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Urisen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 07 / 24

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Flucht

Nachdem er sich in irgendeiner Gasse hinter einem Müllcontainer ausgeheult hatte, war Jonouchi langsam und mit wenig Motivation nach Hause gegangen. Er brauchte eine gefühlte Ewigkeit, bis er die Treppen in den dritten Stock hinauf gestiegen war. Schon als er aus dem Treppenhaus trat konnte er die Stimme seines Vaters schreien hören. Was dieser sagte konnte Jonouchi nicht wirklich verstehen. Nur langsam schob er sich den Gang weiter nach vorne. Vereinzelte Worte drangen zu ihm.

"Schrei mich nicht so an", brüllte sein Vater in der Wohnung und ließ Jonouchi inne halten.

"Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich mich um ihn kümmere", schrie er weiter. Ein Schauer lief Jonouchi über den Rücken, als er das hörte. Er presste seine Lippen fest aufeinander.

"Ich werd's ihm schon verständlich machen", drang die raue, wütende Stimme seines Vaters durch die geschlossene Tür. Der Blonde wusste, was das bedeutete. 'Verständlich machen' war der Euphemismus für Prügel. Nein, heute würde er keine Prügel beziehen, beschloss der Oberschüler, machte kehrt und eilte wieder zurück zum Treppenhaus. Noch ein paar Schritte vor dem Treppenhaus hörte er, wie hinter ihm die Tür aufgerissen wurde und schwere Schritte auf den Flur traten.

"KATSUYA", brüllte sein Vater, was den Blonden nur noch mehr Fersengeld geben ließ. Er stürmte ins Treppenhaus und stürzte regelrecht die Treppen hinunter, federte sich mit den Händen immer von den Wänden ab, bevor er die nächste Treppe nahm.

"KOMM SOFORT ZURÜCK, DU BENGEL", hörte er seinen Vater von weiter oben ihm nachschreien.
 

Jonouchi war fast zehn Blocks gerannt, bevor er in eine Gasse einbog und dort anhielt, um sich den Luxus zu gönnen, nach Luft zu japsen. Er ging sich durch das schweißnasse Haar und ging seine Optionen durch. Heute oder in den nächsten Tagen noch einmal nach Hause zu gehen war keine Option, dass wusste er. Solang sein Vater wütend war, wäre er so gut wie tot. Aber die Temperaturen fielen nachts mittlerweile schon unter die Gefriergrenze, also war der Park auch keine Option. Vielleicht das Obdachlosenheim? Aber wenn er daran dachte, lief es ihm bereits kalt den Rücken hinunter.

Als er wieder Luft bekam richtete er sich auf, blickte in die Richtung, in der er die Gasse betreten hatte und aus der ihm die Neonlichter der Hauptstraße entgegen schlug. Dann blickte er in die andere Richtung, wo es ruhiger war. Sein Weg führte ihn über die Bahngleise in eine gesittete Wohnsiedlung mit freistehenden Einfamilienhäusern. In den meisten Häusern brannte das Licht, da es bereits dunkel geworden war. Doch als er schließlich sein Ziel, eines der Häuser am Ende der Straße, erreicht hatte, blieb er einfach stehen.

Die Kälte kroch durch die dünne Jacke und seine Schuluniform auf seine Haut und dann bis auf die Knochen. Er konnte durch die Vorhänge die Schatten von Personen sehen, die darin beschäftigt schienen. Durfte er sie wirklich stören oder sich ihnen aufdrängen? Wie sollte er auch erklären, dass er hier aufschlug? Wieder presste er die Lippen fest aufeinander und war den Tränen nahe, dann wandte er sich wieder vom Haus ab und wollte die Straße wieder zurück gehen.

"Jou?", hörte er plötzlich hinter sich die Stimme seines besten Freundes. Er blieb abrupt stehen, wandte sich nur langsam zu ihm um und versuchte zu grinsen.

