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Komm, ich zeig dir, wie man lacht

von

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Fieber

Herzlich willkommen zu meiner FF über - hauptsächlich - Trafalgar Law!
 

Die Ereignisse finden kurz nach den Kämpfen auf Dressrosa statt und starten in Kyro's Hütte, in der sich alle zum Ausruhen versammelt haben. Ein wenig werde ich mich an den Original-Geschehnissen des Mangas orientieren, erlaube mir doch hier und da, mich ein wenig der künstlerischen Freiheit zu bedienen.
 

Und nun - viel Spaß!
 

***************************************
 

Robins Blick schweifte fast schon verträumt über die friedlich vor sich hinschlummernden Körper.

Stille war in Kyro's kleiner Hütte eingekehrt, nachdem sich der ehemalige Piratenjäger und der Gladiator nach einem letzten Umtrunk ebenfalls zur Ruhe gebettet hatten und leise vor sich hin schnarchten. Die Kämpfe auf Dressrosa hatten ihnen so einiges abverlangt.

Ihr Kapitän Ruffy schmatzte und sabberte leicht vor sich hin, ein fettes Grinsen zierte sein Gesicht. Es war nicht schwer zu erraten, wovon er gerade träumte. Robin musste leicht schmunzeln. Nach wie vor war sie überglücklich, sich dazu entschieden zu haben, dem Strohhut und seiner Crew beizutreten und empfand tiefsten Respekt für den energetischen Gummijungen. All die Liebe, das Vertrauen und die Wärme, die ihr von ihren Freunden entgegengebracht wurde, machten ihr Leben glücklicher und wertvoller, als sie es sich je zu erträumen gewagt hätte. Wie sinnlos erschien ihr ein Leben ohne solch enge Vertraute.
 

Ein unruhiges Murmeln riss sie aus ihren Gedanken. Neugierig geworden versuchte die Schwarzhaarige den Ursprung der Geräuschquelle auszumache. Ein wenig verwundert musste sie feststellen, dass die gequälten Laute vom Chirurg des Todes stammten. Das fahle Mondlicht warf verschwommene Schatten auf sein schmerzverzerrtes Gesicht, welches Robin dazu veranlasste, sich von ihrer Schlafstätte zu erheben und sich leise zu dem Kapitän der Heart-Piratenbande hinüber zu begeben. Vorsichtig kniete sie sich neben dem Kopf des Mannes nieder. So dicht an ihm verstand sie auch, was er vor sich hin murmelte. Es war ein Name, den Robin noch nie zuvor gehört hatte.
 

„Cora-san...“, wimmerte der Mann vor ihr erneut. Sein Körper zitterte leicht. Die dicke Fellmütze war ihm wegen seines unruhigen Schlafes vom Kopf gerutscht und gab den Blick auf seine von Schweißperlen überzogenen Stirn frei. Behutsam strich Robin Trafalgar ein paar vom Schweiß verklebte Haare von der Stirn und legte ihre kühle Handfläche darauf. Er hatte Fieber.
 

Sie erschrak, als eine Hand sich kräftig um ihr Handgelenk schloss und sie von Laws Kopf wegzog. Zwei müde, von dunklen Augenringen untermalten Augen starrten Robin an. Der schwarzhaarige Mann war aufgewacht.

„Nico-ya, du bist es...“, stellte er kraftlos fest und ließ seinen Arm wieder sinken.

„Was willst du?“

„Du hast Fieber“, erklärte sie. Ihr Blick wanderte über seinen Oberkörper. Ein rötlicher Schimmer zeichnete sich auf den dicken Bandagen ab. Die Wunden waren wohl wieder aufgegangen.

„Das ist normal. Bei solchen Verletzungen steigt die Temperatur nachts an. Das gehört zum Heilprozess.“ Belehrte er Robin und wollte sich wieder zum Schlafen legen.

„Kannst du dich mit deinen Fähigkeiten nicht selbst behandeln?“ Unterbrach die Schwarzhaarige sein Unterfangen. Er seufzte.

„Nein, ich habe im Kampf gegen Doflamingo meine Kräfte zu sehr ausgereizt. Momentan würde ich mir eher schaden, als helfen.“

Robin nickte verstehend.

„Lass mich dir helfen“, bot sie ihm an und legte ihre Hand auf seine Schulter.

Unwirsch strich Law die Hand weg und versuchte, sich aufzurichten.

„Ich brauche keine Hi-“, setzte er mürrisch an, doch just in diesem Moment gab sein verletzter, schmerzender Arm unter seinem Körpergewicht nach und sein durchtrainierter Körper kippte vorneüber. Keine Sekunde später musste er zutiefst beschämt feststellen, dass er mit seinem Gesicht mitten im Dekolleté der nicht gerade mit kleinen Brüsten gesegneten Schwarzhaarigen gelandet war. Peinlich berührt schnellte er zurück und stammelte unbeholfen entschuldigende Worte vor sich hin.
 

Robin schmunzelte amüsiert. Es war irgendwie niedlich, den sonst so toughen, harten Kerl so überfordert zu sehen.
 

„Lass mich dir helfen“, bot sie noch einmal an.

„Entweder dir geht’s morgen besser oder ein besorgter Ruffy wird dich den ganzen Tag nicht in Ruhe lassen“, lachte sie leise und zog seinen Kopf behutsam in ihren Schoß. Grummelnd, aber durch die indirekte Drohung gefügig gemacht und immer noch peinlich berührt ließ der Chirurg es resigniert über sich ergehen. Nur kurze Zeit später spürte er etwas kühles, nasses auf seiner Stirn. Robin hatte sich mit Hilfe ihrer Teufelskraft einen feuchten Lappen besorgt und versuchte damit, dem Fieber des Mannes ein wenig Herr zu werden. Laws Körper spannte sich aufgrund der ungewohnt zärtlichen Berührung jäh an, als die Archäologin begann, in rhythmischen, sanften Bewegungen seine Schläfen und anschließend seinen Kopf zu massieren. Unbeirrt setzte die Schwarzhaarige ihre Bemühungen fort und fuhr mit geübten Fingern durch sein kohlrabenschwarzes Haar. Trafalgar spürte schon bald, wie sich eine bleierne Schwere und Müdigkeit über seinen geschundenen Körper legte und die Anspannung und der Schmerz einer wohltuenden, ihn Willkommen heißenden Schwärze wich. Erschöpft schlief er schließlich unter der Obhut von Nico Robin wieder ein und gab sich der Schwärze hin. Dieses Mal sollten ihn keine Albträume plagen.
 

Unbemerkt von den Beiden hatte ein waches Auge das Geschehen stumm mitverfolgt. Ein Schmunzeln breitete sich auf dem Gesicht des grünhaarigen Schwertkämpfers aus.

„So so“, murmelte er kaum hörbar.

„Das Teufelskind und der Chirurg des Todes. Das passt ja mal wie Arsch auf Eimer.“

Zorro lachte leise in sich hinein, als er sich vorstellte, wie der blonde Kringelbraue-Liebesgockel wohl auf das Szenario vor ihm reagiert hätte und schlief schließlich mit einem Grinsen im Gesicht ebenfalls zufrieden ein.
 

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Nun ihr Lieben, das war's jetzt für den Anfang. Ich hoffe, eure Neugierde geweckt und euch gut unterhalten zu haben und freue mich, euch beim nächsten, längeren Kapitel wieder begrüßen zu dürfen!
 

Liebe Grüße, _kuromoko-chan_

Die Träne

Und weiter geht's!
 

Anmerkung: In diesem Szenario ist die Sunny mitsamt der restlichen Crew noch vor Ort.
 

*******Die Träne*******
 

Trafalgar war ein wenig desorientiert, als er am nächsten Morgen aufwachte. Er spürte etwas hartes unter seinem Nacken und stellte mit noch verschlafenem Blick fest, dass sein Kopf wieder auf seinem Schwert ruhte. Hatte er das mit Nico-ya nur geträumt?
 

Ein Stechen durchfuhr seinen Oberkörper, als er versuchte, sich aufzurichten. Fluchend ließ er sich wieder zurück sinken. Richtig, diese dämlichen Schussverletzungen! Missmutig unterzog er seinen Körper einer Bestandsüberprüfung und stellte überrascht fest, dass sein Fieber auf ein erträgliches Maß gesunken war. Auch seine Verbände waren gegen frische ausgetauscht worden. Beunruhigt fragte er sich, wie tief er geschlafen haben musste, um so etwas nicht zu bemerken. Immerhin schienen die Blutungen gestillt zu sein. Sein rechter Arm hingegen fühlte sich noch ärgerlich taub und nutzlos an. Als er mit der rechten Hand nach Kikoku griff, erinnerte ihn sein Arm schmerzlich wieder daran, dass er vor nicht einmal 24 Stunden von seinem Körper brutal abgerissen worden war und wohl noch ein langer Weg bis zur vollständigen Genesung vor ihm lag. Verärgert brach er den Versuch ab, sein Schwert unter seinem Kopf hervor zu ziehen und stemmte sich so gut es ging mit dem linken Arm nach oben, das Ziehen in seinem Oberkörper geflissentlich ignorierend. Kaum hatte er es geschafft, sich ächzend gegen die Wand zu lehnen, da spürte er auch schon eine Hand auf seiner Schulter und er blickte zu seinem Missfallen in das für seinen Geschmack viel zu nahe an seiner eigenen Nase klebende Gesicht des Strohhuts. Der Bengel grinste ihn mit seinem gewinnenden Lächeln, das so breit war, dass ein Baguette quer durch gepasst hätte, herausfordernd an.
 

„Torao, du bist wach!“ Freute sich das energiegeladene Gummiarmageddon.

„Steh auf, wir müssen los. Die Marine ist gleich hier!“

„Die was?!“
 

Erst jetzt bemerkte Law die Unruhe, die sich ausgebreitet hatte. Der langnasige Bordschütze der Strohhutbande rannte panisch auf und ab und stieß jämmerliche Angstschreie aus, während er vom blauhaarigen Robotermann dafür herzhaft ausgelacht wurde. Die restlichen Anwesenden packten hastig die letzten Habseligkeiten zusammen und ignorierten den vor Freude platzenden Strohhut, der immernoch halb auf ihm kniete und ihn auffordernd angrinste.
 

Wie tief hatte er eigentlich geschlafen?!
 

„Ruffy, das restliche Fleisch muss noch zusammen gepackt werden, hilfst du mir bitte kurz?“

So schnell, wie der Strohhut bei ihm gewesen war, so schnell war er auch wieder weg. Der Kapitän der Heart-Piratenbande war jedesmal aufs Neue fassungslos, wenn er miterleben musste, wie einfach man seinen Allianz-Partner ablenken konnte.
 

Law nickte Robin kurz dankbar zu, die gezielt ihren Kapitän von ihm weg gelockt hatte und rappelte sich auf. Noch etwas wacklig auf den Beinen schloss er sich dem Rest der Truppe an, der in eiligen Schritten die Hütte verließ.
 

Kugeln pfiffen ihnen um die Ohren, als sie auf das mit Blumen übersäte Plateau traten und machten ihnen unmissverständlich klar, dass die Marine bereits bei ihnen angekommen war.
 

Ruffy doppste wie ein Gummiball freudig vor der Gruppe her und kicherte fröhlich.

„Auf zur Sunnyyyyy!“ Verkündete er und stürmte voran.

„Ruffyyy, die werden uns erschießen!!!“ Jammerte Lysop währenddessen, als eine erneute Salve an ihnen vorbei zischte und den Schützen dazu veranlasste, mit panischen Schritten in einem beachtlichen Tempo an seinem Kapitän vorbei zu ziehen. Während der Cyborg und der Schwertkämpfer sich lautstark darum stritten, wer von ihnen wohl mehr von den Marine-Leuten platt machen könnte und die Archäologin einfach nur glücklich neben ihnen her rannte, fragte sich Law erneut, auf was für einen Haufen er sich da eigentlich eingelassen hatte.

Ihre Flucht endete abrupt, als das Plateau vor ihnen endete und sich eine große, gähnende Leere vor ihnen auftat. Bis zur nächsten Ebene hinunter waren es gut und gerne 200 Meter. Auf einen erneuten Sprung im Schwitzkasten des Strohhut-Jungen konnte der Chirurg nur allzu gerne verzichten, flackerten doch die sehr unangenehmen Erinnerungen daran von vor nur wenigen Stunden wieder vor seinem inneren Auge auf.
 

„Strohhut-ya, ich fürchte, wir müssen noch einmal kämpfen...“, zähneknirschend griff Law zu Kikoku und stellte sich in Kampfposition, „...sonst kommen wir hier nicht...“

Augenblicklich machte sich ein flaues Gefühl in seinem Magen breit, als er die charakteristischen Peitschgeräusche vernahm, die Ruffys sich ausdehnenden Arme von sich gaben.

Dem Chirurgen rutschte nur noch ein „Scheiße“ heraus, ehe er und die restlichen Crewmitglieder von Ruffys Gummiarmen umwickelt und zusammengedrückt wurden.

Nicht. Schon. Wieder.
 

„Uuuund abwäääärts!“ Und Ruffy sprang.

Während, begleitet durch Lysops heulendes Wehklagen, die Welt um sie herum an ihnen vorbeizischte und der Boden unter ihnen erschreckend schnell näher kam, kam Law nicht umhin, mit dem Schwertkämpfer des Strohhuts einen entgeisterten Blick zu tauschen. Der Schwarzhaarige wusste, dass Zorro den Gummibengel bereits schon seit vielen Jahren begleitete. Er wurde einfach nicht schlau draus, weshalb der ehemalige Piratenjäger sich das alles nach wie vor gefallen ließ, obwohl es ihn doch offensichtlich auch einfach nur nervte.
 

Ein freudiges „Gum Gum!“ riss ihn jäh aus seinen Gedanken. Es war soweit.

„Ballon!“

Der elastische Körper des schwarzhaarigen Jungen blähte sich weit auf und Law wurde augenblicklich in den dehnbaren Bauch seines Verbündeten gedrückt, als die Wucht des Aufpralls durch die gummiartige Beschaffenheit dessen Körpers abgefangen wurde. Wie Kugeln im Flipperautomat stoben alle zur Seite, als das Gummi wieder in seine Ballonform zurück schnellte und die ungleiche Truppe in alle Himmelsrichtungen verteilte.
 

Der Chirurg rappelte sich stöhnend wieder auf. Trotz der verhältnismäßig weichen Landung spürte er schmerzhaft, wie einige seiner Wunden durch den Einschlag wieder aufgerissen waren. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.

„Ruuuuffyyy, du hättest uns alle umbringen können!!!“ Zeterte die Langnase. Law musste ihm insgeheim Recht geben. Der Beschuldigte grinste nur blöd.

„War doch lustig“, lachte er und stand auf.

„Wir müssen weiter!“

„Torao-kun, alles in Ordnung?“ Robin kniete sich neben ihn. Misstrauisch begutachtete sie die Verbände des Mannes. Ein roter Schimmer legte sich wieder über sie.

„Ja ja“, wimmelte er die Archäologin ab und stemmte sich hoch.

„Strohhut-ya hat recht, wir müssen weiter.“ Erklärte er und folgte seinem Verbündeten.

Zorro nickte Robin daraufhin zu. Auch ihm war nicht entgangen, dass der Chirurg immernoch angeschlagen war. Sie mussten ein Auge auf ihn haben.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Auf dem Weg zum Hafen entgingen sie immer wieder nur knapp den auf sie zuströmenden Marinesoldaten. Hier und da kam es zu kleineren Reibereien, die Zorro und Ruffy jedoch schnell wieder im Griff hatten.

Der Schwertkämpfer und die Archäologin konnten weitestgehend verhindern, dass Law in kämpferische Aktivitäten verwickelt wurde. Inzwischen war auch Ruffy aufgefallen, dass sein Verbündeter noch nicht wieder ganz fit war und gab sein Bestes, seine beiden Crewmitglieder zu unterstützen. Doch konnte keiner von ihnen verhindern, dass sich der Chirurg in einem unbeobachteten Moment vom Kampffeld stahl. Er hatte jemanden zwischen den Trümmern ausgemacht, mit dem er unbedingt vor ihrer Abreise noch einmal sprechen musste.
 

Dieser Jemand war niemand geringeres als Senghok. Der Mann, dem Corazon mehr als jedem Anderen bei der Marine vertraut hatte.
 

Der alte Mann war wenig überrascht, als Law bei ihm auftauchte. Seelenruhig beobachtete er, wie der einstige Samurai der Meere an ihm vorbeischritt und ihn musternd mit seinen Augen fixierte. Ein Moment der Stille trat ein, als der schwarzhaarige Pirat sich gegen eine halbzertrümmerte Hauswand lehnte und stumm seinen Gegenüber betrachtete.
 

Der ehemalige Oberbefehlshaber der Marine streckte dem jüngeren Gegenüber schließlich einladend eine knisternde Tüte entgegen.
 

„Willst du ein paar Reiskekse?“ Fragte er Law.

„Nein“, lehnte der Angesprochene ab, „fang einfach an zu reden.“

Senghok schwieg noch eine Weile. Fetzen der Erinnerung schossen ihm durch den Kopf. Es waren traurige Erinnerungen. Seine Stimme war leise, aber bestimmt, als er sie erhob.

„Eines Tages starb ein Marinesoldat. Er war etwas besonderes für mich. Ich traf ihn, als er noch ein Kind war und habe ihn wie meinen eigenen Sohn behandelt. Er war aufrecht und hatte einen größeren Sinn für Gerechtigkeit als jeder andere. Deshalb war er auch ein Untergebener, dem ich vertrauen konnte.“

Der weißhaarige Mann hielt einen Moment inne. Seinem Gesicht war keine Gefühlsregung zu entnehmen.

„Aber ein einziges Mal in seinem Leben“, setzte er wieder an, „hat er mich angelogen. Er hat mich betrogen. Aber ich bin sicher, dass er einen guten Grund dafür hatte.“

Sein Blick musterte den Chirurgen eindringlich.

„Vier Sachen gingen während des Zwischenfalls damals verloren. Die Barrels Piraten. Mein Untergebener. Die Ope-Ope Frucht“, zählte er auf, „und der Junge, der zu der Zeit bei der Donquixote Familie war und welcher unter der „Hakuen“ Krankheit litt!“

Die Augen des alten Mannes ruhten noch immer auf seinem Gesprächspartner. Eindringlich und auffordernd starrte er ihn an und wartete geduldig auf eine Regung. Und sie kam.

„Jep, das bin ich!“ Erklärte Law schließlich.

„Das dachte ich mir.“

Senghok zog einen weiteren Keks aus seiner Tüte und schob ihn sich in den Mund.

„Rosinante nahm also wegen dir ein halbes Jahr Auszeit von seiner Mission?“ Fragte er schließlich.

Der Kapitän der Heart-Piratenbande nickte.

„Ja, er brachte mich in jedes Krankenhaus, das er finden konnte.“ Unschöne Erinnerungen schossen ihm durch den Kopf. Angst. Schmerz. Wut. Hass.

„Und dann war er hinter der Operations-Frucht her und riskierte sein Leben, um deins zu retten?“ Hakte der ehemalige Oberbefehlshaber nach.

„Ich möchte wissen, wofür er wirklich gestorben ist.“

Der alte Mann hatte einen Nerv getroffen. Zum ersten Mal in diesem Gespräch zeigte sein Gegenüber Emotionen.

Wut kochte in Law hoch und vermischte sich mit einer schon lange nicht mehr empfundenen Hilfslosigkeit. All die Gefühle, die er seit Corazons Tod tief in sich begraben hatte, kratzen plötzlich an seiner Fassade und ließen ihn lauter werden, als er ursprünglich hatte antworten wollen. Wütend fuhr er Senghok an.

"Also gut, wie du willst!"

Trafalgars Augen funkelten zornig.

"Wir wollten zusammen entkommen. Er gab mir mein Leben und meine Menschlichkeit zurück!! Ich stehe für immer in seiner Schuld!!!“

Der Chirurg spürte, wie sein Blut in Wallung geriet. Fauchend pochte es in seinen Wunden und rauschte in seinen Ohren. Aufgebracht fuhr er fort.

„Deshalb habe ich es zu meinem Lebensziel gemacht, Doflamingo für ihn zu töten!!“

Noch immer schwer atmend versuchte er, seine Emotionen wieder unter Kontrolle zu bringen. Ein wenig ruhiger, aber auch ein wenig traurig setzte er schließlich wieder an.

„Aber... ich weiß nicht, ob es am „D.“ lag, wieso er mich retten wollte …“

„D?“ Unterbrach ihn Senghok.

Law schnaubte zustimmend.

„Ich bin wie der Strohhut... genau wie er trage auch ich diesen geheimen Namen.“

Der alte Mann riss überrascht die Augen auf. Seinem Gegenüber blieb das nicht verborgen.

„Du weißt etwas über das „D.“, oder?“ Fragte ihn der Chirurg schließlich.

Senghok wandte ihm den Rücken zu und schwieg für eine Weile. Schließlich seufzte er und schloss die Augen.

„Wer weiß.“ Er zuckte mit den Schultern.

„Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Rosinante keine Ahnung von dieser Bedeutung hatte. Das war nicht der Grund, weshalb er dich gerettet hat.“

Mit entschlossenem Blick drehte er sich schließlich wieder zu Law um und stierte ihn eindringlich an. Und dann sagte er etwas, was den schwarzhaarigen, gestandenen Mann bis ins Mark erschütterte und sein Herz einen Satz machen ließ.

„Also hör auf, einen Grund dafür zu suchen, weshalb er dich geliebt hat!“

Law stockte der Atem. Corazons blutüberströmtes, dämlich grinsendes Gesicht tauchte wieder vor seinem inneren Auge auf. Worte drangen wieder in sein Gedächtnis.
 

„Ich liebe dich, Kleiner.“
 

Ein Zittern durchfuhr den Körper des Piraten.

„Wenn ich noch im Dienst wäre, hätte ich deinen Arsch schon längst verhaftet und mich erst später mit dir unterhalten, aber ironischerweise bist du die einzige Person, mit der ich über Rosinante reden kann, auch wenn du ein Pirat bist.“ Riss Senghok ihn wieder aus seinen Gedanken. Law schüttelte die aufkeimenden Gefühle ab.

„Wenn du wirklich glaubst, dass alles, was du getan hast, für ihn war, dann sollten wir“, der ehemalige Oberbefehlshaber deutete auf ihn und anschließend auf sich, „du und ich, uns für immer an ihn erinnern. Das wird wohl das Beste sein. Geh und lebe dein Leben... du bist nun frei. Das würde er dir jetzt sagen.“
 

Das war zu viel für den ehemaligen Samurai der Meere. Beschämt zog er seine Mütze tiefer ins Gesicht und drehte sich von dem Weißhaarigen weg, damit dieser nicht die einsame Träne sehen konnte, die über das Gesicht des jungen Mannes kullerte und geräuschlos auf den staubigen Boden tropfte. Er spürte, wie in ihm etwas zerbrach. Es war noch klein, ja fast unscheinbar. Aber er wusste, dass irgendetwas mit ihm passierte. Etwas, was er nicht kontrollieren konnte. Etwas, was ihm Angst machte. Etwas, wogegen er sich jahrelang gewehrt hatte. Es war ein Ende. Es war ein Anfang. Und er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er damit umgehen sollte.
 

Doch ehe er sich darüber weitere Gedanken machen konnte, zog ihn ein lautes Rumpeln erbarmungslos zurück in die Realität. Überrascht mussten er und Senghok dabei zusehen, wie die Trümmer um sie herum sich scheinbar schwerelos gen Himmel erhoben und begannen, einen gigantischen Trümmerhaufen zu bilden. Trafalgar schluckte. Das war...

„Fujitora“, brummte der alte Mann.

„Geh jetzt, Pirat“, wies er ihn an, „deine Freunde und du müssen jetzt hier verschwinden.“

„Wir sind keine Freun-“, setzte der Chirurg an, doch der ehemalige Oberbefehlshaber der Marine war schon längst verschwunden.

Law fluchte. Senghok hatte recht. Fujitora setzte zum vernichtenden Schlag an. Keiner von ihnen würde überleben, sollten sie noch länger hier bleiben. Sie mussten unbedingt zur Sunny!
 

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Law musste nicht lange suchen, um Ruffy zu finden. Laute Kampfgeräusche drangen in sein Ohr, als er sich dem Pier näherte und führten ihn zielsicher zu dem Ort des Geschehens. Erschrocken musste er feststellen, dass der Marine-Admiral seinen Verbündeten mit Hilfe seiner Teufelskraft fest gegen den Boden gedrückt und somit bewegungsunfähig gemacht hatte. Wütende Schreie entwichen der Kehle des Gummijungen, doch der blinde Mann zeigte sich unbeeindruckt. Die restlichen Strohhüte waren nirgends zu sehen. Nach wie vor schwebte der gigantische Trümmerhaufen bedrohlich über ihren Köpfen, bereit, jederzeit zum Grund zu stürzen und alles und jeden unter sich zu zermalmen.

Zu Laws Entsetzen erhob erhob Fujitora sein gigantisches Schwert, bereit, den wehrlosen Kapitän der Strohhut-Bande zu durchbohren. Der Chirurg musste handeln. Und zwar schnell. Er war zu weit weg, um den Angriff mit Kikoku zu blocken. Ihm blieb nur eine Möglichkeit. Er wusste, es war zu früh. Er wusste, dass ihn das wahrscheinlich mehr Kraft kosten würde, als er noch besaß. Und doch ging es nicht anders.

„Room“, rief er. Augenblicklich durchfuhr ihn ein rasender Schmerz, er keuchte, ein blaues Flackern breitete sich unter seinen Fingern aus und erstarb. Zornig und zähneknirschend verdoppelte er seine Bemühungen, ein metallischer Geschmack legte sich auf seine Zunge und ließ ihn husten.

Fujitoras Schwert raste auf Ruffy zu.

„Room!“, schrie Law. Blut quoll ihm aus Mund und Nase.

„Shambles!“

Die Schwertspitze des Marine-Admirals bohrte sich tief in den gepflasterten Boden. Den Strohhut hatte es in aller letzter Sekunde verfehlt.

Während dieser sich aufgrund seines plötzlichen Ortswechsels noch verwirrt umblickte, brach der Chirurg des Todes zusammen. Sämtliche Kraft entwich seinen Muskeln, erschöpft schlug er auf den harten Steinboden auf.
 

Schwer atmend sah er aus den Augenwinkeln, wie sich der blinde Mann nun ihm zuwandte. Wortlos erhob er der Hand, ein violettes Glühen breitete sich aus.
 

Riesige Trümmerbrocken lösten sich aus dem Haufen am Himmel, sanken zunächst bedächtig ein Stück nach unten, gewannen aber bald an Geschwindigkeit und stürzten lautstark auf den regungslosen Law herab.
 

Er konnte sich einfach nicht mehr bewegen. Zu oft hatte er in den vergangenen Stunden seine Teufelskraft eingesetzt. Zu viel hatte sein Körper abbekommen. Er war am Ende.
 

Ruffy hatte sich indessen wieder aufgerappelt. Erst jetzt erkannte er, was passiert war. Was gerade passierte. Panik kroch in ihm hoch.

„Toraoooo!“ Hörte Law ihn noch schreien.
 

Cora-san, schoss es ihm durch den Kopf, ich habe dich endlich gerächt...
 

Mit einem fast schon zufriedenem Lächeln schloss er erschöpft die Augen.
 

Wir sehen uns auf der anderen Seite...
 

Dann wartete er auf den Einschlag.
 

Und er kam.
 

*********************
 

Fortsetzung folgt?

Nie wieder

Hallöle, weiter geht's!
 

Kritik und Kommentare jederzeit erwünscht :)
 

*******Nie wieder*******
 

Law spürte, wie die gigantischen Trümmer einschlugen. Hörte das tosende Bersten von Stein auf Stein. Spürte den Luftzug, der von den Massen zischend verdrängt wurde. Spürte den Staub, der wild aufgewirbelt wurde.
 

Eines spürte er jedoch nicht: Schmerz.
 

Dafür jedoch noch etwas anderes. Einen lauten, schweren Atem direkt über seinem Gesicht. Eine warme Flüssigkeit, die unentwegt auf ihn herunter tropfte und seine Wangen hinunter lief. Sie roch metallisch.
 

Schwerfällig versuchte er, seine vom Staub und Blut verklebten Augen zu öffnen. Es dauerte eine Weile, bis sie sich an das diffuse Licht, das zwischen den Trümmerbrocken über ihn hindurchfiel, gewöhnt hatten.
 

Law keuchte erschrocken, als er das Gesicht von Monkey D. Ruffy über sich erkannte. Der Gummijunge musste sich in letzter Sekunde über ihn geworfen und ihn mit seinem Körper gegen die herabfallenden Gesteinsmassen beschützt haben.
 

„Strohhut- !“, rutschte es dem Chirurgen heraus. Er musste husten.
 

„Torao ...“, setzte der Angesprochene an. Trafalgar konnte seine Gesichtszüge im Dunklen nicht erkennen.
 

„Es tut mir so leid!“ Ruffy sah ihn nun direkt an. Verwundert musse der Kapitän der Heart-Piratenbande feststellen, dass sich Tränen in seinen Augen gebildet hatten.
 

