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Irvines Wunsch

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Irvines Wunsch
 

Dicke Wolken hingen am Himmel von Balamb. Das Wetter passte haargenau mit der Stimmung von sieben jungen SeeDs überein, die soeben ihren besten Freund zu Grabe getragen hatten. Traurig und schweigend standen sie vor einem marmornen Grabstein, in dem ein Löwenkopf eingraviert war. „Ich vermisse ihn so.“, sagte die sonst immer so fröhliche Selphie leise und schniefte. „Ich auch.“, entgegnete ihr ihre Freundin Quistis. „Wie konnte das nur passieren? Er war doch sonst immer so vorsichtig.“ Die Blondine schüttelte fassungslos den Kopf und blickte auf das Grab. Rinoa, die neben ihr stand, legte wortlos einen Strauß roter Rosen nieder und brach dann in hemmungsloses Schluchzen aus. "Warum?“, rief sie zwischen zwei Schluchzern aus. „Warum musstest du uns verlassen?“ „Das fragen wir uns alle, Rinoa.“ Das war Zell, der hinter ihr stand und ihr tröstend seine Hände auf ihre zitternden Schultern legte. „Hört bitte auf zu weinen, denn das hätte er mit Sicherheit nicht gewollt.“, versuchte Irvine seine Freunde zu trösten. Dabei musste er jedoch aufpassen, dass er nicht selbst in Tränen ausbrach. *Ich vermisse dich, mein Freund*, dachte der Cowboy bei sich. *Warum konnte ich dich nicht beschützen?* „Irvine hat Recht.“, bemerkte Laguna leise, aber bestimmt. Es bringt wirklich nichts, wenn wir hier Trübsal blasen. Davon wird unser Freund auch nicht wieder lebendig. Wir müssen versuchen, so gut es eben geht, ohne ihn weiterzuleben.“ Seifer schluckte seine aufsteigenden Tränen hinunter und nickte stumm, denn auch er vermisste ihn, doch das würde er niemals offen zugeben, geschweige denn aussprechen. „Lasst uns gehen.“, meldete sich Quistis wieder zu Wort. „Ja.“, entgegnete Rinoa, die sich wieder etwas gefangen hatte. „Lasst uns nun endgültig Abschied von ihm nehmen.“ Alle Blicke fielen wieder auf den marmornen Grabstein vor ihnen. „Squall, wir werden dich nie vergessen. Du wirst immer in unseren Herzen sein. Leb wohl.“ Das waren ihre letzten Worte, die sie an ihren Freund richteten, danach verließen sie, ohne nochmals einen Blick zurückzuwerfen, den Friedhof. Hätten sie das jedoch getan, dann hätten sie die durchsichtige Gestalt bemerkt, die ihnen lächelnd folgte.

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***Flashback***

„Guten Morgen, Squall.“ Das war Irvine, der wie immer gut gelaunt, das Balamb-Café betrat. Angesprochener blickte auf. „Morgen.“, brummte er. Irvine setzte sich seinem Freund gegenüber und fragte: „Und, heute schon was vor?“ „Ich wollte zum Übungsgelände.“ „Gute Idee. Da komme ich mit, wenn du nix dagegen hast.“ Squall blickte Irvine verdutzt über den Rand seiner Kaffeetasse an und schüttelte leicht irritiert den Kopf. „Wieso sollte ich was dagegen haben?“ „Na, weil du doch so ein Eigenbrötler bist und immer alles alleine machst.“ Irvine grinste breit. „Ähm... Na ja, schon... Aber...“ Squall druckste herum. „Was aber?“, hakte der Cowboy nach. „Ach... Vergiss es. Nicht wichtig.“, entgegnete Squall und wandte sich wieder seinem Frühstück zu. „Was ist? Darf ich nun mitkommen?“, fragte Irvine nach einer Weile des Schweigens. Er legte den Kopf schief und schaute seinen Freund erwartungsvoll an. Squall nickte. „Dann lass uns frühstücken und danach gemeinsam zum Übungsgelände hinüber gehen.“ Squall nickte abermals.

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Wenige Zeit später auf dem Übungsgelände:

