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Hin und her gerissen

zwischen Liebe und Freundschaft
von
Koautoren:  Jevi  Meitantei

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, mir wurde ja gesagt, ich soll das Kapitel zum letzten Fanart hochladen xD da habt ihr es. Komplett anzeigen

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12. Januar - Auf der Flucht

 

Noch vor dem Zubettgehen, hatte auch die Amerikanerin eine Nachricht bekommen, die sie einfach zum Handeln animierte. Es gefiel ihr nicht, aber von diesem Kerl konnte man sowieso keine Vernunft erwarten. Sie baute da lieber auf Menschen, die sich weit besser im Griff hatten. Erst einmal musste sie die Person, die es auch betraf, davon in Kenntnis setzen, was sie bereits wusste. Nicht, dass sie stets alle Karten auf den Tisch legte, sie manipulierte, wo sie nur konnte. Auch die Menschen, die sie vielleicht sogar mochten. Wirklich jeder wurde von ihr behelligt, wenn sie es brauchte. Sich Männer Untertan zu machen, war ihr ein Leichtes. Jetzt noch mehr, als früher.

Deswegen war auch sie um Punkt acht Uhr im städtischen Klinikum, in welchem auch die Organisation einige ihrer Mitglieder eingeschleust hatte. Leute, mit guten Referenzen, manchmal sogar gefälscht. So konnten sie potenzielle Verletzte sofort behandeln – so wie es von IHM gewünscht war.

She was such a bitch and she knew it.

Ins Krankenhaus zu kommen war für alle gefährlich – am meisten für sie selbst. Wo andere Weißkittel herumspazierten, war auch Merlot nicht weit. Sie würde sich gewiss nicht freuen, Vermouth dort zu erspähen, daher hatte sie auf ihre Tricks zurückgegriffen, um nicht sofort entdeckt zu werden. So war sie im Schwestern-Dress unterwegs und ging unbehelligt die Gänge auf und ab, wie alle anderen Schwestern bei der Arbeit auch. Sie schaffte es sogar unerkannt fast direkt neben den Ärzten zu stehen, dabei sah sie einmal aufs Neue Dinge, die sie nur ungern zu Gesicht bekam.

„Oh, es freut mich ja so, dich hier zu wissen, lieber Kenichi.“ Da wurde einem speiübel, schon bei den Worten, noch widerlicher fand sie die Versuche den 21-jährigen bei jeder Gelegenheit anzutatschen. Armer Kerl, aber er hatte bisher immer gelächelt und sich nichts anmerken lassen, dass es ihm garantiert unangenehm war. Das sollte es, immerhin war sie 41, also 20 Jahre älter als der angehende Arzt. Man sollte ihr die Hände abhacken, dass sie einem Typen so auf die Pelle rückte, der genauso gut ihr Sohn sein könnte, was ihr gewiss besonders gut gefiel. Diese schmutzigen Hände, die über seine Brust geglitten waren, seinen Arm streichelten und zu guter Letzt wagte sie noch, ihm die Wange zu küssen. Für andere sah das wohl eher harmlos aus, sie mochte den jungen Mediziner eben. Sie sah so viel Potenzial in all ihren Taten, dass sie sie am liebsten weggeschickt hätte. ‚Widerwärtig, ich hätte doch zur Arztrolle greifen sollen. Oberarzt am besten. Die Gefahr, dass ich dann auffalle, wäre aber zu groß gewesen. Kann sie nicht in ihren OP verschwinden? Das ist ja schließlich ihr Lieblingsort.‘

„Wie geht das Ganze jetzt weiter? Ich meine, die Operation ist voll gelungen, jedenfalls funktionieren die lebenswichtigen Organe.“ Seine Stimme klang deutlich niedergeschlagen, da lächelte die Chirurgin aufmunternd.

„Wir werden sie noch einmal operieren, damit auch ihr Gesicht wieder so aussieht, wie zuvor. Die junge Frau hält viel von sich, sie würde sich auf der Stelle umbringen, wenn sie Narben davonträgt. Wenn du möchtest, kannst du mir assistieren. Da kannst du jede Menge lernen, vielleicht entscheidest du dich ja doch in eine chirurgische Richtung.“

„Weiß nicht, das letzte Mal hat mir eigentlich gereicht.“ Er war an seine Grenzen gekommen, obwohl er durchaus wusste, dass Merlot ihn für Operationen einspannen wollte. Solche, die beinhalteten, ungeborene Kinder zu sichern, wie sie das Prozedere nannte. Frauen, ihre Kinder aus dem Leib zu holen, die eigentlich todgeweiht waren, klang zwar nach einer guten Sache, aber was dann geschah… Selbst, wenn sie diese Kinder sowieso abtreiben wollten… Sie diese nicht wirklich abtrieben, sondern sie anders verwendeten, hatte etwas von Diebstahl. Beim letzten Mal, dass sie ein Baby aus einem Bauch geholt hatten, hatte er sich übergeben. Er war dafür nicht gemacht – Punkt. Das wusste er jetzt schon. Er hielt ja noch nicht einmal etwas von operativen Eingriffen zur Abtreibung. Das sagte er nicht jedem, aber er selbst wusste es, das war ja genug. Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, konnte man solche Dinge noch mit Medikamenten bewältigen. Diese setzten automatische, natürliche Abläufe in Gang, so konnte der Körper selbst arbeiten, es war keine rohe Gewalt im Spiel, so wie bei dem einen Mal, wo er dabei gewesen war.

„Überleg es dir. Es lohnt sich auf jeden Fall aufzuräumen. Das ist nichts Anderes, als das, was du manchmal tust.“

„Du tätest mir einen Gefallen, wenn du mir eine Psychologin zur Unterstützung schickst. Es ist kaum möglich ein Wort mit ihr zu wechseln. Das bringt keinen weiter. Tust du mir den Gefallen?“

Kenichis Art und Weise Frauen um Gefallen zu bitten, war auch widerwärtig. Vermouth musste diesem Kerl noch mal klarmachen, dass er bei Merlot besser ein bisschen distanzierter arbeiten sollte, als sie mit seinen wunderschönen Augen anzuklimpern, auf die die kranke Frau zweifelsohne abfuhr. Er hatte bestimmte Weisen, eine Frau zu allem zu bringen. Auch zu Dingen, die sie erst nicht wollte, danach aber doch. Merlot machte das am Ende noch riesigen Spaß, ihn dazu zu bringen, sie zu brauchen.

„Oh, ich glaube, das ist mir ein Leichtes. Natürlich. Du machst einen verdammt guten Job!“ kam von ihr und sie strich noch einmal mehrmals über seinen Arm und nahm sogar kurz seine Hand. Fast wurde es ihr zu bunt, vor allem die Tonlage der Ärztin, mit der sie sagen wollte, mit gewissen Gegenleistungen konnte er alles von ihr bekommen. Sie wartete einen Augenblick, bis die Rotbraunhaarige von Dannen gegangen war und er noch total erleichtert seufzte, dass er sie wieder los war.

Jami, we need to talk. Instantly.” Kurz und knapp in Englisch. Ihr Aussehen sprach Japanisch, da wusste er sofort Bescheid.

„Du sollst doch nicht herkommen“, flüsterte er, sah sich mehrmals um und blieb bei der Tür zu einem der Ärztezimmer hängen. „Komm, da rein!“ Beide verschwanden in dem Personalraum, in dem sich die Meisten umzogen. Gerade gab es keinen Dienstwechsel, also würde auch keiner reinkommen. Alle waren bereits plangerecht zum Frühdienst erschienen, der nächste Wechsel würde noch eine ganze Weile dauern, da war nie viel los. Dennoch, sollte überraschend jemand reinschneien, würde das komisch wirken. Angehender Arzt mit Schwester allein in der Umkleide. Ja, er wusste, was die denken würden, aber auch dafür gab es Lösungen.

„Was ist so dringend?“ fragte er hektisch, nur zu gern, wollte er das schnell hinter sich bringen. Es war einfach gefährlich.

„Cognac ist zu neugierig“, sagte sie.

Belustigtes Männerlachen. „Oh ja, das kann man so sagen. Wissbegierig wie ein Kind.“

„Er ist nicht so erwachsen, wie du.“

„Das sind die Wenigsten.“

Traurige Umstände hatten dazu geführt, dass er mit 21 schon so reif war. Man hatte seine Kindheit gestoppt und ihn quasi dazu gezwungen, sämtliche Torheit, seine ganze Bockigkeit, jeglichen Spaß – ja alles, was Kinder so gernhatten, abzulegen. Man unterband es, Platz war nur für Gehorsamkeit. Ähnlich erwachsen waren nur diejenigen, die es früh mit der Organisation zu tun gehabt hatten. Kinder in der Organisation, man raubte ihnen einfach alles, was Spaß machte. Die wuchsen nicht gesund auf und irgendwann würden sie sich dafür rächen. Dafür, dass ihnen die Kindheit gestohlen wurde. Aber ihr hörte ja niemand zu – also würde sie alles einfach geschehen lassen.

„Er ist jung, seinem Alter entsprechend-“ Nicht einmal gelogen. „Der Kerl hat keine Ahnung, wo er sich befindet und was Wissen mit einem machen kann. Ich wollte dich eigentlich nur darum bitten, dass du ihm bitte NIEMALS deine Geschichte erzählst.“

Das konnte einen schon belustigen. Vermouth hatte nie Angst, dass man Geschichten von ihr erzählte, davon profitierte sie noch. Dann fürchtete man sie nämlich.

„Wenn ich dich nicht kennen würde, würde ich sagen, du hast Interesse an ihm. Dass du Angst hast, er erfährt, was du nicht schon alles getan hast. Aber das würde eben nicht zu dir passen. Also was genau befürchtest du, was passiert, wenn er meine Geschichte kennt?“ Jami hatte die Hände in den Arztkittel gesteckt und die Augen geschlossen. Er wüsste nicht, was an seiner Geschichte so schlimm klingen sollte, dass irgendwer dann vor ihr wegrannte. So ein Typ doch nicht. Den Interessierten solche Geschichten überhaupt nicht, höchstens wie er bei einer Frau landen konnte.

„Er ist sensibler, als du denkst. Das könnte einiges anrichten. Vielleicht verkraftet er es nicht.“

„Das wäre in der Tat nicht gut, wenn er so sensibel ist, passt er auch gar nicht hierher.

Man hörte die blonde Frau seufzen. Es war nicht so, dass er allein mit dieser Meinung war. „Es geht dabei nicht um mich, Jami, sondern eher darum, was Chardonnay getan hat… was er vorhatte. Am besten erfährt er nichts davon, das bekommt ihm eben nicht.“

„Er soll nicht so werden, wie ich. Ein Chardonnay verachtender Kerl, der nach neuen Möglichkeiten sucht, ihm ans Bein zu pissen…“ Es war eine Mutmaßung.

„Cognac verachtet solche Menschen bereits, man würde das nur verschlimmern. Du hast genug Verbündete, halt ihn da bitte raus.“

„So, er verachtet so etwas. Dann sind wir eh Verbündete, ohne dass er mich unterstützt. Davon gibt’s mehr als genug, ich brauche ihn nicht.“

„Da bin ich froh. Es wäre fatal, würde er gleich nach seinem Eintritt bei uns völlig aus der Haut fahren und jemand Wichtigen erschießen.“ Die Worte hatte sie in sein Ohr geflüstert. Jami war lange dabei, hatte sich genügend beliebt gemacht, um sich Derartiges mal herauszunehmen, so wie einige seiner Mitgefährten auch. Cognac war neu, da hatte man nicht über die Strenge zu schlagen.

„Keine Sorge, ich werde ihm nicht meine Geschichte aufhalsen. Red sowieso nicht gern darüber…“ Wenn er sie erzählte, gab er ein Stück weit Schwäche zu.

Ein dummes Balg, was sich gern überschätzte, bockig und zornig war. Das man so sehr erziehen musste, dass Menschen sterben mussten. Ein bisschen weniger Widerwehr und vieles wäre nicht passiert. Manchmal wünschte er sich auch einfach ein bisschen mehr Glück. Es gab Andere, denen war vieles erspart geblieben. Wenn er davon sprach, gab er Schwäche zu, das tat er nicht gern. Er wollte gern weiter ernst genommen werden und nicht als Schwächling dastehen.

