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Diversity

Tai/Matt
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Moin zusammen,
das kommt dabei heraus, wenn man auf dem Rückflug von Teneriffa von der besten Freundin genötigt wird, einen Digimon OS zu schreiben.
Aber da ich das schon immer mal tun wollte... ;)
Spielt irgendwo mittendrin in Staffel 02, als Ken schon dazu gehörte...hoffe, ihr habt Spaß dran!

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Diversity

Wenn Matt ehrlich war, wusste er nicht mehr, wie sie in dieser Situation gelandet waren. In dieser beschissenen Situation, die sie dazu brachte, mitten in der Nacht durch diesen Wald zu schleichen, in dem man die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Nicht zum ersten Mal hörte er etwas rascheln und presste unweigerlich die Zähne aufeinander; Wut gepaart mit der Befürchtung, gleich einem bösartigen Digimon gegenüber zu stehen, war ein mieses Gefühl. Im nächsten Moment prallte er mit dem Gesicht voran gegen den Rücken seines Freundes...seines besten Freundes...den er gerade am liebsten erwürgt hätte.

"Scheiße, Tai!", entfuhr es ihm, während er sich die Nase hielt. "Ne Vorwarnung ist nicht zu viel verlangt, oder?!"

"Reg dich ab...ich dachte, ich hab was gesehen", hörte er den anderen brummen.

Matt spürte, wie die Ader an seiner Schläfe zu pochen begann, und unweigerlich fragte er sich, wann sie sich das letzte Mal geprügelt hatten. Damals, als sie Gabumon und die anderen getroffen hatten...da hatten sie sich gefühlt jeden Tag gestritten. Mittlerweile waren sie beide älter geworden, reifer...und zu dem Entschluss gekommen, dass Faustkämpfe nicht immer die richtige Lösung waren.

Gerade eben musste sich Matt jedoch beherrschen, nicht in alte Muster zu verfallen. Das hier war alles Tais Schuld...

"Wenn du Genie nicht einfach losgestürmt wärst, würden wir jetzt nicht ohne unsere Partner in diesem verdammten Wald herum irren, also sag mir nicht, dass ich mich abregen soll!"

"Bist du fertig?", kam es genervt von dem anderen Digiritter.

Matt konnte es nicht ausstehen, wenn dieser so gleichgültig tat. Es provozierte ihn in seiner Wut, die auch jetzt unablässig in ihm rumorte.

"Noch lange nicht..."

"Ah...also sollen wir lieber streiten, anstatt zusammenzuhalten. Klasse Plan, Matt."

"Das hab ich nicht gesagt, verdammt!"

"Dann hör auf, hier rumzubrüllen und mich anzumachen...damit lockst du bloß bösartige Digimon an."

"Mit denen wir kein Problem hätten, wenn du mal zwei Sekunden nachgedacht hättest."

Beinahe wäre er wieder in Tai reingerannt, als sich dieser abrupt zu ihm umdrehte. Viel konnten sie voneinander nicht sehen, doch er erahnte, wie Tai dort mit geballten Fäusten stand und ihn aus seinen braunen Augen anfunkelte.

"Ich kann auch nichts dafür, dass uns Kuwagamon angegriffen hat, klar?! Ich wollte es bloß von unseren Freunden ablenken...und dass du mir hinterher gesprungen bist, ist deine eigene Schuld!"

Auch wenn das stimmte, änderte es nichts an Tais verantwortungslosem Verhalten. Die Kante des Abhangs war plötzlich gebrochen...und sie beide in den Fluss gestürzt. Matt spürte die Prellungen deutlich, wusste, dass sie am nächsten Tag grün und blau sein würden. Nun, sie hätten sich auch das Genick brechen können. Stattdessen waren sie abgetrieben und in der Dunkelheit war es selbst für die Digimon schwer, sie zu finden.

"Ich wollte nicht, dass du abstürzt, du Idiot!", keifte er Tai jedoch nur entgegen.

"Tja, das hast du ja super hinbekommen..."

"Tai!"

"Matt!"

