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Tour de Japan

Zwei Hundebrüder, drei Schutzherren und jede Menge Zoff
von

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Willkommen auf Hokkaido

This is the way, we want it to be

Walking the way, the honest will see

Walking the way of the warrior

 

Hammerfall: The Way of the Warrior
 

 

Die feurige Seele samt ihrer eigenartigen Reiterin hielt schwebend vor den Halbbrüdern am Strand und die kleine, runzelige Frau in einer dunkelgrünen Robe, mit langen, grauen Haaren, sprang in einer überraschenden Weise von ihrer Reitgelegenheit – sehr dynamisch.

„Sesshoumaru-sama.“

Der Hundedämon starrte sie für einen Moment an. „Bist du die Hexe des Westens?“

War Inu Yasha über diese Anrede schon überrascht, umso mehr von der förmlichen Welle aus Magie – und Zorn – die ihn einen Schritt zurückweichen ließ, ehe die Unbekannte kicherte und damit die Lage entspannte, denn auch der Ältere der Halbbrüder war im Begriff gewesen zur Klinge zu greifen.

„Ihr habt sie also noch nie gerufen. Oh, Sesshoumaru-sama, ich bin natürlich die Hexe des Nordens. Ich bin doch viel hübscher als meine Schwester.“

Das sei dahingestellt.„Ich bin noch nicht der Schutzherr.“

„Das mag sein. Also hat Yuki-sama recht und Ihr wollt seine Zustimmung. Und, wer ist das?“

„Mein Halbbruder Inu Yasha,“ erklärte der Hundedämon sichtlich widerwillig. „Und mein Erbe.“ Nicht auszudenken, wenn der Gott annahm, er sei zu feige sich der Prüfung allein zu stellen und brachte einen Leibwächter mit.

„Hm. Euer Erbe also. Ah, Inu Yasha – ein Halbdämon, wie interessant.“ Da sie offenkundig sah, dass der so Angesprochene wütend werden wollte, hob sie die Hand. „Jung, ja, impulsiv. Aber, werdet nicht zornig mit einer alten Frau, mein Junge, die von Euch kaum Sagen hörte.“

Sagen hörte? Noch ehe der doch etwas verwirrte Halbdämon eine Frage fand, griff der große Bruder ein. Hexen der vier Winde waren lästig, weil redselig, mächtig und mit ewiger Zeit ausgestattet. „Was will Yuki, Hexe des Nordens?“

„Oh, der Herr sagt, wenn Ihr ihn aufsuchen wollt – geht von hier aus nach Norden. In zwei oder drei Tagen gelangt Ihr, wenn Ihr lästige Zwischenfälle bereinigen könnt, auf ein Hochplateau, was momentan noch unter Schnee liegt. In der Mitte werdet Ihr unschwer die Nadel des Gottes erkennen. Um diese herum führt eine Treppe bis an die Spitze. Eine Treppe mit Toren. Gelangt Ihr diese empor, seid Ihr willkommener Gast. Oder eher, willkommene Gäste.“ Sie zuckte die Schultern. „Die Treppe, ja, das ist die Prüfung für Leute, die Schutzherr werden wollen, Sesshoumaru-sama. Yuki-sama lässt Euch allerdings bitten bei der Anreise gewisse … Nachsicht walten zu lassen. Nicht jeder, der Euch anspricht, meint es tödlich. Und selbst wenn….“

„Keine Toten,“ konstatierte Inu Yasha prompt und erhielt einen amüsierten, aber auch anerkennenden, Blick der Hexe.

„Ja, Inu Yasha-sama, sollte ich wohl sagen. Genau dieses.“ Dieser Junge schien nicht einmal in Betracht zu ziehen, dass es wirkliche Schwierigkeiten geben konnte. Verließ er sich so auf den großen Bruder? Oder, andersherum – er galt als Erbe des Westens? Dann konnte der wohl wirklich etwas, zumal der Herr ja auch seinen Namen schon erwähnt hatte, also wohl von dem gehört hatte. Der konnte interessant werden. Und, natürlich, für eine der vier Hexen der vier Winde, amüsant. Sie wandte sich jedoch lieber wieder dem zukünftigen Schutzherrn des Westens zu. Wenn der das wurde, wäre er immerhin der Herr ihrer Schwester. Und die uralten, magischen, Verträge zwischen den Schutzherren und den Göttern hatten leider auch den kleinen Passus beinhaltet, dass die Hexen stets Rufbereitschaft hatten und zur Hilfe verpflichtet waren. Die vier Schwestern waren ja überzeugt gewesen, dass das die Retourkutsche für den kleinen Spaß mit einem gewissen Schwert gewesen war, aber, was sollte es. Sie warf kaum einen Blick auf Tenseiga, das da so friedlich an der Hüfte des Hundedämons ruhte. Der Andere der Jungen hatte Tessaiga – und sie hatten beide dafür gesorgt, dass So´unga wieder in der Hölle landete. Wenn sie es so recht betrachtete, hatten diese Zwei eine deutlich bessere Protektion als sie und ihre Schwestern. Kein Grund, also, unhöflich zu werden. „Sesshoumaru-sama, Ihr werdet mich natürlich nicht rufen können. Aber Ihr werdet mich wiedersehen, wenn Ihr den Fuß der Treppe erreicht habt. Wenn der Herr mich dann nicht mehr benötigt, kehre ich nach Hause zurück.“ Sie schien mit der Feuerseele zu kommunizieren, denn diese tauchte neben ihr auf. Mit einem Sprung war die Hexe darauf. „Wir sehen uns,“ nahm sie als Abschiedsgruß und flog ab.

