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Das Portal nach Mittelerde

Portalwelten
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Trolle, Orks und andere Probleme

 

Trolle , Orks und andere Probleme

 

Die grosse Reise der Kompanie Eichenschild begann weniger aufregend als sie es sich erhofft  hatte.  Die Ponys wurden zusammengetrieben und mit Gepäck beladen. Bofur stand unter einem Ahornbaum und ging die Liste mit den Materialien durch, um sicherzugehen, dass sie nichts vergessen hatten. Selbst Namara bekam ein Pony zugeteilt, worüber sie sich eifrig freute. Die Zwerge fragten sie gar nicht erst, ob sie sich mit Reiten auskannte, sie setzten es einfach voraus. Es war wohl wichtiger, schnell unterwegs zu sein. Glücklicherweise hatte Namara in ihrer Kindheit mal auf einem Ponyhof gearbeitet. Demnach beherrschte sie die gröbsten Grundkenntnisse. Das musste reichen. Sie trug nun auch Zwergenkleidung, das  meiste in Braun- und Grautönen gehalten. Die hatte sie am vorherigen Abend von Kili bekommen. Sie waren etwas eng, aber sie kam ganz gut zurecht damit Dennoch schaffte sie es nicht ganz, das Gefühl sich verkleidet zu haben loszuwerden. Mittlerweile waren sie schon zwischen den Bäumen hindurch geritten, die sie schon von der Anreise her kannte, nur diesmal hatte sich die Richtung verändert und  Wichtigkeit der Reise sich mindestens verdreifacht. Sie galt nun offiziell als Warnsystem, nachdem Thorin und Gandalf sie vergangenen Morgens gründlich mit Fragen gelöchert hatten, auch wenn sie für diese  nicht immer eine schlagartige Antwort parat gehabt hatte. Sie hatte sich eingeredet, dass dies ja nur halb so wild sei, dass sie die Geschichte ja in und auswendig kannte. Mit dem Gedanken konnte sie ihre Sorgen unterdrücken, jedenfalls so lange, bis Thorin eine Rast ankündigte. Mitten auf einer satten Wiese, wo sie nun die Ponys grasen liessen. Das Wetter war strahlend schön, keine einzige Wolke schob sich am Himmel entlang. Das Brummen von Insekten aller Art umgab sie, schien eifrig noch die letzten sonnigen Tage des – sich dem Ende zuneigenden- Sommers geniessen zu wollen. Aber Namara fühlte sich unwohl. Von dieser Rast hatte sie nicht die leiseste Ahnung gehabt. Sie setzte sich unschlüssig ins Gras und versuchte im Licht der Sonne Trost zu finden. Das Oberteil hatte sie sich um die Hüfte gebunden, weil es ihr zu warm wurde. Sie zupfte missmutig einzelne Gräser aus, sass absichtlich etwas abseits der Zwerge. Die trauten ihr nämlich noch immer nicht und Namara nahm es ihnen nicht übel. Sie traute sich ja nicht einmal selbst.  Wenn sie aufsah, erblickte sie Gras und vereinzelte Felsen, wohl Überreste eines alten, abgetragenen Gebirges.  Meilen hinter ihnen lag der Wald in welchem sie irgendwo vor ein paar Tagen durchs Portal getreten war. Sie hatte keinen Plan wo sie war, nichts kam ihr bekannt vor, oder erinnerte sie an den  Film. Ihr dämmerte es langsam, dass  Dinge auf sie zukamen, von denen sie keine Ahnung hatte. Es beschlich sie die Angst, dass diese Reise doch nicht so ablaufen würde wie sie es zu kennen glaubte. Vielleicht hatte sie selbst den Lauf der Dinge kaputt gemacht. Sie verspürte den unangenehmen Knoten in ihrer Brust, eine Mischung aus Angst und Bitterkeit. Die Zweifel, die sie wegen ihrer Entscheidung die Zwerge zu begleiten hegte, drohten wieder zurückzufluten. Sie rupfte aufgebracht Grasbüschel aus, und merkte dabei gar nicht, dass sich jemand neben sie setzte. Die Zwerge und Ponys liefen sowieso wie die Hühner um sie herum. Ausserdem bezweifelte sie, dass irgendjemand mit ihr reden wollte.

 

