020-12-07T19:20:32+00:00 07.12.2020 20:20
Alles klar. Mustangs Vorgehensweise scheint nicht wirklich durchdacht.
Ich finde du hast das Thema hier sehr gut verbaut und ich bin schon gespannt auf den weiteren Verlauf.

LG


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