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Die erste Begegnung

Januar
von

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Eilig hastet sie zwischen den Menschen hindurch. Drängelt sich durch jede noch so kleine Lücke, die sich in der homogenen Masse auftut.

Immer wieder geht ihr Blick nach unten an ihre rechte Hand. Natürlich spürt sie das kleine behandschuhte Händchen, trotzdem versichert sie sich stets, dass ihre kleine Tochter da ist und Schritt hält.

Sie müssen diesen verdammten Bus erwischen. Der nächste würde erst in einer Stunde fahren und sie müssten an der Umsteigstelle extra nochmal warten, weil die S-Bahn erst später kommt.

Wieder huscht sie durch eine Lücke.

In dieser Kälte will sie auf keinen Fall so lange warten. Sarada ist zwar dick eingepackt, aber mit einer Dreijährigen eine Stunde an einer Haltestelle stehen ist kein Spaß. Außerdem sind schon den halben Tag unterwegs, dementsprechend ist die Laune ihrer Tochter ohnehin schon nicht die Beste.

Warum sind hier auch so viele Menschen? Können die zwischen Weihnachten und Silvester nicht einfach mal alle zu Hause bleiben?

Hastig wechselt sie die Seite in der Fußgängerzone. Kurz geht ihr Blick wieder nach unten. Saradas Gesicht ist leicht gerötet. Das wird wohl nicht nur an der Kälte und dem schnellen Laufen liegen. Sakura sieht in den kleinen Augen genau den Trotz hochkochen. Ihre Tochter hat keine Lust mehr.

Bitte, bitte nicht jetzt. Sakura schickt ein Stoßgebet zum Himmel. Durch ihre Unaufmerksamkeit geschieht es.

Dumpf rempelt sie gegen etwas. Es war weich und hart zugleich. Unnachgiebig und dennoch sanft. Sie federt ab und taumelt einen Schritt zurück. Erschrocken sieht sie auf.

"Ts", zischt es ihr entgegen. "Keine Augen im Kopf?", fragt sie das angerempelte Objekt und dreht sich um.

Ein junger Mann sieht sie mit eisiger Miene an. Er dürfte in ihrem Alter sein. Sakura muss ein wenig nach oben sehen, da er größer ist wie sie. Kurz verliert sie sich in den tiefschwarzen Augen ihres Gegenübers, doch das Ziehen an ihrer rechten Hand holt sie zurück. "Was stehen Sie hier auch mitten im Weg?", raunzt sie den Fremden an.
 

Immer höflich bleiben. Egal was passiert. Sakura ist Krankenschwester und muss sich oft mit unmöglichen Benehmen rumärgern.

Höflich bleiben heißt 'Sie' sagen, hat ihr die Oberschwester einmal zwinkern erklärt. "Ansonsten kannst du fast alles sagen. Wir sind ja kein Freiwild", hat sie ihr dann noch lachend gesagt.
 

Skeptisch zieht der junge Mann die Augenbraue hoch und mustert die Frau vor sich.

Sakura wird unruhig unter dem stechenden Blick.

"Hn", ertönt es emotionslos.

Gerade öffnet die Frau den Mund um diesem unhöflichen Kerl die Meinung zu sagen.

"Mama. Bus", flötet es von unten.

Sakura wird Kreidebleich. An dem Mann vorbei sieht sie wie ihr Bus gerade in die Haltestelle einfährt. Blitzschnell packt sie Sarada, nimmt sie hoch und hastete los. Dass sie den Mann dabei wieder anrempelt merkt sie in der Eile gar nicht, auch nicht, dass ihr etwas aus der Tasche fällt.

So schnell sie kann rennt Sakura. Wobei schnell das falsche Wort ist. Mit Kind auf dem Arm und einer riesigen Umhängetasche über der Schulter gibt es kein 'Schnell', höchstens 'Zügig'.

Gerade so schafft sie es noch. Mit roten Wangen und stark außer Puste lässt sie sich auf einen Vierer-Platz fallen. Ihre Tasche platziert sie auf dem Sitz neben sich. Sarada macht es sich auf ihrem Schoß gemütlich. Genervt vom Tag pustet sich Sakura eine rosa Strähne aus dem Gesicht.

Neugierig sieht Sarada aus dem Fenster.

Zufrieden stellt ihre Mutter fest, dass der Trotz aus ihren Augen verschwunden ist. Die Kleine lächelt und ... winkt? Irritiert folgt die Frau dem Blick ihrer Tochter.