Sie stierten einander an, zornig...und zumindest Matt fühlte sich plötzlich erschöpft. Und hungrig. Es war kurz vor dem Abendessen passiert...Zelten in der Digiwelt, um die Machenschaften von Arukenimon im Auge zu behalten zu können. Ihre alte Truppe und die neuen Digiritter, was eigentlich gar keine schlechte Idee gewesen war. Sie hatten, trotz ihrer Situation, sogar Spaß gehabt, sodass es sich zum Teil wie ein normaler Ausflug von Teenagern angefühlt hatte. Sogar Ken war bei der heiteren Atmosphäre ein wenig aufgetaut – wenn das kein Durchbruch war.

Und nun standen sie hier und stritten wie zwei Kinder. Alte Angewohnheiten, dachte Matt bitter und konnte nicht verhindern, dass er sich über sich selbst ärgerte.

"Vergiss es. Lass uns einfach weiter...", lenkte er ein und ging an dem anderen vorbei.

Er spürte Tais Blick in seinem Nacken kribbeln und es wunderte ihn, dass dieser nichts sagte. Normalerweise konnte dieser nichts unkommentiert lassen.
 

"Matt, jetzt warte doch mal."

Ah, kannte er ihn also doch so gut. Jedoch blieb er nicht stehen, auch nicht, als Tai nach seiner Hand griff. Ihre Finger streiften sich und Matt zuckte merklich zusammen, spürte, wie ihm die Röte in die Wangen stieg. Scheiße.

Er zog die Finger abrupt weg, fuhr zu ihm herum.

"Was wird das denn jetzt?!", blaffte er ihn an.

"Du willst, dass uns irgendwelche Digimon angreifen, oder?", kam es sarkastisch zurück. "Schrei ruhig noch lauter..."

"Tai...das ist nicht der richtige Zeitpunkt."

Matt spürte die Zornesader an seiner Stirn pochen, während er seinen Freund warnend ansah. Oder dessen Silhouette. Es war einfach zu dunkel.

"Für Digimon, die uns umbringen wollen?"

"Gleich fängst du dir eine..."

Er konnte Tais Grinsen nur erahnen und er fragte sich nicht zum ersten Mal, was in dessen Kopf vor sich ging.

"Schon gut...ich wollte die Situation nur etwas auflockern. Ich meine, du bist schon so angespannt, seit wir hier sind...", seufzte der andere und fuhr sich durch seinen Mobb von Haaren.

"Ich bin nicht angespannt...", widersprach er stur, obwohl es stimmte.

Genau genommen war er schon die ganze Woche mies drauf. Das war jedem aufgefallen...seinen Bandkollegen, seiner Familie, Freunden...

Gabumon hatte ihn auch schon gefragt, ob alles in Ordnung war - auf seine liebe, sensible Art, die Matt direkt ein schlechtes Gewissen eingeimpft hatte.

"Ne, ist klar...also bilden sich das alle ein, ja?"

"...alle?", echote er, was Tai schnaubte ließ.

"Ich hab Sora und Mimi schon darüber tuscheln hören, welche Laus dir über die Leber gelaufen ist. Glaubst du, die sind alle blind?"

Matt blinzelte, während er wahrnahm, wie Tai näher kam, nun direkt vor ihm stand. Nicht gut. Gar nicht gut.

"Ich..."

"Wir haben uns die ganze Woche nicht gesehen, Matt. Denkst du, mir geht's besser? Ich lass es nur nicht so raushängen wie du..."

Der Blonde verengte bei den Worten die Augen, verschränkte die Arme.

"Willst du mir sagen, ich bin schlecht drauf, weil du mir fehlst oder was?"

"Na ja...ja...aber ich glaub, dir fehlt noch was anderes."

Dieser süffisante Unterton sorgte nur dafür, dass Matt ihm wieder eine runterhauen wollte. Er öffnete den Mund, um ihm genau das anzudrohen, als sich ein paar Lippen auf seine drückten, ihm den Wind aus den Segeln nahmen. Oh verflucht...ja...es hatte ihm gefehlt.
 

