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Hellraiser

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Mini-Zusammenfassung der vorigen Kapitel:
Was zuletzt geschah...
Die Pest ist ausgebrochen.
Auf der Suche nach einem Heilmittel landen Law, Penguin und Shachi in der Hölle. Dort treffen sie den Teufel und den Todesengel – Kid und Killer – die ebenso mit den Auswirkungen der Pest zu kämpfen haben. Das Ungleichgewicht von Diesseits und Jenseits, Himmel und Hölle, ist im Zusammenbruch. Der Plagepriester muss gefunden und aufgehalten werden.
Auf der Suche treffen die Menschen die Höllenkaiser und andere merkwürdige Individuen...
Nicht jeder ist ihnen wohlgesinnt. Oder keiner? Komplett anzeigen

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Vendetta – Rache

Ein menschlicher Geist auf Irrwegen,

verloren im eigenen Inneren wandernd,

endend im Dead End – wortwörtlich.

 

Können Gedanken lügen?

Ist die eigene Wahrnehmung gefälscht?

...Obwohl sie 'wahr' beinhaltet?

 

Zwischen Traum und Realität gibt es keine Grenze.

Beides koexistiert zueinander,

verschmilzt im Schlaf ineinander.

 

Menschen raten einander; 'Lebe deine Träume.'

Und dennoch träumen viele ihr Leben.

Törichtes Wunschdenken.

 

Wie blind schlafende Augen doch sind...

Ein Traum ist nichts weiter, als ein Trugbild des Geistes.

Erschaffen durch wünschende Emotionen.

Auch die Liebe ist nur menschlicher Humbug.

 

Ein liebender Mann ist ein gefährlicher Mann.

Zu allem bereit, zu nichts imstande.

Je stärker das Gefühl,

desto schwächer das Herz.

 

Einst war es rot, voller Leben,

heute nur noch ein Sterbebild seines selbst.

 

Ein Name,

in Sandstein gemeißelt.

Ein hinterlassenes Grab

in Männerbrust.

 

Die Sehnsucht fort,

geblieben Rachsucht und Habgier.

Einst wollte er besitzen.

Nicht einmal das Leben ihm geblieben.

 

Liebend gestorben.

Sein Herz zu Sandstein zerfallen.

 

...Der Sandmann...

 

 

 

~*~

 

 

 

Jeder wird irgendwann mit dem Tod konfrontiert.

Der Tribut des Lebens von jedem gezahlt.

Eine Schuld, die beglichen wird.

 

'Was ist dir dein Leben wert?'

Die Frage des Todesengels immer gleich.

So auch die Antwort des Sterbenden.

'Nimm mein Herz, nimm mir den Schmerz.'

 

So schlägt die Sense in die Brust,

hinterlässt die Kluft,

raubt letztgültige Luft,

erhält den schlussendlichen Atemzug.

 

'Danke.'

 

Killer verstand nie, wofür die Menschen ihm dankten. Dafür, dass er sie zu einem wie ihm machte? Gefühlskalt und lieblos?

Die Qualen der Hölle waren für die Verstorbenen nicht ertragbar, wurden durch den Herzraub minder ertragbarer. War es dies? Waren die Menschen lieber lieblos, als leblos? Gaben sie deswegen freiwillig ihr Herz auf?

Versteh einer die Erdwandler...

Seufzend betrachtete sich der Todesengel im Spiegel. Nichts. Er besaß kein Spiegelbild. Die Reflexion seiner Selbst die Leere in Persona.

Langsam fasste er sich an seine Wange, spürte den Hauch des Schmerzes, den der Mensch mit Kappe ihm zugefügt hatte. Penguin – so hieß er, meinte Killer sich zu erinnern – gleichgültig. Namen waren nur eine verblasste Erinnerung einstigen Lebens.

Die schwache Seele hatte ihn mit emotionaler Intensität geschlagen. Nur, weil der Totenbringer kein Mitgefühl für Sterbende besaß.

Killer spürte nicht. Lebte nicht. Überdachte nicht. Wieso schmerzt meine Wange?

Des Sensenmannes Existenz diente einzig dem Tod, den er repräsentierte. Sein Dasein dem Teufel verschrieben, dem er ewige Treue schwor.

 

„Scheiße gepennt, was?“, grinste ihn Kid vom Türrahmen seines Schlafgemachs aus an. Lehnte nur locker dagegen, die Wunde seiner Schulter mit seinem Fellmantel überdeckend. Die Wunde, die er für den tätowierten Menschen auf sich genommen hatte.

Killer verschränkte seine Arme vor seiner Brust, wandte sich seinem Fürsten zu.

„Todesgeschöpfe schlafen nicht“, entgegnete er ihm faktisch, „sie finden im Seelenfolter ihre Erholung.“

 

Kid lachte rau auf.

„Dein SadoKaMaso-Club geht mir am Arsch vorbei – und der is jungfräulicher als die Jungfrau Maria.“

Der Teufel zuckte mit seinen Schultern, verzog sein Gesicht, der vergessenen Verletzung wegen, die bei der Bewegung unangenehm zog.

Mit einer wegwischenden Handbewegung deutete er auf Killers angeschwollene, verfärbte Wange.

„Dein Make-up sieht beschissen aus.“

 

Ein hauchdünnes Schmunzeln fand Killers Lippen. Sein bester Freund schaffte es immer, ihm ein Grinsen ins Gesicht zu prügeln.

Ablenkend fragte er; „Was hältst du von den drei Menschen?“

Kid brummte zur Antwort etwas Unverständliches. Killers Mundwinkel glitten höher.

„Ich ebenfalls“, erwiderte er wahrheitsgemäß und schritt auf den Teufel zu, zur Tür. „Lust auf ein Heilbad?“, musste er Kids Antwort nicht abwarten, um sie zu wissen. Teuflisch knackte der Höllenfürst seine Fäuste.

„Lass uns ein paar Heilgeister ausquetschen!“ Das hob Kids Stimmung immens. „Und wehe, Wire hat sie wieder alle ausgesaugt.“

 

 

Am anderen Ende der Hölle, ein Irgendwo im Nirgendwo einer Wüste.

„Sind wir schon daaa?“, quengelte Shachi zum „Einhundert-dreizehn“ten Mal – wie Law mitzählte.

„Nein, sind wir nicht“, wiederholte Penguin zum „Achtundachtzig“sten Mal.

Der Pessimist zog seinen Kappenschirm tief, verdrehte hinter ihr seine Augen.

„Die wahre Folter der Hölle ist, mit euch hier zu sein“, murrte Peng seinem besten Freund zu, der ihn dümmlich anlächelte.

„Ich find's auch total schön, dass wir alle zusammen sind!“

 

Penguin mimte Würgegeräusche.

„Ich kotz nen Regenbogen.“

Shachis Augen funkelten.

„Regenbögen sind sooo toll~ Meinst du, wir finden auch einen Goldtopf?“ Und Chi's überzuckertes Lächeln wurde breiter. „Aber kein Schatz ist so wertvoll, wie ihr es für mich seid.“

„...Ich kotz den Topf gleich mit aus.“

 

Zwischen ihnen zählte Law zur Beruhigung das, was zählbar war – selbst den schwankenden Wärmegrad der Wüstentemperatur, sowie den sich ändernden Winkel der Lichteinwirkung der Sonne, die hier gar nicht existieren dürfte. Wie ein Vampir zischte er hin und wieder dem viel zu penetrant strahlenden Himmelskörper zu. Seine dunklen Augenringe dankten ab.

In seinen kurzen Kinnbart murmelnd, zählte er leise weiter – nun die Staubpartikel.

 

Neben ihnen trabte das schwarze Höllenross, dessen Zunge aus dem flammenden Maul hing.

Penguin warf ihm einen skeptischen Blick zu.

„Bestehst du nicht aus Feuer? Sollte dir die Hitze nichts ausmachen?“

„Entschuldigung.“

„Dan-ke für die wiedermal sehr ausführliche Information.“

 

Das tierische Wesen wurde den Menschen immer suspekter. Entweder tat Bepo nur so unschuldig oder war eines der sensibelsten Geschöpfe, die je existierten. Geknickt ließ er seinen Pferdekopf hängen, legte seine Ohren an und wollte erneut zu einer Entschuldigung ansetzen, hätte Shachi sich nicht umarmend an ihn geschmissen.

„Keine Sorge, Peng meint's nicht so böse. Er ist nur ein mürrischer Grummelbär, der sein großes Herz hinter seinem dicken Fell versteckt“, versuchte Shachi Bepo aufzumuntern, erhielt von Penguin ein missgestimmtes Nuscheln. „So behaart bin ich nun echt nicht.“

Was Shachis Gesichtszüge aufhellte. „Hörst du, Bepo. Er hat das mit dem Herzen nicht verneint!“

 

Oder war einfach zu erschöpft dafür. Die Hitze machte ihnen allen zu schaffen, der lange Weg durch die Dünen schien endlos weit. Sie wanderten seit Stunden ziellos umher. Seit der telepathische Kontakt zu den Höllenoberhäuptern abgebrochen war.

Selbst Shachi ging langsam die Puste aus, doch hielt er tapfer die Stimmung aufrecht.

„Ich werd jetzt einen Sandengel machen!“, verkündete er feierlich und warf sich in den heißen Sandboden. Kopfschüttelnd gingen seine Freunde weiter, außer Bepo, der ihn mit schief gelegtem Kopf fragend betrachtete.

„Schau genau hin und lerne!“, wies er ihn überschwänglich an und wedelte mit seinen Armen munter im Sand, verteilte kichernd Staub in alle Himmelsrichtungen.

 

Als Chi sein Kunstwerk betrachtete, blinzelte er mehrmals.

