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Gedanken eines Gefangenen

von

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One-Shot

Schwaches Licht einer Mondsichel fiel in den kleinen Raum und weckte die Person, die dort bis eben unruhig geschlafen hatte. Nein, eigentlich war es nicht das Licht, was die Person geweckt hatte. Dieses Licht fiel permanent durch ein magisches Fenster in den kleinen Raum. Seufzend erhob sich der Mann mittleren Alters und ließ seinen Blick schweifen. Doch wie jeden Tag sah er nur das selbe. Sein kleines, ungemütliches Verlies war vielleicht vier mal vier Meter groß, besaß ein magisches Fenster, welches aber nur eine sternenklare Nacht mit einem Sichelmond zeigte, ein Loch im Boden für seine Notdurft, eine alte Holzpritsche, auf welcher ein viel zu kleines Kissen und eine nicht gerade warme Decke lagen und ein Eimer mit immer klarem Wasser, zum Trinken und um sich etwas frisch zu machen. Eben diese Decke wurde nun sorgfältig zusammen gefaltet und am Fußende der Pritsche hingelegt. Irgendetwas musste er ja tun, um nicht ganz verrückt zu werden.
 

Sich streckend stand der Braunhaarige auf, erleichterte sich, wenn auch widerstrebend, über seinem Loch und trat an das magische Fenster heran. Ob es wirklich Mitten in der Nacht war, so wie das Fenster anzeigte? Es konnte auch gut sein, dass es gerade am frühen Morgen oder später Nachmittag war. Er hatte schon vor einer Weile vollkommen das Gefühl für die Zeit verloren. Und dies lag nicht nur an diesem immer gleichen Anblick, welchen er am Fenster hatte, sondern auch, dass er seit Ewigkeiten keinen Menschen mehr gesehen hatte. Seit er hier her gebracht worden war, war kein menschliches Wesen mehr bei ihm gewesen. Seine Notdurft verschwand ebenso magisch aus diesem kleinen Loch, wie sein Essen einfach auf einem metallenen Teller auf der Pritsche auftauchte. Auch einer der Gründe, warum er die Decke am Fußende zusammen gefaltet lagerte. Einmal hatte er sie einfach da liegen lassen, wo er sie abgestreift hatte und der Teller war darauf erschienen, umgekippt und hatte eine schöne Sauerei hinterlassen. Und das Erscheinen des Essens geschah, wenn er es richtig einschätzen konnte, immer sehr unterschiedlich. Einmal hatte er sogar das Gefühl gehabt, dass das Essen für mehrere Tage nicht aufgetaucht war. Und da er nur einmal am Tag eine Portion bekam, war das eine extrem lange Zeit gewesen.
 

Wobei konnte man das wirklich als Essen bezeichnen? Es war ein undefinierbarer Brei, der keinen nennenswerten Eigengeschmack hatte und schlicht und allein dazu diente, dass er wohl nicht zu früh starb. Aus irgendeinem Grund wurde er noch gebraucht, er wusste nur nicht wozu. Wie schmeckte eigentlich noch mal ein Schokofrosch? Kurz schloss er die Augen und versuchte sich daran zu erinnern, doch es schien so lange her zu sein, dass ihm der Geschmack nicht mehr in den Sinn kommen konnte. Wenn er doch nur hier raus kam, dann würde er sich einen ganzen Kessel voll davon kaufen und auf einmal essen, einfach um den Geschmack wieder auf die Zunge zu bekommen. Und einen ganzen Kessel voll Kürbissaft dazu. Doch wie lange würde er noch hier sein? Kam er überhaupt irgendwann einmal wieder frei oder würde er bis zu seinem Tod gefangen bleiben?
 