„Hey Irvine! Pass auf!“, rief Squall seinem Freund zu. Irvine erschrak, da er geträumt hatte, und drehte sich abrupt um. „Halt, Irvine! Nicht so hastig! Du schreckst sonst die Monster auf!“ Doch es war schon zu spät. Der T-Rexaurus, der im Gebüsch gelauert hatte, war durch die ruckartige Bewegung bereits auf Irvine aufmerksam geworden. Er schoss in die Höhe und rannte nun direkt auf den Cowboy zu. Dieser wäre wohl auch von dem Monster niedergetrampelt worden – stand er doch da wie zur Salzsäule erstarrt und war unfähig sich zu bewegen – hätte Squall nicht so blitzschnell reagiert. Er warf sich kurzerhand zwischen Irvine und den Dino, zog seine Gunblade und holte zum Schlag aus. Doch der Hieb traf den Dino nicht richtig, er verletzte ihn lediglich leicht an der Körperseite, was das Riesenmonster um so wütender machte. Der Dino stieß einen markerschütternden Schrei aus, und schlug mit seinen mächtigen Vorderpranken wie wild um sich. „Squall!“, rief Irvine, der wieder aus seiner Schreck-Starre erwacht war, seinem Freund zu. „Alles in Ordnung?“ „J... Ja... alles... ok...“, antwortete ihm Squall mit gepresster Stimme, drehte sich jedoch nicht zu Irvine um, sondern kämpfte weiterhin gegen das Monster. „A... Aber, du blutest!“, rief ihm Irvine besorgt zu, hatte er doch soeben die tiefe Wunde an Squalls Schulter bemerkt, die ihm von dem Dino zugefügt worden war. „Ist... schon... gut. Es... ist... nichts... weiter, als... ein... Kratzer...“ Squall legte eine kurze Pause ein – merkte er doch nur all zu deutlich, wie seine Kräfte schwanden – dann fuhr er fort: „Hilf... mir... lieber... dieses... Monster... zu... erledigen...“ Das ließ sich der Cowboy nicht zwei Mal sagen. Er lud sein Gewehr durch und schoss. Doch auch Irvines Schüsse verfehlten den Dino, war dieser gedanklich doch viel zu sehr abgelenkt. Er dachte unentwegt an seinen verletzten Freund: *Ist wirklich alles ok mit ihm?* Irvines Schüsse brachten das Monstrum, was eh schon recht aufgebracht war, nun endgültig zur Weißglut. Seiner Kehle entfuhr abermals ein angsteinflößender Schrei und es schlug erneut nach den beiden Jungs aus. Eine der Pranken traf Squall, der soeben wieder mit seiner Gunblade zum Hieb ansetzen wollte, mit voller Wucht am Kopf, so dass dieser einige Meter durch die Luft flog. an einen Baumstamm prallte und bewegungslos liegen blieb. „SQUALL!“, rief Irvine, als er begriffen hatte was passiert war, ließ seine Waffe fallen und lief zu seinem Freund hinüber. Das wütende Gebrüll des Monsters ignorierte er dabei völlig. Als er bei Squall angekommen war, ging er in die Knie, drehte ihn vorsichtig auf den Rücken und nahm ihn in seine Arme. „Squall, hörst du mich?“ Der Junge in seinen Armen, der aus der Schulter- und der Kopfwunde sehr stark blutete, zeigte keinerlei Reaktion. „Squall, wenn du mich hörst, dann sag bitte was!“ Doch auch diesmal waren keinerlei Anzeichen zu erkennen, dass Squall ihn gehört hatte. „SQUALL!“ Irvines Rufe wurden lauter. Irvine schüttelte Squall leicht, doch auch das half nichts. Squall schwieg. „NEIN!“, rief er verzweifelt. „S... Squall..“ Irvine schüttelte ihn abermals und blickte einige Minuten in das blasse Gesicht seines Freundes, doch Squall rührte sich nicht. „Bitte, sag nicht... sag nicht, dass du... SQUAAAAAALL... NEIIIIIIN...!“ In diesem Moment hatte Irvine begriffen, dass ihm Squall wohl nie wieder antworten würde und brach hemmungslos schluchzend über dem leblosen Körper seines Freundes zusammen, Irvine weinte stundenlang, ehe er, kurz bevor die Abenddämmerung hereinbrach, sich so weit beruhigt hatte, dass er aufstehen, Squalls Körper auf seine Arme nehmen und ihn ins Lazarett zu Dr. Kadowaki bringen konnte. Diese konnte Squall jedoch auch nicht mehr helfen, sondern Irvine nur noch die traurige Nachricht überbringen, dass sein Freund nicht mehr am Leben war.

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Kurz nachdem Irvine aufgestanden und mit Squalls Leiche in Richtung Lazarett verschwunden war, erfüllte diabolisches Gelächter das Trainingsgelände. Das stammte von der mächtigsten Zauberin des Landes, die es nicht ertragen konnte, was der Cowboy ihrem Lieblingsschüler Squall die ganze Zeit über angetan hatte, und sich deshalb an ihm rächen wollte. „Du wirst es noch bereuen, dass du Squalls Gefühle die ganze Zeit so ignoriert und ihm somit solch Leid zugefügt hast. Jetzt leidest DU, Irvine.“, zischte Edea. „So, und nun muss ich den anderen Bescheid geben.“ Edea grinste hämisch und verließ dann ebenfalls die Trainingsarena.