„Ich hätte früher merken müssen, dass es dir noch nicht wieder gut geht. Ich hätte dich besser beschützen müssen!“
 

Eine seiner salzigen Tränen mischte sich mit dem herabtropfenden Blut und landete direkt auf Laws Stirn. Der Chirurg war sichtlich überfordert mit der unerwarteten Gefühlsregung seines Verbündeten und wusste nicht so genau, wie er darauf reagieren sollte. Also setzte er auf Angriff.
 

„Du Narr!“, polterte er los, „Wieso musstest du dich unbedingt nochmal mit einem Marine-Admiral anlegen?! Du bist noch längst nicht wieder fit genug, um -“
 

„Ich musste Zeit schinden“, unterbrach Ruffy die Schimpftirade von Law überraschend. Er stockte.
 

„Torao war auf einmal verschwunden. Wir hatten Angst, dass sie dich geschnappt haben!! Während ich den blinden Mann abgelenkt habe, haben die anderen angefangen, nach dir zu suchen!!“
 

Der Chirurg war sprachlos. Etwas, was nicht häufig vorkam. Er hatte ja langsam verstanden, dass eine Allianz mit dem Strohhut nicht gleichbedeutend mit seinen eigenen Vorstellungen davon war, jedoch schaffte das nervige Balg es immer wieder, ihn mit etwas Neuem zu überraschen.
 

„Wir lassen niemanden zurück!“ Setzte Ruffy noch einen oben drauf und begann, unter Aufbringung immenser Kräfte, den Trümmerberg von ihnen wegzustoßen. Law musste die Augen zusammenkneifen, als der Staub sich legte und das stahlende Sonnenlicht wieder auf sein Gesicht traf. Zu seinem Missfallen stellte er fest, dass Fujitora noch immer vor ihnen stand und sie regungslos beobachtete.
 

„Du!“ Ruffy schrie den Marine-Admiral wütend an. Unbeeindruckt blieb dieser stehen.
 

Law versuchte indessen erfolglos, sich aufzusetzen. Seine Arme gaben immer wieder zitternd unter ihm nach, sämtliche Kraft schien aus seinem Körper gewichen zu sein. Seine Sicht begann, zu verschwimmen, was ihn verärgtert auffluchen ließ.
 

Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Brust, die ihn behutsam, aber bestimmt auf den Boden zurück drückte. In seinem verzweifelten Eifer war dem Chirurgen ganz entgangen, wie sich der Strohhut-Junge wieder neben ihn gekniet hatte.
 

„Bleib liegen. Ich kümmer mich darum.“ Erklärte Ruffy entschlossen und stand wieder auf. Wütend wand er sich erneut Fujitora zu.
 

„Was fällt dir eigentlich ein, Torao noch mal anzugreifen?! Er konnte sich doch schon längst nicht mehr wehren!!!“
 

Der Kapitän der Strohhut-Bande ging in Kampfposition. Drohend erhob er die Fäuste. Und der blinde Mann … der fing an zu lachen. Trafalgar war irritiert.
 

„Monkey D. Ruffy … du bist ein interessanter Mann.“
 

Fujitora drehte ihnen den Rücken zu.
 

„Wie du weißt, bin ich blind. Ich sehe nicht, was du gerade tust, während ich rede. Es wäre eine Schande, wenn du das ausnutzen würdest... nicht wahr?“
 

„Ja“, antwortete der Angesprochene und verschränkte die Arme vor der Brust, „das wäre es in der Tat.“
 

Egal, wie schwach er sich gerade fühlte, genügend Kraft, um sich die Handfläche ins Gesicht zu klatschen, hatte Law allemal. Wie konnte man nur so dermaßen dämlich sein!
 

„Strohhut-ya... er will, dass wir abhauen“, klärte der Chirurg seinen Verbündeten auf.
 

„Eeeeeh? Echt?“ Ruffy klappte der Kinnladen runter.
 

„Aber der alte Mann...“
 

„Hilf mir schon hoch und lass uns verschwinden“, forderte Law ihn auf und versuchte abermals vergeblich, aufzustehen. Sogleich war auch schon der Strohhut an seiner Seite und hob ihn vorsichtig hoch.
 

„Ich trag dich“, entschloss Ruffy und drückte ihn fester an sich.
 

„Wenn Torao will, dass wir gehen, dann gehen wir.“
 

Law ließ es über sich ergehen, hatte er doch nicht mehr genug Kraft, um sich dagegen zu wehren. Müdigkeit übermannte ihn, als er das rhythmische Tappsen der Sandalen des flüchtenden Strohhuts vernahm und die Laufbewegungen ihn schon fast in den Schlaf wiegten. Die an ihm vorbei fliegende Welt wurde langsam immer dunkler, bis sie sich schließlich in völlige Schwärze auflöste und der Chirurg erschöpft die Augen schloss.
 

Fujitora blieb indess unverändert an seinem Platz stehen und spürte, wie die beiden Piraten sich immer weiter von ihm entfernten.
 

Er schmunzelte. Seinem geschärften Hörsinn war das Gespräch der Beiden, das sie begraben unter den Trümmern geführt hatten, nicht entgangen. Auch war ihm sehr wohl bewusst gewesen, dass der Chirurg des Todes seine letzte Kraft für die Rettung des Strohhuts aufgebraucht und sich ihm damit quasi ausgeliefert hatte. Den Admiral hatte es danach in den Fingern gejuckt, heraus zu finden, ob der Strohhut das Gleiche für den Kapitän der Heart-Piratenbande riskieren würde. Er wurde nicht enttäuscht. Auch wenn ihm gewahr war, dass die Trümmer den Gummijungen wahrscheinlich nicht viel anhaben konnten, so war es doch eine lebensbedrohliche Situation gewesen, in die er sich für seinen Verbündeten begeben hatte. Und dann das, was die Beiden für das Königreich Dressrosa auf sich genommen hatte … wer wäre er gewesen, wenn er, als Verfechter der Gerechtigkeit, nach alledem diese Piraten verhaftet oder gar getötet hätte? Erst recht, nachdem die Würfel entschieden hatten, dass er sie laufen lassen sollte?
 

„Monkey D. Ruffy … zum ersten Mal bereue ich es, mir mein Augenlicht genommen zu haben. Welche Farbe deine Haare wohl haben? Wie du wohl aussiehst? Ich wette, du hast ein freundliches Gesicht … Lauf, rette deinen Freund. Ich bin gespannt, was ihr noch so alles erreichen werdet.“
 

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Langsam, zäh wie erkaltende Lava, begann sein Gehirn wieder zu arbeiten. Noch leicht schläfrig erfühlte er einen weichen Untergrund unter sich. Musste wohl ein Bett sein. Seine Schmerzen waren überraschenderweise auf ein durchaus vertretbares Minimum herunter geschraubt worden. Prima. Doch was war dieser dumpfe Druck auf seinem Bauch? Irritiert versuchte er, seine rechte Hand dorthin zu bewegen, um das unbekannte Gewicht von sich herunter zu schieben. Doch zu seiner Verwunderung fühlte sich sein Arm seltsam steif an und verweigerte den Dienst. Müde blinzelte er, versuchte, den letzten Schlaf aus seinen Augen zu verbannen. Eine fachmännisch angebrachte Armschiene zierte seinen einst abgetrennten Arm. Ja, okay, das machte durchaus Sinn. Immerhin war mit Doflamingos heimtückischen Angriff ebenso sein Os humeris, der Oberarmknochen, durchtrennt worden. Eine Ruhigstellung war hier aus medizinischer Sicht ohne Zweifel von Nöten, um ein erfolgreiches und korrektes Zusammenwachsen der beiden Knochenpartien zu gewährleisten. Auch fielen Law die von fachkundiger Hand angelegten und gefertigten Verbände und Nähte an seinem Körper auf. Hier musste ein Profi am Werk gewesen sein.
 

Waschbär-ya, schoss es ihm durch den Kopf.
 

So langsam begann ihm zu dämmern, dass er wohl auf dem Schiff der Strohhüte sein musste.
 

Schön, doch es war immer noch nicht geklärt, was da eigentlich so störend auf seinem Bauch lag. Mühseelig versuchte der Chirurg, sich ein wenig aufzurichten, um einen Blick auf seine unteren Körperpartien zu erhaschen. Er wusste nicht so recht, was er damit anfangen sollte, als er erkannte, was – oder viel mehr wer – da halb auf ihm lag. Es war niemand anderes als der Strohhut-Bengel, der seinen Kopf auf Laws Bauch abgelegt und die Arme vornüber gestreckt hatte und friedlich vor sich hin schlummerte. Dem Kapitän der Heart-Piratenbande war durchaus zwar vorher schon, teils sehr unangenehm, aufgefallen, wie wenig der Gummijunge von Privatsphäre hielt, aber das ging doch schon ein wenig zu weit. Es gab auf dem verdammten, weiten Ozean nur eine einzige Person, wenn überhaupt!, die mit ihm kuscheln durfte, und das war NICHT der Strohhut, sondern einzig und allein Laws Vize Bepo!
 

Schwerfällig machte sich der verärgerte Chirurg daran, den ungebetenen Gast von seiner Schlafstätte zu entfernen, wurde bei diesem Versuch doch jäh von einer fast schon kindlichen Stimme unterbrochen.
 

„Wie schön, du bist wach!“
 

Trafalgar hielt in seinem Unterfangen inne und starrte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.
 

„Waschbär-ya“, stellte er fest, als der Schiffsarzt der Strohhüte eine kleine Petroleumlampe auf seinem Nachttischchen entflammte.
 

„Wie geht es dir?“ Quasselte dieser munter weiter und schob einen Hocker neben das Bett seines Patienten. Tappsig kletterte er darauf und machte sich daran, Laws Temperatur zu messen.
 

„Gut“, war die knappe Antwort, „du hast gute Arbeit geleistet. Strohhut-ya hat sich mit dir wohl einen sehr fähigen Schiffsarzt in die Crew geholt.“
 

Law wusste ja, dass er selbst schon schlecht im Annehmen von Komplimenten war. Aber das, was der pelzige Mitstreiter seines Verbündeten plötzlich abzog, war mehr als skurril.
 

„Waaaaas? Sag doch sowas nicht, du … du … Trottel! Von dir muss ich mir sowas gar nicht sagen lassen, heheh, ich meine, ich, ich äh...“
 

Zeitgleich führte Chopper den wohl merkwürdigsten Tanz auf, den das Tierreich je zu Gesicht bekommen hatte.
 

Der Chirurg entschloss sich, das Geschehene einfach kommentarlos zu übergehen und lenkte die Aufmerksamkeit auf den Kapitän des Schiffsarztes.
 

„Was macht euer Kapitän da“, fragte er tonlos und zeigte auf das noch immer schlafende Bündel auf seinem Bauch, „er soll da weg gehen.“
 

„Das macht Ruffy immer, wenn es einem von uns nicht gut geht“, quietschte Chopper vergnügt, „er passt auf uns auf.“
 

Innerlich machte Law sich eine Notiz, nie wieder Schwäche vor dem charismatischen Energiebündel zu zeigen, und kam auf seine Forderung zurück.
 

„Nimm ihn von mir runter“, verlangte er.
 

Chopper schüttelte den Kopf.
 

„Das geht leider nicht, Ruffy besteht darauf. Sobald es essen gibt, wird er aber von alleine aufwachen und verschwinden. Sanji macht demnächst Abendessen, magst du etwas bestimmtes?“
 

„Alles außer Brot“, brummte Law missmutig.
 

„Ich bringe es dir nachher runter!“ Strahlte das flauschige Rentier und kletterte wieder vom Hocker herunter.
 

„Ruh dich noch ein wenig aus. Morgen solltest du das Bett verlassen können.“ Chopper schenkte ihm noch ein letztes, warmes Lächeln und verschwand aus dem Krankenzimmer.
 

Trafalgar starrte noch eine Weile hilflos auf Ruffy herunter. Ein kleiner Trost war ihm, dass der Gummijunge, wenn er aufwachen würde, wahrscheinlich brutale Genikschmerzen haben würde, so verrenkt, wie er auf ihm lag. Schließlich seufzte der Chirurg ergeben und legte sich wieder hin. So wie es aussah, waren sie alle vorerst in Sicherheit. Da konnte er sich ruhig auch noch eine Mütze Schlaf gönnen. Als sein Verbündeter auch noch anfing, leise zu schnarchen, ertappte Law sich bei dem Gedanken, dass er jetzt viel lieber anstelle des schwarzhaarigen Gummibengels die schwarzhaarige Archäologin an seinem Bett hätte, die ihn dann wie am Vortag wieder sanft in den Schlaf hätte graulen können... Schamesröte stieg ihm bei dieser Vorstellung hoch und er zog seine Fellmütze ein wenig tiefer ins Gesicht. Was war nur mit ihm los? Das Gespräch mit Senghok hatte irgendwie in ihm etwas ausgelöst. Er war zwar noch nie ein absolut gefühlskalter Mensch gewesen, doch hatte er seine Emotionen vorher wesentlich besser unter Kontrolle gehabt. Hinzu kam, dass er vor sich selbst eigentlich nicht eingestehen wollte, dass die Handlungen des Strohhuts – so sauer, wie sie ihm bisher auch aufgestoßen waren – in ihm tiefsten Respekt und ein eigenartiges Gefühl der Wärme hervor gerufen hatten. Nicht zu verwechseln mit der Wärme, die Nico Robin seltsamerweise in ihm auslöste, aber Ruffy hatte alles, was er für ihn getan hatte, getan, um ihn, den Chirurg des Todes, vor Schaden zu bewahren. Auch unter Gefährdung seiner eigenen Gesundheit. Das ging über Laws Vorstellung einer Allianz weit hinaus. Klar, man unterstützte sich bis zu einem gewissen Punkt. Aber der Strohhut tat dies mit einer Inbrunst, als würde der Chirurg nicht nur sein Verbündeter, sondern sein – wie bezeichnete der Gummijunge das gleich immer noch – sondern als würde er sein Nakama sein. Law konnte ihm noch so oft sagen, dass er dies nicht war, aber das interessierte seinen Verbündeten wohl herzlich wenig. Der Kapitän der Heart-Piratenbande musste schmerzhaft wieder an Corazon zurück denken. Auch gegen dessen Bemühen, ein Freund des damals noch totkranken Jungen zu werden, hatte sich Trafalgar anfangs vehemment gewehrt. Der gutmütige Bruder Doflamingos hatte es damals nicht leicht gehabt mit ihm. Doch irgendwie hatte der tollpatische Trottel es in sein Herz geschafft. Und umso schmerzhafter wurde er ihm damals auch wieder entrissen... Laws Brust schnürte sich unangenehm zusammen, als sich vor seinem inneren Auge abermals der Tod seines engsten Freundes abspielte.
 

Allmählich entglitten dem Chirurgen seine Gedanken, als er anfing, weg zu dämmern.
 

Das wollte er nie wieder erleben. Nie wieder …
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Ein lautes Schreien riss Law aus seinem traumlosen Schlaf. Noch ein wenig schläfrig stellte er fest, dass der Gummibengel aus seinem Zimmer verschwunden war. Scheinbar musste ihm Waschbär-ya irgendwann danach auch wie versprochen sein Essen ans Bett gebracht haben – Onigiri – anders konnte sich der Chirurg nicht erklären, dass Ruffy weg, das Essen aber durchaus noch da war. Dem Burschen hätte er es zugetraut, dass er ihm sein Essen sogar im Schlaf weg gefressen hätte.
 

Das durchdringende Schreien wurde lauter, Trafalgar runzelte beunruhigt die Stirn. Wurden sie angegriffen? Möglich wäre es, vielleicht hatte die Marine sie aufgespürt. Oder noch schlimmer, Kaidou oder Big Mom ..
 

Der Chirurg ignorierte geflissentlich die Empfehlung seines behandelnden Arztes, erst am darauf folgenden Tag das Bett wieder zu verlassen, und versuchte, sich fluchend und verärgert aus dem Bett zu hieven. Zu seiner Erleichterung entdeckte er Kikoku an seinem Bettende und griff dankbar danach. Solange er noch nicht wieder vollständig erholt war, wollte er nur ungern auf seine Teufelskräfte zurück greifen. Mit Kikoku hatte er wenigstens eine zuverlässige Waffe.
 

Halb auf sein Schwert gestützt machte er sich auf den Weg nach draußen. Je näher er der Tür kam, desto lauter wurden die hitzigen Stimmen auf Deck.
 

Moment, die kannte er doch. Das war doch …
 

Law stieß die Tür auf. Und staunte nicht schlecht, als er sah, was sich vor seinem Krankenzimmer abspielte...
 

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Opfer

Und weiter geht's
 

Vielen Dank an sama-chan an dieser Stelle für ihre Kommis, ich habe mich sehr gefreut! :)
 

*******Opfer*******
 

Auf dem Deck der Sunny saßen – wenn sich Law doch nur an ihre Namen erinnern könnte! - der grünhaarige Kannibale, Bartolomeo?, der Knirps von den Tontattas – Leo, der eingebildete Schönling … Kohl … Cavendish?, der Riese Hajrudin, der Typ mit den abartigen Schultern, Ida, oder Ideo oder so, ein Möchtegern-Kapitän mit wallender gelber Mähne – Trafalgar glaubte sich zu erinnern, dass er Orlumbus hieß – und der geistig offenbar ein wenig minderbemittelte Sai im Schneidersitz und hoben Sakeschalen empor. Strohhut-ya schien wenig begeistert über diesen Anblick, seine Crew wirkte jedoch recht amüsiert.
 

Der Chirurg des Todes verstand nicht so ganz, was gerade passierte.
 

Um das Ganze zu komplettieren, schrien sie plötzlich irgendwas davon, Untergebene zu werden, ihren Führer zu beschützen, auch, wenn er sich dagegen weigere, und tranken in einem Zug die Sakeschalen leer.

Ruffy ließ ein entgeistertes „AAAAAAA!!!! Was habt ihr getaaaaaan!!!“ verlauten und alle außenrum grölten und verlangten nach einem Fest, die Strohhut-Crew lachte aus vollem Herzen und ein allgemeiner Tumult brach aus. Laws Verbündeter liefert sich noch einen Schlagabtausch mit den Sake-Trinkern, die allesamt überglücklich wirkten und sich feierten. Sake- und Bierfässer wurden heran geschafft, aus dem Nichts wurden Speisen heran getragen.
 

Der Chirurg stand noch ein wenig ratlos in seiner Tür und beobachtete das Szenario vor sich, unschlüssig, was er davon halten sollte.
 

Völlig unerwartet drückte ihm plötzlich jemand eine Sakeflasche in die Hand und zerrte ihn aufs Deck.

„Das ist auch dein Sieg, also feier gefälligst mit!“

Erst jetzt realisierte Law, dass ihn niemand anderes als der grünhaarige Schwertkämpfer der Strohhüte ins Getümmel geführt und auf eine Sitzgelegenheit bugsiert hatte. Auch er trug eine große Sakeflasche mit sich herum und hielt sie ihm auffordernd entgegen.
 

„Darauf, dass wir dem Dreckskerl die Lichter ausgepustet haben!“, grölte Zorro und grinste ihn an. Zögerlich stieß Trafalgar an und nippte vorsichtig an der Flasche, während sein Gegenüber sie in einem Zug leerte. Der Chirurg war noch nie ein Fan von Saufexzessen gewesen, und auch hier würde er keine Ausnahme machen. Aber irgendwie hatte sein Gesprächspartner Recht – es war auch sein Sieg.
 

„Wie geht’s deinem Arm?“, fragte der Schwertkämpfer und deutete auf die Schiene.

„Ich hab ja schon einige Schrammen abbekommen beim Kampf, aber 'n Körperteil verloren hab ich noch nie“, redete er weiter und hielt inne.

„Na ja, bis auf mein Auge, schätze ich.“ Zorro lachte.

Seltsamer Humor, dachte sich Law.

„Besser“, war seine knappe Antwort.

„Verstehe“, brummte der Vize der Strohhüte und biss von seinem Fleisch ab.

„Wenn er wieder fit genug ist, will ich mal gegen dich kämpfen“, grinste er und boxte dem Kapitän der Heart-Piratenbande kumpelhaft auf die Schulter.

„Hast da 'n sauberen Kampf hingelegt. Ich würde ja...“

Zorro wurde jäh unterbrochen, als eine flinke Gummihand an seinem Kopf vorbeizischte und ihm die Fleischkeule aus der Hand stibitzte. Wutentbrannt schnellte er von seinem Sitz empor und verfolgte fluchend und schreiend den schwarzhaarigen Gummibengel, der vor seiner Flucht seinem Allianz-Partner flugs noch ein strahlendes Lächeln schenkte.
 

Trafalgar beobachtete fasziniert, wie der Grünhaarige mit erhobener Faust die bitterbösesten Verwünschungen in Richtung seines sich auf das Krähennest geretteten Kapitäns schleuderte, der ihn frech angrinste und seine Beute mit einem Haps verschlang. Resigniert kehrte Zorro zu dem Chirurgen zurück und ließ sich stöhnend auf seinen Platz zurück fallen.

„Irgendwann bringe ich ihn nochmal um“, murmelte er und musste missmutig feststellen, dass auch seine Sakeflasche schon leer war.
 

„Ich hätte da eine Frage an dich“, lenkte ihn Law von seiner Misere ab. Zorro blickte ihn neugierig an.

„Strohhut-ya kann zuweilen doch ein wenig … anstrengend sein. Wieso bist du immer noch in seiner Crew?“

Interessanter Weise konnte der Chirurg beobachten, wie dem Schwertkämpfer sämtliche Gesichtszüge entglitten und er ihn entgeistert anstierte. Law fragte sich eine Sekunde lang, ob er wohl eine noch dümmere Frage hätte stellen können, da fing Zorro auch schon lauthals an zu lachen.
 

„Ja, er ist manchmal wirklich anstrengend“, gab er zu.

„und ja, er ist manchmal auch ein wirklicher Vollpfosten. Aber ich würde jederzeit ohne zu zögern mein Leben für ihn geben. Jeder von uns hier würde das tun.“

Er angelte sich eine neue Sakeflasche vom Nachbartisch und öffnete sie. Anscheinend war das Gespräch für ihn beendet. Aber Trafalgar musste einfach nach haken.

„Wieso?“, verlangte er zu wissen.

Zorro nahm erst einen großen Schluck aus der Flasche, ehe er antwortete.

„Weil er das Herz am rechten Fleck hat. Viele von uns hier würden heute nicht mehr leben, geschweige denn glücklich sein, wenn er nicht gewesen wäre.“

„Also schuldet ihr ihm was?“

Der Schwertkämpfer starrte ihn einen Moment perplex an.

„Schulden? Nein. Hier schuldet niemand niemanden was. Außer Nami manchmal. Aber die ist auch eine geldgierige Hexe.“

Law war sich ziemlich sicher, dass er sich das nicht getraut hätte zu sagen, wenn die impulsive Navigatorin in seiner Nähe gewesen wäre.

„Wir sind alle freiwillig hier. Weil wir einfach zusammen gehören. Wir passen aufeinander auf. Wir sind eine Familie“, erklärte Zorro weiter.

„Diese Loyalität beruht auf absoluter Gegenseitigkeit. Auch Ruffy würde ohne zu zögern für uns sterben. Für dich übrigens auch“, warf der Schwertkämpfer Trafalgar aus der Bahn.

„... und du anscheinend auch für ihn. War ganz schön knapp für dich. Er hat uns erzählt, was passiert ist. Und ich hab gesehen, wie du aussahst, als er dich auf der Sunny abgeladen hat.“

Zorro blickte den Chirurgen ernst an.

„Hab unseren Dank dafür.“

Der Schwertkämpfer grinste wieder.

„Wir haben dir von Anfang an gesagt, dass Ruffy eine andere Auffassung von einer Allianz hat, wie du. Scheinbar fängt seine Sicht der Dinge langsam an, auf dich abzufärben.“
 

Law wollte etwas entgegnen, aber es fiel ihm einfach nichts mehr ein. Er konnte nicht leugnen, dass er sein Leben für seinen Allianz-Partner riskiert hatte. Zumindest war ihm bewusst gewesen, dass ein erneuter Einsatz seiner Teufelskräfte sein Ende bedeuten könnte. Doch warum hatte er das getan?
 

Ratlos nahm er einen Schluck vom Sake.
 

Er hatte in dem Moment nicht nachgedacht. Er hatte einfach nur gehandelt. Aus seiner Intuition heraus. Das war mehr als ungewöhnlich für ihn. Er war ein Kopfmesch, kein Bauchmensch. Färbte der Strohhut wirklich so dermaßen auf ihn ab?

Auch konnte er nicht leugnen, dass der Gummibengel sich schon mehrfach unter Einsatz seines eigenen Lebens für ihn eingesetzt hatte. Öfter, als ihm lieb war. Hatte er vielleicht deshalb sein Leben für den Kapitän der Strohhut-Bande riskiert? Weil er das Gefühl hatte, es ihm schuldig zu sein?
 

Hier schuldet niemand niemanden was, hallten ihm wieder die Worte des Schwertkämpfers durch den Kopf. Nein. Das war es nicht.
 

Dem Chirurgen entging der musternde Blick, den ihm Zorro zuwarf. Und das leichte Lächeln, dass sich auf dessen Lippen schlich. Ihm war durchaus bewusst, was in dem ehemaligen Samurai der Meere gerade vor sich ging.
 

„Ich weiß, wir sind ein schräger Haufen“, setzte der Vize des Strohhuts an, als passender Weise im selben Moment der Schiffsarzt freudestrahlend an ihm vorbei tanzte und ihm eine selbstgeflochtene Blumenkrone auf den Kopf setzte, „aber gib uns 'ne Chance. Wir werden dich nicht enttäuschen.“
 

Viel Zeit, auf die Forderung des Schwertkämpfers einzugehen, blieb Law nicht. Denn im selben Moment drehte sich Chopper um und erblickte seinen Patienten. Sein vor Endorphinen triefendes Gesicht verzog sich augenblicklich zu einer verärgerten Grimasse.
 

„Was machst du hier draußen, du darfst noch nicht aus dem Bett!“, echauffierte er sich.

„Und was ist das? Ist das Alkohol? Zorro, das hat er doch bestimmt von dir! Was soll das?!“

„Oi oi, dem geht’s prima. Und Alkohol desinfiziert.“

Der Beschuldigte zuckte mit den Schultern.

„Waschbär-ya, er hat Recht. Du hast gute Arbeit geleistet.“
 

Der Chirurg, der sich sicher war, so langsam die Grundprogrammierung der verschiedenen Crewmitglieder verstanden zu haben und den Schiffsarzt mit einem simplen Kompliment aus der Bahn werfen und vom Thema ablenken zu können, wurde zu seinem Bedauern eines Besseren belehrt. Was seine Patienten anging, kannte Chopper kein Erbarmen.
 

