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Urisen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 05 / 24

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Dachgespräch

Yugis Besorgnis hatte Jonouchi den letzten Nerv gekostet und weil er spürte, wie ihm seine Maske zu entgleiten drohte hatte er sich in der Mittagspause auf das Dach der Schule abgesetzt. Er wollte einfach eine Weile für sich alleine sein. Nicht grinsen müssen. Keinen Schmerz deswegen ertragen. Einfach für eine halbe Stunde sich an eine Wand lehne und die Ruhe genießen.

Als er auf das Dach kam fühlte er sich für einen Moment von allen Lasten befreit. Doch als er sich der Brüstung zuwandte stellte er fest, dass er gar nicht alleine war. An dem umlaufenden Zaun, der die Gefahr des Runterfallens auf null senken sollte, stand ein anderer Schüler. Nicht irgendein Schüler.

Der andere wandte sich um und wollte wohl sehen, wer ihn hier oben störte. Mit einer Hand nahm er eine Zigarette aus dem Mundwinkel, während er Jonouchi mit stechendblauen Augen musterte. Dann wandte er sich desinteressiert wieder dem Zaun zu.

Die Tatsache, dass Kaiba hier oben rauchte, verblüffte Jonouchi kurz. Doch da der andere sich scheinbar nicht an seiner Anwesenheit störte beschloss der Blonde zu bleiben. Langsam und mit unsicheren Schritten schloss er zu seinem Klassenkamerad auf und stellte sich neben ihn an den Zaun, um seinen Blick schweifen zu lassen. Unter ihnen drang der Lärm aus dem Schulhof herauf.

Jonouchi suchte schon seit längerem einen Ansatz, um mit Kaiba mal ins Gespräch zu kommen. Von den wenigen Gelegenheiten, wenn ein Lehrer wagte Kaiba aufzurufen, wusste Jonouchi, dass der Brünette eine ruhige, warme Stimme hatte. Eine Stimme, der man gerne zuhörte.

"Haste mal ne Kippe für mich?", fragte Jonouchi leise. Kaiba wandte seinen Blick auf ihn und schien ihn wieder zu mustern. Dann zog er ein Lederetui aus der Hosentasche seiner Schuluniform, öffnete dieses und entnahm ihm eine Zigarette. Diese reichte er Katsuya, der sie überrascht annahm. Dann schloss Kaiba das Etui wieder und steckte es zurück in die Hosentasche.

Jonouchi steckte sich die Zigarette zwischen die Lippen und klopfte sich ab, als suchte er nach Feuer. Er wusste, dass er weder ein Feuerzeug, noch Streichhölzer dabei hatte. Plötzlich hielt ihm der andere die Flamme, die von einem edlen Feuerzeug gespeist wurde, hin. Als entzündete der Blonde seine Zigarette an dem Feuer und nickte Kaiba dankend zu.

Es war nicht seine erste Zigarette. Nichts desto trotz hasste er diese Dinger. Sie hinterließen einen fahlen Geschmack und noch Stunden später übertünchten sie den Geschmack von Essen oder veränderten den von Getränken. Aber manchmal brauchte er einfach eine. Doch dies war keiner dieser Momente. Diese Zigarette sollte nur Mittel zum Zweck sein.

"Und die Schranktür hatte wieder schlechte Laune?", fragte Kaiba plötzlich unerwartet. Überrascht und etwas verwirrt blickte der Blonde seinen Klassenkamerad an.

"Hä?", war alles, was er als Gegenfrage artikulieren konnte.

"Vor elf Wochen bist du auch schon gegen die Schranktür gelaufen", merkte Kaiba beiläufig an, nachdem er den Blickkontakt mit Jonouchi gebrochen hatte und wieder in die Ferne blickte. "Und vor 24 Wochen."

"Was geht? Führst du Buch darüber, wie oft ich gegen den Scheißschrank renn, oder was?", fauchte Jonouchi ihn an, da er nicht wusste, wie er sonst reagieren sollte.

"Ja, tu ich", kam es trocken von Kaiba, der weiter unbeteiligt nach vorne schaute. Verblüfft, weil er niemals damit gerechnet hätte, dass der Geldsack das wirklich zugeben würde, blickte Jonouchi den Brünetten an. Dabei stand sein Mund offen.

"Du verschluckst noch eine Fliege, wenn dein Mund die ganze Zeit so weit offen steht", kommentierte der Brünette nur weiter.

"Du... du führst Buch darüber, wie oft ich gegen den Küchenschrank renn?", fragte Jonouchi noch einmal. Plötzlich wandte sich Kaiba zu ihm um und blickte ihm in die Augen.

"Nein, nicht wie oft du gegen den Küchenschrank rennst, sondern wie oft du so zugerichtet in die Schule kommst und was du deinen Freunden für ein Märchen erzählst", klärte Kaiba auf.

"Was geht dich das an?", kam es defensiv, aber noch immer geschockt von dem Blonden.

"Tut dir jemand weh?", ignorierte sein Gegenüber die Frage.

"Was?", kam es wieder verwundert von Jonouchi.

"Ob dir jemand weh tut?", wiederholte Kaiba seine Frage.

Etwas in Jonouchi begann zu vibrieren und er spürte, wie die Tränen in ihm erneut aufstiegen. Doch er rief sich in Erinnerung wo er war und wer ihm gegenüber stand.

