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Eisprinz - Ich bringe dein Herz zum schmelzen

von

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Man merkte Yuri nach der fast durchwachten Nacht nicht an, dass er müde war. Ganz im Gegenteil, er weckte seinen Freund mit einem Frühstück. Der Duft nach Kaffee, Rühreiern mit Schinken und frischen Brötchen zog durch die ganze Wohnung, inklusive einem strahlenden Yuri.

„Guten Morgen!“

Otabek blinzelte und lächelte über die freudig roten Wangen Yuri´s.

„Guten Morgen. Das riecht herrlich, ich wusste gar nicht, dass du kochen kannst.“

„Kann ich auch nicht aber ein paar Eier braten und Kaffee kochen kriege ich noch hin.“

Beim gemeinsamen Frühstück war Otabek wieder guter Laune aber trotzdem konnte er Yuri nicht täuschen.

„Geht es dir auch wirklich wieder gut?“

Otabek öffnete den Mund um zu antworten aber ein Blick in Yuri´s Augen und er wusste, dass lügen zwecklos war.

„Nun, es ging mir schon besser aber ich kann das Vergangene nun mal nicht rückgängig machen. Aber ich habe nun einen anderen Weg gefunden, zufrieden zu sein, und das ist die Hauptsache. Komm, ich fahre dich zum Training“
 

Yuri liebte es, hinter Otabek auf dem heißen Ofen zu sitzen. Er schlang seine Arme um seine Taille und schmiegte sich dichter als nötig an ihn. Der Duft des Leders, seine Nähe, das Knattern des Motorrades und der Fahrtwind in seinem Gesicht gab ihm das Gefühl, einfach alles zu schaffen. Eigentlich hätte er heute, am Samstag, den Tag lieber mit seinem Freund verbracht aber Lilias Programm war straff und sah als Ruhetag nur den Sonntag vor. Vor der Ballettschule wollte sich Yuri ungern von Otabek trennen.

„Komm doch noch mit rein, du darfst sicher zugucken.“

Unschlüssig kratzte Otabek sich am Kopf.

„Ich weiß nicht recht, ich glaube nicht, dass…“

Doch plötzlich schallte eine Stimme zu ihnen hinüber.

„Otabek, bist du es?“

„Vasily? Man, so lange her!“

Die beiden begrüßten sich wie alte Freunde, Yuri war abgeschrieben.

„Hast du Zeit? Dann komm doch auf einen Sprung mit rein.“

„Ach ja…warum eigentlich nicht.“

Lachend betraten die beiden das Gebäude und Yuri trabte schmollend hinterher.
 

Dass die beiden sich sofort wieder bestens verstanden, passte Yuri gar nicht. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es höchste Zeit war, denn ansonsten kam er wieder zu spät. Aber die beiden alten Freunde alleine zu lassen, wollte er auch nicht. Die Gestalt Lilias, die plötzlich um die Ecke kam und einen alarmierenden Blick auf Yuri warf, nahm ihm die Entscheidung ab.

„Yuri!“

„Jaa…ich komm schon.“, zischte er zwischen den Zähnen hindurch.

„Geh ruhig, Yuri. Vasily und ich unterhalten uns über alte Zeiten. Ich hole dich später wieder ab.“, meinte Otabek.

„Pfft…“

Das Yuri tödlich beleidigt war, merkte er gar nicht.

„Ich kenne ein nettes Café, ganz in der Nähe. Lass uns doch dort plaudern.“, schlug Vasily vor.

„Ja, warum nicht.“, nickte Otabek.
 

Während Yuri mit Todesverachtung sein Training vollzog, saßen sich die alten Freunde vor einem Kaffee gegenüber.

„Ich bin übrigens böse auf dich, Otabek Altin.“, begann Vasily.

„So? Warum?“

„Du bist damals Hals über Kopf verschwunden, ohne irgendeine Kontaktadresse zu hinterlassen. Keiner wusste wo du abgeblieben bist. Ich habe mir verdammte Sorgen gemacht!“

Otabek rührte verlegen in seinem Kaffee herum.

„Ja… es war nicht richtig von mir, dass weiß ich heute auch. Damals allerdings musste es sein, ich brauchte Abstand von allem. Wenn deine Zukunft, die du dir so rosig ausgemalt hast, plötzlich in tausend Scherben zerbricht und dir das Leben den Stinkefinger zeigt, dann muss man das erst einmal verdauen. Nimm es mir nicht übel, Vasily, aber gerade deinen Anblick konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht ertragen.“
 

Die bernsteinfarbenen Augen Vasilys wurden traurig.

„Wirklich Otabek? Ich dachte, wir wären Freunde.“

„Es war nicht deine Schuld, Vasily, es war meine! Du hast nichts falsch gemacht, ganz im Gegenteil, du warst immer da für mich und hast mich aufgebaut. Aber nach der Diagnose, dass meine Eislaufkarriere vorbei war, war mir jeder, der es noch konnte, ein Feind. Du warst der aufgehende Stern im Profisport, alle Blitzlichter der Presse waren auf dich gerichtet, in jeder Zeitung prangte dein strahlendes Bild. Ich wollte mich für dich freuen, doch ich konnte es nicht. Mein Frust stand mir dabei im Weg. Da wusste ich, ich musste fort und zwar schnell. Denn dich zu hassen, hätte ich mir nie verziehen. Nicht, nachdem du immer für mich da warst. Da kam das Angebot meines Onkels in Kasachstan, eine Weile bei ihm zu wohnen, mir sehr gelegen. Außerdem musste ich mir klar darüber werden, was ich nun machen sollte. Sollte ich weiter zur Schule gehen? Vielleicht studieren? Eine Ausbildung? Zeit und Abstand waren zwei Dinge, die ich brauchte, kein Mitleid. Und genau das hatte ich in deinen Augen gesehen, Vasily, Mitleid. Ganz verständlich natürlich aber mir tat es weh…verdammt weh. Ab da konnte ich mich nicht mehr mit dir messen, kein Konkurrenzkampf mehr, den ich so geliebt hatte. Und ganz ehrlich Vasily, hättest du gewusst wo ich bin, du wärst mir gefolgt und das hätte ich nicht ertragen. Ich hoffe, du verstehst das.“

Der junge Russe, mit den Augen aus reinem Bernstein, nickte, traurig lächelnd.

