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Was wäre wenn...

von

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Schmerzhafte Vergangenheit

Bis ins Schlafzimmer hatten Seth und Yasuo es noch nicht geschafft. Immer noch hielt Seth seinen Freund im Arm und kraulte ihm durch die Haare. „Geht es wieder?“

„Nein!“, war Yasuo immer noch beleidigt.

„Entschuldige bitte, beim nächsten Mal werde ich mit mehr bedacht handeln. Aber bitte verrate mir, weshalb du so heftig reagierst? Ich möchte es verstehen.“

Yasuo vergrub sein Gesicht in Seth’s Brust. Er wollte keine Geheimnisse vor ihm haben und dies wäre die Gelegenheit ein offenes Gespräch zu führen. „Nicht einmal Atemu habe ich davon erzählt. Er würde sich nur Sorgen um mich machen, dabei soll seine Kindheit so unbeschwert wie möglich sein.“

„Kein Wort werde ich ihm erzählen.“

Yasuo gab sich geschlagen. Er wollte Seth in seiner Familie haben, aber das hieße keine Geheimnisse. „Als kleines Kind mochte ich Ärzte schon nicht besonders. Ständig kamen sie mit ihren Spritzen und Untersuchungen. Ich habe damals schon ein Riesen Theater gemacht, wenn ich zum Arzt musste. Wenn ich schon das Desinfektionsmittel in die Nase bekomme, will ich nur fliehen. Das hat sich im laufe der Zeit immer mehr gefestigt und als mein Vater ermordet wurde, ist es nur schlimmer geworden.“ Yasuo mochte sich nicht so gerne daran erinnern, denn dieser Tag war einer der Schlimmsten seines Lebens. Dicht drängte er sich an Seth und rief sich die damaligen Erlebnisse zurück ins Gedächtnis. „Wir sind eine große Familie und durch bestimmte Ereignisse haben sich noch kleinere Familienverbände angeschlossen, für die mein Vater verantwortlich war. Durch seine Lebensweise hat er sich viele Feinde gemacht und wenn man nicht aufpasst, kann das ganz schnell nach hinten losgehen.“

Seth hörte aufmerksam zu, aber er wurde nicht so recht schlau daraus.

„Das Haus meines Vaters war eine große Villa und sie war richtig imposant, mit ihren vielen Zimmern und dem riesigen Garten. Der Altersunterschied zu meinen Brüdern und mir ist recht groß, wie du weißt und schon damals haben sie zu mir aufgesehen. Ich habe viel mit ihnen unternommen, aber eben nicht immer. Je älter ich wurde, umso mehr ging ich meine eigenen Wege und ich wollte meine kleinen Brüder nicht ständig am Rockzipfel hängen haben. Takumi war 6 und Masao 8. Ich war gerade 16 geworden und hatte einen gewissen Egoismus entwickelt, was wohl ganz normal in diesem Alter ist.“
 

~*~Rückblende Anfang: 14 Jahre zuvor~*~
 

„Du hast es versprochen.“, quengelte der achtjährige Masao seinem Bruder hinterher und dicke Tränen liefen über seine Wangen.

„Ich spiele morgen mit euch, heute geht es nicht.“, verdrehte Yasuo die Augen. Ständig sollte er auf seine kleinen Brüder aufpassen. Akiko war da fein raus, weil sie hier nicht mehr wohnte und selbst bald ein Kind erwartete.

„Das hast du gestern auch gesagt.“, fing Takumi nun auch an und machte es seinem Bruder nach, indem er anfing zu weinen. Wütend stampfte er mit dem Fuß auf, was auch Masao dazu animierte es ihm nach zu machen.

„Ich möchte mich mit meinen Freunden treffen.“ Yasuo fühlte sich wirklich zu alt für diesen Kinderkram.

„Wenn du nicht mit uns spielst, petzt ich das Dr. Segawa, der gibt dir dann eine Spritze.“ Jetzt spielte Masao seinen letzten Trumpf aus, wofür er nur ein müdes Lächeln seines großen Bruders bekam. „Der kommt aber nicht wegen so was. Darauf falle ich nicht rein.“ Wenn er das Wort Arzt schon hörte...

