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Shards of Red

Endeavor x Hawks
von

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Crimson

„Irgendwie hab ich mir das anders vorgestellt…“

Enji stellt nicht infrage, was sein Gegenüber damit sagen will, sondern versucht, einen Treffer in dessen Seite zu landen.

„Hör auf, rum zu heulen!“, grollt er und wird von einer scharlachroten Schwinge prompt im Gesicht getroffen.

Die Flügel besitzen die Kraft, ihm die Nase zu brechen, doch diesmal hinterlassen sie nur ein Brennen auf seiner Wange. Einen quirklosen Kampf hat er lange nicht ausgefochten – die meisten trauen sich gar nicht erst, ihn herauszufordern. Nicht verwunderlich, schließlich ist er nicht gerade für seine Nachsicht bekannt. Nicht mal seiner eigenen Familie gegenüber.

„Und ich dachte, du lädst mich zum Essen ein, danach Kino…wäre n bisschen romantischer, als sich die Fresse einzuschlagen, alter Mann…“

Enji wünscht sich wirklich, Hawks würde so außer Puste sein, dass ihm die frechen Sprüche vergehen. Fazit ist, dass er eine unglaubliche Ausdauer besitzt, seine Kräfte richtig einteilt und schnell sowie gezielt zuschlägt. Er ist zwar schlank, doch durch und durch trainiert…drahtig. Vermutlich muss er das sein, um das Gewicht seiner Flügel tragen zu können. Er ist perfekt ausbalanciert…und obwohl der Kampf quirklos ist, kann er Hawks nicht verbieten, seine Schwingen zu benutzen. Sie gehören zu ihm, wie für andere Menschen Arme und Beine…nur wird er seine Federn nicht einsetzen.

„Du hast gesagt, wir machen, was ich als Hobby ansehe – nicht mein Fehler, wenn du falsche Vorstellungen hast, Balg.“

Mittlerweile hat der Winged Hero sein Hemd ausgezogen, trägt ein Shirt darunter…er ist in Freizeitkleidung gekommen. Enji trägt Jogginghose und Muskelshirt – so wie immer, wenn er trainiert. Auch wenn Hawks vorlaut und nervig ist, ist er zumindest mal wieder eine Herausforderung. Bislang hat er kaum einen vernünftigen Schlag setzen können und hat er sich anfangs noch zurückgehalten, so tut er dies inzwischen nicht mehr. Hawks braucht keine Sonderbehandlung, nur weil er jünger und zierlicher ist.

Enji kommt der Gedanke, dass Nachsicht bei seinen Kindern vielleicht angebracht gewesen wäre…dann würde Shouto ihn möglicherweise jetzt nicht voller Hass ansehen. Schweiß läuft ihm die Schläfe herunter, während er einem von Hawks scharlachroten Flügeln ausweicht. Im gleichen Moment greift er aus einem Reflex heraus hinein und packte eine Handvoll Federn, reißt den sichtlich verdutzten Hawks daran zu sich und tritt ihm die Beine weg. Der Winged Hero kann sich mit dem einen Flügel nicht halten, fällt nach hinten und stützt sich rasch mit den Armen ab. Bevor er sich vom Boden abstoßen kann, setzt Enji nach, indem er sich mit seinem Gewicht auf den anderen fallen lässt – den rechten Flügel immer noch festhaltend.

Hawks wird zu Boden gedrückt, keucht vor Schmerz auf und – dann trifft Enji ein Faustschlag mitten ins Gesicht. Der Schmerz in seiner Nase ist noch nicht abgeklungen, als er mit der freien Schwinge nachlegt und sie ihm gegen die Wange klatscht. Diesmal so fest, dass da bestimmt noch länger ein Abdruck zu sehen sein wird. Trotzdem bleibt Enji wie ein Fels auf ihm sitzen, bewegt sich keinen Zentimeter, sondern packt nun auch noch den anderen Flügel. Sie sind kräftig, ja…und sicherlich könnte sich Hawks befreien...andererseits haben Vögel recht dünne, empfindliche Knochen. Fürchtet Hawks, dass Enji sie bricht?