Draußen steht ein junger Mann. Er trägt einen schwarzen Wollmantel. Seine Haare haben dieselbe Farbe, dadurch hebt sich das blasse Gesicht stark ab. Gelassen winkt er dem kleinen Mädchen. Er wendet seine Aufmerksamkeit der Frau zu. Reglos mustert er sie mit seinen tiefschwarzen Augen.

Sakura fühlt sich wieder unruhig. Irgendwie wird ihr warm und dass liegt nicht an der Heizung im Bus.

Kurz zuckt der Mundwinkel des jungen Mannes. Er greift in seine Manteltasche. Was er zu Tage fördert, sorgt dafür, dass sich Sakuras grüne Augen weiten.

In der Hand hält er ein pinkfarbenes Smartphone. Ihr pinkfarbenes Smartphone. Das durfte doch nicht wahr sein!

Mit einem Ruck setzt sich der Bus in Bewegung. Entsetzt sieht Sakura zu dem Fremden der ihr Handy in der Hand hat. Amüsiert schmunzelt dieser und winkt noch einmal, bevor der Bus um die Ecke biegt.
 

Sakura starrt fassungslos immer noch nach draußen. Ihr Smartphone ist ihr Leben. Wie soll sie es wieder bekommen? Sie kennt den Mann nicht. Der jungen Frau wird kalt und heiß gleichzeitig. Alle wichtigen Informationen sind in ihrem Handy gespeichert. Wie soll es jetzt weiter gehen?

Ino, schießt es ihr durch den Kopf. Sie muss zu Ino. Von ihrem Handy aus kann sie sich selbst anrufen.

Kurz nach diesem Gedanken verfinstert sich ihre Miene. Frustriert fährt sie sich mit der Hand durch ihre Haare. Ino wohnt am anderen Ende der Stadt. Das wären mehrere Busfahrten.

"Mama, schau", freut sich Sarada. Sie hat an die Scheibe geatmet und etwas gezeichnet. Es könnte ein Männchen sein, oder eine Blume, möglich wäre auch ein Haus. Sakura weiß es nicht, im Moment ist es ihr auch egal.

Ein Fremder hat ihr Leben quasi in der Hand. "Wollen wir Tante Ino heute noch besuchen?", fragt sie betont euphorisch.

Ihre Tochter sieht sie ungläubig an. Sakura kann schon fast die ersten Tränen sehen. "Heim", wimmert das kleine Mädchen.

Die junge Frau versteht es. Sie sind schon den ganzen Tag unterwegs. Eigentlich wollte sie selbst auch nur noch Heim.

Liebevoll streicht sie durch die schwarzen Haare ihrer Tochter. "Wir fahren Heim", versichert sie ihr und die Kleine strahlt augenblicklich wieder.
 

Es ist Avend und Sarada liegt im Bett. Die Kleine war todmüde und geschafft. Sakura hat sie noch schnell gebadet und anschließend hingelegt. Nun sitzt die junge Frau frustriert in ihrem Wohnzimmer. Immer wieder schweifen ihre Gedanken zu ihrem Smartphone und auch zu diesen tiefschwarzen Augen.

Wie er sie angesehen hat. Sofort wird Sakura wieder warm. Vehemend schüttelt sie den Kopf.

Nein! Sie ist 23 Jahre alt und kein Teenager der sich solchen Schwärmereien hingibt. Die Konsequenz ihres letzten unbedachten Emotionsrausches liegt neben an und schläft. Ja, sie haben sich geliebt und es wirklich versucht, aber es hat nicht gereicht um eine richtige Familie zu werden. Sie liebt ihre Tochter ohne Wenn und Aber, nur den Mann eben nicht. Oder besser, nicht mehr. Seither hält sie sich fern von Kerlen. Ganz davon ab, dass ihr die Zeit fehlt. Alleinerziehend und voll berufstätig zu sein, füllte ihre Tage schon genug aus.

Es klingelt kurz.

Nach einem Blick auf die Uhr geht Sakura zur Tür. Sie schaut unsicher durch den Spion.

Erschrocken geht sie zwei Schritte zurück. Wie ist das möglich?

Wieder klingelt es kurz. Ein sanftes Klopfen ertönt.

Sakura atmet durch. Sie richtet ihre Kleider, ihr Haar und nochmal ihre Kleidung. Mit einem fürchterlich trockenen Mund öffnet sie die Tür.

