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Das Portal nach Mittelerde

Portalwelten
von

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Die Pflichten eines Prinzen

 

Mit einem zufriedenen Brummen, wischte sich Kili mit dem Ärmel über den Mund. Eine warme Mahlzeit nach einem langen Morgen war das Beste was er sich vorstellen konnte. Namara war der Meinung, dass sie mit der wenigen Abwechslung krank werden würden. Woraufhin er immer entgegnete, dass sie ja nicht immer dasselbe Fleisch verwendeten. Er erhob sich von seinem Schneidersitz und brachte seine Schüssel zu Bombur zurück, welche dieser dabei war einzusammeln. Allmählich wurde die zugegebenermassen schläfrig gewordene  Gruppe wieder munter. Thorin lehnte mit verschränkten Armen an einer Kiefer und rauchte. Vor ein paar Minuten hatte er den Befehl zum Weiterziehen gegeben und die Zwerge machten sich noch bereit. Kili lächelte ihm kurz zu und stapfte dann durch den Haufen an Zwergen zu seinem Bruder. „Na, bereit weiter zu ziehen?“, fragte er gut gelaunt.  Er gab ihm einen Klaps auf die Schulter und grinste spitzbübisch zu ihm hinunter. „Schätze schon…“, murrte dieser ungewöhnlich kühl. Kili zog besorgt die Brauen zusammen. „Was ist los?“ Der Blonde seufzte nur und kämpfte sich auf die Füsse, wo er dann begann seine Vorräte wieder zusammen zu packen. „Tu nicht so, als ob du es nicht wüsstest.“ Kili kniff die Augen zusammen und stand etwas ratlos da. Was ist dem denn über die Leber gelaufen? Fili warf ihm einen missbilligenden Blick zu. „Thorin löchert mich schon den ganzen Tag wegen deinen Spielchen.“, zischte er unruhig zwischen den Zähnen bevor, als befürchte er belauscht zu werden. Sein Blick zuckte kurz zum König. „Ich kann dich nicht ständig decken, wenn du nicht mal versuchst es zu verbergen!“ Empört verschränkte Kili die Arme. „Sag doch gleich, dass es um Namara geht.“- „Du benimmst dich zu auffällig, er schöpft Verdacht.“ Kilis Augen wanderten ebenfalls zu Thorin, der mit stechenden Augen über die Gruppe wachte. Er konnte es nicht rausgefunden haben…Kili war doch extra vorsichtig gewesen. „Du musst damit aufhören.“ Entgeistert starrte er seinen älteren Bruder an. Damit aufhören? Was soll das denn bitte heissen? Dachte er vielleicht, er könne seine Gefühle einfach mal eben abstellen? „Ich kann nicht einfach-“. Er verstummte abrupt, als Dwalin zu ihnen trat. „Wir brechen gleich auf.“, polterte er einigermassen freundlich. Die beiden Brüder nickten gehorchend. Als Kili sich umsah, bemerkte er, dass praktisch alle nun aufgestanden waren und ihre Sachen gepackt hatten. Auch Thorin schien nun definitiv weiterziehen zu wollen. Nur Namara und Bilbo waren noch beschäftigt, da sie sich bereiterklärt hatten das Geschirr zu waschen. Namara musste noch immer ein schlechtes Gewissen haben wegen dem entwischten Kaninchen… Fleissig rubbelte sie die hölzernen Schalen im nahen Fluss. Dabei fielen ihr die wilden Locken ins Gesicht, so dass er ihr Lächeln nur erahnen konnte. „Thorin will euch an seiner Seite haben“, riss Dwalins Stimme ihn aus dem Gedanken. Er kam gar nicht dazu zu antworten, denn der grimmige Zwerg war bereits weiter getrottet. Filis Kiefer verspannte sich. „Genau das meine ich! Selbst ein Blinder sieht das!