Er schaut auf diesen herunter, beobachtet seine Mimik, die an ein trotziges Kind erinnert. Sogar eine Schnute zieht er, verschränkt die Arme vor der Brust.

„Weißt du…meine Federn könnten dich jetzt ganz einfach aufspießen.“

Enji schnaubt bei der Aussage, hält ihn weiterhin daran fest.

„Nicht, wenn ich sie vorher in Flammen aufgehen lasse.“

Ihre Blickte bohren sich ineinander, Türkis trifft Bernstein…dann grinst Hawks breit. Ein feiner Schweißfilm glänzt auf seiner Stirn, macht deutlich, dass es auch für den Jüngeren anstrengend gewesen ist. Das hofft Enji doch, schließlich ist er die Nummer eins und nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
 

„Ist das deine Art von Dirty Talk, alter Mann? Heh…mir wird richtig heiß~“, säuselt er und Enjis Augenbraue zuckt.

Er boxt dem Winged Hero – nicht so fest, wie er vielleicht sollte – in den Magen, woraufhin dieser röchelt und wenigstens für ein paar Sekunden verstummt. Dann lässt er die Flügel los und steigt von dem Vogel runter, ehe er diesem die Hand reicht. Hawks hält sich den Magen, während er zu ihm aufsieht…und schließlich seine Finger ergreift, um sich daran hochzuziehen. Wie klein seine Hand in seiner Pranke ist…

„Zuckerbrot und Peitsche, was?“, feixt Hawks schief grinsend und taumelt ein bisschen, als er wieder steht. „So…nachdem wir so ein schönes Unentschieden-“

„Du hast verloren.“

„…haben“, fährt der Jüngere ungerührt fort. „Bin ich für ein schönes heißes Bad und einen chilligen Fernsehabend!“

Enji runzelt die Stirn, mustert ihn kurz; das Schlimme ist, dass auch er selbst nichts gegen ein Bad einzuwenden hat. Mit anderen Männern ein heißes Bad zu nehmen, ist in Japan nicht ungewöhnlich, aber bei Hawks‘ unangebrachten…Sprüchen…erscheint ihm das unpassend.

„Wo sind wir hier überhaupt? Ich meine, klar, dein geheimer Trainingsort, um den Kopf freizukriegen, blabla, schon verstanden, aber…du hast doch bestimmt irgendwo eine Hütte? Gibt’s hier ein Onsen? Komm schon, pack mal n bisschen aus, Endeavor-san!“

Natürlich stimmt beides. Enji mangelt es vielleicht an Sensibilität, aber ganz sicher nicht an Geld. Da er schon früher oft die Stadt verlassen hat, um in Ruhe zu trainieren, hat er sich eine kleine Hütte im japanischen Stil bauen lassen. Ein Onsen gehört nun mal dazu…doch nie hat er jemanden mit dorthin genommen. Nicht mal Rei. Auch nicht, als ihre Beziehung noch einigermaßen intakt gewesen ist. Jedenfalls meint sich Enji zu erinnern, dass sie anfangs nicht ausschließlich schlechte Zeiten gehabt haben…er hofft es.

„Huhu, Erde an Number One!“, reißt ihn Hawks aus den Gedanken und wedelt mit der Hand vor seinem Gesicht herum. „Was ist nun? Hütte? Onsen? Mit wird langsam kalt…du weißt doch, dass man sich am schnellsten was einfängt, wenn man schwitzt und danach friert! Du hast ja dein Feuer, aber ich hab keinen heißen Quirk!“

„…“

Auch damit hat er Recht; auch wenn es mal wieder sehr zweideutig klingt. Enji hadert innerlich mit sich, doch er vermutet, dass Hawks anders keine Ruhe gibt. Tief atmet er durch, wendet sich dann ab, um das Hemd des Vogels aufzuheben und ihm dieses zuzuwerfen.

„Dann komm. Es ist nicht weit.“

Er hasst es, wie sich Hawks‘ Mimik aufhellt und sich sein Schmollmund wieder zu diesem breiten Grinsen formt.

