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All these Feelings

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Tag 9 und heute gibts ein eher zweigeteiltes Kapitel.
Hoffentlich ist es gerade am Anfang nicht zu wirr^^' Komplett anzeigen

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Familie

Ruckartig fuhr Bakura aus dem Schlaf. Seine Hand schnellte sofort an seine stechende Brust.

Panisch sah er sich im Zimmer um. Es war stockfinster, mitten in der Nacht und niemand war da. Der Schmerz ließ nach und Bakura ließ sich langsam wieder zurück ins Bett fallen.
 

„Was… war das?“, fragte er sich leise selbst und versuchte seinen Traum wieder Revue passieren zu lassen.

Angestrengt legte er seine Hand an die Stirn und erinnerte sich.

Sofort kam ihm der Kuss vom letzten Abend in den Sinn, er hatte das eindeutig im Schlaf weiterverarbeitet, genoss es regelrecht, doch im Handumdrehen war Otogi nicht mehr das Objekt seiner Begierde, direkt vor sich sah er nun sich selbst, frecher, mit einem fiesen Blick und einem selbstgefälligen Grinsen – der Ringgeist.
 

Die Anziehungskraft, die von dem Anderen ausging hatte Bakura vollkommen im Bann, dass ihm auch im wachen Zustand und der reinen Erinnerung die Luft wegblieb.

Bakura schüttelte angespannt den Kopf. An das, was danach geschah, wollte er gar nicht denken. Es reichte, dass ihm allein die Anwesenheit im Traum solche Gefühle empfinden ließ.

Angestrengt versuchte er zu verdrängen, wie der Andere über ihn herfiel, vor allem zu verdrängen, wie sehr er es ihn den vergangenen Momenten noch wollte.
 

Immer wieder verschwamm sein Gegenüber. Mal war es der Ringgeist, der ihn wie seine Beute behandelte, dann wieder Otogi, der ihn in seine Arme zog, ihm Schutz bot und mit einem sanften Lächeln Mut zusprach, doch sobald er selbst auf den Schwarzhaarigen einging, trat der uralte Geist wieder auf die Bühne.
 

Resignierend schüttelte er abermals den Kopf, verließ fluchtartig das Bett und eilte ins Badezimmer. Eine kalte Dusche, das war das Einzige, was ihm jetzt noch helfen konnte, sonst würde er noch vollkommen wahnsinnig werden.
 

Der kalte Schock auf der noch vom Schlaf so warmen Haut ließ seine Atmung für einen Augenblick aussetzen. Bakura verfluchte sich für diese Idee, denn je länger er unter dem kalten Wasserstrahl stand desto mehr fühlte sich das Wasser wie Nadeln an, die sich in seine Haut bohrten. So stechend kalt.
 

Doch was er sich davon versprach, bekam er dennoch. Er wachte komplett aus seinem Traum und den Gedanken auf, die ihm beinahe den Verstand raubten. Sein Kopf fühlte sich gleich freier an, die schemenhaften Erinnerungen verblasten vollkommen und zurück blieb nur ein komisches Gefühl im Magen, welches über den Morgen hinweg auch noch verging.
 

In den folgenden Tagen war es nicht selten, dass ihn solche Träume heimjagten, doch im Vergleich zu dem Allerersten, waren die anderen harmloser. Otogi schien ihn aus seiner Zuneigung zu dem Ringgeist rausziehen zu wollen, indem er ihn einfach nur hielt. Immer wieder schallte auch die einstige Frage durch seine Gedanken.
 

„Und? Bist du immer noch komisch?“, hatte Otogi ihn damals gefragt. Ein paar Tage nachdem ihm die beiden Mitschüler aus der Nebenklasse auflungerten.

Zum Glück nahm die Intensität nach ein paar Tagen ab und Bakura konnte am Weihnachtsmorgen unbekümmert aufstehen.
 

Als er an diesem Morgen aus der Dusche herausgetreten war und sein Haar abtrocknete, besah er sein Gesicht genauer im Spiegel. Er dachte wieder einmal an das Foto des Grabräubers und zog die Grimasse nach. Nicht nur diese, auch andere von denen er dachte, dass sie ganz cool aussehen könnten.

Gerade eine Session mit dem Föhn ließ ihn dann über sich selbst lachen.
 

„Otogi-san hat vollkommen recht, ich bin komisch“, sagte er seinem Spiegelbild, wandte sich ab und zog sich frische Klamotten an, die er sich zuvor schon zurechtgelegt hatte.

Jeans, ein hellgraues Shirt und darüber ein kitschiger weihnachtlicher Pullover, den ihm sein Vater letztes Jahr mitgebracht hatte. Die Vorfreude, dass sein Vater an diesem Tag endlich wieder nach Hause kam, war Riesengroß und deswegen wollte Bakura sich auch nochmal ordentlich ins Zeug legen.
 

Die Vorbereitungen für den erste gemeinsamen Abend mit seinem alten Herrn verliefen recht ereignislos.

Er hatte einen Kunstbaum aus dem Kellerabteil geholt, diesem im Wohnzimmer aufgestellt und behing dieses gerade mit blauen Kugeln.

Am liebsten mochte er es, einen echten Baum aufzustellen, doch da dies in Japan nicht üblich war, war es verdammt schwer, einen echten Tannenbaum für Weihnachten zu bekommen.

Erst recht, wenn man nicht einfach in den Wald fahren konnte und einen abholzte.
 