„Kommt er doch. Ich weiß genau, das du Angst vor ihm hast.“

Yasuo ließ sich nicht beirren. „Fragt Mama ob sie mit euch spielt.“

„Mit ihr macht es aber keinen Spaß.“, sagten beide gleichzeitig.

„Dann eben mit Papa.“

„Der hat zu tun.“, wurde Masao immer quengeliger. „Du bist ein gemeiner Lügner. Ich hasse dich!“

„Ich hasse dich auch.“, trat Takumi seinem großen Bruder gegen’s Schienbein und rannte Masao hinterher.

„Jeden Tag das gleiche.“ Yasuo zog sich Jacke und Schuhe an und schnappte sich einfach die Autoschlüssel seines Vaters. Er hatte keine Lust mit dem Bus zu fahren und das er noch nicht alt genug war, um ein Auto zu fahren interessierte ihn nicht. Sein Vater sagte eh nichts dazu.
 

„Immer das gleiche.“, schmollte Masao in seinem Zimmer.

„Immer das gleiche!“, machte Takumi seinen Bruder nach. Dies tat er ständig und Masao war bereits daran gewöhnt. „Wollen wir was spielen?“

„Verstecken! Du suchst!“, bestimmte Takumi und rannte aus dem Kinderzimmer.

„Immer verstecken und jedes Mal soll ich suchen. Blöder Yasuo, alles seine Schuld.“ Masao schloss die Augen und zählte langsam bis zehn.
 

Eifrig suchte Takumi nach einem geeignetem Versteck und rannte dazu ins Erdgeschoss. Keiner kannte die Villa so gut wie er und sogar die Zahlenkombination vom Safe seines Vaters hatte er herausgefunden, weil er sich ständig irgendwo versteckte und anderen hinterher spionierte. Dies war sein Geheimnis, welches er nur mit Yasuo teilte. Dieser nahm das zwar nicht sonderlich ernst, aber mit seinen sechs Jahren konnte Takumi nicht einschätzen, wann Yasuo ihn ernst nahm und wann nicht.

Gezielt ging er ins Arbeitszimmer seines Vaters und krabbelte in einen der Schränke. Eigentlich sollten sie hier nicht spielen, aber ein besseres Versteck als dieses hier gab es für Takumi nicht. Er war gern in der Nähe seines Vaters und verehrte ihn noch mehr, als seinen großen Bruder.

Leise kicherte er, als er hörte, wie sich die Tür öffnete. Leider war es nicht sein Bruder, sondern sein Vater, der mit einigen fremden Männern herein kam.

Takumi’s Herz schlug schneller, als er hörte, wie sich die Männer mit seinem Vater in die Haare bekamen. Es ging um Geld und irgendwelche Dokumente, die sein Vater nicht rausrücken wollte. Die Männer wurden immer lauter und aggressiver, aber sein Vater gab nicht nach.

Takumi verhielt sich ganz still, in der Hoffnung, das sie schnell wieder gingen, denn sein Vater fing an ihnen zu drohen, wenn sie nicht sofort sein Haus verließen. Er spähte durch die halbgeöffnete Schranktür und sah, wie sein Vater mit einer Schusswaffe bedroht wurde. Er wollte schon aus seinem Versteck stürmen, aber da erklangen bereits mehrere Schüsse.

Krampfhaft hielt Takumi sich den Mund mit beiden Händen zu und presste die Augen fest zusammen. Dann hörte er die Stimme seiner Mutter, die laut anfing zu schreien. Wieder erklangen Schüsse, was Takumi dazu veranlasste sein Versteck zu verlassen und aus dem Raum zu stürmen. Im Vorbeigehen sah er seine Mutter, die wimmernd am Boden lag. Er hörte schwere Schritte hinter sich und rannte weiter, die Treppe nach oben, wo er seinem Bruder begegnete. „Lauf, die bringen uns sonst um.“, rief er hysterisch.

Masao konnte gar nicht so schnell reagieren und wurde von Takumi einfach mitgezogen. „Wir müssen uns verstecken!“

„Wo sind Mama und Papa?“, wollte Masao wissen, während sie durch den ersten Stock hetzten.

„Sie sind Tod!“

Masao blieb stehen und schaute seinen Bruder mit weit aufgerissenen Augen an. „Du lügst!“

Takumi schluckte seine Tränen runter und zog Masao ins Gästezimmer, denn er hörte bereits die Schritte von einem der Männer. Dort verkrochen sie sich unter dem Bett und verhielten sich so still wie möglich. „Wir müssen Yasuo anrufen.“, flüsterte Takumi.