„Juhu!!“, ruft er aus und folgt ihm so gut gelaunt, dass Enji weiß, dass er das bereut.
 

„Wow! Nicht von schlechten Eltern!“

Enji schweigt, während er mit verschränkten Armen dort steht und zulässt, dass sich Hawks ausgiebig umsieht. Die Hütte ist wie ein kleines Apartment eingerichtet…Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche und Bad. Das Onsen ist hinterm Haus angelegt, mit einem zusätzlichen Raum zum Umziehen und Waschen.

„Du hast echt Kohle ohne Ende, was? Und du hast so einen Japan-Fetisch, huh? Richtig traditionell! So wie All Might mit seinem USA Zeugs…“

Enji verzieht die Mundwinkel etwas nach unten bei dem Kommentar, denn er mag es nicht, mit All Might verglichen zu werden. Er ist so aufgewachsen und es somit gewöhnt. Warum soll er also was ändern, wenn er sich wohlfühlt? Und ist ja auch nicht so, als würde er das überall raushängen lassen…so wie ein gewisser Blondschopf.

„Hier steht ja gar keine Glotze?“, reißt Hawks ihn aus den Gedanken und er blickt auf.

„Ich komme hierher, um meine Ruhe zu haben“, brummt er. „Ein Fernseher stört dabei.“

„Uh~ tiefsinnig, Großer! Wirkst gar nicht so, als würdest du…“

„Als würde ich was?“

„Ach, nichts~! Lass uns ins Onsen springen!“, wiegelt der Jüngere lächelnd ab und Enji verengt die Augen.

„Man springt nicht ins Onsen.“

„Okay, Daddy…und jetzt komm schon!“

Enji knurrt genervt, will ganz sicher nicht von dem Vogel „Daddy“ genannt werden. Es erinnert ihn nur daran, dass er wirklich Hawks‘ Vater sein könnte…und das hat einen miesen Beigeschmack, wenn er an all die zweideutigen Sprüche denkt. Als würde er einem Jüngling nachstellen – obwohl es ja genau anders herum ist. Warum hat er sich noch mal darauf eingelassen, Hawks mit hierher zu nehmen? Er weiß es selbst nicht, wehrt sich aber nicht gegen die Forderung, sondern geht voran.

Hawks wird sich hoffentlich zu benehmen wissen…wenn nicht, wird er aus ihm ein Suppenhuhn machen.
 

„Eins muss man dir lassen…was du machst, machst du richtig. Hier sieht’s echt aus wie in einem richtigen Onsen!“

Enji sieht Hawks dabei zu, wie dieser sich, genau wie er nur mit einem Handtuch bekleidet, auf einen Schemel setzt und den Eimer mit Wasser füllt. Wenigstens diese Etikette wahrt er…unglaublich. Auch wenn er nicht hinzustarren versucht, kann er nicht anders, als Hawks‘ nackten Oberkörper zu mustern. Wie das Wasser, das er sich über den Kopf schüttet, von seiner Haut perlt…aus den blonden Haarspitzen tropft. Seine roten Federn bauschen sich auf, schütteln die Nässe heraus…was…irgendwie…auf eine absurde Weise…niedlich ist.

„Hey Number One! Ich weiß ja, dass ich sexy bin, aber sei doch etwas subtiler, ja?“

Enji wird auf einen Schlag so feuerrot, dass ihm Leugnen zwecklos erscheint und er automatisch nach Luft schnappt.

„Das habe ich gar nicht gedacht!“, grollt er defensiv. „Du siehst einfach aus wie…wie…eine nasse, dicke Amsel! Das ist…seltsam!“

Hawks blickt ihn verdutzt an.

„…“

Er blinzelt. Einmal. Zweimal…ehe er scharf die Luft ausstößt und dann wieder seinen lächerlichen Schmollmund zieht.

„Ich bin gar nicht dick! Tse…aber schön, beleidige mich ruhig. Das macht meinem gesunden Selbstvertrauen gar nix~!“, behauptet er großspurig und streckt ihm die Zunge raus.