Das haben sie genau einmal gemacht.

Seine Mutter und Amane waren noch am Leben und die ganze Familie fuhr zu einem gar nicht so nahegelegenen Wald.

Damals hatten sie auch noch ein Auto, womit sie den fein säuberlich ausgewählten Baum dann nach Hause brachten.
 

Wie es nicht anders sein sollte, wurden sie am Heimweg aber von einer Streife aufgehalten, die fragte, warum die Familie eine Tanne aus dem Wald gestohlen hatte.

Erst versuchte Bakuras Vater zu vertuschen, dass es sich tatsächlich um Diebstahl handelte, Bakura, die ehrliche Seele aber, erklärte dem Officer brühwarm wie stark sein Vater war, weil dieser den Baum ganz alleine umgehackt hatte.

„Mama hat nur beim Hochheben geholfen“, sagte er stolz und sofort wurde der Blick des Beamten strenger, dass Bakuras Vater die Geldbörse zückte.
 

Ein saftiges Bußgeld wurde bezahlt und auch, wenn Bakura ihm in diesem Moment kräftige Probleme eingehandelt hatte, lobte er seinen Sohn für seine Ehrlichkeit.

„Man kann ihm einfach nicht böse sein“, sagte er mit einem sanften Lächeln zu seiner Frau.

Bakura erinnerte sich noch genau daran, wie stolz er damals war.
 

Jetzt in diesem Moment, wo er die Kugeln auf den Baum hing und daran dachte, stieg ihm direkt die Schamesröte in die Wangen. Es hätte ja noch viel schlimmer kommen können. Er hatte seinem Vater direkt vor der Polizei als Lügner und Dieb geoutet. Wäre nicht ganz klar gewesen, dass sie Ausländer waren und in anderen Ländern nunmal andere Sitten herrschten, wäre die ganze Aktion damals bestimmt nicht so rund gelaufen.
 

Beschämt schüttelte er den Kopf und kümmerte sich um die restliche Dekoration. Zu Abend sollte es ein üppiges Festmahl geben, welches Bakura aufgrund seiner nicht vorhandenen Kochkünste bestellte. Außerdem war er sich so sicher, dass die Portionen in der richtigen Größe auf den Tisch kamen.

Vor zwei Jahren kochte er selbst und abgesehen davon, dass die Knödel übersalzen und das Fleisch halb angebrannt war, war auch noch viel zu viel davon da. Schon letztes Jahr hatte sich dann der Lieferservice bewährt.
 

Kerzen wurden angezunden, Lichterketten aufgedreht und herrlicher Keksgeruch lag in der Luft, denn dies war das Einzige, was Bakura lag. Kekse backen.

Gerade holte er das Blech aus dem Ofen, da hörte er schon den Schlüssel in der Tür.

Schnell stellte er das Keksblech am Herd ab, schlüpfte aus den Backhandschuhen und lief zur Eingangstür wo er seinem Vater freudig um den Hals fiel.
 

„Ryou“, sagte dieser überrascht und ließ erstmal sein Gepäck fallen, um seinen Sohn in die Arme zu schließen. Sofort durchfuhr den Jungen ein warmes Gefühl, das sich direkt über den ganzen Körper ausbreitete.

Endlich war er wieder da und sofort waren alle noch so unrunden Gedanken wieder Vergangenheit und Bakura fühlte sich einfach nur wohl und geborgen. Wie es in einer Familie nun einmal so war. Auch wenn sie nur zu zweit waren.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hach ja, das wird ihm jetzt sicher gut über die Feiertage bringen, wenn sein Vater wieder mal da ist :-)
Dennoch wars das jetzt auch wieder für eine Weile, dass der Herr aufgetaucht ist. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  empress_sissi
2020-12-09T22:31:25+00:00 09.12.2020 23:31
Realistische Träume sind manchmal wirklich schlimm, man hat so das Gefühl Baku steht immer noch mit einem Bein im in der Vergangenheit beim Geist und mit dem anderen bei Otogi in der Zukunft. Man kann seine innere Zerrissenheit wirklich gut nachvollziehen.
Wenigstens ist jetzt mal sein Paps da, weil Weihnachten solle wirklich niemand alleine verbringen müssen, so ganz ohne die Familie :-)
Antwort von:  Hypsilon
10.12.2020 07:19
Schrecklich sind die und die eigene Fantasie spielt ja manchmal echt krasse Aktionen.
Schön, dass seine innere Zerissenheit so gut hervorkommt - als Schreiberling is man sich ja nie sicher, ob alles genauso rüber kommt, wie man es plant, immerhin macht man sich ja viel mehr Gedanken als man dann tatsächlich aufschreibt, aber ja, das freut mich gerade sehr.
Und absolut richtig, Weihnachten ist Famlienzeit <3
Antwort von:  empress_sissi
10.12.2020 19:28
Deswegen wars mir auch wichtig, dass hervorzuheben, weil es oft wirklich schwierig ist die Gefühlswelt einer Person zu Papier zu bringen :-) freue mich jetzt dann gleich auf das nächste Kapitel.
Antwort von:  empress_sissi
10.12.2020 19:29
Ahh ich hab voll viele Fehler in meiner Antwort 😅😂
Antwort von:  Hypsilon
10.12.2020 19:33
Das freut mich danke ^^
Und jo mei, alles halb so wild =) viel Spaß beim Weiterlesen.


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