„Du bist mir auf dem OP-Tisch vergangenen Nacht fast unter den Händen weg gestorben. Dir geht’s nicht prima!“
 

Das gutmütige Rentier erschauderte, als es sich an das erinnerte, was Ruffy ihm erzählt hatte, als er mit dem schwerverletzten Trafalgar an der Sunny eintraf. Und daran, was danach passiert war …
 

~~~~~~~~~~~~~vor ein paar Stunden~~~~~~~~~~~~~~
 

„Hilf mir schon hoch und lass uns verschwinden“, forderte Law den Strohhut auf und versuchte abermals vergeblich, aufzustehen. Ruffy konnte sich nicht länger mit ansehen, wie sein Verbündeter unter deutlichen Schmerzen gegen sich selbst kämpfte und eilte sofort an seine Seite. Vorsichtig umschlang er den gepeinigten Körper und hob ihn hoch.
 

„Ich trag dich“, entschloss der Kapitän der Strohhut-Bande und drückte Law fester an sich.

„Wenn Torao will, dass wir gehen, dann gehen wir.“
 

Zu seiner Verwunderung erhob der Chirurg kein einziges protestierendes Wort. Ein Umstand, der den Gummijungen nur noch mehr alarmierte. Sein Verbündeter musste echt am Ende seiner Kräfte angekommen sein, wenn er das einfach mit sich machen ließ.
 

Besorgt beschleunigte er seine Schritte, die sie in Richtung Sunny trugen. Umständlich friemelte er währenddessen die Teleschnecke aus seiner Tasche und versuchte, Kontakt zu seiner restlichen Crew aufzunehmen.
 

„Hey, alle! Ich habe Torao! Kehrt zur Sunny zurück!“ Forderte er seine Kameraden auf.

„Chopper, er...“
 

Ruffy kam jäh ins stolpern, als der Körper auf seinen Armen erschlaffte und er ihn beinahe fallen ließ. Nach ein paar unbeholfenen Ausfallschritten fing der Strohhut sich wieder und blieb kurz stehen.
 

„Torao?“ Unsicher schüttelte er den Mann kurz. Keine Reaktion.

„Halte durch“, knirschte er und richtete sich wieder an seine Crew.

„Chopper, ihm geht’s sehr schlecht! Halt dich bereit!“
 

Das musste er seinem Schiffsarzt nicht zweimal sagen. Als er an seinem Schiff ankam, stand das pflichtbewusste Rentier schon bereit und nahm seinem Kapitän den Patienten sofort ab.
 

„Was ist passiert?“ Verlangte er zu wissen.

„Keine Ahnung … er hat seine Teufelskräfte noch einmal verwendet und ist dann zusammengebrochen“, schilderte Ruffy die Situation hastig. Chopper nickte. Law sah schrecklich aus. Altes und frisches Blut klebte an seinem gesamten Körper und stach surreal auf der krankhaft blassen, sonst doch so sonnengebräunten Haut des Mannes hervor. Ein schneller Temperatur- und Vitalzeichencheck verriet hohes Fieber und eine gefährliche Hypotonie.
 

„Er muss sofort in den OP“, erklärte der kleine Arzt und verschwand mit seinem Patienten.
 

Der Kapitän der Strohhut-Bande stand noch eine Weile hilflos und unentschlossen vor der Tür, die Chopper hinter sich verschlossen hatte. Den Tumult um sich herum nahm er gar nicht wahr. Erst als Nami ihn förmlich anschrie, löste er sich aus seiner Starre. Sie mussten hier weg. Eine Gefangennahme durch die Marine würde seinem Verbündeten auch nicht helfen. Und seiner Crew auch nicht. Entschlossen drehte er sich um, um den Befehlen seiner Navigatorin zu folgen. Auf dem Weg zum Hauptmast stieß er auf Robin, die ihn beunruhigt anblickte.
 

„Wie geht es ihm?“, erkundigte sie sich.

„Chopper kümmert sich um ihn“, lächelte er sie an, „der kriegt das hin.“
 

Mit diesen zuversichtlichen Worten ließ er die Archäologin stehen und machte sich wieder an seine Aufgabe. Er hatte größtes Vertrauen in seinen tierischen Freund, doch auch er war beunruhigt über den Zustand seines Mitstreiters. Dennoch irritierte ihn die Sorge in Robins Augen. Die sonst so gefühlskalte Schwarzhaarige hatte bisher selten Gefühle so offen zur Schau gestellt. Was war hier los?
 

Doch Ruffy kam nicht dazu, sich weiter Gedanken darum zu machen, forderte doch die Flucht von Dressrosa seine ganze Aufmerksamkeit.
 

Erst Stunden später, als sie den Fängen der Marine und der feindlichen Piraten entkommen waren, kehrte wieder Ruhe auf dem Deck der Sunny ein. Zusammen mit den Schiffen der auf Dressrosa neugewonnenen Freunde segelte sie ruhig auf der weiten See dahin und schaukelte sanft im seichten Wellengang.
 

Trotz des kürzlich errungenen Sieges herrschte eine seltsam bedrückte Atmosphäre an Bord.
 

Der Strohhut war ungwöhnlich still. Noch immer war Chopper nicht aus seinen Behandlungsräumen aufgetaucht und mit jeder verstrichenen Stunde sank die allgemeine Hoffnung auf gute Nachrichten. Jeder an Deck ging lustlos stumm irgendwelchen, teils stumpfen, Ablenkungen nach. Sie alle hatten mit bekommen, was passiert war und den leichenblassen Allianz-Partner in Ruffys Armen gesehen, als er ihn an Bord gebracht hatte. Viele von ihnen hatten anfangs so ihre Bedenken gehabt, was die Allianz anging. Trafalgar D. Water Law war ein gefürchteter und gefährlicher Pirat. Bedenken, dass er ihren gutgläubigen und manchmal ein wenig treudoofen Kapitän herzlos ausnutzen und hintergehen würde, waren nicht unbedingt unbegründet. Doch auch wenn sich der Chirurg oft mürrisch und unfreundlich gezeigt hatte, so war er ihnen Stück für Stück mit seinem ganz speziellen Charme, seiner Zuverlässigkeit und nicht zuletzt seiner fast schon selbstlosen Rettung des Strohhut-Käpt'ns ans Herz gewachsen und auch wenn noch nicht jeder von ihnen in ihm, so wie Ruffy, einen Nakama sah, so machten sie sich doch alle ihre Sorgen um den Kapitän der Heart-Piratenbande.
 

Doch besonders Robin, die ihren Kapitän anfangs vor Piratenallianzen gewarnt hatte, hatte ihre Meinung mittlerweile geändert. Die ruhige Schwarzhaarige hegte seit jeher Interesse für charakterstarke, selbstbewusste und intelligente Menschen. Entgegen ihrem eigenen Kapitän, der durch seine doch sehr eigene Intelligenz bestach, war der Kapitän der Heart-Piratenbande von eiskalt berechnender und einem analytischem Verstand geprägter Natur und schien zu keiner Zeit Zweifel an sich selbst zuzulassen. Nicht zuletzt, weil die Archäologin ihren Kapitän schützen wollte, hatte sie sich seit Beginn der Allianz kritisch mit Trafalgar Law, seiner Vergangenheit und seinem Handeln auseinander gesetzt. In Kombination mit der direkten Konfrontation mit ihrem Studienobjekt wuchs das Interesse bald zu einer Faszination heran, die sie sich selbst nicht ganz erklären konnte. Und obgleich sie nie großartigen Wert auf Äußerlichkeiten legte, musste sie doch zugeben, dass der gefühlskalte Mann aus dem North-Blue über ein doch durchaus attraktives Aussehen verfügte.
 

Die intelligente Frau brauchte nicht lange, um sich einzugestehen, dass sie ihn durch und durch anziehend fand. Als er schließlich geschwächt in Kyros Hütte vor ihr lag, ergriff sie die Chance, heraus zu finden, was sie bei Körperkontakt empfand und zog ihn in ihren Schoß. Nachdem er ihr Handeln schließlich auch noch zuließ, wusste sie, dass sie mehr wollte. Mehr, als nur seinen Kopf zu massieren. Mehr spüren. Mehr wissen. Doch es war der falsche Augenblick. Und nun lag dieser Mann bei Chopper auf dem OP-Tisch und würde vielleicht nicht überleben.
 

Unruhig trank sie nun den gefühlt zehnten Kaffee an diesem Tage auf Deck und blätterte abwesend in ihrem Buch. So richtig konzentrieren konnte sie sich allerdings nicht auf dessen Inhalt und so las sie schon zum wiederholten Male den selben Satz, um ihn zu verstehen.
 

Leicht verärgert massierte sie sich die Schläfe und legte das Buch beiseite. So hatte sie sich selbst noch nie erlebt. Und das ärgerte sie.
 

Seufzend blickte sie hinunter auf das von üppigem Rasen bewachsene Deck, auf dem Ruffy saß und wie ein Hund, der auf die Heimkehr seines Herrchens wartete, auf die Tür zu Choppers Reich starrte. Ihm stand die Sorge deutlich ins Gesicht geschrieben. Das liebte Robin so sehr an ihrem Kapitän. Sie wusste, dass er immer für sie da war. Für sie alle.
 

Ein ungeduldiger Ausrufer Ruffys riss sie aus ihren Gedanken. Der kleine Doktor hatte die Tür zum Deck aufgestoßen und trat mit hängendem Kopf ins Licht. Er sah müde aus.
 

„Chopper, Chopper, wie geht’s ihm? Wie geht’s Torao?“
 

Die Archäologin spürte, wie sie sich innerlich anspannte. Zögerlich stand sie auf und trat an die Reling heran, um einen besseren Blick zu erhaschen. Sie spürte, wie sich ihre Finger fest um das Geländer krallten.
 

Mittlerweile war auch die restliche Crew an Deck getreten und blickte ihren pelzigen Freund neugierig an. Er hob traurig den Kopf.
 

„Er ist soweit stabil ...“, fing er an.
 

Man spürte deutlich, wie die Anspannung von allen abfiel. Der Kapitän der Strohhut-Bande sprang freudig in die Luft und zog Chopper in eine feste Umarmung.
 

„Ich wusste es, ich wusste es!“ Verkündete er.
 

Die Anderen stimmten erleichtert mit ein und atmeten deutlich hörbar auf.
 

Aber Robin spürte, dass was nicht stimmte. Das war nicht alles. Ihr Herz fing an, schneller zu schlagen.
 

Der Schiffsarzt wehrte sich gegen die Umarmung seines Kapitäns und versuchte, wieder auf den Boden zu kommen. Leicht irritiert blickten seine Freunde das Rentier an. Er atmete tief durch und fuhr mit leiser Stimme fort.
 

„... aber er ist noch nicht außer Lebensgefahr. Und ...“

Ein kurzes Zögern verriet sein Unbehagen. Was war schlimmer, als die Tatsache, dass er noch nicht außer Lebensgefahr war?

„... selbst wenn er überlebt, weiß ich nicht, ob er jemals wieder seine Teufelskräfte benutzen kann ...“
 

Es war raus. Robin schnürte sich die Kehle zu. Die Anderen verstummten. Ruffy entglitten sämtliche Gesichtszüge.
 

Mit so etwas hatte niemand gerechnet.
 

Wirklich niemand.
 


 

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Genetik

*******Genetik*******
 

„Wie … was … was soll das heißen, ob er seine Teufelskräfte jemals wieder benutzen kann?“

Ruffys ursprüngliche Euphorie schwang augenblicklich in machtlose Verwirrung um.

„Chopper, was erzählst du da?!“ Schrie er seinen pelzigen Mitstreiter fast schon wütend an.
 

Unruhig tauschte er hilflose Blicke mit seiner Crew. Nami hatte entsetzt die Hände vor dem Mund zusammen geschlagen. Zorro starrte den Schiffsarzt wie versteinert an. Auch dem Rest der Bande ging es nicht besser.
 

Robin stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Alte Texte blitzten vor ihrem inneren Auge wieder auf. Berichte. Gerüchte, wie sie bislang geglaubt hatte, über Teufelsfruchtnutzer, die ihre Fähigkeiten verloren hatten. Sie endeten ausnahmslos mit dem Tod des Betroffenen. Weshalb dieser eintrat, war jedoch nirgends beschrieben worden. Die Verbrannten wurden sie genannt.
 

„Es tut mir leid“, entschuldigte sich das kleine Rentier traurig, „ich habe so etwas vorher noch nie gesehen“, schniefte es und kämpfte mit den Tränen.
 

Der Strohhut wusste nicht wohin mit seiner in ihm aufkeimenden Wut. Er wusste nicht, was hier gerade passierte. Er wusste nicht, was er jetzt unternehmen sollte. Er hatte Angst um Law. Doch eines wusste er.
 

Er trat auf den verängstigten Chopper zu und umarmte ihn fest. Der Kleine zitterte.

„Es ist nicht deine Schuld“, tröstete er ihn, „wir finden eine Lösung dafür.“

Und das flauschige Rentier fing an zu weinen.

Aus Erleichterung, aus Erschöpfung, man wusste es nicht. Aber das war auch okay.
 

„Ich habe darüber mal etwas gelesen“, schaltete sich die Archäologin ein und reichte ihrem pelzigen Mitstreiter ein Taschentuch.

„So etwas ist wohl bereits schon ein paar Male geschehen. Die Betroffenen wurden als „die Verbrannten“ bezeichnet. Kannst du damit etwas anfangen, Chopper?“
 

Inzwischen hatte sich die gesamte Crew um den Schiffsarzt versammelt, der sich schluchzend die Nase putzte.
 

„Ich denke schon“, schniefte er schließlich.

„Ich studiere schon eine Weile eure und meine Teufelskräfte, um sie eventuell noch verbessern zu können. Dabei sind mir eigentlich immer ähnliche Anomalien in der DNA aufgefallen. Aber – aber bei Torao war es irgendwie anders ...“

Chopper rieb sich die letzten Tränen aus den Augen und fuhr fachmännisch fort.

„Die Teufelsfrüchte rufen eine Mutation auf einem bestimmten Strang in der DNA hervor. Dabei handelte es sich stets um stabile Mutationen, die unveränderlich im kompletten Erbgut des Nutzers vorkommen.“

In einigen Gesichter zeichneten sich große Fragezeichen ab. Ungeachtet dessen fuhr Tony Tony unbeirrt gutgläubig, dass verstanden wurde, was er erzählte, fort.

„Die Mutation von Torao ist instabil. Sie tritt nur in einigen wenigen Sequenzen der DNA auf. Während unsere Teufelskräfte in jeder einzelnen Zelle unseres Körpers fest verankert sind, beschränkt es sich bei ihm auf einige wenige, die sich bei übermäßiger Nutzung regelrecht selbst verbrennen, um genügend Energie herzustellen und ihre Funktion erfüllen zu können. Ich denke, daher kommt der Name, Robin“
 

Die Archäologin nickte verstehend. Langsam begann alles, einen Sinn zu machen.
 

„Bei mäßigem Gebrauch regenerieren sich die Zellen wieder und die Fähigkeit der Teufelsfrucht bleibt erhalten. Übertreibt man es aber, sterben die Zellen ab. Sterben zu viele ab, sind die Informationen im Erbgut irreversibel geschädigt und können nicht wieder hergestellt werden. Der Nutzer verliert seine Fähigkeit“, Chopper hielt kurz inne und senkte seine Stimme, „und womöglich auch sein Leben.“
 

Der Schiffsarzt verstummte. Ruffy, Zorro und Lysop war deutlich anzusehen, dass sie nicht mal die Hälfte all dessen verstanden hatten, was sie gerade erzählt bekommen hatten, nickten aber verstehend. Nami stöhnte genervt.
 

„Wurden denn alle Zellen zerstört?“ Hakte Robin nach.
 

Chopper zuckte mit den Schultern.
 

„Das kann ich leider nicht mit Gewissheit sagen. Ich weiß nur, dass es schlecht aussieht. Er hat massive zelluläre Schäden erlitten, die ironischerweise wahrscheinlich nur seine eigene Teufelsfrucht vollständig heilen könnte. Ich fürchte, uns bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten und das Beste zu hoffen.“ War die ernüchternde Prognose des Schiffsarztes.
 

Die Strohhüte schwiegen hilflos. Wusste doch keiner, was er dazu sagen sollte. Oder konnte.
 

Die Archäologin fragte sich insgeheim, ob dem Chirurgen diese Risiken bekannt gewesen waren. Auf einmal machte es auch Sinn, weshalb der Teufelsfruchtnutzer verstarb, wenn er einer anderen Person unsterbliches Leben schenkte. Diese Fähigkeit der Teufelsfrucht schöpfte vermutlich sämtliche verfügbaren Ressourcen aus und überließ den Anwender dem Tod.
 

„Darf ich zu ihm?“ Riss Ruffy alle aus ihrer Lethargie.

Chopper nickte.

„Aber du musst leise sein. Er ist noch sehr schwach.“

Der Strohhut nickte gewissenhaft und machte sich auf den Weg.

Chopper wandte sich noch einmal an die restliche Bande.
 

„Falls ihr ihn auch besuchen möchtet, bitte ich euch, euch zu gedulden, bis er wieder ein wenig zu Kräften gekommen ist. Ich möchte nichts riskieren.“
 

Zustimmendes Gemurmel bestätigte seine Bitte. Zufrieden folgte das Rentier seinem Kapitän in das abgedunkelte Krankenzimmer. Starr stand der Schwarzhaarige mit geballten Fäusten vor dem Krankenbett. Chopper folgte besorgt dem Blick des Gummijungen.
 

Law sah in dem schwachen Licht der Petroleumlampe unnatürlich blass und hager aus. Seine leicht geröteten Wangen verrieten das Fieber, das in seinem Körper wütete. Schwach, kaum merklich, hob und senkte sich der Brustkorb des Chirurgen und war das einzige Zeichen dafür, dass er noch am Leben war. Es war ein grauenvoller Anblick.
 

„Chopper...“, sprach Ruffy, ohne seinen Blick von Trafalgar zu lösen, „...das ist meine Schuld...“
 

Der Angesprochene stierte ihn fassungslos an. Er musste sich wohl verhört haben!
 

„Ruffy, sag doch sowas nicht!“ Flüsterte er entsetzt.

„Das ist es nicht!“

„Doch“, widersprach der Strohhut, „ist es.“
 

Nachdenklich zog der Kapitän der Strohhut-Bande einen Stuhl an Laws Bett und setzte sich neben ihn.
 

„Wenn ich nicht gewesen wäre, dann hätte er seine Kräfte nicht noch einmal einsetzen müssen.“ Erklärte er.

Das Rentier schüttelte entschlossen den Kopf.

„So ein Quatsch!“ Erboste sich der Kleine.

„Wenn du nicht gewesen wärst, dann wäre er von Doflamingo getötet worden!“

Ruffy blickte ihn erstaunt an.

„Du hast ihm das Leben gerettet. Du hast ihn beschützt.“
 

Für einen Moment sah es so aus, als wolle der Kapitän seinem Schiffsarzt widersprechen. Die funkelnden, entschlossenen Kulleraugen des tierischen Mitstreiters belehrten ihn jedoch wohl eines Besseren. Ergeben seufzte Ruffy und wandte seinen Blick wieder dem Chirurgen zu.
 

„Du hast wahrscheinlich Recht“, gab er zu.

Entschlossen schlug er seine Faust in die flache Hand.

„Dann werde ich jetzt nicht damit aufhören!“

Vorsichtig lehnte er sich zu seinem Allianz-Partner hinüber.

„Ich werde dich beschützen. Schlaf dich gesund!“ Befahl er ihm.
 

Und Chopper lächelte.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Einige Stunden waren inzwischen vergangen. Ruffy war auf seinem Stuhl eingeschlafen und schnarche leise vor sich hin.
 

Der kleine Schiffsarzt kontrollierte in regelmäßigen Abständen die Vitalwerte seines Patienten und entfernte sich nie weit von dem Krankenbett. Gerade eben kehrte er mit einer Spritze mit fiebersenkendem Mittel zurück, als er erschrocken feststellen musste, dass Law sich aufgerichtet hatte und auf der Bettkante saß. Er wirkte seltsam desorientiert.
 

„Ich muss raus“, erklärte er wie selbstverständlich mit gebrochener Stimme und stand auf, ehe Chopper irgendwas dagegen unternehmen konnte. Augenblicklich kippte der geschwächte Körper vornüber. In Sekundenschnelle verwandelte der Schiffsarzt sich in seine humanoide Form und fing seinen Patienten mit seinen starken Armen auf, bevor er auf dem Boden aufschlagen konnte. Irritiert stellte Chopper fest, dass Trafalgar sich erstaunlich kräftig in das Fell seiner Oberarme krallte und ihn aus fiebrigen, glasigen Augen anstarrte.
 

„Bepo?“ Fragte er leise.

Bepo? Das war doch dieser Eisbär, der Vize der Heart-Piraten, oder? Law schien zu halluzinieren.

Als wäre das Rentier noch nicht irritiert genug, fing der Chirurg an, schwach zu lächeln. Er lächelte. Chopper hatte ihn oft schon diabolisch grinsen gesehen. Aber noch nie lächeln. Und um die Verwirrung komplett zu machen, drückte Trafalgar sein Gesicht in die behaarte Brust seines behandelnden Arztes und murmelte „Wärme mich, mir ist kalt ...“

Und tatsächlich. Trotz glühend heißer Stirn fühlte sich der Körper des Mannes alarmierend kalt an. Er zitterte.

„Schüttelfrost“, stellte Chopper besorgt fest.
 

Behutsam legte er den Kapitän der Heart-Piratenbande wieder in sein Bett. Ruffy war unterdessen aufgewacht und warf seinem Freund verschlafene Blicke zu.

„Was ist passiert?“ Erkundigte er sich besorgt.

„Er hat Schüttelfrost bekommen. Kannst du ihn bitte wärmen? Ich gebe ihm noch Medizin und eine Wärmeflasche dagegen.“

„Klar“, erklärte sich der Strohhut postwendend bereit und legte sich über den Bauch seines Verbündeten. Wenig später darauf schlief er auch schon wieder ein.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Es verstrichen einige Stunden, ehe der Chirurg erneut erwachte. Dieses Mal jedoch war er bei vollem Verstand, was der kleine Rentierarzt sichtlich begrüßte. Auch hatte Law wohl das Gröbste überstanden. Freudig verbreitete der Schiffsarzt die frohe Kunde beim Abendessen, was alle erleichtert aufatmen ließ.
 

„Heißt das, dass er seine Teufelskräfte auch wieder erlangt?“ Erkundigte sich Robin.

„Das weiß ich leider immer noch nicht...“, gestand Chopper traurig, „... aber ich hoffe es.“

Aufmunternd lächelte er seine Crew an.
 

„Ich würde trotzdem vorschlagen, dass wir ihm vorerst nichts davon erzählen. Ich werde ihm bis auf Weiteres die Nutzung seiner Kräfte aus Genesungsgründen verbieten. Wenn er wieder fit genug ist, werde ich es mit ihm durchsprechen.“

Seine Freunde nickten zustimmend. Chopper strahlte zufrieden.
 

„Eine Frage hätte ich aber noch“, kündigte Robin an.

Der Schiffsarzt blickte sie neugierig an.

„Wenn die Teufelskräfte im Erbgut verankert sind, weshalb können sie nicht weitervererbt werden?“

Nami blickte überrascht von ihrem Essen auf.

„Stimmt“, stellte sie fest, „wieso nicht?“

Chopper klatschte motiviert in die Hufe.

„Das ist einfach zu erklären“, setzte er an, „ein Kind erhält immer jeweils einen Satz Erbgut von seiner Mutter, sowie einen Satz Erbgut von seinem Vater. Verschiedene körperliche Merkmale werden dabei rezessiv, andere dominant vererbt. Wird ein Merkmal dominant vererbt, genügt es, wenn die Erbinformation jeweils nur einmal vorliegt, damit es in Erscheinung tritt, sprich, von Vater ODER Mutter. Wird es rezessiv vererbt, muss diese Erbinformation von beiden Eltern vorliegen, damit sie sich durchsetzt, sprich, von Vater UND Mutter. Teufelskräfte werden immer rezessiv vererbt. Das heißt, dass BEIDE Eltern die SELBE Teufelskraft besitzen und dieses Gen dann auch BEIDE an das Kind weitergeben müssten, damit das Kind ebenfalls die selbe Teufelskraft besitzt. Da es – zumindest die natürlichen – Teufelskräfte aber jeweils nur ein einziges Mal gibt, kann diese Erbinformation jedoch nur von maximal einem Elternteil weiter gegeben werden, weshalb es ausgeschlossen ist, dass Nachfahren die selben Kräfte nutzen können.“ Erklärte der Schiffsarzt und blickte in die Runde.
 

„Verstanden?“

„Verstanden!“ Nickte Ruffy mit vor der Brust verschränkten Armen und verstand so gar nichts.
 

Robin schmunzelte.
 

„Danke, Doktor“, sagte sie schließlich.

„Das macht durchaus Sinn.“
 

Chopper freute sich und brachte anschließend zufrieden einen Teller mit Onigiri zu seinem Patienten, die Sanji extra für ihn angefertigt hatte. Sie würden ihm sicherlich helfen, schneller wieder auf die Beine zu kommen.
 

~~~~~~~~~~~~~Gegenwart~~~~~~~~~~~~~~
 

„Waschbär-ya, ich bin selbst Mediziner. Sollte ich merken, dass irgendetwas nicht stimmt, komme ich unverzüglich zu dir.“ Beschwichtigte Law seinen zornigen, behandelnden Arzt.
 

„Pah, Ärzte, die versuchen, sich selbst zu behandeln. Das sind immer die Schlimmsten!“ Meckerte Chopper, der selbst in seiner Rage noch unglaublich niedlich aussah. Doch schließlich seufzte er ergeben.
 

„Na gut. Aber zwei Sachen noch. KEINEN Alkohol mehr für dich“, er nahm seinem Patienten den Sake aus der Hand, „und benutze deine Teufelskräfte bitte erst wieder, wenn ich es dir erlaube. Momentan würde dich ihre Nutzung in deiner Heilung enorm zurück werfen.“
 

Law nickte nur und beobachte, wie der Schiffsarzt der Strohhüte noch immer leicht angesäuert davon tippelte. Für einen kurzen Moment war er von sich selbst irritiert, dass er für seine Verhältnisse so freundlich und kooperativ mit seinem Medizinerkollegen umsprang, ließ er sich doch normalerweise von niemandem, schon gar nicht auf medizinischer Ebene, etwas befehligen. Verwirrt schüttelte er den Kopf. Er musste zusehen, dass er von diesem Schiff runterkam, ehe er als verweichlichter Sonnenschein endete.
 

Ein Bündel Papiere, das ohne jegliche Vorwarnung vom Himmel fiel und auf Zorros Kopf landete, riss den Chirurgen wieder aus seinen Gedanken. Die Zeitungsmöwe schrie beleidigt auf, als der Schwertkämpfer ihr dafür seinerseits einen Fluch an den Kopf warf und verschwand genauso schnell, wie sie gekommen war.
 

„Mistvieh“, grummelte er, griff aber nach der Zeitung und schlug sie auf.
 

„Hey Ruffy“, stieß er plötzlich aus, „sieht so aus, als ob unsere Kopfgelder wieder gestiegen wären...?“

„Eh? Echt?“ Freute sich der Angesprochene und sprang mit einem Satz zu ihnen herüber.
 

„Huh? Das wusstest du nicht?!“ Mischte sich Bartolomeo ein. Und strahlte.

„Dann, bitte begebe dich auf deinen Weg zu meinen Räumlichkeiten, ich habe die Steckbriefe!! Komm, komm!“

„Komm, komm!“ Fiel seine Crew mit in den Chor ein und wartete freudig darauf, dass ihr großes Vorbild ihrer Einladung Folge leistete. Bartolomeo indes beugte sich schnippisch zu dem Chirurgen hinunter und grummelte

„Hey Trafalgar, ich habe deinen weggeschmissen, aber du bist jetzt 500.000 wert...“

„Ja, ja, danke … als ob ich einen Dreck auf die Beträge geben würde ...“
 

„Huh? Das ist komisch ...“

Zorro breitete die Zeitung auf einem Fass vor sich aus und deutete auf einen Artikel.

„Hier steht, dass die Marine Trafalgar Law auf Dressrosa geschnappt hätte?“
 

Der Kapitän der Heart-Piraten horchte auf und beugte sich ebenfalls zu dem Fass vor. Auch Ruffy war zu ihnen heran getreten, um zu sehen, was sein Vize gefunden hatte.

„Tatsächlich“, stieß er aus, „da ist sogar ein Foto von dir, Torao!“
 

Der Angesprochene betrachtete mit gemischten Gefühlen den Zeitungsartikel vor ihm. Besagtes Bild zeigte eindeutig ihn, wie er in Handschellen abgeführt wurde. Er spürte, wie die Umstehenden abwechselnd ihn und das Druckwerk vor ihnen anstarrten und stumm auf eine Erklärung warteten. Law schnaubte genervt.

„Das ist eine Fälschung“, stellte er klar, „sonst wäre ich ja wohl kaum hier.“

„Mmh“, murmelten die Anderen.
 

Ruffy und Bartolomeo verloren schnell wieder ihr Interesse daran und zur Freude des Kannibalen folgte ihm der Strohhut begeistert auf sein Schiff, um die Steckbriefe zu begutachten.
 

Zorro blieb noch einen Augenblick vor dem Artikel sitzen und beobachtete ihren Allianz-Partner. Dieser schien grübelnd in Gedanken versunken und beachtete ihn gar nicht.

„Da ist irgendwas faul dran“, raunte er nachdenklich und stand auf.

„Du entschuldigst mich“, richtete er das Wort an den Schwertkämpfer, ohne ihn jedoch anzuschauen und griff nach der Zeitung. Ohne sich noch einmal umzudrehen, machte er sich auf den Weg zum Heck der Sunny.
 

Zorro blickte ihm noch einen Moment unentschlossen nach, ehe er sich seufzend erhob, Choppers Blumenkranz vom Kopf nahm und seinem eigenen Kapitän folgte.
 

Irgendwie hatte er ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Ihnen stand Ärger ins Haus, das spürte er.
 

Und dieser Ärger sollte nicht lange auf sich warten lassen.
 

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Gefühle

Hui, schon 7 Favoriten! Schön, wenn euch die Geschichte gefällt :)
 

*******Gefühle*******
 

Law las den Zeitungsartikel nun schon zum dritten Mal durch.
 

Er verkündete die erfolgreiche Festnahme seiner Wenigkeit durch einen zweitklassigen, unbekannten Marinesoldaten. Ein wenig brüskierte den Chirurgen dieser Umstand schon, so schadete solch eine Mär doch stark seiner Reputation. Als ob die angebliche Gefangennahme nicht schon schlimm genug gewesen wäre, so hätten sie ihm doch wenigstens ersparen können, von einem schlichten Fußsoldaten geschnappt worden zu sein und einen hochdekorierten Admiral in die Zeitungsente reinspinnen können.
 

Doch vielleicht war das genau das Ziel gewesen – den als gefährlich und machtvoll geltenden einstigen Samurai der Meere bloßzustellen und zu entmachten. Vielleicht aus Rache, weil er die Marine hintergangen hatte?
 

Er lachte freudlos auf. Was erwarteten die Spinner denn eigentlich? Einmal Pirat, immer Pirat, das müssten sie doch langsam wissen.
 

Weiterhin irritierte ihn, dass penibel aufgeführt worden war, wohin er – angeblich – verfrachtet worden war und festgehalten wurde. Und wann und wo die Hinrichtung stattfinden sollte. Spätestens bei „seiner“ Hinrichtung musste doch auffallen, dass das alles eine infame Lüge war.
 