„Na schöne Dame, solltet Ihr euch nicht auch etwas stärken?“ meinte Kili neckisch, während er sie interessiert musterte. „Oder wollt Ihr vielleicht weiterhin Gras für die Ponys ausreissen?“ Sie drehte ihm ärgerlich ihren Kopf zu. Sie war sich unsicher, ob er sie aufheitern wollte, oder sie einfach gerne aufzog. „Mir geht’s ganz toll hier. Die Sonne scheint, die Vögel pfeifen, es könnte nicht besser laufen.“, meinte sie sarkastisch, merkte aber gleich, dass er dies nicht aufgefasst hatte. „Für Spätsommer ist es in der Tat warm, aber umso besser für uns. Ausserdem glänzt euer Haar so schön, wenn das Licht darauf fällt.“ Er schmunzelte sie spielerisch an, woraufhin sie eine Augenbraue anhob. Normalerweise hätten sie solche Worte verlegen gemacht, aber gerade war ihr Gemüt nicht gerade fröhlich. „Ich bezweifle, dass Thorin begeistert sein wird wie du mit mir redest.“ Das schien dem Zwergenprinzen aber nicht davon abhalten zu können ihr schöne Augen zu machen, im Gegenteil, sein Grinsen wurde sogar noch breiter. „Man wird doch noch die Schönheit einer Frau bewundern dürfen, oder?“ Sehr geschickt eingefädelt. Jetzt fühlte sie sich doch tatsächlich geschmeichelt. Namara grummelte etwas Unverständliches, versteckte ihr Gesicht im Lockenvorhang mit einer kleinen Neigung des Kopfes. „Was machst du überhaupt hier?“ Gerade vorhin hatte er doch noch bei seinem Bruder gesessen. War sie wirklich so in ihre Gedanken versponnen, dass sie keine Leute mehr kommen und gehen sah? „Die Aussicht geniessen“ Seine rehbraunen Augen musterten sie funkelnd. Sie spürte wie ihr Gesicht gegen ihren Willen heiss wurde. Ein Kribbeln breitete sich in ihrer Magengegend aus. Elender  Charmeur. Er fing an leicht zu lachen. „Nein, natürlich nicht. Ich dachte nur, dass Ihr gerne etwas Gesellschaft gehabt hättet“-„Naja, gut abgelesen wenn  das so ist.“ Etwas beleidigt und verlegen zupfte sie an ihrem Haar herum. Der Zwergenprinz verschränkte die Arme hinter dem Kopf und legte sich auf den Rücken. „Plagt Euch etwas? Ihr seid so schweigsam heute.“ Sie wandte ihm wieder den Kopf zu. Die Worte kamen überraschend. „Normalweise gehe ich den Leuten auf die Nerven, weil ich zu viel rede, aber das hier ist wichtig…also gebe ich mir Mühe niemandem auf die Pelle zu rücken“-„Das wird nicht klappen, wir Zwerge regen uns andauernd wegen etwas auf.“ Sie schmunzelte amüsiert. „Gut, dann hätten wir schon mal eine Sache gemeinsam“ Schon komisch, wie man es niemandem recht machen kann, schlussendlich kann man doch nur auf sich selbst hören. „Ich bin mir sicher, dass es da noch weitere gibt.“-„Gut möglich…du bist doch sehr geschickt mit dem Bogen, nicht?“ Er schmunzelte  geschmeichelt. „So sagt man.“ Unbewusst drehte sie ihm interessiert ihren Oberkörper zu. Wenn ihr etwas schon immer an ihm gefallen hatte, waren es seine Bogenkünste. „Naja…ich kann nicht gerade behaupten talentiert zu sein, aber ich habe mal bei einem Kurs mitgemacht…und das war genial! Also teilen wir immerhin die Faszination. Ich wünschte nur, es würde nicht so viel kosten.“ Sein Gesicht hellte sich verschmitzt auf. Ihre Seele machte bei dem Anblick erneut einen Sprung. Er war unausgesprochen schön, wenn er strahlte. „Dann ist heute Euer Glückstag. Hier macht man sich die Waffen selbst. Im Prinzip reichen dafür ein Messer, stabiles Holz und  Tiersehnen. Natürlich wird die Qualität nur bedürftig sein wenn Ihr den Bogen unterwegs herstellt, aber um Einzusteigen ist er geeignet.“ Sie strahlte vor Aufregung. Könnten sie sich wirklich einen Bogen bauen? Damit könnte sie sich versuchen zu verteidigen. Immerhin hatte sie keine Waffe, ausgerechnet sie die eine nötig hätte. Ein Bogen erschien ihr perfekt, damit sie dem Gegner nicht zu nahe kommen musste. „Bringst du es mir bei?“, erkundigte sie sich voller Vorfreude. Sie wollte es unbedingt lernen. Es wäre kein komplettes Neuland für sie. Mal davon abgesehen, dass ein moderner Compound Bogen nicht das Gleiche war wie ein mittelalterlicher Zwergenbogen. „Es wäre mir ein Vergnügen. Bei Gelegenheit werde ich das tun, vorerst werden wir aber noch unterwegs sein. Ich brauche Zugang zu Holz um zu arbeiten und Zeit.“

Sie redeten bestimmt eine gute Weile miteinander. Kili schaffte es, ihre Gedanken auf andere Dinge zu lenken, als das fehlende Portal. Sie sagte ihm aber nicht, welche Sorgen sie wegen ihrer Wissenslücke hatte. Er war einer der Wenigen, der ihr zu vertrauen schien. Sie wollte nicht riskieren dies zu verlieren. „Ich glaube wir ziehen weiter“, informierte sie ihn. Die Zwerge sammelten sich wieder in einer Linie und stiegen auf ihre Ponys. . Von weiter vorne hörte sie seinen Bruder nach ihm rufen. Die Pause war wie im Flug vergangen. Kili streckte sich und erhob sich. „Na dann, wir haben ein Abenteuer zu bestehen“, freute er sich. Er streckte ihr eine Hand entgegen und sie nahm sie, liess sich auf die Füsse helfen. Dann bückte er sich und hinterliess einen hauchzarten Kuss auf ihrem Handrücken. „Verliert nicht den Mut.“ Sie hatte nichts zu erwidern, war nicht in der Lage Worte zu finden. Es kribbelte in ihrer Brust, flatterte wie ein junger Vogel. Ihr Blick war wie gefangen in seinen Augen. Lächelnd liess er ihre Hand los. „Kili! Komm endlich“. Er schmunzelte. „Es wird alles gut, versprochen“ Er liess von ihr ab und eilte zu Fili nach vorne. Er war einer der Frontmänner, die Thorin flankierten. Namara schluckte, merkte erst jetzt, dass sie noch immer stillstand. Schnell begab sie sich zu ihrem Pony, um den Anschluss nicht zu verpassen. Das Pony setzte sich in Bewegung, den anderen der Herde brav folgend. Namara war durcheinander. Sie glaubte noch immer seine Lippen auf ihrer Hand spüren zu können. Sie fühlte sich plötzlich so aufgeladen, hoffnungsvoll. Aber durfte sie das? War es ihr gestattet  einem Thronerben Hoffnungen zu machen, als Mensch? Als Fremde? Sie kannte die offensichtliche Antwort. Nein. Auch wenn Kili wie Schnüre an ihrem Herzen zog und zupfte. Sie durfte nicht…sie brachte alles durcheinander. Sie musste tun wofür sie hier war, Gefühle entwickeln war falsch und gefährlich. Der Tross zog weiter. Die Zeit stand nicht still, sie konntendiese nicht verschwenden. Sie wusste das, aber begriff sie es wirklich? Die Natur erschien ihr blasser als zuvor, der Wind kühler, so dass sie ihren Mantel wieder um sich wickelte. Mutter wüsste bestimmt was zu tun wäre. Sicher würde sie sagen, dass ich die Zähne zusammen beissen muss. Ihr Pony schnaubte, als könne es ihre Verkrampfung spüren. Das hier ist grösser als ich. Das hier ist wichtig. Ich muss begreifen, dass es kein Film mehr ist. Das hier ist jetzt mein Leben…nichts verbleibt ohne Konsequenzen.  Ihr Blick glitt von der Ponymähne noch vorn zu der Schlange an Zwergen. In der Ferne konnte sie Berge sehen. Sie wiesen Ähnlichkeiten auf wie diese, welche ihr Heimatdorf umringten. Die, auf denen Nele wohnte. Zuhause…Sie biss sich auf die Lippen und blinzelte die sich bildenden Tränen weg. Komm. Du schaffst das. Das Pony trabte etwas schneller, liess ihren Körper hüpfen und tätschelte so die Traurigkeit aus ihr heraus. Sie hatte gar keine andere Wahl als durchzuhalten. Sterben war keine Option.