Suchten seine Freunde und seine Familie nach ihm? Oder war er schon so lange hier, dass sie ihn schon vergessen hatten? So gerne würde er mit seinen Freunden wieder ein Butterbier genießen und mit seiner Familie die Abende genießen. Hoffentlich ging es ihnen gut und sie waren nicht auch zum Opfer der Personen geworden, die ihn hier eingesperrt hatten. Noch einmal seufzte der nicht mehr so jung aussehende Mann auf und sah zu seiner Pritsche, als er das Knacken in der Luft vernahm und kurz darauf der Teller auf eben dieser erschien. Gerade wollte er sich dem ekligen Brei zuwenden, als er etwas anderes bemerkte. Oder besser gesagt, er bemerkte etwas nicht. Sein Blick fiel auf die Tür, welche so unscheinbar zu seiner linken war und gerade so normal wirkte. Konnte es wirklich sein? Mit wenigen Schritten war er an der schweren Holztür angelangt und streckte langsam seine Hand aus.
 

Immer wenn er dies tat und seine Hand auf das Holz legen wollte, fing die Tür an zu leuchten und er bekam einen Schlag, welcher ihn an die gegenüberliegende Wand schleuderte. Doch … dieses Mal geschah nichts. Er konnte seine Hand auf das Holz legen, ohne das die Tür leuchtete und auch der Schlag blieb aus. Das konnte nur bedeuten, dass der Schutzzauber, welcher ihn in diesem Gefängnis hielt, nicht mehr existierte. Entweder hatte der Sprecher vergessen ihn zu erneuern, denn wie er einmal gelernt hatte, musste so ein Zauber regelmäßig erneuert werden oder der Sprecher war nicht mehr am Leben. Egal was auch der Grund war, er musste diesen Moment ausnutzen und er konnte nur hoffen, dass es nicht noch lebende Wachen gab, die auf ihn achteten. Kurz schloss der Braunhaarige seine Augen und sammelte seine Kraft. Jetzt kam es darauf an, dass er seine ganze Zauberkraft bündeln konnte, ohne das er einen Zauberstab zur Hand hatte.
 

Als er ein Kribbeln in den Fingern spürte, öffnete er die Augen wieder und sprach mit einer rauen, lange nicht mehr gebrauchten Stimme „Alohomora“, während er gebannt auf das Holz starrte. Ein leises Klicken erklang und ein Ruck ging durch die Tür, ehe diese einen winzigen Spalt aufsprang. Erleichtert drückte er die Tür weiter auf und sah vorsichtig hinaus. Vor seiner Zelle befand sich ein leerer Gang, welcher nur von einigen Fackeln erleuchtet wurde. Wohin sollte er gehen, wenn er wirklich hier raus kam? Nein, er durfte jetzt keine Gedanken mehr mit irgendetwas verschwenden, er musste den Moment nutzen und flüchten, damit er so schnell wie möglich wieder in Freiheit war. Ohne noch einen Blick zurück zu werfen, trat der Mann aus seiner Zelle und lief so schnell, aber auch so leise wie möglich den Gang entlang. Aus irgendeinem Grund wusste er instinktiv wohin er laufen musste, um von diesem schrecklichen Ort weg zu kommen. Auch wenn gerade die Gänge endlos an ihm vorbei zogen, kam er nach einer Weile an einem großen Portal an, welches sich zu seinem Glück unverschlossen zeigte.
 

Draußen angekommen atmete er erst einmal tief durch. Es war tatsächlich tiefe Nacht und ein Vollmond stand groß und hell am Himmel. Also konnte er zu einem seiner Freunde nicht hingehen, dieser hatte in einer solchen Nacht schon genug Probleme. Seine Schritte führten ihn immer weiter von diesem schrecklichen Ort fort und immer weiter in seine Freiheit hinein. An ihn vorbei zogen etliche Bäume und verlassene Häuser. Er war wohl in einem verlassenen Dorf, das war ihm schon aufgefallen, als er vor langer Zeit hier her gebracht worden war. Nach einer Ewigkeit, so kam es ihm jedenfalls vor, kam er an einer gut ausgebauten Straßen an und von weitem konnte er Fahrzeuge sehen. Hier war seine Chance endgültig weg zu kommen. So stellte er sich an die Straße und wartete geduldig, bis ein Fahrzeug in seine Nähe kam. Lange musste der verwildert aussehende Mann nicht warten, da hielt in kleiner Lastwagen kurz vor ihm, so dass er zu dessen Fahrerhaus ging.
 