Er packte Tai am Kragen seines Shirts, fühlte den noch feuchten Stoff und zog ihn ruppig an sich. Das Grinsen entging ihm nicht, weswegen er dem anderen fest in die Unterlippe biss, leise knurrte. Tai zischte, brach den Kuss jedoch nicht ab, sondern drückte sich noch enger an seinen Körper, sodass er dessen Wärme spüren konnte. Vertraute Finger gruben sich in seine Seiten, rutschten weiter runter...und Matt wusste, das war eine beschissene Idee. So beschissen...und dennoch verdammt verlockend.

Er nahm kaum noch was von ihrer Umgebung wahr, da war bloß Tais Geruch, seine Berührungen...und ihre Lippen, die sich unablässig aufeinander drückten. Zumindest, bis er etwas hörte, das wie ein...Kichern...klang? Was...?

Er löste den Kuss abrupt, hielt den anderen an seinem Shirt von sich weggedrückt. Dieser blinzelte, sah ihn fragend an.

"Was ist denn-"

"Hast du das nicht gehört?!", fiel er ihm harsch ins Wort.

"Ich hab dich keuchen gehört."

"...nicht das...ich rede von diesem Kichern."

"Eh...nein?"

Stille. Sie blickte einander an, schwer atmend...und zumindest Matts Herz raste. Dann...ertönte erneut dieses Geräusch, ein seltsames hohes...Lachen. Ein unangenehmes Kichern, das einem kalte Schauer über den Rücken jagte. Tai und er wechselten einen Blick...dann sah Matt hinter sich und...entdeckte ein gelb glühendes Augenpaar in der Finsternis.

"Wer ist da?!", hörte er Tai rufen und spannte sich an. "Zeig dich!"

Einen Moment war es still...dann tauchten zwei weitere Augenpaare auf. Kichern und Rascheln wurden lauter. Dann hörten sie sie. Stimmen. Hohe, teilweise krächzende Stimmen.

"Thihihi..."

"Hast du gesehen, was die komischen Menschen gemacht haben?"

"Ja...sie haben ihre Mäuler zusammen gepresst!"

"Das ist ja voll eklig!"

"Warum machen Menschen das?"

"Hey, ihr Menschen, warum macht ihr das?"

"Vielleicht suchen sie nach Essen in ihren Backentaschen?"

"Pfui...Menschen sind ja widerlich!"
 

Matts Braue zuckte bei den Bemerkungen, doch er würde sich zurückhalten...vor allem da sie die Digimon in der Dunkelheit nicht sehen konnten. Reflexartig holte er aus und schlug Tai, der neben ihm empört nach Luft schnappte, die Hand auf den Mund. Ein gedämpftes "Au" ertönte, doch wenigstens konnte sein Freund die Digimon auf diese Weise nicht provozieren.

"Ja, genauso ist es", versuchte er diese abzuwiegeln. "Wir sind schon eklig, wir Menschen...deswegen gehen wir besser und lassen euch in Ru-"

"Gehen? Oh nein...das ist unser Revier!"

"Ihr seid Eindringlinge!"

"Jawohl! Und Eindringlinge müssen bestraft werden!"

Matt kniff leicht die Augen zusammen, um mehr erkennen zu können, doch in diesem Moment drang etwas Mondlicht durch die Baumwipfel. Er sah die Umrisse von Flügeln...kleinen schwarzen Körpern und...eine Art Maske.

Neben ihm atmete Tai auf und schob seine Hand weg.

"Das sind ja bloß DemiDevimon...", meinte dieser abwinkend. "Und ich dachte schon, wir wären auf gefährliche Digimon gestoßen..."

"Tai...kannst du nie die Klappe halten?", knurrte Matt resigniert, während die drei kleinen Digimon erbost mit den Flügeln schlugen.

"Frechheit!"

„Die nehmen uns nicht ernst!“

"Na wartet!!"

"Giftpfeil!!"

"Weg hier!", schrie Matt und packte Tai am Arm, um ihn hinter sich her zu zerren.