Nach einem ewig scheinenden Tag, kamen sie dann endlich an der verfallenen Hütte an. Der zweite ihr bekannte Reisepunkt auf Thorins Mission. Der erste Reisetag war nicht gerade wünschenswert verlaufen. Sie dachte, die erste Woche würde sie mit Leichtigkeit durchstehen, aber schon die ersten 24 Stunden schienen sich darüber lustig zu machen, dass sie nicht von hier war. Ihr Hintern schmerzte vom Sattel und hinter ihrer Stirn pochte es unangenehm. Sie hatte zu wenig getrunken. Mitten am Nachmittag hatte es  wie aus Eimern gegossen und sie alle bis auf die Knochen durchnässt.  Sie erinnerte sich nicht mehr, wann sie das letzte mal so gefroren hatte. Ihre Kleider waren noch immer nicht vollständig getrocknet. Wenn sie sich hier eine mittelerdische Krankheit einfing, war sie so gut wie geliefert.  Gerade lehnte sie sich an einen Felsen, schloss die Augen und versuchte sich auszuruhen. Nicht weit von ihr brannte ein Feuer und wärmte sie. Sie stellte sich vor, wie sie Zuhause im Bett lag und mit einer Wärmeflasche döste. Blendete die Realität glatt aus. Musik wäre nun schön…Kopfhörer rein und abschalten. Zusammen mit einer Kuscheldecke und einer Tasse voll dampfendem Tee…Sie dämmerte langsam weg. Die Geräusche um sie wurden verschwommener und die tiefen Stimmen der Zwerge verschmolzen zu einem angenehmen Brummen.