„Hm?“, kniff er seine Augen zusammen, nachdenklich. Der vermeintliche 'Engel' im Sand glich eher einer dämonischen Höllengestalt. Alles Englische war hier unten tabu. You know?

Shachi zuckte mit den Schultern.

„Mit Phantasie sieht's aus, wie ein Engel.“

 

Eilig holten er und Bepo zu den anderen auf. Hinter ihnen unbemerkt das Sandschauspiel, welches sich ereignete.

Das sich verzerrende Engelsgebilde, dessen Sandkörner wild aufwirbelten, in kleinen Tornados über den Boden tanzte und den Sand rot färbte, wie von Geisterhand zu einem Wort geformt:

'Vendetta'

Schaurig flüsternder Wind kündigte ihn an.

Er brachte die Wüste zum Erzittern, verdunkelte die Sonne, erdrosselte die Luft.

Einer der mächtigsten Elementargeister: Das Sandkrokodil.

 

So schnell die Buchstaben erschienen, verschwanden sie wieder. Bleibend die Erinnerung eines Mannes, der sich nach Rache verzehrte.

Als er starb, zerfiel er zu Sand. Seinem Element. Auf ihm wandelten derzeit die Menschen, irrend und unwissend. Nicht ahnend, dass er es war, der sie in die Irre führte.

Kommt zu mir...“

Zeigte er sich gnädig, offenbarte ihnen den Pfad, den er für sie erschuf.

 

Ein Casino?, blickten die vier Augenpaare auf das Gebäude in der Ferne, welches plötzlich erschienen war. Eine Fata Morgana?

Law schmunzelte. Ihre Reise war soeben um einiges interessanter geworden. Wie er es doch liebte, Fallen zu entschärfen...

„Bepo-ya“, rief er nach ihrem tierischen Gefährten, der sich gehorsam neben seinen Befehlshaber stellte. „Bringe uns dorthin.“

Mit 'uns' meinte er sich selbst. Law stieg auf das Höllenross und ritt augenblicklich davon. Shachi und Penguin ihm nachsehend, sich anblickend, ehe sie ihnen nacheilten.

Laws Nettigkeit hat ein neues Level erreicht...

Level Oberarsch.

 

„Wartet auf uns!“

 

Mächtig ragte das Gebäude im Sand empor. Aus edelstem Sandstein bestehend, in Form eines gleichschenkligen Trapez, in gestreiften Farben von Grün und Gold. Umschlossen von Palmen, vor dem Eingang zwei vergoldete Krallen-Pfoten, passend zu dem goldenen Krokodil, das auf dem eindrucksvollen Bauwerk thronte.

Goldmünzen regneten auf das Casino herab – Das Goldregen-Casino.

 

Während Shachi und Bepo die Architektur bestaunten, gingen Penguin und Law ohne eines gewürdigten Blickes hinein. Sie hatten genügend Sand für zwei Lebzeiten gesehen.

Draußen stand ein Schild mit der Aufschrift: 'Alle Tiere außer Krokodile verboten!'

Dem Höllenross wurde der Zutritt verwehrt. Weswegen Shachi ihm versprach, ihn bald wieder abzuholen und ihm ein paar Zuckerwürfel daließ. Im Maul des Flammenross' wurde Zucker zu Karamell.

 

Eine schrille Klingel kündigte das Eintreten der Besucher an. Der Lärm von klimpernden Spielautomaten ertönte im Hintergrund.

Am Eingang begrüßte sie ein gesichtsloser Schattenlakai mit Fliege, der sich leicht vor ihnen verbeugte. Weil der Höllendiener keine Stimmbänder – oder überhaupt etwas menschlich Anatomisches – besaß, deutete er dem Trio wortlos an, ihm zu folgen. Ausdruckslos

führte er sie vom Foyer ins Innere des Casinos.

Auf dem Weg bot die Schatten-Figur ihnen ein Weinglas an, von denen exakt drei auf dem Silbertablett standen, welches er hielt. Als hätte man die Menschen erwartet.

 

„Höchst verdächtig“, murmelte Law in seinen kurzen Kinnbart, traute dem Geschöpf nicht, traute allem hier unten nicht.

„Wie freundlich!“, lächelte Shachi und streckte seine Hand aus, um dem schwarzen Schatten ins nicht vorhandene Auge zu piksen. Ein mahnender Blick Penguins und er begnügte sich mit dem Winken vor dem schattigen Gesicht. „Siehst du uns überhaupt?“, wollte er wissen und mimte diverse Fratzen der kindlichen Provokation. Der Schatten reagierte nicht.

Penguin griff schnell nach einem Weinglas, umklammerte es gar haltsuchend. Um die Hölle zu ertragen, brauchte er dringend einen Schluck. Oder ein Fass.

Er hasste Rotwein. Ohne nachzudenken kippte er das Glas – wie ein echter Gentleman – auf ex.

Die süßliche Flüssigkeit noch im Mund habend, hörte er Laws Schmunzeln neben sich.

„Dies ist Blut.“

Und Penguin spuckte es hustend aus. „Hättest- du- das- nicht früher sagen können?!“

„Hätte ich“, antwortete Law faktisch, schritt voran und besah sich die Räumlichkeit genauer. Zu viel Prunk, zu viel Luxus.

Alles schrie förmlich nach Trug und Falschheit.

 

Traurigerweise fühlte sich Law hier wohler, als er zugeben wollte. Abwesend betrachtete er sich die silberne Dekoration, die in all den Goldtönen hervorstach. Sie wirkte so kalt und zeitlos... genau wie-

„Spielautomaten!“, posaunte Shachi voller Begeisterung und stürmte auf eines der blinkenden Geräte zu. Eifrig zog er an dem Hebel der Maschine und fieberte den drei rollenden Walzen entgegen.

Penguin rückte seine Kappe, blickte auf das Schild, welches über dem Automaten angebracht war;

'One Life, One Chance.' Also hat jeder von uns nur einen Versuch?

 

„Jeder weitere kostet einen Teil deiner Seele“, sprach plötzlich jemand hinter ihm. Süßlich giftig in sein Ohr wispernd.

Penguin schauderte es. Diese Stimme...

„Deine köstlichen Seelenfragmente gehören gänzlich mir.“

 

„Oh was für ne Freude, der Todesengel höchstpersönlich“, drehte sich Penguin schief grinsen zu Killer um. „Was verschafft mir die Ehre deiner holden Arschigkeit?“

„Ich stalke dich“, gab Killer offen zu, „habe sonst nichts zu tun.“

„Gut zu wissen, was ich nicht wissen wollte. Such dir n Hobby!“

„Dies habe ich in dir gefunden.“

„Wer suchet, der findet – wer fluchet, verschwindet.“ Tat Penguin genau das, mit einem Fluchwort auf den Lippen.

„Ich mach nen Freischwimmer, wie ein Analdelfin! Tschö, Ritter Rosette“, ließ er den Seelenräuber stehen, dessen Schmunzeln hinter blondem Haar nicht amüsierter sein konnte.

Laut den hier vertauschten Gegebenheiten von Hass und Liebe hat Penguin ihm soeben ein Kompliment gemacht. Absichtlich?

Nun, 'Analritter' genannt zu werden, hatte schon etwas Schmeichelhaftes...

 

Law seufzte stumm. Wo Killer war, war auch-

„Was geht – geht’s schon ab in deiner Hose?“, begrüßte ihn das rothaarige Biest, dem Law keinen Blick widmete. Der Teufel lachte selbstherrlich. „Ich bin ein echter Ständer-Spender! Kannst ruhig zugeben, dass dir bei meinem Anblick einer abgeht – darum kannste mich nich ansehen, huh?“

Das fette Grinsen aus dunklen Lippen schob sich in Laws Gesicht. „Jeder Blick is ne Sünde wert. Freuste dich nich, mich anschmachten zu dürfen?“

Laws Augenbraue zuckte erhaben.

„Die Freude ist ganz Eurerseits. Euch anzuhimmeln, ist mir ein Abendmahl.“ Und er setzte noch einen göttlichen Tiefschlag drauf.

„Es heißt zwar, die Hölle sei der Ort der Folter, aber mit so viel Herrlichkeit möchte ich meine Augen dann doch nicht strafen.“

'Himmel', 'Abendmahl', 'Herrlichkeit' – die biblischen Worte des Herren, die Kids Laune von Sex auf Null brachten.

Vielleicht hätte er statt Heilgeister besser die guten grünen Naturgeister inhalieren sollen...

 

„Jackpot!“, freute sich Shachi, das Glückskind. War ja klar, dass er wieder den Hauptgewinn abräumte. „Was hab ich denn gewonnen?“

Kid grinste. „Ein Freifahrtschein in die Hölle“, wollte er den Menschenjungen verschrecken. Shachis Reaktion fiel jedoch anders aus.

„Juhu~“, riss er seine Fäuste in die Luft. „Da wollte ich schon immer mal hin!“

Penguin klatschte sich die Hand an die Kappen bedeckte Stirn. Eine Hohlnuss als Bruder zu haben, würde selbst ein ausgehungertes Eichhörnchen zum Nuss-Allergiker machen.

„Was ist es wirklich?“, fragte er an Killer gewandt, der ihm neutral antwortete.

„Da diese Automaten 'Einarmige Banditen' genannt werden, benannt nach ihrem Erfinder, darf man diesen auch treffen, wenn man möchte.“

Jetzt freute sich Shachi umso mehr. Er mochte es, neue Leute kennenzulernen, die er ins Herz schließen konnte – In sein Herz pressen, traf es eher.

„Wann dürfen wir ihn sehen? ...Oder ist es eine Sie?“, fragte der Junge neugierig, es kaum abwarten könnend. Doch wurde er enttäuscht, als Killer ihm erklärte;

„Zurzeit ist der Kaiser-“, stoppte der dunkle Engel kurz, als er die aufquellenden Tränen in Shachis Augen sah. Seit wann war der personifizierte Tod von menschlichen Emotionen beeinflussbar?

