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Eisprinz - Ich bringe dein Herz zum schmelzen

von

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Das Abendessen ließ Yuri unangetastet zurückgehen. Er versuchte sich durch fernsehen abzulenken aber das klappte nicht lange. Ärgerlich malträtierte er die Fernbedienung, bis er sie wütend gegen die Wand schleuderte. Galoppierende Teenagerhormone waren in seiner Situation wohl nicht gerade angebracht. Trotzdem gingen die schönen braunen Augen, die Lederkluft und das smarte Lächeln ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er wartete auf die Nachtschwester, die ihre erste Runde machte, löschte das Licht und versteckte sich unter der Decke. Voller Scham und Wut auf seine Ungezügeltheit verschaffte er sich Erleichterung. Mit Todesverachtung sank er danach in einen tiefen Schlaf.

Die höhere Dosis der Schmerzmittel, ließ Yuri am nächsten Tag länger schlafen. Als Otabek in sein Zimmer kam, lag er auf dem Rücken und hatte die Augen geschlossen. Er kam langsam näher und musste lächeln.

>Diese kleine Schönheit, so hübsch und so kratzbürstig<

Vorsichtig legte er seine Hand auf Yuri´s.

„Hey Dornröschen, aufwachen!“

Yuri öffnete die hübschen blaugrünen Augen und war einen Augenblick lang völlig schlaftrunken.

„Ist es schon Morgen?“

„Ja, es ist schon neun vorbei. Dein Frühstück steht noch da und der Kakao ist schon kalt.“

„Kakao? Ich bin doch kein Baby mehr! Ich trinke Kaffee!“, begehrte Yuri auf.

„Kaffee in deinem Alter und bei den Medikamenten, dass fehlte noch! Du bist schon aufgedreht genug.“

Yuri setzte sich auf und blickte den Therapeuten vorwurfsvoll an.

„Jetzt nicht mehr und daran bist du schuld!“
 

„Ich? Warum das denn?“

„Na, du hast dafür gesorgt, dass die Medikation hochgesetzt wird und gewechselt wurden sie auch noch. Und deshalb fühle ich mich heute total müde und schlapp.“

„Dann würde ich sagen, dass wir heute die Übungen auslassen und nur etwas spazieren gehen. Okay?“

„Okay“

Als die beiden in den Park hinausgingen, merkte Otabek sofort, dass sein Patient ganz gegen seine Natur ruhig und schweigsam war.

„Alles in Ordnung?“

„Nein, gar nichts ist in Ordnung!“

Yuri´s Stimme hatte plötzlich nichts mehr von einer fauchenden Furie, sondern sie zitterte, hört sich klein und piepsig an.

„Komm, setzen wir uns.“

Energisch führte Otabek ihn zu seiner Bank, die etwas abseits vom Weg, unter einem riesigen Baum stand.

„Erzähl mir was dich bedrückt.“
 

„Ich habe Angst. Immer, wenn ich auf meine Beine schaue, habe ich Angst, dass ich nie wieder auf dem Eis stehen kann. An den meisten Tagen glaube ich, dass ich es schaffe aber… mittlerweile überkommen mich immer öfter diese Zweifel. Sie nehmen mir die Luft zum Atmen und ich möchte schreien aber es geht nicht. Ziemlich blöd, oder?“

„Blöd, nein, verständlich, ja. Es ist das, was du am besten kannst und liebst. Ich habe dich gesehen, unzählige Male habe ich mir im Internet Videos von dir angesehen. Wenn man dann plötzlich ausgeknockt wird, hilflos im Bett liegt, dann schwimmen einem alle Felle davon. Man möchte aufstehen, sofort wieder loslegen aber es geht nicht. Und dann sind die Zukunftsängste da und sie verfolgen dich wie ein Schatten, der immer größer und breiter wird.“

Yuri sah ihn erstaunt an.

„Ja! Genau! Du verstehst es ganz genau. Hast du so was auch schon erlebt?“

Otabek winkte ab.