„Na, da kann ich ja beruhigt sein.“

Sie hatte gut reden, denn ein guter Freund würde ihm sicher guttun. Aber Freundschaften innerhalb der Organisation waren gefährlich. Dann hatte man plötzlich soziale Bindungen und auf die wollte man nicht verzichten. Davon profitierte nur die Organisation, nie man selbst. Das war etwas, was man ihm früh beigebracht hatte. Am besten man vertraute niemandem und ließ keinen an sich heran, sonst würde man seine Freunde am Ende noch töten müssen. Wenn man jemanden gut leiden konnte, dann half es auch nicht, betrogen und verraten zu werden. Das endete nur in Trauer und Zorn.

Im Grunde war das traurig, er hatte schon mal versucht sich mit einem Kerl – in ähnlicher Situation – anzufreunden, der hatte darauf aber keine Lust.  Man hatte ihm auch erklärt, dass es so besser war. Sie waren beide Söhne von Kriminalisten – die durften nicht auffallen. Wenn ausgerechnet sie befreundet wären, könnte man Verdacht schöpfen. Dieser Kerl litt weit weniger unter seiner Einsamkeit, als er. Das war schon bewundernswert, Jami machte es nur sauer, wenn andere stärker waren.

Job done – sie hatte ihn allein in der Kabine zurückgelassen. Auch sie ließ nichts an sich heran, sonst hätte sie bestimmt ein bisschen mehr mit ihm geredet. Vielleicht mal gefragt, wie es ihm ging. Ziemlich bescheiden, um genau zu sein. Er hätte gerne jemanden gehabt, der ihn jetzt unterstützte. Er würde sich jemand Anderen suchen – er konnte nicht in dieser Wohnung bleiben… Ein neuer Ort, neue Sicherheit. Kein Mensch konnte sagen, was sie jetzt tun würde. Ob er nicht noch etwas aus ihr herauspressen konnte, um ihm auf den Sack zu gehen. Er wollte diesen Typen nicht in seinem Umfeld haben. Das war mit mehr Ärger verbunden, als ihm lieb war. ‚Hiroya und mich voneinander fernzuhalten ist kein leichtes Unterfangen. Der Kerl ist einfach zu anhänglich.‘ An ihm lag das nicht.

Jami erschrak sich richtig, als die Tür aufging. „Ist noch was?“ fragte er sie, da sah sie ihn ernst an.

„Halt ihn von unserem Problem fern, das wäre genauso schlimm, wie deine Geschichte.“

Daraufhin schloss sie die Tür wieder und er seufzte. „Immer bleibt der unangenehme Mist an mir allein hängen. Wunderbar.“ Aber er hatte sich ja freiwillig gemeldet – in jeder Hinsicht. Er wollte Medizin studieren, um zu helfen, weil ihm das mehr Spaß machte, als Leute zu töten. Da musste er dann wohl durch. Dass die Organisation sein Einfühlungsvermögen noch dazu missbrauchen konnte, dass er das Wissen über die Opfer beschaffte, kotzte ihn aber schon ungemein an. Ihr Vertrauen gewinnen, damit sie redeten. Das machte ja keiner gern. Es gab ein Stück weit Macht, wenn man Dinge über Andere wusste. Zeug zum gebrauchen. Zum Glück hatte die Organisation noch keine Droge erfunden, die Gedanken steuern, manipulieren oder herausfinden konnte. Er wäre so was von tot. Und bevor sie ihn kriegen konnte, würde er sich lieber selbst die Kugel geben. Denn Bestrafungen in der Organisation waren manchmal langwierig und bei weitem grausamer als ein schneller Tod.

Vermouth war auch paranoid. Immer hatte sie Bedenken, ob jemand reden könnte. Er hätte Cognac nie zu dem Opfer gelassen. Das war nicht für jedermann was. Misshandelte Frauen, tief in einem Abgrund, das verkraftete man nicht auf Anhieb. Oder eben nie.

 

Es gab Leute, die waren mit allen Wassern gewaschen, die würden es immer wieder probieren. Auch mit perfiden Mitteln. Vielleicht würden die ihm nichts sagen, weil er neu war. Womöglich würden sie ihm so viele Steine vor die Füße werfen, wie sie konnten. Doch das konnte ihn nicht stoppen, wenn er etwas in seinem Dickschädel hatte. Was Chris konnte, konnte er schon lange. Wahrscheinlich wäre sie mehr erschüttert, als beeindruckt von seinem vorwitzigen Tun. Er fand sich jedenfalls atemberaubend. Auch, wenn ihm die Aufmachung an sich nicht so besonders gefiel.

Der Auftrag lautete, jeden von ihrem Zimmer fernzuhalten, der da nichts verloren hatte. Da es sich um ein normales Krankenhaus handelte – lediglich mit jeder Menge Leute, die nebenbei für die Organisation arbeiteten, ging auch das schlichte Personal auf und ab. Zwei Minuten reichten, um zumindest zum Zimmer zu gelangen, ohne bemerkt zu werden. Den größten Kick gab es ihm, wie er es schaffte, sogar an den Organisationsmitgliedern – vor allem ihm – vorbei zu kommen. Nichts davon war aufgefallen. Es gab immer Schlupflöcher und er hatte ja einige Idole, denen er nacheifern wollte.

Er feierte schon seine eigene Genialität, noch bevor er es wirklich geschafft hatte, das Zimmer abzuhorchen. Es hätte auch gewiss schlimmer kommen können, als dass man ihn erwischte und ihm das nicht mal sagte. Kurzerhand war er an den Jungen herangeschlichen und hatte ihn eiskalt niedergeschlagen.

„Wer nicht hören will, muss ja fühlen.“ Dass diese Jugend immer so viel Ärger machen musste. Vermouth wäre sicher begeistert, dass jemand auf ihre Trickkiste zurückgriff. So viel Raffinesse hatte sie dem Typen wohl nicht zugetraut, er schon. Opa hatte mächtig Eindruck auf den Kleinen gemacht, deswegen bediente er sich allerhand Tricks, auch sich zu verkleiden. Stümperhafte Verkleidung würde er sagen, das konnte ja Baileys besser. Noch dümmer, dass keiner es gemerkt hatte – nicht mal Jami - dem würde er was erzählen… Oder auch nicht. Er konnte gemeiner sein. Denn es gab Leute, die ihn unter Kontrolle kriegen würden. Es wurde mal langsam Zeit für ein ernsthaftes Gespräch mit seinen Eltern, die natürlich nicht blicken lassen würden, wer ihnen gesagt hatte, was der Junge da trieb. Er würde auch noch Sharon darüber informieren, dass er ein ganz schlimmer Finger war und sie sich noch ein bisschen mehr vorsehen musste. Am Ende war ihr das peinlich, dass die kleine Kröte sich überall durchmogelte, danach würde sie wohl wütend sein. Weil er ungezogen war und nicht auf sie hörte… Da gab es Andere, die waren besser erzogen.

 

Am späten Nachmittag wurde die Tür geöffnet und Orangensaft auf einem Tablett serviert. Eine freudestrahlende Mutter sah ihn an, er erhob sich total erschrocken und sah sie wie ein Weltwunder an. „Warum liege ich im Bett, Mama?“ fragte er entrüstet, schaute an sich runter und schüttelte verwirrt den Kopf. Bis eben hatte er noch Krankenhauskluft getragen, um sich bei Saki Niiza reinzuschleichen, jetzt lag er im Bett, als wäre er krank oder so was.

„Du bist ohnmächtig geworden, aufmerksames Krankenhauspersonal hat dich dann versorgt und deine Identität festgestellt. Dann haben sie angerufen, damit ich dich abhole. Du hast so tief und fest geschlafen, dass ich dich im Krankenhaus lassen wollte.“

„Wie?“ Er verstand gar nichts mehr. Irgendwo gelauscht hatte er und jetzt war er hier.

‚Hoffentlich hat er keine Kopfschmerzen, immerhin wurde er k.o. geschlagen.‘

Radikal, aber es war zu seinem Besten. Sie hatte die Information, dass sie ihn nicht wieder abhauen lassen sollte, immerhin schnüffelte er in Sachen, die ihn in seinem Alter nicht zu interessieren hatten.

Ikūshirō wollte unter keinen Umständen, dass Sêiichî noch mehr dort rumschnüffelte. Entweder begegnete er dort seiner Erzeugerin oder er fand irgendetwas anderes Fatales heraus. Am besten sollte man Ashida den Mund zukleben, nicht, dass er doch noch irgendwie quatschte.

Es fehlte ihnen noch, dass er rausbekam, wo Yuichi war, dann wurden sie Sêiichî überhaupt nicht mehr los, weil er ihn dann unterstützen wollte, egal wie alt er war. Da mussten sie ihn jetzt stoppen, egal, wie sehr er bocken würde.

„Trink den Orangensaft, ja? Du brauchst Vitamine, wo du ja immer so wenig isst.“

Übertriebene Fürsorge – so was nervte ungeheuerlich, aber es war seine Mutter, also strahlte er sie genauso an, wie sie ihn.

„Okay.“

„Du hast auch ein bisschen Fieber, besser ist, wenn du die Tage ein bisschen zuhause bleibst.“ Ihm war in der Tat ein bisschen warm, also griff er sich an den Kopf, der ihm auch ein wenig schmerzte. „Ich hab totale Kopfschmerzen, fast schon Brummschädel.“ Er ließ sich zurück ins Bett fallen und keuchte dann. „Aua…“ Er rieb sich den Hinterkopf. Bestimmt hatte er ein bisschen doll zugeschlagen. Immer gleich so radikal… Aber lieber eine dicke Beule als eine Kugel im Kopf…

 

Unterdessen sah der 18-jährige Toshizo seinen um ein Jahr jüngeren Freund mit suppentellergroßen Augen an.

„Kannst du mal aufhören so zu gaffen, das nervt!“ ranzte er ihn an, dabei konnte der Schüler nichts dafür, dass es ihn schockierte und ein Rätsel war, er starrte wie gebannt auf dem eingegipsten Arm.

„Was in aller Welt… Wie ist das denn passiert?“

„Ich war ungeschickt…“ Takahashi drehte sich weg, um zu verbergen, was für eine Wut im Bauch er hatte.

„Du warst bitte was? Das warst du doch noch nie…“ Normalerweise waren es vorwiegend Frauen, die Ausreden erfanden, wenn man ihnen etwas getan hatte. Und, weil Toshizo ihn kannte, wusste er auch instinktiv, dass er sich den gebrochenen Arm anders zugezogen hatte. Allerdings waren sie nicht allein, also gab er vor, ihm zu glauben.

„Also mit Gips am Arm kann ich ihn nicht brauchen“, sagte der Andere; da zuckte der 18-jährige, denn aus irgendeinem Grund glaubte er, dass er jetzt als fünftes Rad am Wagen doch mal randurfte.

‚Gerade wüsste ich lieber, wer meinem besten Freund den Arm gebrochen hat… Den zermalme ich…

Beim genauen Hinsehen, war klar, dass er mit jemandem aneinandergeraten sein musste, denn sein Gesicht schimmerte leicht grün. Sie waren Raufbolde, da bekam man manchmal was ab. Takahashi hatte richtig Prügel bezogen – aber man musste ihm noch lang nicht den Arm brechen. Er würde später noch einmal nachhaken, wer ihm so etwas angetan hatte.

 

Man hatte nichts als Ärger mit unfähigen Müttern. Kein Wunder, dass alle in ihr die perfekte Mutter sahen, im Gegenzug zu all den anderen Frauen, die ihre Kinder nicht verdienten. Damals hätte sie selbst zu große Angst gehabt, genauso ein Fehlschlag zu sein, wie diejenigen, die sie kannte. Anscheinend merkten sie selbst nicht einmal, wie unfähig sie waren. Sollte man seine Kinder nicht bedingungslos lieben?