Enji schnaubt nur.

„Ich merk schon…“

Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, verlässt Hawks den Raum und schiebt die Trennwand auf, um…ins Onsen zu springen. Er sieht ihn nicht, aber er hört das verräterische Plätschern. Dieses Balg legt es drauf an, ihn zur Weißglut zu treiben…

Enji reinigt seinen Körper ebenfalls, ehe er rübergeht und die Papiertür hinter sich zuschiebt. Kurz verweilt sein Blick auf Hawks, der im dampfenden Wasser sitzt, die Arme auf die Steine gestützt und mit geschlossenen Augen genießt. Seine roten Flügel ragen ein Stück heraus, doch es scheint nicht unbequem zu sein. Hawks sieht so friedlich aus, als könne er keiner Fliege was zuleide tun. Wenn er ihn nicht besser kennen würde…

Um das graue Steinbecken herum ist der Boden holzverkleidet, die Wände bestehen aus Bambusrohren, wobei eine Stelle ausgespart ist, damit man hinaus sehen kann. Einige Pflanzen stehen hier und da als Dekoration…wenn er nicht da ist, kommt jemand vorbei, der sich darum kümmert, dass alles instand gehalten wird. Heute natürlich nicht.

Enji zögert, ehe er das Handtuch ablegt und langsam ins heiße Wasser steigt – er merkt direkt, wie sich seine Muskeln unter der Hitze entspannen. Mit einem rauen Seufzen sinkt er tiefer hinein, versucht auszublenden, dass er mit nur wenig Abstand neben Hawks sitzt. Es sollte keine Rolle spielen. Sie sind beide Männer…und schlimmstenfalls sowas wie…nein, Freunde wäre zu viel des Guten. Kollegen. Sie sind Kollegen.
 

„Hab’s dir schon mal gesagt…du denkst zu viel.“

Er wirft dem Winged Hero einen Seitenblick zu, bemerkt, dass dieser die Augen immer noch geschlossen hält. Was soll das schon wieder bedeuten? Hawks kann ja nicht mal wissen, woran er denkt…oder?

„Woran ich denke, geht dich nichts an“, erwidert er schroff, doch Hawks lässt sich davon nicht verunsichern.

Ein seichtes Lächeln bildet sich auf seinen Lippen.

„Wenn’s mich betrifft, dann schon~“

„Tut es aber nicht und jetzt sei still. Ich will mich entspannen…dein Geplapper stört.“

Hawks verstummt zu seiner Überraschung tatsächlich, wenn das Lächeln auch bleibt. Er wendet den Blick ab, bevor ein weiterer blöder Spruch folgen kann. Mehr Munition muss er dem Jüngeren nun wirklich nicht geben.

Still sieht er nach draußen, wo die Sonne längst untergegangen ist. Trotzdem er es nicht will, kann er nicht anders, als sich zu fragen, was das alles soll. Hawks‘ Verhalten ergibt für ihn keinen Sinn. Jemand der so jung und attraktiv ist…selbst wenn Hawks auf Männer stehen sollte – warum sollte so jemand mit ihm…? Bis vor einer Weile hat Enji es nicht mal ernstgenommen, sich lediglich vorgeführt gefühlt. Erst seitdem ihn der Winged Hero um ein Haar geküsst hat…ihn umarmt hat…

Er kann es nicht einordnen…soll er sich geschmeichelt fühlen? Wenn Hawks ehrliches Interesse an einem alten Mann wie ihm hat? Wäre Hawks eine junge Frau…warum denkt er jetzt daran? Es spielt keine Rolle. In beiden Fällen ist er der perverse, alte Sack, der jemanden ausnutzt, der sein Kind sein könnte. Es gehört sich nicht, würde seinen ohnehin schon wackligen Ruf ruinieren und…er will es nicht. Er hat vier Kinder gezeugt, steht also definitiv auf Frauen, nicht auf Männer – so attraktiv sie auch sein mögen. Alles, was er Hawks geben kann und will, ist Unterstützung, sollte er diese brauchen. Kollegen. Nicht mehr und nicht weniger, nur-

Enji zuckt heftig zusammen, als zwei Hände nach seinen Wangen greifen und sein Gesicht zur Seite drehen. Die Bernsteine glühen regelrecht, bohren sich in seine geweiteten Augen, während sich sein Körper wie paralysiert anfühlt. Er kann nichts machen, die Hände nicht wegschlagen oder Hawks anschreien…er kann ihn nur anstarren.