Zwei tiefschwarze Augen mustern sie.

"Hey", flüstert Sakura. Woher weiß er wo sie wohnt? Die junge Frau schwankt zwischen Freude und Angst. Der Fremde hat etwas Unheimliches an sich.

"Hn", antwortet er ohne seine Musterung zu unterbrechen. Er greift in seine Manteltasche und holt das pinkfarbene Smartphone heraus.

Endlich findet Sakura ihre Stimme wieder. "Woher? Ich meine... wie?"

Kurz zuckt der Mundwinkel des Fremden. "Ich glaube ihr Name ist Ino. Sie hat angerufen und war so freundlich mir deine Adresse zu sagen."

Seine Stimme umschmeichelt sie regelrecht, hüllt sie ein wie ein Mantel. Doch dann. "Wie konnte sie das tun?" Entsetzen macht sich in der jungen Mutter breit.

Ino hat einem Fremden ihre Adresse gegeben.

Amüsiert schnaubt der junge Mann. "Ich kann sehr überzeugend sein", flüstert er dunkel.

Ein warmer Schauer huscht durch Sakura. Sie glaubt ihm. Und wie sie ihm glaubt.

Die junge Frau streckt die Hand aus. Ihre zittrigen Finger umfassen ihr Smartphone. Ein heißer Blitz zuckt von den Fingerkuppen aus durch ihren ganzen Körper. Sakura hat die Hand des Fremden berührt.

Schweigend stehen sie da.

Jeder mit seiner Hand am Smartphone und gleichzeitig auch an der des jeweils anderen.

Grün und Schwarz betrachten sich.

Ein warmes Flimmern entsteht zwischen den zwei jungen Menschen.
 

"Mama?"

Erschrocken zieht Sakura ihre Hand mit dem Handy zurück.

Sarada kommt verschlafen zur Tür getapst. Müde reibt sie ihre Augen und sieht auf. Sie erkennt den Mann wieder und lächelt. "Hallo", nuschelt sie und reibt sich wieder im Gesicht.

"Hallo. Habe ich dich geweckt?", fragt der Fremde.

Verwundert legt Sakura den Kopf schief und runzelt die Stirn. Die Stimme des jungen Mannes hat einen überaus freundlichen Ton angenommen.

"Nein", erklärt das Mädchen und sieht irgendwie erwartungsvoll zu den beiden Erwachsenen auf.

Bedacht geht der Fremde in die Knie und betrachtete das Kind. "Wie heißt du denn, Prinzessin?", fragt er interessiert.

Sadara kichert und versteckt ihr Gesicht hinter den Händen. Anschließend sieht sie zu ihrer Mutter.

Sakura nickt zustimmend.

"Sarada", antwortet das Mädchen stolz.

Der junge Mann schmunzelt und streckt der Kleinen seine Hand entgegen. Zögerlich umfasst das Kind sie. Sacht bewegt der Fremde sie auf und ab.

"Freut mich, Sarada. Ich bin Sasuke", spricht der junge Mann. "Ich habe deiner Mama nur ihr Telefon gebracht", fügt er noch an.

Langsam erhebt sich Sasuke wieder. Kurz haftet sein Blick auf dem Kind, wandert anschließend zur Mutter. Schweigend betrachten sie sich wieder. "Hn", gibt er kurz von sich und dreht sich um.

"Tschüssi, Saske", flötet Sarada.

Der junge Mann lacht kurz.

"Sasuke", korrigiert Sakura ihre Tochter leise.

Neugierig sieht das Mädchen auf. Die Stimme ihrer Mutter klingt verträumt.
 

Sarada liegt wieder im Bett und schläft. Ihre Mutter will sich gerade ebenfalls hinlegen, da 'klopft' ihr Smartphone. Die junge Frau nimmt es in die Hand und schaut nach. Kurz bleibt ihr Herz stehen.
 

Wie heißt du? Sasuke
 

Woher hat er denn jetzt schon wieder ihre Nummer?
 

Woher hast du meine Nummer?
 

Ino. Ich sagte doch, ich bin sehr überzeugend.
 

Wütend grummelt Sakura vor sich hin. Sie wird ein Hühnchen mit ihrer besten Freundin rupfen müssen.
 

Wieso willst du das wissen?
 

Damit ich weiß unter welchem Namen ich dich speicher. Er sei denn, dir gefällt 'Pinki'.
 

Verlegen läuft Sakura rot an.
 