Verärgert über seinen kurzen Schwächeanfall, fuhr er fort. „Auf unbestimmte Zeit verreist. Solch ein Pech aber auch.“

Er genoss Shachis Enttäuschung. So sollte es sein. Kein Mitgefühl. Mit niemandem.

 

Penguin wollte seinen Bruder aufmuntern, ihn ablenken. Sein Blick huschte über die nebeneinander gereihten Automaten, blieb an einem von ihnen, an dessen Hebel er zog, obwohl es ihm selbst wenig Begeisterung abrang.

Der Kappenträger war ein echter Pechvogel, war er schon immer gewesen. So zeigten die Walzen drei X an. Das Schlimmste, was hätte passieren können.

Killer sog still Luft ein, hinter blondem Pony weiteten sich unbemerkt seine Augen. „Dort oben“, zeigte er zur Decke, wo die menschlichen Augenpaare hinschweiften.

Und Killer trat lautlos gegen den Automaten. Ein X weniger – Ein Seelenleben gerettet.

Soviel zu 'kein Mitgefühl'...

Das fiese Grinsen, das er von seinem teuflisch besten Freund erhielt, hätte Kid sich sparen können.

 

Law interessierten solche gezinkten Spiele nicht. Im Gegensatz zum Teufel, der diese Erfindung der Menschen schon immer belustigend fand.

„Trauste dich nich?“, provozierte er Law, „kannst stattdessen auch mit meinem horny Hebel spielen.“

Zwischen Entweder und Oder war Laws Entscheidung eindeutig – und er betätigte den Mechanismus der Gerätschaft. Ahnend, dass Kid sie manipulierte.

So zeigten die Walzen 6 6 6. Kids Grinsen verdunkelte sich. „Dein Preis ist Sechs mit mir.“

Wie oft musste Law ihn noch ignorieren, damit der Teufel verstand, dass seine frevelhaften Angebote nicht fruchteten?

 

Den gelesenen Gedanken konnte der Höllenfürst nicht unkommentiert lassen.

„Die Samen des Bösen tragen die größten Früchte.“

„Ich verzichte auf himmlisches Fallobst.“

„Ey!“

 

Langsam, nur ganz langsam begann es Law zu amüsieren. Ihre fragwürdigen Interaktionen. Was auch immer sie beide hier taten. Wenn er könnte, würde er lachen. Nur war dies unter seiner Würde. Lachen bedeutete Offenherzigkeit – die er nicht besaß.

Statt seine Gedanken an solche Nichtigkeiten – Kid – zu verschwenden, würdigte er seine Aufmerksamkeit Wichtigerem.

„Was ist unsere Aufgabe hier?“, dachte er laut nach, besah sich nebensächlich die goldenen Krokodilsfiguren, die hier prunkvoll an den weißen Sandsäulen befestigt waren. An einer von ihnen knabberte jemand.

 

„Heat?!“, erblickte Shachi seinen Freund, auf den er voller Freude zuraste.

Heat sah ihn kommen, es kommen; die viel zu herzensgute Umarmung, die er als herzloses Höllenwesen nicht ertrug. Abwehrend kreuzte der Dämon seine Finger zu einem umgekehrten Kreuz vor sich.

„Weiche von mir, guter Geist-!“ Und wurde von der stürmischen Liebenswürdigkeit umgehauen.

Der sonnige Mensch klammerte sich mit allen Gliedmaßen um ihn, mit viel zu viel positiver Energie. Es schmerzte. Shachi brannte sich nicht nur in Heats Haut. Warum musste er auch immer nur im Korsett rumlaufen?

Der Dämon verkniff sich den Schmerzlaut – um Shachi die Schuldgefühle zu ersparen – versuchte sich an einem scheiternden Grinsen aus vernähten Lippen und klopfte dem Jungen zaghaft auf den Rücken. Nur hauchzart, ihn kaum berührend. Bloß nicht zu viel.

Als Shachi von ihm abließ, war der Abdruck der Umarmung an dämonischem Körper erkenntlich. Wie ein Sonnenbrand auf Heats blasser Haut, nur leuchtender. Shachis honigfarbene Augen besahen sie sich fragend, ehe er sanft lächelte.

„Es steht dir.“ Und Heats Brandmal tat plötzlich viel weniger weh. Weil es von Herzen kam.

Der strahlende Junge war tatsächlich ansteckend – Brandstiftung schweren Grades!

 

Heat trug nun eine heilige Markierung. Nur der Teufel wusste, was dies zu bedeuten hatte. Und es gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht.

Knurrend beorderte Kid seine Gefolgsmänner mit einer Handbewegung zu sich. So konnte es nicht weitergehen. Ein höllischer Rat musste einberufen werden. Privat.

 

„Verzieht euch“, bellte er an die Menschen gewandt, erntete Laws steinigenden Blick.

Immer wieder faszinierend, unter welchen Stimmungsschwankungen die Fürstlichkeit leidet...

„Wir wollten ohnehin gehen“, erwiderte Law, drehte sich um und begegnete dem Schattenlakai, der ihm ein Schild entgegenhielt;

'Der Herr des Hauses erwartet euch.'

Wer könnte solch eine unfreundliche Einladung abschlagen? – Jeder.

Darum ließen sich die Menschen extra viel Zeit auf dem Weg zu ihrem Gastgeber.

 

Vom Schattendiener wurden sie schweigend in das höchste Stockwerk geführt, kamen per vergoldetem Aufzug dorthin. Der lange Gang mit einem grünen Teppich verziert, die Wände aus Glasscheiben, hinter denen echte Krokodile schwammen, die sie hungrig anstierten.

Laws skalpierender Blick schüchterte die Tiere ein. Die Kreaturen machten ihnen freiwillig Platz. Wie ein Empfangskomitee reihten sie sich links und rechts neben ihnen auf, während sie den Flur passierten. Am Ende erreichten sie eine übertrieben protzige Flügeltür, die der Diener ihnen verbeugend öffnete.

Die schwere Doppeltür fiel geräuschvoll hinter den Menschen zu.

 

Und sie sahen ihm entgegen.

Auf einem schwarzen Ledersessel saß er. Eine teure Zigarre in seinem Mund, sein Kinn auf seiner goldenen Hakenhand abgestützt, seine Sandgrauen Augen erhaben auf seine Besucher hernieder blickend. Durch seine Narbe – die horizontal über sein markantes Gesicht verlief – stachen seine unergründlichen Augen noch deutlicher hervor. Als würden sie menschliche Seelen aussaugen wollen.

Ein Fauchen begrüßte die unwillkommenen Gäste. Auf seinem Schoß saß ein Kaiman, den er in einer langsamen Bewegung streichelte. Der Alligator starrte die Menschen aus fokussierten Reptilienaugen an, beobachtete sie, als Feinde betrachtend.

 

„Von dem Lurch mag ich nicht gehapst werden“, flüsterte Shachi zu Peng. Dieser grinste zurück; „Meinst du das Tier oder den Kerl-?“

Ein erstickender Blick des Höllenkrokodils ließ sie zusammenzucken, stramm stehen.

„Wir haben nichts gesagt, Sir!“, rechtfertigten sie sich und zogen ihre Mützen tiefer.

Law trat vor. „Mit wem haben wir das Verleiden?“

 

In einer anmaßenden Bewegung warf der teuer gekleidete Mann seinen Kopf zur Seite, kämmte sich mit seiner Hakenhand sein glatt-gegeltes Haar nach hinten. Zeigte seine Zähne, zwischen denen die Zigarre steckte, die beim Sprechen leicht wippte.

Seine tief-raue Sandstimme grollte dünkelhaft.

„Ich bin der Sandmeister. Sir Crocodile mein Name.“

 

Als der Name fiel, schien die Wüste in Aufruhr. Eine angespannte Stille legte sich über die Räumlichkeit, deren Luft plötzlich viel trockener wirkte.

Die Sandgrauen Augen des Höllenkrokodils schienen wie hypnotisierende Sandstürme auf die Menschen überzugreifen. Ein starkes Kratzen in den Lungen der Sterblichen spürbar, denen der Atem genommen wurde. So abrupt, dass sie reflexartig ihre Hälse umgriffen, kein Wort hervorbringen konnten.

Bis die Tür auf krachte. Und die Hypnose gebrochen ward.

 

„Blas den Sand aus deiner Arschritze, Zero“, platzte der Teufel rein, stolzierte auf den Casino-Besitzer zu, beantwortete Laws kritischen Blick mit einem lässigen;

„Das Krokodilshandtäschchen und ich... sind best Buddys, stimmt's?“, schlang Kid überheblich grinsend seinen Arm um die breiten Schultern des Mafiosi. Der teure Mantel roch stark nach einer Mischung aus Nikotin, herbem Rasierwasser und edlem Männerparfüm.

Sir Crocodiles Zigarre zuckte – Ein Zeichen seines zürnenden Unmuts.

Der Kaiman sprang von seinem Schoß, jagte auf Kids Unterarm zu und verbiss sich in ihm.

„Shit- Fuck- Verdammtes Mistvieh!“, versuchte er es abzuschütteln und sprach dabei die wüstesten Flüche aus – in satanischem Latein.

„Lotiolentus! Lustro! Sus lutulenta! Magnificum crucis offla!“

 

Und Law lachte. Überaus erheitert, aber hinter vorgehaltener Hand.

„Was hat er gesagt?“, wollte Shachi wissen.