***Flashback Ende***

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Irvine saß mal wieder am Fenster, sah mit leerem Blick auf den Hof hinaus und blies Trübsal. Wie lange war das jetzt her? Eine Woche? Ihm kam es jedoch so vor, als wäre schon eine halbe Ewigkeit vergangen. So langsam schien die Zeit zu vergehen, seit Squall nicht mehr bei ihm war. Er vermisste ihn so schmerzlich. Er seufzte: „Ach, was würde ich dafür geben, wenn du jetzt, genau wie immer, dort drüben am Baum lehnen würdest?“ Kaum hatte er diesen Gedanken laut ausgesprochen erschrak er. Was war das? Das konnte nicht sein! Sah er jetzt Gespenster? Er rieb sich seine Augen und blickte erneut zu dem alten Baum hinüber. Doch das Bild verschwand nicht. Dort stand ganz eindeutig sein Freund Squall, ein Bein hatte er wie immer am Baumstamm abgestützt und die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Die Gunblade lehnte neben ihm und glänzte in der Sonne. Squall blickte sogar zu ihm hinüber. „Squall!“, rief Irvine, öffnete das Fenster, sprang hinaus – wie gut, dass sein Zimmer ebenerdig lag – und lief wie der Blitz auf den Baum zu. Doch kurz bevor er den Baum erreicht hatte stoppte er abrupt und starrte zu der Stelle, an der eigentlich Squall hätte stehen sollen. Doch statt dessen stand dort nur Seifer und grinste ihn breit an: „Hey, Cowboy! Was für `ne stürmische Begrüßung. Wen haste denn hier erwartet?“ „Ich... Ähm... Also...“, setzte Irvine zu einer Erklärung an. „Ich habe geglaubt, dass Squall hier auf mich wartet.“ „Spinner!“, entgegnete ihm Seifer kalt. „Der ist tot.“ Er wollte noch ein paar Gemeinheiten loslassen, doch er tat es nicht, denn er bemerkte Irvines Zittern, also fasste er sich ein Herz, warf seine Arroganz über Bord, legte ihm beide Hände auf die Schultern, sah ihm fest in die Augen und fragte: „Vermisst du ihn etwa so sehr?“ „Ja.“ Irvine nickte und musste höllisch aufpassen, dass ihm nicht die Tränen kamen. „Denk dir nix, mir geht’s genauso, Cowboy.“ Hatte er sich da eben verhört? Hatte Seifer da gerade eben gesagt, dass er Squall vermisste? Irvine brauchte Gewissheit, weshalb er diese Frage auch aussprach. „Ja, auch ich vermisse ihn. Jetzt wo er nicht mehr da ist, merke ich erst wie gern ich ihn eigentlich hatte.“ Mit diesen Worten lehnte sich der blonde Gunblader wieder an den Baumstamm, blickte in die Baumkrone empor und fuhr leise fort: „Und all die Untaten und bösen Worte, die ich zu ihm gesagt habe, tun mir im Nachhinein auch furchtbar Leid. Doch davon wird er wohl nie mehr erfahren, denn ich kann es ihm ja nicht mehr sagen.“ Seifer seufzte und ließ sich ins Gras nieder. Irvine tat es ihm gleich. Für einige Minuten saßen sich die beiden Jungs schweigend gegenüber. Irvine fand als erster seine Sprache wieder: „Doch, du kannst es.“ Seifer sah ihn verständnislos an: „Was kann ich?“ „Na, du kannst ihm sagen, dass es dir Leid tut.“ „Und, wie soll das gehen?“ Seifer zuckte ratlos mit den Achseln. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stand Irvine auf, zog Seifer vom Boden hoch und hinter sich her: „Hey, Cowboy, was soll das? Wohin bringst du mich?“ „Sei einfach still und folge mir.“, entgegnete der Angesprochene und lief weiter in eine ganz bestimmte Richtung. Nach einiger Zeit waren die beiden am Ziel angekommen. „Was sollen wir denn auf dem Friedhof?“, fragte Seifer verdutzt, doch sogleich verstand er. „Du meinst, ich soll mich an Squalls Grab bei ihm entschuldigen?“ Irvine nickte. „Also gut.“, entgegnete Seifer entschlossen. „Dann mach’ ich das.“ Beherzt betrat er den Friedhof – so wirklich wohl war ihm bei der ganzen Sache nicht – ging zu Squalls Grab hinüber, kniete dort nieder und bat ihn um Verzeihung. „Und du meinst wirklich, dass er mich gehört hat?“, fragte Seifer zweifelnd, als er mit seinem gedanklichem Zwiegespräch fertig war, und drehte sich zu Irvine um, der die ganze Zeit über hinter ihm gestanden hatte. „Ja, hat er.“, entgegnete der Cowboy lächelnd. „Ok, wenn du das sagst...“ „...dann ist es auch so.“, vollendete Irvine den Satz und streckte im selben Moment Seifer seine Hand entgegen. „Komm, lass uns unsere Feindschaft auch gleich hier begraben und ab heute Freunde sein. Squall würde sich sicher sehr darüber freuen.“ Im ersten Moment blickte Seifer Irvine ungläubig an, doch dann begann er zu verstehen. Er erhob sich, lächelte dem Cowboy zu, nahm seine Hand und entgegnete: „Ok, lass uns ab heute Freunde sein.“ Daraufhin überzog ein strahlendes Lächeln Irvines Gesicht, denn er wusste, dass er zwar einen Freund – nein, mehr als nur einen Freund – verloren, dafür aber einen neuen dazu gewonnen hatte. Seifer nickte seinem neuen Freund freundlich zu, legte ihm den Arm um die Schultern und fragte: „Können wir gehen und diesen unheimlichen Ort verlassen?“ Irvine nickte, grinste breit – hatte er doch Seifers Unwohlsein sehr wohl bemerkt, auch wenn dieser meinte dem sei nicht so – und entgegnete: „Ja, lass uns gehen.“ Mit diesen Worten drehten sich die beiden Jungs um, und machten sich in Richtung Ausgang davon. Die geisterhafte Gestalt, die ihnen lächelnd hinterher blickte, bemerkten die beiden jedoch nicht.