Gerade noch rechtzeitig, bevor sie von dem Hagel aus Spritzen getroffen werden konnten, die hinter ihnen in den Bäumen stecken blieben. Sie sahen kaum die Hand vor Augen, stolperten über Steine und Äste im Weg - und zur Hölle, er würde Tai umbringen, wenn sie hier drauf gingen.

"Wieso sind die so schnell?!", hörte er Tai neben sich keuchen.

"Wieso hast du Idiot sie provoziert?!"

Matt würde wesentlich schneller die Puste ausgehen, als seinem Freund, der beim Fußball genügend laufen musste, um seine Kondition zu halten. Schon jetzt spürte er die Seitenstiche und seinen Puls rasen, während sie rannten.

"Ich...das ist mir so raus gerutscht!"

"Klasse..."

"Da lang!!"
 

Mittlerweile war es Tai, der ihn hinter sich her zog, während ihnen die Giftspritzen um die Ohren flogen. Der Blonde wünschte sich, die DemiDevimon würden einfach das Interesse an ihnen verlieren, doch diese blieben hartnäckig.

"Giftpfeil!!"

"Ihr entkommt uns nicht!!"

Vielleicht hatten sie ja Glück und ihre Partner fanden sie endlich...diese suchten doch nach ihnen? Natürlich taten sie das. Auf Gabumons treue Seele war Verlass. Sein Partner würde nicht einfach warten, sondern den ganzen Wald durchkämmen. Er würde...Matt konnte den Gedanken nicht mehr zu Ende führen, denn in diesem Augenblick brach der Boden unter ihren Füßen zum zweiten Mal weg. Sie fielen in die Finsternis, rollten den Abhang herunter und Matt spürte jeden Knochen überdeutlich in seinem Körper, als er mit einem schmerzerfüllten Stöhnen gegen etwas Hartes prallte. Einen Baumstamm vielleicht...und in den ersten Sekunden konnte er sich kaum bewegen. Er hatte sich nichts gebrochen, oder?

"...wo sind sie?!"

"Vielleicht tot. Das sind nur Menschen."

"Das wurde sowieso langweilig."

"Ja genau...lasst uns abhauen!"

"Thihihihi..."

Matt atmete durch, ehe er sich mit größter Anstrengung auf den Rücken drehte und mit mattem Blick in den Himmel sah. Sternenhimmel. Wie romantisch, dachte er voller Ironie, während er den Kopf drehte, um nach Tai zu sehen.
 

"...Matt?"

Okay. Weit konnte sein Freund nicht sein, denn er hörte die Stimme sehr deutlich, wenn auch schmerzverzerrt.

"Ja..."

"Ich glaub...ich hab mir was geprellt...einiges...sogar."

"...das wars dann wohl mit deiner Karriere."

"Matt?"

"Mh?"

"Du kannst echt ein Arschloch sein..."

"Ich weiß."

Er wartete die nächste Antwort nicht ab, sondern robbte auf dem Bauch in die Richtung, in der er Tai vermutete. Sein Hinterkopf pochte heftig, doch er fühlte kein Blut in seinen Haaren...also schon mal keine Platzwunde. Er zuckte zusammen, als er etwas berührte, bei dem es sich anscheinend um Tais Bein handelte.

"Matt...geht's dir gut?"

"Ging mir schon besser."

Er hievte sich neben seinen Freund und ließ sich wieder auf den Rücken fallen, versuchte, sein immer noch tobendes Herz zu beruhigen. Gott...diese Nacht war höllisch. Er schloss für ein paar Sekunden die Augen, lauschte den wenigen Geräuschen um sie herum. Warme Finger berührte seinen Arm, strichen leicht darüber...Matt ließ ihn. Eine Weile lagen sie nur so da und schwiegen.

"Sag mal, Matt..."

"Mh..."

"...hast du's dir überlegt?"

Matt antwortete nicht sofort, hob die Lider wieder und sah in den dunkelblauen Himmel. Er wusste, wovon Tai sprach...was er von ihm hören wollte. Nicht zum ersten Mal sprachen sie darüber, hatten mehrmals darüber diskutiert. Es war alles nicht so einfach.
 