Law räusperte sich, sein kurzes Lachen sofort unterbindend, doch ein kleines Schmunzeln bleibend. „Zunächst hat er den guten Herren als 'Bettpisser' und sein Haustier als 'Sumpfhuhn' etikettiert. Folgend einem allgemeinen 'Drecksau' und einer abschließenden Hochrede an seinen 'prächtigen Galgenschwengel'.“

Penguin verzog das Gesicht. „Aus deinem Mund klingen Fluchwörter echt gruselig.“

„Derisor“, erwiderte Law ihm vergnügt. Lateinische Provokationen entsprachen eher Laws Stil.

„Aha. Wie... hast du mich genannt?“, blickte Penguin ihn fragend an, der wissende Silberblick gefiel ihm ganz und gar nicht.

„Dies wird dir ab nun keine Ruhe mehr lassen, nicht wahr?“ Penguin nickte. „Ausgezeichnet.“ Gespräch beendet. Dieser miese Sadist!

 

Penguin murrte leise, bis er heimtückisch grinste. Rache ist süß, mein Lieber.

„Du, Law?“, begann er scheinheilig, sah offensichtlich auf Laws Rücken, zeigte mit seinem Daumen locker darauf. „Du hast da was...“

Und Laws Augenbraue tickte. „Entferne es.“

Penguin verschränkte seine Arme lässig hinter seinem Kopf. „Sorry, hab grad keine Hand frei, Cap.“

 

Shachi blickte derweil sehnsüchtig auf das bissige Tier, welches er unbedingt streicheln wollte. Der bittende Honigblick traf auf den angepissten Goldenen des Fürsten, dessen geschminkte Lippen sich zu einem unheilvollen Ausdruck verzogen. Jetzt kriegste dein Futter, Sumpfhuhn.

Kid hielt Shachi seinen Arm, mitsamt tierischem Anhang hin. Die dämonische Reptil-Kreatur konnte dem Menschen sehr wohl den Arm abbeißen, während Kids Hülle durch seine höllischen Kräfte viel robuster war. Demnach war das Tier noch immer hungrig. Wohl bekomm's!

Die Reptilienaugen fokussierten sich auf Shachi, die schwarzen Pupillen verengt, seinen Kiefer von Kids Arm lockernd, ehe es Shachi besprang-

und in seinen Armen leise zu gurren begann. Shachis Finger streichelten respektvoll über die raue Panzerhaut.

„Wer ist ein braves Kroko, du bist ein feines Kroko!“

Kid fiel vom Glauben ab – wenn er je einen besessen hätte, außer den Unglaube an sich selbst.

 

„Sein Name ist 'Fenicottero'.“ Beinahe nur ein feinsandiges Flüstern, durch die Zigarre zur Undeutlichkeit gedämmt. Law fixierte ihn überrascht. Dieser Name...

Der italienische Mafia-Boss ließ sich nichts anmerken, blieb seinem gefühlskalten, berechnenden Charakter treu. Klopfte elegant seine Zigarre über dem vergoldeten Aschenbecher ab und wandte dann das Wort an die Menschen.

„Ich werde euch ein Angebot machen“, begann er mit erhabener Stimme, die in einen kompromisslosen Klang überging. „Und ihr werdet es nicht abschlagen.“

 

Wie zuvorkommend, dachte sich Law. In der Hölle hatten die Menschen es nur mit Wohltätern zu tun.

Das Grau von Laws Augen wurde zu kaltem Granit, treffend auf das kühle Sandgrau seines Gegenübers.

„Sprecht. Wir werden zuhören.“ Lassen uns jedoch keinen Befehl aufzwingen.

Das Höllenkrokodil lehnte sich lässig in seinem Sessel nach hinten, schraubte seine Hakenhand ab, überschlug seine Beine und trank den giftigen Rotwein aus seinem persönlichen Trinkgefäß. Gift prickelt angenehm die unsterbliche Kehle hinab...

 

„Das Impel Down“, nahm die raue Sandstimme einen Unterton der alten Nostalgie an, „ist ein Ort der erstickten Träume. Das Gefängnis der Verworfenen. Dort werdet ihr Antworten finden.“

 

„So?“, hob Law eine skeptische Augenbraue, mitsamt äußerst misstrauischem Ton, „und wo befindet sich dieser Ort?“

 

„Wie ich sagte...“ Ein makaberes Mundwinkelheben des gerissenen Krokodils, welches ungesehen seine Teufelskraft aktivierte. Den Sand, den es zuvor in den menschlichen Organismus einpflanzt hatte und nun auf dessen Meister reagierte. „In erstickten Träumen.“

Die Menschen sackten augenblicklich in sich zusammen – aufgefangen werdend von Kid, Killer und Heat.

 

“Buona notte.”

'Gute Nacht.'
 

.

.

.
 

Höllische Fahrstuhlmusik.

Die Reise Abwärts;

tiefer als die Hölle ist nur das Bewusstsein.
 

In ihm schlummert das Herz.

Das Tiefste, das Reinste;

Ur-Liebe.
 

Tiefer und Tiefer fallen die Menschen,

Stufe für Stufe müssen sie gehen.

Schlafend, wach, bewusst.

Im Seelengedächtnis.
 

Die 17 Bewusstseins-Stufen.

Die höchste Stufe;

Scham
 

Und das Göttliche sprach zu den Menschen.

„Wofür schämst du dich?“
 

Als würden sie schweben,

verharrten die Drei im Stillstand ihres Innersten.

Um weiterzukommen mussten sie Antwort stehen.
 

Konfrontiert werdend mit Bildern ihrer Erinnerung,

die im schnellen Zeitraffer an ihnen vorbeizogen.

Ihr Leben, dem sie verschuldet.
 

Schweigen.

Keiner traute sich, offen Scham zuzugeben.

Die Zeit hielt weiterhin an.
 

Shachis Augen erfassten ein Bild seiner Kindheit.

Er und Penguin saßen nebeneinander auf einer Schaukel.

Beide Kinder lachten ausgelassen und fröhlich.

Bis der Junge mit zu großer Kappe abrupt bremste.

Penguin sah seinen Kindheitsfreund intensiv an.

„Du bist toll, Chi.“

Pengs kindliches Funkeln.

„Ohne dich lächelt die Sonne nicht.“

Shachi errötete.
 

Auch im jetzigen Alter fand eine sanfte Röte auf Shachis Wangen,

ehe er kleinlaut beschämt zugab;

„Ich... kann nicht mit Komplimenten umgehen.“
 

Er fiel, erreichte Stufe 2.

Der Kappenträger wollte nach ihm greifen,

verfehlte und ballte seine Hand.

Die Augen schließend,

brummte er leise;

„Ich schäme mich für meine Schwächen.“

So folgte auch er seinem besten Freund.
 

Law blickte ihnen nach.

Seine Augenbrauen verengt,

intensiv nachdenkend.

Er hasste es,

Gefühle offen preiszugeben.
 

Nur für seine Freunde tat er es.
 

Die Bilder unrettbarer Leben flackerten an ihm vorbei,

ehe er verbissen seufzte.

„Schande empfinde ich über meine Imperfektion.“
 

.

.

.
 

Stufe 2:

Schuld
 

Erneut erklang die lichtvolle Stimme,

einen anklagenden Ton besitzend.
 

„Du bist schuldig.“
 

Das Gefühl von Schuld in ihre Herzen einkehrend.

Geknickt senkte Shachi seinen Kopf,

fiepsleise erwidernd;

„Weil ich nicht jeden zum Lächeln bringen kann.“
 

Penguin zog seinen Kappenschirm tief.

„Weil ich mir die Schuld gebe... für alles.“
 

Law presste seine schmalen Lippen aufeinander.

„Weil ich Schuld von mir abweise.“
 

.

.

.
 

Apathie
 

„Warum bist du so gleichgültig?“
 

Leere füllte ihre Brust.

Alle fassten sie sich an ihre linke Seite.
 

Shachis sonst so gefühlvolle Stimme

klang abgestumpft und teilnahmslos.

„Weil ich mir selbst egal bin...

Hauptsache den anderen geht es gut.“
 

Penguin blickte leer in sein seelisches Nichts.

„Darum.

Ich will nicht noch verletzlicher werden.“
 

Laws grauen Augen blieben unverändert kalt.

„Als Selbstschutz. Emotionen sind ein Hindernis.

Ich habe ihm versprochen, mein Herz zu behüten...“
 

.

.

.
 

Trauer
 

„Weinst du?“
 

Ein Schluchzen entkam Shachis Kehle.

„Ich ertrage all das Leid der Welten nicht.“
 

Penguin wischte sich schnell über seine Augen.

„Er tut mir leid...

Warum muss Killer eine solche Bürde tragen?“
 

Law unterdrückte die erzwungene Emotion mit aller Macht.

Einzig seine trauernde Stimme verriet ihn.

„Vater...“
 

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Angst
 

„Wovor fürchtest du dich?“
 

Schwärze ergriff ihre Körper.

Blanke Furcht, der sie entgegenblickten.
 

Shachi konnte nicht hinsehen.

Sich selbst nicht ansehen.

Seine Stimme zitterte.

„I-Ich...

habe Angst, geliebt zu werden.“

Obwohl er selbst am meisten liebte.
 

Penguin konnte seinen geweiteten Blick nicht

von der Schwärze abwenden.

„Ich fürchte die Furcht...“
 

Law knirschte leise mit den Zähnen.

„Vor mir selbst... Zu was ich fähig bin.“
 

.

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Begehren
 

„Was begehrst du?“
 

„Ich bin abhängig von meinen Liebmenschen.

Ohne sie bin ich nichts...“
 

„Ich bin süchtig nach Gefahr...

Nur dann fühle ich mich lebendig.“
 

„Ich begehre Wissen und Macht.“
 

.

.

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Ärger
 

„Was macht dich so wütend?“
 

„Wenn jemand meine Freunde ärgert!“
 

„Ich bin wütend auf mich und meine Unfähigkeit.“
 

„Ich zürne allem Chaos.“
 

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Stolz
 

„Bist du stolz auf dich?“
 

Ein dreifach-Echo.

