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Haikyu - Asanoya-Tana

Wahre Freundschaft und mehr
von

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Krach (Tanaka)

Ich reibe mir mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und fokussiere den Ball. Wir befinden uns im zweiten Satz gegen Aoba Josai. Leider haben wir den ersten knapp abgegeben, doch jetzt haben wir den Satzball. Oikawa hat Aufschlag und dreht den Ball in seiner Hand.

Kurz huschen meine Augen durch unsere Reihen. Alle sind furchtbar angespannt und bis aufs Äußerste konzentriert. Noya, Asahi und Daichi haben die Knie tief gebeugt und erwarten die Angabe fokussiert. Da ich gerade hinten stehe, gehe auch ich in die Hocke.

Der Aufschlag kommt schnell, doch Daichi kann ihn annehmen. Ich richte mich auf, mache mich für einen Synchronangriff bereit. Kageyama spielt Hinata zu, ein Schnellangriff! Geräuschvoll schlägt der Ball gegen die Arme des gegnerischen Libero. Oikawa stellt, Iwaizumi läuft an. Ich habe keine Ahnung wo er hinschlagen wird, doch der Ball ist super zugespielt und er kann kraftvoll schlagen. Kageyama berührt ihn, als er blockt und der Ball fliegt halbhoch in die Mitte unseres Spielfeldes. Ich höre Sportschuhe auf dem Hallenboden quietschen und senke den Blick, der bis gerade auf den Ball gerichtet war. Alle starren nach oben. Asahi und Noya sind mit Schwung angelaufen. Etwas in mir zuckt zusammen, als ich bemerke, dass sie mit Vollgas auf einander zu stürmen. ´Vorsicht!´, hallt es durch meine Gedanken, doch ich schaffe es nicht rechtzeitig Worte in meinem Kopf zu artikulieren und es geschieht, ohne dass ich es aufhalten kann. Noya und Asahi knallen mit Schwung gegeneinander. Ich ziehe erschrocken die Schultern hoch, als Noya regelrecht weggeschleudert wird. Das sah aus, als hätte es echt weh getan. So muss es sich wohl anfühlen, wenn man von einem Auto angefahren wird. Asahi geht gerade, bäuchlings zu Boden, Noya rollt ein ganzes Stück nach rechts und bleibt dann regungslos auf der Seite liegen.

„Scheiße!“, sage ich zischend und renne zu ihm. Ich werfe mich auf die Knie und stoppe meinen Schwung mit den Schuhen, komme direkt neben ihm sitzend zum Halten. „Noya.“, sage ich besorgt und fasse ihn an der Schulter. Er kippt auf den Rücken, seine Augen geschlossen. Ich erschrecke. Er ist bewusstlos. Ich lege eine Hand in seinen Nacken und hebe seinen Kopf leicht an, schüttele mit der anderen Hand seine Schulter. „Komm schon, Noya. Noya!“, rufe ich, doch keine Reaktion. Ich höre, dass die anderen sich auch in Bewegung versetzen, doch ich sehe nicht von Noyas Gesicht auf. Dann zuckt er. Ich sage seinen Namen. Keine Reaktion. Stattdessen zuckte er wiederholt und ein gurgelndes Geräusch dringt zu mir hoch. Er wird blass und seine Lippen werden dunkler. Er erstickt! Ohne Nachzudenken öffne ich Noyas Mund und schiebe mit meinen Fingern seine Zunge aus dem Rachen. Bewusstlose können an ihrer Zunge ersticken, das weiß ich. Dennoch macht er keine Anstalten zu atmen. Ich spüre wie mein Herz aufgeregt gegen meine Brust schlägt. Noyas Lippen färben sich blau. Nein...

Mein Körper bewegt sich von alleine. Ich hebe Noyas Nacken an, wodurch sein Kopf nach hinten kippt. Mein linke Hand fährt an seinen Kiefer und hält seinen Mund geöffnet, gleitet dann hoch zu seinem Gesicht und drückt seine Nase zu. Ich atme ruckartig ein, neige mich tief zu ihm runter und verschließe seinen Mund mit meinem. Kontrolliert presse ich die Luft aus meiner Lunge in seine. Noyas Brustkorb hebt sich sichtbar. Es klappt! Ich atme nochmal tief ein und beatme ihn ein zweites Mal. Ein Glucksen, dann beginnt er zu husten. Ich richte ihn leicht auf und sein Kopf lehnt gegen meine Brust. Er schnappt nach Luft. Erleichtert reibe ich seinen Arm. „Noya, hey.“ Meine Stimme ist sanft. Er brummt, es sieht aus als käme sein Bewusstsein zurück. „Mh...“, macht er schwach, liegt schwer in meinem Arm. „Noya, sieh mich an.“, fordere ich und neige mich zu ihm runter. Schwerfällig hebt er den Kopf und sieht mich mit glasigen, halb geöffneten Augen an. Sag was. Komm schon, sag etwas. Ich muss wissen, wie es um dich steht!