“-„Sieht was?“, kam Thorins kühle Stimme von hinten. Er hatte sie schon eine Weile im Visier. Kili schluckte und traute sich gar nicht erst über seine Schulter zu blicken. „Nichts Besonderes.“, log er. Thorin hob die Augenbrauen und verschränkte langsam die Arme. Fili warf seinem Bruder noch einen warnenden Blick zu, ehe er an ihm vorbeiging, um sich zu den anderen zu begeben. Das war sein Gefecht, wenn es auch nur Worte waren. Kili machte Anstalten ihm zu folgen, wurde aber von Thorins ausgestreckter Hand zurückgehalten. Kili ahnte Schlimmes.  Er gab sein Bestes seinem Onkel nicht in die Augen zu sehen. „Denkst du vielleicht ich sei töricht?“, kam die befürchtete Frage. Er wusste es. Fili hatte mal wieder Recht behalten. Kili schüttelte vage den Kopf. „Dachtest du allen Ernstes, dass mir deine Schäkereien entgehen würden?“ Thorins stechender Blick bohrte sich in seinen Körper. Er glaubte den Stich beinahe spüren zu können. „Nein…ich…nein.“ Nervös leckte er sich über die Lippen. Er würde es gar nicht erst abstreiten.  Er hatte gewusst, dass er seinen Onkel hinterging. Trotzdem hatte er naiv gehofft, dass es klappen könnte. „Hatte ich dir nicht ausdrücklich befohlen dich von ihr fernzuhalten?“, seine Stimme wurde immer härter, so dass Kili sich beherrschen musste um nicht zusammen zu zucken. Dennoch wuchs in ihm den Drang sich und Namara zu verteidigen. Er wollte glauben, dass sie es zusammen schaffen konnten. „Doch, aber-“-„Schweig!“ Sofort zog der Jüngere den Kopf ein. „Ich meine mich klar genug ausgedrückt zu haben, wenn ich sagte, dass dein Übermut dich in den Ruin treiben wird! Dies hier ist kein Spiel. Wir könnten alle fehlschlagen und den Berg nie erreichen.“ Thorin machte eine Pause, um kurz durchzuatmen. Kili schwieg eisern. In solchen Momenten sagte man am besten gar nichts. „Ich habe deiner Mutter versprochen dich heil zurück nach Hause zu bringen, Kili. Und das werde ich bei Durin auch machen, verstanden?!“ Kili benötigte seine gesamte Willenskraft um seine Hände nicht zu Fäusten zu ballen. Er hasste es, seinen Onkel enttäuscht zu haben. Schon wieder. Wie sollte er denn jetzt jemals beweisen, was in ihm steckte? Es nervte ihn ständig wie ein Kind behandelt zu werden. Als ob er nicht wüsste, wie er sich zu verteidigen hatte. Als ob er nicht wüsste, was auf dem Spiel stand. Er glaubte es sehr wohl zu wissen. Und jetzt musste er auch noch Namara die kalte Schulter zeigen. Er wollte sich gar nicht ausmalen wie sie sich dann fühlte. „Ich habe verstanden.“, presste er hervor. „Das will ich doch schwer hoffen. Ich will mich auf dich verlassen können.“, fügte Thorin etwas weicher hinzu. Es war für ihn auch nicht leicht so hart zu sein. „Das kannst du.“ Endlich sah Kili auf und schaute seinem Onkel in die Augen.  Er war hin und her gerissen zwischen seinem Herzen und seiner Pflicht. Warum musste das auch so schwer sein? Thorin nickte ein paar Mal und versicherte sich somit, dass seine Worte angekommen waren. Dann gab er den Befehl zum Aufbruch.