"Ich halte es immer noch für ne schlechte Idee."

"Ja, aber...geht's dir nicht auf die Nerven? Diese Heimlichtuerei? Wir sollten es wenigstens unseren Familien sagen...oder Agumon und Gabumon. Dann würden wir auch mehr Zeit füreinander haben. Und dein Dad ist doch echt locker drauf? T.K. wird auch kein Problem damit haben und wenn du irgendwann international singst und es rauskommt, bist du wahrscheinlich voll angesagt. In den USA ist das doch Kult, talentiert und schwul zu sein? Frag mal Mimi!"

"...klasse", murmelte er zurück, bremste die Euphorie seines Freundes somit aus.

Dieser wusste genau, dass es nicht um Akzeptanz ging - jedenfalls nicht nur...und es ging nicht unbedingt um ihn selbst. Er seufzte genervt, legte sich die Worte kurz zurecht.

"Wir sind 15, Tai...bei dir hört sich das an, als wäre schon alles festgelegt. Ist es aber nicht...bei Sora dachtest du doch damals auch, das sei für immer?"

"Jetzt lass Sora da raus...das war was anderes. Hat eben nicht gepasst."

"Ist im Prinzip aber dasselbe...und außerdem spielst du Fußball. Wie viele schwule Fußballer kennst du, hm? Gerade in Japan...das macht alles noch schwieriger."

Tai stieß frustriert die Luft aus, drehte das Gesicht, das halb im Dunkeln lag, zu ihm.

"Schieb das nicht immer vor! Ist meine Entscheidung...und deswegen meine ich ja, nur unsere Familien und enge Freunde!"

"Ja...und dann sickert es doch durch. Du weißt, wie das ist...", widersprach er ernst.

Es nervte ihn, dass bei Tai immer alles so leicht klang...aber es war nun mal unrealistisch. Bevor sie nicht etwas im Leben erreicht hatten, war ihre Beziehung bloß ein Hindernis für ihre Träume. Als ob es ihn nicht ebenso stören würde, aber die Geheimhaltung erschien ihm einfacher, als die Konsequenzen zu tragen.

"Du lässt echt nicht mit dir reden..."

"Ich rede gerade mit dir darüber...ich ändere bloß nicht meine Meinung."

Abermals Stille. War Tai jetzt wütend? Gut möglich, wäre nicht das erste Mal. Sie stritten öfters, waren selten einer Meinung, da sie grundverschieden waren...und am Ende trafen sie sich doch wieder. Matt stellte für sich fest, dass er dies auch irgendwie brauchte...Konfrontation...Kontra. An sich war es gut so, wie es war...und perfekt war sowieso nichts.

"Bist du wütend?", fragte er gerade heraus.

"Nein...oder vielleicht doch. Bisschen...keine Ahnung. Aber ich kann‘s ja nicht ändern, wenn du dagegen bist", hörte er ihn leise sagen.

"...ich sag ja nicht, dass es für immer so sein muss, aber..."

"Ja, ich hab schon verstanden."
 

Matt verstummte, drehte das Gesicht wieder Richtung Himmel. Plötzlich fühlte es sich unangenehm zwischen ihnen an, sodass er sich aufrichten wollte. Wenn sie beide keine zu großen Schmerzen hatten, sollten sie besser nach den anderen suchen. Er stutzte, als ihn eine Hand an seinem Arm packte und herunter zog, sodass er mit einem Keuchen halb auf Tai landete, diesen verdutzt ansah.

"Du bist echt so stur...", murrte dieser, ehe er seine Wangen packte und ihn erneut küsste.

Verlangend...innig, was Matts Herz wieder zum Rasen brachte. Auf eine gute Art diesmal. Er konnte sich nicht helfen, musste in den Kuss lächeln, ehe er diesen mit derselben Intensität erwiderte. Seine schmerzenden Knochen waren ihm plötzlich egal, er schmiegte sich bloß eng an den Körper des anderen...wollte dessen Nähe spüren.