Am Steuer saß eine junge Frau, die ihn misstrauisch musterte. „Fahren sie nach London?“, wollte er mit immer noch krächzender Stimme wissen. „Und wer sind sie?“, kam es schlicht als Gegenfrage und er konnte es wirklich verstehen. Auch wenn er sich nicht selbst in einem Spiegel lange Zeit gesehen hatte, so musste er doch einen grausigen Anblick abgeben, da er so lange keine Friseurhexe gesehen hatte. „Ich bin Jamie Doe und ich brauche ihre Hilfe. Bitte, ich muss dringend nach London“, gab er schon fast verzweifel von sich. Wer wusste schon, warum er fliehen konnte. Vielleicht war sein Entführer nur kurz außer Landes und würde schon bald zurück kommen. Noch immer sah die Dame ihn misstrauisch an, doch sie schien auch Mitleid mit ihm zu haben. „Gut, steigen sie ein. Aber ich muss vorher noch was in Wiltshire erledigen“, gab sie ruhig von sich, während sie die Beifahrertür öffnete.
 

Oh, das war ja wunderbar, dann musste er gar nicht nach London. „Dann können sie mich auch gleich in Wiltshire raus lassen“, meinte er lächelnd. „Sie wollten doch eben noch nach London?“ „Ja, da hätte ich einen Freund gebeten, mich nach Wiltshire zu bringen. Aber wenn sie eh dorthin fahren zuerst, dann können sie mich auch gleich da raus lassen.“ Darauf gab sie keine Antwort, sondern fuhr einfach an und machte sich auf den Weg nach Wiltshire. Die Fahrt verlief schweigend, denn ihr Beifahrer wusste nicht, worüber er sich mit ihr unterhalten sollte. Sie war ein Muggel und er ein Zauberer und momentan kannte er sich nicht mehr in der Muggelwelt aus, was ihn wohl noch auffälliger gemacht hätte. Nach einer Weile, es wurde langsam schon hell, da hielt der Lastwagen an einer kleinen Ansammlung von Häusern an. „So wir sind da“, sprach die junge Frau ihren Mitfahrer an, welcher etwas weg gedöst war.
 

Erschrocken fuhr eben dieser nach oben. Er war es einfach nicht mehr gewohnt, eine menschliche Stimme zu hören. „Oh, ähm, vielen Dank“, haspelte er schnell und stieg dann aus. Mit einem kurzen Blick in die Umgebung erkannte er, dass er nicht mehr weit von seinem Ziel entfernt war. „Schönen Morgen noch“, mit diesen Worten setzte sich der Braunhaarige in Bewegung und steuerte direkt ein großes Manor an, welches abseits der Häuseransammlung lag. Hoffentlich waren gerade keine Ferien, dass der Hausbewohner auch zuhause war. Wenn nicht, dann musste er doch irgendwie nach London kommen und bei seinem anderen Freund unterkommen. Mit schnellen Schritten kam er am großen Portal an und betätigte die dortige Klingel. Lange musste er auch nicht warten, da wurde ihm von einer Hauselfe geöffnet. „Sir wünschen?“, piepste das kleine Geschöpf deutlich eingeschüchtert.
 