Was sollte man aber auch von denen erwarten? Sie betrogen ihre Männer – aber nicht nur solche kannte sie – ihr Vater war genauso gewesen. Dass seine ehemalige Geliebte – Samantha Lohan - überhaupt noch wagte, ihr unter die Augen zu treten, war ungeheuerlich. Wenn Samantha gewusst hätte, wer Chris Vineyard noch war, hätte sie diese Dreistigkeit bestimmt nicht besessen. Serena war ihr dankbar für alle Hilfe, deswegen hütete sie Sharons Geheimnis, wie sonst nichts.

Diese unfähige Mutter, mit ihren widerwärtigen Affären – daran würde man sich immer erinnern, immerhin war Serena ein uneheliches Kind, entstanden durch eine Liebschaft zwischen Richard und Samantha.

Wie stolz sie ihr vor kurzem erzählt hatt, dass sie mit Tak nun gebrochen hatte, weil er ihre Nichte dem Teufel ausgesetzt hatte. Samantha selbst war ja fehlerlos, da kam es Sharon beinahe hoch. Sam schlief mit verheirateten Männern, machte treue Ehefrauen, wie ihre Mutter und ihre Tante Jo unglücklich, verließ ihren Mann aber deswegen, weil er seine Verbindungen zur MAFIA nutzte. Ein übler Scherz. Und wie pflegte Serenas Mom immer zu sagen? Sie war keine Frau, die Männer benötigte, die Männer brauchten höchstens sie. Oh, diese arme Irre. Damit lag sie ihrer armen Tochter schon seit dem Kindergarten im Ohr: Don’t be a woman that needs a manBe a woman a man needs! Kein Wunder, dass ihre Tochter so verstört war und sich selbst einreden musste, keine Männer zu brauchen. Auf der einen Seite war Sam wütend auf Tak, kam aber zu Chris, weil sie ja so eine starke Persönlichkeit war, sie sollte sich gefälligst darum kümmern, dass ihre arme Nichte nicht unter die Räder kam. So etwas musste sie sich bieten lassen, von einer hochmütigen Primadonna, die glaubte, nur weil sie berühmt war, müssten alle nach ihrer Pfeife tanzen. Solche Menschen zeigten ihr immer, wie sie niemals werden wollte, egal wie viele Oscars sie vielleicht gewinnen würde – Stars waren wirklich schreckliche Vorbilder.

Sie käme nie auf die Idee, zu sagen, sie bräuchte keine Männer. Obwohl sie doch ganz gern die unabhängige Frau spielte, die besser war, als alle Männer zusammen.

Männer konnten sehr nützlich sein, außerdem würde die Menschheit wohl aussterben ohne sie – das vergaß die gute Sam immer ganz gern.

Nicht, weil sie diese Person irgendwie mochte, wollte sie sich um alles kümmern, sondern weil sie eben zur Familie gehörten. Sie selbst war zwar nicht mit der 20-jährigen verwandt, aber ihre Halbschwester war es. Das genügte. Sie war weniger vorlaut, als Serena. Die war auch hilfsbedürftig, doch man sah es ihr nicht im ersten Moment an. All diejenigen, die ihre Geschichte nicht kannten, hätten sie nie für eine schüchterne oder gar ängstliche Person gehalten. Allein ihre Art zu reden, war eine völlig andere. Vanessa sprach immer sehr leise, Serena hingegen liebte es, die Stimme zu erheben und doch ein wenig überheblich zu klingen. Das gefiel Sharon nicht, ihr ganzes Selbstbewusstsein baute auf dem Verhältnis zu ihrer Halbschwester auf. Diese war in der Organisation allseits gefürchtet, ein Wort von Seyval und Vermouth würde gnadenlos über einen herfallen. Das wussten die Meisten, deswegen ließen sie ihr das großmütige Getue durchgehen, warteten aber auch nur auf eine Gelegenheit, sie fertig zu machen. Vanessa hatte keinem was getan, außer ein bisschen schüchtern zu wirken. Gerade die Männer sahen in ihr das potenzielle Opfer, während Serena ihr eigenes Schauspiel aufrechterhalten konnte.

Ihre Mutter, dieses Biest, war in Sharons Augen keinen Deut besser, als Sêiichîs. Das durfte auch keinen wundern, immerhin waren Samantha und Yohko eine beachtliche Zeit eng befreundet gewesen. Auch das war nicht normal, schließlich hatte sich Samantha unter die Familie gemischt; den Vater zum Seitensprung verführt; also fast komplett die Familie zerstört. Sie selbst würde dieser Frau nie vergeben, auch wenn ihr Vater ein Schwein gewesen war. Man sagte, dazu gehörten immer zwei. Wie konnte man nur die Konkubine des Vaters auch noch mögen? Diese Frage war so leicht zu beantworten, man fühlte sich von der Mutter nicht genügend geliebt. Yohko und sie selbst waren immer Rivalen gewesen, dabei hatte Sharon bestimmt niemanden darum gebeten, sie wie ein weiteres Kind zu sehen. Yohko würde sie auf Lebzeit alle dafür hassen. Da klammerte man sich eben lieber an die Geliebte.  

 

~Kann ich dich um einen Gefallen bitten? Könntest du es vielleicht einrichten, mir dabei behilflich zu sein, meine Sachen zu packen? Ich will so schnell, wie irgend möglich, raus aus diesem Loch. Ich will nicht von diesen Personen gefunden werden.~

Der Hellbraunhaarige hatte gerade eine Nachricht von seinem Senpai erhalten. Da konnte er kaum an sich halten und strahlte, obgleich die Nachricht bei weitem nicht so positiv klang, als dass man sich darüber freuen sollte. Sein Patenonkel beobachtete ihn, wie sein Gesicht aufblühte und er wild auf dem Handy tippte. Eine erfreuliche Nachricht von einem Mädchen wahrscheinlich. So, wie er aussah, war er Feuer und Flamme für diese Person.

„Wenn du mit der Schreiberei fertig bist, würde ich mir wünschen, dass du bei deiner Aufgabe den gleichen Elan an den Tag legst, wie beim simsen.“ Obwohl es streng klang, war ein Hauch Belustigung in seiner Stimme verborgen, da drehte sich der Junge um.

„Kann ich heute etwas früher gehen? Ich habe noch was vor!“

„Wenn du es schaffst, dein Handy für eine Stunde zufrieden zu lassen, vielleicht.“ Es wunderte ihn eigentlich nicht, dass der Junge sich mehr für sein Handy interessierte, als für eine Zielscheibe. Das war auch gut so, es sollte nicht genauso ein schießwütiger Wahnsinniger aus ihm werden, wie andere, die für die Organisation ausgebildet wurden. Für ein Organisationsmitglied war er sogar recht locker. Andere hätten den Jungen wahrscheinlich verprügelt, wenn er nicht gehorchte. Er war gerade einmal 16 geworden und vollzog im Moment die letzte Ausbildung zum Allrounder. Zweifellos ein vielversprechender Zuwachs für ihre Gemeinschaft. Einerseits war das positiv, denn dann würde man ihn als brauchbar ansehen und ihm nichts Böses antun wollen. Andererseits wurden diese Menschen dann auch benutzt. An einem Ort, wo Menschen wie Taschentücher gehandhabt wurden, wenn sie nicht genug Potenzial aufwiesen; dann fanden sich Bessere. Sie befanden sich auf dem Schießplatz und erprobten allerhand Waffen. Nicht, weil es allen so großen Spaß machte, Kinder zum Killer zu erziehen, sondern weil es so gewünscht war. Sie rekrutierten und investierten in allerlei. Der Junge war bei weitem pflegeleichter als die Person, die ihm geschrieben hatte. Da wusste Plavac noch nicht, wer es gewesen war.

Aus der Ferne konnte man eine Frau mit Sonnenbrille entdecken, nur bei genauem Hinschauen, würde man sie identifizieren. Jedenfalls hatte der Junge sie nicht entdeckt, da er ihr den Rücken zugewendet hatte. Dann wäre er sicher total nervös geworden und hätte das komplette Magazin verschossen.  Bisher waren es Platzpatronen und sie alle hofften, dass er nie mit scharfer Munition arbeiten musste. Er versuchte sie immer zu beeindrucken, das war sofort aufgefallen, er klammerte sich unheimlich an diese Frau, ebenso wie an ihn; seinen Lehrer. Sein Vater war ein Taugenichts, die Mutter unauffindbar, da hatte die Organisation sich um ihn gekümmert – wie die Samariter. Aber er war am Ende doch nur eines: Ein Werkzeug zum Benutzen. Wie sie alle.

Er beobachtete, wie präzise der 16-jährige bereits auf die Scheibe schießen konnte und dabei nicht einen Schuss danebensetzte.

„So, Feierabend“, verkündete der 39-jährige. Keji Minamoto atmete erleichtert aus, er machte sich nichts aus Pistolen. Ehrfurcht hatte er vor den Dingern, denn er hatte gesehen, was sie anrichten konnten.

„Wer hat dir da eigentlich vorhin geschrieben? Verrätst du es mir?“

Die anwesende Blondine lief auf seinen Rucksack zu, nahm sich das Handy und schaute rauf.

„Schauen wir doch mal“, sagte sie grinsend, geradezu stichelnd, da kam der Junge angelaufen.

„Ich bin doch kein Kind mehr.“

Das sah sie anders, deswegen wurde sein Telefon kontrolliert. „Jami will also wieder einmal abhauen – immer das gleiche Spiel. Warum geht er ausgerechnet zu dir damit, mhm? Habt ihr Freundschaft geschlossen?“

Obwohl sie sich wie eine Erziehungsberechtigte benahm, wehrte sich Keji nicht gegen diesen Einfluss, Plavac fragte sich ja wirklich, wann er sie als Mutter bezeichnen würde, es war verblüffend, dass er seine Gefühle nie so genau zeigte.  Bei Gelegenheit musste er den Jungen unbedingt fragen, was ihn davon abhielt, wenn er doch wollte. Hatte er Angst davor abgelehnt zu werden oder steckte gar etwas anderes dahinter?

„Und, wie macht er sich?“ fragte sie die andere anwesende Person, diese zuckte mit den Schultern. „Man kann ihm kaum noch etwas beibringen, außer den Ernstfall. Plastikpatronen und scharfe Munition sind zwei paar Dinge. Wer weiß, wie das unter Stresssituation abläuft? Vielleicht schießt er dann alle daneben. Wer weiß?“

Sie sah mit einem Lächeln zu dem Jungen. „Denk immer daran, du musst gar nichts. Wenn du Unbehagen verspürst, musst du uns das wissen lassen. Wir verhindern dann schon, dass du scharfe Munition verwenden musst. Die Organisation wird vorerst zufrieden damit sein, wenn sie erfährt, dass du einsatzfähig bist.“

„Ihr bringt mir Sachen bei, die ihr von mir fernhalten wollt? Was ist das für eine Logik? Ich habe keine Angst vor Waffen, ich hoffe nur, dass mir erspart bleibt, auf einen Freund zu schießen.“

„Dein Aufgabenbereich wird ein anderer sein. Rattenfänger haben wir schließlich genug!“ Sie schien darüber verstimmt zu sein, dass überhaupt jemand auf die Idee kommen könnte, ihn auf einen Freund anzusetzen. Das würde keiner hier zulassen.

„Du solltest deinen Freund, bevor du ihm so freudig zusagst, erstmal fragen, warum er aus DEM LOCH raus will.“ Sie war lieber vorsichtig als nachsichtig und kontrollierte alles.

„Ist das denn wichtig? Außerdem steht der Grund in der Nachricht ja schon drin, Sharon!“

„Er hat dir also erzählt, wer die sind?“

„Ich weiß ‘ne Menge!“ haute er großspurig raus und sie grinste.

„Dann hau mal raus, was du so weißt“, wollte sie wissen.  Dieses Kind .