Enji nimmt alles an Hawks wahr, die ausdrucksstarken Augen mit den schwarzen Markierungen, die buschigen Brauen und seine jugendlichen Züge…den zu drei schmalen Streifen gestutzten Kinnbart. Seine nassen, dennoch zausen, blonden Haare, wobei ihm eine Strähne in die Stirn fällt…seine kleine, gerade Nase…und die schmalen Lippen, die sich langsam zu einem Grinsen formen.
 

Enji weiß, er wird ihn diesmal küssen. Obwohl er es nicht will, kann er sich nicht bewegen, ihn bloß weiter ansehen. Vielleicht eine Art Schockstarre. Hawks kommt ihm näher, neigt leicht den Kopf, seine Augen gleiten langsam über sein Gesicht, der Daumen streicht über seine rechte Wange, streift seine Narbe…dort wo der Bart nicht mehr vollständig wächst.

„Mh…“, hört er ihn summen. „Weißt du, es gibt so viele Rottöne…ich mag rot. Ich meine, sieh dir meine Flügel an...“

Das Gezwitscher ergibt für ihn keinen Sinn und er weiß, er sollte das hier unterbinden…jetzt. Er kann immer noch nicht, fixiert Hawks, welcher die andere Hand in Richtung seines Nackens schiebt, die Haare dort berührt. Enji bekommt eine Gänsehaut. Am ganzen Körper.

„…aber deine Haare haben diesen kräftigen, dunklen Ton. Mh…karmesinrot könnte passen…ja, ich denke, das trifft es gut!“

Er raunt die Worte nur, neigt dabei leicht den Kopf…die Lippen geöffnet…und Enji verliert sich in diesem Moment. Da ist ein unkontrollierter Drang in seinem Inneren, der ihn dazu bringt, Hawks grob im Nacken zu packen und an sich zu reißen. All seine Bedenken zählen plötzlich nicht mehr, da ist nur noch das brennende Verlangen in ihm, dass ihn seine Lippen auf Hawks‘ pressen lässt. Er hört Hawks gegen seinen Mund keuchen, die Finger graben sich in seine Haut, seine Haare…er spürt den nassen, zierlichen Körper an seinem…

Wie lange ist es her, dass ihn jemand so geküsst hat, wie Hawks es gerade tut? Ihre Lippen bewegen sich heiß und stürmisch gegeneinander, es fegt seinen Kopf komplett leer. Sie zerwühlen sich gegenseitig die Haare, küssen sich so leidenschaftlich, dass sie kaum noch Luft bekommen…bis sich Hawks auf seinen Schoß schwingt, die Flügel gespreizt…Haut an Haut.

Enji reißt die Augen auf, als ihm klar wird, was hier gerade passiert. Es führt dazu, dass er Hawks aus einem Impuls heraus mit viel zu viel Kraft von sich stößt. Das Wasser schwappt über, als der Winged Hero kurzzeitig untergeht und wild mit den Flügeln um sich schlägt. Prustend kommt er wieder hoch, wischt sich seinen blonden Mobb aus dem Gesicht und funkelt Enji böse an.

„Was zur Hölle sollte das denn?!“

Enji ist sprachlos, während sein Herz regelrecht schmerzhaft schnell in seiner Brust schlägt…was ist da eben passiert? Wieso…? Seine Lippen fühlen sich wund an und auch Hawks Mund ist sichtlich geschwollen…Enji wird übel. Er hat die Kontrolle verloren, das wird ihm soeben bewusst. Ein Stein scheint sich in seinem Magen zu befinden…und Hawks erkennt langsam das Problem.