„Ja, ich verstehe es. Recht hast du übrigens auch, ich wäre dir gefolgt. Du hast mir sehr viel bedeutet Otabek.“

„Du mir auch, Vasily. Aber vielleicht können wir dort anknüpfen, wo wir aufgehört haben.“

Vasilys Augen tauchten tief in die von Otabek.

„Das würde mich sehr freuen!“
 

Doch Vasily hatte noch etwas Anderes auf dem Herzen.

„Und was läuft da zwischen dir und Yuri Plisetsky?“

„Das, was in einer Beziehung so läuft.“, schmunzelte Otabek.

„Wirklich Otabek? Einen fünfzehnjährigen Teenager?“

Vasily grinste und Otabek hörte einen deutlichen amüsierten Unterton in seiner Stimme.

„Was soll das denn heißen? Ich bin ja nun auch nicht gerade steinalt. Außerdem ist Yuri bereits sechzehn.“, protestierte Otabek.

Vasilys Blick ging träumerisch in die Ferne.

„Früher standest du noch auf reifere Männer…“

„Auf dich, willst du damit sagen, nicht wahr?“

Nun sah Vasily ihn wieder voll an.

„Es war doch so oder? Ich habe mich doch nicht getäuscht, es war eine bestimmte Chemie zwischen uns. Und wenn du nicht gegangen wärst…dann…“

„Lass es gut sein, Vasily!“
 

Yuri hatte in der Zwischenzeit sein Training beendet. Die Eifersucht und Wut über Vasilys Auftauchen hatte dazu geführt, dass er wie der Teufel übers Parkett getanzt war. Lilia war beeindruckt.

„Du kommst langsam in deine alte Form zurück. Ich sehe gute Fortschritte. Wir sehen uns Montag. Ach, kommst du eigentlich auch mal wieder nach Hause?“

„Ich mache schon keine Dummheiten!“

„Das will ich dir auch raten, Yuri. Yakov und ich stehen in engen Kontakt mit deinen Lehrern, wenn deine Noten schlechter werden oder dein Verhalten, alarmieren sie uns sofort. In deinem Alter ist es sicher ganz normal, einen Freund zu haben aber wenn ich herausfinde, dass dieser Otabek dir nicht guttut, werde ich entsprechende Maßnahmen ergreifen!“

Yuri öffnete den Mund, um etwas Flapsiges zu erwidern, aber dann überlegte er es sich anders. Lilia und Yakov konnten ihm Probleme bereiten, sie waren für ihn verantwortlich.

„Schon gut, ich mache keinen Ärger.“

„Gut, dann geh jetzt und… pass auf dich auf.“

Ihr Ton wurde wieder eine Spur sanfter und Yuri wusste, dass wieder alles in Ordnung war.
 

Otabek wartete vor der Tür, ohne Vasily. Erleichtert atmete Yuri auf.

„Hallo mein Hübscher, kann ich dich mitnehmen?“, fragte Otabek mit einem umwerfend charmanten Lächeln.

„Ich weiß nicht genau, eigentlich haben mich meine Eltern immer vor fremden Männern auf Motorrädern gewarnt.“

„Und sie hatten Recht. Ich werde dich in meine Wohnung entführen, dich nackt auf mein Bett werfen und dich verwöhnen, bis du vor Wonne schreist.“

„Mach Platz, ich komme mit.“, rief Yuri und kicherte.

„Schwing dich hinten rauf, hinten ist gut.“, meinte Otabek und lachte ein ziemlich dreckiges Lachen.

Yuri setzte den Helm auf und nahm auf dem hinteren Sitz Platz. Wieder brausten sie durch die Stadt und fuhren nach Hause. Und dort machte Otabek seine Ankündigung wahr, für den Rest des Tages bescherte er Yuri einen Orgasmus nach dem anderen.

„Ich liebe junge Männer, sie können immer und überall.“, seufzte Otabek in einer Pause.

„Du bist unmöglich.“, murmelte Yuri verlegen und zog sich die Decke über den Kopf.
 

Als Yuri schließlich in seinem Arm eingeschlafen war und Otabek seinem gleichmäßigen Atem lauschte, drängte sich das Bild Vasilys in seine Gedanken. Er freute sich, seinen alten Freund wiederzusehen, auch wenn gewisse Erinnerungen immer noch weh taten. Was ihm allerdings nicht behagte, war, dass Vasily ihn auf ihre Romanze angesprochen hatte. Obwohl, eine richtige Romanze hatte es gar nicht gegeben, dazu war es nicht mehr gekommen. Otabek konnte nicht leugnen, dass es zwischen ihnen geknistert hatte, reichlich geknistert sogar. Nur sein damaliger Trainer hatte ihn so gut es ging von Vasily ferngehalten. Er sah es nicht gern, dass eine Liaison seinen Schüler vom Training ablenkte. Was dann folgte, war Otabeks Unfall und alles Weitere danach verhinderte die endgültige Beziehung zu Vasily.
 

Otabek wusste nicht genau, wie sich alles entwickeln würde. Doch er war nicht dumm, die Augen seines Freundes hatten heute eine deutliche Sprache gesprochen, das Thema Vasily war noch nicht vorbei.



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