Und weshalb stieg bitte zur selben Zeit sein Kopfgeld noch einmal so drastisch an? Das machte doch alles überhaupt keinen Sinn!
 

Beunruhigt legte er die Zeitung beiseite, stützte sich grübelnd auf die Reling und starrte auf den weiten, schwarzblauen Ozean hinter ihnen. Irgendwo dahinten, wo langsam die Sonne unterging und orangene Schatten über das Wasser jagte, lag Dressrosa. Irgendwo dahinten hatte er endlich sein Lebensziel erreicht. Und einen hohen Preis dafür bezahlt. Auch wenn er selbst noch gar nicht wusste, wie hoch er womöglich wirklich ausfiel. Geistesabwesend legte er seine linke Hand auf seinen rechten Arm. Die Narbe würden ihn wohl noch lange an diesen Kampf erinnern.
 

Trafalgar merkte, wie still und heimlich die Gefühle, die Senghok in ihm los getreten hatte, wieder in ihm empor krochen. Er konnte sich nicht dagegen wehren.
 

Ein Gemisch aus Wehmut, Freude und Orientierungslosigkeit schwappte durch sein Innerstes. Ihm wurde bewusst, dass er, zum ersten Mal seit einer verdammt langen Zeit, keine Ahnung hatte, was er jetzt tun sollte. Der geplante Sturz des Piratenkaisers rückte für ihn in weite Ferne, schien kaum noch Bedeutung zu haben.
 

Er hatte Doflamingo besiegt. Er hatte Corazon gerächt. Er hatte sein Lebensziel erreicht.
 

Aber was war der Sinn des Lebens, wenn man sein Lebensziel erreicht hatte?
 

Verzweifelt spürte er, wie eine hilflose Ohnmacht in ihm empor stieg. Verärgert schnaubte er, seine Gesichtszüge verfinsterten sich. Was war verdammt nochmal mit ihm los?

Er sollte doch verflucht nochmal erleichtert sein. Er sollte sich freuen. Er sollte sein Leben leben. Er war frei.
 

Eine unglaubliche Sehnsucht nach seinem einstigen Lebensretter schoss ihm so unerwartet durch den Körper, dass er kurz erschrocken zusammen zuckte.

Wie gerne hätte er ihn noch einmal umarmt. Ihn wenigstens noch einmal gesehen. Sich bedankt.
 

Sei nicht so eine Memme, scholt er sich selbst, als er spürte, wie seine Augen feucht wurden.
 

„Cora-san...“, entwich es ihm niedergeschlagen.
 

„Wer war er?“
 

Entsetzt fuhr der Chirurg herum, als die Stimme ihn unerwartet aus den Gedanken riss.

Für eine erschreckend lange Sekunde starrte er, noch immer mit Tränen in den Augen, mit entgleisten Gesichtszügen in das hübsche Gesicht der Archäologin, die ihn neugierig anlächelte.
 

Diese Frau macht mich fertig, dachte er peinlich berührt und versuchte, sich unauffällig wieder von ihr abzuwenden, um erneut stur aufs Meer hinaus zu starren.
 

Doch es half nichts. Robin war schon längst aufgefallen, dass der Mann vor ihr in einer emotionalen Krise zu stecken schien.
 

„Wer war er?“ Hakte sie nach.

„Du hast ihn bereits schon einmal erwähnt, in Kyros Hütte. Er schien jemand sehr wichtiges für dich gewesen zu sein, oder?“
 

Langsam schritt sie zu dem Kapitän der Heart-Piraten hinüber und stütze sich neben ihn auf die Reling. Aus Respekt ihm gegenüber sah sie ihn nicht direkt an, sondern folgte mit ihrem Blick ebenfalls dem ruhigen Wellengang der offenen See. Sie spürte, wie er beschämt das Gesicht von ihr abwandte und demonstrativ in eine andere Richtung starrte.
 

Eine zeitlang sagte er gar nichts. Im Hintergrund drangen die dumpfen Laute der feiernden Piratencrews zu ihnen hinüber, die sich, getragen von einer angenehmen Brise, langsam auf dem Meer verloren. Ein paar Möwen segelten über sie hinweg und stießen in unregelmäßigen Abständen kreischende Laute aus. Law nahm sie nicht wahr. In seinem Kopf rumorte es.
 

Noch immer tobte ein Sturm aus Gefühlen in ihm. Doch es waren nicht nur die selben Gefühle, die ihn noch vor wenigen Minuten so aus der Bahn geworfen hatten. Nein, er spürte auf einmal auch wieder diese seltsame Wärme, welche die Archäologin bereits schon einmal in ihm ausgelöst hatte. Er kannte dieses Gefühl nicht. Nicht auf diese Art. Zugleich spürte er aber auch einerseits das merkwürdige Verlangen, mit der Schwarzhaarigen über das, was gerade in ihm vorging, zu reden, andererseits fürchtete er auch, sein Gesicht zu verlieren.
 

Verflucht, was war nur mit ihm los, er war doch sonst auch nicht so verweichlicht!
 

Robin spürte einen inneren Konflikt in ihrem – zugegebenermaßen nicht sonderlich kommunikativen – Gesprächspartner, konnte aber nicht so genau deuten, welchen, und entschied sich, ihn von der Leine zu lassen.
 

„Ist schon gut. Wenn du nicht darüber reden möchtest, ist das in Ordnung.“

Sie lächelte ihn an und stieß sich von der Reling ab, um wieder Richtung Deck zu verschwinden.
 

Doch noch ehe sie die Stufen hinunter steigen konnte, wurde sie aufgehalten.
 

„Ja“, antwortete Law letztendlich. Seine Stimme war schwach, beinahe gebrochen.

„Ja, er war jemand wichtiges für mich.“
 

Insgeheim freute Robin sich, dass er sich zu öffnen schien. Stumm lehnte sie sich gegen die Holzwand hinter ihr und wartete geduldig, bis er fortfuhr.
 

Trafalgar versuchte, sich zu sammeln.
 

„Er war es, der vor dreizehn Jahren mein Leben rettete. Mein Leben und meine Menschlichkeit.“
 

Der Chirurg hatte sich seiner Meinung nach ausreichend gefangen, um seiner Gesprächspartnerin wieder in die Augen blicken zu können. Er atmete noch einmal tief durch, bevor er sich umdrehte und die Archäologin fixierte. Seine Augen waren noch immer leicht gerötet, aber genauso ausdruckslos wie sein restliches Gesicht.
 

„Er war Doflamingos Bruder, richtig?“
 

Law nickte. Und fing an zu erzählen.
 

Robin hörte in der ganzen Zeit aufmerksam zu. Zwischendurch nickte sie ein paar Mal und stellte hier oder da eine kleine, sachliche Frage und schwieg ansonsten. Unter keinen Umständen wollte sie den plötzlichen, ungewohnten Redefluss, der aus dem Mann heraus sprudelte, unterbrechen. Sie wurde mit einer erschreckend emotionalen Geschichte konfrontiert, die der Chirurg jedoch erstaunlich unemotional, bis auf ein paar wenige Aussetzer, wiedergab. Erinnerungen an ihre eigene Vergangenheit blitzten in ihr wieder auf, war sie doch auch geprägt von Verlust und Schmerz.
 

Law hingegen fühlte sich merkwürdig befreit. Waren seine Erzählungen noch anfangs stockend und abwägend, wie weit er sich hinauslehnen konnte, so erreichte er irgendwann einen Punkt, an dem das Erlebte einfach nur noch so aus ihm heraus schoss. Er spürte, wie seine Gegenüber seiner Geschichte nicht nur lauschte, sondern sie auch nachempfinden konnte. Beflügelt von diesem Verständnis wurde er gegen Ende der Geschichte doch emotionaler als geplant und merkte anfangs gar nicht, wie sie sich im Laufe des Gesprächs immer näher kamen.
 

Als er am Ende seiner Erzählung angelangt war, trennten nur noch wenige Zentimeter die beiden voneinander. Ihr süßlicher Duft nach Kirschblüten stieg ihm augenblicklich in die Nase und er blickte direkt in ihre großen, klugen Augen. Ihm wurde sofort warm. Ein spürbares Knistern lag in der Luft, war fast greifbar. Noch immer ging sein Atem schwer, angeheizt durch seine aufwühlende Reise in die Vergangenheit.
 

Sie lächelte ihn geheimnisvoll an und überwand die letzten Zentimeter, die beide von einander trennten. Anmutig griff sie nach seiner pelzigen Mütze und zog sie ihm langsam vom Kopf. Sein Herz begann, schneller zu schlagen und er fühlte sich im ersten Moment wie gelähmt. Schnell fing er sich jedoch wieder und fand zu seinem gewohnten Naturell zurück. Ein breites Grinsen zierte seine Lippen. Er spürte ein Verlangen in sich hoch steigen, so stark, dass er es nicht mehr ignorieren konnte. So gut es mit seinem verletzten Arm ging, umschlung er die schmale Hüfte der Schwarzhaarigen und zog sie noch näher an sich heran. Sie legte ihre Hände auf seine Wangen und strich mit ihren Daumen darüber. Seine Haut war erstaunlich weich und noch leicht erhitzt vom Fieber. Robin lächelte noch einmal geheimnisvoll.
 

Und dann küssten sie sich.
 

Der Kuss war lang und zärtlicher, als die Archäologin es erwartet hätte. Bei solch einem rauen und kalten Charakter, den der Chirurg regelmäßig zu Tage legte, war sie von einem fordernden, energischen Zungenkuss ausgegangen. Vielleicht auch einem Biss in die Lippe. Doch nichts von alledem geschah.
 

Als sich ihre Lippen wieder lösten, lehnte Law seine Stirn gegen die der Schwarzhaarigen und schloss noch für einen Moment die Augen. Ihr Gesicht lag mittlerweile in seinen Händen, sie hatte ihre tief in das kohlrabenschwarze, zerzauste Haar des Mannes gegraben.
 

„Danke“, flüsterte er kaum hörbar und öffnete seine Augen. Seine sturmgrauen Iriden blickten sie eindringlich an.
 

„Danke wofür?“

Wurde der Moment jäh und unsensibel unterbrochen.
 

Erschrocken fuhr der Chirurg herum und wollte die Archäologin reflexartig von sich drücken, da sprang der Störenfried auch schon auf sie zu und quietschte sie freudig an.
 

„Hey, ich will auch 'ne Umarmung!“ Forderte Ruffy lautstark, umschlang mit einem frechen Grinsen die beiden Turteltauben und zerstörte damit auch noch das letzte Bisschen des intimen Moments.
 

Während Law alles andere als begeistert von dieser Entwicklung war, lachte Robin nur herzlich.
 

„Lass mich los, Strohhut-ya“, knurrte der Kapitän der Heart-Piraten gefährlich, schaffte es aber nicht, sich aus der unangenehmen Situation zu befreien.

„Shishishi“, lachte der Gummibengel nur und drückte noch fester zu.

„Ha ha, Ruffy, ich glaube, das reicht. Du möchtest Torao doch nicht wehtun?“, lächelte die Archäologin beinahe vergnügt.

„Oh ja stimmt“, stieß dieser schon fast mit schlechtem Gewissen aus und entließ die Beiden seinen Fängen.
 

„Nami sucht dich, Torao. Wegen unserem Kurs oder so.“

„Was auch immer“, grummelte der Angesprochene noch leicht angesäuert und hob seine Mütze vom Boden auf. Ohne die Beiden noch eines Blickes zu würdigen, zog er sie sich tief ins Gesicht und verließ nahezu fluchtartig das Heck.
 

„Was hat er denn?“ Wunderte sich der Kapitän der Strohhut-Bande.

„Nichts“, lachte Robin.

„Er ist einfach nur schüchtern.“

Ruffy verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf schief.

„Eeeeeh?“, artikulierte er sich ausgewählt.

„Torao und schüchtern? Niemals!“

Die Schwarzhaarige kniff nur verschmitzt die Augen zusammen.

„Lass uns zu Nami gehen. Sie wartet bestimmt schon auf uns.“
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Als die beiden bei der Navigatorin ankamen, war sie schon in eine Diskussion mit dem Chirurgen verwickelt.
 

„Nochmal. Logports funktionieren nicht bei Zou, Nami-ya.“ Schien der Schwarzhaarige zum wiederholten Male zu erklären.

„Du wolltest doch unbedingt nach Zou“, fuhr die Orangehaarige ihn zickig an, „dann finde auch einen Weg, dahin zu kommen!“

„Ich habe nicht gesagt, dass es unmöglich ist“, konterte er unbeeindruckt und zog einen kleinen, weißen Gegenstand aus seiner Hosentasche. Auf seiner ausgestreckten Hand präsentierte er seinen Besitz.
 

Ruffy schob sich begeistert zwischen die Beiden.
 

„Uuuuuuh, das ist eine Vivre-Card!“ Quietschte er.

„Wem gehört die?“

„Bepo, meinem Vizen“, erklärte Law.

„Meine Crew ist schon vor Ort. Wenn wir der Vivre-Card folgen, werden wir Zou finden.“

„Uuuh, dann siehst du deine Leute endlich wieder!“ Der Strohhut war begeistert.

„Freust du dich schon?“
 

Der Chirurg hielt kurz inne. Bepos Gesicht blitzte vor ihm auf. Penguins. Shachis. Und von all den Anderen. Freuen? Ja. Ja, tat er. Aber irgendwie beschlich ihn bei dem Gedanken an seine Crew ein ungutes Gefühl. Er konnte sich auch nicht erklären, wieso. Als würde ihn irgendetwas warnen wollen.
 

Er nickte kurz. Und damit war die Diskussion für ihn beendet. Er fühlte sich plötzlich unglaublich müde.
 

„Na gut“, schnaubte Nami, „das ist wenigstens mal ein Anfang.“

Fordernd reckte sie ihm ihre Hand entgegen. Fragend blickte er sie an.

„Na, ich bin hier die Navigatorin. Ich brauche die Vivre-Card, um unseren Kurs bestimmen zu können.“

Kommentar- und kampflos drückte Law ihr zu ihrer Überraschung das Verlangte in die dargebotene Hand und wandte sich zum Gehen.
 

Nami kniff misstrauisch die Augen zusammen. Da stimmte was nicht.
 

Bevor er schlurfenden Schrittes das Deck verließ, trafen sich sein und Robins Blick noch einmal kurz. Die Archäologin konnte den Ausdruck in seinem Gesicht nicht deuten.
 

Nachdem der Chirurg das Deck verlassen hatte, suchte die Navigatorin Chopper auf und bat ihn um Hilfe.

„Ich glaube, ihm geht’s wieder schlechter. Könntest du bitte mal nach ihm gucken?“

„Ich habe doch gesagt, er soll das Bett noch nicht verlassen!“
 

Besorgt begann der kleine Schiffsarzt, nach seinem Patienten zu suchen und schlug sich durch das Gewirr der letzten Feiernden. Er fand ihn letztlich an den hinteren Mast gelehnt zwischen Namis Orangenbäumen. Vorsichtig kniete er sich zu ihm herunter. Er schlief. Kurz checkte das Rentier den Mann vor sich durch und ließ schließlich wieder mehr oder weniger zufrieden von ihm ab. Sein Fieber war zwar erneut ein wenig gestiegen, aber es war nichts bedrohliches. Trafalgar war wohl einfach nur erschöpft.
 

Chopper überlegte einen Moment, ob er den Chirurgen ins Krankenzimmer tragen oder einfach hier sitzen lassen sollte, entschied sich dann dafür, den Mann an Ort und Stelle zu lassen, sich neben ihn zu setzen und auf ihn aufzupassen. Er wollte ihn nicht unnötig wecken.
 

Langsam kehrte Stille auf dem Deck der Thousand Sunny ein, als auch die hartnäckigsten Partytiere nach und nach ihre Schlafstätten aufsuchten, um ihren Rausch auszuschlafen. Lediglich das Rauschen des Meeres war noch zu hören, wie es seine Wellen unaufhörlich, aber sanft gegen den Bug des Schiffes schlug und diese an ihm zerbrachen. Ein warmer Sommerwind fuhr raschelnd durch die Orangenbäume und kitzelte Chopper in der Nase.

Verträumt blickte er in den mittlerweile voll entwickelten Sternenhimmel und lauschte den regelmäßigen Atemzügen seines Patienten. Er würde ihm wohl noch eine Decke besorgen müssen.
 

Gerade als er mit zwei Decken zurück kehrte und wieder Platz nahm, kippte der Körper des Chirurgen leicht zur Seite und in seine Richtung. In Bruchteilen einer Sekunde wechselte Chopper in seine Menschenform und Laws Kopf landete sanft auf seiner Schulter. Angespannt hielt der Schiffsarzt noch einen Moment inne, spürte aber schließlich, wie der Mann neben ihm unbeholfen seinen Pelz abtastete, anschließend murmelnd sein Gesicht tiefer in sein Fell grub und sein Körper sich entspannte.
 

Ob er mich wohl wieder für Bepo hält?, schoss es dem Rentier durch den Kopf. Aber am Ende war das eigentlich auch egal. Solange es zur Genesung seines Patienten beitrug, hieß der Schiffsarzt der Strohhüte alles gut, was half. Behutsam breitete er die Decke über dem Chirurgen aus und kuschelte sich ebenfalls in seine eigene.
 

Langsam legte sich die Stille der Nacht auch über den pelzigen Mitstreiter des Strohhuts und seine Augen wurden schwer. Es dauerte nicht lange, da war auch er eingeschlafen.
 

Ein wenig Erholung konnte nicht schaden.
 

Angesichts der kommenden Ereignisse würden sie alle ihre Kräfte noch gut gebrauchen können.
 

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Störenfried

Und noch ein Favorit mehr. Danke, Leute *_*
 

Ich bin gespannt, ob ich den Charakteren von OP weiterhin treu bleiben kann.
 

*******Störenfried*******
 

Law fühlte sich erstaunlich gut, als ihn am nächsten Morgen die ersten Sonnenstrahlen des Tages weckten.
 

Ein wenig schläfrig beschloss er, noch ein wenig zu dösen, ehe er die Augen öffnen wollte. Zu gemütlich war sein pelziges Kopfkissen. Er hatte es vor seinem Vizen ja noch nie zugegeben, aber er hatte sich nicht nur einmal bei der Überlegung erwischt, den Eisbären zu scheren und sich aus seinem Fell ein Kopfkissen anzufertigen.
 

Penguin kümmerte sich bestimmt schon längst ums Frühstück und würde sicherlich demnächst mit einer dampfenden Tasse schwarzen Kaffee bei ihm auftauchen. Vorher weigerte er sich schlicht, aufzustehen.
 

Ein verräterisches Kichern drang in sein Ohr und ließ ihn die Stirn runzeln. Das konnte nur Ikkaku sein. So früh? Sie stand doch normalerweise noch später als er selbst schon auf.
 

Verschlafen öffnete er ein Auge und erkannte die schemenhaften Umrisse einer Frau vor sich. Aber das war sicherlich nicht Ikkaku.
 

Voller Unmut öffnete er schließlich beide Augen und musste missmutig feststellen, dass mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit kein Penguin den schwarzen Lebenssaft bei ihm vorbei bringen würde. Zumindest nicht so lange er noch auf der Sunny zwischen den Orangenbäumen von Nami-ya lag und eben jene gerade vor ihm saß und ihn blöd angiggelte.
 

Laws Missmut wuchs, als er neben ihr auch noch den Strohhut und den komischen Roboter-Menschen ausmachen konnte. Alle hatten ein fettes Grinsen im Gesicht.
 

„Suuuuuuper-cute!“ Grölte der blauhaarige Cyborg und führte seine affige Siegerpose auf.

„Shishishi“, lachte der Gummibengel und klatschte begeistert in die Hände.
 

Wollten die ihn verarschen?
 

„Was zum -“, setzte er an, merkte dann aber, dass er sich gerade überhaupt nicht an seinen Vizen lehnte, sondern seltsam bizarr mit dem Schiffsarzt der Strohhut-Bande in eine Decke gewickelt war und wohl ein unglaublich dämliches Bild abgeben musste.
 

„Ihr seid einfach zu süß“, schwärmte die orangehaarige Navigatorin und knuffte Trafalgar in die Wange. Das war definitiv zu viel.

„Verschwindet“, fauchte er ungehalten und versuchte recht erfolglos, sich aus dem Gewirr von Decke und Rentier zu befreien, was sein Publikum nur dazu veranlasste, laut los zu prusten.
 

Von den verzweifelten Befreiungsversuchen des Chirurgen unsanft geweckt, begann Chopper, panisch um sich zu schlagen und verschlimmerte alles nur noch.
 

Ruffy kullerte vor Lachen über den Boden. Er konnte nicht mehr.
 

Jedoch drohte die Situation vom einen Moment auf den anderen zu eskalieren, als Law eine Hand aus seinem flauschigen Gefängnis befreien konnte und seine typische Kampfpose ausführte, um sich endlich aus seiner misslichen Lage erlösen zu können.
 

„Roo-“ setzte er an, wurde jedoch augenblicklich an der Ausführung seines Plans gehindert, als der Strohhut sich auf ihn schmiss und „Ich will mitmachen!“ schrie.
 

Nami war indessen erschrocken zusammengezuckt, hatte sie doch schon das Schlimmste befürchtet. Im Endeffekt konnte sie nicht mal mehr sagen, ob ihr Kapitän sich auf seinen Allianz-Partner gestürzt hatte, weil er wirklich mitmachen wollte, oder ob ihm die Brisanz der Situation bewusst gewesen war. Aber letzten Endes machte es keinen Unterschied, da er mit seiner Aktion Trafalgar erfolgreich von seiner Teufelskraftnutzung abgehalten hatte.
 

Ehe die Situation komplett auszuufern drohte, löste die Navigatorin mit energischer Hand den gemischten Haufen aus Rentier, Chirurg und Gummijungen auf und schickte alle mit einem herrischen Unterton, der keinerlei Widerrede duldete, in die Kombüse zum Frühstück. Als ob sie das Ruffy hätte zweimal sagen müssen. Mit einem mächtigen Satz war er auch schon verschwunden und ließ einen aufgelösten, sich immer wieder entschuldigenden Chopper und einen sichtlich angepissten Law zurück, die sich aber letztlich auch Richtung Küche begaben.
 

Auf dem Weg dahin mussten sie hier und da über einen noch im Delirium liegenden Gast von letzter Nacht steigen, der es volltrunken nicht mehr auf sein Schiff zurück geschafft hatte.
 

Der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee schlug dem Kapitän der Heart-Piratenbande entgegen, als er Sanjis Reich betrat und beschwichtigte ihn ein wenig. Immerhin etwas.
 

Robin blickte kurz von ihrem Frühstück auf, als sie eintraten und lächelte den noch immer grummeligen Law flüchtig an, um sich dann aber sogleich wieder ihrer Morgenlektüre zu widmen. Das Herz des Chirurgen machte einen mikroskopisch kleinen Hüpfer, beruhigte sich jedoch sofort wieder. Der Großteil seiner schlechten Laune war aber auf einmal verpufft.
 

Herabgeschraubt auf seine übliche Morgenmuffel-Laune setzte er sich neben das merkwürdige Afro-Skelett, das ihn mit „Yohohooo!“ begrüßte, was er natürlich ignorierte, und griff nach der Kaffeekanne.
 

Vielleicht wurde heute ja doch noch ein halbwegs vertretbarer Tag.
 

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Der Vormittag verlief erstaunlich unspektakulär. Die Kapitäne der Strohhut-Großflotte sammelten die letzten Crewmitglieder ein und verabschiedeten sich unter einer Law unerklärlich heftigen Tränenflut, um anschließend in alle Himmelsrichtung davon zu segeln.
 

Beim Mittagessen eskalierte es nur einmal kurz fast, weil Ruffy sich nicht gedulden konnte und seinem Koch so lange auf den Sack ging, bis dieser ihn mit einem beachtlichen Tritt aus der Kombüse hinaus und beinahe ins Meer beförderte.
 

Nach dem reichlichen Mahl zog sich Law in den Schatten des Baumes am Hauptmast zurück, um ein wenig zu dösen.
 

Die wie kleine Kinder über das Deck tobenden Strohhüte Ruffy, Lysop und Chopper blendete er erfolgreich aus. Zumindest genau so lange, bis er unsanft von einer Wasserbombe geweckt wurde, die mit einem mächtigen Klatscher mitten in seinem Gesicht zerschellte.
 

„Was zum -“, setzte er zum zweiten Mal an diesem Tage an.
 

Die Ader auf seiner Stirn fing gefährlich an zu pochen, als er sich die Reste des Ballons aus dem Gesicht wischte.
 

„Oh oh“, rutschte es Lysop heraus und versteckte sich hinter Ruffy.

„Er war's!“ Krisch er panisch. Sein Kapitän lachte nur blöd.
 

„Hey, Torao! Spiel doch auch mit!“ Forderte er seinen Allianz-Partner auf.

„Garantiert nicht“, zischte dieser entnervt.
 

Zum ersten Mal, seit er sich zum Dösen abgelegt hatte, richtete er seinen Fokus wieder auf das Geschehen an Bord.
 

Die Nachmittagssonne brannte mittlerweile unerbittlich aufs Deck, was wohl die Strohhüte dazu veranlasst hatte, sich unnötiger Kleidung zu entledigen. Selbst Sanji hatte sein Hemd ausgezogen und servierte Nami, die im Bikini bekleidet unter ihrem Sonnenschirm saß und Karten zeichnete, bunte Cocktails.
 

Und dann sah er Robin. Auch sie hatte sich, ähnlich wie ihre weibliche Mitstreiterin, einen Bikini übergestreift und saß mit ihrem Buch im Schatten eines weiteren Sonnenschirms. Während Namis Anblick ihn völlig kalt ließ, bemerkte er bei der Archäologin ein plötzliches Ziehen in seiner Lendengegend.
 

Ruffy nutzte Trafalgars Moment der Unaufmerksamkeit und saß plötzlich gefährlich nahe vor ihm.
 

„Ausziehen“, ließ er verlauten.

„Bitte was?!“

„Ausziehen“, wiederholte der Gummibengel.
 

Noch bevor der Chirurg hätte antworten, geschweige denn sich wehren können, hatte der Gummijunge schon nach seinem Pullover gegriffen und versuchte, seinem Allianz-Partner das Kleidungsstück vom Leib zu streifen.
 

„Was tust du?!“

„Jetzt halt schon still!“

„Hey, pass auf, wo du hinlangst!“

„Ich schwitze schon, wenn ich dich nur so sehe! Mit diesem komischen Pelzkragen!!“

„Lass mich in Ruhe!“

„Nein!“

„STOP“, erklärte Law schließlich entschieden und drückte Ruffy von sich weg.
 

Doch er hatte die Rechnung ohne den Kapitän der Strohhut-Bande gemacht.

„Robin!“ Rief dieser um Hilfe.

Trafalgars Kopf fuhr augenblicklich herum, ahnte er doch schon, was jetzt passieren würde.

Die schwarzhaarige Archäologin nickte nur kurz und verkreuzte die Arme vor ihrer Brust.

„Doce fleurs!“
 

Hilflos spürte Law, wie zwölf Arme aus dem nichts aus seinem Körper sprossen, ihm ohne Chance auf Gegenwehr seinen Pulli über den Kopf zerrten und ihre Beute seinem Allianz-Partner zuwarfen.

Als wäre das schon alles nicht schlimm genug, ließ dieser das Kleidungsstück wie eine Trophäe über seinem Kopf kreisen und lachte ihn schamlos an.
 

Der Chirurg fühlte sich zum erneuten Male an diesem Tage bis auf die Knochen blamiert.

Auch wenn er zugeben musste, dass es ohne Pullover doch wesentlich angenehmer war.
 

„Besser, oder?“ Lachte ihn sein Verbündeter an. Sein Lachen war frei von Häme und aufrichtig, was Law ein wenig beschwichtigte. Versöhnlich überreichte Ruffy ihm wieder seine Kleidung.

„Mmh“, brummte Law und nahm den Pulli entgegen. Zur Freude des Strohhuts zog er ihn nicht wieder an, sondern legte ihn neben sich auf den Rasen.

„Siehst du“, grinste Ruffy und gesellte sich wieder zu Chopper und Lysop.
 

Der Chirurg spürte, wie sich jemand neben ihn stellte und blickte hoch. Es war der Schwertkämpfer, der ebenfalls sein Shirt ausgezogen hatte.
 

„Sagte ich ja, wir sind ein schräger Haufen“, lächelte er.

„Aber dafür ein herzlicher, schräger Haufen.“

„Mmh“, brummte Law erneut. Zorro lachte.

„Du weißt, dass ich Recht habe“, grinste der Schwertkämpfer und ließ den Chirurgen wieder alleine.

Es ärgerte ihn, aber insgeheim musste er dem ehemaligen Piratenjäger Recht geben.
 

Jedoch war sein Bedarf an Herzlichkeit für heute nun endgültig gedeckt. So entschloss er sich wenig später, ein ruhigeres Fleckchen aufzusuchen und machte sich auf den Weg zur Bibliothek, die, wenn überhaupt, eigentlich nur von der Archäologin der Strohhut-Bande besucht wurde.
 

Robin.
 