„Oh nein…“

Enji sagt nichts, er kann nichts von sich geben. Stattdessen springt er regelrecht aus dem Wasser und verlässt das Onsen, so schnell es ihm möglich ist.

„Hey, Number…warte doch mal! Lass mich nicht hier sitzen!“, hört er Hawks rufen und vernimmt das Plätschern.

Enji reagiert nicht, sondern setzt seinen Weg fort. Er packt seine Klamotten und zieht sie sich so hektisch über, als wäre eine Horde Nomu hinter ihm her – nein, sogar denen würde er sich gerade lieber stellen. Hinter sich hört er Hawks‘ Schritte…und beeilt sich noch mehr. Er will Hawks nicht mal mehr ansehen. Nie wieder. Dieser verdammte Vogel ist an allem Schuld…
 

„Bleib sofort stehen!“, hört er ihn keuchen, weiß, dass er in der Tür steht. „Was da eben passiert ist…es ist-“

„Das passiert nie wieder.“

„Jetzt hör m-“

„Halt den Mund.“

Seine Stimme klingt leise, aber scharf. Ein deutliches Zeichen, ihn nicht noch mehr zu reizen. Die Hitze in seinem Inneren ist kurz davor, auszubrechen…und er will Hawks nicht anzünden, weil er sein Temperament nicht unter Kontrolle hat. Er hat schon zu viele Menschen verletzt, weil er seine Emotionen nicht im Zaum halten kann.

„Es ist überhaupt nichts Schlimmes passiert“, vernimmt er Hawks‘ Versuch, ihn zu beschwichtigen. „Ich wollte das, okay? Es ist in Ordnung, dass-“

„EIN SCHEIß IST IN ORDNUNG!!“

Noch während er losbrüllt, fährt er herum und die Flammen schießen hervor, drohen, die Hütte in Brand zu setzen. Hawks weicht erschrocken zurück, hebt abwehrend die Hände. Dass er immer noch nackt ist, stört Enji offensichtlich mehr, als den Winged Hero. Was hat er getan?!

„GEH MIR AUS DEN AUGEN! VERSCHWINDE! RUF MICH NIE WIEDER AN, SCHREIB MIR NICHT MEHR…LASS MICH IN RUHE!!“

Hawks weicht einen Schritt zurück, doch sein Blick macht deutlich, wie wütend er ist. Sogar seine roten Federn scheinen zu zittern, aber dann atmet er scharf aus. Die sengende Hitze und sein Gebrüll ignorierend, schnappt er sich seine Kleidung und streift sie sich unverkennbar trotzig über. Enjis eigene Wut ist noch zu groß, als dass er etwas sagen könnte. Er weiß, dass Hawks ihn verführt hat…aber dass es funktioniert hat, ist allein seine Schuld.

„Ich gebe dir jetzt einfach mal Zeit, darüber nachzudenken“, brummt Hawks mit mühsam unterdrücktem Zorn. „Meine Nummer hast du ja, falls du dich für den überflüssigen Auftritt entschuldigen willst.“

Enjis Kiefer malt geräuschvoll, er ballt die Fäuste und hofft, dass Hawks ihn nicht weiter provoziert. Der Winged Hero wendet sich ab, hält in der Tür aber noch mal inne und dreht den Kopf zu ihm.

„…und vergiss dabei nicht, dass du mich geküsst hast.“

Dann ertönt Flügelschlagen und kurz darauf ist Hawks verschwunden. Enji starrt stumm auf die Stelle, an der er eben noch gestanden hat…ehe er in Richtung Wohnzimmer geht. Irgendwo dort muss er noch Alkohol aufbewahren. Den braucht er jetzt. Starken Alkohol, der ihn wenigstens für diese Nacht vergessen lässt, was er da eben getan hat.

Er ist das Letzte. In jeder Hinsicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Lichtregen
2020-11-14T07:10:25+00:00 14.11.2020 08:10
Ich liebe es! *__* Herzschmerz und heiße Küsse. Ich würde dir gerne noch so viel mehr schreiben, aber ich muss weiterlesen... ;)


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