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„Irvine! Wach auf!“ Seifer rumpelte ohne anzuklopfen in dessen Zimmer. Dieser hatte jedoch noch tief und fest geschlafen – war es doch gerade erst kurz nach fünf – und fuhr deshalb ganz erschrocken hoch. „Seifer, was zum Teufel ist denn los?“ „Es spukt!“ Irvine blinzelte ihn verständnislos an: „Wie bitte?“ „Ja. Hier, sieh selbst.“ Seifer hielt Irvine einen kleinen, weißen Zettel unter die Nase. Irvines Augen wurden groß wie Spiegeleier, denn auf dem Zettel stand ganz eindeutig in Squalls Handschrift geschrieben: `Ich habe dir verzeihen, mein Freund´. Irvine konnte es nicht glauben, was er da sah und schüttelte völlig irritiert den Kopf. „Und, glaubst du mir nun?“, fragte Seifer, als er Irvines Überraschung bemerkte. Irvine blickte Seifer an, schüttelte abermals den Kopf und entgegnete: „Nein, nicht so ganz. Wie ist so was möglich?“ Seifer zuckte mit den Achseln und setzte sich zu Irvine auf das Bett. „Keine Ahnung, Kumpel. Aber vielleicht will sich ja auch nur jemand einen Scherz erlauben.“ „Schlechter Scherz.“, grummelte Irvine, senkte den Kopf und begann vor sich hinzugrübeln. Er tat dies einige Zeit lang, bis er sich plötzlich zu Seifer drehte und ihn fragte: „Du, Seifer?“ „Hm.“ „Erinnerst du dich noch an gestern, als du dich an Squalls Grab für deine Untaten entschuldigt hast?“ „Klar, aber was hat das jetzt alles mit diesem ominösen Zettel zu tun?“ „Viel.“ „Häh?“ „Hör zu.“, begann Irvine zu erklären. „Gestern auf dem Friedhof war außer uns beiden doch niemand. Wer, außer Squall, hätte unser Gespräch also mitbekommen sollen?“ „Du glaubst doch nicht an Geister, oder?“ Seifer blickte seinen Freund leicht amüsiert an und zog eine Augenbraue hoch. „Nein, das nicht, aber...“, entgegnete Irvine bestimmt. „...Squalls Geist muss anwesend gewesen sein.“ „Hahaha... Und dieser Geist hat mir dann meinen Wunsch, dass Squall mir verzeihen möge, erfüllt und hat diesen Zettel geschrieben, oder was?“ Seifer begann zu lachen, denn er glaubte dem Cowboy kein Wort. „Ja, hat er.“, flüsterte Irvine, schloss seine Augen, damit Seifer seine aufsteigenden Tränen nicht sehen konnte, lehnte sich in seine Kissen zurück und dachte: *Ob du mir auch den sehnlichsten Wunsch erfüllen kannst?* *Selbstverständlich.*, hörte er sogleich Squalls Stimme in seinem Kopf. Irvine schrak hoch. „Wie bitte? Was hast du gerade gesagt?“ „Ich? Nichts.“, antwortete Seifer, der auf Grund von Irvines heftiger Reaktion zu lachen aufgehört hatte. „Du doch nicht!“, fuhr Irvine ihn an. „Ich meinte Squall!“ Seifer grinste: „Du hast wohl gerade eben wieder von ihm geträumt, was?“ Seifer legte Irvine den Arm um die Schultern und sah seinen Freund mitleidig an. „NEIN!“, brüllte Irvine und schüttelte Seifers Arm ab. „Ich habe NICHT geträumt. Squall hat gerade eben mit mir geredet.“ „Spinnst du jetzt? Squall ist doch gar nicht hier: Oder siehst du vor lauter Kummer schon Gespenster?“ „Nein.“ „Doch, anscheinend schon.“ „Nein, tue ich nicht!“ „Doch, tust du.“ „Ach ja? Wer ist denn mit einem mordsmäßigem Geschrei hier hereingeplatzt und hätte rumgebrüllt, dass es spukt? Und wer hat sich gestern auf dem Friedhof halb in die Hose gemacht?“, schrie Irvine Seifer entgegen und sprang vom Bett auf. „Ich doch nicht!“ Seifer grinste Irvine frech an. „Doch, genau DU!“ „Nein, ist nicht wahr!“ Seifer war nun ebenfalls vom Bett aufgesprungen und baute sich vor Irvine auf. „Ist es doch!“ „Nein!“ „Doch!“ So ging das Wortgefecht noch eine ganze Weile hin und her und die beiden wurden dabei immer lauter. Dabei bemerkten sie nicht, dass sie den halben Garden durch ihr Geschrei aufweckten. „Was`n das für`n Radau hier in aller Frühe?“ Seifer und Irvine erschraken, hörten auf zu zanken und drehten sich in die Richtung aus der die Frage kam. Hinter ihnen stand ein in Pyjama gekleideter Zell, der von dem Krach aufgeweckt worden war und nachgesehen hatte, woher der Krach kam. Er sah seine beiden Freunde noch ganz verschlafen an und wartete auf eine Antwort. „Zell... Ich...“ Irvine versuchte die richtigen Worte zu finden, doch Seifer kam ihm zuvor. „Irvine glaubt seit heute an Gespenster.“ „SEIFER! Hör auf! Fängst du schon wieder an?“ Irvine wollte auf Seifer losgehen, doch Zell ging dazwischen und hielt ihn auf. „Mensch, hört auf mit dem Kack, und erzählt mir lieber, was hier eigentlich los ist.“

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Als Seifer und Irvine mit ihren Erzählungen geendet hatten, blickte der kleine Faustkämpfer von einem zum anderen und entgegnete: „Ob ihr es nun glaubt oder nicht, aber mir ist gestern so was Ähnliches passiert.“ Während er dies sagte musste er sich jedoch sehr zusammenreißen, dass ihm kein Grinsen entwischte. „Echt?“ Zell nickte. „Na, dann schieß mal los, Zelly-Poo.“ Seifer stupste ihn in die Seite. Zell ignorierte ausnahmsweise mal Seifers Gestichel und begann zu erzählen: „Also, gestern Morgen hab’ ich mir gewünscht, dass ich gern ein Andenken von ihm hätt’, das ich immer bei mir tragen könnt’. Na ja, und gestern Abend lag dann das hier, zusammen mit einem kleinen, weißen Zettel, auf meinem Bett.“ Zell zog nun einen Gegenstand, zusammen mit besagtem Zettel, aus der Tasche seines Pyjamas und hielt es Seifer und Irvine vor die Nase. Beide bekamen große Augen, denn sie konnten nicht so Recht glauben, was sie da sahen. Vor ihren Gesichtern baumelte eine schwere, silberne Kette an der ein Löwenkopf hing. Und auf dem Zettel, der daran befestigt war, stand in Squalls astreiner Handschrift `Das gehört nun dir, Zell´ geschrieben. Irvine berührte das Kleinod vorsichtig mit dem Zeigefinger und murmelte: „So so, er hat dir also Greever geschenkt.“ „Ja.“ Zell nickte. *Warum dir und nicht mir?*, dachte sich Irvine und stand vom Bett auf, auf dem alle drei saßen, ging zum Fenster hinüber und seufzte: „Ob ich doch noch auf die Erfüllung meines Wunsches hoffen kann?“ „Irvine!“ Seifer stand ebenfalls vom Bett auf, ging zu seinem Freund hinüber, legte ihm eine Hand auf die Schulter und meinte: „Er ist tot. Und er wird auch durch alles wünschen der Welt nicht wieder lebendig.“ Auf Grund dieser Worte brach Irvine in Tränen aus. Seifer hatte es bemerkt und entschuldigte sich: „Irvy, es... tut mir Leid... Das wollte ich jetzt nicht.“ „Schon gut.“, entgegnete Irvine leise, drehte sich zu seinen beiden Freunden um und fuhr fort. „Ich weiß ja, dass du Recht hast, Seifer, aber dennoch... Squall hat vorhin wirklich mit mir geredet und mir versprochen, dass er mir meinen Wunsch erfüllt.“ „Du kannst mich jetzt für blöd halten, aber...“ Zell sah Irvine bei diesen Worten direkt ins Gesicht. „...ich glaube dir.“ Irvine sah seinen Kumpel ungläubig an: „Wirklich?“ „Ja...“ Zell nickte ihm zu. „...denn mit mir hat Squall gestern auch gesprochen.“ „Echt?“ wollte Irvine wissen. „Ja. Squall kam in Form seines Geistes in mein Zimmer und hat zu mir gesagt, dass er zurückkommt.“ Irvine glaubte in diesem Moment, dass es ihm den Boden unter den Füßen wegzog, denn er konnte nicht glauben, was er da soeben gehört hatte. Seifer, der so langsam doch neugierig geworden war, mischte sich nun wieder in das Geschehen mit ein: „Freunde, das ist ja alles schön und gut, aber, wie bitte schön soll das gehen?“ Zell entgegnete: „Squall hat was von einer Bedingung erzählt, die wir erfüllen müssen, aber was das sein soll, das weiß ich leider net.“ „Hast du ihn denn nicht danach gefragt?“, wollte Seifer wissen. „Doch...“, antworte ihm Zell sofort. „...aber, als ich ihn fragen wollte platzte Selphie in mein Zimmer und der Geist löste sich blitzschnell auf und verschwand.“ Irvine seufzte: „Und wie sollen wir jetzt herausbekommen, welche Bedingung es zu erfüllen gibt?“ Zell zuckte mit den Achseln: „Keine Ahnung, Kumpel.“ „Was haltet ihr davon, wenn wir einfach mal bei Laguna und den Mädels nachfragen? Vielleicht wissen die darauf `ne Antwort.“, entgegnete Seifer. Da Zell und Irvine auch keine andere Lösung parat hatten, beschlossen sie Seifers Vorschlag in die Tat umzusetzen.