Masao schüttelte den Kopf. „Ich hab Angst.“

„Dann bleib hier, ich gehe allein.“

„Die werden dich sehen.“

Takumi sah seinen älteren Bruder lange an. „Yasuo und Papa würden auch gehen.“

„Na gut, ich komme mit.“ Masao war nicht so mutig, wie sein Bruder. Von den vier Geschwistern, war er der ängstlichste und vorsichtigste. Takumi war da ganz anders und versuchte so zu sein wie sein Vater und sein großer Bruder, die in seinen Augen vor nichts Angst hatten.
 

*
 

Heute war echt der Wurm drin. So hatte Yasuo sich diesen Tag nicht vorgestellt. Auf der Kreuzung gab es einen Unfall und nun stand er im Stau. „Dann hätte ich auch Zuhause bleiben können.“, murrte er vor sich hin. Sein Blick fiel auf sein Smartphone, welches vibrierte, aber kein Name auf dem Display aufleuchtete. „Hier Katsuro!“

„Du musst ganz schnell kommen.“, weinte Takumi. „Die wollen uns umbringen. Mama und Papa sind schon Tot und hier brennt es. Wir kommen nicht mehr raus.“ Yasuo hörte wie seine Brüder unaufhörlich husteten. „Bleibt am Telefon, ich komme zu euch!“ Ohne auch nur eine Sekunde zu verlieren drückte Yasuo das Gaspedal durch und rammte das Auto hinter sich. Ohne Rücksicht fuhr er in den Gegenverkehr. Zwar war er ein geübter Autofahrer trotz fehlendem Führerschein, doch so eine Aktion war auch für ihn nicht ohne.

Leider kam er nicht so schnell vorwärts, wie erhofft und wich den entgegen kommenden Autos aus, die Hupend ebenfalls auswichen. Von weitem sah er dicke Rauchwolken empor steigen. „Scheiße!“ Mit quietschenden Reifen fuhr er aufs Grundstück rauf und konnte noch sehen, wie drei Autos an ihm vorbei fuhren.

Die Villa brannte lichterloh, was Yasuo nicht davon abhielt hinein zu rennen. „Seid ihr noch dran?“ Außer Husten bekam er keine Antwort mehr. Der Brand hatte sich im unteren Stockwerk noch nicht ausgebreitet, was bedeutete, das seine Brüder sich oben aufhalten mussten. Hier unten konnte man noch ohne Probleme atmen. Er nahm zwei Stufen auf einmal und blieb geschockt stehen, als er die Flammen und den dicken Rauch sah, der sich vor ihm aufbaute. Anders als unten, brannten die meisten Räume bereits. „Takumi! Masao!“, rief er so laut er konnte und bekam immer größere Probleme zu atmen. Das Feuer fraß den Sauerstoff in der Luft auf und es wurde immer heißer. Lange konnte er dies nicht mehr durchhalten. Hustend kämpfte er sich Schritt für Schritt vorwärts. „Wo seid ihr nur?“ Yasuo legte den Hörer ans Ohr, in der Hoffnung, das einer seiner Brüder ihm antworten konnte. „Bitte, sagt mir wo ihr seid. Ich bin hier, bei euch, aber ich finde euch nicht.“ Ganz leise vernahm er die Stimme von Masao, die das Wort "Mama" flüsterte. Hastig rannte er ins Elternschlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank, nachdem er unterm Bett geschaut hatte. Dort lagen seine kleinen Brüder und rangen hustend nach Luft. Das halbe Zimmer brannte bereits. „Haltet euch an mir fest.“ Er nahm seine kleinen Brüder auf die Arme, die sich fest an ihn krallten. Yasuo wollte schon zurück, doch das Feuer versperrte den Weg, breitete sich zu schnell aus. Blieb nur das Fenster und die Hoffnung, das sie den Sprung aus dem Ersten Stock unverletzt überstehen würden. Hastig kletterte er auf den Fenstersims und schaute nach unten. „Wir müssen jetzt ganz tapfer sein, meine kleinen.“ Takumi und Masao zitterten und schlossen die Augen, sie vertrauten ihrem Bruder.