Als sie wieder erwachte war es dunkel. Allein die Glut des Feuers erhellte die Nacht. Sie blinzelte ein paar mal, um sich an die Finsternis zu gewöhnen.  Verwundert stellte sie fest, dass sie in eine Decke gewickelt war. Wer…? Sie sah sich um. Keine Zwerge weit und breit. Sie sprang auf und huschte zu den Schlafplätzen der anderen. Leer. Eisige Klauen der Angst klammerten sich an ihr Herz als sie begriff. In der Ferne hörte sie ein Niesen, darauf gefolgt grollendes Fluchen. Ihr Herz begann unangenehm schnell zu klopfen. Da war es...das rote Licht zwischen den Bäumen. Und riesige, laute Gestalten, die mit ihren breiten Rücken das Lagerfeuer blockierten. Trolle. Die Wesen waren auch von weit weg gigantisch. Sie nahm sie sehr wohl wahr, trotzdem war sie vor Unglauben und Furcht wie festgefroren. Sie hörte sie tosen und zetern. Die Zwerge waren schon dort…und hatten sie selbst zurückgelassen. Sie konnte Dwahlin heraushören und dann wildes Durcheinander-Geschnatter ausmachen. Sie musste etwas tun! Sie musste ihnen doch helfen! Aber…Nein…nein ich kann nicht. Ich kann das nicht. Mühsam befreite sie sich aus der Starre. Sie hob einen Stock vom Boden auf, der ihr fast aus den feuchten Händen glitt. Sie machte ein paar Schritte auf das Licht zu, klammerte sich an das Holz. Was soll ich überhaupt mit dem? Irritiert warf sie den Stock weg und schlich sich näher an das Licht heran. Sie konnte sich bloss noch auf die Gefahr konzentrieren. Sie konnte die Trolle erkennen und paar Zwerge, wie sie auf einem Spiess geröstet wurden. Sie kannte dies…sie kannte diese Sequenz. Es war eine ihrer Lieblings-Szenen gewesen. Aber jetzt konnte sie den Anblick kaum ertragen. Im Geiste stellte sie sich die schlimmsten Dinge vor. Dass die Zwerge wegen ihnen zum Troll-Frühstück wurden. Dass die Trolle sie hören und holen würden. Der Gedanke, dass das Schicksal anders verlaufen könnte, machte sie kirre. Und nicht nur das, sie wusste, sie hätte Thorin bereits warnen müssen. Lange vorher. Sie schlich um das Geschehen herum, wusste gar nicht, was sie hier tat. Verriet sie die Zwerge, wenn sie ihnen nicht zu Hilfe kam? Plötzlich stach ihr ein beissender Geruch in die Nase. Ein ähnlicher kam von den Trollen, aber in entgegengesetzter Richtung war der Gestank strenger. Ohne viel zu überlegen, folgte sie dem Geruch. Mit jedem Schritt, der sie von den Zwergen wegbrachte fühlte sie sich besser. Weg von der Gefahr, bloss weg. Sie wollte eine sichere Distanz zwischen sie und die Bestien bringen, sie ausblenden. Bestimmt kam ihr ein Plan in den Sinn…bestimmt musste sie bloss etwas weiter weg um nachzudenken. Bald schon erblickte sie eine Höhle. Ein tiefes, gähnendes Loch das bis zum Himmel stank. Klar…der Trollhort. Sie erinnerte sich, ihr Gehirn funktionierte langsam wieder. Der Abstand half also. Ihr Herz schlug ihr noch immer bis zum Hals, aber immerhin konnte sie die Panik unterdrücken. Trotz des abstossenden Geruchs, betrat sie die Höhle. Warum wusste sie nicht so recht, es war eine Kurzschluss Reaktion gewesen. Sobald sie drin war, war sie sich ziemlich sicher, dass sie sich übergeben hätte, wenn das Adrenalin sie nicht daran gehindert hätte. Der Geruch betäubte ihre Nase, kroch bis in ihren Rachen herein und schien ihr fast die Luft abzustellen. Sie musste sich konzentrieren, um sich auf die Umgebung zu fokussieren. In der Höhle sah es aus, wie sie es erwartet hatte. Knochen, glibberige Kleiderknäuel und verstaubte Truhen. Sie fand ein paar Münzen auf dem Boden, die sie kurzerhand aufhob und mit zittrigen Händen einsteckte. Nur für den Fall, mit Geld überlebte man in der Wildnis sowieso nicht. Sie vernahm ein Quietschen und fuhr erschrocken herum, nur um einem Totenschädel in die leeren Augenhöhlen sehen zu müssen. Sie schaffte es gerade noch so, einen aufkommenden Schrei zu unterdrücken. Ihr Herz hatte zwei Takte ausgesetzt. Eine braune Ratte huschte vor ihren Füssen davon. Sie presste eine Hand auf ihre Brust, fühlte den Puls unter der Haut. „Reiss dich doch zusammen!“, rügte sie sich. Bei dieser Schreckhaftigkeit würde sie diese Reise niemals überleben. Sie atmete ein paar mal tief durch und bereute es gleich. Sie hustete die verpestete Luft aus und beherrschte sich, um sich nicht zu übergeben. Sie wollte raus hier. Sofort. Warum war sie hier überhaupt erst rein?! Sie machte kehrt  und stolperte sogleich über einen Metallknauf. Sie kniff die Augen zusammen und bückte sich danach. Ihre Augen wandelten sich zu Verwunderung. Es war ein Elbenschwert. Silbern und klar, jedoch mit Spinnweben bedeckt. Sie betrachtete die Klinge nur flüchtig, wollte lieber dem Gestank entfliehen. Sie hatte jedoch festgestellt, dass die Waffe aus demselben Material war, wie dem aus welchem Thorins, Gandalfs und Bilbos Schwert sein würden.  Beim Gedanken an Thorin setzten schlagartig Schuldgefühle ein. Sie hatte die Zwerge dort draussen alleine gelassen. Sie umklammerte das Schwert und hastete so schnell wie möglich aus der Höhle hinaus. Bloss raus aus diesem bedrückenden Loch. Die frische Luft draussen tat ihr gut. Der Sauerstoff liess das leichte Schwindelgefühl verschwinden. Sie wurde von mattem Morgenlicht begrüsst, dass zwischen den Baumstämmen hindurch schimmerte. Es hatte etwas Hoffnungsvolles an sich…etwas Tröstliches.  Die Gewissensbisse blieben jedoch.  Sie  war feige…verdammt feige. Ich hätte ihnen helfen müssen…ich war ein Teil von ihnen. Sie haben auf mein Wissen vertraut.  Dennoch hatte sie winzige Zweifel…oder Ausreden, je nachdem wie man es nennen wollte. Vielleicht war ihr Schweigen gar nicht so falsch. Wissen konnte eine mächtige Waffe sein, erst Recht, wenn das Schicksal der Zwerge daran hing.  Die kleinste Änderung konnte eine Menge ausmachen. Was wenn ich tatsächlich eingegriffen hätte? Selbst…selbst wenn wir gewonnen hätten…Selbst wenn ich sie gewarnt hätte, woher weiss ich, dass dies nicht bloss mehr Schaden angerichtet hätte? Was nützte ihre Gabe, wenn die Dinge anders verliefen? Wenn durch ihre Warnungen der Schmetterlingseffekt eintraf. Gandalf würde rechtzeitig erscheinen und die Zwerge retten, sie musste einfach daran festhalten.  Und daran wollte sie auch festhalten, sonst würde ihr schlechtes Gewissen sie zu Boden drücken. Sie wollte zur Lichtung zurückkehren, wollte sich aber nicht Thorin’s Zorn stellen. Sie wusste, dass ihm diese Sache hier als Grund reichen würde, um sie loszuwerden. Sie bezweifelte  dass die Entdeckung des Trollhorts als Ausrede genügen würde. Wie sollte sie denn beweisen können, dass sich der Lauf der Zeit änderte, wenn nicht alles so ablief wie es musste? Wenn überhaupt alles hier so läuft wie im Film…auch darauf gibt es keine Garantie. Sie wusste ja selbst nicht, was nun exakt geschehen würde, so gerne sie sich auch damit brüsten würde.