Erschrocken sah er sie an. Er bereute doch ein wenig so angeberisch getan zu haben. „Man darf doch Geheimnisse, die Freunde einem anvertrauen, nicht einfach so weitergeben…“

Geheimnisse hüten zu können, war eine gute Eigenschaft, daher legte sie die Hand auf seinen Kopf und lächelte stolz. „Das ist sehr anständig von dir, aber manchmal hilft es auch, wenn man redet, damit einem geholfen werden kann. Dein Freund hat viele Probleme und es wäre nicht sehr klug sie ausgerechnet dir anzuvertrauen, lieber jemand Erfahrenem, der ihm auch helfen kann.“ Davon ließ er sich überzeugen, Vermouth schadete in erster Linie nur Personen, die Derartiges verdienten. Einige würden ihn naiv nennen, dass er das glaubte, aber er war davon überzeugt.

„Wenn nur andere erkennen würden, dass er Hilfe braucht… Dieser Kerl trampelt doch bei jeder Gelegenheit auf ihm rum. Und dessen Schwester, in die er verliebt war, hat nicht einmal so viel Charakter, dass sie ihn verteidigen würde, obwohl sie ihn mochte. Vielleicht mag sie ihn immer noch, will aber ihren Bruder nicht verärgern. Er wünscht sich einfach, dass sie ihn zufriedenlassen und er auf keinen von ihnen schießen muss. Aber sie kleben an ihm, also muss er das manchmal. Ich könnte das nicht.“

Chris seufzte, sah aber kurz zu ihrem Partner. Manchmal musste man auf Menschen schießen, die man mochte, das wussten sie beide sehr genau. So etwas nicht zu können, war aber keine Schande. Sie überließ ihm das Feld.

„Manchmal muss man ausgerechnet auf diejenigen schießen, die man liebt, um sie zu beschützen, Keji. Das klingt vielleicht hart, aber manchmal ist es auch klug, gar nicht zu zeigen, dass man jemanden mag. Sie zu mögen“, er sah leicht zu Chris, „kommt auch nicht immer gut an, deswegen geben einige vor, ihr zu misstrauen, oder sie nicht ausstehen zu können. Andere wiederum sehen sie als potenzielle Quelle direkt zum Boss. Das sind meistens Heuchler.“

Keji sah runter, all das bedrückte ihn immer. „Er fürchtet sich davor, dass er auch mal auf sie schießen wird.“

„Wenn er muss, wird er es tun. Hoffentlich ist sie dann ein bisschen dankbarer, als ihr Bruder.“ Plavac schloss die Augen. Keji musste ihm nicht erzählen, dass jeder Schuss auf diesen Kerl seinen Zweck erfüllte. Sie sollten ihm Angst einjagen, damit er ihnen nicht zu nahekam. Da der Typ total verbohrt, selbstherrlich und überzeugt war, alles schaffen zu können, klappte das natürlich nicht ganz so gut, wie Jami sich das vorstellte. Tokorozawa war grundsätzlich arrogant, genauso wie sein Vater. Da konnte er doch nicht vor einem Jüngeren kuschen. Selbst dann nicht, wenn es ihn das Leben kosten sollte. Der Kerl merkte ja nicht einmal, dass er ihm unterlegen war. Wenn Jami wollte, brachte er ihn um – sie waren eine große Gemeinschaft, das war viel schlimmer. Jami würde jede Menge Hilfe finden, wenn er sie wollte. Ein Wort zum Boss, dass sein Freund ihm Ärger machte und man stellte eine Truppe zusammen, die diesen hochmütigen Kerl abschlachtete. Er sah zu Chris, diese wirkte zornig – wegen ein paar Kinder, die sich in einem Kleinkrieg befanden.

„Man sollte dem Jungen mal klarmachen, dass er falschliegt, wenn er glaubt, er sei uns gewachsen. Ein Krankenhausaufenthalt würde ihm guttun.“

Es klang nicht direkt durch, aber Keji verstand, was sein Patenonkel damit meinte. „Ich fürchte, keiner außer ihm, darf ihm was antun…“

„Dann ist er aber selbst schuld. Vielleicht sollte er dann selbst mal wagen, ein bisschen mehr sprechen zu lassen, als seinen Mund. Vielleicht versteht sein Freund dann endlich, was passiert, wenn er sich weiter so maßlos überschätzt. Das kommt davon, wenn Kinder dumm sind und zudem noch alles glauben, was die Eltern ihnen so sagen. Weil Erwachsene ja immer Recht haben.“

„Ist das nicht gut, wenn man den Eltern glaubt?“ fragte der Junge, woraufhin Chris lachte.

„Nur, wenn die Eltern ihre Macht nicht für das Falsche einsetzen. Ich halte nichts davon, Kinder zu irgendwas zu zwingen. Tokorozawa zwingt allen seinen Willen auf, deswegen kann Yuriko Tokorozawa auch nicht dazu stehen, was sie vielleicht für irgendwen empfindet, weil Papa ihr das nicht erlaubt.“ Ihre Worte klangen zynisch, aber sie hatte trotzdem irgendwie Sympathie für die junge Frau. Sie hoffte, dass sie eines Tages schaffen würde, sich gegen ihren herrischen Vater zu wehren, so wie sie selbst es früher getan hatte. Das Dumme an solchen Männern war, dass man nicht gegen sie ankam, jedenfalls nicht, wenn sie zu jedem Mittel griffen. Das ging nicht, wenn man weiter Daddys Good Girl bleiben wollte. „Vielleicht sollte man mal mit Tokorozawas Schwester reden, vielleicht hört sie eher zu…“

„Da habe ich ja was angerichtet“, seufzte Keji, sie lachte daraufhin.

„Nur, wenn ich ihr begegne, weil sie sich der Organisation nicht fernhält, so wie ihr seltendämlicher Bruder. Wahrscheinlich ist es auch nicht möglich, sie allein anzutreffen, weil er wie ein Schatten an ihrer Seite ist.“

„Na, wenigstens eine gute Eigenschaft“, sagte Plavac und zuckte anschließend mit den Schultern. Es gab schlimmere Typen als ihn.

 

Es war einfach immer spannend, diesen Kindern dabei zuzusehen, wie sie sich verhielten. Nicht bloß, weil sie Kinder mochte, sondern weil sie immer wieder überraschende Dinge taten. So wunderte sie am Ende eigentlich gar nicht mehr, dass ihr Junge tatsächlich einen Wohnungsschlüssel hatte. Zwar war der sicherlich nicht zum Teilen vorhanden, aber Keji vertraute ihnen eben, deswegen hatte er sie mitgenommen – unter der Bedingung, dass sie ihm auch halfen, ohne bei seinem Freund allzu sehr zu schnüffeln. Er wusste, dass das nicht gut ankommen würde und Chris hatte freudestrahlend verkündet, dass man einem Trugschluss erlag, zu glauben, sie würde die Gutmütigkeit eines Kindes ausnutzen. Darüber konnte man die Augen rollen, oder lachen; der Zweck heiligte ja die Mittel. Hätte man irgendetwas befürchten müssen, hätte sie hier alles auf den Kopf gestellt, um irgendein schmutziges Geheimnis ans Tageslicht zu bringen.

In den letzten Jahren hatte der junge Mann häufig den Wohnort gewechselt, nicht immer mit Freuden. Er war eben sprichwörtlich AUF DER FLUCHT. Vor wem genau war nie so ganz klar. Die Organisation glaubte, er rannte vor der Polizei davon, damit sie ihn nicht fand – das vermisste Kind. Er hatte ja entschieden, zu bleiben. Daher wollte er auch nicht gefunden werden. Es juckte der Schauspielerin ja schon ein bisschen in den Fingern, ein bisschen in seinen Sachen zu kramen, sie tat es jedoch nicht ganz so auffällig, dass ihr Junge es als solches empfunden hätte. Es waren nur sie drei – Leute, die keinem etwas Böses wollten, ohne Grund. Wenn dem so gewesen wäre, sie hätten einiges gefunden, womit sie ihm Schwierigkeiten machen könnten.

„Unfassbar, was man hier alles findet. Klüger wäre, wenn er alles verbrannt hätte. Es muss nur mal die falsche Person bei ihm zur Tür reinfallen und schon…“

„Bringt man ihn um? Wieso? Weil er Bilder aus seiner Jugend hier aufbewahrt und seine Familiengeschichte nicht einfach verbrannt hat?“ fragte Plavac, der seinem Sohn beim Packen des Koffers half, während Chris sich um die Regale kümmerte. Dabei kamen ihr auch jede Menge Erinnerungen unter, die sie natürlich kommentieren musste. ‚Als ob du deine Familie einfach so streichen könntest. Wenn du das schaffst, dann können wir weiter darüber reden, was klüger wäre.‘ Sie hing selbst an allen, die sie Familie nannte. Es würde ihn nicht wundern, wenn sie sogar noch Bilder von ihrer Cousine hätte, egal wie sehr sie sich hassten. Die Schuld suchte sie sowieso meist bei sich selbst; und aktuell vertrug sie sich sogar mit der verhassten Person, weil diese nicht wusste, mit wem sie es zu tun hatte. Ein Miststück wie Chris Vineyard war wohl leichter verdaulich als ihre perfekte Mutter. Das war irgendwie bedauerlich. Wahrscheinlich bereitete es Sharon noch die größte Freude, sich so zu ändern, dass Yohko sie endlich leiden konnte. Diese Frau würde austicken, wenn sie einmal dahinterkam – die Sache ging eh schon viel zu lange gut.

„Ist doch so. Wenn er so tun will, als wäre der Tod seiner Schwester und seiner Eltern einfach so an ihm vorüber gegangen, sollte er so etwas nicht in seiner Wohnung haben.“

„Hast du noch Bilder von deinem Dad?“

Erschrocken sah sie sich zu dem Schwarzhaarigen um; fassungslos, dass er annahm, sie würde irgendetwas aus diesen alten Zeiten noch irgendwie aufbewahren. Dieser Mann hatte die Familie zerstört, wieso sollte sie irgendein Andenken an sie aufbewahren?

„Das Hochzeitsfoto deiner Eltern zählt für mich auch dazu, auch wenn es nur zur Hälfte ihn beinhaltet.“

„Das habe ich noch“, gab sie sich geschlagen, klang dabei aber irgendwie resignierend. Es gab auch eine Zeit, in der ihre Eltern mal glücklich gewesen waren, bevor sie geboren wurde. Es war ja im Grunde sowieso ihre Schuld gewesen. Nicht? Als Jugendliche hatte sie das so gesehen. An ihres Vaters Stelle hätte man lieber sie selbst umbringen sollen. Nein, sie war wenig dankbar über die Ermordung ihres Vaters gewesen. Dieses dumme Mädchen – jetzt war sie nicht mehr so dämlich; sagte sie sich jedenfalls.

„Sollte die Organisation ihm Untreue unterstellen wollen, weil er Bilder seiner Familie in der Wohnung hat, sollte man denen mal erzählen, dass du das auch tust; ganz egal, was du erlebt hast. Dann muss der alte Mann sich auch fragen, wie loyal du bist. Wetten, da würde er seine Meinung ganz schnell ändern und all diejenigen auslachen, die Jami verdächtigen? Wenn es um dich geht, will er ja blind sein.“ Es war abscheulich und fast wollte sie säuerlich werden. Sie nutzte diese Gunst und sie kostete sie sogar vollständig aus, um damit anderen auf die Nerven zu gehen, aber gut fand sie es noch lang nicht, den Boss dafür noch auszulachen. Immerhin war er es gewesen, der einen Schützen in ihr Haus geschickt hatte, um ihren Vater zu töten. Nicht, weil er der Organisation nichts nutzte, sondern weil man sich daran gestört hatte, was er noch so getan hatte. Mittlerweile war sie auch brav dankbar für diese Hilfe.