Fest drückte Yasuo seine Brüder an sich und sprang. Sie landeten in den Büschen, die ihren Sturz zwar abbremsten, aber nicht ganz unverletzt am Boden aufkamen.

Mit aller Kraft kämpfte Yasuo sich auf die Beine, ignorierte den Schmerz in seinem Körper und versuchte vom Haus wegzukommen. Dumpf vernahm er die Sirenen der Feuerwehr, die durch die Straßen eilten. „Ihr seid viel zu spät dran, ihr nutzloses Pack.“, schimpfte Yasuo vor Wut und brach nach ein paar Metern zusammen.
 

Erst im Krankenhaus kam er wieder zu Bewusstsein und fragte den Arzt sofort nach seiner Familie. Seine Brüder hatten eine schwere Rauchvergiftung und Knochenbrüche davongetragen, während seine Eltern um ihr Leben kämpften. Sie konnten von den Rettungskräften aus der Villa zwar gerettet werden, aber es stand schlecht um sie.

Er selbst hatte nur ein paar Schürfwunden und eine leichte Rauchvergiftung.
 

Erst nach zwei Monaten durften Masao und Takumi entlassen werden. Die körperlichen Wunden waren verheilt, aber die seelischen saßen tief.

Zusammen mit Akiko beriet sich Yasuo, wie es nun weiter gehen sollte.
 

„Jetzt mach nicht so ein Gesicht.“, lächelte Akiko traurig. „Es war nicht deine Schuld.“

„Ich hätte Zuhause bleiben sollen, anstatt nur an mich zu denken. Dann wäre es nicht so schlimm geworden.“ Masao und Takumi saßen auf seinem Schoß und schliefen. Seit sie aus dem Krankenhaus entlassen wurden, wichen sie nicht mehr von Yasuo’s Seite. „Diese verdammten Ärzte.“, fluchte Yasuo. „Erst sagen sie er kommt durch und dann stirbt er einen Tag später doch.“

Akiko senkte den Kopf. „Sie wollten dich nur schonen, damit du dich nicht so aufregst. Du warst psychisch am Ende.“

„Und deshalb setzen sich mich unter Drogen, damit ich ich den ganzen Tag schlafe?“, brüllte Yasuo. „Ich bin als einziger so gut wie unverletzt davon gekommen. Es war nicht nötig mir diese Medikamente zu geben. Takumi und Masao hätten mich gebraucht. Du hast selbst gesagt, das sie die ganze Zeit nach mir gerufen haben! Ich war in ihrer Nähe und konnte wegen dieser scheiß Ärzte nicht bei ihnen sein. Du weißt ganz genau, wie sehr die Beiden an mir hängen.“, steigerte sich Yasuo immer mehr hinein. „Mama liegt immer noch im Koma und sie lassen uns einfach nicht zu ihr. Ich werde nie wieder diesen Ärzten vertrauen. Ich habe sie schon immer gehasst!“

Akiko streichelte dem schlafenden Takumi über die Wange. „Wie soll es weiter gehen?“

„Ich werde mir eine Wohnung suchen. Die Jungs helfen mir und stehen hinter uns. Masao und Takumi werden bei mir bleiben, damit du dich auf dein Ungeborenes konzentrieren kannst.“ Er schaute seiner Schwester fest in die Augen. „Du willst wirklich nicht die Nachfolge antreten, wenn dein Kind geboren wurde?“

Akiko schüttelte den Kopf. „Ich möchte nur Mutter sein und mich um meine Tochter kümmern. Kenji möchte noch mehr Kinder und ich wünsche es mir auch.“ Akiko konnte nicht verhindern zu weinen. „Verzeih mir bitte meinen Egoismus.“

„Schon gut, die Jungs fürchten sich sowieso vor dir, wenn du deine Tage hast.“, zwinkerte er. „Dann wirst du zur Furie.“

„Hey, das ist gar nicht wahr!“

Kenji, der hinter Akiko stand nickte bestätigend, was Yasuo ein ehrliches Lächeln ab rang.
 