„Wo warst du!“, knurrte Thorin wütend. Beinahe hätte Namara ihre Ausrede vergessen, so erbost funkelte er sie an. Der Zwergenkönig war zusammen mit dem Rest der Truppe zum Trollhort marschiert, da sie offenbar auch den Gestank bemerkt hatten. Sie schluckte und antwortete mit wackeliger Stimme: „Die Gegend auskundschaften.“ Thorins Blick verfinsterte sich noch mehr. Sein Zorn traf sie wie eine Wand. „Während wir um unser Leben kämpfen, kundschaftest du also die Gegend aus ja.“ Sie hasste es angeschrien zu werden, erst recht, wenn sie etwas von der Person hielt die sie anschrie. Sie hatte ihn enttäuscht, genau das getan was sie auf keinen Fall tun wollte. „Es tut mir leid, ich hielt es für besser mich rauszuhalten…ich habe meine Gründe.“ Thorin sah sie verächtlich an „Und die wären?“- „Ich habe gewusst, dass Gandalf rechtzeitig zurückkehrt. Und ich wusste auch, dass ich nicht den Hauch einer Chance habe ohne Kampferfahrung. Also habe ich mich ferngehalten und die Gegend ausgekundschaftet.“ Namara hoffte, dass ihre Ausrede plausibel genug klang. Sie war angespannt und hatte selbst schon zu wenig Vertrauen in sich. Sie musste ihm beweisen können, dass sie durchaus wichtig war. Er packte sie grob am Arm und funkelte sie böse an. „Das ist aber auch eine äusserst passende Ausrede!“, herrschte er sie an.  Sie fing an zu zittern, gab sich aber alle Mühe sich keine Blösse zu geben. Sie durfte nicht schwach wirken. Sie musste-. „Du machst grosse Versprechungen, aber wenn es zur Sache geht, löst du dich in Luft auf! Meine Männer hätten sterben können!“ Sie versuchte krampfhaft seinem Blick auszuweichen. Sie ertrug es einfach nicht. Die Reise, die Fremde, die Angst nagten täglich an ihrem Selbstbewusstsein. Und er hatte sie nun genau dort, wo ihre Verteidigung am schwächsten war. Sie konnte die misstrauischen Blicke spüren, die Ablehnung fühlen. „Sieh mich gefälligst an!“ Ihre Sicht verschwamm hinter einem Tränenschleier. Es verletzte sie, als Verräterin dargestellt zu werden. Aber die Genugtuung, dass sie ein schwaches Mädchen sei, und sich nicht wehren konnte, gab sie ihm nicht. Mit einer fahrigen Armbewegung entriss sie sich seinem Griff. Sie funkelte ihn verletzt an.  „Ihr habt doch keine Ahnung! Denkt Ihr vielleicht es ist leicht für mich, euch ins Übel rennen zu lasen?!“, sie stiess frustriert die Luft aus. „Denkt Ihr vielleicht ich begebe mich freiwillig in diese Lande, ohne Waffen, Nahrung oder Schutz!“, keifte sie. Sie konnte ihre Hoffnung schwinden sehen, den Willen brechen hören. „Was hätte ich denn tun sollen! Ich besass kein Schwert! Ich habe keine Familie, kein Recht, keinen Besitz! Ich…“ Sie liess die angehobenen Arme fallen, wusste selbst nicht mehr was zum Teufel sie sagen sollte.  Er erwiderte nichts. Es war ihr auch egal. Was wusste er schon. „Alles was mir bleibt ist die Hoffnung, dass ich euch helfen kann. So wenn Ihr denn gedenkt mir auch die zu nehmen, dann nehmt doch wenigstens mein Leben auch noch, dann muss ich dieses Elend nicht mehr ertragen!“ Stille. Scharfes Seufzen ihrerseits. Die Worte waren etwas übertrieben, aber sie wusste sich nicht anders zu helfen. Gerade schien alles aussichtslos, als ob es ihr nicht schon genug beschissen ging. Das ist doch alles Schwachsinn.  Alle warteten darauf, dass der König etwas sagte. Befehle gab…sie rauswarf oder irgendetwas. Dieser schwieg jedoch eisern. Sie konnte nicht erraten ob es ihn getroffen hatte, was sie gesagt hatte, ob er mit sich haderte, oder ob er darüber nachdachte es zu tun.  So ehrlos war Thorin jedoch nicht. Er würde keine Frau töten. Er konnte sie auch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Das war ihm bewusst. Ganz klar musste er aber auch ans Wohl seines Volkes denken. Aber wenn er entscheiden müsste, würde er sie für das Leben seiner treuen Leute sofort aufgeben. Namara hatte sich mittlerweile einigermassen beruhigt, äusserlich. Sie war verstimmt und mutlos. Sie schüttelte leicht den Kopf, als keiner etwas sagte. Dann konnte sie genau so gut die Gelegenheit nutzen und wenigstens einmal nützlich sein. „Da drin sind jeweils ein Schwert für Euch, Bilbo und Gandalf. Wenn ihr überleben wollt, holt sie euch. Ihr habt 10 Minuten bis die Orks euch eingeholt haben.“-„Orks?“ Thorin’s Wut wandelte sich zu Irritierung. Dwahlin trat nun nach vorne, dicht gefolgt von den zwei Söhnen Durins und Gandalf. „Diese Wesen sollten sich nicht hier aufhalten. Was geschieht hier?“, fragte Gandalf, der ihr offenbar glaubte. Sie atmete einmal tief durch, um normal sprechen zu können. „Vorboten aus Gundabad. Aber Euer Freund Radagast wird zuerst noch auftauchen, um Euch etwas mitzuteilen.“ Die Zwerge warfen sich unschlüssige Blicke zu. Thorin musterte sie eine Weile, überlegte wohl ob er ihr glauben wollte. „Gut, lasst uns nachsehen ob etwas wertvolles zu finden ist“, gab er dann den Befehl, ehe er von ihr abliess. Er schien ihr anscheinend zu glauben. Doch sie wusste, er würde ihr weiterhin misstrauen, bis sie etwas Gutes für seine Mannschaft getan hätte, das ihre Treue endgültig beweisen würde. Dennoch musste er ihr jetzt Glauben schenken, er hatte ganz einfach keine Wahl. Denn wenn sich ihre Warnungen bewahrheiteten, war sie unentbehrlich für diese Mission. Demnach würde sie vorläufig wohl oder übel mit von Partie sein, ob er wollte oder nicht.