"Hey Honda", meinte er und verfluchte seine Stimme, dass sie auf Grund der Kälte und der Ereignisse am Nachmittag zitterte.

"Willst du mitessen?", fragte Honda. Das sich der Brünette nicht mit der Frage, was er hier tat, aufhielt, rechnete Jonouchi ihm hoch an. Denn darauf hatte er keine Antwort, die er bereit war zu formulieren.

"W... was gibt's denn?", erwiderte Jonouchi und wollte eigentlich witzig klingen, doch seine Stimme wollte dieses Spiel nicht mitmachen.

"Na komm, Kumpel. Meine Mutter freut sich, wenn du mal wieder bei uns bist", meinte Honda und ging - nachdem er den Müllbeutel in die Tonne gestopft hatte - zurück zur Haustür, die er nur angelehnt hatte. Nach einem kurzen Zögern folgte Jonouchi dem anderen und trat schließlich in die Wärme des Hauses. Erst jetzt konnte Honda die gerötete Wangen und Augen des Blonden erkennen, aber er fragte nichts.

"Maaa? Legst du bitte noch ein Gedeck auf? Wir haben noch einen Kampfesser", meinte Honda locker und wusste, dass seine Mutter verstehen würde, wen er meinte.

"Jonouchi?", kam es mit freudiger Stimme aus der Küche von Hondas Mutter, die sofort heran kam.

"Hallo Frau Honda", rief ihr Jonouchi entgegen. Die etwas rundlichere Frau breitete ihre Arme aus und umarmte ihn. Für einen Moment wünschte er sich, dass sie seine Mutter wäre und nicht dieses Biest, die ihn öffentlich vor seiner Schwester und Kaiba geoutet hatte. "Oh, Schätzchen, du bist ja total verfroren, komm nimm doch noch schnell ein Bad zum Aufwärmen, Hiroto kann dir ein paar Klamotten leihen."

Jonouchi nickte, bevor er mit Honda die Treppe hinauf in den oberen Stock stieg und ihm in dessen Zimmer folgte. Der Brünette suchte ein paar Klamotten für ihn zusammen und legte ihm noch zwei Handtücher dazu. Jonouchi wollte nach den Sachen greifen, als Honda ihm eine Hand an die unverletzte Wange legte und den Blickkontakt mit ihm suchte. Dann zog er ihn einfach zu sich und hielt ihn einen langen Moment in den Armen.

Jonouchi sträubte sich kurz, doch dann schlang er seine Arme um seinen Freund und schluchzte erneut auf.
 

Es hatte gedauert, bis Jonouchi soweit war, dass er sich von Honda lösen konnte. Dann war er ins Badezimmer gegangen, hatte sich gründlich gewaschen und abgeduscht, bevor er in das Wannenbad gestiegen war. Die Temperatur des Wassers lag bei 40° Celsius und tat den verspannten Muskeln mehr als gut. Jonouchi schloss kurz seine Augen und genoss die Hitze. Schade, dass sie zuhause nicht auch so ein Wannenbad hatten, sondern nur eine Dusche. Aber ein Wannenbad hätte ihm eh nur selten was genützt, denn nur zu oft hatten sie gar kein heißes Wasser.

Nachdem er sich angezogen hatte verließ er das Badezimmer und stellte fest, dass Honda vor der Tür auf ihn gewartet hatte. Gemeinsam gingen sie zum Abendessen. Hondas Mutter hatte sich mal wieder beim Kochen übertroffen. Sie waren heute nur zu dritt. Hondas Vater war auf Geschäftsreise und die Schwester vor einigen Wochen ausgezogen. Jonouchi versuchte gesittet zu essen und nicht zu schlingen, doch Hondas Mutter hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt - was ihn kurz zusammenzucken ließ - und gemeint, dass er sich nicht zurückhalten muss.