~*~Rückblende Ende~*~
 

Weinend lag Yasuo in Seth’s Armen. „Ich habe meine Familie im Stich gelassen. Wäre ich nicht weggegangen, hätte ich vielleicht das Schlimmste verhindern können. Meine Mutter sitzt heute im Rollstuhl und war danach nie mehr dieselbe. Deshalb sind Takumi und Masao dann endgültig bei mir geblieben. Ein Pfleger kümmert sich rund um die Uhr um sie.“

Seth hatte so viele Fragen, die ihm auf der Seele brannten, aber er hielt sich zurück. Das hier bewies großes Vertrauen und dies wollte er durch unnötige Fragen nicht zerstören. „Wenn du dort geblieben wärst, hätten sie dich womöglich auch erschossen und dann wären Masao und Takumi nicht mehr aus den Flammen gekommen. Du hast alles richtig gemacht.“ Jedenfalls wusste Seth nun, weshalb Yasuo so eine Abneigung gegen Ärzte hatte. Es lag ein psychisches Problem vor, das man nicht von heute auf morgen beseitigen konnte. Vielleicht schaffte Yasuo es eines Tages ihm zu vertrauen. Jedenfalls schien Yasuo zwei Personen in ihm zu sehen, sonst würde er nicht so in Panik geraten, wenn er nur ein Fieberthermometer in die Hand nahm.
 

„Für Takumi und Masao bin ich immer mehr zur Vaterfigur geworden.“, redete Yasuo weiter. „Sie nennen mich zwar Bruder, aber eigentlich sehen sie einen Vater in mir.“ Yasuo hob seinen Kopf und schaute Seth an. „Willst du wissen, woher ich das weiß? Als wir einmal auf dem Spielplatz waren und ich sie gerufen habe, weil es Zeit war zu gehen, sagten sie beide gleichzeitig: Ja Papa, wir kommen. Die Mütter habe mich angesehen, als wäre ich ein Außerirdischer.“

Jetzt wusste Seth auch, warum Yasuo bei Seto’s Frechheiten nie böse wurde. Nach solchen Erlebnissen, war man einfach abgehärtet und regte sich nicht mehr so schnell über Kleinigkeiten auf. „Das beweist doch, wie gut du deine Sache gemacht hast, obwohl du noch so jung warst.“

Yasuo schloss die Augen und genoss es, so in den Armen seines Freundes zu liegen. „Zwei Jahre später trat dann Atemu in mein Leben. Mit drei Kindern wurde es mir dann doch zu viel und ich hatte Súma, einen Verwandten, um Hilfe gebeten. Ich wusste, das er Kinder mochte und nach einigem Hin und Her hat er uns dann in sein Haus aufgenommen. Nebenbei hatte ich noch meine Verpflichtungen, die ich geerbt habe, zu erfüllen. Akiko habe ich so gut es ging aus allem heraus gehalten und durch Súma konnte ich alles unter einen Hut bringen. Als Masao und Takumi erwachsen wurden, ist es einfacher geworden und sie sind inzwischen eine große Stütze für mich, auch wenn ich auf Takumi immer noch aufpassen muss, damit er keine Dummheiten macht. Ich weiß aber, das er an mir hängt, auch wenn er ein schwieriger und komplizierter Mensch ist.“

„Was für Verpflichtungen sind das?“, wagte Seth zu fragen.

„Es hat mit...meiner Arbeit zu tun.“ Yasuo löste sich von Seth und sah ihn an. Er hatte schon so viel erzählt, obwohl er diese Themen immer vermied. Das letzte bisschen schaffte er auch noch. Na los, so schwer war das doch nicht. Es war nur ein kleines Wort und Seth würde sich den Rest denken können. „Ich...ich...bin... Ich kann das nicht ohne meinen Zettel.“ Warum bekam er das nicht über die Lippen? Bisher war er bei all seinen Freunden ehrlich gewesen, nur bei Seth konnte er es einfach nicht. Die Angst von ihm verlassen zu werden, war zu groß.

„Ist es dir so peinlich?“

Yasuo schüttelte den Kopf. „Es entspricht nur nicht der Norm. Wahrscheinlich wird es dich schockieren.“, gestand Yasuo.

Seth wurde unruhig. „Schreib es mir doch einfach auf.“

Damit war Yasuo einverstanden und schlurfte träge in sein Büro. Während er sich Stift und Papier nahm schossen ihm so viele Szenarien durch den Kopf, wie Seth reagieren könnte. Er setze nervös und mit unruhigen Fingern den Stift an. Was wenn Seth ihn dann verließ? Das würde er nicht verkraften.
 