 Ein paar weitere Zwerge folgten ihrem König, um nachzusehen, ob es tatsächlich etwas gab, dass es wert war mitzunehmen. Ein paar weitere warteten davor, hielten Ausschau nach den Orks, vor welchen Namara sie gewarnt hatte. Sie selbst hatte sich hingesetzt, versuchte sich zu sammeln. Den Trollen war sie entkommen…nun erwarteten sie schlauere, boshaftere Wesen, von denen sie sich wünschte, sie wären nie Realität geworden. Sie hatte ein mulmiges Gefühl, hatte aber keine Energie, sich jetzt darauf einzulassen. Sie blendete den Gedanken einfach aus, dass dies ihr letzter Tag sein könnte. Bald würde sie es sowieso definitiv wissen. Sie hörte Schritte und sah auf. Sie erblickte den jungen Zwergenprinzen, den einzigen, den sie hoffte, nicht enttäuscht zu haben. Er sah bedrückt aus, hielt Abstand zu ihr. „Es tut mir Leid. Ich konnte ihn nicht daran hindern Euch anzuschreien.“ Setzte er an. „Mh…er muss ja“, antwortete sie dumpf und nervte sich sogleich ab der plumpen Antwort. „Ich hab vergessen Euch zu wecken, Ihr konntet uns gar nicht mehr warnen. Es tut mir Leid“ Sie musterte ihn überrascht. Dachte er wirklich, es sei seine Schuld? Sie zwang sich ein schmales Lächeln auf. „Mach dir keine Gedanken, es muss wohl so sein“, versuchte sie ihn zu besänftigen. Er nickte leicht, schien aber nicht vollkommen überzeugt. Er sah für eine Weile so aus. Als wolle er noch etwas sagen, entschied sich dann aber dagegen. Es juckte ihr in den Fingerspitzen danach zu fragen…aber auch sie tat es nicht. Er befeuchtete sich nachdenklich seine Lippen und begab sich zurück zu seinem Bruder, der ein Auge auf ihn hatte. „Ach…Kili“, rief sie ihm nach. Er wandte sich ihr zu. „Ja?“-„Danke, dass du an mich glaubst“ Seine Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. „Gern geschehen.“ Markerschütterndes Geheul verzerrte die Stille. Namara fuhr zusammen und Kili hatte in einem Sekundenbruchteil seine Waffen gezogen. Auch die anderen Zwerge waren sofort kampfbereit. Thorin kam mit Gandalf und 3 brandneuen Elbenschwertern aus der Höhle gestürmt. Die zwei Späher-Zwerge schrien alarmiert als zwei Warge aus dem Gebüsch geschossen kamen. Sie waren so gross wie Löwen, hatten ein massives Gebiss, das problemlos einen Schädel knacken konnte und boshaften Augen. „Wappnet euch!“, rief Thorin den anderen zu. Knurrend stürzten sie sich auf die ersten Lebewesen in ihrer Nähe. Thorins Gemeinschaft blieb geistesgegenwärtig und wich aus. Dwahlin liess seine Äxte auf den ersten Warg niedergehen. Von weiter hinten zischte ein Pfeil durch die Luft und blieb in der Flanke des zweiten Biests stecken. Kili. Er setzte noch einmal an und jagte dem Ungetüm  gleich noch einen zweiten hinterher. Das Biest jaulte. Einige Sekunden später machte ihm Thorin mit einem gezielten Schwerhieb den Garaus. Schockiert starrte Namara auf das dunkle Blut, das unter den toten Körpern hervorfloss. Sie fing einen Blick Thorins auf. Sie log nicht. Die Orks kamen wirklich. Die Vorhut wäre erledigt, doch der Rest würde nicht lange auf sich warten lassen. Namara wurde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte. Aber was nur? „Wem habt Ihr von Euer Mission erzählt?“, wandte sich Gandalf barsch an Thorin. „Niemandem!“-„Wem habt Ihr davon erzählt?!“-„Niemandem ich schwöre es!“ Namara wurde schwindelig vor Angst. Das ferne Gejaule riss nicht ab, und ihr wurde bewusst dass sie gleich zum ersten Mal Bekanntschaft mit Orks machen würde. Eine wütende Orkmeute im Fernsehen zu sehen war eine Sache. Sie bei lebendigem Leib zu spüren zu bekommen, eine komplett andere. Was tun…was machen…wir müssen hier weg! „Thorin wir müssen sofort verschwinden, irgendetwas stimmt nicht-“. Verdammte Scheisse Radagast!  Gestresst sah sie sich um. Keine Spur vom Braunen Zauberer. Die Warnung an Gandalf war weg…und noch schlimmer…ihre Ablenkung. „Thorin wir müssen weg, sofort!“, brachte sie mit mühsam unterdrückter Panik hervor. Diesmal stellte er sie nicht in Frage. Er gehorchte einfach. „Flieht!“-„Wir können nicht, die Ponys sind durchgebrannt.“ Namara hörte förmlich die Uhr ticken. Da war der Beweis. Das Schicksal war verschoben. Alles ging den Bach runter. „Dann gehen wir eben zu Fuss!“ übernahm Gandalf das Wort und stürmte sogleich voraus. Thorin stimmte zu und sofort folgten alle Zwerge ihrem König. Sie stürmten durch die Bäume, dem Zauberer nach. Namara hatte panische Angst, merkte erst, dass sie sich bewegen musste, als Bilbo sie am Arm packte und mitzerrte. Das Geheul kam näher und plötzlich funktionierten ihre Beine wieder. Die Zwerge rannten so schnell wie sie konnten. Wohin wusste keiner so richtig, bloss weg vom Feind. Namara hatte noch nie eine sonderlich gute Kondition, dennoch rannte sie mit allem was sie hatte der Gruppe hinterher, direkt neben Bilbo.  