„Du meinst, wenn er mir das durchgehen lässt, muss er ihm das auch durchgehen lassen? Oh, das tut er nur, wenn ich ein gutes Wort für ihn einlege, wie schon mal.“

Keji hob den Kopf. „Er kann dich ziemlich gut leiden.“

„Aha“, antwortete sie verkniffen und versuchte sich so zu drehen, dass er ihr nicht ins Gesicht sehen konnte. Plavac musste das nicht, er wusste auch so, dass sie nicht gemocht werden wollte und sich darüber jetzt ärgerte, schon gar nicht von Kindern, denen sie etwas getan hatte. Dabei hatte sie nicht einmal etwas so Verwerfliches getan. Jami war nicht dumm, der wusste, dass er ihr eher dankbar sein sollte, schließlich hatte sie nicht zugelassen, dass Chardonnay ihn eiskalt umbrachte. Dabei hätte man damit den Bullen so richtig eins reinwürgen können – was sowieso im Sinn des Psychopathen war. Er hasste die Polizei so sehr, dass er ihnen immer vernichtende Niederlagen bereiten wollte. Wahrscheinlich war das noch sein wahrer Grund in die Organisation einzutreten. Der ganze Rest kam erst später.

„Und was glaubst du hält er von mir, Keji?“ Das war viel interessanter, immerhin war er einer derjenigen, die auf seine Familie angesetzt worden waren.

„Du bist einer von Chardonnays größten Feinden. Rate mal“, meinte Keji, er fand diese Frage so was von überflüssig.

„Er hat auf seine Mutter geschossen, wie kann er ihn mögen?“

„Dass er ihn mag, sagte ich ja auch nicht. Ich wollte nur andeuten, dass Chardonnay ihm wichtiger ist. Er hat ja auch alles in die Wege geleitet. Sonst keiner. Den juckt nicht, wer so auf seine Familie angesetzt wurde. Das sind doch eh nur Handlanger.“

Es klang nicht schön, immerhin ging es dabei um sie alle. Unwahr war es deswegen allerdings nicht. Sie alle waren Handlanger; vollkommen richtig. Keiner suchte sich aus, wen er töten wollte oder nicht; zumindest sollte es aus Anokatas Blickwinkel so sein. Nicht jeder hielt sich da auch brav dran. Das waren die wirklichen Feinde.

„Als nächstes sagst du mir noch, dass Rivaner und Sylvaner zu seinen Freunden gehören“, amüsierte sich Chris, doch Keji seufzte nur.

„Die mögen Chardonnay, also frag nicht.“

„Klar, den darf keiner mögen – gleich auf die Abschussliste“, sagte Plavac trocken.

„Man, muss Merlot ihn da ja anwidern…“, flüsterte die Schauspielerin und hatte gleich wieder im Sinn, wie sie sich ihm gegenüber verhielt.

„Die ist eine Frau, der verzeiht man so etwas.“

„Was das angeht, muss ich ihm wohl nochmal ins Gewissen reden.“

Keji wunderte sich, wo sie ja sonst keinem aus der Familie direkt schaden wollte, aber genau danach klang es. Nach Gehässigkeit gegenüber ihrer Cousine. Das musste man annehmen, wenn man ihre genauen Beweggründe nicht kannte.

„Er ist 21, lass das mal besser sein, sonst fühlt er sich noch von dir bemuttert. Dafür ist er zu alt.“

„Du hast nicht gesehen, wie sie um ihn herumscharwenzelt“, entgegnete die Blondine mit angewiderten Gesichtszügen.

„Ist das so schlimm?“ fragte Keji unschuldig – Schweigen kehrte ein.

‚Ja, ich finde es schlimm, wenn eine Frau mit ihrer Vergangenheit sich an einem so jungen Mann zu schaffen macht und man direkt sieht, dass sie ihn verführen würde. Widerwärtig.‘ Sie sah in diesem Verhalten noch viel mehr, Dinge, die sie nicht sehen wollte. Schon gar nicht, wenn man ihr ins Gesicht sagte, dass er sie an den eigenen Sohn erinnerte… Da konnte einem schon speiübel werden.

 

Geschafft ließen sie sich in der Küche auf die Stühle fallen.

„Bleibt nur noch die Frage zu klären, wo er mit all dem Kram jetzt hinwill? Ich halte es für keine gute Idee, wenn die Zwei eine WG gründen, da kommen sie nur auf Blödsinn. Nur falls du gedacht hast, dass du das so einfädeln kannst, Kleiner.“

Schmollen war in seinem Gesicht zu sehen, wenig später kam auch schon der Satz dazu: „Menno…“

„Ach, ich habe da eine bessere Idee“, frohlockte Chris, so dass beide sie fragend ansahen, so freudig sie klang, doch ihr Gesicht sagte noch viel mehr. Sie hatte die beste Idee überhaupt…

„Na, da bin ich ja mal gespannt.“  Plavac amüsierte sich jetzt schon, weil sie sich selbst so feierte.

„Ich kenne jemanden, wo er bestimmt liebend gerne eine Weile bleiben würde und sich auch bisschen von den Scherereien, die er so mit seinen komischen Freunden hat, erholen kann.“ Am genialsten fand sie, wie beide keine Ahnung hatten, was sie meinen könnte.

„Sag nicht…“ Also zumindest glaubte sie, dass keiner darauf kommen konnte. Plavac hatte allerdings durchaus eine Idee, was im Kopf seiner alten Freundin gerade für ein Film ablaufen könnte.

„Armer Kerl“, sagte er, jedoch weiterhin durchaus amüsiert. Es war nie witzig für diejenigen, die von ihr in die richtige Richtung geschoben wurden. „Hoffentlich sehen die Beteiligten das auch so.“

„Ich brauche sowieso eine zuverlässige Person, die ein bisschen aufpasst, wenn ich gerade nicht da bin. Damit schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe.“

„Wovon spricht sie, Shiro?“ Keji war komplett verwirrt, da beugte sich Plavac zu ihm und flüsterte ihm dann etwas ins Ohr. „Von einer Person, die Jami wohl mag und sich über einen starken Mann im Haus sehr freuen würde, weil sie ein potenzielles Opfer sein könnte.“

„Aber er mag doch nur Yuriko Tokorozawa…“

Ihr Junge klang traurig, deswegen wollte sie ihn mal ein bisschen aufklären. „Ach, was du nicht sagst. Weil er sie mag, kann er sonst keine andere mögen? Na, dann solltest du ihn mal sehen, wenn er auf sie trifft. Dann verwirfst du diese Meinung ziemlich schnell. Die Beiden haben nur noch nicht so ganz begriffen, was sich zwischen ihnen abspielt, ich bin aber nicht blind.“

Belustigtes Lachen war zu hören, so überzeugt war sie davon. „Da frage ich mich, was genau du gesehen hast. Dass du glaubst, du hast Recht. Davon abgesehen, dass Jami ja sowieso jeder Frau helfen würde, war er bei ihr noch ein bisschen mehr als nur hilfsbereit.“

„Habe ich gar nicht mitbekommen… Was hat er denn noch so getan?“

„Du kannst ihn ja mal fragen, wie er zu ihr steht. Mit Glück verrät er es dir nicht direkt, sondern kommt völlig ins Straucheln.“

„Wieso das denn?“ Keji war jung und unerfahren, deswegen kam er noch nicht drauf.

„Weil der Gute denkt, keiner merkt es, dass er in sie verguckt ist.“

„Wie vorsichtig ausgedrückt. Er ist in sie verguckt.“ Chris amüsierte sich darüber, schließlich hatte Serena ihr schon mitgeteilt, dass dieser Kerl ihrer Cousine mittlerweile schon nachschlich, weil ein paar zwielichtige Kerle sie kurz nach ihrem Einstieg direkt versucht hatten, mit Gewalt einzuschüchtern.  Die wussten ja sogar ihr mit ihrer Unschuld zu drohen. Es könnte ihr ja genauso ergehen, wie Serena. Dagegen hatte Sharon ganz gewaltig was. Es war also gar nicht so verkehrt, wenn Jami sie beschatten ließ, um im rechten Moment aufzukreuzen. Das letzte Mal – so hatte Serena jedenfalls gemeint – war er gerade rechtzeitig gekommen, bevor sie ihr etwas antun konnten. Chardonnay sei aber rechtzeitig geflohen, so dass er sich nur die Anderen zur Brust genommen hatte.  Die wussten auch mittlerweile, was er davon hielt, einer Frau mit der Jungfräulichkeit zu drohen. Sie war fix und fertig gewesen, schließlich sah man einer Frau so etwas nicht an. Sharon war nicht so dämlich. Es war doch kein Wunder, bei den Geschichten, die Serena ihrer Cousine über sich selbst erzählt hatte, bekam diese doch bei jedem Mann gleich Panik. Aus Angst, ihr könnte das Gleiche widerfahren. Es war auch nicht klug, einem unschuldigen Ding, wie Vanessa so eine Geschichte zu erzählen. Auch nicht als Warnung vor den bösen Männern. Wahrscheinlich würde Serena sie noch beneiden, wenn Jami irgendwelchen anderen Kerlen zuvorkam und sie am Ende etwas Schönes im Bezug auf diese Sache erleben konnte, anders als sie. Sharon wusste heute noch nicht, wie schlimm diese Reaktion wirklich sein würde, denn bisher hatte sie ihre Halbschwester für einen guten Menschen gehalten, der lediglich verletzt worden war und jetzt auf Rache aus war. Dass sie zudem Minderwertigkeitskomplexe hatte, zeigte sie ja nie jemandem. Typisch Schauspielerin; unehrlich mit anderen, aber vor allem mit sich selbst.

 

Gegen Nachmittag erreichte eine Nachricht den Polizeipräsidenten, der sich schleunigst auf den Heimweg machte. Auch Ryochi, der gerade nach Hause kam, wirkte verblüfft darüber, dass das Auto seines Vaters bereits vor dem Haus parkte, er also viel früher zuhause war, als sonst. Da beschleunigte er automatisch. Sein Vater kam nie ohne Grund eher nach Hause…

Er öffnete die Tür mit dem Hausschlüssel und hörte dann noch einige Gesprächsfetzen, die seine Mutter und sein Vater fallen ließen.

„Natürlich habe ich ihn von einem Arzt untersuchen lassen. Du musst dir vorstellen, er hat sich von irgendeinem Laien das Bein flicken lassen, nur um zu vertuschen, was er so treibt. Er ist schlimmer als Yuichi früher.“ Keiner hörte das gern, schon gar nicht der Schülerdetektiv; seine Sorgen waren nicht unbegründet gewesen. „Du musst mit ihm reden, Anata, auf mich hört man ja nicht. Sprich ein Machtwort, bitte. Er bringt sich sonst noch um. Du weißt doch, dass er unbedingt so werden will, wie Yuichi.“ Das gefiel keinem von Beiden.

„Findest du nicht, dass ein Machtwort bei Sêiichî nicht mehr viel bringt? Wie oft haben wir bei ihm schon ein Machtwort gesprochen?“

„Dann finde wenigstens raus, wer auf unseren Sohn schießt.“

„Ich rede mit ihm, mach dir keine Sorgen, Liebste.“ Er küsste seine Frau auf die Stirn. „Wo ist er?“

„Muss das Bett hüten. Ich lasse diesen ungezogenen Bengel garantiert nicht mehr so schnell allein vor die Tür.“

Ryochi grinste, fast ein bisschen fies. Das hatte dieser Esel jetzt davon, jetzt wurde er richtig bemuttert. Ob Sêiichî wohl ansatzweise sagen würde, was bei ihm schieflief? Er versuchte niemanden zu belasten und den Eltern keine Sorgen zu bereiten. ‚Die Verletzung ist also noch nicht verheilt… Kein Wunder, wenn irgendein Stümper sie behandelt hat.‘

 

Takeshi Akajas Schritte kamen schwer die Treppe hoch, so dass auch der im Bett liegende bereits wusste, er war auf dem Weg. Ehrlich gesagt hatte er doch ganz schön Schiss vor den Fragen. Weil er nicht vorhatte, sie zu beantworten. Dann stritten sie womöglich und er bekam Hausarrest, was auch immer… Da musste er durch…

Als dann dieser lächelnde Mann in sein Zimmer kam, öffnete sich sein Mund richtig echauffiert, er hatte mit einer richtigen Schelte gerechnet und wurde dann nur angelächelt…

„Na, mein Sohn, hast du wieder den Helden gespielt?“ Er setzte sich zu ihm ans Bett und wuschelte ihm einmal über den Kopf.