Das Bild der hübschen Schwarzhaarigen in ihrem knappen Bikini sprang wieder vor sein inneres Auge und zeitgleich meldete sich auch wieder das Ziehen in seiner Lendengegend. Nicht nur, dass die geheimnisvolle Frau überaus klug, ruhig und besonnen – alles Charakterzüge, die Law durchaus schätzte - war, nein, sie war auch noch verdammt hübsch.
 

Trafalgar war gewiss kein Kind von Traurigkeit, so war es mit seinem attraktivem Aussehen doch ein leichtes, weibliche Begierde zu wecken. Jedoch schafften es die aller wenigsten Frauen, auch wirklich sein Interesse zu wecken. So nahm er sich, wenn ihm die Laune danach stand, was sich ihm so anbot, zumeist noch hinter der Bar, in der er die flüchtige Bekanntschaft geschlossen hatte, und verabschiedete sich danach recht zügig ohne große Worte.
 

Rein fleischliches Begehren langweilte ihn schnell, war doch der Reiz der Frau nach dem ersten Mal schnell verflogen.
 

Was im Gedächtnis blieb, waren jedoch Frauen mit Verstand. So wie die Archäologin.
 

Der Chirurg versuchte, die aufkeimenden Lustgefühle in sich abzuschütteln und erklomm die Leiter in die Bibliothek.
 

Und starrte prompt auf den halbnackten Hintern besagter Schönheit.
 

Robin ging gerade die Reihen in der Bibliothek auf der Suche nach einem neuen Buch durch, als sie hörte, wie sich die Luke zu ihrem Reich öffnete.
 

Als sie sich umdrehte, sah sie, wie der Kapitän der Heart-Piraten sie ein wenig unschlüssig anstarrte und musste lächeln.
 

„Haben wir dich vom Deck vertrieben“, fragte sie amüsiert und fuhr mit ihrer Buchsuche fort.
 

„Ja“, war die knappe, ehrliche Antwort.
 

„Nun, das tut mir leid“, entschuldigte sich Robin, zog ein Buch aus dem Regal und drückte es gegen ihre Brust.

„Vielleicht kann ich das ja wieder gut machen?“

Sie drehte sich zu ihm um und lächelte ihn unschuldig an.

„Vielleicht“, ging er auf ihr Spiel ein.
 

Für einen Moment umkreisten sie sich wie zwei Raubkatzen, die sich auf einen Kampf vorbereiteten. Ohne Robin aus den Augen zu lassen, schloss Law die Luke, die hinunter zum Deck führte und begann, engere Kreise um seine Beute zu ziehen. Als er dicht vor ihr stehen blieb, streckte sie ihren freien Arm aus und begann, mit ihren Fingern auf seiner nackten, muskulösen Brust die Konturen seines Tattoos nachzufahren und hielt bei einer seiner Schusswunden inne. Sie begannen gerade erst, zu verheilen. Sanft streichelte sie darüber und suchte mit ihrer Hand tiefere Regionen seines Körpers auf, während ihr Blick den seinen suchte.
 

Ein lustvolles Knurren entwich seiner Kehle, als sie über die doch schon sehr ausgeprägte Beule seiner Hose strich.

Erregt nahm Law seiner Gegenspielerin das Buch aus der Hand und legte es beiseite. Das würde sie nun wohl nicht mehr brauchen.
 

Und dann tat er das, was Robin eigentlich von jemandem wie ihm erwartet hätte.
 

Energisch packte er die wohlproportionierte Archäologin und drückte sie fordernd gegen das Bücherregal. Ein paar der Lektüren stürzten aufgrund der plötzlichen Gewalteinwirkung aus ihren Fächern und flogen auf sie herab. Unbeirrt fuhr Trafalgar fort und presste seinen Körper fester an ihren, während er sie in einen forschen Zungenkuss drängte.
 

Robin schlang ihre Beine um seine Hüfte und begann, ihren Unterkörper an seinem zu reiben, was ihn dazu veranlasste, laut in ihren Kuss hinein zu stöhnen und seinen Körper kurzzeitig erzittern ließ.
 

Mit einer fahrigen Bewegung fuhren seine Hände hinter den Rücken der Schwarzhaarigen und machten sich daran, die Schnürung ihres Bikinioberteils zu lösen.
 

Er hatte es fast geschafft, da sprengte jemand die Luke zur Bibliothek auf und ein energisches

„Toraoooooo, das musst du dir angucken!!!“ hallte durch den Raum.
 

Das war jetzt nicht sein verfluchter Ernst. Nicht jetzt.
 

Law fuhr zornig herum, seine Arme noch immer um die Archäologin gelegt, und warf dem Gummijungen, der gerade seinen Kopf durch das Loch im Boden steckte und sie verwirrt anblickte, Todesblicke zu.
 

„Was macht ihr da?“, erkundigte sich dieser unschuldig.

„Ruffy, wir kommen gleich, ja? Geh schon mal vor“ Entschärfte Robin die Situation.

Mit einem freudigen „Okay!“ verschwand der Störenfried auch sogleich wieder.
 

Laut stöhnend vergrub der Chirurg seinen Kopf in der Halsbeuge der Archäologin. Dieses mal stöhnte er jedoch vor Frust, nicht vor Lust. Es war doch nicht zum Aushalten.
 

„Wir sollten das nächste Mal abschließen“, lachte die Schwarzhaarige und strich ihm über den Kopf.

Trafalgar brummte missmutig und starrte verzweifelt auf seine unteren, noch immer erregten Regionen. So konnte er unmöglich da raus.

Robin erriet seine Gedankengänge und lächelte ihn wieder geheimnisvoll an.

„Dagegen wüsste ich was...“
 

Ein paar Minuten später trat Law mit einem leicht verstörten Gesichtsausdruck an Deck. Die Archäologin hatte nicht, wie von ihm erhofft, das Begonnene zu Ende gebracht, sondern aus den Tiefen der Bibliothek einen Bildband mit alten, nackten Männern hervor gezaubert und den Chirurgen gezwungen, sich jedes einzelne Bild darin anzuschauen. Seine Erektion war im Nu Geschichte. Robin war wohl noch sadistischer als er selbst. Während er sich noch fragte, weshalb genau die Strohhüte so etwas überhaupt an Bord hatten, griff Ruffy auch schon nach seiner Hand und zerrte ihm zum Bug der Thousand Sunny.
 

Und was er da sah, das ließ ihn all den Ärger der letzten Minuten vergessen.
 

Er freute und sorgte sich zugleich, als er die Person vor sich entdeckte.
 

„Kääääääpt'n!!!“ Heulte der weißhaarige Eisbär und fiel seinem perplexen Kapitän um den Hals.

„Was – wo“, stotterte Law.

„Wir haben ihn auf einem Floß aus dem Meer gefischt“, quasselte der Strohhut dazwischen.

„Dir geht es guuuut!“ schluchzte Bepo.

„Natürlich geht es mir gut -“

„Es tut mir leid“, heulte der Eisbär weiter.
 

Law drückte seinen aufgelösten Vize von sich weg und legte ihm die Hände auf die Schultern.

„Bepo!“ Brachte er schließlich heraus.

„Was ist passiert? Wo sind die Anderen? Wo ist die Polar Tang?“

„Es tut mir leid“, wiederholte der Navigator der Heart-Piraten und ihm schossen Tränen in die Augen.
 

Trafalgars Magen zog sich zusammen. Da war es wieder, das ungute Gefühl, das ihn warnen wollte.
 

„Sie wurden von der Marine festgenommen...“
 

Law entglitten sämtliche Gesichtszüge.
 

**********************************

Hilflos

Weiter geht's ... liest das hier eigentlich noch jemand? :D
 

*******Hilflos*******
 

„Sie wurden WAS“, fragte Law ungläubig.

Der Eisbär sank unglücklich in sich zusammen.

„Von der Marine festgenommen“, wiederholte er untröstlich.

„Auf Zou?!“

„Nein...“

„Wo dann?!!“

Wenn es überhaupt möglich war, sank das Häufchen Elend von Polarbär noch weiter in sich zusammen.

„In der Marinebasis auf Mercy Island“, gab er kleinlaut von sich.

„Was zur Hölle macht ihr in der Marinebasis auf Mercy – Oh nein.“
 

Da fiel es dem Chirurgen wie Schuppen von den Augen. Nein. Das durfte nicht wahr sein. Jetzt machte alles einen Sinn. Wie hatte er so blind sein können …!
 

Mercy Island. Das war der Ort, den die Zeitung als Schauplatz seiner angeblichen Hinrichtung benannt hatte. Diese Blödmänner waren auf den gefälschten Zeitungsbericht herein gefallen!!
 

„Wie könnt ihr so dermaßen dumm sein!“ Schrie Law seinen am Boden zerstörten Vizen an.

„In – in der Zeitung stand, dass sie dich hinrichten wollen“, versuchte er sich aufgelöst zu rechtfertigen.

„Wir wollten dich retten -“

„IHR IDOTEN! Das war eine FALLE!! Die haben doch nur darauf gewartet, dass ihr da auftaucht!! Ihr hattet doch meine Vivre-Card! Wenn ihr nur fünf Minuten mal nachgedacht hättet, hätte euch doch auffallen müssen, dass sie in eine ganz andere Richtung zeigt!! Nur FÜNF MINUTEN!!!“

„Aber – aber“, stotterte Bepo, wieder mit Tränen in seinen großen, schwarzen Kulleraugen,

„die Vivre-Card vom Käpt'n war fast erloschen!“

Zum Beweis hielt der Eisbär leicht zittrig eine winzige, fast gänzlich verkohlte Vivre-Card vor das wutentbrannte Gesicht seines Kapitäns.

„Und Käpt'n hatte uns doch versprochen, zurück zu uns zu kommen“, schniefte er unglücklich.

„Wir hatten furchtbare Angst um dich!!“
 

Die Aussage des Minks versetzte Law einen Stich ins Herz. Erst gestern war er an dem Gedanken, sein Lebensziel erreicht zu haben und nun vor dem großen Nichts zu stehen, fast erstickt. Dabei hatte er kein einziges Mal an seine Crew gedacht. Automatisch stellte sich ein schlechtes Gewissen ein, das er aufgrund der aktuellen Situation jedoch versuchte, beiseite zu schieben.
 

Noch immer in Rage und mit rasendem Puls musterte Law das traurige Häufchen, das von seiner Vivre-Card übrig geblieben war. Ja, vor ein paar Tagen wäre er tatsächlich beinahe gestorben, das stimmte. Einerseits war er auch wirklich gerührt von der Fürsorge seiner Crew, andererseits war ihm unverständlich, wie sie trotz allem so dämlich sein konnten.
 

Missgestimmt und mit gemischten Gefühlen starrte er seinen Vizen an, der ihn immer noch aus riesigen, schwarzen Kulleraugen anblickte.
 

„Hör auf, einen auf niedlich zu machen!“ Fuhr er den Bären ein wenig besänftigt an.
 

Verärgert und ein wenig ratlos schüttelte er den Kopf und vergrub sein Gesicht in seiner Handfläche.

„Tsss“, zischte er.

„wie soll ich euch Idioten beschützen, wenn ihr euch so dämlich anstellt?!“
 

Er seufzte.
 

„Wir holen sie zurück.“

Der Chirurg legte dem noch immer verunsicherten Mink seine Hand zwischen die Ohren und wuschelte ihm durch sein dickes Fell.

„Versprochen?“ Schniefte Bepo.

„Versprochen.“ Bestätigte Law.
 

„Und wir helfen euch!“

Ruffy stellte sich mit in die Hüfte gestemmten Armen neben die beiden Heart-Piraten und stierte sie entschlossen an.

„Nein“, lehnte Law entschieden ab, „das ist nicht euer Problem.“
 

„So ein Quatsch!“

Erzürnt schüttelte der Strohhut den Kopf.

„Wir sind Freunde! Freunde helfen einander!“

„Wir sind keine Freun-“

„Leute, wir befreien Toraos Freunde! Auf nach Mercy Island!“

Ein zustimmendes Grölen untermauerte das Vorhaben vom Gummijungen.
 

Der Kapitän der Heart-Piraten gab sich geschlagen. Er wusste, dass man Ruffy schlecht bis gar nicht von einem Plan abbringen konnte, wenn er sich einmal dafür entschieden hatte. Außerdem rechnete er seinem Allianz-Partner hoch an, was er für ihn auf sich nehmen wollte. Die Marinebasis auf Mercy Island wurde dem Namen der Insel alles andere als gerecht. Eigentlich hätte Law es besser wissen müssen. Nach allem, was die Strohhüte bisher für ihn getan hatten und nach allem, was er über sie lernen durfte in der kurzen Zeit, hätte ihm klar sein müssen, dass sie ihn nicht im Stich ließen. Er atmete tief durch.
 

„Wie konntest du eigentlich fliehen?“ Fragte der Chirurg schließlich seinen Vizen, der immer noch fasziniert und begeistert von der angebotenen Unterstützung ihrer Allianz-Partner war.

„Es tut mir leid, aber … sie haben mich laufen lassen.“

„Mmh“ Law seufzte.

„Das riecht ja schon wieder nach einer Falle ...“

Er strich sich nachdenklich übers Kinn.

„Wird wohl Zeit, dass ich meine Kräfte wieder benutze.“
 

Dem Chirurgen blieb nicht verborgen, dass Nami und Chopper besorgte Blicke untereinander tauschten. Er missverstand die nonverbale Geste und trat auf beide zu.
 

„Hört zu, ich verlange von keinem hier, uns zu ...“

„Das ist es nicht“, schnitt ihm der Schiffsarzt betrübt das Wort ab.

„Wir helfen euch gerne. Wir alle.“

Er blickte betreten zu Boden.

„Aber ich fürchte, wir müssen mal reden ...“
 

Laws Augen verengten sich Unheil ahnend zu Schlitzen.

Ein wenig eingeschüchtert tippelte das kleine Rentier auf der Stelle.

„Ich – ähm – du -“

Chopper spürte, wie sich eine Hand auf seinen Kopf legte.

„Ist schon gut“, beruhigte ihn Ruffy, „ich mache das für dich.“
 

Der Strohhut hatte unterdessen auch mit bekommen, was sich gerade anbahnte und entschied sich, seinem Schiffsarzt diese schwierige Erklärung abzunehmen. Nicht zuletzt, weil er sich immer noch ein wenig schuldig deshalb fühlte.
 

Mit ernster Miene schritt er zu seinem Allianz-Partner und legte ihm die Hand auf die Schulter. Unschlüssig, was er von dieser Entwicklung halten sollte, schwieg Law und blickte den Gummijungen misstrauisch an.
 

„Torao“, setzte Ruffy an, „du -“

Er stockte kurz. Wie sagte man jemanden, dass er seine Teufelskräfte wahrscheinlich für immer verloren hatte? Würde man ihm selbst diese Nachricht überbringen – der Strohhut wüsste nicht, wie er reagieren sollte.
 

„Hör mal – weil du unstabil mutiert bist ...“

„Instabil!“ Korrigierte ihn sein Schiffsarzt.

„Ähm ja instabil und dein Körper sich selbst verbrennt -“

„Das ist ja nicht zum aushalten“, stöhnte Nami.

„Hast du überhaupt zugehört, als Chopper dir alles erklärt hat?!“

„Hab ich!“ Grummelte Ruffy beleidigt.

„Ich wollte gerade noch den Teil mit dem Sterben erklären -“

„Der Käpt'n wird sterben?!“ Heulte der Eisbär entsetzt los.

„Nein! – ich meine ja – äh vielleicht? Also -“
 

Laws Augenbraue war während des unsinnigen Schlagabtauschs fragend immer weiter nach oben gewandert.
 

„Was wird das hier?“ Verlangte er zu wissen.
 

„Das, was unsere Hohltüte von Kapitän dir versucht zu sagen, ist -“, ergriff Ruffys Vize stellvertretend für ihn das Wort, „dass du aufgrund der Schwere deiner Verletzungen möglicherweise deine Teufelskräfte für immer verloren hast.“
 

Für einen Moment starrte der Chirurg ihn verständnislos an. Dann lachte er freudlos auf.
 

„So ein Bullshit“ Kommentierte er Zorros Aussage.

„Verschont mich mit solch schlechten Witzen.“

„Das ist kein Witz.“ Schaltete sich nun auch Chopper wieder ein.

„Aber es ist noch zu früh, um das mit Gewissheit sagen zu können. Du solltest deinem Körper noch ein paar Tage Ruhe gönnen, um -“
 

Doch Law ließ den Schiffsarzt der Strohhüte erst gar nicht ausreden.

Von den ernsten Gesichtern sämtlicher Strohhüte beunruhigt, streckte er den Arm aus und formte sein nur allzu gut bekanntes Handzeichen. Noch ehe einer der Umstehenden ihn daran hindern konnte, stieß er ein forderndes „Room!“ aus.
 

Und es geschah … nichts.
 

„Room!“ Rief er erneut. Dieses Mal schon eine Spur angespannter.

Und wieder … nichts. Kein blaues Flackern. Keine Reaktion. Er spürte nicht einmal irgendetwas dabei. Schweißperlen sammelten sich auf seiner Stirn.
 

„Käpt'n?“ Fragte Bepo verunsichert. Trafalgar reagierte nicht.
 

„Room, verdammt!!“ Versuchte der Chirurg es erneut.

„ROOM!“
 

„Käpt'n, was passiert hier??“
 

Es war für keinen schön anzusehen, wie der sonst so gefestigte und wohl strukturierte Mann anfing, die Fassung zu verlieren. Besonders die Teufelsfruchtnutzer unter den Strohhüten wandten schmerzerfüllt den Blick ab, als Laws Versuche, seine Kräfte hervorzurufen, verzweifelter wurden und einer nach dem anderen erfolglos scheiterte.
 

Ruffy konnte nicht länger dabei zusehen, wie sein Verbündeter sich selbst so quälte und ging entschieden dazwischen.
 

„Hör auf!“ Wies er ihn an.

Law ignorierte ihn.
 

„HÖR AUF!“

Erst jetzt realisierte der Chirurg, dass der Strohhut ihn in eine feste Umarmung gezogen hatte und sein Gesicht gegen seine Brust drückte.

„Hör auf“, sagte er noch einmal leiser.

„Bitte.“
 

Der Kapitän der Strohhüte schien endlich zu ihm durchgedrungen zu sein.

Trafalgar hielt in seinem Tun inne und starrte aus verzweifelten Augen auf seinen Verbündeten herab. Purer Unglaube hatte sich über sein gesamtes Gesicht gelegt.
 

„Das führt doch zu nichts“, sprach Ruffy weiter.

„Bitte, mach dich selbst nicht so fertig. Wir wissen noch gar nicht, ob das endgültig ist. Vielleicht braucht dein Körper einfach nur noch mehr Zeit.“

Der Strohhut spürte, wie ein wenig der Anspannung aus dem Körper seines Verbündeten wich. Ermutigt fuhr er fort.

„Egal, wie lange es dauert, egal, was passiert, wir sind für dich da und helfen dir.“

Ruffy löste seinen Kopf von der Brust des größeren Mannes und suchte seinen Blick.

„Du hast, seit wir uns kennen, mehr als einmal bewiesen, was für ein großartiger und willensstarker Kämpfer du bist. Das hier ist nichts anderes. Du musst nur kämpfen. Wir kriegen das hin. Gemeinsam. Okay?“
 

Law blieb stumm. Der Gedankensturm in seinem Innersten war so gewaltig, dass er keinen einzigen von diesen teils sehr widersprüchlichen Gedanken zu fassen vermochte. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal so dermaßen die Kontrolle über sich verloren hatte und wusste, dass er sich dafür eigentlich schämen müsste. Aber es war ihm seltsam egal. Vieles verlor gerade an Bedeutung. Das emotionale Auf und Ab der vergangenen Tage machte ihn einfach nur müde. So schrecklich müde.
 

Kommentarlos drückte er den Strohhut von sich weg und verschwand in Richtung der Schlafstätten.

Erstaunlich ruhig zog er die Tür hinter sich zu.
 

Sein Vize und die Strohhüte blickten ihn mit besorgten Mienen hinterher.
 

„Das hast du ja toll hingekriegt, Mr. Sensibel“, zischte Nami Zorro an.

„Was denn?!“ Verteidigte sich der Beschuldigte.

„Als ob unser Genie von Käpt'n das besser hin gekriegt hätte!“

„Du hättest ja wenigstens nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen müssen!“

„Sondern lieber um den heißen Brei herum reden oder was?!“
 

Ruffy blendete den Streit seiner Freunde aus. Zu große Sorgen machte er sich um seinen Verbündeten. Die letzten paar Tage waren nicht leicht für den Mann gewesen. Zu viel war passiert. Und jetzt auch noch das. Wie viel würde er noch aushalten, ehe er zusammenbrach?
 

„Ich geh mal nach ihm gucken“, kündigte der kleine Schiffsarzt an und riss seinen Kapitän aus den Gedanken.
 

„Nein“, boykottierte Ruffy das Vorhaben des Rentiers, „lass ihn alleine. Er braucht jetzt erst mal Zeit für sich, um damit klar zu kommen.“
 

So kindisch, wie er sich manchmal verhielt und so viel Blödsinn, wie er gerne verzapfte, so strahlte der Kapitän der Strohhut-Bande gerade eine autoritäre, weise Macht aus, die keinerlei Widerspruch duldete. Seine Crew kannte dieses Stadium durchaus. Den erwachsenen Kindskopf nannten sie ihn dann manchmal. Alle hatten tiefsten Respekt in solchen Momenten vor ihrem Anführer, wusste er doch, was zu tun war.
 

Chopper nickte verstehend.
 

„Wir müssen nach Mercy Island. Kurs setzen.“ Befahl Ruffy.

Ohne Murren wurde seinen Wünschen Folge geleistet. Seine Crewmitglieder verteilten sich ihren Aufgaben entsprechend augenblicklich auf der Thousand Sunny.
 

Bevor doch die Archäologin dem Befehl nachgehen konnte, spürte sie, wie ihr Kapitän nach ihrer Hand griff und sie beiseite nahm.
 

„Rede du bitte nach dem Abendessen nochmal mit ihm, wenn er dann noch nicht wieder zurück gekommen ist. Auf dich wird er hören.“
 

Robin nickte nur. Es war immer wieder faszinierend, wie viel der Strohhut eigentlich wirklich wahrnahm und verstand, trotz, dass es äußerlich nicht unbedingt immer diesen Anschein erweckte. Ihm war durchaus das enge Verhältnis, das begann, sich zwischen dem Chirurgen und der Archäologin zu entwickeln, nicht entgangen.
 

„Danke“, sagte er schließlich und ließ Robins Hand wieder los.
 

Einzig und alleine der Vize der Heart-Piraten stand noch verstört und unglücklich am Bug der Sunny und sah seltsam verloren aus, verstand er doch nicht, was gerade passiert war.
 

„Käpt'n...“, murmelte er leise.
 

Ruffy trat auf ihn zu.
 

„Du hast einen tollen Kapitän“, lächelte er ihn an.

„Er ist so unglaublich stark.“

„Ja?“ Schniefte der Eisbär unschlüssig.

„Ja.“ Bestätigte der Strohhut.

„Wusstest du, dass er mir auf Dressrosa das Leben gerettet hat?“

Bepo schüttelte den Kopf.

„Deswegen werde ich jetzt das Selbe für ihn tun. Hilfst du mir dabei?“

So schnell, wie der Eisbär plötzlich mit dem Kopf auf und ab nickte, konnte der Gummijunge gar nicht gucken.

„Ja! Ja!“ Rief er entschlossen.

„Alles für den Käpt'n!!!“

„Gut“, grinste Ruffy.

„Dann hilf meiner Navigatorin bitte dabei, den Kurs zu bestimmen.“

„Aye aye!“ Stimmte der übereifrige Mink zu und verschwand augenblicklich.
 

Ruffy nickte zufrieden.

Seine Hand tastete nach der monströsen Narbe auf seiner Brust.

Nie wieder, dachte er sich.
 

Nie wieder werde ich tatenlos dabei zusehen, wie ein geliebter Mensch wegen mir zu Grunde geht.
 

**********************************

Hilfe

*******Hilfe*******
 

Das Abendessen fand ohne Law statt.

Noch immer war er nicht wieder aufgetaucht.

Eine bedrückte Stimmung lag über dem Essenstisch, stumm saß jeder an seinem Platz und ging seinen eigenen Gedanken nach. Selbst Ruffy stocherte lustlos in seinem Essen herum, aß es aber letzten Endes doch vollständig auf. Manche Dinge änderten sich eben nie.
 

Hin und wieder lunste er zu dem unberührten Gedeck, das Sanji für den Kapitän der Heart-Piraten bereit gestellt hatte. Bevor Lysop, der wegen irgendeinem unerwünschten Tabasco-Zwischenfall in der Vorratskammer vom Schiffskoch zum Abwasch verdonnert worden war, nach Beendigung des Mahls nach dem Teller greifen konnte, schnappte der Strohhut ihn ihm weg und drückte ihn Robin in die Hand.
 

Sie nickte ihm bestätigend zu.
 

Es war dunkel in Trafalgars Koje, als die Archäologin sie betrat. So vermutete Robin, dass der Chirurg sich zum Schlafen hingelegt hatte, erkannte jedoch beim Nähertreten seinen an der Bettkante aufgerichteten Körper. Trotz, dass Law ihr den Rücken zuwandte, sah sie, wie sich seine linke Hand in seinen rechten Arm gegraben hatte. Ob er ihm wieder schmerzte?
 

„Verschwinde“, wurde sie unhöflich begrüßt.
 

„Du warst nicht beim Abendessen“, überging sie seinen Wunsch, „Ruffy hat mich gebeten, dir dein Essen zu bringen.“
 

Ruhig ging sie um die Schlafstätte des Chirurgen herum und stellte den Teller auf einem kleinen Nachttisch ab. Law starrte unverändert stur die Wand vor sich an.
 

„Verschwinde“, wiederholte er.
 

Zu seinem Missfallen setzte sich die Schwarzhaarige jedoch neben ihn auf die Bettkante und legte ihm die Hand auf die Schulter.
 

„Weshalb?“ Fragte sie.

Law schnaubte ungehalten.

„Geh einfach“, forderte er. Seine Stimme hatte fast schon einen flehenden Unterton.

„Nein.“ Schmetterte Robin seine Forderung ab.

„Du musst mit jemandem darüber reden.“
 

Zornig fuhr der Chirurg herum und funkelte sie böse an. Eine tiefe Sorgenfalte hatte sich auf seine Stirn gelegt. Seine Augenringe waren noch dunkler als sonst.
 

„Hör zu, nur, weil wir uns geküsst und fast miteinander geschlafen haben, heißt das noch lange nicht -“

„Das hat damit doch gar nichts zu tun“, unterbrach sie ihn.

„Wir machen uns alle Sorgen um dich. Wir wollen dir helfen.“

„Ich brauche keine Hilfe!“ Herrschte er sie an.

„Schon gar nicht von einer anderen Piratencrew!!“
 

Unwirsch strich er ihre Hand von seiner Schulter.
 

„Du musst endlich akzeptieren, dass du mit uns keine gewöhnliche Allianz eingegangen bist“, ging sie ihn scharf an, „du gehörst jetzt zu uns. Deine Crew gehört jetzt zu uns. Und wir kümmern uns um jene, die zu uns gehören. Ganz gleich, weshalb sie Hilfe brauchen.“

Robin legte ihre Hand auf seine Wange und drehte seinen Kopf sanft in ihre Richtung. Sie spürte, wie er sich dagegen wehrte.

„Wieso fällt es dir so schwer, unsere Hilfe anzunehmen?“
 

Er schwieg und starrte zu Boden. Gegen die Hand auf seiner Wange wehrte er sich jedoch kaum noch, was Hoffnung in der Archäologin aufkeimen ließ.
 

„Es ist keine Schande, Hilfe anzunehmen, wenn man alleine nicht weiter kommt. Glaube mir, ich spreche aus Erfahrung.“

Trafalgars Gegenwehr erstarb. Ermutigt fuhr Robin fort.

„Weißt du, ehe ich auf Ruffy traf, hatte ich mit meinem Leben abgeschlossen. Ich wollte sterben. Ich hatte aufgegeben. Er bot mir damals auch seine Hilfe an. Auch ich wollte anfangs davon nichts wissen, sah ich doch keinen Sinn mehr darin.“

Zur Freude der Schwarzhaarigen löste ihr Gesprächspartner seinen Blick vom Boden und richtete ihn auf sie. Er war seltsam verklärt.

„Doch Ruffy ließ nicht locker. Und sieh, wie es mir heute geht. Ich habe mich noch nie lebendiger gefühlt.“

Sie lächelte ihn aufmunternd an.
 

„Mmh“, brummte Law schwach. Sein Blick ging wieder zu Boden. Robin sah, wie er mit sich kämpfte. Stumm ließ sie ihn gewähren und strich ihm in ruhigen Bewegungen über den Rücken. Er ließ sie gewähren.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit ging ein kurzes Beben durch seinen Körper und er vergrub sein Gesicht in seinen Handflächen.

Noch immer blieb die Archäologin ruhig neben ihm sitzen und fuhr ihm unverändert sanft über den Rücken. Sie wusste, dass sie nun auf ihn warten musste, ihn sein Tempo gehen lassen musste.
 

Der Chirurg belohnte sie für ihre Geduld.
 