Den ganzen Weg über hatte Kili brav geschwiegen. Er war als Neffe des Königs sowieso ständig an seiner Seite. Auf die Weise konnte Thorin ein Auge auf ihn haben und liess ihm so gar nicht erst die Gelegenheit etwas Unsinniges zu tun. Er wollte auch gar nicht als der Kindskopf der Kompanie gelten. Immerhin war er ein Prinz der Zwerge. Bestimmt würde Namara dies verstehen…sie verstand doch immer alles. Wären seine Gedanken nicht so zerfressen von Gewissensbissen, hätte er sich wohl an der herrlichen Umgebung erfreuen können. Er war immer wieder verführt einen Blick nach hinten zu werfen, wo seine Angebetete sich die Anhöhe hinauf kämpfte. Sein Herz hüpfte bei ihrem Anblick jedes Mal, zog sich jedoch genauso schnell wieder zusammen, weil ihm wieder bewusst wurde, dass er dem Befehl des Königs unterstand.  Er richtete seinen Blick nach vorne, um sich mit etwas anderem abzulenken. Dieser wundervolle Wasserfall zum Beispiel, heiter sprudelnd aus Durins Quellen tief im Stein… Er seufzte. Er spürte wie ihm die Tröpfchen ins Gesicht wehten. Sie waren eisig kühl und kündeten das frostige Gebirge an, dessen Pass sie nun folgen würden. Der Pfad wurde immer schmaler und felsiger. Am Weg entlang sprossen vereinzelte Ginsterbüsche, ansonsten war die Landschaft, bis auf ein paar Blumen, kahl. Karger Stein, so wie es sich für Zwerge gehört. „Wenn das so weiter geht, können wir bald auf dem Pfad entlang balancieren!“, äusserte sich Fili scherzend, der stehengeblieben war, um die Aussicht zu geniessen. Er warf seinem Bruder einen aufmunternden Blick zu. Er hatte etwas Entschuldigendes an sich. Kili gesellte sich zu ihm und steckte die Daumen hinter den Gürtel. Er war noch leicht säuerlich wegen dem vergangenen Morgen, aber wollte dennoch nicht zugeben, dass Fili Recht gehabt hatte. Das wär’s ja noch. Tiefstehende Wolken verbargen die weite Landschaft die sie sonst von hier aus gesehen hätten. „Bemerkenswert, nicht? Wie lange wir schon unterwegs sind“ Kili öffnete den Mund um ihm zuzustimmen, wurde aber jäh von ihrem Hintermann unterbrochen.  „Seid ihr etwa festgewachsen? Bewegt eure Hintern!“, fuhr Dwalin die beiden an. Sie wussten, dass er es nicht böse meinte, er war nur nicht gerade der beste im freundlichen Formulieren. Kili warf dem Tal nochmals kurz einen Blick zu und schloss dann eilig zu seinem Onkel auf. Nicht dass er noch dachte er hätte sein Wort gebrochen. Der Nachmittag neigte sich langsam dem Abend zu und der Himmel verdunkelte sich immer weiter. Schwere Wolken schoben sich träge den grauen Himmel entlang. „Sieht nicht gerade ermutigend aus…“, merkte Kili an. Sein Onkel stimmte ihm wortlos zu. „Wir müssen uns beeilen, sonst erwischt uns das Unwetter mitten in den Nebelbergen.“, befahl Thorin und legte auch gleich einen Zahn zu. „Das Unwetter ist praktisch hier“, brummte Kili innerlich. Die gesamte Gemeinschaft sputete sich.  Vor ihnen lag lediglich ein schmaler Fusspfad, direkt in den Berg geschlagen. Kili hielt sich so nah an der Wand wie möglich. Rechts von ihm gähnte der Abgrund, dessen Grund er kaum erkennen konnte. Ein starker, eisiger Wind kam auf und drohte sie von den Füssen zu reissen. Wie Kili bereits befürchtet hatte, war das Gewitter schon hier. Wie zur Bestätigung rollte ein dunkles Grollen durch die Schlucht und hallte bedrohlich von allen Wänden wider. Wenig später zuckten auch schon die ersten Blitze am Himmel. Dieser war nun in kompletter Schwärze versunken. Die Sekundenlangen Erhellungen blendeten ihn und erzeugten Schwindel. Schützend erhob er einen Arm gegen den Wind. Regen peitschte ihm ins Gesicht und durchnässte ihn binnen Sekunden bis auf die Knochen. „Es hat uns eingeholt!“, rief Dwalin von hinten Thorin zu. Was du nicht sagst. Instinktiv hielt Kili nach seinem Bruder Ausschau, der einige Meter weiter vorne war, unerreichbar. „Das ist kein Donnergrollen! Das ist eine Donnerschlacht!“, schrie Balin über den Lärm hinweg. Kili spürte, wie die Furcht ihm die Brust verengte. Felsen lösten sich und stürzten mit lautem Poltern in die dunkle Tiefe. Erschrocken presste sich der junge Zwerg gegen den glitschigen Fels. Ein falscher Tritt und es war aus. „Wir müssen sofort einen Unterschlupf suchen!“, brüllte Thorin durch den tosenden Wind. „Beeilung!!“ Wie kleine Spielfigürchen tasteten sich die Zwerge den Fels entlang, versuchten der riesigen Bedrohung zu trotzen. Mühsam versuchte Kili die schwarze Tiefe neben ihm zu vergessen. Der Lärm raubte ihm jeglichen Orientierungssinn. Wieder erzitterte der Berg. Undeutlich löste sich ein schemenhaftes, gigantisches Wesen vom Stein. Es war nur durch den Kontrast zum blitzerhellten Himmel zu sehen. Kilis Augen weiteten sich, starrten wie festgefroren das Wesen an. Seine Grösse konnte locker mit dem Berg selbst mithalten. Träge und mit immenser Kraft, riss das Wesen einen Felsbrocken aus dem Stein. Als wäre es ein Laib Brot. Kilis Atem setzte aus, als der Brocken unaufhaltsam in ihre Richtung flog, als wöge er nichts.  