„Meine Frisur, Papa“, schmollte er, da grinste Takeshi noch ein bisschen mehr.

„Ist sowieso vollkommen ruiniert und soweit ich weiß, musst du ein bisschen das Bett hüten. Da ist sowieso egal, wie du aussiehst.“

„Willst du nicht schimpfen?“

Die Hand zerzauste die Haare noch ein bisschen, dann sah er ihn etwas ernster an. „Ach, du machst doch sowieso immer, was du willst, Junge. Nur eine Frage, hältst du das für gesund? Wir sind unter Männern, du kannst mir alles sagen. Also, wie kam es zu deinem verletzten Bein?“

Erschrocken riss er die Augen auf, dann wendete er den Blick verbissen ab, dabei griff er sich die Bettdecke. Merkliches Zittern ging von seinen Händen aus. „Junge, wir wissen, dass du gefährliche Spielchen spielst. Mir kannst du nichts vormachen. Ich reiße dir nicht den Kopf ab, was auch immer du mir sagst.“

Trotz der Worte zitterte er immer noch, er schluckte und sah dann zu dem Mann, den er mittlerweile seinen Vater nannte. „Papa, ich … Ich wollte bloß helfen. Einer Frau helfen, weißt du? Dann war da der Sohn von Tokorozawa!“ Was er tat, nannte sich Rache, er würde diesem Typen so dermaßen ans Bein pissen, dass er es nicht mehr vergaß.

„Er hat auf dich geschossen, Sêiichî?“ Welchen Grund konnte es dafür geben? Er wusste es ja eh schon. Für ihn war eine Mitgliedschaft in einem Verbrecherring noch lange kein Grund, auf jemanden zu schießen. „Erzähl mir die ganze Geschichte.“

„Tokorozawa behandelt alle wie ein Stück Vieh“, kam von ihm mit einem verärgerten Ton. „Sogar auf eine schöne Frau wie Chris Vineyard wird so ohne Weiteres geschossen. Es ist doch so, dass Kriminalisten das nur in akuten Gefahrensituationen dürfen, oder nicht? Tokorozawa nennt sie Verbrecherin – reicht als Grund! Solch ein elender Schweinehund!“

„Bist du sicher, dass sie nichts gemacht hat?“ Sêiichî war ein 17-jähriger, chaotischer Heranwachsender, der sich mit wachsender Begeisterung fürs schwache Geschlecht einsetzte, auch dann, wenn dieses absolut keine Hilfe benötigte oder wollte.

„Sie hat die Waffe nicht auf ihn gerichtet, zumindest nicht als Erstes!“

Man konnte dem Jungen glauben, oder eben auch nicht. Er bezweifelte, dass Sêiichî alles aus den Fingern saugte, aber man konnte auch nicht sicher sein, ob er nicht ein paar Dinge durcheinander warf. Nicht, dass er ihn als Lügner bezeichnen wollte, aber Frauen und Sêiichî waren eine eigene Geschichte. Umso schlimmer, dass er ihren Namen sogar nannte. Es war eine Überraschung, in der Tat. „Bist du in sie verliebt?“ Ungeachtet dessen, was man ihm gerade mitgeteilt hatte, war ihm wichtig die Gefühle seines Sohnes zu kennen.

„Was?“ Schock, Unglaube – er schüttelte sogar etwas verwirrt den Kopf. „Wieso ist das denn wichtig?“

„Ich will alles wissen!“

Zum ersten Mal sah man die Schamesröte in Sêiichîs Gesicht treten und er wollte sich auf der Stelle in Luft auflösen. So eine unangenehme Frage.

Sie hat mir geholfen, hätte ich da etwa weglaufen sollen? Für Tokorozawa bin ich jetzt ein Feind, denn ich tue mich mit ihr zusammen. Der Schuss ins Bein war seine Antwort darauf. Zum Glück ist sie nicht auch getroffen worden…“ In seinen Worten klang klar hervor, dass er nicht zulassen konnte, dass jemand so etwas tat.

Natürlich könnte er jetzt die ganze, schreckliche Wahrheit erzählen. Dass er dem Laden beigetreten war. Sie Kollegen waren, die zusammengearbeitet hatten, einen Auftrag gehabt hatten. Doch, was dann? Wenn sich ihr gemeinsamer Vater in diese Sache einschaltete, verlor er am Ende sein Leben.

<“Sie ist völlig ausgetickt, Takeshi. Als Tokorozawa, dieser selbsternannte Gott, Sêiichî ins Bein geschossen hat. Ich musste ordentlich aufräumen, sonst hätte die Polizei sie deswegen noch zur Verantwortung gezogen, weil sie auch diesen Kerl verletzt hat. Der kann froh sein, dass sie ihn mit dem Leben davonkommen lassen hat. Die war wie eine Furie. Sein Wohlergehen war wichtiger als irgend so ein Gesetz.“> durchfuhr es ihn. Diese Erzählung verriet viel, genügend, um sich darüber im Klaren zu sein, dass Gefühle immer stärker waren, als der Verstand.

Sêiichî biss sich auf die Lippen. „Ich bin sicher, dass sie das damals war“, murmelte er, dabei dachte er sich wahrscheinlich, dass man ihn nicht gehört hatte. Doch dem war nicht so. Er war mit einem Mal völlig abgedriftet. Mit einem verträumten Lächeln, ganz weit weg. Für einen kurzen Moment, er sah richtig, als er wieder im Hier und Jetzt ankam.

„Meinst du die Person, die du damals gesehen hast? Diejenige, die du deinen Schutzengel nennst?“

Da entglitt Sêiichî nun vollends die Fassung und er sah seinen Vater sprachlos an. Bis heute hatte er geglaubt, sie hielten das für eine Spinnerei, für eine Halluzination in einer schwierigen Situation. Er konnte dazu erst einmal absolut nichts sagen, so verblüfft war er.

„Ich hab sie gesehen… Wirklich…“ Man schien ihm zu glauben, da waren diese Worte überflüssig, trotzdem sagte er sie immer wieder.

‚Nicht bloß du…‘ Es gab andere, die sich genauso immer nach den Schäfchen umsahen und dabei auch solche Momente erspähten.

„Beruhig dich, Sêiichî. Alles ist gut. Keiner sagt von dir, dass du spinnst.“ Höchstens Unwissende, die könnten denken, er spönne sich da etwas zusammen.

„Aber du musst ein bisschen vorsichtiger sein, gerade mit solchen Gefühlen.“ Seine Hand lag auf der Schulter des Jungen, so fest, dass er das Gefühl hatte, sie bohrte sich ins Fleisch.

„Aber…“

„Weißt du, womit du es zu tun hast, Sêiichî? Hattest du Einblick?“

Ihm war schlecht. Es war ja auch idiotisch zu glauben, dass er nichts wüsste. Nach all den Jahren. Sein eigener Sohn war in diesen Laden eingetreten. Da legte man noch mehr Elan an den Tag, um alles über sie herauszufinden.

„…Mit den Leuten, die Yuichi haben…“ Deutliches Zittern klang aus seiner Stimme. „Ich weiß, dass sie dazu gehört.“ Er sollte sich schämen, es so auszusprechen.

‚Wie man‘s nimmt.‘  Es gab Gründe, weshalb man ihn zuhause abgeliefert hatte. Weil es brenzlig wurde. Zu gefährlich für jemanden seines Alters. Außerdem war sie bestimmt erleichtert, wenn man ihn dahin brachte, wo er besser aufgehoben war.

„Aber die haben noch andere Leute…“ Sêiichî wirkte irgendwie ängstlich und kauerte sich schließlich zu einer kleinen Masse zusammen, umfasste seine Beine und machte einen Buckel. „..K-K..enichi Ashida“, stammelte er. ‚Ich frage mich, welcher Tätigkeit wohl Yuichi nachgeht. Ob’s ihm auch einigermaßen geht…‘

Sêiichî mochte das schockieren. Ihn nicht, er wusste es schon lang, dass Beide dazu gehörten. „Ich weiß nicht, was da läuft, aber ich glaube, einiges.“

Welch eine verwirrende Aussage, er sah zu seinem Vater. „Habt ihr schon die Verantwortlichen schnappen können, die mit der Ermordung von Okita zu tun hatten?“

„Du weißt, dass du dich aus diesen Dingen raushalten solltest.“

Widerspenstig sah Sêiichî seinen Vater an. „Wieso? Ryochi darf ja auch ermitteln.“

„Na, so würde ich das jetzt nicht nennen. Ryochi ist wenigstens vernünftig und nicht so vorwitzig, wie du. Bei ihm brauchen wir uns nicht ständig um sein Leben zu sorgen. Bei dir hingegen… Hast du überhaupt eine Ahnung, wie besorgt deine Mutter um dich ist? Vergiss bitte niemals, dass wir dich lieben und daher: Sei ein bisschen vorsichtiger. Das Leben ist kostbar.“

„Ja…“, kam es kleinlaut über seine Lippen.

 

Wenig später kam der Hausherr die Treppe hinab und sofort blickte ihm sein jüngster Sohn entgegen. Mit einem fragenden Blick, den er ebenso diesem schenken könnte.

Wenn Sêiichî jemandem mehr erzählte, dann war es Ryochi. Dieser wusste ganz genau, als sich ihre Blicke trafen, dass man ihm auf den Zahn fühlen würde. Zwar schwieg sein Vater noch einen Moment, aber dann wank er ihn heran und sie verschwanden in der Küche.

„Und, hat Sêiichî dir etwas gesagt?“ wollte der Junge wissen.

„Vielleicht. Dir? Glaubst du wirklich, dass er bei mir reden wird? Du bist doch sein bester Freund. Außerdem würdest du ihm hinterherschnüffeln, wenn du ihn verdächtigst, irgendetwas Gefährliches zu tun, oder etwa nicht, Ryo? Manchmal muss man auch seine Freunde verraten, wenn sie dabei sind, sich selbst zu schaden. Da erzähle ich dir aber nichts Neues, oder?“ Der Familienvater wusste, dass diese Bengel am Ende doch zueinander hielten, das war ehrenhaft, aber nicht immer klug.

„Würde ich dich das fragen, wenn er mir immer noch alles erzählen würde?“ Sein 16-jähriger Sohn wirkte sogar ein klein wenig verletzt, als er es so sagte. „Der macht immer mehr Zeug ohne mich. Bestimmt wegen damals.“ Weil Sêiichî ihn an Yuichis Stelle beschützen musste und dabei fast gestorben wäre. Dieses Ereignis würde er wohl nie vergessen. Einerseits jagte es ihm genügend Angst ein, um mit seinen Eltern zu reden, wenn Sêiichî etwas Dummes machte. Aber es hatte auch etwas von Machtlosigkeit und als ob er seinen Freund langsam verlor. Er wollte immer noch genauso an seiner Seite sein, wie damals… Sie waren beste Freunde, fast das ganze Leben lang. Wieso also fühlte es sich jetzt nicht mehr so an? Weil Sêiichî sich jetzt auch sein Bruder nannte? Und sich alles nur noch darum drehte, dass man ihn ja beschützen musste, wie Yuichi es getan hatte?

 

Am späten Abend klingelte im Haus von Familie Masuyama das Telefon. Das Dienstmädchen nahm ab und ließ nach der Person rufen, die man sprechen wollte. Die junge und hübsche Blondine kam wenig später aus ihrem Zimmer und sprintete zum Telefon.

„Good evening. It’s Chris. Could I ask you a favor?”

„Hello, my dear. What is it?”

„We have a little problem. Jami had some trouble with his past, you see. He wants to run away from it. He asked my boy to pack his things quickly. I cannot allow the both to play around together. That would only cause more problems. Can you take care of him?”

„Oh, do you think, that’s a better idea, then leave him with your boy?”

„Fits perfectly.  Do you have a problem with that? He is a nice person, as you know.”

„It’s not me, more I wonder how Serena will think about it. Sure, she won’t be amused about another man in the house.”

Nie im Leben hätte die Anruferin geglaubt, dass ihre Schwester ein Problem sein könnte, weshalb sie jetzt entnervt seufzte.