„Ryu...“ Sein Blick fokussiert mich und ich beginne zu lächeln. Er erkennt mich. Erleichtert atme ich aus.

„Das hat ganz schön geknallt.“, höre ich Daichi sagen, der sich zu uns runter hockt.

„Weißt du noch, was passiert ist?“, frage ich und stütze Noyas Rücken mit meinem rechten Arm, stemme dabei meinen Ellbogen in meine Hüfte. Er überlegt, dann sieht er mich an und ich kann beobachten wie sein Blick mit jedem Wort klarer wird.

„Ich bin... mit Asahi zusammengestoßen!“, sagt er aufgebracht und sieht sich um. Asahi sitzt an seiner rechten Seite auf dem Boden, hat sich zwischen seinen Beinen auf die Arme nach vorne gestützt. Er sieht Noya mit tränengefüllten Augen an. Als sich ihre Blicke treffen, beginnt er zu weinen.

„Hey...“ Noyas Stimme ist samtweich. Er streckt seinen Arm aus und legt die Hand an Asahis Wange. „Du kannst nichts dafür. Sowas kann passieren.“

Asahi schluchzt geräuschvoll und legt beide Hände über Noyas Hand, drückt sie an sich.

„Nishinoya...“, ergreift Coach Ukai das Wort und Noya und ich sehen ihn an. „Du bist weggetreten. Yamaguchi holt die Sanitäter. Die kommen gleich und werden dich mitnehmen.“

Noya senkt bedrückt den Blick. Er würde wohl lieber weiterspielen, doch sieht wohl auch ein, dass dies nicht sinnvoll ist. „Ok.“

„Wo hast du Schmerzen?“, fragt er und Noya bewegt die linke Hand. Dann schnellt sie an die Rippen der linken Seite.

„Es geht schon. Ich spüre den Aufprall noch, aber es tut nicht über die Maßen weh.“, sagt Noya nachdenklich.

„Wir sind mit den Köpfen zusammengestoßen.“, erhebt Asahi mit gebrochener Stimme das Wort. Er fasst sich an sie rechte Stirnseite und kneift ein Auge zusammen. „Ich bekomme wohl eine Beule.“

Noyas Augen weiten sich kurz überrascht, dann legt er die linke Hand an seinen Hinterkopf.

„Ah..“, dringt es schmerzverzerrt aus seinem Mund. Er nimmt die Hand zurück vor die Brust und wir zucken gemeinsam zusammen. Seine Handfläche ist voller Blut. „Das ist nicht gut, oder?“, sagt er und sein Blick trübt sich. Im nächsten Moment kippt er gegen mich und sackt in sich zusammen.

„Noya!“, rufen Asahi und ich gleichzeitig.

In diesem Moment kommt Yamaguchi mit den Sanitätern. Sie legen eine Trage neben Noya ab. Ich übergebe Noya mit zittrigen Händen an einen der Sanitäter und rutsche ein Stück zurück. Beunruhigt kratze ich mich am Arm, sehe zu wie sie ihn versorgen, als sich Sugawara zu mir runter hockt.

„Tanaka, das war echt der Wahnsinn...“, haucht er überfordert. Ich sehe fragend zu ihm hoch. Er lächelt mich an. „Wie du Erste-Hilfe geleistet hast.“

„Ah. Oh...“ Ich lege nachdenklich den Kopf zur Seite. „Ja. Ich habe vor kurzem den Erste-Hilfe-Kurs mit meiner Schwester belegt, den sie für den Führerschein gemacht hat. Sie hat mich einfach mit geschleppt. Hätte nicht gedacht, dass ich ihr mal dafür dankbar sein würde.“ Ja, das bin ich wirklich. Saeko. Vielen Dank.