„Noch gestern wusste ich nicht, wie es für mich weiter gehen soll“, brach es ohne Vorwarnung aus ihm heraus, „und ich habe dabei keine einzige Sekunde an meine Crew gedacht. Meine Leute. Dass sie auf mich warten. Mir vertrauen.“

Er fuhr sich mit einer fahrigen Bewegung übers Gesicht und stütze sich aufgelöst auf seinen Knien ab. Seine Hände gruben sich tief in sein Haar.

„Schon auf Dressrosa nicht. Ich war bereit zu sterben. Mich für mein Ziel zu opfern. Ohne auch nur einen Gedanken an sie zu verschwenden.“

Er ballte seine Hände zu Fäusten.

„Sie brauchen mich. Gerade jetzt. Wo diese Idioten sich haben gefangen nehmen lassen. Wegen mir. Und ich? Ich verliere meine Kräfte. Verdammt, ich kann wegen meiner Verletzung am Arm nicht mal mehr mein Schwert richtig führen!“

Erzürnt sprang er auf und begann, unruhig im Zimmer auf und ab zu laufen.

„Ein toller Kapitän bin ich“, schnaubte er wutentbrannt.

„Lasse meine eigenen Leute im Stich!“
 

Robin musste gestehen, dass sie, wenn auch sehr positiv, überrascht war. So hatte sie doch damit gerechnet, dass ihn die Tatsache, dass er seine Kräfte verloren zu haben schien, viel mehr beschäftigen müsste. Nein, er machte sich viel mehr Sorgen um seine Crew und wie es mit ihr weiter gehen sollte! Das rechnete sie dem Chirurgen hoch an. Auch, wenn sie schon vorher gewusst hatte, dass er ein rechtschaffener Mann war, so sah sie sich jetzt gerade nur noch einmal umso mehr darin bestätigt.
 

Entschlossen stand Robin auf und packte ihn sanft, aber bestimmt an den Oberarmen.
 

„Du lässt sie nicht im Stich“, betonte sie ruhig.

„Das ist nur ein Kampf, den du wahrscheinlich nicht einmal gewinnen könntest, wenn du im Besitz deiner vollen Kräfte wärst. Genau wie den Kampf gegen Doflamingo. Aber das weißt du ja. Deswegen hast du uns ja um Hilfe gebeten. Du weißt, dass wir alles in unserer Macht stehende unternehmen werden, um dich zu unterstützen. Um dich bei der Befreiung deiner Crew zu unterstützen.“
 

Waren die Muskeln anfangs unter ihrem Griff noch bretthart angespannt, so lockerten sie sich nun ein wenig. Die Archäologin spürte die Erschöpfung, die auf dem Körper des Chirurgen lag.

Behutsam dirigierte sie ihn wieder auf sein Schlaflager. Er ließ es geschehen.

„Du brauchst noch ein wenig Erholung, bevor wir auf Mercy Island anlegen. Überlass den Rest jetzt erst mal uns. Die Sunny hat den Kurs schon aufgenommen.“
 

Erschöpft ließ Law sich ins Bett fallen. Robin deckte ihn fürsorglich zu, zeigte er doch keinerlei Anstalten, dies selbst zu erledigen.
 

„Hey“, vernahm sie seine leise Stimme, als sie sich zum Gehen wandte.

„Ja?“

Als sie sich umdrehte, sah sie, dass der Chirurg einen Teil der Bettdecke einladend angehoben hatte und sie fragend anblickte.

Sie lächelte.

„Ja.“
 

Kurz beugte sie sich herunter, um ihre Schuhe auszuziehen, und legte sich anschließend zu ihm unter die Bettdecke.

Behutsam deckte er sie zu. Sein Gesicht lag keine dreißig Zentimeter von ihrem entfernt, als er seinen Kopf wieder auf das Kissen bettete.

Gedankenverloren strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

„Warum tut ihr das?“ Fragte er sie schließlich.

„Warum hat dich Cora-san damals um die halbe Welt geführt, um einen Heilung für deine Krankheit zu finden?“ Konterte sie.
 

Und dann geschah etwas, was sie vorher noch nie zu vor gesehen hatte.
 

Der Chirurg des Todes lächelte.
 

„Das solltest du öfter machen.“ Ermunterte Robin ihn.

„Was?“ Wollte er erstaunt wissen. „Dumme Fragen stellen?“

„Nein“, lachte die Archäologin vergnügt, „lächeln. Einfach nur lächeln.“

Sie legte ihre Hand auf seine Wange und streichelte mit ihrem Daumen darüber.

„Es steht dir unglaublich gut.“
 

Law blickte sie kurz überrascht an, legte dann aber seine Hand auf ihre.

„Na dann“, sagte er, schlang seinen Arm um ihren Körper und zog sie fester an sich.

„Dann werde ich das wohl probieren müssen.“
 

Der Kuss, den er ihr anschließend gab, war wieder genauso lang und zärtlich wie ihr erster Kuss auf dem Heck der Sunny. Wie auch dort drückte er, nachdem ihre Lippen sich wieder trennten, seine Stirn sanft gegen die ihre. Robin mochte diese Geste. Sie wirkte für sie sogar fast noch intimer als der Kuss an sich.
 

Für einen kurzen Moment war die Schwarzhaarige irritiert, als sich Laws Griff um sie lockerte, stellte dann aber fest, dass der Mann neben ihr eingeschlafen war. Zufrieden lächelte sie. Das ging ja schnell.
 

„Schlaf gut“, flüsterte sie. Und dann benutzte sie noch einmal kurz ihre Teufelskräfte, ehe auch sie die Augen schloss und friedlich neben dem Chirurgen einschlief.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

„Ruffy, du schummelst!“

„Gar nicht wahr!“

„Das ist Skat. Man kann beim Skat keine fünf Asse haben!“

„Eeeeh? Echt? Aber ich dachte – Autsch!“
 

Der Strohhut drehte sich verwundert um.
 

Aus der Wand hinter ihm war einer von Robins Armen gewachsen und hatte ihm in die Seite gepiekst.

„Ah, du bist es! Wie ist es gelaufen?“

Nonverbal reckte der Arm den Daumen nach oben, was den Kapitän der Strohhut-Bande dazu veranlasste, erfreut zu grinsen.
 

„Perfekt. Danke Robin!“

Der Arm verschwand wieder.
 

„Was war das denn gerade?“ Fragte Lysop verwundert.

„Torao geht’s besser“, erklärte Ruffy beiläufig.

„Puh, das freut mich aber zu hören.“ Der Scharfschütze der Strohhüte nickte erleichtert. Dann hielt er kurz inne.

„Aber – eh, hey, wieso ist Robin gerade bei ihm?? Und – heeeey!“

„Keinen Schimmer“, log der Gummijunge und zog unschuldig zu viele Karten vom falschen Stapel.

„Schach!“ Stieß er triumphierend aus.

Lysop schüttelte stöhnend den Kopf.

„Du wirst dieses Spiel wohl nie kapieren ...“
 

Der Strohhut lachte nur.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

„Na los, sag mir schon, dass ich Recht hatte!“
 

Seine Gesprächspartnerin schwieg. Wie schon am Tag zuvor saß sie mit verschränkten Armen vor seiner Zelle und fixierte ihn mit grimmigen Blick.
 

Er lachte.
 

„Dein Schweigen ist mir schon Bestätigung genug. War doch klar, dass diese Vollidioten darauf hereinfallen. Ihr schuldet mir was.“
 

„Wir schulden dir gar nichts“, entgegnete sie barsch.

„Wäre ja noch schöner, wenn die Marine in der Schuld eines dreckigen Piraten stünde.“
 

„Glaubst du wirklich, dass deine eigenen Leute auf die Idee mit der Lüge über Trafalgar Laws Festnahme gekommen wären?“ Verhöhnte er seine Gegenüber.

„Ich kenne diese Typen. Ich weiß, wie sie ticken. Wie er tickt.“
 

So gut es ging richtete er sich auf in seinem Gefängnis. Sein diabolisches Grinsen entblößte eine Reihe blendend weißer Zähne.
 

„Sobald er hört, was mit seinen Leuten geschehen ist, wird er nicht zögern, sie befreien zu kommen. So ist er nun mal. Der Bengel. Ich will nur eines“, er rückte näher an die Gitterstäbe.

„Ich will dabei sein, wenn dieser Bastard hingerichtet wird.“
 

Die alte Frau rückte mit ihrem Gesichter näher an seines.
 

„Es gibt genau zwei Szenarien, wie das hier endet.“

Ihre Stimme war leise, aber gefährlich.

„Entweder landest du in Impel Down und wirst nie wieder das Licht der Sonne sehen“

Ihre Auge verengten sich zu Schlitzen.

„... oder du wirst neben ihm hingerichtet.“
 

„Fufufufu“, lachte der Mann.

„Du wagst es, mir zu drohen? MIR?“
 

Sein irres Grinsen wurde breiter.
 

„Du hattest schon immer einen Arsch in der Hose. Gefällt mir.“
 

„Lehn dich nicht zu weit aus dem Fenster“, ermahnte sie ihn.
 

Ein mächtiges Rumpeln ging durchs Schiff. Augenblicklich hallte das ohrenbetäubende Schellen der Alarmglocken durch die Korridore, Schreie wurden laut.
 

Kranich seufzte.

„Nicht schon wieder ein Angriff.“

Genervt erhob sie sich von ihrem Sitz und fixierte ihren Gefangenen.
 

„Wir sind noch nicht fertig, Doflamingo.“

„Na das will ich doch hoffen“
 

Sie warf ihm noch einen verächtlichen, letzten Blick zu, ehe sie seine Zelle verließ.
 

Laws Erzfeind ließ sich indes vergnügt gegen die Rückwand seines Gefängnisses sinken.
 

Oh nein, sie waren noch nicht fertig.
 

Noch lange nicht.
 

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Bettgeflüster

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Vertrauen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Vogelfrei

*******Vogelfrei*******
 

Law war noch nie ein Fan davon gewesen, früh aufzustehen.
 

Für gewöhnlich war er bis spät in die Nacht wach, ging seinen Arbeiten nach und eignete sich neues Wissen auf dem Gebiet der Medizin an, schlief ein paar wenige Stunden und stand trotz alledem wieder viel zu früh auf. Nicht, weil er wollte. Sondern, weil er musste. Zu viele Aufgaben standen zumeist auf der Agenda. Dementsprechend schlecht war morgens seine Laune und tief seine Augenringe.
 

Doch heute ließ er kein Wort des Protestes oder der Missbilligung fallen, als er in aller Herrgottsfrühe, fast noch mitten in der Nacht, von der Navigatorin der Strohhüte geweckt wurde.
 

Sie hatten Mercy Island erreicht.
 

Auch die restliche Strohhut-Bande war schnell geweckt und verscharrte sich ohne Murren um den Kapitän der Heart-Piraten.
 

Aufgrund der frühen Morgenstunde und der aktuellen Situation hatte der Smutje bereits Kaffee vorbereitet und an alle Beteiligten verteilt. Er schmeckte herrlich stark und Trafalgar begrüßte seine stimulierende Wirkung, war die Schwere der Nacht doch noch nicht vollends aus seinem Körper gewichen.
 

Obgleich sie ihn am Vorabend erst besprochen hatten, ging der Chirurg seinen Plan noch einmal mit der Crew seines Allianz-Partners durch. Er war eigentlich denkbar einfach.

Law hatte sie alle in kleine Gruppen aufgeteilt und ihnen unterschiedliche Aufgaben zugedacht.

Dank der Recherche der Archäologin war er im Besitz eines groben Grundrisses der Marinebasis, den Nami vorsorglich vervielfältigt hatte und gerade eben an die unterschiedlichen Teams verteilte.
 

Franky und Chopper sollten auf der Sunny verbleiben, diese bewachen und notfalls die Marinebasis direkt ansteuern, sollten ihre Mitstreiter schnell flüchten müssen.
 

Lysop wurde auf einem Hügel hinter der Basis stationiert, um das Geschehen aus der Ferne beobachten, notfalls koordinieren und per Fernangriff richten zu können.
 

Bepo und Nami würden sich in das kleine U-Boot der Thousand Sunny begeben, um unter Wasser nach der Polar Tang zu suchen, sie zurück zu erobern und zum Schiff der Strohhüte zu dirigieren.
 

Weiterhin würden Brook und Sanji sowie Zorro und Robin noch je ein Team bilden. Law würde es nie offen zugeben, aber es war kein Zufall, dass die Archäologin ausgerechnet mit dem zweitstärksten Kämpfer seines Allianz-Partners eine Gruppe bildete. Zwar wusste der Chirurg, dass die schwarzhaarige Schönheit sehr wohl auf sich selbst aufpassen konnte, jedoch fühlte er sich einfach wohler bei dem Gedanken, dass ein fähiger Beschützer an ihrer Seite stand. Es beunruhigte ihn ein wenig, dass er bereits begann, sich Sorgen um Robin zu machen. Scheinbar waren seine Gefühle für sie doch schon weiter entwickelt, als er sich eingestehen wollte. Aber diesen Gefühlen durfte er heute keinesfalls nachgeben. Das Leben seiner Crew stand auf dem Spiel. So blieb ihm nichts anderes übrig, als zu versuchen, sich wieder auf den Plan zu konzentrieren. Und das konnte er eben einfach besser, wenn er die Archäologin wenigstens einigermaßen in Sicherheit wusste.
 

Eines der beiden Teams wurde im Westen, das andere im Osten der Basis positioniert. Dabei war es jeweils Brooks und Robins Aufgabe, mit Hilfe ihrer Teufelskräfte die Basis von innen auszuspionieren und zu erkunden, während Sanji und Zorro sie dabei vor etwaigen Angreifern beschützten. Sollten sie etwas entdecken, konnten sie die Informationen direkt an Law und Ruffy weitergeben, die das letzte Team bildeten und sich um die Befreiung von Trafalgars Crew kümmern würden. Im Fall der Fälle könnten die beiden anderen Teams den Kapitäne in einem Kampf auch Unterstützung leisten können.
 

Zur Freude des Chirurgen erhob keiner der Strohhüte oder gar sein Vize einen Einwand gegen seinen Plan. Alle nahmen ihre Rolle in diesem Vorhaben ohne Widerspruch an und zu Laws Erleichterung verstand auch jeder seine Aufgabe. Jedes Team wurde zusätzlich mit einer Teleschnecke ausgestattet, um miteinander im Kontakt bleiben zu können.
 

Ehe sie an Land gehen konnten, wandte sich der Chirurg in einem unbeobachteten Moment noch einmal an den Schiffsarzt der Strohhüte.
 

„Tony-ya, ich brauche noch etwas von dir.“

Mit neugierigen Kulleraugen blickte das kleine Rentier den Mann vor ihm an.

„Was denn?“ Erkundigte er sich. „Hast du Schmerzen?“

„Momentan nicht. Aber es könnte während den Kämpfen zu Nachwirkungen meiner Verletzungen kommen. Ich muss heute aber zu hundert Prozent funktionieren.“

Chopper nickte verstehend und verschwand in seinem Behandlungszimmer. Wenig später trat er zurück an Deck. In seinen Hufen lag ein kleines, graues Etui.

„Ich verwende es eigentlich nur ungern“, setzte er zögernd an und öffnete es, „weil es starke Nebenwirkungen haben kann. Aber dafür wirkt es sofort.“

Zum Vorschein kam eine Spritze mit einer azurblauen Flüssigkeit. Vorsichtig nahm der kleine Arzt sie heraus und hielt sie vor Laws Nase.

„Du darfst unter keinen Umständen alles auf einen Schlag injizieren! Das könnte spastische Zuckungen, Lähmungen oder gar einen Kreislaufkollaps hervorrufen. Maximal eine Einheit pro Stunde, okay?“

Law nickte. Zufrieden überreichte das kleine Rentier ihm das Täschchen.

„Ich hoffe, du wirst es nicht brauchen.“

„Das hoffe ich auch“, murmelte Trafalgar und verstaute Choppers Medikament sorgsam in seiner Manteltasche.

Er war bereit.
 

Um einer frühzeitigen Entdeckung zu entgehen, ging die Thousand Sunny einige Kilometer westlich der Basis in einer geschützten Bucht vor Anker. So benötigten sie zwar länger, um zu Fuß zum Ziel vorzudringen, entgingen somit aber den prüfenden Blicken der beiden Wachtürme.
 

Die Basis lag direkt an der tosenden See und war umgeben von hohen Felsen, die sie gegen das Innere der Insel abschirmten. Eine Flucht von dort würde sich unter Umständen als schwierig erweisen.
 

Weiterhin musste Law mit Missfallen feststellen, dass ein Schiff eines Marineadmirals unmittelbar vor der Basis vor Anker lag. Sie mussten sich auf gefährliche Gegner einstellen. Umso wichtiger war es, unerkannt zu bleiben.
 

Auf seinen Geheiß hin trennte sich die Expedition in die Teams auf und schwärmte in Richtung ihrer Positionen aus. Er und Ruffy warteten noch eine Weile, versteckt im Schutz großer Bäume, bis die Teams ihre Position erreicht, eingenommen und durchgegeben hatten.
 

Trafalgar begrüßte, wie ruhig bisher alle geblieben waren. Keine unnötigen Diskussionen, Streitereien oder sonstige Unterbrechungen stellten seine Geduld an diesem Tage auf die Probe, was in ihm ungewollt die Frage aufwarf, was wohl dafür im Gegenzug so alles schief gehen würde. Er war es schlicht nicht gewohnt, dass eine Unternehmung mit den Strohhüten so reibungslos ablief wie bisher.
 

Das lautlose Vibrieren seiner Teleschnecke riss ihn aus den Gedanken. Es war Robin, die gemeinsam mit Zorro westlich der Basis Stellung bezogen hatte.
 

„Auf dem Platz vor euch patrouillieren zwei Soldaten. Sie müssten gleich hinter der südlichen Mauer vor euch auftauchen“, teilte sie Law und Ruffy mit.

Kurz angebunden beendete der Chirurg das Gespräch und blickte seinen Teampartner fragend an. Dieser nickte nur. Law zog Kikoku aus seiner Scheide.
 

Na, wenn das mal gut geht … dachte er sich noch nicht ganz überzeugt und wartete angespannt auf das Auftauchen der beiden angekündigten Marinesoldaten. Diese ließen auch nicht lange auf sich warten und schlenderten, munter miteinander plaudernd, dicht an Laws und Ruffys Versteck vorbei. Es ging los.
 

So leise wie möglich schlichen sich die beiden Piratenkapitäne von hinten an ihre Gegner ran und schlugen sie, noch ehe die beiden Unglückspilze etwas merken konnten, lautlos zu Boden. Schnell entfernten sie die Körper aus dem Sichtfeld der Basis, zogen sie bis auf die Unterhose aus und fesselten und knebelten die Bewusstlosen. Es widerstrebte Trafalgar zwar zutiefst, aber er und sein Verbündeter streiften sich eilig die Marineuniformen über und versteckten ihre eigenen Klamotten unter ein paar Büschen. Während Ruffy sich fasziniert von oben bis unten in seinem neuen Kostüm begutachtete, überprüfte der Chirurg noch einmal rasch, ob seine Tattoos noch weiterhin unkenntlich waren. Nami hatte sie, unter großem Protest und der Ankündigung, dass sie ihm das alles in Rechnung stellen würde, mit einem ihrer teuren Make-ups überdeckt und seiner restlichen Hautfarbe angeglichen. Ruffys Narbe unter seinem Auge hatte auch dran glauben müssen. So verkleidet und geschminkt würden sie hoffentlich länger unentdeckt bleiben und sich freier in der Basis bewegen können. Ein wenig ungehalten und unter dem Protest des Gummijungen zog Law seinem Team-Partner schließlich noch dessen Strohhut vom Kopf und versteckte ihn ebenfalls zwischen den Büschen. Er wäre einfach zu auffällig gewesen.
 

„Beweg dich so normal und unauffällig wie möglich“, wies Law seinen Verbündeten an.

„Und überlass das Reden mir, sollten wir jemandem begegnen.“

„Shishishi“, lachte er ihn an und Trafalgar war sich nicht sicher, ob er verstanden hatte, was er von ihm wollte. Er seufzte und verdrehte die Augen. Früher oder später musste seine Glückssträhne ja enden.
 

„Wir gehen jetzt rein. Knochen-ya, hast du meine Crew schon finden können?“ Bediente er sich wieder der Teleschnecke.

„Yohohoho!“ Bekam er prompt als Antwort.

„Die Gefängniszellen hier sind bisher genauso ausgestorben wie ich.“

Law überging den geschmacklosen Kommentar und wandte sich direkt an Robin.

„Bei euch? Bewegen sich irgendwelche Soldaten in unserer Nähe?“

„Die Gänge sind erstaunlich leer. Ihr solltet recht ungesehen in das Gebäude reinkommen. Vor euch ist eine blaue Tür an der Südwand, dahinter ist ein Flur mit Büroräumen.“
 

Law bedeutete dem Strohhut, ihm zu folgen. Ruhigen Schrittes marschierten sie in Richtung der angegebenen Tür. Die Archäologin hielt sie die ganze Zeit über über mögliche Begegnungen und Gefahren auf dem Laufenden.
 

„Geht mal in das Büro vor euch, zweite Tür auf der linken Seite. Dort habe ich einige Schlüssel ausfindig machen können. Vielleicht ist ja der Richtige für später dabei.“
 

Ohne große Probleme erreichten sie das besagte Büro. Noch während der Kapitän der Heart-Piraten die beachtliche Sammlung an Schlüsseln überflog und schließlich einen Schlüsselbund mit der Beschriftung „Gefängniszellen“ ergriff, meldete sich Brook erneut zu Wort.

„Yohoho, gehört ein Typ mit Mütze, auf der „Penguin“ steht, zu deiner Crew? Ohoho, und eine hübsche Dame mit schwarz gelockten Haaren. Ich frage sie mal, ob ich ihr Höschen sehen darf.“

„Das würde ich an deiner Stelle lassen“, empfahl Law. Sein Herz hatte tatsächlich einen freudigen Hüpfer gemacht, als er diese Neuigkeiten hörte.

„Ja, das klingt nach meinen Leuten. Wo sind sie?“

„In einer Zelle im Innenhof.“

Der Chirurg warf einen kurzen Blick auf den Grundriss. Besagter Innenhof sollte eigentlich leicht zu finden sein. Er öffnete sich direkt zum Meer hin.

„Ui, cooool, Brook! Du hast sie gefunden!“ Quietschte Ruffy vergnügt und einen Ticken zu laut für Laws Geschmack.

„Sei still, Strohhut-ya“, ermahnte er ihn.

„Yohohoho, mein Herz hat gerade vor Freude auch einen Hüpfer gemacht, als ich sie gefunden habe!“

Er hielt kurz inne.

„Aber ich habe ja gar kein Herz mehr! Yohoho!“

Trafalgar klatschte sich genervt die Hand ins Gesicht. Diese Kindsköpfe.

„Knochen-ya, sind außer meiner Crew noch andere Personen im Innenhof?“

„Keine zu sehen, keine zu sehen! Liegen alle noch in ihren Kojen!“
 

„Mmh.“

Law sollte es eigentlich willkommen heißen, sich so wenigen Gegnern gegenüber konfrontiert zu sehen. Aber selbst für diese frühe Morgenstunde war ihm definitiv zu wenig los auf der Marinebasis. Erstrecht, da sie garantiert mit seiner Ankunft rechneten. Warum war seine Crew nicht besser bewacht?
 

„Behalte den Platz im Auge.“

„Würde ich ja machen, wenn ich denn noch eines hätte! Yohoho!“

Der Chirurg ignorierte ihn.

„Nico-ya, sind auf unserem Weg zum Innenhof Patrouillen unterwegs?“

„Moment.“
 

Für einen kurzen Augenblick bediente sie sich erneut ihrer Teufelskräfte und ließ ihre Augen in den umliegenden Gängen sprießen, um die Flure nach Leben abzusuchen. Die wenigen Soldaten, die auf der Basis unterwegs waren, sollten sie problemlos umgehen können.
 

Wachsamen Auges dirigierte sie die beiden Piratenkapitäne durch die Gänge der feindlichen Basis. Immer mal wieder mussten sie auf benachbarte Gänge ausweichen oder sich für kurze Zeit in einem Raum verstecken, um den Blicken der Marine zu entgehen. Doch es dauerte nicht lange, da erreichten sie eine Tür, die unmittelbar zum Innenhof führte. Ein letztes Mal überprüften die Seele von Brook und die Augen von Robin ihn auf feindliche Gegenspieler. Doch niemand war zu erblicken. Ruffy nickte Law zu. Und sie traten auf den gepflasterten Hof hinaus.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

„drei, vier, fünf ...“

Nami zählte aufmerksam die Marineschiffe durch, an denen sie vorbeiglitten. Mit dem überdimensionalen Segelschiff des Admirals waren es bislang sechs Schiffe. Gemessen an der durchschnittlichen Besatzungsstärke eines jeden dieser Schiffe müsste eigentlich eine beachtliche Anzahl an Soldaten auf der Basis stationiert sein. Unruhig verfolgte sie den Funkverkehr ihrer Freunde und fragte sich insgeheim, wieso dort nur so wenig los war. Die konnten doch unmöglich noch alle schlafen!
 

Ein ungeduldiger, aber erfreuter Bepo riss sie aus ihren Gedanken.
 

„Da! Da! Das ist die Polar Tang!“ Jubelte er.
 

Und tatsächlich, ein wenig versteckt, aber dennoch schwer zu übersehen, lag ein gelbes U-Boot mit der Jolly Roger der Heart-Piraten zwischen einigen Klippen neben dem Hafen der Basis. Das war ja einfach.
 

„Entschuldige, aber am Besten, wir tauchen hinter ihr auf. Dann kann ich unbeobachtet auf sie drauf klettern“, schlug der Eisbär vor. Nami nickte nur und steuerte auf das Unterwasserboot zu. Kaum waren sie aufgetaucht, sprengte der hibbelige Mink nahezu aus ihrem kleinen Gefährt hinaus und überbrückte die letzten Meter schwimmend bis zu seinem Boot.
 

Beunruhigt beobachtete die Navigatorin ihre Umgebung. Irgendwas schmeckte ihr hier nicht.
 

Inzwischen war Bepo am U-Boot angekommen. Nachdem er die ersten Sprossen erklommen hatte, schüttelte er kurz das restliche Wasser aus seinem Fell und sprang an Deck. Eilig drehte er sich um und winkte Nami euphorisch zu. Sie erwiderte seine Geste.
 

Als sie plötzlich ein großer Schatten streifte, fuhr ihr Blick erschrocken nach oben gen Himmel, das Schlimmste ahnend. Erleichtert stellte sie jedoch sogleich fest, dass es nur ein Vogel gewesen war, der zwischen sie und die aufgehende Sonne geraten war.
 

Nur ein Vogel.
 

Nami kniff misstrauisch die Augen zusammen.
 

Ein verdammt großer Vogel.
 

Und dann brach die Hölle um sie los.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Law und Ruffy schlichen sich indessen, im Schatten des großen Gebäudes, nah an der Wand des Innenhofes in Richtung der von Brook angegebenen Zelle. Nebst den wachsamen Blicken Robins und Brooks ließ der Chirurg immer wieder misstrauisch seinen eigenen Blick über den menschenleeren Hof schweifen. Alles hier schrie nahezu nach Falle.
 

Alles war ruhig. Nicht einmal einen Mucks von seiner Crew konnte er hören. Ging es ihnen gut?
 

Als er an der besagten Zelle angekommen war, drehte er sich noch einmal mit dem Rücken zu den Gitterstäben und warf einen letzten prüfenden Blick auf den gepflasterten Innenhof. Weiter vorne konnte er die Wellen hören, wie sie unerlässlich gegen die Klippen schlugen. Ansonsten war es still.
 

Plötzlich spürte er, wie sich ein Arm gefährlich eng um seinen Hals legte und zudrückte. Noch bevor er oder Ruffy reagieren konnten, raunte ihm eine drohende Stimme in sein Ohr.

„Wenn dir dein Leben lieb ist, dreckiger Marineabschaum, dann sorgst du ganz schnell dafür, dass sich diese Gittertüren hier öffnen.“

„Genau!“ Dröhnte eine Stimme von weiter hinten bestätigend zu ihm vor.

„Wir spielen hier nicht länger die Köder für unseren Käpt'n!“
 

Law musste lachen.

Der Griff um seinen Hals lockerte sich irritiert.

„Ihr Idioten“, schollt er sie schmunzelnd und drehte sich um, als der Griff sich schließlich vollständig löste.

„nichts kann man euch alleine machen lassen!“
 

Für einen kurzen Moment trat eine verblüffte Stille ein. Der Strohhut kicherte leise in sich hinein, als er die neunzehn überraschten Gesichter der Gefangenen erblickte, die ihren Kapitän perplex anstarrten.

Als die erste Verwirrung überwunden war, brach auch schon der zu erwartende Gefühlsausbruch aus ihnen heraus.
 

„Käääääääääpppppptttttt'n!!!“

Riefen sie alle wie aus einem Mund und warfen sich ihm entgegen. Hände schossen zwischen den Gitterstäben hervor und zogen den Mann an sich heran.