„Ja!/ Ja.../ Ja.“
 

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Mut
 

„Woher nimmst du den Mut?“
 

„Aus dem Herzen.“

„Aus dem Bauch.“

„Aus dem Kopf.“
 

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Neutralität
 

„Warum ist es dir so egal?“
 

„Weil es weh tut.“

„Weil es so besser ist.“

„Weil es nicht von Wichtigkeit ist.“
 

.

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.
 

Bereitschaft
 

„Hilf ihm!“
 

„Klaro!“

„Okay.“

„Wem?“
 

Seine Freunde tauchten weiter,

während Laws Wissbegier gestillt wurde.
 

Ihm“,

wiederholte die Stimme nachdrücklicher.

Und Law verstand.

Schmunzelte;

„Falls er meine Hilfe annimmt.“
 

.

.

.
 

Akzeptanz
 

„Du bist okay, so wie du bist.

Es ist gut, wie es ist.

Lass es zu. Lass los.“
 

.

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Verstand
 

„Denke nach, bevor du handelst.

Lerne, zu verstehen.

Erkenne dich.“
 

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Liebe
 

Ohne Worte.

Dennoch fühlten die Menschen es.

Ließen es schweigend in ihre Herzen.

An ihre Liebsten denkend.

Ihnen wurde warm.

Und sie schwebten tatsächlich.
 

.

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Freude
 

Sie lachten.

Gemeinsam.

Miteinander.

Füreinander.
 

.

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Frieden
 

...Und werden dafür kämpfen.

Friede & Freiheit.
 

.

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.
 

Erleuchtung
 

Von einem hellen Licht geblendet,

erwachten die Menschen.

Im Impel Down.

 

Auf einer Bühne stehend, sahen sie einem großen Publikum entgegen. Neben ihnen die Queen der allumfassenden Liebe. „Yeehaw!“

Peinlich ließ der Transvestit seine Hüfte schwingen, begrüßte die Besucher mit einem Tänzchen, animierte die Zuschauer zum Singen.

Die Queen griff nach dem Mikrophon. „Geht das nicht lauter? Ich kann euch nicht hören~“, zwinkerte er mit seinen langen Wimpern in die Menge. „Love is in the air~ Gebt mir all eure Liebe~! Unsere Gäste wollen geliebt werden!“

 

Ungläubig starrten die Menschen auf das Schauspiel. Schwankend zwischen 'was-geht-hier-ab?' und 'wo-bin-ich-hier-gelandet?'

Law dachte sich weg, Penguin übte sich in 'toter-Pinguin', Shachi bemerkte es.

„Ui~ Ich hab Möp-Möps!“ Staunte er und packte mit beiden Händen an seine Brust-Rundungen, die er hupend drückte. „Möp, Möp.“

„Guck mal, Peng!“, wollte er sie unbedingt seinem besten Freund zeigen und knöpfte sein kartiertes Hemd auf, das er weit aufriss. Alles entblößte.

Des Kappenträgers Mund sprang auf, ging in schnappenden Fisch-Bewegungen auf und zu. Aus seiner Nase ein kleines Rinnsal Blut fließend.

Law beugte sich vor, studierte die anatomische Abweichung interessiert. Zückte zwei Handschuhe, die er sich routiniert anzog, ehe er Shachi medizinisch abtastete.

„Sie sind echt“, stellte er murmelnd fest. Beendete seine Untersuchung, bevor es seltsam wurde. Die Situation an sich war schon makaber genug.

Shachi teilte gern, zu gern. „Die zeig ich Heat!“

„Tust du nicht, Idiot“, verpasste Penguin ihm eine faustige Kopfnuss, zog dann seine dunkle Nieten-Jacke aus und warf sie Shachi über, um seine Blöße zu bedecken.

„Tu ich nicht?“, fragte die Unschuld in Menschengestalt, legte seinen Kopf schief. „Warum nicht? Er hat mir doch auch seine niedlichen Hummel-Flügelchen gezeigt.“

Penguin seufzte, musste sich auf Shachis Niveau herauflassen, um es ihm verständlich beizubringen.

„Geb der Biene keinen Honig – schlimmstenfalls will sie dich sabbernd bestäuben.“

 

Law verlor das Interesse an ihrem Gespräch, wandte sich der überschminkten Drama-Queen zu, die sich hauchend ihre spitzen Nägel betrachtete.

„Auch eine Injektion, Hübscher?“, zwinkerte der Transvestit ihm zu. Undankend lehnte Law ab.

„Verratet mir Euren Trick“, forderte er in höflicherem Ton.

Plötzlich warf sich die Queen auf den Boden, in aller Bestürzung, zückte ein Taschentuch und biss hinein.

„Trick?!“, schniefte er, drückte ein paar Tränchen raus und blinzelte sie mit langen Wimpern weg. Law wirkte dezent verstört. Mit solch einem emotionalen Umschwung wusste er nicht umzugehen.

Law seufzte. „Falls meine Aussage unpässlich war-“

„Verascht! Yeehaw!“, wurde Law abrupt in eine männliche Umarmung gezogen. Das war nun wirklich verstörend.

Schweigend rammte er der Queen sein Katana in ihre weiblichen Eier, befreite sich von dem verschwitzten Körper und warf dem Transvestit einen angeekelten Blick zu. Jetzt war auch dessen Bestürzung echt.

 

Die freizügig gekleideten Gefolgsleute reihten sich vor der Bühne auf, riefen Law empört zu.

„Kein Sinn für wahre Schönheit!“, warfen sie ihm vor, „wage es nicht, unser Idol Ivankov infrage zustellen!“

Einer sprang aus der Masse, in Richtung Bühne, sein Schuh in Form eines Schwanes raste mit dessen spitzen Schnabel direkt auf Law zu.

„Okama Kenpo!“

Law wich mit einem Seitenbeuger lässig aus. Nahm das Gespräch unberührt wieder auf.

„Hormone“, analysierte er korrekt und sah eindringlich durch die dicken Wimpern der Queen. „Erklärt mir die elementare Grundbasis dieser Fähigkeit.“

 

Ivankov bäumte sich vor ihm auf, verschränkte seine Arme vor seiner Brust und blickte aus dem Seitenwinkel auf; „Bon-boy. Hör auf mit den Schnuckelchen zu flirten.“ Penguin und Shachi sahen die Queen dankend an, der Kappenträger riss sich von der Nähe-bedürftigen Ballerina, während Shachi in der Umarmung blieb. Ein wenig kuscheln tat schließlich niemandem weh.

„Bon-Bon ist voll nett“, strahlte Shachi und schloss den Mann sofort ins Herz.

Elender Saugschwamm, dachte sich Penguin und zog seinen Kappenschirm tief. Schleimig, jedoch Idiotie-reich.

 

Die Queen reckte ihr Kinn, blickte auf Law nieder.

„Wenn du mein Geheimnis wirklich wissen willst...“, schürte er Hoffnung, die er zwinkernd wieder zerstörte. „Müsst ihr uns beweisen, dass ihr als New Kama taugt.“

Penguin befürchtete Schlimmes, bleichte. „Ich lass mich nicht in ein Kleid stecken! Und würde gern meine Männlichkeit behalten...“

Shachis Augen funkelten. „Krieg ich auch so ein cooles Outfit, wie Bon-Bon? Ich mag Entchen-Schuhe haben!“ Um seiner platzenden Euphorie Ausdruck zu verleihen, tanzte er mit Bon-chan einen peinlichen Balletttanz und summte dabei fröhlich; „Ente~ Ente~ Ente~“

Stolz gerührt sah Bon Clay auf seinen Schützling. „Auch du wirst ein wunderschöner Schwan werden.“

 

Law schwieg. Wägte gedanklich alle Variablen ab. Und fällte eine Entscheidung.

„Nein.“ Alle Blicke auf ihm. „Hereingelegt, Ya“, mimte er die Queen, die er verhandlungssicher ansah. Wissbegier gleicht einer Sünde.

„Wir lassen uns darauf ein, unter einer Bedingung.“ Die Law vorerst für sich behielt.

Ivankov sah ihn intensiv an, klatschte dann in die Hände, forderte Aufmerksamkeit.

„Hop Hop, meine Hübschen“, wandte er sich an seine Männer, Frauen und Diverse. „Wir haben hier ein paar Schönheitsunfälle zu reparieren.“

Er- ...hat uns Unfälle genannt!?

Ivankov zwinkerte Law und Penguin zu. Bloß Shachi nicht!

Das kratzte an ihrem Stolz – Die Menschen würden es diesen Mode-Kuriositäten beweisen. Unfallchirurgie ist Laws Hobby.

Law und Peng werden zeigen, was in ihnen steckt!

 

 

...Kid und Killer sind's nicht.

Beide saßen sie neben den bewusstlosen Menschen, wartend auf ihr Erwachen. Kid neben Law, mit einem angewinkelten Bein, auf welchem er seinen Arm platzierte. Killer neben Penguin im Schneidersitz, seine schwarzen Flügel über sie beide gelegt, gar in einer Geste des Trauerns.

Seufzend blickte der Höllenfürst in Laws Gesicht. Blass, wie zerbrechliches Porzellan. Leichte Schweißperlen zierten Laws Haut.

Kids Zeigefinger strich eine Perle von Laws Wange. Die silbernen Augen hinter verschlossenen Lidern zuckend, unruhig wirkend. Als wäre er gefangen in einem Alptraum, aus welchem er nicht erwachen konnte. Seine Seele litt unter der mentalen Anstrengung.

Kid wollte etwas zerstören. Knurrend wandte er seinen Blick von Law ab, fixierte stattdessen das Höllenkrokodil, welches unberührt einen edlen Schluck aus seiner goldenen Hakenhand trank.