Er zerschellte mit ohrbetäubendem Gepolter und liess Steinreste auf die Gemeinschaft niedergehen, die sich nur mit Müh und Not schützen konnte. Ein gellender Schrei zerriss die Stille. Kili riss den Kopf herum und spürte vor Schock sein Herz aussetzen. „Namara!“ Das Mädchen klammerte sich mit aller Macht am schlüpfrigen Felsen fest, während die Erde immer schlimmer bebte. Ihr Körper baumelte über dem Abgrund. In seinem Kopf legte sich ein unsichtbarer Schalter um. Ohne nachzudenken hangelte Kili sich an der Wand entlang, klammerte sich an das rutschige Gestein, das rund um ihn abbröckelte. „Kili!“, hörte er seinen Bruder hinter sich rufen. Er registrierte es gar nicht erst.  Er rutschte über den Stein, halb taub und schwankend. Er meinte Fili schreien zu hören. Mit halsbrecherischer Selbstlosigkeit hechtete er die letzten Meter zu ihr und ergriff mit rasendem Herzen ihr Handgelenk. Ein erneuter Schrei entkam ihr, als sie den Halt verlor und nun an seinem Arm hing. Sie keuchte und klammerte sich an seiner Hand fest. „Nicht loslassen!“ Er stemmte sich mit beiden Beinen gegen den Stein und ergriff sie fester. Ein weiterer Schrei erklang und liess sie beide erschrocken zur Seite sehen. Drei der Zwerge versuchten Bombur festzuhalten, der ebenfalls den Halt verloren hatte. Kili realisierte es nur am Rande.  Er biss die Zähne zusammen, sammelte seine Kraft zusammen und zog sie mit einem Ruck zurück auf den Pfad. Seine Arme brannten wie Feuer. Noch immer mit Schock in den Gliedern presste er sie gegen den Fels. Er glaubte sein Herz beinahe aus der Brust springen zu spüren. Namaras Augen waren weit aufgerissen und ihr Brustkorb hob und senkte sich panisch. Gerade als sein Puls sich zu senken begann, erreichte ihn der nächste Schreck. „BOMBUR NEIN“ Alarmiert riss er den Kopf herum, nur um Bofur, Bifur und Balin hilflos am Abgrund kauern zu sehen. Namara entfuhr ein Wimmern. Er selbst konnte nur ungläubig zu den Dreien starren. Die Zeit verlangsamte sich und sein Blut rauschte in seinen Ohren. Regen trommelte unaufhörlich in sein Gesicht. Namara neben ihm packte ihm beim Arm. „Wir müssen hier weg.“, ihre Stimme zitterte stark. Er war kaum in der Lage sich zusammen zu reissen.  Er fühlte sich als wären seine Füsse taub geworden. Als wäre sein Blut eingefroren. „Sofort!“ Sie zwängte sich weinend an ihm vorbei und zog ihn mit sich. Sein Kopf schwebte in Watte. Rund um ihn herum dröhnte es, die Umgebung verschwamm zu schwarz und blau. „Mir nach!“, befahl Namara und übernahm das Kommando. Kili konnte in der Mischung aus Blitzen, Lärm und Tränen gar nichts mehr sehen. Aber sie zog ihn immer weiter, bis er glaubte vor ihnen einen Höhleneingang auszumachen. Sie zerrte ihn hinein, raus aus dem Regen. Er triefte von Kopf bis Fuss. Er nahm wahr wie sich zitternde Hände um ihn schlangen, ihn ganz fest hielten. Die Schwammigkeit löste sich langsam auf. Er konnte Namara bei ihm sehen, die aufgewühlten Zwerge, die hereingestolpert kamen. Einer nach dem anderen. Stumm liess er seinen Blick über die Gruppe gleiten. Eins…zwei…drei.. Nach und nach fanden sich alle in der Höhle ein. Gedrungen und mit harten Gesichtern. Elf…zwölf…und der Hobbit. Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in ihm aus. Unglaube…und Verwirrung. Als wäre er nicht ganz bei Bewusstsein, oder aber, er war sich zum ersten Mal richtig bewusst. Draussen wütete der Sturm und kreierte ein geisterhaftes Licht in der Höhle. Namara, welche noch immer furchtbar zitterte, liess ihre Arme von ihm gleiten. Sie sah verloren aus. Müde. Er blickte zu Bifur und Bofur hinüber. Sie hatten sich zusammengekauert und vergossen stille Tränen. Es war ein so ungewohnter Anblick, einen so starken Zwerg wie Bifur bröckeln zu sehen. Kili wollte sich gar nicht ausmalen wie schrecklich es war einen Bruder zu verlieren. Er könnte Fili niemals verlieren, es würde ihn zerreissen. Er sah sich nach ihm um, plötzlich drängte es ihn zu überprüfen, ob es ihm gut ging. Namara schien dies zu spüren und strich ihm über die Schulter. Sie blickte ihn mit grossen, traurigen Iriden an und blinzelte sich die Regentropfen aus den Augen. „Geh nur“ Sie liess ihn alleine und zog sich zurück. Klitschnass und zitternd vor Kälte, kauerte sie sich in eine Ecke; versuchte wohl möglichst nicht aufzufallen. Er sah ihr kurz nach, schritt dann aber hastig zu seinem Bruder hinüber, der ihn gleich in eine enge Umarmung schloss. Sie sagten beide nichts, lagen sich einfach dankbar in den Armen.