„Wir haben dich sooooo vermisst!!!“

„Shachi, heul nicht schon wieder!“

„Halt's Maul, Peng!“

„Du stehst auf meinem Fuß!“

„Nimm deinen Ellbogen aus meinem Gesicht!“

„Wir wussten, dass du kommen würdest!“

„Was würden wir nur ohne dich machen!“
 

So sehr Trafalgar sich auch freute, seine Leute unversehrt zu sehen, so kam er nicht umhin, sie gebieterisch zur Ruhe zu ermahnen. Der Tumult, den sie da veranstalteten, war einfach zu laut und gefährlich. So nah am Ziel wollte er nicht auffliegen.
 

Die Hände lösten sich wieder von ihm, sie traten ein wenig beschämt auf der Stelle. Doch noch immer war die Freude über das Wiedersehen in ihren Gesichtern zu sehen.
 

Für einen kurzen Moment teilte Law diese Freude. Es ging ihnen gut. Sie waren noch alle da. Und es war doch wirklich sehr lange her gewesen, dass er sie das letzte Mal gesehen hatte. Es war wirklich schön, sie wieder zu sehen. Aber da sprang ihm auch schon wieder ins Gedächtnis, was er Bepo bereits am Vortag erklärt hatte. Seine Gesichtszüge verfinsterten sich wieder, wurden hart. Es war so weit. Es gab kein zurück.
 

Mit entschlossener Miene zückte er den Schlüsselbund und trat wieder einen Schritt näher an seine Crew heran. Kurz atmete er noch einmal tief durch. Das würde jetzt schmerzhaft werden.
 

„Leute...“, setzte er an. Sie warfen ihm erwartungsvolle Blicke entgegen.

„... es ist schön, euch unversehrt zu sehen. Unser Allianz-Partner, die Strohhut-Bande hier“, er nickte kurz Richtung Ruffy, „und ich sind her gekommen, um euch zu retten.“

Ein kurzes, erfreutes Raunen ging durch die Menge.

Der Chirurg senkte seinen Blick zu Boden.

„Aber ich werde euch nur unter einer Bedingung aus der Zelle befreien.“

Dem erfreuten Raunen folgte ein verwirrtes.

Law trat einen Moment unsicher auf der Stelle. Er spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildeten. Die fragenden Blicke, die ihn der Strohhut zuwarf, nahm er gar nicht wahr.

Verdammt, er war doch sonst auch nicht auf den Mund gefallen. Und doch fiel es ihm wahnsinnig schwer, den kommenden Satz hervorzubringen.
 

„Ihr Alle müsst akzeptieren, dass ich, sobald wir diese Insel hinter uns gelassen haben, diese Piratenbande auflösen und sie verlassen werde. Das ist ein Befehl.“
 

So. Es war raus. Law starrte seine Leute mit emotionsloser Miene an. Er war selbst überrascht, dass er sich gerade so gut unter Kontrolle hatte, tobte doch in ihm ein Sturm. Der Chirurg konnte sich nicht daran erinnern, wann es ihm das letzte Mal so schwer gefallen war, etwas auszusprechen. Irgendwie tat es ihm weh. Aber es ging nicht anders.
 

Verständnislose Blicke trafen ihn. Auch Ruffy fiel aus allen Wolken, hatte er doch im Leben nicht mit so etwas gerechnet. Was war los? Was war passiert?

Die selben Fragen sprangen in die Köpfe der Heart-Piraten. Nachdem der erste Schock verdaut war, wurden sie auch laut. Erst zögerlich, dann immer vehementer und fordernder prasselten sie auf ihren Kapitän ein.
 

„Was – wieso?“

„Was ist passiert?“

„Wieso sagst du sowas?“

„Ist das, weil wir uns gefangen nehmen haben lassen?“

„Was haben wir falsch gemacht?“

„Das kann nicht dein Ernst sein!?“
 

Law wandte seinen Blick ab. Die teils wütenden, verzweifelten und fassungslosen Gesichter taten ihm weh. So weh. Er wusste, dass er ihnen eine Erklärung schuldig war. Es kostete ihn viel Kraft, seine Stimme nicht zittern zu lassen, als er sprach.
 

„Ich habe bei den Kämpfen auf Dressrosa meine Teufelskräfte verloren“, setzte er an.

Seine Crew verstummte augenblicklich.

Der Strohhut starrte ihn immer noch fassungslos an, griff jedoch vorerst nicht ein, ging es ihn doch eigentlich nichts an. Das war erst einmal eine Sache zwischen Law und seinen Leuten.
 

Mit belegter Stimme fuhr der Chirurg fort.

„und wenn die Strohhüte nicht gewesen wären, hätte ich auf Dressrosa auch mein Leben verloren. Ebenso wäre ich ohne sie nicht fähig, euch jetzt zu befreien. Weil ich meinen eigenen, egoistischen Zielen nachgegangen bin, habe ich euch in Gefahr gebracht und bin nicht länger stark genug, um euch beschützen zu können. Ich bin es nicht länger würdig, euer Kapitän zu sein.“

Beendete er seine Erklärung. Es fiel ihm unendlich schwer, aber er blickte seine Crew nun direkt an. Er sah, wie der Protest in ihnen empor kochte. Wie die Widerworte zurecht gelegt wurden. Wie die Gedanken rasten. Und auch sein Allianz-Partner trat einen entschiedenen Schritt auf ihn zu und wollte ihn gerade am Kragen packen, vermutlich, um ihm die Leviten zu lesen, da wurden sie alle auch schon unsanft unterbrochen.
 

„Fufufufu ...“

Drang ein Lachen an sein Ohr. Er erstarrte. Nein. Das konnte nicht sein. Was …

Augenblicklich fuhr er herum. Und tatsächlich. Er hatte sich nicht verhört. Ihm gefror das Blut in den Adern.
 

Hinter ihnen stand niemand anderes als Doflamingo. In Fleisch und Blut. Und lachte ihn schamlos an.
 

„So so, du hast deine Teufelskräfte verloren?“ Feixte er.

Law zog Kikoku aus der Scheide.

Doflamingo grinste diabolisch.

„Na dann wird es mir ein leichtes sein, dich endgültig zu vernichten.“
 

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Ankündigung:
 

Ich arbeite mittlerweile an einer neuen FF über Trafalgar Law! Jap, richtig gehört!

Sie wird sich mit ein wenig anderen Themen als hier befassen und die Crew von ihm wird eine nicht unelementare Rolle spielen, besonders Bepo, aber mehr verrate ich nicht ;)
 

Und ich kann euch versprechen, dass "Komm, ich zeig dir, wie man lacht" auf jeden Fall vollständig abgeschlossen und hochgeladen wird!
 

In dem Sinne - ich freue mich, euch im nächsten Kapitel wieder begrüßen zu dürfen!

Sturz

*******Sturz*******
 

„Robin?“

„Einen Moment“

Die Archäologin musste schlucken. Gerade eben hatte Law das ausgesprochen, was sie schon längst befürchtet hatte. Er wollte die Heart-Piratenbande auflösen.

„Robin!“

Zorros Stimme wurde härter.

„Wir sind nicht mehr alleine“, zischte er sie scharf an und zog Kitetsu und Shusui aus der Scheide.

„Wir bekommen Besuch.“
 

Unwillig löste Robin für einen kurzen Moment ihren Fokus auf den Innenhof und kehrte zu ihrem Mitstreiter zurück. Dieser stand kampfbereit vor ihr und starrte auf das Gelände vor sich.

Und tatsächlich. Einige Marinesoldaten stürmten auf sie zu. Doch irgendetwas war komisch an ihnen. Sie waren größer als gewöhnliche Soldaten. Und bärtiger. Und …
 

„Das sind Zoan-Nutzer“, jappste die Schwarzhaarige.

Zorro nickte.

„Das sehe ich“, brummte er und zog zusätzlich das Wado Ichimonji aus seiner Scheide.

„Warn die Anderen! Hier stimmt was nicht!“ Rief er ihr noch zu, ehe er sich ins Getümmel stürzte.
 

Hastig ergriff Robin die Teleschnecke, doch noch bevor sie sich an ihre Mitstreiter wenden konnte, kam ihr Sanji schon zuvor.
 

„Leute, das ist nicht die Marine!“ Brüllte der Smutje in das Kommunikationsgerät. Kampfgeräusche begleiteten seinen Funkspruch.

„Was du nicht sagst“, jappste nun auch die Navigatorin in die Teleschnecke.

„Das sind verdammte Zoan-Nutzer!“
 

„Eeeeeh, Leute, da steht was rosanes auf dem Innenhof!“ Krisch nun auch Lysop.

„Das ist … das ist ...“, stotterte er.
 

Robin sicherte sich kurz ab, dass der ehemalige Piratenjäger alles unter Kontrolle hatte und richtete geschwind ihren Fokus wieder auf den Innenhof der Basis. Und erstarrte.
 

„Nein“, keuchte sie.
 

„Doflamingo!!!“ Heulte der Kanonier nun recht panisch.
 

Das war nicht möglich! Wieso war er hier? Wie hatte er sich befreien können? Das war schlecht. Eine Katastrophe! Einen weiteren Kampf gegen dieses Monster würde Law nicht überleben!
 

„Geh!“ Schrie der Schwertkämpfer plötzlich und riss Robin wieder unsanft in die Realität zurück.

„Aber ...“, wollte sie widersprechen.

„Ich komme hier alleine zurecht!“ Schrie er weiter und blockte einen Angriff.

„Hilf Ruffy und Law!“
 

Aufgewühlt versicherte die Schwarzhaarige sich, dass ihr Mitstreiter auch wirklich eine Chance hatte – er schickte gerade mit einem mächtigen Schlag ein Rhinozeros zu Boden – und begab sich dann so schnell wie sie nur konnte auf den Weg Richtung Innenhof.
 

Angst kroch in ihr empor.

Angst um ihren Kapitän.

Angst um Law.

Sie hatten Doflamingo zwar schon einmal besiegt.

Aber zu welchem Preis?
 

Das durfte sie unter keinen Umständen noch einmal zulassen!
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Auf der gesamten Basis waren zum selben Zeitpunkt erhitzte Kämpfe ausgebrochen.
 

Jedes der Teams war gleichermaßen von einer Horde Zoan-Nutzer überrascht und angegriffen worden. Es stand außer Frage, dass sie die ganze Zeit bereits unter Beobachtung gestanden haben mussten.
 

Aber wer zum Teufel waren die Angreifer? Wo war die Marine?
 

Selbst die Sunny und Lysop wurden Ziel ihrer Angriffe.
 

Robin schaffte es einfach nicht, zu ihrem Kapitän und ihrem Liebhaber vorzudringen. Immer wieder strömten neue Gegner auf sie zu, griffen sie an und hielten sie auf. Es war zum Verzweifeln.
 

Auch hatte sie den Funkkontakt zu ihnen verloren. Ihre Sorge wuchs. Das konnte nichts gutes bedeuten.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

„Mingo“, knurrte Ruffy gefährlich.
 

Der Bedrohte lachte nur laut auf.
 

„Strohhut“, grinste er, „wie schade, dass du noch lebst.“
 

„Wieso bist du hier“, verlangte Trafalgar zu wissen.

„Strohhut-ya hat dich doch besiegt!“

„Besiegt? Fufufufu“, Doflamingo warf belustigt den Kopf in den Nacken.

„Diese kleine Made? MICH?“ Er lachte wieder diabolisch.

„Zugegebenermaßen – die Marine hat mich dank ihm für einen Moment festgehalten. Aber solche Lappalien können mich nicht aufhalten.“

Er schnippste mit den Fingern.

„Ich kenne halt die richtigen Leute...“

„Pass auf, wie du dich mir gegenüber verhältst“, brummte plötzlich eine fremde Stimme.

Zu Laws Entsetzen betrat eine weitere, brandgefährliche Person nun den Innenhof.

Entsetzt riss der Chirurg die Augen auf und keuchte erschrocken.

„Jack“, murmelte er zähneknirschend.

„Torao, wer ist das?“ Kam es verwundert vom Gummijungen.
 

Laws Verbündeter stand in Kampfposition beschützend vor seinem Allianz-Partner und versuchte wütend, beide Feinde gleichzeitig im Blick zu behalten.
 

„Das ist Jack“, erklärte Trafalgar düster, „er ist einer von drei ranghöchsten Untergebenen und einer der engsten Vertrauten Kaidous.“

„Verstehe“, nickte Ruffy und richtete seinen Fokus wieder auf das Geschehen vor sich.
 

„Mein Freund Jack hier war so freundlich, mich aus meiner unangenehmen Situation zu befreien und hierher zu bringen. Seine Leute kümmern sich übrigens gerade um deine Crew, Strohhut“ Erzählte Trafalgars Erzfeind selbstgefällig.

„Weshalb sollte einer von Kaidous Leuten dir helfen“, griente Law, „nachdem du seine Fabrik verloren hast?“
 

Die Ader auf Doflamingos Stirn fing an, gefährlich zu pochen.
 

„Weil ich ihm versprochen habe, dass ich dich lästigen Wurm für deine Vergehen bestrafen und zerquetschen werde“, knirschte der einstige Himmelsdrachenmensch bedrohlich und baute sich vor ihm auf.
 

„Wage es ja nicht, Torao noch einmal anzufassen!“

Ruffy schob sich nun endgültig zwischen seinen Teamkameraden und Doflamingo. Ein entschlossener Ausdruck lag auf seinem Gesicht und ließ ihn erwachsener erscheinen, als er war.

„Ich lasse nicht zu, dass du ihm noch einmal weh tust!“

„Ist das so?“

Das süffisante Grinsen des blonden Mannes suchte den Blick von Kaidous Untergebenen, der bislang nur stillschweigend der Konversation gelauscht hatte. Er nickte grimmig.

„Nun dann“, höhnte Doflamingo, „musst du wohl erstmal an ihm vorbei!“
 

Unsichtbare Fäden schossen aus den Händen des Mannes und klebten sich an den Strohhutjungen. Zornig spürte er, wie sie ihn willenlos tanzen ließen wie eine Marionette und er sich auf den Geheiß seines Widersachers hin in die Luft erhob. Vor seinen Augen verwandelte sich Jack in ein gigantisches Wollhaarmammut, das ihn unter einem ohrenbetäubenden Trompetenstoß mit seinem monströsen Rüssel packte, umwickelte und gegen eine entfernte Felswand schmetterte.
 

Law konnte nur hilflos und zähneknirschend mit ansehen, wie der Fischmensch seinen Allianz-Partner anschließend verfolgte und in einen Kampf verwickelte. Er war jetzt auf sich alleine gestellt.
 

„Und nun“, lachte Doflamingo, „zu dir.“
 

War der Hochmut seines Erzrivalen Trafalgar schon früher ein Dorn im Auge gewesen, so war er nun fast unerträglich. Gleich eines eitlen Pfaus stolzierte der blonde Mann vor dem Kapitän der Heart-Piraten auf und ab, in dem Wissen, dass er dem ehemaligen Teufelskraftnutzer haushoch überlegen sein musste.
 

Aus dem Hintergrund drangen beleidigende Worte und Forderungen an Laws Ohr, die wütend dem Monster im rosaroten Federplüsch entgegen peitschten.

Seine Crew zwängte sich so weit sie konnten durch die Gitter ihrer Zelle hindurch und gifteten den Erzfeind ihres Kapitäns zornig und keifend an.
 

Verdammt, diese loyalen Idioten!
 

„Reizt ihn nicht“, zischte der Chirurg seinen Leuten zu. Doch es interessierte sie nicht.
 

„Fufufufu“, lachte Doflamingo.

„Immer noch treu, sehe ich? Obwohl euer Kapitän so schwach wie nie zuvor ist?“
 

Die protestierenden Laute forcierten.
 

„Lass sie da raus“, knurrte Law seinen Gegner wutentbrannt an.

„das hier geht nur dich und mich was an.“

„Ist das so?“

Die Augenbraue des Blondhaarigen wanderte belustigt nach oben.

„Das sehe ich nicht so“, widersprach er seinem Widersacher und grinste hämisch.

„Du hast mir meine Familie genommen … jetzt nehme ich dir deine!“
 

Angriffslustig stürmte Laws Widersacher nach vorne. Alarmiert riss Trafalgar sein Schwert hoch. Das würde er unter keinen Umständen zulassen!
 

„Tamaito!“
 

Law preschte verbissen in die Flugbahn von Donquixotes Fadengeschossen, die in rasender Geschwindigkeit auf seine wehrlose Crew zu stoben.
 

Erfolgreich wehrte er mit Kikoku das erste ab, das zweite, das dritte. Einen gepeinigten Schrei konnte er jedoch nicht unterdrücken, als sich das vierte und das fünfte tief in sein Fleisch bohrten und einen spitzen Schmerz durch seinen Körper jagten. Warmes Blut quoll aus seinen Wunden am Arm und an der Schulter. Verzweifelte Rufe seiner Leute drangen in sein Ohr, er hatte jedoch keine Zeit, darauf einzugehen, da sein Erzrivale plötzlich bedrohlich nah vor ihm stand und laut

„Athlete!“ brüllte.
 

In letzter Sekunde konnte Law den heran rauschenden Tritt kontern, der seinen Körper erzittern ließ und die alte Wunde an seinem rechten Arm so dermaßen in Mitleidenschaft zog, dass für einen Moment sämtliche Kraft aus ihm wich und er einknickte. Erbarmungslos schickte Doflamingo die aus seinen Fußspitzen sprießenden Fäden hinterher und zog tiefe Furchen über die Brust des Heartpiraten.
 

Keuchend wurde er gegen das Gitter der Zelle seiner Crew geschleudert, stöhnte laut auf, als das kalte Eisen sich in seinen Rücken bohrte und sank getroffen zu Boden.

Mit zusammengebissenen Zähnen rappelte er sich sogleich wieder auf und richtete die Spitze von Kikoku bedrohlich auf den Blondhaarigen. Sein Atem ging schnell und stoßweise.
 

„Ich warne dich ein letztes Mal“, zischte er gefährlich und spuckte ein wenig Blut auf den gepflasterten Boden, „lass meine Leute da raus.“

„Deine Leute?“ Lachte Doflamingo humorlos auf.

„Ich dachte, du wolltest deine Bande auflösen!“

„Noch bin ich ihr Kapitän“, Law ging in Angriffsposition, „und ich beschütze meine Mannschaft!“
 

Ganz gleich, ob er noch im Besitz seiner Teufelskräfte war oder nicht, Trafalgar war ebenso ein begnadeter Schwertkämpfer. Unzähligen Übungsstunden, teils auch gemeinsam mit Penguin oder Shachi, war zu verdanken, dass der Chirurg durchaus wusste, mit einem Schwert umzugehen. Gekonnt schwang er Donquixote die Schneide Kikokus entgegen und preschte auf seinen Widersacher vor.

Er musste ihn unbedingt von seiner Crew weg locken!
 

„Ist er nicht niedlich“, höhnte der Blonde.

„Dein Heroismus wird dir nur leider nichts nützen!“
 

Law verwickelte den ehemaligen Machthaber Dressrosas in einen erbitterten Schlagabtausch. Pausen- und erbarmungslos prallten sein Schwert und die Fäden des überheblichen Mannes aufeinander, trafen und verfehlten ihr Ziel, Blut spritzte, lief an den angespannten Körpern herab und vermischte sich mit dem Schweiß der beiden Kämpfer.

Laws Wunden, die er sich auf Dressrosa zugezogen hatte, und gerade damit begonnen hatten, wieder zu verheilen, wurden ob der ungewohnten Belastung wieder aufgerissen und schwächten ihn zusätzlich.

Verbissen parierte er Hieb um Hieb, teilte aus, wenn er eine Lücke in der Defensive seines Gegners erkannte und führte Doflamingo unbemerkt immer weiter von seiner Mannschaft fort.

Diese saß noch immer eingekerkert in ihrer Zelle und verfolgte, inzwischen verstummt, unter Bitten und Flehen angespannt den ungleichen Kampf. Sie konnten schlicht und ergreifend nichts unternehmen, um ihrem Kapitän beizustehen, dem man mit jedem Schlag mehr anmerkte, welchen Tribut der mittlerweile eingetretene Blutverlust forderte.

Dennoch kämpfte er unverändert wie eine Löwin um ihr Junges. Seine Sicht begann unter der körperlichen Anstrengung und dem Gemisch aus Blut und Schweiß, das sich wie ein dünner Ölfilm über seinen Körper gelegt hatte, langsam zu verschwimmen.
 

Er hatte nur zwei Chancen, wenn überhaupt, auf Erfolg. Auch in dieser ihm alles abfordernden Situation arbeitete sein scharfer Verstand ohne Unterlass und lotete neben den überlebenswichtigen Bewegungen und Attacken auch noch die Möglichkeiten eines Sieges aus.
 

Die eine Chance war sein Allianz-Partner. Sollte er Jack rechtzeitig zu Fall bringen und Law Donquixote lange genug hinhalten können, wäre der Strohhut ein wertvoller Mitstreiter im Gefecht gegen den Blondhaarigen. Doch ebenso wie der Gummijunge war Jack ein starker, ernst zu nehmender Gegner. Der Kampf gegen ihn könnte sich über Stunden hinziehen. So lange würde der Chirurg nie im Leben durchhalten.
 

Die zweite Chance … würde Law vermutlich mehr als nur seine Teufelskräfte kosten.
 

„Fullbright!“ Schrie Doflamingo.

Trafalgar war zu unachtsam geworden.
 

Fünf messerscharfe Fadenstränge durchbohrten Laws Körper, trieben ihm die Luft aus den Lungen und entlockten seiner Kehle einen erstickten Schrei. Schwer atmend stürzte er zu Boden und hörte den viel zu lauten Schlag seines Herzen in seinen Ohren dröhnen, das verzweifelt versuchte, den letzten, kläglichen Rest seines Blutes durch seine Arterien und Venen zu pumpen. Der Chirurg rang qualvoll nach Luft. Doflamingos Angriff musste wohl einen seiner Lungenflügel getroffen haben.
 

Trotz der Schwere seiner Verletzungen zeigte der ehemalige Machthaber Dressrosas kein Erbarmen.

Ohne seinem Kontrahenten eine Pause zu gönnen, richtete er mit einem abartig boshaften Grinsen seine Finger auf die Gefängniszelle von Laws Mannschaft.
 

„Das war's dann wohl“, höhnte er herablassend.

„Tamaito!“
 

Unter Schmerzen und laut keuchend stemmte sich der Kapitän der Heart-Piraten ein letztes Mal nach oben, um mit seinem geschundenen Körper die todbringenden Geschosse, die auf seine Crew zurasten, aufzuhalten. Schuss um Schuss traf sein Ziel, drängte ihn Schritt um Schritt zurück und zwängte ihn schließlich in die Knie. Er konnte einfach nicht mehr. Er war am Ende.
 

Halb benommen registrierte er, wie Doflamingo auf ihn zukam und ihn am Kragen packte. Seine Crew tobte. Kräftige Finger schlossen sich um seine Kehle.
 

Trafalgar starrte nun Angesicht zu Angesicht in die verdunkelte Sonnenbrille des noch wesentlich fitteren Mannes. Obgleich man die Iriden des Hünen nicht sehen konnte, strahlte der Ausdruck in seinem Gesicht einen todbringenden Wahnsinn aus, der, gemischt mit seinem diabolischen Grinsen und dem auf seiner Haut haftenden Blut, den selbst noch hartgesottensten Mann einen kalten Schauer und blanke Furcht über den Rücken jagen konnte.
 

„Na, geben wir auf?“ Verspottete der Mann ihn.

„Nein“, jappste Law, „du?“

Ein schallendes Lachen entwich der Kehle des einstigen Himmelsdrachen. So laut und boshaft, wie er es nur lachen konnte.

„Hochmut kommt stets vor dem Fall“, höhnte Trafalgar schwach und ehe Donquixote hämisch oder überhaupt darauf eingehen konnte, spürte er, wie etwas feines, spitzes sich in seinen Hals bohrte.
 

Die zweite Chance hatte sich Law aufgetan.

Er hatte Doflamingo da, wo er ihn haben wollte.
 

„Was zum“, keuchte der Blonde irritiert. Ein Anflug von Unglaube und Panik schlich sich in sein Bewusstsein, als er spürte, wie seine Zunge schwerer wurde. Wie sein Körper begann, ihm den Dienst zu verweigern. Wie seine Arme schwer wurden.
 

„Was – hast – du ...“, stotterte Doflamingo.

„Was ich vor habe?“
 

Trafalgar ließ kraftlos die leere Ampulle von Chopper fallen. In seiner Siegessicherheit war Laws Erzfeind zu unachtsam geworden und ihm war in seinem Wahn entgangen, wie sein schon fast tot geglaubtes Opfer aus seinen Taschen das kleine Etui mit dem Medikament gezogen und es ihm verabreicht hatte. Der kleine Arzt hatte Recht gehabt. Das Zeug wirkte wirklich verdammt schnell.
 

Einen Augenblick beobachtete der Chirurg noch fasziniert, wie die vom Rentier prophezeite Lähmung Besitz vom Körper seines Nemesis ergriff.
 

„Dich vernichten“, schmetterte Law schließlich seinem Feind entgegen.

„Und Cora-san endgültig rächen und meine Crew vor dir retten. Das habe ich vor!“
 

Unter Aufbringung seiner letzten Kräfte schleuderte er den Schlüsselbund in Richtung der Zellen, in der Hoffnung, dass er nah genug an das Gefängnis heran fliegen würde, und lehnte sich schwerfällig vornüber.
 

„Mag sein, dass ich hier heute sterbe“, keuchte er unter Schmerzen, „aber dich werde ich dabei mit in den Tod reißen!“
 

Und dann kippte Doflamingos paralysierter Körper nach hinten um.
 

Trafalgar hatte ihn während des Kampfes unbemerkt immer näher an die Klippe getrieben und so war es ihm trotz seiner körperlichen Verfassung ein leichtes, den massiven Körper über den Rand der Insel zu stoßen.
 

Doch ihm fehlten schlichtwegs die Kräfte, sich aus Donquixotes Griff zu befreien.
 

Arm in Arm stürzten beide Kontrahenten in die Tiefe, immer schneller auf die tosenden, an den Felsen der Küste zerschellenden Wellen zu.

Eiskaltes Wasser empfing Law und trieb ihm abermals die Luft aus den Lungen. Sein Körper erstarrte augenblicklich. Er konnte sich nicht mehr bewegen.
 

Doflamingos entsetztes, versteinertes Gesicht starrte ihn direkt an, brannte sich in seine Netzhaut ein. Und dann begann seine Sicht, langsam zu verschwimmen. Er merkte, wie seine Lungen brannten. Nach Luft schrien. Wie die Strömungen sie erbarmungslos herum rissen. Das Salzwasser in seinen Wunden brannte.
 

Er würde hier sterben.
 

Aber das war in Ordnung.
 

Doflamingo war endgültig besiegt. Er würde nie wieder jemanden Leid zufügen können. Der Kapitän der vernichteten Donquixote-Piratenbande würde mit ihm sterben. In den eisigen Tiefen des Meeres.
 

Cora-san war endgültig gerächt. Durch Laws eigene Hand.
 

Und seine Crew war in Sicherheit.

Der Strohhut würde den Rest für ihn erledigen.
 

Robin würde es verstehen. Verstehen müssen. Gerne hätte er nochmal in ihr Gesicht geblickt. Ihr alles erklärt. Sie geküsst. Aber ja. Sie würde es verstehen. Sie war klug. Sie würde es verstehen.
 

Seine Gedanken begannen, im Todeskampf wegzudriften.
 

Robin lächelte ihn vor seinem inneren Auge noch einmal ein letztes Mal an. Und Corazon.
 

Und dann wurden Trafalgars und Doflamingos Körper, dicht an dicht, von der Schwärze des Ozeans verschlungen.

Und es wurde dunkel um ihn herum.
 

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Lebensziel

Sooo, meine geneigten Leser,
 

ich präsentiere das nächste, leider aber auch letzte Kapitel dieser FF!
 

Vielen herzlichen Dank für eure lieben Kommentare und Favoriteneinträge!
 

Ich hoffe, ihr hattet genauso viel Spaß mit dieser Geschichte, wie ich.
 

Ihr würdet mir eine kleine Freude machen, wenn ihr vielleicht ganz kurz, gerne auch über Privatnachricht, berichten könntet, was ihr besonders gut/schlecht fandet, was euer Lieblingskapitel/-charakter/-stelle war oder ähnliches. Ich möchte meine schreiberischen Fähigkeiten stetig erweitern und wachse an jeder Kritik, die ihr mir geben könnt :)
 

Und nun - auf zum Finale!
 


 

******Lebensziel*******
 

Hände.

Da waren Hände.

Was machten die Hände?

Sie griffen nach ihm.

Arme umschlossen seinen Körper.

Zerrten an ihm.

Es schmerzte.

Es schmerzte so sehr.

Und doch fühlte sich alles so dumpf an.

So taub.

Und leblos.

Er war müde.

So müde.

Warum konnten sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen?

Er wollte schlafen.

Einfach nur schlafen.

Sie ließen ihn einfach nicht in Ruhe!

Sein Körper bewegte sich.

Es wurde heller.

Es wurde wärmer.

Law versuchte, zu blinzeln.

Salzwasser brannte in seinen Augen.

Ein Plätschern.

Wind.

Wind?

Was war das?

Luft!

Da war Luft!
 