Seth stand im Türrahmen und beobachtete Yasuo, der sich immer wieder durch die Haare fuhr. „Wir sollten das auf morgen verschieben, sonst bekommst du noch einen Nervenzusammenbruch. Es ist auch schon spät und Zeit fürs Abendessen.“

„Abendessen?“, wiederholte Yasuo langsam und schaute auf die Uhr. „Was? Es ist schon 20 Uhr?“ Er schaute auf sein Smartphone, ob Atemu ihm eine Nachricht hinterlassen hatte. „Sie sollten um 18:30 Uhr zurück sein.“

Seth stieß sich vom Türrahmen ab. „Sie haben bestimmt die Zeit vertrödelt.“

„Kann sein, ich werde sie am besten anrufen, dann haben wir Gewissheit.“ Er wählte die Nummer seines Sohnes, doch der ging nicht ran. „Versuch bitte Seto anzurufen.“

Seth nickte, aber auch er hatte kein Glück.

Das sah seinem Sohn nicht ähnlich, deshalb versuchte Yasuo Atemu’s Handy zu orten. „Sie sind im Stadtteil Arai?“

„Was wollen sie denn da?“

„Das werden wir herausfinden. Lass uns hinfahren.“, bestimmte Yasuo.
 

*
 

„Arschloch“, keuchte Atemu. Es gab keinen Zentimeter an seinem Körper, der nicht weh tat.

Seto konnte nur tatenlos zusehen, weil er an Händen und Füßen gefesselt auf einem alten Sofa saß.
 

Ryuji packte Atemu’s Kinn und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. „Wenn du noch einmal so frech zu mir bist, werde ich mir deinen spießigen Freund vornehmen, kapiert?“

„Mein...Vater...wird dich Windelweich prügeln...und dich anschließend im...Meer versenken.“, keuchte Atemu und spuckte Ryuji ins Gesicht.“

„Du kleine Made.“ Angewidert wischte sich Ryuji den Speichel aus dem Gesicht. „Du willst es offensichtlich nicht anders.“
 

„Hör auf!“, brüllte Seto. „Du bringst ihn noch um!“, doch Ryuji hörte nicht und machte da weiter, wo er aufgehört hatte. „Jetzt hilf uns doch Bakura.“

Jener stand in einer Ecke der kleinen Wohnung und mochte schon nicht mehr hinschauen. Was sollte er denn tun? Wenn er versuchte ihnen zu helfen, wäre er selber dran.

„Feigling! Und du warst mal mein Freund.“, fauchte Seto. Wenn er doch nur Hilfe holen könnte.
 

*
 

Am Straßenrand lagen die Handys ihrer Söhne, die achtlos dorthin geworfen worden waren. In Seth machte sich ein mulmiges Gefühl breit. „Wir sollten die Polizei rufen.“

„Und was soll das bringen? Wir haben keinen Anhaltspunkt. Sie werden die Daten aufnehmen und eine Streife durch die Gegend fahren lassen. Das werden wir auf meine Weise regeln, denn das geht schneller. Ich will die Beiden lebend zurück und nicht zuhause Däumchen drehen.“

Seth wollte schon fragen, wie Yasuo die Zwei finden wollte, doch da hatte jener bereits das Handy am Ohr.

Es dauerte keine fünf Minuten, da legte Yasuo auf und zog Seth zurück zum Auto. „Wir treffen uns gleich mit meinen Leuten. Die werden uns helfen Atemu und Seto zu finden. Wenn sie jemand mitgenommen haben sollte, wird der Kerl sein blaues Wunder erleben.“

Seth spürte die Wut, die von Yasuo ausging, aber ihm selbst ging es nicht anders. Beide Handys lagen auf der Straße. Die Wahrscheinlichkeit, das Seto und Atemu sie zur gleichen Zeit verloren hatten, war zu gering. Jemand musste sie mitgenommen haben. „Sie sind keine kleinen Kinder mehr.“, begann Seth. „Sie würden nicht einfach mit Fremden mitgehen.“

„Wir finden sie und wenn ihnen etwas angetan wurde, wird derjenige dafür büßen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  ireenkaiba97
2021-02-23T00:47:06+00:00 23.02.2021 01:47
mehr mehr mehr ich will wissen wie es weiter geht
es ist sooooo spanend das ist jetzt schon meine Lieblings Geschichte
wann geht es ca weiter weißt du es schon ich warte jeden tag hihihih