„Reden wir nicht über mich. Ich möchte dir nur eines sagen, ich habe deine Krankenakte genau studiert und du machst gute Fortschritte. Es ist noch ein Stück Weg, den du vor dir hast aber ich verspreche dir, dass du wieder auf dem Eis stehen wirst.“

„Wirklich?“

„Wirklich!“

„Danke.“

Yuri schenkte ihm ein Lächeln, was den jungen Russen noch schöner machte, als er ohnehin schon war.
 

Doch schon zwei Tage später verging ihm das Lachen sehr schnell. Yuri saß am Fenster und las, als die Tür aufging und Coach Yakov mit dem Chefarzt hereinkam. Dass sein Coach übers ganze Gesicht strahlte, machte ihn schon stutzig, bevor er überhaupt etwas gesagt hatte.

„Yuri, ich habe eine sehr gute Nachricht für dich!“

„Aha?“

„Wir werden dich in eine andere Klinik bringen, nach Amerika. Es ist eine Privatklinik und dort arbeitet man mit modernsten Maschinen und Arbeitsmitteln. Und die besten Ärzte der Welt arbeiten dort. Es war nicht leicht einen Platz für dich zu bekommen aber ich habe es geschafft.“

Während er sich diebisch freute, bohrte sich jedes seiner Worte in Yuri´s Herz.

Die nächsten Minuten erlebte das Krankenhauspersonal noch einmal einen Wutausbruch vom Feinsten. Yuri tobte und schrie und bedachte seinen Coach mit den wüstesten Beschimpfungen. Doch Yakov war Einiges von seinem Schützling gewohnt und ließ es stoisch über sich ergehen. Bis er dann ein Machtwort sprach.

„Ich habe die Verantwortung für dich und du wirst auf mich hören!“
 

Otabek, der in der Nähe einen Patienten hatte, hörte den Tumult und sah nach dem Rechten.

„Was ist denn hier los?“

„Die wollen mich wegschicken!“, kreischte Yuri aus dem Hintergrund.

„Lasst ihr uns bitte einen Augenblick alleine?“, fragte Otabek mit ruhiger Stimme.

Der Arzt, Couch und die zwei Schwestern, die zur Verstärkung gekommen waren, verließen den Raum.

„Beruhige dich erstmal und dann erzähl.“

„Die wollen ich von hier wegbringen! Nach Amerika! Ich soll an einer Privatklinik behandelt werden!“

„Welche Klinik?“

„Woodborrow Clinique.“

„Du wirst mich vielleicht jetzt hassen aber… das ist eine wunderbare Idee.“
 

Yuri starrte ihn an.

„…Was?“

„Yuri, die Woodborrow Klinik ist die beste Klinik, die es in New York gibt. Sie haben die besten Spezialisten der Welt dort und gerade auf Bein- und Knieverletzungen haben sie sich spezialisiert. Die haben da Gerätschaften, Prothesen und Behandlungsmöglichkeiten, davon träumen wir hier nur. Glaub mir, dort behandelt zu werden ist der größte Jackpot, den man haben kann. Nur wer den richtig gefüllten Geldbeutel hat, wird aufgenommen. Geh hin, ich bitte dich. Nicht für mich, für dich und deine Zukunft. Okay, wenn ich es mir recht überlege, tu es doch für mich. Ich will dich noch oft laufen sehen, nicht nur im Video.“

Yuri rang mich sich und führte einen innerlichen Kampf mit sich und seinen Teenagerhormonen.

„Aber… okay, ist gut.“

„Ich gebe dir meine Nummer und dann schreiben oder telefonieren wir. Du musst mir jeden Fortschritt mitteilen und mich auf dem Laufenden halten. Versprichst du mir das?“

„Ja, versprochen.“

„Wenn du wiederkommst, bin ich noch hier. Und du bist dann gesund und kannst dein Training wiederaufnehmen. Ich stehe dann in der ersten Reihe.“



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