Schließlich hatten sie Frau Honda noch beim Abwasch geholfen, bevor Honda ihn wieder mit auf sein Zimmer nahm. Dort bot Honda ihm sein Bett an, während er für sich einen Futon aus dem Schrank holte.

"Quatsch, lass mich doch auf dem Futon schlafen", meinte Jonouchi verlegen.

"Ach was, die Abwechslung tut mir ganz gut", meinte Honda grinsend und legte das Bettzeug ordentlich vor sein Bett. Zögerlich legte sich Jonouchi schließlich ins Bett und sah über die Kante runter zu seinem Freund.

"Sie hat es ihr erzählt", meinte er ganz ruhig und kaum hörbar zu dem Brünetten.

"Deine Mutter Shizuka?", hakte der andere vorsichtig nach. Jonouchi nickte nur und presste die Lippen wieder fest zusammen, als die Worte seiner Mutter in seinem Kopf wiederhallten und ihm wieder die Tränen in die Augen trieben.

"Sie nannte mich eine Abartigkeit und das ich einen schlechten Einfluss auf Shizuka haben würde und wenn sie mich nicht fernhalten würde, ich meine Schwester verderben würde", erzählte er mit brüchiger Stimme. "Und dann sagte sie ihr, ich sei ein warmer Bruder, eine Schwuchtel und eine widernatürliche Missgeburt."

Wieder rannen ihm die Tränen über das Gesicht. Honda wechselte von dem Futon ins Bett und nahm Jonouchi in seine Arme, um ihn zu trösten.

"Deine Schwester liebt dich und sie wird dich nicht fallen lassen", versprach Honda ihm und hoffte, dass er sich nicht irren würde.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shijin
2020-12-08T20:28:17+00:00 08.12.2020 21:28
Joey: Beste Freunde!
Honda: Für immer, Kumpel!
Antwort von:  MAC01
08.12.2020 22:41
Hey Shijin,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Jop. BFF *geheimer Bruderhandschlag*

Bis zum nächsten Türchen :3
Von:  -Pharao-Atemu-
2020-12-08T19:36:22+00:00 08.12.2020 20:36
Freunde sind so wichtig und so wertvoll.
Antwort von:  MAC01
08.12.2020 21:07
Hu hu -Pharao-Atemu-,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Jap, dass sind sie.

Bis zum nächsten Türchen :3
Von:  Neko20
2020-12-07T11:45:40+00:00 07.12.2020 12:45
Zum Glück kann Katsuya erstmal bei Honda unterkommen. Nach Hause kann er nicht, sonst bringt sein Vater ihn um. Es wird Katsuya gut getan haben, dass er sich Honda zumindest teilweise anvertraut hat.
Bin sehr gespannt, wie es weitergeht und freue mich auf das nächste Türchen.
Wünsche dir einen schönen Tag.
LG Neko20
Antwort von:  MAC01
07.12.2020 12:47
Hallöchen Neko20,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Ja, ich denke es ist für Katsuya wichtig hin und wieder einen sicheren Hafen zu haben.

Bis zum nächsten Türchen :3
Von:  Alistor
2020-12-07T08:16:55+00:00 07.12.2020 09:16
Was für ein Glück, dass er seinen besten Freund hat, der ihm gibt, was er braucht.
Es tut gut zu lesen, dass Katsuya auch mal etwas gutes widerfährt.
Ich bin so gespannt, wie es weiter geht. Nach Hause kann er erstmal wirklich nicht. Der Vater würde ihn halb tot schlagen.
Ich hoffe auch, dass Shizuka zu ihrem Bruder steht.
Antwort von:  MAC01
07.12.2020 09:26
Guten Morgen Alistor,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Hm, ja, Katsuya hat Glück einen echten Freund zu haben, dem er sich zumindest teilweise anvertrauen kann. Deine Einschätzung mit Katsuyas Vater ist durchaus richtig, wobei ich mir bei dem 'halb' nicht ganz sicher wäre... O_o

Bis zum nächsten Türchen :3


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