Ihre Zweisamkeit war selten...und er verstand Tai wirklich. Dennoch waren sie Teenager, die ihr ganzes Leben noch vor sich hatten. Wer wusste schon, was noch passieren würde. Sie waren nicht bloß die Auserwählten, die die Digiwelt retten mussten, sondern hatten auch noch ihr Leben in der realen Welt. Doch für den Moment...war das hier alles, was er wollte. Tai nahe sein, nicht nachdenken...

Er grub seine Finger in dessen Shirt, lag nun ganz auf seinem Freund...und während sie sich küssten, waren selbst bösartige Digimon unwichtig.
 

"Tai!! Tai, wo bist du?!"

"Maaaatt!! Bist du da draußen?!"

Vor Schreck biss er Tai so fest auf die Zunge, dass dieser aufschrie und ihn grob von sich runter schubste. Matt jaulte auf, als sein Kopf mit dem Boden kollidierte, und er krümmte sich zusammen. Oh Gott...

"Da war was!!"

"Heeey Taaai!! Leute, Gabumon und ich haben sie gefunden!!"

"Das war Matts Stimme! Ich bin ganz sicher!!"

Matt stöhnte leise, während Tai sich die Hand aufs Gesicht klatschte und den Kopf schüttelte.

"Die ganze Zeit wollten wir gefunden werden...", lispelte er mit seiner wunden Zunge.

"...und...ausgerechnet jetzt haben sie uns gefunden", brummte Matt ironisch.

Wenige Sekunden später traten zwei Paar krallenbesetzter Füße in sein Blickfeld. Eine Taschenlampe wurde ihm gnadenlos ins Gesicht gehalten, blendete ihn, woraufhin er die blauen Augen zusammenkniff.

"Matt! Da bist du ja! Ich war so besorgt, dir könnte etwas passiert sein!"

Sein Partner fiel ihm in die Arme, kaum dass er sich aufgesetzt hatte, klammerte sich an ihn wie ein Ertrinkender. Trotz allem musste Matt warm lächeln, drückte Gabumons pelzbedeckten Körper an sich, welcher sich wohlig an ihn schmiegte.

"Tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe, Gabumon...alles ist gut."

Neben sich hörte er Agumons aufgeregte Stimme, Tais beschwichtigende Worte...nun, auf ihre Partner war Verlass. Daran gab es nichts zu rütteln. Auch wenn sie spät dran waren…und ein mieses Timing hatten. Während er Gabumons Rücken streichelte, kam ihm der Gedanke, dass Tai mit einem Recht hatte – es war schwierig, einander zu treffen, wenn sie nicht mit offenen Karten spielten.

Und auch, wenn er Gabumon sein Leben anvertraute und an seine Verschwiegenheit glaubte, so konnte es diesem versehentlich rausrutschen. Eine falsche Bemerkung…und ihre Freunde würden davon erfahren, als nächstes ihre Eltern…und irgendwann sprach es sich rum. Nein. Dafür war er nicht bereit. Er musste der Vernünftige sein, wenn Tai sich dafür entschied, impulsiv zu handeln. So wie immer.
 

„Matt? Alles okay?“

Gabumon blickte ihn mit schief gelegtem Kopf besorgt an, hatte seine Abwesenheit wohl mitbekommen. Um dem Digimon keine weiteren Sorgen zu bereiten, drückte er es wieder an sich, atmete durch.

„Ja. Jetzt ist alles gut.“

„Na, das hoffen wir doch!“, hörte er T.K. sagen, während Patamon freudig über ihnen seine Kreise zog. „Ihr habt uns echt einen ziemlichen Schrecken eingejagt und…Mann, Matt, du siehst ja schrecklich aus! Bist du verletzt?“

„Ach was…nur ein paar Kratzer, mach dir keine Gedanken…“

Drüben wurde Tai von Davis und Kari belagert, die genau dieselben Fragen stellten, und dann schob sich auch schon Joey mit seiner Erste-Hilfe-Tasche an den anderen, die sich nach und nach um sie herum sammelten, vorbei. Ein wenig unangenehm fühlte es sich schon an, dass sie nun von allen angestarrt wurden…und Matt wurde rot bei der Vorstellung, sie hätten sie erwischen können.