Antwort von:  DonnaHayley
23.02.2021 02:09
Hallo ^^

Spätestens am Sonntag geht es weiter. Wenn ich früher fertig werde, natürlich eher.
Es freut mich, das dir meine Geschichte so sehr gefällt. :D
Ich hau in die Tasten.
Von:  Duchess
2021-02-21T10:54:17+00:00 21.02.2021 11:54
Eine völlig andere Variante der Vergangenheit. Auch wenn ich mich frage, ob dieser kleine Hinweis auf die Spritzen, die er von Segawa schon früher bekommen hat noch einen anderen ersteren Hintergrund haben. Mhmmmmm...
Durch dieses Ereignis kann ich mir nun aber wenigstens Takumis Charakter etwas besser erklären. Wer direkt mitbekommt wie ein Elternteil erschossen wird und der andere nicht mehr aus dem Rollstuhl kommt, kann nicht völlig ohne Schaden rauskommen, gerade als kleines Kind. Jetzt tut mir Takumi einfach nur noch leid v_v

Und ich denke Yasuo wird nach der Kinderrettungsaktion dann auch nicht mehr viel erklären müssen, wenn Seth die Jungs in Aktion sieht und in welchem Milieu die da unterwegs sind.
Antwort von:  DonnaHayley
21.02.2021 13:01
Yasuo mag nicht gleich alles über sich erzählen. ;)

Über dieses Erlebnis ist Takumi auch nie drüber hinweggekommen. Darüber werde ich auch noch erzählen. Sein großer Bruder ist da eine wichtige Stütze, ohne die er nicht zurecht kommen würde.
Im nächsten Kapitel wird man sehen, wie wichtig die Bindung zu Yasuo ist.

Das kommende Kapitel wird selbsterklärend für Seth sein. Da wird Yasuo nicht mehr viel zu sagen müssen. Ob und wie Seth damit umgehen wird, bleibt abzuwarten.
Von:  CharlieBlade1901
2021-02-19T20:16:05+00:00 19.02.2021 21:16
Charlie: Ohoh Yasou in Mörder laune. Ryou wenn dein Leben dir was wert ist dann renn. Achja richtig ich rede ja mit nem kompletten vollidioten. Ryou du nicht rücken Atemu und Seto raus Yasou dich wird prügeln tot.“
Ryou: „Ich schwöre ich piece
Antwort von:  DonnaHayley
19.02.2021 21:22
Es wird wohl mehr Ryuji treffen. ^^
Wenn Yasuo sieht, was er gemacht hat, wird’s nicht gut für ihn ausgehen.
Antwort von:  CharlieBlade1901
19.02.2021 21:38
Ich war leider noch nicht fertig mein Handy hat gesponnen.
Ryou: „Ich schwöre ich bringe prügel dir irgendwann die scheiße raus.“
Charlie: „Yasou die witzfigur droht mir wieder.“
Yasou: „Keine sorge bald nicht mehr.“
Charlie: „Warum hast du mir nicht deine Brüder gebracht ich war in deinem Alter und konnte auch gut mit Kindern.“
Yasou: „Du warst damals noch mitten im Studium. Ich wollte nicht dass du so abgelenkt wirst. Hätte ich allerdings gewusst dass du 3 Jahre später ein Kind bekommst hätte ich dir die beiden an den Hals gehetzt.“
Charlie: „Und mein Studium habe ich trotzdem beendet. Und unsere Söhne verstehen sich wie Brüder. Genau wie wir.“
Yasou: „Du gehörst doch jetzt zur Familie.“
Charlie: „Nur weil ich das Glück hatte Nicole zu heiraten ohne zu wissen, dass sie zu deiner Familie. Gehört. Aber wenn du Hilfe brauchst deinen Sohn zu holen ruf an.“
Antwort von:  DonnaHayley
19.02.2021 21:49
🤣🤣🤣
Antwort von:  CharlieBlade1901
19.02.2021 21:56
Das Kommentar zur anderen Geschichte hast du auch gelesen?
Antwort von:  DonnaHayley
19.02.2021 22:33
Gut das du mich dran erinnerst. 😳 Hab ich voll verschwitzt 😓


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