„Aber, dass du einfach loslegst. Total krass.“ Ich sehe ihn erstaunt an. „Ich war vollkommen geschockt, konnte nur dastehen wie angewurzelt. Und du... du hast Nishinoya einfach... gerettet.“ Ich blinzele ihn an und er klopft mir auf die Schulter. „Ich bin stolz auf dich.“

Überfordert kann ich nur nicken, dann sehe ich wie sie Noya wegtragen und stehe auf.

„Ich werde mitgehen.“, sagt Takeda und folgt den Sanitätern.

Ich gehe zu Asahi, der zitternd dasteht, den Kopf gesenkt. Ich stelle mich vor ihn,lege meine Hand auf seine Schulter. „Das wird schon wieder. Noya ist hart im Nehmen und in sehr guten Händen.“, versuche ich ihn zu trösten, doch kann nur beobachten, wie Tränen seine Wangen hinunter laufen. Ich weiß, dass ich nichts sagen kann, was ihn jetzt entlastet. Also lege ich meine Hand in seinen Nacken und ziehe seinen Kopf runter, bis er auf meiner Schulter liegt. Asahi beginnt zu weinen und ich lege die Arme um ihn. Er krallt sich in mein Shirt und schluchzt herzergreifend.

Einen Moment bleiben wir so stehen, dann richtet er sich auf, reibt sich durch die Augen. Ukai ergreift das Wort. „Das Spiel wird erst mal unterbrochen. Es ist noch nicht klar, ob wir heute weiter spielen.“ Ich senke den Blick. „Tanaka.“ Ich sehe wieder auf. „Du hast mich überrascht. Ich bin beeindruckt. Du hast wirklich vorbildlich gehandelt.“ Ich nicke nur, mache mir zu viele Sorgen, um mich über sein Lob zu freuen. „Geh dich jetzt waschen, nur für den Fall, das es gleich weitergeht. Hast du dein Wechseltrikot dabei?“ Ich blinzele überrascht, dann sehe ich an mir herab. Meine rechte Hand und auch der Unterarm sind voller Blut. Geschockt ziehe ich an meinem Shirt und muss feststellen, dass der orange Streifen an meiner rechten Seite, rot durchzogen ist. Das.. ist ganz schön viel Blut... Ich schlucke schwer, dann nicke ich geistesabwesend, mache mich auf den Weg zum Waschraum.

Dort angekommen drehe ich den Wasserhahn auf und halte mein rechtes Handgelenk unter den Wasserstrahl. Sofort fließen dunkelgelbe Schlieren in den Abfluss. Ich beobachte wie sich das weiße Becken mit orangen Sprenkeln überzieht.

Erst jetzt, in diesem Moment der Ruhe, beginne ich zu realisieren, was gerade geschehen ist.

Noya hat bei dem Zusammenprall einen so harten Schlag abbekommen, dass er das Bewusstsein verloren hat. Um ein Haar wäre er gerade in meinen Armen erstickt. Ich schlucke, erinnere mich an den Druck, den ich hatte ausüben müssen, um die Luft in seine Lunge zu pressen. Mein Atem stockt und ich stütze mich mit den Händen am Waschbeckenrand ab. Ich sehe vor mir, wie seine Hand mit Blut bedeckt ist, spüre, wie er schwer in meine Arme fällt und regungslos liegen bleibt. Ich reibe mir mit dem linken Handrücken durch die Augen, meine Sicht ist getrübt. Ich muss mich beruhigen. Mein Team wartet auf mich. Ich wische mir über den blutverschmierten Arm. Es dauert unangenehm lange, bis sich das Wasser nicht mehr verfärbt.

Dann eile ich in die Umkleidekabine und ziehe mein Shirt aus. Zu sehen, wie wenig von dem Orange in dem Streifen übrig geblieben ist, bereitet mir große Sorgen. Wie es Noya wohl geht? Ob er eine Gehirnerschütterung hat? Ich ziehe mein Ersatztrikot an und laufe zurück in die Sporthalle. Die Teams stehen bei ihren Trainern, ich stelle mich zwischen Daichi und Asahi dazu. Als Daichi mich bemerkt, klopft er mir auf die Schulter ohne mich anzusehen. Ich senke den Blick.