 

Thorin hatte angeordnet, dass jeder der Zwerge eine Runde Schlaf bekommen sollte. Es musste mittlerweile mitten in der Nacht sein. Allerdings tat sich ein Grossteil der Zwerge verständlicherweise schwer damit. Wie sollte man schlafen, wenn einem der Bruder gestorben war? Kili hatte den Brüdern sein Beileid ausgesprochen wie es sich gehörte. Er selbst hatte Bombur nie wirklich gekannt, konnte aber den Verlust sehr wohl nachempfinden. Thorin trat in die Mitte der Höhle, den Kopf erhoben und den Blick durch die trauernden Gesichter gleitend. Ohne etwas sagen zu müssen, scharten sich die Zwerge um ihren König und lauschten ihm ehrfürchtig. Kili sah still zu ihm auf, innerlich bewundernd, äusserlich kühl. „Der Verlust von Bombur kam unerwartet und schmerzlich. Ich wünschte, ich hätte die Mittel, um ihm ein verdientes Begräbnis zu geben.“ Die Zwerge die sonst so redselig waren, waren verstummt. Überall ernste Gesichter, die versuchten den Schmerz zu verstecken, oder erschöpfte Augen, die solches Leid schon viel zu gut kannten. Nur der Hobbit liess es zu, dass man ihm seinen Schock ansah, er hatte ein warmes HerzIhr habt mein Wort. Sobald wir unseren Berg von der Bestie zurückerobert haben, werden wir ihm einen gebührenden Abschied gewähren. Doch solange wir noch nicht dort sind, müssen wir unsere Häupter erhoben tragen und dem Feind unerschrocken ins Gesicht blicken.“  Thorin erhob die Stimme, bestärkte seine Worte mit erhabener Haltung. „Wir sind die Zwerge Erebors. Möge uns das Schicksal noch so sehr ans Leben wollen, wir werden kämpfen. Bis zum letzten Zwerg.“ Die Zwerge pressten befürwortend ihre Fäuste gegen die Brust. Ein schmales Lächeln bildete sich auf Kilis Gesicht. Sein Onkel war ein grossartiger Mann. Trotz des Schmerzes der noch in der Luft lag, waren sie alle gewillt zu kämpfen. Keiner hier würde aufgeben. Thorin ergriff ein letztes Mal das Wort als der verdienten Anerkennung genug Tribut gezollt war. „Uns war allen bewusst, dass diese Reise kein Kinderspiel werden würde. Wir alle haben uns bereit erklärt, den Gefahren die Stirn zu bieten. Ehren wir die Gefallenen, indem wir zu Ende bringen, was wir begonnen haben.“

