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Eisprinz - Ich bringe dein Herz zum schmelzen

von

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Im Lift überkamen Otabek dann plötzlich Zweifel. War es wirklich richtig, ihn so zu überfallen? Wollte er überhaupt noch etwas mit ihm zu tun haben? Oder war er in Yuri´s Augen nur ein Perverser, der ihm aus dem Weg gehen sollte? Aber nun war er hier, nun zog er es auch durch. Danach sah er sicher klarer. Also klopfte er an.

„Ich will nicht gestört werden!“, grölte es unfreundlich von drinnen.

Otabek musste grinsen, Yuri schien immer noch der Alte zu sein. Trotz der abweisenden Worte öffnete er die Tür und steckte den Kopf ins Zimmer.

„Auch nicht von mir?“

Yuri´s Kopf ging ruckartig zur Tür und er starrte Otabek an, wie einen Geist.

„Du…“

So schnell wie ihn sein krankes Bein tragen konnte, sprang er auf und ehe Otabek noch reagieren konnte, war er ihm um den Hals gefallen.
 

„Oh…“, war das Einzige, was Otabek herausbrachte. Er war verwirrt.

Yuri drückte sich wie ein Ertrinkender an ihn und Otabek war es, als ob er ein Schluchzen vernahm. Otabek strich ihm durch das Haar.

„Was ist denn los, Kleiner?“, fragte er leise.

Yuri sah ihn an und tatsächlich schimmerten Tränen in seinen Augen.

„Ich wusste nicht ob…ob du mich noch magst. Ich meine… nachdem ich beim letzten Mal so kindisch war.“

„Hast du dich deshalb etwa nicht mehr so oft gemeldet?“

„Ja…Ich hab mich geschämt.“

„Brauchst du nicht. Ganz im Gegenteil, ich war derjenige, der ziemlich doof war. Vergessen wir es einfach.“

Otabek lächelte auf ihn herab und in Yuri´s Gesicht sah er die Erleichterung.
 

„Wollen wir nach draußen gehen? Der Park, der zur Klinik gehört, ist riesig.“

„Ja, gerne. Hier scheint alles ziemlich überdimensional zu sein.“

Yuri hatte nicht zu viel versprochen, der Park war sehr weitläufig.

„Geht’s dir auch gut hier?“

„Ja, ist cool hier. Die haben hier eine neu entwickelte Behandlung, speziell für Knieverletzungen. Ich kann schon wieder richtig gut laufen und wenn ich Glück habe, werde ich in ein paar Wochen entlassen. Und du? Wie lange bleibst du hier? Bist du nur wegen mir gekommen?“

Yuri´s Augen hingen erwartungsvoll an ihm.

„Ja, ich bin nur wegen dir gekommen. Ich habe eine Woche Urlaub bekommen.“

„Einfach so? Du fliegst so einen langen Weg, nur um Hallo zu sagen?“
 

Otabek musste schmunzeln.

„Klingt wie der Beginn einer richtig kitschigen Liebesbeziehung, oder?“

„Du… dürftest das wirklich?“, fragte Yuri flüsternd.

„Was?“

„Eine… Beziehung mit mir führen?“

Yuri´ Stimme war nur noch ein Hauch. Verlegen wischte er sich mit dem Jackenärmel über die Nase.

„Ja, das dürfte ich. Warum auch nicht? Spricht nichts dagegen.“

„Maaan, dann sei doch nicht so unromantisch! Muss ich jetzt betteln oder was?“

Da war es wieder, der Tiger brach in ihm durch.

Otabek beugte sich zu ihm hinunter und blieb dicht vor seinem Gesicht stehen.

„Scheint so, als müsste ich das Tigerchen noch zähmen.“

„Versuchs doch.“
 

Die bockig blickenden Augen und der schmollende Mund waren Einladung pur und Otabek musste sich zügeln, um ihn nicht sofort zu Boden zu reißen. Stattdessen küsste er ihn sanft auf die Lippen, vorsichtig, dann inniger. Schließlich wollte er seinen kleinen Tiger nicht sofort verschrecken. Und dass er genau das Richtige getan hatte, war das wohlige Seufzen Yuri´s.


 

Das frisch gebackene Pärchen verbrachte eine schöne Woche in trauter Zweisamkeit. Morgens absolvierte Yuri sein Reha Programm, während Otabek die Zeit damit verbrachte, für seine Ausbildung zu lernen. Mittags aßen sie zusammen und wenn Yuri wieder trainierte, sah Otabek zu. Hier konnte er einiges für den praktischen Bereich für seine eigene Arbeit lernen. Nachmittags war dann Zeit für gemeinsame Unternehmungen. Sie machten New York unsicher, kauften die üblichen Touristen Souvenirs, saßen im Central Park und ließen sich die Sonne auf den Bauch scheinen und ließen sich von einem Straßenkünstler zeichnen. Yuri war in dieser Zeit ein ganz anderer Mensch. Von einem maulenden Teenager war nichts zu merken, er lachte und strahlte und war bester Laune. Nur abends, wenn Otabek sich verabschieden musste, war er am Jammern.
 