Und Kid entriss ihm den metallenen Gegenstand, den er mit seinen Kräften gegen die nächste Wand feuerte.

 

„An deiner scheiß Wichshand kannste später noch lecken, verfickte Mistkröte!“, bebte der Teufel vor Zorn, blieb äußerlich aber viel zu ruhig. Kid würde seinen Platz an Laws Seite um keinen Preis verlassen.

Killer blickte durch die schwarzen Federn seiner Flügel zu seinem besten Freund, würde jederzeit für ihn töten – gegen alle Prinzipen eines Todesengel – falls nötig.

Kids tiefes Knurren glich der reinen Bestialität.

„Wenn sie nicht wieder aufwachen, werde ich dich eigenhändig aus der Hölle verbannen. An einen Ort deiner schlimmsten Vorstellungen.“

 

Sir Crocodile ließ sich nicht anmerken, wie tief Kids angedrohtes Versprechen sich in sein Herz aus Sandstein bohrte. Still bröckelte Sand aus seiner linken Brustseite, von seinem teuren Mantel verdeckt werdend.

Und der Teufel grinste. Ein Grinsen der Brutalität. Weil sein Vize in jedes Herz sehen konnte, Kid telepathisch die Wahrheit zuflüsterte.

 

„So so“, begann Kid hämisch, „du hast bei deinem Tod dein Herz eingetauscht... Ich frag mich, wer die Unglückliche war-“

 

„Schweigt“, schnitt eine kalte Frauenstimme durch die Hallen des Casinos.

Die Schwarzhaarige trat elegant hinter dem roten Vorhang neben Crocodile hervor, hinter ihr Heat, an dessen Rücken zwei Geisterhände ihn gefangen hielten, sowie ein weiblicher Arm aus seiner Schulter wuchs, ihm eine Pistole an die Schläfe hielt.

Der Rastaträger hatte Shachi an einen sicheren Ort bringen wollen, gebettet auf glühendem Lavagestein, welches den Jungen wärmen sollte. Auf dem Rückweg war er auf diese seltsame Frau getroffen, die ihn als Geisel nahm.

„Sorry, Boss“, ließ Heat geknickt seinen Kopf hängen, einzelne blaue Rastalocken fielen über seine Stirn.

 

Das gerissene Krokodil schmunzelte.

„Gut gemacht, Miss Bloody Sunday“, lobte er seine Komplizin, deren erwidertes Schmunzeln Falschheit trug. Sie starb an einem Sonntag.

„Ich erfülle nur meine Aufgabe“, sprach sie leise und wandte sich an die Höllenoberhäupter. „Verhaltet euch ruhig und euer Kompagnon wird sein Gehirn behalten. Ansonsten wird es in kleinste Teilchen hier auf dem Boden verteilt... welch Verschmutzung.“

Die düstere Verschwörungstheoretikerin seufzte hinter vorgehaltener Hand.

Kid war starr vor Raserei, weswegen sein Vize das Wort erhob.

„Heilige Patronen“, analysierte er neutral, „die Kugeln müssen aus Himmelsdrachenschuppen sein, um einem Höllenwesen zu schaden. Wo habt ihr sie her?“

 

Crocodile brummte siegessicher in seine Zigarre. „Kontakte.“ Mehr Informationen würde er nicht preisgeben.

Ein Komplott gegen den Teufel. Was konnte Sir Crocodile so wichtig sein, dass er so weit ging? Was wollte er wirklich von den Menschen?

Fast bemitleidend sah seine Komplizin ihn unbemerkt an, rückte ihren lilafarbenen Cowboyhut und verdeckte ihre trüben Augen. Sie sollte kein Mitgefühl für diese Person empfinden, die ihr das Wichtigste nahm. Doch konnte sie Crocodiles Schmerz tief in ihrem kalten Herzen nachfühlen. Und dafür hasste sie sich nur noch mehr.

Ich bin nur eine Bürde für diejenigen, die sich meiner annehmen...

 

Killer erkannte das gefrorene Bild in ihrem Herzen. Die Frau, die sie liebte. Robins Partnerin befand sich noch unter den Lebenden. Unerreichbar für sie.

Im Gegensatz zu Sir Crocodiles einstigen Sandbild, dessen Herz zu Staub zerfiel. Wie wurde aus Besitzsucht Rachsucht?

Der Todesengel seufzte. Liebe war ihm nicht geheuer, der Preis dessen zu teuer.

Irritiert blickte er auf den Kappenträger in seinem Schoß herab, der leise im Schlaf lachte. Woran denkst du?

Für einen winzigen Moment konnte er in Penguins Herz sehen. Was er sah, erschütterte ihn.

Es war... sein Spiegelbild. Das, was Killer nicht besaß. Noch nie gesehen hatte.

Bis jetzt. Weil Penguin an ihn dachte, sich herzlich verband.

 

 

Wenn das Todeshuhn mich sehen könnte..., grinste Penguin schief und betrachtete sein neues Kostüm im Spiegel. Seine weißen Flügel und das viel zu enge Engelsgewand, welches ihm aufgebrummt wurde. Dazu der passende, peinliche Heiligenschein, den er auf seinem Kopf trug. Das genaue Gegenteil von einem Todesengel. Ironie der Idiotie.

Hinter der Bühne haben die drei Menschen sich versammelt, umringt von selbsternannten Stylisten und Modeberatern, die um sie herum schwirrten wie Wespen. Eine von ihnen war Shachi selbst, der sich zurzeit in einem Kleiderberg durchwühlte. Kleidung in alle Richtungen verteilend und dabei kichernd.

Law stand in schwarz-gelber Boxershorts mitten im Getümmel, lehnte vehement jeden Modevorschlag ab und scheuchte die angeblichen Berater mit seinem eisigen Blick davon. Stattdessen wurde Penguin – der Unglücksvogel – zum Opfer der gepuderten Halbgeschlechter.

Hier war wirklich jedes Individuum besonders. Penguin konnte darauf verzichten, einer von ihnen zu werden. Es schüttelte ihn bei dem Gedanken daran.

Zu allem Übel hörte er sie flüstern; „Einer von uns... Einer von uns...“

Und er stürzte sich kopfüber zu seinem besten Freund in den Kleiderberg. Dort war es zurzeit am sichersten.

 

„Hi, Peng!“, begrüße Shachi ihn mit erhobener Hand, eine grüne Zipfelmütze schräg auf seinem Kopf sitzend, zwei farblich verschiedene Kniestrümpfe über seine Arme gestülpt. Wild wedelte er mit ihnen herum. Penguin schnaubte.

„Hast du wieder zu viel Zucker intus-? ...Hast du“, entdeckte er die geweiteten Pupillen seines Bruders, ehe sein Blick auf etwas anderes fiel. „Wo sind deine...?“, deutete er mit seiner Hand auf Shachis flache Brust. Der Angesprochene zuckte mit seinen Schultern. „Weg.“

Danke für die ausführliche Erklärung!

 

Law beobachtete. Was, wusste nur er selbst. Vielleicht blickte er auch bloß ins Leere und tat so, als würde er angestrengt nachdenken – um nicht gestört zu werden.

Ivankovs riesiges Gesicht tauchte plötzlich vor ihm auf. Erschreckte ihn nicht, niemals.

„Denkfältchen sind Gift für die Haut“, kamen die großen Augen Laws eigenen näher, der trocken kommentierte:

„Dies sind keine Stirnfalten, sondern ein Sixpack vom Denksport.“

Die Queen besah sich die winzigen Grübchen, die sich auf Laws Haut bildeten. „Warum so scheu, Kätzchen?“

Laws Blick fokussierte sich scharf und bissig auf den seines viel zu nahen Gegenübers. Ein Blick, der jedermann einschüchterte. Zu schade, dass kein 'Mann' vor ihm stand, sondern ein stolzer Geschlechtsloser. Oder multiplen Geschlechts?

Blinzelnd – die langen Wimpern leichten Wind schlagend – beäugelte er Law intensiv, ehe ein beängstigendes Funkeln in Ivankovs Augen trat.

„Ist es etwa... L i e b e?“, betonte er das Wort so laut, dass alle es hörten. Ein kitschiges „Aww“ schallte im Chor durch die Reihen der New Kama.

Laws Augenbraue tickte kritisch. Sein kaltes Schweigen kein gutes Zeichen. Dies war der Moment, in dem man für gewöhnlich das Weite suchen sollte.

Hätte Law nicht plötzlich das besänftigende Kichern von seiner nackten Schulter gehört.

 

„Shishishi!“ Lass es nicht das sein, was ich vermute... „Traffy, sei nicht so gemein zu dem netten lila Schaf.“

Ein flüchtiger Blick nach Rechts und Law sah den kleinen Engel mit Strohhut, der seine Beine über seiner Schulter baumeln ließ. Eine Einbildung... Ich scheine zu fantasieren...

„Ey!“, kam es von Links in sein Ohr gebrüllt, auch dort ein Zusatzgewicht spürbar, bevor das Rechte verschwand – weggekickt von dem kleinen Teufel. „Auf Law is nur Platz für Einen; Meinen! ...Prachtkörper. Und Teufelshorn.“

Law schloss seine Augen, konnte sich das Trauerspiel nicht länger ansehen und sprach ein gedankliches Beruhigungsmantra.

Ich bin nur wahnsinnig... Ich bin nur wahnsinnig...

 

Ivankov schaute ihn mit schief gelegtem Kopf an, seine lila Bausch-Haare wippten bei der hastigen Hin und Her-Bewegung. Was hatte der Mensch nur? Auf seiner Schulter war nichts. Versteh einer dieses verirrte Kätzchen...

„Er hat dich Pussy genannt!“ Mini-Kid lachte Law dreckig aus, der gedankliche Abwesenheit genoss.