„Get her on the phone, I’ll talk to her!” verlangte Chris verstimmt. Was sollte dieser Unfug? Er war doch kein Monster, so wie ihr Peiniger.

Vanessa verstummte kurz. „I‘ll go and get her”, sagte sie, bewusst ziemlich leise und ging dann mit einer traurigen Miene nach oben. Sie wusste ohne zu fragen, was ihre Cousine dazu sagen würde…

Sie öffnete die Tür und sah sie an. „Chris is on the phone. She wants to talk to you.”

„What does she want?” Serena schien sich zunächst zu fragen, wie dringend es war, denn ihrer Meinung nach war sie gerade schwer beschäftigt.

„Talking to you…“ Sie wagte nicht, ihre Bitte selbst vorzutragen, hielt ihr die Tür auf und blickte ihr dann besorgt nach.

„Ist etwas passiert?“ fragte der Mann, mit dem sie dinierte überrascht an die Blonde gewandt.

„Chris bittet um einen Gefallen. Ich befürchte, dass Serena davon weniger begeistert sein könnte?“

„Worum geht es, meine Liebe?“ Sie lief auf den Hauseigentümer zu und seufzte schließlich.

„Einer meiner Bekannten sucht eine Bleibe. Chris glaubt, hier sei er gut aufgehoben.“ Ihre Miene wirkte todtraurig, als sie an ihm vorbei ging und dort den Vorhang beiseiteschob, um hinauszublicken.

„Kann Serena ihn nicht leiden?“

„Sie kann keinen Mann leiden.“ Noch nicht einmal dich. Du bist nur Mittel zum Zweck. Noch einen Mann hier wird sie nicht ertragen.

 

„Yeah, it’s me. Also, was willst du? Vanessa hat schon so ausgesehen, als wäre jemand gestorben.“ Der Nachklang ihrer Stimme war voller Hoffnung, dass es die richtige Person wäre…

„Euer Haus ist riesig, Serena. Ihr habt doch sicher ein Zimmer für einen Gast, oder? Van traut sich nicht, dich zu fragen, dass sie gern helfen will. Sie glaubt, du hättest etwas dagegen.“

„Wen willst du herbringen?“

„Jami. Er kann eine Weile bei euch wohnen, oder? Es muss schnell gehen. Diese idiotischen Leute sind hinter ihm her. Wenn die so weiter machen, muss er noch einen von ihnen erschießen.“

„Oh, can he please stop crying? Other people suffer more than him. Then he has to kill them. So what?” Dumme Menschen verdienten es nicht anders, oder etwa nicht? Was musste sie das jucken?

 

Plavac sah, wie Chris zu zittern begann und beobachtete dabei, wie sehr sie sich zusammenriss, um nicht wütend ins Telefon zu brüllen. „What did you just say? Unbelievable. I just begged you for a small favor. Is it too much to beg you once to help me out?”

„Why you want to help this guy? Is he so useful?”

„That’s none of your business. Do I have to ask your husband directly?”

„You can be such a bitch.” Sie seufzte. „Mal sehen, was er dazu sagt. Ein Gast macht sehr viel Arbeit.“

„Dein Mann hält das für eine gute Idee, Serena. Dann ist deine Cousine nicht so einsam.“

In der Ecke stand das verängstigte Ding, was sie selbst sich wie eine Halbgöttin fühlen ließ und strahlte freudig, anscheinend hatte sie ihn schon eingeweiht.

„Habe ich hier denn überhaupt nichts mehr zu sagen, Kentaro?“

„Ach komm, sie würde sich sehr freuen.“ Ihr Blick richtete sich auf ihre Cousine – das sah man, wie die sich freute. „Aber ich übernehme keine Garantie, dass ER sich benimmt. Er ist ein hübscher Kerl. Nicht, dass er meine Cousine verführt.“

„Er kann ein Gästezimmer haben. Da wird kaum etwas passieren.“ Außer, dass sie sich öfter begegneten. Und wenn ihre Cousine ihn ins Zimmer lassen wollte, dann war das allein ihre Entscheidung.

„Auf deine Verantwortung.“ Sie näherte sich ihrem Mann und flüsterte ihm leise etwas zu. „Er ist total wild auf sie. Man kann sie keine Sekunde aus den Augen lassen. Er wird alles probieren. Sie hat’s ihm angetan, weißt du?“

Ihr Mann verstand überhaupt nicht, was ihr Problem war, ihre Cousine war schließlich im heiratsfähigen Alter. Noch dazu schien sie sich zu freuen, wenn ihr Bekannter mehr Zeit mit ihr verbrachte. Das machte das Verhalten umso grotesker.

„Ich bin auf meinem Zimmer“, sagte Serena schnippisch und ging total hochnäsig an allen Anwesenden vorbei.

Dieses dümmliche, leichtfertige Ding würde schon sehen, was sie davon hatte, einfach so einen Kerl zu sich einzuladen.

Der 36-jährige nahm das Telefon und begrüßte die junge Frau.

„Sie ist ein bisschen launisch in letzter Zeit. Mein Haus ist für alle Freunde der Familie geöffnet“, meinte er und die Schauspielerin grinste durchaus ein bisschen hämisch. Damit meinte er vorwiegend sie, ihre Freunde waren auch seine Freunde. Jetzt konnte seine eingebildete Ehefrau sich richtig aufregen. Sie war noch ein bisschen fassungslos, was Serena ihr gerade gesagt hatte.

„Was war los?“ wollte der Schwarzhaarige wissen, woraufhin sie mit einem traurigen Lächeln mit einem einzigen Wort antwortete: „Starallüren?“

Kurz darauf war die Haustür zu hören und Keji stürmte der Person entgegen. „Wir haben alles schon gepackt, wir können gleich los. Eine Unterkunft hast du auch schon.“ Ihm wurde noch dazu spitzbübisch der Ellenbogen in die Seite gestoßen.

„Hab ich?“

Die Verwirrung wurde so richtig komplett, als er erst den Schwarzhaarigen und dann die Blondine in seiner Wohnung entdeckte.

„Habt ihr ihm etwa geholfen?“

„Ich hab sie eingespannt, Kenichi, bin ich nicht gut?“

„Ohne Worte.“ Er war noch so unbeschwert, sogar noch ein bisschen blauäugig. „Hoffentlich erzählst du nicht jedem alles über mich.“

„Nein, nur den Beiden, weil sie gute Menschen sind!“ Der aufgeweckte Junge lief in die Gefahr, den falschen Menschen zu vertrauen, zum Glück konnte man diesen Zweien wirklich vertrauen – dann, wenn man auf der rechten Seite stand…

„Und wo genau soll ich jetzt hin?“

„Na, zu den Masuyamas!“ entkam Chris, da bemerkte sie wie wenig ihm das zu gefallen schien. „Sag mal… Ist zwischen dir und Serena was vorgefallen? Sie hat genauso geklungen, wie du jetzt aussiehst.“ Sie war ein wissensdurstiger Mensch, deswegen wollte sie diese Sache jetzt genauer hinterfragen.

„Serena kann mich nicht ausstehen“, sagte er, ohne die Miene zu verziehen, denn es war ihm ziemlich egal, was diese Frau von ihm dachte.

„Ich werde diese Frau nie verstehen“, sagte Chris dazu. „Wie kann man Männer nur so hassen?“

„Bei ihrer Vergangenheit ist das doch kein Wunder.“

„Mag sein, aber deswegen muss man nicht jeden als Feind betrachten. Aber Vanessa wird dich mit offenen Armen empfangen. Mister Masuyama hat ja zum Glück auch noch etwas zu sagen, deswegen wird seine Frau das jetzt schlucken müssen.“

Ihm schien unter der Brücke schlafen, klang attraktiver, als sich mit der Diva rumplagen zu müssen…

 

So einen gutherzigen Mann wie Kentaro Masuyama, der einen fast Fremden wie einen guten Freund begrüßte, verdiente diese Tussnelda nicht einmal. Er war ein guter Kerl, der seine Frau beschützte, trotzdem wusste Kenichi, dass sie ihm das keineswegs so dankte, wie es angebracht wäre, oder wie ihr Mann es verdient hätte. Er befürchtete, dass ihre Liaison nicht einmal etwas mit Liebe zu tun hatte, sondern mit seinem Geld und der Macht des Vaters.

Sie war nicht einmal da, um ihn auch zu begrüßen und willkommen zu heißen, wie man es von einer anständigen Dame erwarten würde, stattdessen machte alles ihr Mann.

Nachdem Kentaro ihn willkommen geheißen hatte, begrüßte auch Vanessa ihn, mit einem leicht schüchternen Lächeln.

„Ich freue mich, dich wiederzusehen. Ich hörte, du hattest Ärger. Willst du mir vielleicht davon erzählen, was vorgefallen ist?“ zeigte sie sich interessiert, man sah ihnen hinterher. „Ich zeige dir erst einmal dein Zimmer, was hältst du davon?“

Kentaro drehte sich zu der kleinen Gruppe Menschen, nachdem er kurz den Blick hinter Kenichi und Vanessa schweifen ließ.

„Meine Frau hat einen fürchterlichen Aufstand gemacht. So sehr, dass sie schon zu Bett ist. Der junge Mann wirkt doch sehr nett, wissen Sie, Miss Vineyard, was sie für ein Problem mit ihm hat?“

„Oh, Frauen können wahre Geheimniskrämer sein, deswegen kann ich dazu leider nichts sagen.“

„Stimmt leider. Sie befürchtete aber wohl, dass er sich nicht benimmt. Man sagt ja von jungen Männern, sie seien umtriebig.“

„Falls Sie erlauben, würde ich Ihre Frau gern noch einmal besuchen. Ich weiß, das ist unhöflich, aber ich denke, die Kopfschmerzen sind vorgeschoben. Ich werde versuchen dahinterzukommen, was mit ihr los ist.“

Ikūshirō bemerkte, wie Keji seiner geliebten Patentante besorgt nachsah, als sie die Treppe hinaufging.

„Warum machst du dir Sorgen?“

Keji streckte sich zu seinem Ohr und flüsterte in dieses: „Ich kann die eingebildete Schnepfe nicht leiden.“

Eine Sache, die sie gemeinsam hatten. „Unser guter Jami wohl auch nicht so…“ Es war verdächtig, denn er war prädestiniert, jeder Frau eine Chance zu geben. Diesem heißen Feger wollte er nicht einmal begegnen. Er hatte da durchaus einige Ideen, woran das liegen könnte.

„Wir warten draußen“, sagte er zum Hauseigentümer, legte die Hand auf Kejis Rücken und schob ihn raus. Dort konnten sie sich freier unterhalten. Sie konnten ja schließlich nicht unhöflich werden, nur weil sie die Gattin des Guten nicht besonders mochten.

 

Er entschloss, sich mit Keji im Auto zu unterhalten, völlig ungestört. „Hat dir Jami mal gesagt, was er gegen Seyval hat?“

„Nein, leider nicht. Aber das muss er auch nicht, ich denke, das liegt einfach an ihrer unsympathischen Natur.“

Es stimmte, Seyval war ein falsches, unsympathisches Frauenzimmer, was bisher aber mit allem davonkam, was sie so machte. Sharon hatte bereits akzeptiert, dass ihre Schwester eine ganz schöne Diva war, aber sie war bei weitem toleranter, als manch einer glaubte. Gerade bei Seyval würde er sich wünschen, dass sie mal ein bisschen kleinlicher war.

„Ich glaube, sie ist bei Jami angekrochen, damit er für sie arbeitet. Also bei mir hat sie es auch schon probiert. Sie war bereit gut zu bezahlen.“ Er verschonte den 16-jährigen davon, es genauer zu erläutern, wie weit sie gehen würde, um diesen Kerl loszuwerden. „Ich wette, Jami war das Ganze zu heikel und er hat abgelehnt. Leute, die ihr nicht helfen, mag sie ja grundsätzlich nicht. Da fragt man sich doch glatt, ob sie Sharon aus der Familie verbannen würde, wenn sie aufhören würde, für sie zu kämpfen.“

Keji wirkte bedrückt und sah runter. „Genau deswegen kann ich sie nicht leiden. Ich bin sicher, dann wäre ihre Schwester nur noch halb so wichtig.“ Vielleicht taten sie ihr Unrecht, aber ihr ganzes Verhalten war darauf ausgelegt, ihre Schwester einzuspannen, immer dann, wenn ihr etwas über den Kopf wuchs, durfte sie die Retterin in der Not sein.