Er sah wohl so schrecklich aus, dass selbst Hauselfen vor ihm Angst hatten. „Tabby, ich bin es. Ist dein Master da?“, sprach er freundlich und ruhig. Vielleicht erinnerte sich die Kleine an ihn. Und tatsächlich wurden die Augen immer größer und sie fing an, an ihren Ohren zu ziehen. „Master im grünen Salon, Master werden sich so freuen“, rief sie ganz aufgeregt und ließ den frühen Gast ein. Eben dieser wusste ganz genau, wohin er gehen musste und kam wenig später in dem genannten Salon an. Dort wurde er jedoch nicht gerade freundlich empfangen, es zielten gleich zwei Zauberstäbe auf ihn. Der, des Hausherren und der, des anderer Gastes. „Wer sind sie und wie sind sie hier rein gekommen?“, wollte der Blonde misstrauisch wissen. In sein Anwesen kam doch nie jemand rein, der nicht von ihm eingeladen wurde. „Tabby hat mich reingelassen. Lucius, ich bin es. Erkennst du mich denn nicht?“ Die Augen des Malfoy wurden immer größer, als er die Stimme erkannte. „James?“
 

Unendlich erleichtert sackte der Genannte auf die Knie. Sie hatten ihn erkannt und er war in Freiheit. „Ja, ich bin es. Ich bin in Freiheit“, murmelte James leise. „Aber wie kann das sein? Du bist tot!“, rief der zweite Gast überrascht aus, ehe er seinen Zauberstab sinken ließ. „Nein, ich habe überlebt. Lily und Harry sind tot“, widersprach der Potter und sah seine beiden Freunde verwirrt an. „James, Harry lebt und du und Lily seit gestorben. Das hat man uns allen, der ganzen Welt, weisgemacht“, erklärte Severus langsam. Er konnte nicht glauben, dass da der totgeglaubte Anführer der Rumtreiber vor ihnen kniete. Zwar konnte man ihn nicht wirklich erkennen, durch das wilde Gestrüpp, was wohl einmal Haar und Bart war, aber seine Stimme verriet ihn. Und auch ein Zauber, welchen er gerade sprach, sagte ihm, dass dort vor ihnen James Potter kniete. „Harry lebt? Wie alt ist er? Lebt er bei Sirius, wie Lily und ich es niedergeschrieben haben, falls uns etwas geschehen würde?“, wollte James aufgeregt wissen.
 

Nicht nur, dass er endlich seine Freiheit wiedererlangt hatte, er konnte auch seinen kleinen Sohn, seinen totgeglaubten Sohn, wieder in die Arme schließen. „James … Es ist viel geschehen in den letzten 14 Jahren und ...“ „Was?! 14 Jahre? Es sind 14 Jahre vergangen?!“ Erschrocken sprang der Älteste Potter auf die Beine, was sein Körper aber gleich mit einer Schwindelattacke quittierte. Dieser verdammte Brei hielt ihn zwar am Leben, aber er war nicht wirklich nahrhaft und heute hatte er schließlich keinen gegessen. Sogleich ging Lucius zu ihm und half seinem alten Freund auf einen Sessel. „Ja, James. Es sind so viele Jahre vergangen und wir erzählen dir am besten in aller Ruhe, was bisher geschehen ist“, sprach er ruhig und bestellte bei einer Hauselfe ein leichtes Frühstück für den Braunhaarigen.
 

Sicher war dieser normales Essen nicht mehr gewöhnt, so dass sie vorsichtig sein mussten. „Wahrscheinlich … Aber wenigstens ich bin wieder in Freiheit“, murmelte der ehemalige Gryffindor. „Sagen wir mal so, du bist wieder frei, wo auch immer du warst. Aber wirkliche Freiheit hat keiner von uns. Wir müssen uns alle verstecken und verstellen und da kann man nun wirklich nicht von Freiheit sprechen.“ Ja, da hatte Severus wirklich Recht. Freiheit war auch für ihn, dass jeder das tun konnte, was er wollte, ohne in Angst zu lesen oder sich verstellen zu müssen. Aber jetzt, wo er wieder frei war, würde er seinen Freunden helfen, dass sie alle bald in Freiheit und in Frieden leben konnten.



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