Luffys Mini-Hände krallten sich in seine andere Schulter, katapultierten sich wieder an seinen Platz. Ein Stück Fleisch in seinem Mund, welches er Gott-weiß-wo aufgetrieben hatte.

Verträumt blickten Luffys Rehbraunen-Augen auf die angebissene Keule, ehe er sanft flüsterte;

„Der Heiligenschein meiner Brüder glänzt viel saftiger...“

Luffy selbst trug keinen. Aus Gründen.

 

„Hat dir Big Daddy kein Krönchen verpasst, hm?“, stichelte Kid ihn – wortwörtlich; weil er sich Wires Dreizack gepfändet hatte, um Luffy damit zu piek-sacken.

Kid genoss es, anderen in den Sack zu treten. Durch ihn kam der Mythos des irdischen 'Weihnachtsmanns' – als er am 24ten Dezember der Menschheit seinen 'Teufelsbeutel' offenbarte und seine Rute mit willigen Sündern teilte.

 

Luffy grinste sich einen. Völlig unbetroffen von Kids Provokation, kicherte er leise und schwieg. Luffys Schweigen wirkt für seinen impulsiven Charakter überaus ehrfürchtig. Selbst Laws Aufmerksamkeit wurde geweckt, sodass er unbemerkt einen Seitenblick auf den Engel warf, der schließlich zu sprechen begann.

„Ich will nur eine Krone haben“, wurde Luffys Blick in die Ferne weich, seine Fleischkeule von ihm vollends vergessen. Gedankenverloren setzte er sich seinen Strohhut auf und strich andächtig über dessen feinfaserigen Rand.

„...Weil ich es Shanks versprochen habe.“

 

„Wer-?“, wollte Law fragen, wurde jedoch von der Drama-Queen gestört, dessen Gesicht mittlerweile so nah war, dass die Wimpernspitzen seine Stirn berührten. Der Puder-Pornokasper war Law viel zu aufdringlich.

In seinen silbernen Augen herrschte ein dunkler Sturm. Aus sadistischem Schutzreflex tat er etwas, was schlimmer als jede Todsünde war.

Eine geübte Handbewegung. Ein blitzender Skalpell. Ein gezielter Schnitt.

Und langsam segelten die geheiligten Wimpern der Queen zu Boden.

Stille. Starrende Blicke. Ivankov in Schockstarre.

Seine Augen sahen herab, auf seine misshandelten Wimpern, zurück zu Law, dessen irres Schmunzeln beinahe sein Gesicht spaltete.

Kid klopfte ihm anerkennend auf die Schulter, Luffy legte kauend seinen Kopf schief.

Ivankovs Überreaktion folgte. Panisch raufte er sich die lila Haare, riss sich einige Haarbüschel aus und schrie in Verzweiflung. Krümmte seinen Körper vor Schmerz, der Anblick seiner gefallenen Kameraden schmerzlich.

 

Alle Zuschauer warfen Law einen finsteren Blick zu. Selbst Penguin und Shachi sahen ihn anklagend an. Letzterer eilte mit Bon-chan an je eine Seite der Queen und versuchten sie zu trösten.

„Eure Hochheit!“, blickte Shachi mitfühlend zu dem Riesen auf und umarmte ihn. Wortlos Aufmunterung schenkend. Shachis schmalen Arme reichten nicht einmal halb um die große Figur herum. Die sanfte Geste zählte.

Penguin hinter ihm verengte seine Augen. Irgendetwas stimmte nicht. Sein Gefühl trügte ihn nie. Sag mir nicht-

 

Yeehaw!“, rief der Scharlatan und rammte sich seine Nägel selbst in die Hüften. Ließ Haare und Wimpern nachwachsen, länger als davor.

Und das Publikum wandte sich kalt von ihm ab. Ließ ihn unbeachtet stehen. Der 'Scherz' ging nun echt zu weit.

Nur Shachi freute sich, dass es doch halb so schlimm war.

Ein schwerwiegender Fehler. Die lichtvolle Energie Shachis verursachte einen weiteren Verlust – seine hormonelle Brust bereits dadurch eingebüßt – löste sich nun auch die Haut um seine Zehen auf. Ungesehen, in seinen Stiefeln. Shachi fröstelte. Ist etwas frisch hier...

Langsam verstieß ihn die Hölle. Während im Himmel plötzlich ein paar Zehen auftauchten, die auf den zuvor erschienen Brüsten lagen. Die verstörten Blicke der Himmelsbewohner waren herrlich.

 

„Lasst die Show beginnen!“, klatschte Ivankov in die Hände, die Peinlichkeit seines misslungenen Akts schnell vertuschend. Die Stimmung retten wollend, war es ihm egal, wie seine Hauptgäste angekleidet waren, Hauptsache sie boten seinen Leuten eine gute Show.

„In zehn Minuten seid ihr auf der Bühne!“ Damit ließ er die Menschen allein, nahm selbst einen Ehrenplatz im Publikum ein, das gespannt auf ihre Darbietung warteten.

Die Drei wollten sich als Newkama beweisen? Sollten sie es doch ruhig versuchen... nicht jeder hatte das Zeug dazu. Es gab gewisse Regeln, die Ivankov ihnen verschwiegen hatte. Um genau zu sein, drei oberste Regeln für das Newkama-Leben;

'Natürlichkeit', 'Selbstakzeptanz' und 'das Herz'.

 

 

Im Casino öffnete der Teufel seine Augen, zurück in seiner Maxi-Gestalt.

Wortlos nickte er Killer zu, teilte ihm mit, dass die Menschen klarkamen. Schickte dann wieder hasserfüllte Blicke zum Krokodil.

„Warum haste sie runtergeschickt?“, verlangte er zu wissen. Kid war noch immer das Oberhaupt, Sir Crocodile musste ihm Antwort geben.

„Um lieben zu lernen. Um sie zu erfahren... und zu erleiden.“

 

„Kranker Bastard“, knurrte Kid, „bloß weil'de selbst von der Bettkante gestoßen wurdest.“

Provokant grinste er. „Sie hat dich wohl nich rangelassen, huh-?“

Er“, korrigierte Sir Crocodile, trank noch einen Schluck des Giftweins, der seine Zunge minder lockerte.

Lässig schwenkte er seinen Haken-Kelch, in den er blickte. „Welch Zufall... dass die Pest unmittelbar nach seinem Ableben ausbrach.“

 

Kid sprang auf. „Was haste gesagt?!“

Klick, entriegelte Miss Bloody Sunday die Pistole, die an Heats Schläfe drückte.

„Gottverdammt!“, ballte Kid seine Fäuste, hielt sie zurück. Wie gern hätte er das Krokodil zum Shrimp verarbeitet.

Killer legte seine Hand auf Kids Schulter, in einer beruhigenden Geste. „Er ist es nicht wert, deine Kräfte zu verschwenden.“

Recht hatte er. Der Energieverlust der Hölle und dessen Bewohner stetig weiter ansteigend, spürbar.

 

Die Pest musste aufgehalten werden. Zum Wohle aller.

Nur wie? Wer konnte es tun? Das Unmögliche möglich machen?

 

Es brauchte drei Lichter.

Grau, Weiß und Schwarz.

 

 

'Natürlichkeit', 'Selbstakzeptanz' und 'das Herz'...

 

Law, Shachi und Penguin. Zu Dritt traten sie hinter dem Vorhang der Bühne hervor. Ihre Köpfe stolz gehoben. Zogen alle Blicke der New Kama auf sich. Ausnahmslos alle.

Warum? Wegen ihrer Kostümwahl. Ihre Wahl fiel auf... 'das Adamskostüm'.

Nackt, wie der Schöpfer sie schuf, nur mit einem bekritzelten Smiley-Blatt – je nach Größe – über ihrer privaten Zone.

Selbstsicher traten die Menschen ins Rampenlicht, schritten auf die Menge zu, stellten sich erhaben an den Podest-Rand. Stellten sich zur Schau, in all ihrer Echtheit. Ein Anblick für Götter und Teufel.

Stille. Undeutbare Blicke. Kritisch wurden sie vom Publikum beäugt.

Folgend von einem anerkennenden Pfeifen, welches durch die fassungslosen Reihen hallte. Ivankov höchstpersönlich war es, dessen Lippen es ausstießen.

Mut haben sie, das muss man ihnen lassen, zollte er ihnen Anerkennung. Die Menschen hatten das Konzept der New Kama verstanden. Fast.

Das Adamskostüm... Natürlicher geht nicht. Oder?

...Oh doch. Und wie dies geht.

 

Law hob schweigend seine tätowierte Hand, gab den stummen Befehl.

Und die drei Zensur-Blätter verschwanden. Ihre Besitzer sie in einer synchronen Bewegung genommen, warfen sie schmunzelnd in die Menge. Die Zuschauer tobten, jubelten, begeistert und gerührt.

Das nannte man wahre Natürlichkeit. Sich selbst akzeptieren, das Herz am rechten Fleck.

Die Menschen hatten sich bewiesen.

 

„Die Bedingung“, verschränkte Law seine Arme vor seinem hüllenlosen Körper, „erzählt mir, wie ich ein hormonelles Gegenmittel herstellen kann.“

„Ein Gegenmittel“, hob die Queen ihre gezupften Augenbrauen, „für...?“

„Die Pest.“

 

Tränen kullerten die gepuderte Wange Ivankovs hinab. „Nächstenliebe...“, flüsterte er gerührt, „Du... Ich habe dich falsch eingeschätzt, Schätzchen. Du bist ein wahrer Schwan.“

Law unterband das genervte Seufzen, wollte doch nur schnell hier weg.

Die dicken Lippen der Queen kamen seinem Ohr näher, flüsterten es ihm zu... Nicht das Gegenmittel, nein. Etwas Hilfreicheres.