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Wenige Zeit später betraten die drei das Balamb-Café und steuerten genau auf den Tisch zu, an dem sich schon der Rest der Clique zum Frühstück eingefunden hatte. „Guten Morgen!“, tönte ihnen Selphies fröhliche Stimme entgegen. „Morgen.“, grummelte Zell und setzte sich auf dem Stuhl ihr gegenüber. „Siehst aber noch sehr verschlafen aus.“, entgegnete ihm Selphie. „Kein Wunder, bei dem Krach den Seifer und Irvine heute in der Früh abgezogen haben.“ „Ach, ihr beiden wart das also.“ Laguna warf den zwei Schuldigen einen vorwurfsvollen Blick zu, worauf die beiden verschämt ihre Köpfe senkten und sich ebenfalls setzten. „Tut mir Leid.“, murmelte Irvine. „Mir auch.“, brummelte Seifer. „Schon ok. Aber, erzählt uns doch bitte, was denn heute Morgen bei euch los war.“ Laguna sah Seifer und Irvine erwartungsvoll an. Sie erzählten ihm daraufhin was sich in aller Herrgottsfrühe in Irvines Zimmer abgespielt hatte. „Aha.“, meinte Laguna, als der blonde Gunblader und der Cowboy ihre Geschichten beendet hatten. „Und das soll ich euch glauben?“ Rinoa, die die ganze Zeit über schweigend zugehört hatte, mischte sich nun ein: „Glaub es ihnen ruhig, Laguna. Denn mir ist gestern so was Ähnliches passiert.“ Irvine sah die Hexe mit großen Augen an, denn er konnte es gar nicht fassen. „Wirklich?“ Rinoa nickte. „Na, dann erzähl es uns doch bitte, Rinoa. Spann uns nicht so auf die Folter.“ Selphie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, denn sie konnte gar nicht mehr erwarten, was ihre Freundin denn nun zu erzählen hatte. Auch all die anderen waren nun sehr neugierig geworden. Rinoa warf einen Blick in die Runde und begann zu erzählen: „Also, gestern...“

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***Flashback***

Rinoa lag in ihrem Bett und konnte wieder mal nicht einschlafen. Das passierte ihr in letzter Zeit oft, denn viel zu oft dachte sie an ihren besten Freund, der ja nun nicht mehr bei ihr war. „Ach Squall.“, seufzte sie und drehte sich Richtung Fenster. Sie erschrak. Was war das? Dort am Fenster stand eine geisterhafte, leicht durchscheinende Gestalt und beobachtete sie. „W... Wer... bist du?“, stotterte sie ängstlich und zog sich die Bettdecke bis über die Nase. „Rinoa...“, sagte die Gestalt mit leiser Stimme. Irgendwie kam ihr die Stimme bekannt vor, jedoch konnte sie im Moment nicht genau zuordnen woher sie diese Stimme kannte. Dazu war sie viel zu sehr verwirrt. „Wer bist du?“, fragte sie noch ein Mal. „Erkennst du mich denn nicht?“, fragte die Gestalt. Da plötzlich dämmerte es ihr und sie fragte leise: „Squall?“ Die Gestalt nickte. „SQUALL!“, rief sie freudig, sprang aus dem Bett, rannte hinüber zum Fenster, um ihm um den Hals zu fallen, doch sie rannte schmerzhaft gegen die Wand. „Au!“ „Ich bin ein Geist. Du kannst mich nur sehen und hören, aber nicht berühren.“, bemerkte Squalls Geist leicht amüsiert. „Ha ha, sehr witzig.”, grummelte sie, rieb sich ihren Kopf, stand vom Boden auf und dachte: *Ich rede mit einem Geist? Das kann doch gar nicht sein! Geister gibt es doch gar nicht! Ach, was soll’s. Ist schließlich Squalls Geist, also kann ich auch mit ihm reden.* Sie drehte sich zu ihrem Besucher um, sah ihm dirket ins Gesicht und fragte: „Warum bist du zu mir gekommen?“ „Ich muss mit dir über etwas reden.“, entgegnete Squalls Geist. Rinoa warf im einen erwartungsvollen Blick zu. „Hör zu.“, begann der Geist zu erzählen. „Es gibt einen Weg, dass ich zu Euch zurückkehren kann.“ Als Rinoa das gehört hatte verschlug es ihr einige Minuten die Sprache. Es gab also einen Weg, dass Squall zu ihnen zurückkehren konnte? Sie musste wissen, wie, deshalb fragte sie ganz aufgeregt: „Und wie soll das gehen?“ Der Geist legte leicht den Kopf schief und antwortete: „Einer von euch muss mir meinen sehnlichsten Wunsch erfüllen.“ „Und wer soll dir deinen Wunsch erfüllen?“, fragte sie, nachdem sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. „Und, was noch viel wichtiger ist: Was ist dein sehnlichster Wunsch?“ Darauf lächelte der Geist nur und löste sich langsam auf. „SQUALL!“, rief Rinoa, doch der Ruf blieb ungehört, denn der Geist war bereits verschwunden.