Schweigend grub Kili sich durch seine Ausrüstung. Er erhoffte sich, zumindest ein trockenes Teil zu finden. Ein Grossteil der Zwerge schlief nun, was sie auch nötig hatten. Er selbst musste sich unbedingt noch umziehen. Die nasse Kleidung klebte an ihm und liess ihn frösteln. So hoch oben in den Bergen war es alles andere als angenehm. Er konnte froh sein, dass der gnadenlose Wind aussen vor blieb. Erleichtert atmete er aus, als er einen Ledermantel entdeckte. Er zog ihn heraus und stellte freudig fest, dass darin eingewickelt noch ein weiteres, blaues Oberteil war, welches kaum Regen abbekommen hatte. Er entledigte sich seines Oberteils und wand das triefende Stück in einer Ecke aus. Es hatte sich ganz schön was an Wasser darin gesammelt. Er konnte von Glück reden, dass er mit winterlicher Kälte gut klarkam, sonst wäre er unter Umständen erfroren. Sein Blick glitt hinüber zu Namara, einem zitternden Häufchen Elend in einer dunklen Ecke der Höhle. Warum ist sie nicht bei den anderen?  Es machte ihn unruhig, denn er wusste instinktiv, dass es ihr nicht gut ging. Er ertappte sich dabei, wie er sich wünschte, sie wärmen zu können. Wie er sie umarmen könnte und ihr von den blauen Bergen erzählen könnte. Wie sie ihm zuhören und lächeln würde, so dass ihre sorgenvollen Augen mal kurz mit Freude aufblitzten. Er wusste, er sollte nicht…Sie hatte die Arme um sich selbst geschlungen, Tropfen rannen von ihren Haaren auf den Boden. Er konnte sie doch nicht erfrieren lassen! Er liess sein nasses Oberteil liegen, die trockenen in der Hand haltend und tappte über den kalten Boden zu ihr herüber. „Kili, was machst du da?!" Abrupt stellte sich ihm ein besorgter Fili in den Weg. Nicht schon wieder… Er hatte doch gerade erst Frieden mit ihm geschlossen. Überhaupt ging es ihn gar nichts an, was er gerade machte. Dennoch schoss ihm die Hitze der Scham ins Gesicht weil er auf frischer Tat ertappt wurde. „Ich muss sehen wie es ihr geht.“, antwortete er knapp. Diesmal wollte er sich nicht abwimmeln lassen. „Das kann doch nicht wahr sein! Es sind kaum sieben Stunden vergangen und schon brichst du wieder die Regeln. Kann ich dich denn wirklich keine Minute allein lassen?“, redete Fili mit gedrückter Stimme auf ihn ein. Stur ballte Kili die Hände zu Fäusten. „Es wäre schön wenn du das tätest. Dann würdest du nicht ständig in meinen Angelegenheiten herumschnüffeln.“ Er wollte sich nicht schon wieder mit seinem Bruder streiten, aber es brachte ihn auf die Palme, dass Fili ihn ewig bemuttern musste. Besonders jetzt, wo Namara ihn wirklich brauchte. „Jetzt sei doch nicht so dickköpfig! Du weisst doch selbst wie sehr sie deinen Geist verschleiert. Ich behaupte nicht, dass sie es mit Absicht tut, aber bloss schon diese Aktion vorher, als du wie ein Wahnsinniger über die Felsen gesprungen bist.“, versuchte Fili ihn zu Vernunft zu bringen. „Hätte ich sie fallen lassen sollen?!“ Kilis Augen glühten vor Empörung. Zorn brodelte in seinem Magen und er hatte Mühe seine Stimme gedämpft zu halten. Wie konnte er so etwas herzloses sagen! Besonders nachdem sie Bombur genau auf dieselbe Weise verloren hatten. „Natürlich nicht aber-“ Kili liess ihn gar nicht erst ausreden. „Und jetzt soll ich sie vielleicht erfrieren lassen?! Ist sie es nicht Wert gerettet zu werden? Sollen heute noch mehr sterben? Ist es das was du mir sagen willst?!