„Ich könnte doch zu dir ins Hotel kommen, dass merken die gar nicht!“

Otabek lachte.

„Du meinst, dein Bodyguard merkt nicht, wenn du morgens nicht im Bett liegst?“

„Yakov? Der veranstaltet seit Neuestem Wodka Orgien unten in der Hotellobby. Da sind russische Geschäftsleute angekommen.“

„Gut, dann entführe ich dich einfach, vernasche dich ordentlich bis du nicht mehr laufen kannst und verlange Lösegeld für dich. So wie ich gehört habe, bist du ja ein kleines Goldfischchen.“

„Bin ich das?“

„Nun, du hast etliche Preisgelder gewonnen, nicht wahr? Und als Goldmedaillengewinner hast du auch ordentlich was abgesahnt. Du bist also eine gute Partie.“

„Du hast recht, unvermögend bin ich nicht. Es wird für ein paar Jahre reichen. Ich habe genug, um dir das Geld für den Flug zurück zu geben, wirklich, dass würde ich tun. Du verdienst doch gar nicht so viel.“

Otabek strich ihm sanft über die Wange.

„Das lässt du schön bleiben. Du hast recht, ich verdiene nicht viel aber ich habe vor ein paar Jahren eine Erbschaft gemacht. Deshalb kann ich mir hin und wieder etwas Außergewöhnliches leisten.“
 

Doch auch die schönste Woche ging einmal zu Ende und Otabek musste zurückfliegen.

„Ich begleite dich zum Flughafen.“

„Nein, Yuri, dass wäre nicht gut. Ich hasse Abschiede an Flughäfen oder Bahnhöfen.“

Yuri seufzte.

„Jetzt werden wir uns erst wiedersehen, wenn ich hier fertig bin, was?“

„Wahrscheinlich ja. Aber du musst erst mal wieder ganz gesundwerden. Aber was meinst du, wenn du erst wieder zu Hause bist? Dann werden wir nicht mehr getrennt sein.“

„Das dauert noch ewig! Meinst du nicht, du könntest mich einfach mit rausschmuggeln?“

Mit großen Augen schaute Yuri seinen Liebsten an.

„Jaa genau…du willst mich doch nicht etwa im Knast sehen?“

„Im Knast? Wieso das denn?“, rief Yuri erschrocken.

„Auf Entführung Minderjähriger stehen sicher ein paar Jährchen.“

Ob Yuri nun wollte oder nicht, der Abschied war gekommen.

„Machs gut, Tigerchen und streng dich an.“

Ein letzter Kuss und Otabek stieg ins Taxi zum Flughafen. Ohne noch einen Blick zurück zu werfen fuhren sie los.
 

Yuri sah dem Auto hinterher, bis es im dichten Verkehr verschwunden war. Ohne Freunde war alles doppelt so schwer in Amerika. Nun musste Yakov herhalten. Er ging zu seinem Zimmer und klopfte an. Ganz schwach kam ein „Herein“ von drinnen. Yuri rümpfte die Nase, als hereinkam. Es stank nach Wodka. Sein Coach lag halb wach, halb schnarchend in seinem Bett.

„Steh auf, alter Mann, wie kannst du dich in deinem Alter bloß so gehen lassen!“, meckerte Yuri ihn in Russisch an.

Mit einem Stöhnen erhob er sich und blinzelte seinen Schützling aus trüben Augen angestrengt an.

„Sei nicht so frech oder ich hole den Stock!“

„Pfft, wir sind nicht im Training. Ich will wieder nach Hause!“

„Wirst du auch, Yuri, wirst du. Wenn du gesund bist.“

„Ich will jetzt! Sofort!“

Yakov seufzte und stand auf. Er kannte die Wutausbrüche seines Schülers zur Genüge.

„Hat dieser Junge dir diesen Unsinn in den Kopf gesetzt?“

„Dieser „Junge“ heißt Otabek! Und, nein, hat er nicht. Aber ich will hier nicht versauern.“
 

Yakov legte seine Hand auf Yuri´s Schulter und setzte seinen väterlichen Blick auf, mit dem er nicht oft jemanden bedachte.

„Nur, weil du verliebt bist, kannst du nicht deinen Fortschritt in Gefahr bringen.“

„Aber mir gefällt es hier nicht!“

„Mir auch nicht und jammere ich herum? Willst du etwa deine Karriere aufs Spiel setzen? Glaubst du, nur, weil du eine Goldmedaille gewonnen hast, kannst du dich ausruhen? Es ist schon schlimm genug, dass du dieses Missgeschick hattest, du fällst damit in deinen Fortschritten fast ein Jahr zurück. Ich werde nach deiner Genesung ziemlich viel zu tun haben, damit du zurück in deine Form findest. Es ist noch sehr viel Potenzial in dir, Yuri.“

„Meinetwegen…“, erwiderte Yuri grollend und verschwand in sein Zimmer.



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