„Das Spiel wird vertagt.“ Wir sehen auf, als Ukai das Wort ergreift. „Aufgrund der Schwere der Verletzung, die sich in diesem Spiel gerade ereignet hat, ist es nicht ratsam, dass wir jetzt weitermachen.“

Ich sehe zu Asahi, dessen Knie zittern und fasse ihn an der Schulter. Hinata und Kageyama sehen beide betroffen zu Boden, während Yamaguchi an seinen Fingernägeln knibbelt und Tsukishima in Ukais Richtung blickt. Alle schweigen, sind wohl mit den Gedanken weit weg. Ich nicke. Es ist mir Recht, könnte ich sowieso jetzt an nichts anderes mehr denken, als den Wunsch bei Noya zu sein.

„Geht duschen, zieht euch um. Wir werden mit dem Bus zum Krankenhaus fahren. Wer möchte, kann gerne mitkommen, es kann allerdings sein, dass wir nicht zu ihm dürfen.“

Ich höre, wie Asahi den Stoff seines Trikos in der Faust zusammendrückt. Meine Hand, die bisher auf seiner Schulter geruht hat, gleitet an seinen Rücken und ich bewege sie fürsorglich auf und ab. Er muss sich furchtbar fühlen, als wäre es seine Schuld. Doch es hätte jeden treffen können. Ich bin auch schon mit Daichi zusammengestoßen und habe ihn dabei verletzt. Keine schöne Erinnerung.

„Komm.“, sage ich leise und drücke ihn leicht nach vorne. Sichtbar widerwillig bewegen sich seine Beine. Ich lege den Arm um ihn und schiebe ihn neben mir her.

„Hey.“, höre ich Oikawas Stimme und drehe im Gehen den Kopf in seine Richtung. Er läuft zu Daichi. „Alles Gute für euren Libero. Bitte sagt uns Bescheid, wenn ihr was wisst.“ Er klingt ernsthaft besorgt. Daichi nickt ihm zu. „Vielen Dank. Das werden wir tun.“

Ich gehe mit Asahi in die Umkleidekabine und setze ihn auf die Bank. Sugawara kommt zu uns. „Asahi, wie geht es dir?“, fragt er und legt die Hand an seinen Arm. Asahi senkt nur den Blick. „Hast du auch was abbekommen?“ Er schüttelt den Kopf.

„Ich bekomme nur eine Beule.“ Seine Stimme ist wacklig und leise.

„Nichts angeknackst oder tut weh?“ Er schüttelt wieder den Kopf. „Gut, da bin ich erleichtert.“ Er atmet durch. „Ich bin froh, dass dir nichts ernstes passiert ist. Das war echt heftig.“ Ich reibe Asahi über den Rücken.

„Komm, wir gehen duschen.“, ermuntere ich ihn, doch er sieht nur seine Hände an. „Du willst doch zu ihm, oder?“ Er nickt. „Dann ab unter die Dusche, dann können wir los.“ Jetzt dringen meine Worte anscheinend zu ihm durch, denn er versetzt sich in Bewegung. Gut.

***

Wir sitzen im Wartebereich der Notaufnahme, Daichi, Asahi und ich, als Nishinoyas Mutter durch den Haupteingang den Raum betritt. Sie eilt zu uns, eine Hand beunruhigt zur Brust gezogen. Wir stehen auf. „Daichi, Asahi, Ryunosuke...Wo ist mein Junge?“ Ein Kloß bildet sich in meinem Hals. Ich deute auf das Zimmer zu unserer Linken.

Ich fühle mich schlecht. Was sagt man einer Mutter, die gerade erfahren hat, dass ihr Sohn ins Krankenhaus eingeliefert wurde? Und was, wenn man bei dem Unfall dabei war und ihn nicht hatte verhindert können? „Der Coach und Herr Takeda sind gerade drinnen und sprechen mit dem Arzt.“, sage ich bedrückt. Sie legt die Hand auf meine Schulter und geht los. Ich sehe ihr erstaunt nach. Im Vorbeigehen legt sie ihre Hand auch auf Daichis und Asahis Schulter. Eine Trost spendende Geste, wie man sie einer Mutter zuschreibt. Sie ist nicht wütend oder möchte uns Vorwürfe machen. Sie ist besorgt. Und zwar um uns alle.

Sie klopft an und betritt das Zimmer. Ich möchte ihr so gerne folgen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hypsilon
2021-10-22T14:46:55+00:00 22.10.2021 16:46
Na nicht schlecht, da hats ja richtig krass geknallt, ob das realistisch ist so? Für deine Geschichte wirds aber wichtig sein, somit bin ich mal gespannt, was du draus machst.

Tolle Aktion von Tanaka.
Asahi muss sich ja wirklich elend fühlen...

Grüße Hyps


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