***Flashback Ende***

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Als Rinoa mit ihrer Erzählung fertig war, lasteten die ratlosen Blicke ihrer Freunde auf ihr. „Gut, jetzt wissen wir zwar, was wir tun müssen, aber immer noch nicht wie wir das anstellen sollen. Und auch nicht wer ihm den Wunsch erfüllen soll?“, grübelte Zell und brach somit das Schweigen, das eingetreten war. „Tja, der gute Squall hat ja nie viel über sich erzählt.“, seufzte Laguna. „Und über seine Träume und Wünsche schon gleich zwei Mal nicht,“, entgegnete Quistis. „Ja, leider.“, nickte Rinoa. „Nur in diesem Moment wünschte ich, er hätte es.“ Erneutes Schweigen trat ein. „Und was sollen wir jetzt tun?“, fragte Selphie, und durchbrach diesmal die Stille. „Keine Ahnung.“ Seifer zuckte mit den Schultern und wandte sich an Irvine. „Irvine, hast du evtl. eine Ahnung, was sich Squall so sehr wünscht?“ Angesprochener hatte jedoch die ganze Zeit überhaupt nicht zugehört, war er doch bereits wieder in seinen Erinnerungen versunken.

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***Flashback***

Irvine lag im Gras, um zu relaxen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen. Doch plötzlich hatte er das Gefühl, als ob ihn jemand beobachtete. Er wandte seinen Kopf in die Richtung aus der er glaubte, dass die Blicke kamen. Und richtig: Dort unter dem großen alten Baum stand Squall und beobachtete ihn. Irvine richtete sich halb auf und gab ihm zu verstehen, dass er zu ihm rüberkommen und sich zu ihm ins Gras legen sollte. Squall folgte der Aufforderung, und so lagen die beiden Jungs nun einige Zeit schweigend nebeneinander in der Wiese und beobachteten Schmetterlinge. Auf ein Mal brach Irvine das Schweigen: „Du Squall, gibt es in deinem Leben eigentlich einen Menschen, in den du verliebt bist?“ Squall war auf diese Frage nicht vorbereitet und setzte das Schweigen erst ein Mal fort. Doch nach ein paar Minuten fragte er erstaunt: „Warum fragst du mich das?“ „Ach, nur so. Kam mir grad so in den Sinn.“, entgegnete Irvine. Darauf folgte wieder einige Zeit des Schweigens. „Ja...“, meinte Squall ein paar Minuten später leise. „...es gibt einen Menschen in den ich verliebt bin.“ Während er dies sagte ließ er seinen Blick zu Irvine hinüberwandern. „Echt?“, antwortete Irvine verblüfft, hatte er doch nicht mit so einer Antwort gerechnet. „Ja.“ Squall blickte verträumt in den Himmel. „Und in wen? Etwa in Rinoa?“ „Nein, Rinoa und ich sind nur sehr gute Freunde, weiter nichts.“ „Hm...“, grübelte Irvine. “Dann... vielleicht... Quistis?“ Squall konnte sich ein amüsiertes Kichern nicht verkneifen und fragte seinen Freund: „Wie kommst du denn auf so eine verrückte Idee?“ „Nun ja, sie hat definitiv ein Auge auf dich geworfen.“ „Ach, deshalb...“ Squall lächelte. „Nein, da läuft nichts, denn auch Quisty ist nur eine gute Freundin.“ „Etwa Selphie?“, grübelte Irvine weiter. „Obwohl, eher kaum, denn sie passt gar nicht so zu dir.“ Darauf musste Squall lachen. „Nein, sie ist es auch nicht. Sie gehört doch schon dir, mein Freund.“ Jetzt war es an Irvine verdutzt zu reagieren: „Wie kommst du jetzt darauf?“ „Na ja, so wie ihr beide ständig zusammen rumhängt.“, entgegnete ihm Squall. „Nee, Squall, da irrst du dich. Wir sind kein Paar, sondern ebenfalls nur gute Freunde.“ Daraufhin brachen beide Jungs erst mal in Gelächter aus und wälzten sich im Gras. Als sich die Lachsalve wieder gelegt hatte bohrte Irvine weiter: „Wenn es kein Mädel aus unserer Clique ist, wer dann? Kenne ich sie?“ Daraufhin setzte sich Squall auf, legte den Kopf schief und blickte Irvine traurig an. *Was guckt er jetzt so traurig? Hab ich was falsches gesagt?*, grübelte Irvine. Laut sagte er: „Sag schon, wer ist sie?“ Darauf sagte Squall nichts. Er stand wortlos auf und blickte einige Minuten auf seinen, immer noch im Gras liegenden, Freund hinab, dann sagte er leise: „Warum glaubst du eigentlich, dass die Person, die ich liebe ein Mädchen ist?“ Mit diesen Worten drehte Squall sich um, und ließ einen völlig verdutzen Irvine zurück.