Vor ihr tat sich eine Grasebene auf. Buschland, nur wenige Felsen. Trotz fehlendem Gepäck keuchte sie, versuchte krampfhaft nicht den Anschluss zu verpassen. Sie biss die Zähne zusammen. Sie musste durchhalten, denn das hier war keine Sportübung, sondern die bittere Realität. Die metallenen Waffen klirrten. Das entsetzliche Geheul wurde energischer. Die Warge hatten sie entdeckt. „Schneller!“, kommandierte Gandalf. Die Zwerge setzten einen Zahn zu. Das kam Namara überhaupt nicht gelegen, sie war beinahe am Ende ihrer Kräfte und das schon jetzt. Keuchend hastete sie den fliehenden Zwergen hinterher. Ihre Beine brannten und drohten zu versagen. Sie riss den Kopf nach hinten. Dutzende Wargreiter. Orks mit hässlichen Fratzen. Sie brüllten Befehle. Ihr Herz nahm ungeheuer an Fahrt auf. Sie spürte ihre Schmerzen mit einem mal nicht mehr. Halb im Zickzack bewegte sich die Gruppe zwischen den zerstreuten Felsen hindurch. Sie hörte ein lautes Kläffen hinter sich. Die Warge hatten sie fast eingeholt. Adrenalin schoss durch ihren Körper. Mit einem Mal  hatte sie wieder eine ungeheure Menge an Energie, und rannte so schnell, wie sie noch nie gelaufen war. Es war als würde ihr ganzer Körper bis in die letzten Äderchen mit Lebenssaft vollgepumpt. Ihre Füsse hämmerten auf dem grasigen Boden, holten zu Bifur auf. Sie glaubte gerade etwas Distanz zum Gegner  aufgebaut zu haben, da bremste Thorin scharf ab und Namara wäre fast mit ihrem Vordermann, zusammen geprallt. Panik erfasste sie als sie erkannte, dass sie umzingelt waren. In diesem Zustand konnte sie nicht wissen, was passieren würde. Auch, wenn sie es unter normalen Umständen gewusst hätte. Ihre Augen zuckten hektisch umher, die Luft schnitt sich wie Klingen in ihre Kehle. Sie hatte auf Überlebensmodus umgeschaltet. Grässliche, verzerrte Gesichter von Orks und rasiermesserscharfe Wargzähne näherten sich. Der Kreis der Feinde um die Gruppe verkleinerte sich zusehends. „Haltet stand!“ brüllte Thorin. Waffen wurden gezogen. Leiber rückten zusammen. Ein paar der Warg-Reiter griffen an. Mit einem Kampfschrei stürzten sich die Zwerge in den Kampf. Am eifrigsten waren dabei Fili und Kili, die beinahe todesmutig auf die Feinde losgingen. Die Orks waren jedoch weit in der Überzahl. Entsetzt wich Namara zurück. Lauf weg! Lauf! schrie ihre innere Stimme. Kein Ausweg. Alles blockiert. Ich muss kämpfen!  Kämpfen oder sterben! Sie fuhr herum und konnte sehen wie ein Ork auf sie zukam. Zitternd wich sie zurück, schneller und schneller. Lass mich in Ruhe! Der Ork kam hämisch grinsend auf sie zu. Ich darf nicht sterben! Sie wich weiter zurück. Mit einem Mal spürte sie hinter sich einen Felsen. Verzweifelt presste sie sich gegen den Stein, wohl wissend, dass sie nicht mehr weiter zurück konnte. Sie ahnte dass sie das nicht überleben würde. Der Ork kam ihr immer näher und spielte dabei mit dem Schwert in seiner Hand herum. Er schien es regelrecht zu geniessen sich an ihrer Angst zu laben. Schlussendlich stand er ganz nah vor ihr und sie konnte seinen üblen Gestank nach Verwesung wahrnehmen, sein gelbes Auge wahnsinnig funkeln sehen. Er hörte auf mit dem Schwert rumzuspielen und holte aus. Ruckartig stürzte sie sich zur Seite. Schmerz lähmte ihre Gedanken.  Er zog sich von ihrer Schulter bis in den Arm. Warmes Blut strömte über ihren Arm und sie schrie. Der Ork riss erbost das Maul auf. Zisch! Ein Pfeil ragte zwischen seinen Augen hervor. Namara schrie ein zweites Mal entsetzt, rappelte sich benommen auf. Verschwommen konnte sie sehen wie die Zwerge bei einem Felsen verschwanden. Stöhnend und stolpernd kam sie auf die Beine und rannte. Kaum bei Sinnen warf sie sich in den Spalt, schürfte sich die Beine auf und kam mit einem Rumms auf dem Boden auf. Sie ächzte, klammerte sich an die pulsierende Schulter. Ihr Herz raste noch immer wie wahnsinnig. Kaum waren alle Zwerge beisammen, hörte man ein lautes Jagdhorn und Hufgetrappel. Den Atem anhaltend, warteten sie ab. Das nächste und letzte was geschah, war eine unschön verpackte Botschaft, dass die Meute zerstreut worden war. Sie kam in Form eines toten Orks.  Wie Thorin feststellte, war er durch einen Elbenpfeil gestorben. Alles Dinge die Namara wusste, aber zu sehr litt um zu begreifen.