Mein Name ist Sakura. Ach und Danke.
 

Bitte, Pinki
 

Ein wenig grummelt sie in sich hinein.
 

Schlaf gut, Saske.
 

Sie tippt die letzte Nachricht mit einem dicken Grinsen. Sasuke verwirrt sie, doch es fühlt sich gut an.

Wie der Zusammenprall heute Nachmittag. Weich und hart zugleich. Unnachgiebig und dennoch sanft.

Zufrieden legt sie sich hin. Sie schläft tief und fest. Angenehme Träume bringen sie durch die Nacht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sas-_-
2020-12-10T15:46:52+00:00 10.12.2020 16:46
(/-)/

Mir war gerade nach deinem Jahresprojekt :3

Warum sind hier auch so viele Menschen? Können die zwischen Weihnachten und Silvester nicht einfach mal alle zu Hause bleiben?
Tja ... Sollte das auch mal dein eigener Wunsch sein, hat er sich dieses Jahr erfüllt ^^"

Das Drama um das verlorene Smartphone ^^" Ich hab auch mal gedacht, dass ich meins verloren hab, und auch wenn es nicht mein Leben ist, ist es kein schönes Gefühl, immerhin ist ja wirklich viel darauf gespeichert >.<

Ich bin kein Freund von
SasuSaku, muss aber sagen, dass du die erste Begegnung schön geschrieben hast :3 Was mich an 90% der SasuSaku-Geschichten stört, kannst du dir sicher denken ^^"

Äh ... Es tut mir leid, aber deine FF ist kein Fluff ^^" Fluff ist Herz erwärmend und kitschig, das hier ist eher Erotik ó.o Damit meine ich Sakuras Verliebtheit :3

Die Textgestaltung bei den SMS oder WhatsApp ist für mich als Leser eher unübersichtlich. Man kann nicht sagen, wer hier was schreibt, das muss man sich aus dem Kontext erschließen.
Ich denke, den Namen mit Doppelpunkt über die Nachrichten zu setzen wäre hilfreich :3 Auch wenn es nicht viel ist, das da geschrieben wird, aber es stört trotzdem den Lesefluss ô.o

Angenehme Träume also, ja? *smirk*
Ich mochte den OS, Sasuke war aber auch nicht so unerträglichen und Sakura nicht hirnamputiert – das war auf jeden Fall hilfreich XD
Die Beschreibung über die Gefühle finde ich schön gemacht, auch wenn ich jetzt kein großer EROTIK-Leser bin XD
Ja, und jetzt würde ich gerne das Naruto-MSP weiterlesen ... Moment ... Da war ja was >.>
Macht gefälligst schneller! D:<
XD
Antwort von:  Charly89
10.12.2020 16:59
Über Genres lässt sich streiten u.ú
Romantik ... wegen mir, einigen wir uns auf Romantik ^-^

Ja, die Textgestaltung bei den Nachrichten ist doof, ich mag aber die Namensaufführung mit Doppelpunkt nicht ... -.-

Ich freue mich, dass es dir offenbar zugesagt hat, obwohl es SasuSaku war :D

^3^
Von:  Scorbion1984
2020-01-06T16:13:52+00:00 06.01.2020 17:13
Warum ist es nur ein one shot ?
Wäre eine prima neuzeitliche FF !
Antwort von:  Charly89
06.01.2020 17:21
Ja, stimmt schon. Um ehrlich zu sein fehlt mir eine weiter führende Idee.
Generell will ich mich mal ein wenig abseits meiner Komfortzone bewegen. Ich habe mir vorgenommen jeden Monat einen One-Shot zu einem Pair oder Charakter zu schreiben, zu denen/dem ich noch nicht so wirklich geschrieben habe.
Sakura und Sasuke haben den Anfang gemacht.

Vielleicht, wenn mir eine passende Geschichte einfällt, mach ich eine Fortsetzung, aber eben nur vielleicht ;)
Von:  Nadi21
2020-01-04T10:56:11+00:00 04.01.2020 11:56
Sorry is ja nur ne one shot 😂
Antwort von:  Charly89
04.01.2020 12:30
XD
Ja ist eine One-Shot und bleibt auch einer ;)

Freu mich, dass es dir gefallen hat und Danke fürs Kommentar :3
Von:  Nadi21
2020-01-04T10:55:18+00:00 04.01.2020 11:55
Echt super geschrieben
Freu mich schon aufs nächste kapitel 😊


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