Law nickte. „Habt Da-“

Ohne Vorwarnung wurden sie zurückgeschickt, in die höllische Welt. ...Splitterfasernackt.

„-nk.“

 

Das Erste, was Law bemerkte, war das Gesicht in seinem freien Schritt. Kids Gesicht, dessen Augen Laws Intimstes genauestens unter die Lupe nahm – wortwörtlich. Die Lupe in des Teufels Hand jedes Äderchen begutachtend.

Ehe er ein zufriedenes: „Fickbar“, zu ihm hoch grinste.

Und ein Knie ins Kinn gerammt bekam. „Brechbar. Ya?“

 

Penguin bedeckte seine Privatzone mit beiden Händen, seine Wangen fingen Feuer.

Bis Killer ihn netterweise darauf hinwies; „Wir können durch Haut sehen.“

Penguin knurrte giftig. „Wenn meine Seele nen Penis hat, dann kannste ihn dir tief-“

„Deine Seele ist weiblich.“ ???

„Hä?“, fragte Penguin sinnreich.

Der blonde Flying Fuck klärte ihn auf. „Du wärst der Untenliegende.“ Ich hasse dich.

Killer schmunzelte. Penguin stöhnte gequält. Die vertauschten Gegebenheiten Hass = Liebe.

 

Das Krokodil grinste kalt.

„Welch rührendes Wiedersehen, da kriegt man ja beinahe Sand ins Auge.“

Und er streckte seine Haken-Hand nach vorne, beschwor seine Kräfte, erzeugte einen Sandsturm. Die Wand aus Sand krachte auf die Anwesenden, fegte sie weg, nach draußen. Das Casino verschwand mit dessen Besitzer.

Kid brüllte ihm hinterher. „Ich reiß dir die Schuppen von den Klöten!“

Killer zückte seine Sense. „Soll ich ihm nach?“ Auf Kids Befehl würde er ihn jagen.

Der Teufel wank ab. „Die Eichel-Echse is es nich wert. Der kommt nochmal angekrochen.“

 

Die drei Menschen erholten sich nicht so schnell, lagen desorientiert im Sand der Wüste, brauchten einen Moment.

Kid lachte sie aus. „Na, Sand in der Kimme?“, kommentierte er die Nacktheit.

Zeigte sich gnädig. „Wire!“, rief er seinen höllischen Modespezialist, der neben ihnen erschien. Seinen Dreizack schwang, ihn dreimal auf Sandboden klopfte und die Menschen einkleidete.

 

Penguin hielt sich noch immer seinen Schritt. Durch Kleidung konnte der Todesengel ihn schließlich auch bestalken.

Shachi sprang fröhlich durch die prallen Sonnenstrahlen, hüpfte auf Bepo zu, der auf sie gewartet hatte und begrüßte ihn überschwänglich.

Law brodelte. Eine Minute länger in dieser elendigen Wüste – deren Körner er nicht zählen konnte, was ihn wurmte – und es würde Tote geben.

An den Teufel gewandt bat er ihn; „Bringe uns hier fort, Kid-ya.“

 

„Aww, haste das gehört, Killer?“, zeigte der Höllenfürst mit dem Daumen auf Law. „Haste das im telepathischen Channel eingespeichert?“

Laws Silber steinigte ihn. Erneut. Kid leckte sich vulgär über die Lippen. „Geile Wichsvorlage.“

Und er schnipste mit den lackierten Fingern, brachte sie zurück zu seinem Palast.

Eher gesagt; In den Garten.

 

Dort wuchsen Pflanzen, die in keinem irdischen Lexikon vorzufinden waren. Dürre Sträucher, in unbekannten Formen, an denen Lichter wuchsen.

„Was ist das?“, bestaunte Shachi die exotische Vielfalt, berührte eines der Lichter – das zu Asche zerfiel.

„Griffel weg!“ Der Teufel schubste Shachi mit seinem Ellenbogen weg. „Das sind Naturgeister höchster Qualität! Der beste Stoff!“

Penguin sah fragend zu Killer. „Drogen?“

Killer verneinte. „Nahrung.“

 

Law wurde neugierig, kniete sich zu der vegetativen Außergewöhnlichkeit. „Ähnlich wie unsere Medizin?“, wollte er wissen, streckte seine tätowierte Hand nach dem geistigen Licht aus – und es wuchs. Strahlte heller, gewann an Energie.

„Sieh an, sieh an“, lachte der Teufel, „da hat jemand einen dämonischen Daumen.“

 

Laws Finger verharrten in der Luft, krampfhaft. „Du bist im Besitz des Seelensilbers“, erinnerte er sich an Kids Worte.

Folgend von Ivankovs Prophezeiung. „Das Silber, das am Horizont zwischen den Welten bricht. Den Sturm der neuen Ära entfacht.“

Die letzten Silben der Queen; „Erst, wenn die Sonne, das Meer und der Sturm sich vereinen, wird der Schatz aus Gol-D geborgen.“

 

„Denkst du an meinen Bruder?“, fragte ihn die helle Stimme des kleinen Engels auf seiner Schulter. Luffy lächelte ihn breit an. „Ace geht’s gut. Er ist jetzt im Himmel.“

Law wusste nicht, wo er so plötzlich herkam – schon wieder – aber musste sich damit abfinden. Hier war nichts rational erklärbar.

„Bin ich von dir verflucht?“, seufzte er stumm, begegnete Luffys treuseligem Blick.

„Fluchen gehört sich nicht, shishishi“, spielte er mit seinem Mini-Strohhut, „Ich bin da, weil du es willst.“

Law hob eine Augenbraue, hörte minder interessiert zu.

„Du hast dich mit mir verbunden.“ Luffys Lächeln wurde größer. „Magst du mich, Traffy?“

Und der Teufel schnipse ihn mit seinem Mittelfinger von Laws Schulter. „Tut er nich.“

 

Law sah dem kleinen Kaiser teilnahmslos nach. „Warum trägt er Engelsflügel?“

Kid zuckte mit seinen Schultern. „Is so'n kitschiges Bruder-Ding.“

 

„Ace...“, überlegte Law laut, „wer ist er wirklich?“

Killer schaltete sich ins Gespräch ein, offenbarte es; „Der Sohn des Ersten.“

Die fragenden Gesichter ließen den höllischen Informanten weitersprechen.

„Eure biblischen Mythen nannten sie Adam und Eva. Ihre wahren Namen lauten Roger und Rouge.“

 

Law fiel es sofort auf. „'Lauten'? Gegenwartsform?“

Der Todesengel nickte. „Sie existieren. Im fernen Land, wo der Baum der Erkenntnis die Früchte des Teufels trägt.“

„Ey! Meine Früchte sind viel praller“, konnte sich Kid den Kommentar ja doch nicht verkneifen.

Aber verfinsterte sich seine Miene. „An allem soll ich schuld sein. Immer is der Teufel schuld. Das Böse, als das ich abgestempelt werd“, knurrte er sich in Rage. „Wie einfach es sich die Menschen machen, mich für ihre Sünden zu beschuldigen. Statt die Eier zu haben, für ihre Fehler geradezustehen.“

 

Law war kein gläubiger Mensch. Er vertraute seiner Rationalität, vertraute auf seine eigene Wahrnehmung.

Streng musterte er Kid. 'Das Böse', wie er verrufen wurde.

Und ein kleines Lächeln stahl sich auf Laws Lippen. Was er sah war ein Mann, der beschützte, was ihm anvertraut wurde.

Es hatte einen Grund, warum Gott dem Teufel – seinem Erstgeborenen – die Hölle vererbte. Einer musste es tun. Über die Sünder wachen. Nur jemand Mächtiges konnte dies.

 

„Haste endlich gecheckt, wie geil ich bin?“, wackelte Kid mit seinen haarlosen Augenbrauen, „mach die Beine breit, ich bin jederzeit bereit für nen Fick.“

Und die Sympathie-Skala sank in höllische Untiefen. Anerkennung wich Ignoranz, mit der Law ihn strafte.

 

Plötzlich läutete es. Die Höllenglocken.

„Nich meine“, zwinkerte Kid ihm verführerisch zu, wandte sich ab, warf seinen Mantel nach hinten und schritt Richtung Schloss. Killer sofort an seiner Seite, den er fragte: „Welcher Verstörte stört?“

„Ein Kaiser. Der König des Alkohols.“

Kid jubelte, hob feierlich seine Faust. „Halt den Rum bereit!“

 

Wieder wurden die Menschen stehengelassen. Nichts Neues, aber immer noch unhöflich.

„Eine Party?“, funkelten Shachis Augen, Penguins rollten. „Eine Party.“

 

Law blickte abwesend zum Nebel-Himmel, in Gedanken versunken. Das nächste Kaiserreich musste passiert werden. Wie praktisch, dass einer der Kaiser vor Ort war.

Der Nachteil: Sie mussten dem fürstlichen Bankett beiwohnen. Law hatte auf keins von beidem Lust. Am wenigsten auf Kid.

 

Jäh lichtete sich der Seelennebel über ihnen, das Firmament hellte sich auf.

Drei Augenpaare sahen es.

Eine kleiner Lichtfunke erschien am finsteren Horizont. Dessen Form von Weitem unkenntlich, bis es sich den Menschen im Sturzflug näherte.

Es war ein kleiner Lichtvogel, noch ein Küken – Ein Bote mit einer Botschaft an die drei Hearts. Ähnlich einer Brieftaube, nur in einer mystischen Vogelart.

Und das hellblaue Wesen öffnete seinen Schnabel.

 

„Hört ihr mich?

Ich bin ein Mönch aus dem Diesseits, yoi.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Randinfos:
Die 17 Bewusstseins-Stufen sind nicht von mir,
sondern von 'MyMonk.de' und nur von mir mit eigenen Worten zusammengefasst.

'Derisor = Witzbold.' Komplett anzeigen

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