“ Der Ältere verlor allmählich auch seine Geduld. „Wenn du dich selbst sehen würdest, würdest du dasselbe sagen wie ich. Ich will dir doch nur helfen.“-„Ich brauche deine Hilfe aber nicht!“ Schnaufend wandte sich Kili ab, um sich zu seiner Angebeteten zu begeben. Er hatte andere Sorgen als die Beschützerinstinkte seines Bruders. Er konnte nun mal nicht ändern was er empfand. Und was er draussen angestellt hatte ebenso wenig. Fili hielt ihn nun etwas gröber an der Schulter fest, in einem letzten Versuch ihn davon abzuhalten. „Basadlagi bidiya!“, sagte er. „ Idrib afbulab zallê!“ Mit diesen scharfen Worten riss Kili sich los und stapfte ohne zurückzusehen zu Namara hinüber, um sich neben sie zu knien. Ihre Zähne klapperten und ihre Lippen waren blau angelaufen. Dadurch fühlte er sich in seiner Entscheidung bloss bestätigt. „Du musst dir etwas Warmes anziehen.“ Seine Stimme war sofort weicher geworden, jedoch wurde er den barschen Unterton nicht ganz los. "Ich ha-hab-be nichts d-dabei.", bibberte sie. Wieder keimte ein Funken Ärger in ihm. Warum hatte ihr niemand Ersatzkleider besorgt? Ohne lange zu zögern, hielt er ihr sein eigenes, trockenes Oberteil hin. Sie schüttelte schaudernd den Kopf. „D-den brauchst du d-doch selbst.“-„Unsinn, du ziehst das jetzt an.“, sagte er. „Ich habe noch einen Mantel bei mir.“ Sie schien mit sich zu ringen. Aber sein Tonfall liess keine Widerrede zu. Er drehte sich demonstrativ um, damit sie sich umziehen konnte. Er hörte es hinter sich rascheln, wodurch er wusste, dass sie gleich in wärmerer Kleidung steckte. Da er sie nun nicht mehr ansah, konnte er direkt in Filis Gesicht blicken. Er machte ihm Vorwürfe. Kili erwiderte den Blick störrisch wie er war. Sein Bruder schüttelte den Kopf und liess von ihm ab. Der Jüngere warf einen prüfenden Blick über die Schultern, um festzustellen, dass Namara still und in seiner Kleidung auf dem Steinboden hockte. Wohlwollend nahm er ihre Hand. Sie war eiskalt, was ihn besorgte. „Du bist ja völlig unterkühlt!“  Ohne lange zu Zaudern schlang er beide Arme um sie um sie zu wärmen. Sie wehrte sich nicht dagegen. Noch sagte sie ein Wort. Er spürte ihre Handflächen auf seiner Haut. Zuerst zögerlich…dann atmete sie erlöst aus, als würde sie die Wärme spüren. Nun presste sie sich förmlich an ihn, sog seine Hitze mit ihrem ganzen Körper auf. Er legte sein Kinn auf ihren Haaren ab und schloss die Augen. Sie hörte allmählich auf zu zittern und atmete leise und gleichmässig ein und aus. Als er auf sie hinab sah, konnte er sehen, dass sie eingeschlafen war. Sie musste sehr erschöpft sein. Sie sah so friedlich aus…Zart lächelnd strich er ihr mit dem Daumen über die Wange. Seine Lippen legten sich zärtlich auf ihre Stirn. Schlaf nur meine Schöne. Ich gebe auf dich Acht.

 

 

Khuzdul Übersetzungen:

Basadlagi bidiya! = Bleib weg von ihr!

Idrib afbulab zallê! = (wörtlich: Hör auf mir mein Ale zu verschütten!) Bedeutung: Hör auf mir auf die Nerven zu gehen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Boahencock-
2020-10-18T14:46:21+00:00 18.10.2020 16:46
Wassssssss Neinnnnnnnnnn BOMBUR,das darf nicht war sein.😭😭😭😭😭😭

Kili kann selbst entscheiden, auch wenn er der Prinz ist.aber er liebt nun mal Namara.😊😊😊
Einer reicht wo gestorben ist.🥺😟

Hoffe es geht bald weiter, ein so trauriges Kapitel.😭😭😭

😼😉😼


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