***Flashback Ende***

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„Hey, Irvine? Hörst du mir zu?“ Seifer stupste seinen Freund leicht in die Seite. Angesprochener erschrak und fuhr hoch. „Häh? Was ist?“ „Ich hab dich gerade was gefragt.“ Irvine sah Seifer bedröpst an und schüttelte den Kopf. „Sorry, aber ich hab euch überhaupt nicht zugehört. Ich war in meinen Gedanken versunken. Über was habt ihr geredet?“ „Oh Mann!“ Seifer schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. „Das darf nicht wahr sein! Sollen wir dir jetzt alles noch mal erzählen, oder was?“ Seifer konnte es nicht fassen. „Lass gut sein, Seifer.“, meinte Rinoa lächelnd. „Ich erzähl’s ihm noch mal.“ Und auf ein Neues begann das Mädchen von ihrem nächtlichen Abendheuer zu erzählen. Daraufhin sprang Irvine von seinem Stuhl hoch und rannte wie von einer Tarantel gestochen aus der Caféteria. Den zu Boden krachenden Stuhl und die völlig verdadderten Blicke seiner Freunde ignorierte er in diesem Moment völlig. „Was ist denn jetzt mit ihm los? Dreht er jetzt völlig durch?“ Seifer schüttelte verwundert den Kopf. „Keine Ahnung.“, entgegnete Rinoa verwirrt und blickte in die Richtung, in die Irvine verschwunden war. „Ich weiß es auch nicht.“ Sie zuckte ratlos mit den Achseln. „Selphie, weißt du evtl., was mit Irvine los ist? Du bist doch seine beste Freundin.“, mischte sich nun Laguna ins Geschehen mit ein und wandte sich hilfesuchend an die kleine Ninjakämpferin. „Nein, leider weiß ich auch nicht so genau, was zur Zeit mit ihm los ist. Seit Squalls Tod redet er ja nicht mehr all zu viel mit mir.“, antwortete Selphie leise. „Stimmt, das habe ich auch schon bemerkt.“, pflichtete ihr Laguna bei. Rinoa nickte: „Irvine ist von uns allen derjenige, der Squalls Tod wohl am wenigsten verkraftet hat.“ „Ich wünschte nur, ich könnte ihm irgendwie helfen.“ Zell blickte traurig in seine Tasse. „Es tut mir weh, ihn so leiden zu sehen.“ „Ja, mir auch.“, murmelte Selphie. Sie kaute auf ihren Fingernägeln herum und sah mit traurigem Blick zum Fenster hinaus. „Ich wünsche mir den fröhlichen, draufgängerischen Irvy zurück.“ „Ich glaube, da ergeht es uns allen gleich.“ Laguna warf einen fragenden Blick in die Runde und erntete allgemeines Nicken. Schweigen trat ein und jeder hing für einige Minuten seinen Gedanken nach. Rinoa durchbrach die Stille, indem sie sagte: „Wir sollten Irvine suchen gehen und ihm in seinem Kummer Beistand leisten.“ „Gute Idee...“, nickte Seifer ihr zu. „...nur wo sollen wir ihn suchen?“ „Ich hab da schon so eine Ahnung, wo er sein könnte.“, entgegnete Rinoa ihm. „Kommt mit.“ Sie stand auf, und alle anderen taten es ihr gleich. Gemeinsam verließen sie das Balamb-Café und folgten Rinoa zu dem Ort an dem sie Irvine vermutete.