Für den Bruchteil einer Sekunde war sein Verstand wieder hellwach. Gierig zog er den Sauerstoff ein. Den süßen, langersehnten Sauerstoff. Er jappste. Hustete. Spuckte Blut. Und atmete noch einmal tief ein. Er zitterte. Stimmen drangen an sein Ohr. Er kannte sie. Sie waren panisch. Laut. Energisch.
 

Law konnte die Augen nicht öffnen.

Er war doch so müde.

So unendlich müde.
 

Die Stimmen schrien wieder irgendwas.

Andere Stimmen antworteten.

Hektische Bewegungen zerrten an ihm.

Die Stimmen schrien wieder.

Wieder Zerren.

Es schmerzte.

Er wimmerte leicht.

Wieder die Stimmen.

Das schien ewig zu gehen.

Das Wasser war doch so kalt.

Und er so müde.

Besorgte, dann erfreute Schreie.

Irgendwas drückte sich gegen seine Brust, umschlung ihn.

Ihm wurde schwindelig, als sich sein Körper plötzlich pfeilschnell aus dem eisigen Wasser erhob und nach oben schnellte.

Schmerz fuhr durch seinen Körper, als er auf etwas weichem landete. Es war warm. Und flauschig.
 

Er wurde sanft auf dem harten Boden abgelegt.

Sein Kopf fiel kraftlos zur Seite.

Irgendjemand tätschelte ihn auf die Wange.

Erst vorsichtig, dann fester.

Verdammt, warum konnten sie ihn denn nicht einfach in Ruhe lassen!

„Käpt'n, Käpt'n!“ Drang in sein Ohr.

Er atmete schwer.

„Käpt'n! Käpt'n!“ Rief erneut eine Stimme nach ihm.

Schwach und missmutig öffnete er schließlich die Augen.

Verschwommene, schemenhafte Gesichter blickten ihn an. Er blinzelte angestrengt. Er kannte die Gesichter. Sie schienen besorgt.
 

Bepo. Penguin. Ruffy.
 

„Käääääpt'nnnn!“ Heulte der Eisbär erleichtert.

„Es tut mir so leid!!!“

Eine Jubelwelle aus den hinteren Rängen überfuhr den geschwächten Chirurgen regelrecht. Immer mehr Gesichter tauchten in seinem noch stark eingeschränkten Sichtfeld auf. Es waren seine Leute. Seine Freunde.

„W...“, setzte Trafalgar schwach an. Und hustete noch einmal. Ein Schwall Wasser schoss seine Kehle empor und vermischte sich mit einem metallischen Blutgeschmack.

„Was ... ist passiert?“ Röchelte er schließlich mit kratziger Stimme.

„Shishishi“, lachte ihn der Gummibengel an.

„Als ich hier angekommen bin, standen deine Freunde alle panisch an der Klippe da. Ich bin dann zu ihnen rüber und dann habe ich den Typen da“, Ruffy deutete auf Penguin, „unten im Wasser gesehen. Er hat versucht, dich aus dem Wasser zu kriegen. Scheinbar schon seit einer halben Ewigkeit. Ich hab euch hochgezogen.“ Grinste er.

„Und dann seid ihr auf mir gelandet. Entschuldigung.“ Fügte Bepo hinzu.

„Du siehst schlimm aus. Ich bring dich zu Chopper!“

„Wa – Warte ...“

Ruffy spürte, wie sich Laws Hand schwach um seinen Arm legte. Verwundert hielt er in seinem Vorhaben, seinen schwerverletzten Verbünden aufzuheben, inne.

„Geht … geht es allen gut?“ Keuchte der Chirurg und legte seinem neben ihm knieenden Vizen fragend die andere Hand auf die behaarte Wange. Dieser nickte eifrig.

„Ja! Ja!“ Bestätigte der Mink.

Trafalgar atmete erleichtert auf. Anscheinend hatte er den Schlüssel nahe genug an die Zelle geschmissen, dass sie ihn sich greifen und sich befreien konnten. Geschwächt ließ er seine Hand wieder hinunterfallen. Sie hinterließ eine rote Spur auf dem schneeweißen Pelz des Eisbären.

„Wir sind alle wohlauf. Dank dem Käpt'n!“

„Dank dem Käpt'n!“ Stimmten die restlichen Crewmitglieder ein.

„Nennt mich … bitte … nicht mehr so ...“, presste der Lobgepriesene hervor.

„... ich hab euch … doch schon gesagt … dass das hier jetzt ein Ende hat ...“

„Bei allem notwendigen Respekt, Käpt'n, wir haben deinem Befehl nie zugestimmt“, ergriff Penguin das Wort.

Die anderen nickten bestätigend.

„Aber ...“, setzte Law zum Protest an. Für ihn völlig ungewohnt fiel Penguin ihm ins Wort.

„Kein Aber“, protestierte er, „du hast gesagt, du könntest uns nicht mehr beschützen. Du wärst nicht mehr würdig. Warum? Weil du deine Teufelskräfte verloren hast?“ Der Mann mit der Mütze lachte kurz belustigt auf.

„Na und? Du hast gerade im Alleingang Doflamingo besiegt. Ohne deine Kräfte. Hast uns gerettet. Dich für uns geopfert. Deine Crew. Ohne deine Kräfte. Wenn das kein würdiger Käpt'n ist … dann weiß ich auch nicht.“
 

Law war sprachlos. Und das geschah weiß Gott nicht oft. Er konnte nicht widersprechen. Ihm fiel schlicht nichts ein.

Eine Welle der Gefühle schwappte plötzlich wieder in seinem innersten empor. Er verfluchte aufs Neue das Gespräch, das er mit Senghok geführt hatte und irgendwas in ihm losgetreten hatte.

Gefühle. So etwas lästiges!

Aber sie waren da. Wurden stärker. Er war gerührt. Er, der Chirurg des Todes, war gerührt. Von der Loyalität seiner Crew. Von Penguins Worten.
 

Und etwas anderes stieg in ihm empor. Er war einfach zu geschwächt, um dagegen ankämpfen zu können. Ja, vielleicht wollte er es ja gar nicht. Vielleicht war es ja in Ordnung. Vielleicht war es tatsächlich in Ordnung, vor lauter Rührung zu weinen. Das jedenfalls versuchte er sich einzureden, als die salzigen Tränen sich ihren Weg aus seinen Tränendrüsen zu seinen Augäpfeln bahnten und langsam sein zerkratztes Gesicht hinunter flossen.
 

So vieles war passiert. Hatte sich verändert. Hatte ihn verändert. Vielleicht war er auch einfach nur vom Blutverlust so dermaßen ins Delirium geballert worden, dass sein Körper völlig atypisch für ihn reagierte.
 

Aber in den Gesichtern seiner Crew konnte er keine Häme, Belustigung oder ähnliche diskriminierende Züge als Reaktion auf seine ungewohnte Gefühlsregung ablesen. Nur Milde. Freude. Zuneigung. Hoffnung. Anscheinend war es wirklich in Ordnung.
 

„Ihr ...“

Trotz allem noch immer beschämt legte er seine Hand auf sein Gesicht und versuchte, Augen und Nase zu verdecken.
 

„Es tut mir so leid“, entwich es schließlich seinem Mund. Seine Stimme war seltsam belegt.

„ich bin mein halbes Leben stur meinem Lebensziel, Cora-san zu rächen, nachgerannt. Ohne dabei an euch zu denken!“ Sein Körper zitterte.
 

„Und dabei sollte mein Ziel es doch sein... euch zu beschützen. Euch zu führen. Euer Kapitän zu sein“
 

Schon bereits von seiner eigenen, ungewohnten Emotionalität überfordert, gab ihm die darauf folgende emotionale Reaktion seiner Crew den Rest.
 

Sie heulten, schrien, schnieften seinen Namen, Bepo, Penguin und Shachi warfen sich auf ihn, brabbelten ihn mit unverständlichen Liebesgeständnissen voll und wichen erschrocken und beschämt zurück, als Law unter ihrem Körpergewicht schmerzvoll auf ächzte.
 

Ruffy stand indes mit vor der Brust verschränkten Armen breit grinsend und im höchsten Maße zufrieden mit dieser Entwicklung neben dem herzlichen Wiedervereinigungsszenario der Heart-Piratenbande. Es war nichts neues, dass der manchmal doch so unreif wirkende Gummijunge menschliches Potential schon sehr früh erkennen konnte. Und auch das Potential in Law hatte er bereits sehr früh erkannt. Anderenfalls wäre er die Allianz mit dem Chirurgen nie eingegangen.
 

Manche Dinge brauchten eben einfach nur Zeit, um sich vollends entwickeln zu können.
 

In diesem Moment erreichte die Archäologin auch endlich den Innenhof.

Erfolgreich hatte sie sich ihren Weg durch die auf sie zuströmenden Zoan-Nutzer von Jacks Bande bahnen und sich den Weg zu dem aktuellen Geschehen freikämpfen können.
 

Als sie den blutüberströmten Körper des Chirurgen auf dem gepflasterten Boden erblickte, erstarrte sie jedoch.
 

Verlustängste, die sie das letzte Mal als Kind erleben musste, schossen jäh in ihr empor. Nein. Nicht Law. Er durfte den Kampf gegen seinen Erzfeind einfach nicht verloren haben. Das konnte nicht sein. Nicht er. Nicht jetzt. Wo Robin doch langsam, schleichend angefangen hatte, Hoffnung zu versprüren. Hoffnung, wieder lieben zu können.
 

War sie zu spät?
 

Nein.

Nein, war sie nicht.

Sonst würden seine Crew und ihr Kapitän nicht so freudestrahlend und erleichtert um ihn herum stehen.
 

Als Ruffy seine Mitstreiterin erblickte, winkte er sie euphorisch zu sich herüber. Unsicher folgte sie seinem Ruf.

„Geh zu ihm“, schlug ihr Kapitän ihr vor.

Sie nickte.
 

Trafalgar, der noch immer von seiner überglücklichen Crew belagert wurde, spürte plötzlich, wie sich eine Hand auf seine blutige Wange legte. Müde versuchte er den Blick auf das Gesicht zu fokussieren, das plötzlich vor ihm auftauchte.
 

Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer, als er Robin vor sich erkannte.
 

„Dir … dir geht’s gut“, murmelte er leise.

Sie nickte.

„Das ist gut ...“ brachte er schwach hervor.

Die Archäologin spürte, wie sein Kopf zur Seite, in ihre Handfläche, kippte.

„Das ist gut ...“, entwich es ihm noch einmal kaum hörbar.

Beruhigt und erschöpft gab er auf, länger gegen die in ihm aufsteigende Schwere zu kämpfen. Müde gab er sich der Schwärze hin, die mit seinem Bewusstsein auch seine Schmerzen mit sich nahm.
 

Er hatte es geschafft.

Es war vorbei.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Einige Wochen waren inzwischen seit den Vorkommnissen auf Mercy Island vergangen.
 

Law erfuhr später, dass die eigentlich ursprünglich auf der Basis stationierten Marinesoldaten allesamt von Jacks Crew einkassiert und auf den Schiffen eingesperrt worden waren. Auch Kranich und ihre Besatzung, die zuvor von Jack, der sich Doflamingo hatte schnappen wollen, überfallen worden waren, hatten wohl das selbe Schicksal erlitten. Donquixote war es gelungen, den Fischmenschen dazu zu überreden, ihn bei seinem Rachefeldzug zu unterstützen. Jack selbst wurde während ihres Befreiungsversuches, ähnlich wie Doflamingo von Law, von Ruffy mit einem gezielten Schlag ins Meer befördert und der eisigen See überlassen. Zwar konnte er den Fischmenschen damit nicht vollends besiegen, da dieser nach wie vor unter Wasser atmen und so auf seine Rettung warten konnte, jedoch war das in dem Moment egal gewesen. Die Rettung von Laws Crew ging vor. Auch war es den Mitstreitern vom Strohhut gelungen, die Bande von Kaidous Untergebenen restlos zu besiegen.
 

Eilig hatte Ruffy daraufhin seinen Verbündeten zurück auf die Thousand Sunny und zu seinem Schiffsarzt gebracht.

Chopper hatte an dem Chirurg des Todes mal wieder wahre Wunder vollbracht, nachdem er dank Doflamingo erneut blutüberströmt auf seinem OP-Tisch gelandet war.

Die Genesung des Mannes schritt seitdem langsam, jedoch stetig voran. So konnten sie bereits wenige Tage nach dem finalen Sieg über Doflamingo zu ihrem eigentlichen Ziel, Zou, weiter reisen.
 

Law hatte sich jedoch während des ganzen Abenteuers, auch auf Anraten seines behandelnden Arztes hin, bedeckt im Hintergrund gehalten und wurde auf Schritt und Tritt von seiner Crew beschattet und umsorgt, was immer wieder zu belustigten Kommentaren der Strohhut-Bande führte. Die Heart-Piraten behandelten ihren Kapitän seit ihrer Wiedervereinigung wie ein rohes Ei, was den Chirurgen regelmäßig zur Weißglut trieb.
 

Auch erschwerte die Fürsorge seiner Mannschaft seine anfangs noch im Geheimen gehaltenen Treffen mit der Archäologin, weshalb er letzten Endes zähneknirschend das mit ihnen beiden offiziell machte, um wenigstens mal ungestört Zeit mit Robin verbringen zu können. Zwar hatten weder er noch sie sich vorher wirklich Gedanken darüber gemacht oder gar darüber ausgesprochen, was das mit ihnen denn nun eigentlich jetzt war, aber das störte sie um ehrlich zu sein beide nicht sonderlich. So hatte Law schließlich mit den schlichten Worten „Sie und ich – wir haben da was und würden jetzt gerne endlich mal Zeit alleine verbringen“ seine Crew versucht auf Abstand zu halten. Mit den prompt darauf folgenden, durchwegs positiven Resonanzen auf diese Offenbarung hatte er nicht gerechnet, so hatte er doch erwartet, dass viele von ihnen diese Liaison nicht gutheißen würden.
 

Ruffy hatte beide, sowohl seinen Allianz-Partner als auch seine Archäologin, mit einem fetten Grinsen lachend in eine Umarmung gezogen, Zorro klopfte ihm anerkennend auf die Schulter, Chopper tanzte glückselig um sie herum, Nami schien es sowieso schon zu wissen und auch sonst gratulierte man ihnen und freute sich für sie. Einzig und allein der Smutje schien ein wenig geknickt über diese Entwicklung, so hatte er doch eines „seiner“ Mädchen an einen anderen Piraten-Kapitän verloren.
 

Gerade eben kam Trafalgar von seinem vermutlich letztem Check-up durch den Schiffsarzt der Strohhüte, der ihm zufrieden die vollständige Genesung seiner Verletzungen attestierte, und stand auf dem Heck der Polar Tang. In seinen Armen hielt er die Archäologin der Strohhüte und hatte sein Kinn auf ihrem Kopf abgelegt. Ein wenig verträumt blickte er auf den strahlend roten Sonnenuntergang und konnte selbst kaum glauben, dass er sich in solch einem für seinen Geschmack viel zu kitschigem, romantischen Szenario wiederfand.
 

„Wir werden das nicht ewig machen können“, stellte er nüchtern fest.
 

Es hatte sich so einiges für ihn geändert. Der enge Kontakt mit den Strohhüten und die Ereignisse der letzten Wochen hatten ihre Spuren an dem Mann hinterlassen. Law hatte gelernt, dass es in Ordnung war, hin und wieder Schwäche oder Gefühle zu zeigen. Dass es in Ordnung war, jemanden an sich heran zu lassen. Freundschaften zu schließen und zuzulassen. Und dass Freundschaft bedeutete, für einander da zu sein. Ganz gleich, wobei. Und dass man Freunde an Ecken finden konnte, an denen man keine erwartet hätte.
 

Der Chirurg würde nie jemand werden, der so offen mit Gefühlen und Glückseligkeit um sich schmiss wie sein Allianz-Partner und ebenso wenig so viel Milde und Freundlichkeit walten lassen wie das Rentier, aber er hatte begonnen, ein paar wenigen Auserwählten seine weiche, verletzliche Seite hin und wieder zu offenbaren. Seinen toughen, harten und direkten Charakter hatte er zwar behalten, jedoch zeigte er ihn nicht mehr gegenüber jedem in gleicher Intensität.
 

„Ich weiß“, lächelte Robin traurig.
 

Beiden war bewusst, dass sich ihre Wege spätestens nach dem Kampf gegen Kaidou wieder trennen würden. Die Archäologin fühlte sich nach wie vor zur Loyalität gegenüber ihrem Kapitän verpflichtet, ebenso wie der Chirurg der gegenüber seiner eigenen Crew.
 

„Aber lass es uns genießen, so lange es gut ist.“
 

Anstatt zu antworten, küsste Law die Frau vor sich auf ihr weiches, schwarzes Haar und legte sein Kinn auf ihrer Schulter ab. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen. Sie duftete nach Kirschblüten.
 

„Vermisst du sie eigentlich?“ Riss sie ihn aus seinen Gedanken.

Er blinzelte.

„Wen?“ Fragte er irritiert.

„Deine Teufelskräfte.“
 

Überrascht löste er eine Hand von ihrer Hüfte und starrte diese einen Augenblick lang nachdenklich an. Er hatte tatsächlich schon eine Weile nicht mehr darüber nachgedacht. Früher hatte er seine Kräfte normalerweise nur dann verwendet, wenn es wirklich nötig war. Es konnten deswegen schon einmal ein paar Tage vergehen, ohne dass er sie genutzt hätte. Aber so lange wie jetzt hatte er sie seit Erlangen seiner Fähigkeiten tatsächlich noch nie nicht benutzt.
 

„Ein wenig“, sagte er schließlich.

„Aber vielleicht ist es besser so, wie es ist.“

„Wieso?“

Trafalgar seufzte auf. Er klang nachdenklich.

„Cora-san hat mir die Operationsfrucht nicht besorgt, damit ich ihre Kräfte erlange. Sondern, um mich zu heilen.“ Erklärte er.

„Dass ich zugleich die Fähigkeiten der Teufelsfrucht erlangt habe, war ein netter Nebeneffekt.“

Er spürte, wie Robin gedankenverloren begann, mit seiner noch immer nach vorne ausgestreckten Hand zu spielen.

„Die Frucht hat mich körperlich geheilt. Jetzt, wo ich Cora-san endlich gerächt habe“, Law lächelte ein wenig, „und ihr mir geholfen habt, ist auch endlich mein Geist geheilt. Vielleicht brauche ich die Teufelskräfte nun einfach nicht mehr.“

Die Archäologin ließ seine Hand los.

„Aber Cora-san wäre auch nicht böse, wenn du sie noch hättest.“

Sie drehte sich zu ihm um und lächelte ihn sanft an.

„Als du mit Doflamingo ins Wasser gestürzt bist … da konntest du dich nicht mehr bewegen, richtig?“

Law nickte.

„Das würde doch eigentlich bedeuten, dass du noch ein Teufelskraftnutzer bist.“

„Womöglich“, bestätigte er sachlich.

„Womöglich war mein Körper aber auch vom Kampf und dem eiskalten Wasser zu erschöpft.“

„Bist du denn nicht neugierig?“
 

Ja, war er das denn nicht?
 

Der Chirurg hatte ähnliche Gedankengänge bereits schon einmal gehegt. Kurz nach dem Kampf gegen seinen Erzrivalen sogar. Hoffnung war damals in ihm aufgekeimt. Jedoch hatte er sich, angesichts seiner schweren Verletzungen, dazu entschlossen, keinen vorschnellen Versuch zu wagen und wollte im Laufe seiner Genesung schließlich sein Glück versuchen. Tage verstrichen, seine Wunden begannen unter der fachkundigen Hand Choppers langsam zu heilen und er fühlte, wie sein Körper wieder zu Kräften kam. Doch je stärker er sich fühlte, desto größer wuchs die Angst in ihm, dass er den Versuch wagen und enttäuscht werden würde. So hatte er es Tag um Tag auf Morgen verschoben und anscheinend irgendwann ganz aufgegeben.
 

Doch was hatte er jetzt eigentlich noch zu verlieren?
 

Er war wieder gesund.

Er war frei.

Er hatte Corazon gerächt.

Er hatte einen Allianz-Partner. Dessen Crew. Nico Robin. Seine eigene Crew.
 

Und sie alle standen hinter ihm, ganz gleich, ob er seine Teufelskräfte hatte oder nicht.
 

Also, was hatte er noch zu verlieren?
 

Noch leicht zögerlich streckte er seine Hand nach vorne aus. Seine Handfläche zeigte nach unten.
 

Er spürte, wie Robin zärtlich nach seiner anderen Hand griff und aufmunternd zudrückte.
 

„Room“, befahl er leise.
 

Und dann wartete er gespannt, was geschehen würde.
 

*****************ENDE*****************
 

In dem Sinne - macht's gut ihr Lieben, vielleicht sieht man sich bei meiner nächsten FF ja wieder :) Die übrigens bereits munter in Arbeit ist :D



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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Von:  Maggy_24
2020-08-09T22:45:14+00:00 10.08.2020 00:45
Eine wirklich schöne Ff :)
Besonders gut fand ich die Heart-Piraten beschrieben, so aufgeweckt, voller Emotionen und chaotisch wie man sie aus dem Anime kennt. 💪💪💪Auch Ruffys erwachsene Seite, die ja oftmals kürzer zu Tage tritt, hast du gut getroffen und eingefangen. Ich bin ja ein Fan von Happy Ende deshalb das Pairing war schon echt guuuuut 😘😘😘😘
Der Akt um Doflamingo und Dressrosa ist so vielfältig und bietet tolles Potential für alternative Enden, der ehemalige Himmelsmensch gibt auch einen perfekten Bösewicht ab. Gerne lese ich mehr von dir, dein Stil war leicht zu lesen und fesselnd. Liebe Grüße Maggy
Antwort von:  _kuromoko-chan_
12.08.2020 13:02
Hallo Maggy,

Herzlich Willkommen zu meiner FF und vielen lieben Dank für dein Feedback :)

Es freut mich, dass dir meine FF gefallen hat 😊 und dass ich die Crew gut getroffen habe :) und ja, ich bin auch ein riesen Fan von Happy Ende, ohne geht einfach nicht. Darauf käme ich nicht klar 😂

Meine nächste FF ist schon in Arbeit, ich werde ihn Kürze wahrscheinlich das erste Kapitel hoch laden :) ich würde mich freuen, wenn ich dich dort auch als Leser begrüßen könnte 🥰

LG _kuromoko-chan_
Von:  Kathili
2020-08-05T19:59:07+00:00 05.08.2020 21:59
Waaaaaaaaaaaas?

Ok, mein erster Gedanke ist/war: "Neeeeein, das darf nicht sein!"... Aber ich denke bzw. hoffe wirklich seeeeehr, dass irgendwer Law aus dem Wasser fischt! ... Oder? ... oder? ... ODER????????? 😓

Das gute ist, dass ich nicht lange auf ein neues Kapitel warten muss, so flott wie du bist 😍

Bin super gespannt, wie es weiter geht 😊

Lg 💜
Antwort von:  _kuromoko-chan_
08.08.2020 21:43
Sooooo, jetzt habe ich dich lange genug auf die Folter gespannt ...

Viel Spaß mit dem letzten Kapitel!

LG <3
Von:  Kathili
2020-08-01T08:52:22+00:00 01.08.2020 10:52
Wieder ein sehr tolles Kapitel 😊

Anspruchsvoll und wirklich genau auf den Punkt rübergebracht. Ich finde es immer anstrengend, wenn ein Adult-Kapitel überladen ist. Dies ist hier nicht der Fall, so dass ich die "Szene" sehr gelungen finde!

Auch Zorro bringst du sehr gut rüber. Ich musste echt grinsen, als er Robin auf ihr "Vergnügen" angesprochen hat. Ich konnte es mir bildlich vorstellen! 😊

Ich finde es übrigens super, dass du so schnell so tolle Kapitel hochlädst. Weiter so

Lg Kathili 💜
Antwort von:  _kuromoko-chan_
02.08.2020 22:02
Hallo Kathili,

vielen lieben Dank mal wieder für deinen Kommi!

Schön, dass ich deinen Geschmack getroffen habe :) Ich hoffe, das tue ich mit dem nächsten Kapitel auch ... ich bin schon sehr gespannt, ob ich es da dann nicht doch überspannt habe :D

Hihi, Zorro ist ehrlich gesagt auch einer meiner Favoriten. Der kleine Brummbär <3

Ich hab dir gleich mal ein neues Kapitel dagelassen!

LG _kuromoko-chan_ <3
Von:  Kathili
2020-07-30T10:42:51+00:00 30.07.2020 12:42
Hallöchen!

So, jetzt muss ich auch mal meinen Senf dazu geben 😊 Bisher war ich nur stiller Mitleserin, aber nun muss ich mal einen Kommi da lassen. Es wäre schließlich unfair, eine so tolle FF unkommentiert zu lassen.

Obwohl ich kein Fan dieses Pairs bin, hat mich deine Story echt irgendwie gefesselt. Du hast einen tollen Schreibstil und es macht Spaß, zu lesen, da es alles in allem stimmig und flüssig ist!

Schade, dass so wenig deine Geschichte zu würdigen wissen!

Aber Hut ab, dass du trotz des mauen Feedbacks trotzdem weiter machst und dich nicht beirren lässt.

Ich finde deine FF wirklich toll und freue mich auf weitere, spannende Kapitel!

Weiter so!

LG Kathili 💜
Antwort von:  _kuromoko-chan_
31.07.2020 19:21
Hallöle Kathili,

erstmal herzlich willkommen zu meiner FF! :)

Und vielen lieben Dank für deinen lieben Kommi, ich habe mich sehr gefreut!

So ein Lob hört ein Autor immer gerne *gg*, zumal ich die Kapitel idR mehrmals überarbeite, Wortdopplungen umformuliere und Acht drauf gebe, einen angenehmen Textfluss zu generieren. Um so schöner, dass ich es zu schaffen scheine! :)

Ich muss zugeben, dass ich Robin zwar mag, aber mehr auch nicht. Für mich passt sie einfach am Besten zu dem Charakter Trafalgar Law und so war es für mich das Naheliegendste, die Beiden zu pairen :)

Die Geschichte juckt mir schon länger unter den Fingernägeln, ich werde nach Fertigstellung eventuell auch noch einmal kurz erläutern, weshalb, und so ist es ein kleines Herzensprojekt von mir, zumal mir Schreiben auch unglaublich viel Spaß macht. Und wenn dann noch so ein lieber Kommigeber wie du daher kommt und sich über mein Geschriebenes freut, macht es mir umso mehr Spaß :)

Und so kann ich dir versprechen, dass du dich noch auf ein paar weitere Kapitel freuen darfst!

LG _kuromoko-chan_ <3
Von:  sama-chan
2020-07-12T17:55:31+00:00 12.07.2020 19:55
Oh wow... Also... Mit dem Cliffhänger hab ich echt nicht gerechnet! 😱 Irgendwie hoffe ich einfach, dass er wie in der Story seine Kräfte behält... Aber das macht ja auch irgendwie den Reiz an den FF aus. 😁

Und Zorro ist so ein Typ... Mit dem würde ich gern mal feiern gehen 😂

Freue mich schon aufs nächste Kapitel! ❤️
Antwort von:  _kuromoko-chan_
12.07.2020 21:13
hihi, ich liebe es, Cliffhanger einzubauen :D Und ich werde leider (noch) nicht verraten, ob er die Kräfte wieder bekommt ... B)

Oh ja. Mit Zorro würde ich auf jeden Fall mal feiern gehen. Time of my life xD

Das nächste Kapitel wird kommen <3
Von:  sama-chan
2020-07-12T08:13:47+00:00 12.07.2020 10:13
Ruffy ist so toll und so selbstlos 😍
Law hätte keinen besseren Allianz-Partner finden können.

Ich bin gespannt wie es weitergeht!
Antwort von:  _kuromoko-chan_
12.07.2020 18:48
ja, das ist er <3

Nein, Law hätte keinen besseren Partner finden können. Er ist ja ein schlaues Kerlchen, der hat sicher ja genau gewusst, auf wen er sich da einlässt (oder auch nicht *hüstel*)

Neues Kapitel ist jetzt online :)
Von:  sama-chan
2020-07-12T08:13:08+00:00 12.07.2020 10:13
Fujitora und Law... Da denke ich immer an Opa und Enkel. Das hätte so gut passen können! Und dann mit Cora zusammen ... Jetzt werde ich glatt etwas sentimental
Antwort von:  _kuromoko-chan_
12.07.2020 18:46
Du meinst Senghok, oder? :) ja, war tatsächlich auch die erste Assoziation, die mir da durch den Kopf geschossen ist ... vom Alter her dürfte es ja auch passen xD
Von:  sama-chan
2020-07-12T08:10:06+00:00 12.07.2020 10:10
Das ist ja so süß! Robin und Law - die gefühlskaltesten Personen aus One Piece - das kann ja nur passen. 😂
Und der Kommentar im Anschluss von Zorro - köstlich 😂
Antwort von:  _kuromoko-chan_
12.07.2020 18:46
Willkommen zu meiner ff und lieben Dank für deinen Kommi :)

Hahaha ja, für mich passen die Beiden einfach perfekt zusammen :D
Und Zorro muss immer überall seinen Senf dazu geben :'D


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