Thorin bemerkte sie glücklicherweise. Sie lehnte geschockt an der Wand und tränkte ihr Gewand mit Blut, ohne es wirklich zu bemerken. Alles fühlte sich nass an. Ihre Wangen, ihre Hände. Ihr war schlecht vor Schmerz und sie hatte die Augen geschlossen. „Versorgt sie.“ Kili kam zu ihr gestürmt. „Bei Mahal beeilt euch! Sie blutet!“ forderte er laut und riss mit einer fahrigen Bewegung einen Teil seines Mantels ab, um ihn auf die Wunde zu pressen. Oin schob sich durch die gaffenden Zwerge. Er hielt Verbandszeug in den Händen. „Aus dem Weg ihr Narren!“ meinte er bissig und kniete sich neben die fiebrige Namara. Sie spürte zwei starke Hände die Druck auf ihren Arm ausübten. Es schmerzte und brachte sie zum Wimmern. „Ganz ruhig, wir müssen die Blutung stoppen. Halt durch.“ Vernahm sie die sanfte Stimme Kilis. Sie kämpfte gegen die Ohnmacht an, biss ihre Zähne zusammen. „Sehr gut, tapferes Mädchen“, Das Pochen blieb penetrant, aber es  fühlte sich nun stabiler an. Oin hatte einen sicheren Verband angelegt.  „Danke…ich…wäre ohne euch…nicht mehr hier“, krächzte sie angestrengt. Oin nickte knapp, schien aber das Dankeschön anzunehmen. Kili reagierte mit einem warmen Lächeln. „Keine Angst, ich lasse nicht zu, dass du stirbst. Du wirst den Erebor sehen, versprochen.“ Er sah ihr direkt in die Augen. „Danke“, hauchte sie. Er sah sie noch ein paar Sekunden länger an. Seine Hand hielt die ihre und drückte sie leicht „Hier ist ein Weg… bleiben wir hier oder folgen wir ihm?“ meldete sich Dwahlin. „Wir folgen ihm natürlich“, kam es von Bofur. Auch Thorin war damit einverstanden, was hatte er denn auch für eine Wahl. Er gab Kili das Zeichen, dass dieser ihm folgen sollte und er gehorchte sogleich. Bofur war so nett und half der wackligen Namara auf die Beine. Sie war die einzige Verletzte wie sie bald feststellte. „Danke, es geht schon“, murmelte sie. „Sicher?“ Sie nickte und humpelte den Zwergen vorsichtig hinterher, welche bereits den felsigen Gang betreten hatten.  Er war eng und für die Zwerge war es mühsam voran zu kommen. Sie selbst streifte ihre Schulter manchmal an den Wänden, wobei sie jedes Mal scharf die Luft einsog. Sie hielt sich am Stein fest, um Stabilität zu haben, versuchte möglichst tapfer zu sein. Sie wollte beweisen, dass sie nicht schwächeln würde. Sie schlug sich recht wacker bis ans Ende des Pfades hindurch, auch wenn sie innerlich wünschte, dass sie kein Sturkopf wäre. Sie war tatsächlich noch am Leben…verletzt, aber am Leben. Sie hatte die Zwerge noch rechtzeitig gewarnt. Dennoch war sie sich unsicher ob sie sich Respekt verdient hatte.  Zwar hatte sie Thorin warnen können, angegriffen wurden sie aber dennoch. Ob ihm das reichen würde, um ihr zu glauben? Als sie dem Weg folgte, den Ränken und Wendungen entlang tappte, tröpfelten nach und nach die Erinnerungen zurück. Bald würden sie Bruchtal erreichen. Namara wusste, dass Thorin sie dort lassen würde. Und sie fing an sich zu fragen, ob es so nicht besser war. Sie würde vielleicht 60 Jahre leben, bevor sie sterben würde, getrennt von ihrer Familie. Aber zumindest ohne Schmerzen. Vielleicht wusste das Volk der Elben sogar etwas über Portale. Die lebten bestimmt alle schon gut 3000 Jahre oder noch mehr. Sie mussten sehr weise sein. Hoffnung keimte in ihr auf. Trotz der Erschöpfung, ging sie nun schneller. Die kühlen Steine um sie herum nahm sie nur noch am Rande wahr. Bald darauf traten sie tatsächlich aus dem Spalt heraus ins Tageslicht. In der späten Nachmittagssonne lag Bruchtal, weiss und golden schimmernd. Namara raunte staunend. Es war wirklich wunderschön wie die zahlreichen Kuppen und Brücken sich majestätisch gegen Himmel reckten. Die Stadt war eins mit den Wasserfällen die rings um die Stadt ihre Wassermengen zu Tale brachten, und zum Teil in die Marmorgebäude integriert waren. Thorin war hingegen nicht allzu begeistert und warf Gandalf vor, sie von Anfang an dorthin geführt  zu haben. Überraschenderweise wurde Namara nicht angezweifelt. Als sie seinen Blick streifte, schenkte sie ihm ein müdes Lächeln. Er nickte ihr knapp zu und folgte dann Gandalf, der bereits auf dem Weg nach unten war. Sie tat es ihm gleich und war erheitert darüber, dass er sie zum ersten mal nett angesehen hatte. Ehrfürchtig schritt Namara zwischen den riesigen Toren hindurch, die von mächtigen Statuen beschützt wurden. Schmale Wege führten über schwindelerregend hohe Schluchten. Ein falscher Tritt und man würde fliegen lernen. Namara lief deshalb vorsichtshalber in der Mitte. Sie hatte es nicht so mit hohen Dingen. Auf einer grossen, steinernen Fläche machten sie halt. Gandalf tauschte ein paar Worte mit einem Elben aus- sie glaubte er hiess Lindir-, als plötzlich wieder die Hörner zu hören waren, die sie zuvor schon vernommen hatten. Die Zwerge rückten zu einem Kreis zusammen, die schwächsten in der Mitte, die Waffen ausgestreckt. Aus der Ferne hörte man Hufgetrappel, goldene Banner näherten sich. Der König Bruchtals war zurückgekehrt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Boahencock-
2020-10-08T18:21:44+00:00 08.10.2020 20:21
Ohhhhh was ist den da los Man wird doch noch die Schönheit einer Frau bewundern dürfen,Kili du Schlingel ☺☺☺☺🙊🙊🙊

Einen Bogen selbst baue, ist kosten günstiger.Kili wird dir bestimmt helfen. Es scheint als wär er ein guter Freund geworden, oder vieleicht mehr?🤔🤔

einen hauchzarten Kuss auf ihrem Handrücken. Ohhhhhhhhh☺☺☺

Thorin, das würde ich dir auch raten, keiner Frau was zu tun sonst bekommst du Ärger.

Der Ork ist an Elbenpfeil Gestorben, das geschieht ihm ganz recht.

Namara ist verletzt und sie Blutet stark.

Kilian ich lase dich nicht sterben.
Wau.

getrennt von ihrer Familie.
Ich hoffe das irgendjemand etwas über das Portal weiß und Namara wieder nachhaus kann.
😪😪😪🥺

😼🤔😼


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