"Scheiße, nein", fauchte der Blonde plötzlich. "Jeder, der es versucht steckt selbst kräftig ein."

Kaiba musterte ihn nachdenklich, dann nickte er, bevor er wieder nach vorne durch den Maschendraht des Zaunes blickte und noch einmal an seiner Zigarette zog. Auch Jonouchi zog an der Zigarette und verzog angewidert sein Gesicht, bevor er die vordere Spitze ausschnippte und sich die restliche Zigarette hinters Ohr klemmte.

"Ich hasse Zigaretten", meinte Jonouchi schließlich.

"Warum rauchst du dann?", hakte Kaiba ruhig nach.

"Keine Ahnung... weil man manchmal eine braucht?", antwortete er ehrlich. "Warum rauchst du?"

"Weil man manchmal eine braucht", wiederholte Kaiba Jonouchis vorherige Antwort und lächelte für einen kurzen Augenblick. Doch dieser Augenblick reichte, um Jonouchi ihn fasziniert anstarren zu lassen. Noch nie zuvor hatte er den Brünetten auf diese Weise lächeln sehen. Da hatte kein Spott oder Niedertracht in dem Lächeln gelegen. Es war einfach nur ein Lächeln gewesen.

"Jonouchi, es ist keine Schande um Hilfe zu bitten, wenn man Hilfe braucht. Das ist kein Zeichen von Schwäche", meinte der Brünette zu ihm und schaute ihn erneut mit diesen unglaublich faszinierenden, blauen Augen an.

Dieses Mal brach Jonouchi den Blickkontakt ab, während er sich langsam abwandte und plötzlich strauchelte. Nur Kaibas beherzter Griff um seinen Oberarm und ein Zug zu sich, änderte die Fallrichtung vom Boden zu ihm. Er schlang den zweiten Arm um Jonouchi. Das ließ den Blonden schmerzhaft aufkeuchen, als seine angeschlagenen Rippen auf Tuchfühlung mit der Brust des Brünetten gingen.

Für einen kurzen Moment lehnte er an Kaiba, bis der Schmerz nachließ. Dann löste er sich hastig von dem Brünetten und eilte zur Tür, die vom Dach führte. Dort blieb er noch einmal stehen.

Kurz spielte er mit der Vorstellung Kaiba so etwas zu sagen, wie, dass ihm das Lächeln stand und er ruhig öfters lächeln könnte. Doch dann verwarf er den Gedanken und verließ das Dach ohne ein weiteres Wort.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -Pharao-Atemu-
2020-12-07T05:08:36+00:00 07.12.2020 06:08
Seto und Jonouichi die Zigaretten wegnimmt, "Nein! Aus!"
Aber es ist schön dass sie reden.
Führt Seto Buch?
Antwort von:  MAC01
07.12.2020 08:37
Hu hu -Pharao-Atemu-,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Ja, rauchen is bäh, aber manchmal ein schönes Mittel zum Zweck... aber auch dazu wird später noch etwas kommen :D Ob Seto Buch führt? Scheint zumindest so, oder?

Bis zum nächsten Türchen :3
Von:  Shijin
2020-12-05T15:10:30+00:00 05.12.2020 16:10
Joey: Warum mischt der Kerl sich ein?
Romantiker/Seto: Weil er sich Sorgen macht vielleicht!
Shijin: Aber sehr besonnen und diskret. Das hätte ich jetzt nicht erwartet.

Antwort von:  MAC01
05.12.2020 16:12
Hu Hu Shijin,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Manchmal überrascht uns Seto alle :D

Bis zum nächsten Türchen :3
Von:  Neko20
2020-12-05T12:41:23+00:00 05.12.2020 13:41
Ein tolles Kapitel!
Mir gefällt sehr gut, wie bedacht Seto vorgeht. Er legt Katsuya offen, dass er ihm seine Lügen nicht glaubt und gerade dieser Satz das Hilfe annehmen keine Schwäche ist, würde man Seto nicht unbedingt zutrauen, aber er bietet Katsuya dadurch indirekt seine Hilfe an. Das Katsuya am Ende schnell verschwindet ist verständlich, immerhin hat er jetzt Gewissheit, dass jemand über seine Situation Bescheid weiß bzw. eine ziemlich gute Vorstellung was los ist.
Zudem er wahrscheinlich auch noch nicht einschätzen kann, was das jetzt bedeutet.
Bestimmt war Seto nicht zufällig auf dem Dach.
Du bringst die verschiedenen Emotionen hier sehr gut rüber, da kann man richtig mitfühlen!
Bin sehr gespannt, wie es weitergeht und freue mich auf das nächste Türchen. Wünsche dir einen schönen Tag.
LG Neko20
Antwort von:  MAC01
05.12.2020 14:04
Hi Neko20,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Es freut mich, dass dir Setos Art gut gefallen hat und du es nachvollziehbar findest, dass Katsuya noch nicht einschätzen kann, was es zu bedeuten hat, dass Seto so offen zugibt, dass er einen guten Einblick oder einen Grundverdacht hat.

Bis zum nächsten Türchen :3
Von:  Alistor
2020-12-05T07:42:24+00:00 05.12.2020 08:42
Ein sehr intimer Moment zwischen den beiden
Ich bin gespannt auf morgen
Antwort von:  MAC01
05.12.2020 09:54
Guten Morgen Alistor,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Ja, dass war er (intim) und ich hoffe es hat dir gefallen :)

Bis zum nächsten Türchen :3


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