„Mit Verletzungen sollte man nicht leichtfertig umgehen! Also lasst mal sehen…Gomamon, nimm meine Taschenlampe und leuchte mal bitte.“

„Eh…aber ich hab doch gar keine Hände!“

„Oh…“

„Ich hab auch eine Taschenlampe! Ich leuchte!“

„Danke, Gabumon.“

Matt ließ Joey die Wunde an seinem Hinterkopf begutachten, wobei sein Blick zu Tai schweifte. Dieser wurde anscheinend gerade von seiner Schwester gescholten, weil er so fahrlässig gehandelt hatte. Geschah ihm Recht. Still sah er zu, wie Tai abwehrend die Hände hob und Beschwichtigungen von sich gab, ehe er in seine Richtung sah und…zwinkerte. Matt stutzte merklich, ehe ihm erneut die Röte ins Gesicht stieg, sodass er sich rasch abwandte. Gut, dass es so dunkel war…und gut, dass keiner ihrer Freunde etwas ahnte. Irgendwann würden sie es ihnen mitteilen. In ein paar Jahren…die er dann hoffentlich immer noch mit Tai verbringen würde…und zumindest dieser Gedanke ließ ein ehrliches Lächeln auf seinen Lippen erscheinen.
 

„Meinst du, die Geschichte mit den DemiDevimon stimmt?“

„Na, da hab ich doch schwer meine Zweifel dran…sicher haben die beiden in irgendeinem Gebüsch wild rumgeknutscht.“

„Mimi!“

„Was denn? Das hast du doch auch gedacht, Sora!“

„Ja, schon, aber…“

„Redet ihr über unsere Brüder?“

„Und darüber, wie sie immer noch versuchen, uns zu verheimlichen, dass sie seit einem halben Jahr zusammen sind?“

„Gut kombiniert, Kari~“

„Ich verstehe wirklich nicht, warum sie es uns nicht einfach sagen.“

„Na ja, Matt war schon immer eigen mit solchen Angelegenheiten…vielleicht schämt er sich?“

„Ach papperlapapp! Nur weil sie beide Jungs sind? In Amerika sind sie nicht so verklemmt wie in Japan! Diversity, sag ich nur!“

„Eh…“

„Vielleicht ist es ihnen ja meinetwegen unangenehm? Auch wenn Tai wissen sollte, dass ich inzwischen drüber hinweg bin…ich meine, ich hab schließlich Schluss gemacht. Und das mit Matt war eine kurze Schwärmerei…“

„Jungs sind wirklich komisch!“

„Danke, Mimi…“

„Ach, du weißt, was ich meine, T.K.!“

„Ich glaube, sie ahnen wirklich nicht, dass wir alle Bescheid wissen…“

„Ja, alle bis auf Davis.“

„Der würde sich auch verplappern…so wie gewisse Digimon.“

„Biyomon hat sich bisher gut zusammengerissen…“

„Ich kann nicht glauben, dass Agumon und Gabumon nichts merken. Sogar Palmon hat bemerkt, dass da was ist.“

„Och, bei Gabumon wäre ich mir nicht so sicher…er ist nur zu höflich, es meinem Bruder gegenüber zu erwähnen.“

„Ich werde Joeys und Izzys Gesichter nie vergessen, als sie es erfahren haben…das war ein Spaß!“

„Mimi…“

„Was denn, Sora? Es war doch wirklich lustig!“

„Psst…leise jetzt! Sie kommen rüber!“

„Ach Kari…sollen wir sie nicht einfach damit konfrontieren? Dann hat die Geheimniskrämerei ein Ende.“

„Nein…lassen wir ihnen noch etwas Zeit. Irgendwann sind sie sicher soweit.“

„Na gut~“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ru-chan88
2020-02-02T21:23:34+00:00 02.02.2020 22:23
Hey,
ich habe deine ff eben gefunden und musste sie einfach lesen. Es ist echt süß geschrieben und wüsste wirklich gerne, wie es weiter geht. Vielleicht kommt ja noch eine Fortsetzung? ;)


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