„Ich glaube, dass es zwischen den Beiden bald zu Streit kommt. Das habe ich so im Gespür, Kleiner. Vielleicht erfährt man es dann.“ Solche Gespräche brauchte man mit Sharon gar nicht anfangen, sie war unheilbar stur und hielt gerade noch an ihrem Familienzuwachs fest. Aber auch einer guten Person wie ihr würde es irgendwann reichen.

„Aber da ist noch etwas anderes, was ich dich unbedingt mal fragen wollte, Kleiner“, sagte er. Es klang keineswegs irgendwie bedrohlich oder beängstigend, eher ganz neutral.

„Was denn?“

„Wenn sie wie eine Mutter für dich ist, wieso sagst du zu ihr nicht auch Mama?“ Ikūshirō wurde Zeuge davon, wie das Kind tödlich blass wurde, geradezu, als sei es etwas total Furchtbares gewesen. „Wovor hast du Angst?“

Es dauerte lang, bis der Junge den Mund aufmachte. Nicht ohne vorher die Augen zuzukneifen, ein eindeutigeres Zeichen der Angst konnte man ihm nicht geben.

„Ich will sie nicht verweichlichen. Wenn ich sie Mama nenne, dann ist das nicht gut. Dann wird sie alles für mich machen, oder?“

‚Und wenn ich dir sage, dass das zwecklos ist? Dass sie so oder so alles für dich tun würde? Ach man, Junge.‘ Er hatte schon lang gespürt, dass der Kleine lieber zu ihm kam, hatte sich dabei aber nichts weiter gedacht, weil er eben ein Junge war, die besprachen ihre Sorgen lieber mit einer männlichen Person. Dann war ihm aufgefallen, dass er konsequent vermied, sie Mutter zu nennen, obwohl er keine andere hatte, die er Mutter nennen könnte. Sie war seine Mutter, das stand für ihn außer Frage, weil sie sich wie eine solche um ihn kümmerte, für ihn sorgte und auch verzweifelt war, wenn es ihm nicht gut ging.

„Das ist eine seltsame Logik. Mir schien eher, dass Liebe Menschen stärken kann. Nicht schwächen.“ So etwas Dämliches hatte seine alte Freundin vor vielen Jahren auch gesagt. Liebe würde verletzlich machen. Am besten man hatte niemanden – schockierend. Jetzt fing dieses Kind auch noch an, Gefühle zu unterdrücken. Das sollte er nicht.

„Wenn ich es zu sehr zeige, dann…“

„Ja, was dann?“ Dann war sie richtig glücklich. Mehr noch als jetzt.

„Diese Organisation wird sie benutzen. Das will ich eben nicht. Sie werden es merken, weil sie es dann nicht mehr verheimlichen kann, dass ihr mehr als meine Lehrer seid“, sagte er in einem schwermütigen Ton und sah ebenso traurig aus.

„Ich kann dich nicht dazu zwingen, aber willst du denn dein ganzes Leben lang auf alles Schöne verzichten, nur weil es in irgendeiner Weise verletzbar oder angreifbar machen könnte? Willst du dich und andere damit womöglich traurig machen? Natürlich ist es von Vorteil, wenn es nicht jeder weiß, aber die betreffenden Personen.“ Wenn er jetzt schon so dachte, würde er sich komplett verschließen.

„Aber sie sieht doch nicht unglücklich aus – warum soll ich alles schlimmer machen?“

Eine gute Frage. Aber wieso schlimmer? Er kannte den Jungen seid er ein Baby war, er hatte ihn wachsen sehen. Auch wusste er, dass wenn er von etwas überzeugt war, es nur sehr schwer war, ihm vom Gegenteil zu überzeugen. Das konnte vorteilhaft sein, allerdings nicht immer.

Chris klopfte gegen die Tür, bekam allerdings nur unleidliches Gemecker von ihrer Schwester. Sie grinste vor sich hin und öffnete frech die Tür.

„Ich sagte, ich will nicht gestört werden!“

„Auch nicht von deiner lieben Schwester?“ Ein bisschen nutzte sie die Familienbande, um doch wichtig genug zu sein, sie nerven zu dürfen. Ihre Schwester lag in ihrem schicken Schlafkleid auf dem Bett, den Kopf tief ins Kissen gedrückt, erhob sich jedoch beim Erklingen der Stimme. Offensichtlich hatte sie doch allen Ernstes geweint und musste sich die Tränen wegwischen.

„Was bedrückt dich? Willst du’s mir nicht sagen?“

„Ach, dieses teenagerhafte, liebestolle Getue. Das Turteln der Beiden. Wie lange soll ich das jetzt bitte aushalten? Allein beim Gedanken wird mir ganz anders.“

„Freust du dich denn nicht ein klein wenig für deine Cousine?“ fragte die Hellblonde und setzte sich neben sie aufs Bett.

Es klang fast wie ein Vorwurf, dabei war das typisch für ihre Schwester. Sie war nicht das Miststück, was anderen ihre glücklichen Momente missgönnte, das waren Merlot und Baileys.

„Wenn ich das nur so sehen könnte. Es tut nur weh, verstehst du das nicht? Sollen sie sich doch ineinander verlieben, aber können sie das nicht hinter verschlossenen Türen machen? Ich will das nicht so direkt mitkriegen. Was hast du dir dabei nur gedacht?“

Serena tat immer so stark und jetzt das. „Nach all der Zeit dachte ich, dass du es aushalten kannst. Jedenfalls hast du so geklungen, als du IHN geheiratet hast.“

„Als ich ihn geheiratet habe?... Wenn ich nur in der Lage wäre einen Mann zu lieben… Es ist nicht nur, dass sie so einen jungen Mann an Land zieht, dann auch noch dieses glücklich Verliebte, was ich niemals kennenlernen konnte. Sagt sie mir noch so ins Gesicht, dass sie bewusst auf ein Liebesleben verzichtet. Sie will jungfräulich in die Ehe gehen…“ Warum sollte sie dürfen, was ihr selbst nicht vergönnt war? Nicht all diese Gedanken konnte sie mit ihrer geliebten Schwester teilen, denn die würde eher noch mit ihr schimpfen, wie sie so etwas nur sagen konnte. Sie war eben ein besserer Mensch. Sie würde das nicht gut finden.

„Dass es in der heutigen Zeit überhaupt noch so etwas gibt, ist schön“, sagte Chris dazu, mit einem leichten Lächeln. In der heutigen Zeit lebten Paare ohne Trauschein zusammen und wechselten mehrere Male die Partner, früher war das nicht so gewesen…

„Völlig übertrieben. Als ob man so den Traummann findet. Sie scheint daran zu glauben. Jetzt bringt sie Jami um den Verstand und macht ihn unbrauchbar.“

„Serena, das hast du nicht wirklich gesagt?! Was meinst du denn damit, sie macht ihn unbrauchbar?“ Menschen, die sich verliebten, waren nicht unbrauchbar, mehr noch das Gegenteil.

„Sie verweichlicht ihn. Immer, wenn sie sich begegnen, kommt es mir vor, als würde er sonst wo schweben, aber keinesfalls auf dem Boden der Tatsachen. Du hast doch selbst gesagt, dass so etwas ungeheuer schwach macht…“

Abwehrend schüttelte sie den Kopf, obwohl es stimmte, dass sie so etwas schon einmal gesagt hatte. Sorge um andere, Liebe und Zuneigung machten schwach und angreifbar. Doch sie machten noch etwas ganz Anderes, sollte man auf sie verzichten - vor allem einsam.

„So etwas Blödes habe ich gesagt? Siehst du, ich bin keineswegs perfekt. Auch ich irre mich mal. Für ihn ist es genau das Richtige. Er fühlt sich von allen verraten und gehasst. Ein bisschen Liebe wird ihm guttun, stimmt das etwa nicht?“

Es war zwecklos, ihre Meinungen gingen meilenweit auseinander. Serena hatte auch keine Kraft für Diskussionen. Sie würde all ihre Kraft brauchen, um die Zwei zu ertragen. Es war fast zu hoffen, dass Vanessa gar nicht den Mumm hatte, ihm zu nahe zu kommen. Er hätte ihn gewiss, er würde sie sofort fressen. Sie fand dieses geierartige Verhalten von Männern schon immer irgendwie widerlich.

„Dann machst du das am Ende für ihn, nicht für meine Cousine?“

„Traust du mir so etwas zu?“ So etwas Unlauteres. Das war doch gar nicht ihre Art. „Ich denke, sie kann ihn vor dem Abgrund retten.“

„Du bist so poetisch, Sharon. Und wer rettet uns am Ende?“

„Manchmal geht es nicht um das eigene Leben, sondern nur um das von anderen.“ Eine Sache, die Serena ganz bestimmt nicht verstand. Wie jemand sich selbst für andere opfern konnte.

 

Keji riss die Tür auf, genau in dem Moment, als sie zurückkam, er sprang raus, hielt ihr die Tür auf und starrte sie einfach nur an. Sie wirkte traurig, doch seine Geste schaffte es, dass sie lächelte.

Dann stieg sie ein und er sprang hinten ins Auto. Natürlich nicht, ohne sich über die Lehne zu ihnen nach vorn zu beugen. „Was hat sie gesagt, das dich so traurig macht?“ fragte der Junge bekümmert, wurde dann aber in die Wange gekniffen, weil er einfach so süß war. Er ließ sich das anstandslos von ihr gefallen. „Darf ich das nicht wissen?“

„Ach, ich habe in der Vergangenheit viel Blödsinn geredet, so wie das eben ist, wenn man jung ist. Du wirst auch noch Meinungen revidieren, von denen du heute noch überzeugt bist.“

Was auch immer Serena gesagt hatte, es hatte offensichtlich gesessen. Das Beste würde sein, sie setzten Keji zuhause ab und redeten dann allein. Wahrscheinlich war es etwas Schlimmes, etwas, was nichts für Kinderohren war. Wortlos fuhr er los und überlegte, ob sie überhaupt Laune hatte zu reden. Keji hatte sich angeschnallt, als der Motor gestartet worden war. Jetzt sah er nicht ihr Gesicht, das blickte betrübt aus dem Fenster.

Es stimmte, dass sie komische Dinge gesagt hatte, schockierende Dinge. Nur was genau es jetzt gewesen war, konnte er nicht sagen, egal wie lange er sie kannte. Manche Dinge blieben für immer ein Rätsel.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  MiwakoSato
2019-05-08T21:42:27+00:00 08.05.2019 23:42
In der Ecke stand das verängstigte Ding, was sie selbst sich wie eine Halbgöttin fühlen ließ und strahlte freudig, anscheinend hatte sie ihn schon eingeweiht. Das macht sie echt nicht sympathischer xD
Ihm schien unter der Brücke schlafen, klang attraktiver, als sich mit der Diva rumplagen zu müssen… sie muss wirklich liebenswert sein xD

Kejis und Shiros Gastauftritt fand ich aber auch sehr schön :3

Das Gespräch zwischen Chris und Serena war sehr aufschlussreich. Ich kann es teils verstehen, aber sie sollte ihren Zorn in den Griff kriegen. Ihre Cousine hat ihr nichts getan. Und er? Warum wettert sie so gegen ihn? Er muss ihr ja was getan haben.

Deine Miwa~ ^^
Von:  Vineyards
2019-05-02T16:23:02+00:00 02.05.2019 18:23
was du immer so schreibst Andrea o_o
Das fanart mag ich übrigens *nur deswegen die FF gelesen hat*
aber ich würde auch sagen, das muss man noch einmal überarbeiten, weil es einfach zu alt ist, um es weiterzumachen

Grüße ^^


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