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Irvine lief, nachdem er das Balamb-Café verlassen hatte, schnurstracks in Richtung Friedhof. Dort angekommen ließ er sich vor Squalls Grab im Gras nieder und begann zu reden: „Squall, bitte komm zu mir zurück. Das ist alles, was ich mir wünsche. Bitte, sei so gut, und erfülle mir diesen einen Wunsch, wenn du kannst.“ Kaum hatte er diese Worte zu Ende gesprochen, da tauchte eine Geistergestalt vor ihm auf und sah ihn mit traurigen Augen an. Irvine war für kurze Zeit wie versteinert und starrte die Gestalt, die dort vor ihm aufgetaucht war. erschrocken an. Als er sich wieder etwas gefasst hatte fragte er mit leiser, kaum hörbarer Stimme: „Squall?“ Die Gestalt nickte. „SQUALL!“, rief er freudig, sprang hoch und wollte ihm um den Hals fallen, doch er landete unsanft in Mitten der Grabblumen und schlug sich seinen Kopf leicht am Grabstein an. „Au!“ Er blickte sich verwirrt um, denn er hatte gemeint ein Kichern gehört zu haben. „Dummkopf. Ich bin ein Geist. Du kannst mich nicht berühren.“, bemerkte Squalls Geist leicht amüsiert. „Sehr witzig.”, grummelte Irvine, rieb sich seinen Kopf, stand wieder auf, blickte Squalls Geist ins Gesicht und fragte: „Wenn ich dir jetzt deinen Wunsch erfülle, kommst du dann endgültig zu mir zurück?“ Nun war es an Suqalls Geist etwas verwirrt zu sein. „J... Ja, aber,... weißt du denn, was...?“„Ja, ich weiß, was du dir wünschst.“ Erwartungsvolle Blicke ruhten nun auf Irvine. „Heute Morgen habe an die Szene im Park gedacht. Und mir ist dabei so einiges klar geworden. Du liebst MICH, du hast MIR die ganze Zeit über dein Herz geschenkt. Und...“ Er hielt kurz inne. „...ich habe es nicht bemerkt.“ Er schüttelte leicht Kopf und wagte kaum dem Geist ins Gesicht zu blicken – war ihm doch soeben ernsthaft bewusst geworden, was für ein Narr er die ganze Zeit über gewesen war, und wie sehr er seinen Freund damit verletzt haben musste. Einige Minuten schweig er, doch dann fuhr er fort: „Doch, auch meine Gefühle gingen die ganze Zeit weit über freundschaftliche Gefühle hinaus. Ich wollte es mir nur nie eingestehen, aber,...“ Er legte erneut eine kurze Pause ein. „...Squall... Ich... Ich liebe dich auch.“ Kaum hatte Irvine das letzte Wort ausgesprochen, stellte er fest, dass ein strahlendes Lächeln sich auf dem Gesicht seines Gegenübers ausbreitete und die geisterhafte Gestalt Stück für Stück seine Durchsichtigkeit verlor. Irvine starrte die Gestalt fassungslos an, denn er konnte nicht glauben was er da sah. Konnte das möglich sein? War das wirklich Squall, der da nun vor ihm stand? Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Erst als sich zwei starke Arme um seinen Hals schlangen wusste er, dass das alles wirklich geschah. „Squall!“, schluchzte Irvine, der nun ebenfalls seine Arme um seinen Freund schlang. „Ich bin so froh, dass du wieder bei mir bist. Ich kann es noch gar nicht richtig glauben.“ „Glaub es ruhig.“, erklang leise Squalls Stimme. „Den ganzen Zinnober hättest du dir und mir allerdings ersparen können.“ Irvine schob daraufhin Squall auf Armlänge von sich weg und fragte verdutzt: „Wie meinst du das?“ Squall lächelte ihn an, und begann zu erzählen: „Ich war gar nicht wirklich tot. Das war alles nur ein Zauber. Er wurde mir bei dem Kampf, den ich mit dir in der Trainingsarena geführt habe, von Edea, die von meinen Gefühlen zu dir wusste, auferlegt. Sie hat sich in diesen T-Rexaurus verwandelt, und mir durch den Hieb, den sie mir mit ihrer Pranke versetzt hat, ein Gift injiziert. Diese Gift bewirkte, dass mein Körper schlief, mein Geist jedoch umherirrte.“ „Und warum hat Edea dir solch einen üblen Zauber auferlegt?“ Squall lächelte. „Weil sie es nicht mehr länger ertragen konnte, dass du mich solchen Liebesqualen ausgesetzt hast. Sie wollte dir eins auswischen, damit du dir endlich deiner wahren Gefühle bewusst wirst.“ Irvine sah verschämt zu Boden. „Oh no! Was war ich doch für ein Vollidiot! Hätte ich es früher bemerkt, dann hätte ich mir das ganze Theater der letzten Wochen wirklich ersparen können. Aber nein...“ Weiter kam Irvine nicht, denn Squall hob mit der Hand seinen Kopf an, so dass sie sich in die Augen blicken konnten. „Pst, Irvine.“, flüsterte Squall. „Sag jetzt nichts mehr.“ Squall versiegelte Irvines Lippen mit einem Kuss und schlang seine Arme ganz fest um seinen Hals. Irvine erwiderte diese Gesten nur all zu gerne, denn er war überglücklich, dass er Squall wieder hatte. Als sich die beiden, nach scheinbar endlos langer Zeit, wieder voneinander lösten meinte Irvine lächelnd: „Und wie erklären wir das jetzt den anderen?“ Squall neigte seinen Kopf leicht zur Seite und entgegnete ebenfalls lächelnd: „Das brauchen wir gar nicht.“ „Häh?“ Irvine guckte seinen Freund treu-doof an, denn er verstand nur Bahnhof. „Na, dreh dich doch mal um.“ Irvine tat wie ihm geheißen und wäre beinahe vor Schreck auf dem Hosenboden gelandet, hätte Squall ihn nicht aufgefangen. In einiger Entfernung standen alle seine Freunde an einen Baum gelehnt und lächelten. „Habt ihr etwa schon die ganze Zeit über dort gestanden und alles mit angesehen?“, fragte Irvine völlig perplex und schüttelte ungläubig den Kopf. „Ja, wir haben es beobachtet.“, entgegnete Quistis lachend, löste sich aus der Gruppe und kam auf Irvine und Squall zu. „Woher wusstet ihr eigentlich, dass ich auf dem Friedhof bin?“, löcherte Irvine seine Freunde weiter. „Na, das war gar nicht so schwer.“, antwortete Selphie, die nun auch zu ihm rüber kam. „Seit der Sache mit Squall warst du doch fast täglich hier.“ „Eben.“, meinte Rinoa die nun auch zu ihm stieß. „Und außerdem...“ „Und außerdem?“, wollte Irvine wissen. „...wussten wir ja Bescheid. Edea hat uns von dem Schlafzauber, den sie Squall auferlegt hat, erzählt. Und auch die ganze Sache mit den weißen Zetteln, den Wünschen und all dem anderen Kram ist auf ihrem Mist gewachsen.“, vollendete Seifer den Satz. Irvine war momentan sprachlos und warf verwirrte Blicke von einem zum andern. Nachdem er sich wieder so weit gefangen hatte, dass er wieder Worte fand, fragte er: „So, ihr wusstet es also,... und habt alle mitgespielt und mich im Dunklen tappen lassen.“ „So ist es, mein Freund.“ Laguna lächelte ihn an und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Und warum?“, fragte Irvine völlig verwirrt, denn er verstand nun wirklich nichts mehr. „Na, ganz einfach: Wir wollten dir eine Gelegenheit geben, damit du dir über deine Gefühle, die du ja die ganze Zeit versucht hast zu unterdrücken, in den Griff bekommst und endlich mal klar Schiff machst.“, entgegnete ihm Selphie mit ernster Mine. „Und woher wusstet ihr von meinen Gefühlen?“ „Kumpel, dass war nicht zu übersehen. Die Blicke, die du Squall oft hinterhergeworfen hast, waren zu eindeutig.“ Zell stupste seinen Freund leicht in den Bauch und grinste. Irvine wurde puterrot und Squall lächelte. Er nahm den Cowboy in die Arme und küsste ihn. Seifer grinste und meinte: „So, damit hat das Drama ja nun endlich ein Ende gefunden.“ „Sieht so aus.“, entgegnete Zell ebenfalls breit grinsend. „Dann können wir ja jetzt alle von hier verschwinden, ins Balamb-Café zurückkehren und zu Ehren unserer beiden frisch verliebten ’ne Party steigen lassen?“, fragte Seifer seine Freunde. Allgemeines, zustimmendes Nicken bekam er zur Antwort. Und so verließen alle gut gelaunt den Friedhof von Balamb, und freuten sich darüber, dass Squall wieder bei ihnen war und Irvine endlich offen zu seinen Gefühlen, die er für Squall hegte, stand.

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Da keiner der jungen Leute mehr einen Blick zurückwarf, bemerkten sie nicht, dass sich das Grab nach und nach auflöste, da der Zauber ja nun endgültig gebrochen war. An Stelle des Grabsteins tauchte eine Frauengestalt auf, die zu dem alten Baum, unter dem ein paar Minuten zuvor noch die jungen SeeDs gestanden hatten, hinüberging. Edea blieb eine ganze Weile unter dem Baum stehen und blickte lächelnd in die Richtung in der ihre Schützlinge soeben verschwunden waren, bevor sie ebenfalls den Ort der ewigen Ruhe verließ.
 

ENDE



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