 

„Wer war das denn? Eine Hexe?“ erkundigte sich Inu Yasha, der durchaus schon Bekanntschaft mit welchen gemacht hatte – nicht zuletzt mit dieser Ura … die die Toten wiederbelebt hatte, darunter leider auch Kikyou. „Oh, nein, sag bloß nichts, lass mich raten. Da das die Hexe des Nordens war, die des Westens auch erwähnt wurde, gibt es garantiert vier, für alle Richtungen eine. Und sie unterstehen den jeweiligen Schutzherren.“

Na, bitte, es ging ja doch, dachte der große Bruder mit einer ihn selbst etwas überraschenden Befriedigung. Wenn der törichte Bastard mal sein Gehirn benutzte, jedenfalls.

Da der Halbdämon bemerkte, dass bei seinem Begleiter noch immer Schweigen angesagt war, der jedoch langsam loslief, sprang er an dessen Seite. „Soll ich weiter raten? Irgendwie haben diese Hexen, Schwestern, wohl Zugriff auf das Jenseits, wenn sie eine Feuerseele als Flugobjekt behandeln können.“

„Fast. Sie sind sind dort.“

„Eine Antwort! Ich bin ja geradezu entzückt. Sie sind tot. Wunderbar. Und dann taucht sie mal eben hier so im Diesseits auf? Schön, ich gebe zu, Kagome, ich und auch du sind schon öfter mal im Jenseits aufgeschlagen und du kannst auch Seelen beschwören – aber, diese Hexe kann das wohl nicht für dich? Nur die Hexe des Westens, wenn du der Schutzherr bist? Auch so ein Teil dieser alten Sache?“

„Ja.“

„Wenn ich zu viel rede, dann du wohl eindeutig zu wenig. Aber hinterher rummaulen, dass der Bastard schon wieder nichts weiß.“ Inu Yasha reichte es langsam. „Weißt du was, DU wolltest, dass ich hierher mitkommen, DU bist derjenige, der einem aber nichts sagt. Hast du geglaubt, ich sei Jaken, der glücklich ist, wenn du ihn trittst? Entweder du erklärst mir, was los ist, oder du kannst allein weitergehen.“

Oh, nur zu gerne, dachte Sesshoumaru prompt, ehe ihm etwas anderes dämmerte. Er hatte gerade der Hexe des Nordens gegenüber erwähnt, dass Inu Yasha sein Erbe sei. Ryujin protegierte den sowieso und es stand zu erwarten, dass der diese freudige Botschaft auch an Yuki geschickt hatte, der von der Hexe ebenso garantiert die Neuigkeit zu hören bekam. Kurz, wenn der Halbdämon ernst machte und einfach umdrehte – wie stünde er, der mächtige Sesshoumaru, dann da? Gegenüber zwei Schutzherren und allen vier Hexen der Winde? Als sei er nicht einmal in der Lage seinen kleinen Bruder zu domptieren, ja, hätte Lügen verbreitet. Damit würde er selbst nie der Schutzherr des Westens werden, er wäre das Gespött ganz Japans. Und was seine Mutter dazu sagen würde … nein, daran wollte er lieber nicht einmal denken. Noch eine weitere Erkenntnis kroch langsam eiskalt seine Wirbelsäule hoch: er war erpressbar geworden. Inu Yasha musste nur sagen, dass er umdrehen wollte – und er musste klein bei geben. Unmöglich! Aber die Konsequenzen wären zu erniedrigend. Na schön. Er musste dem Welpen wohl ein paar Knochen hinwerfen, das sollte genügen. Nut kein Wort über den irrwitzigen Vorschlag des Drachenkönigs. „Was hat dir Myouga eigentlich beigebracht?“

Oh. War Sesshoumaru etwa davon ausgegangen, dass er alles wusste – und war deswegen so schweigsam gewesen, nach dem Motto: erinnere dich gefälligst und gehe mir nicht auf die Nerven? „Na, gar nichts dazu.“

Der Flohgeist war fällig. „Die vier Hexen gehören je einem Schutzherrn und arbeiten für diesen. Nur der jeweilige Schutzherr, und nur dieser, kann sie aus dem Jenseits rufen. Sie sind ihm zu Gehorsam und Hilfe verpflichtet.“

„Aha. Und das war so der alte Pakt? Wieso haben diese Schwestern da eingewilligt?“

„Sie wurden nicht gefragt.“

„Hm. Da steckte wohl eine gewisse Drohung dahinter, wenn sie trotzdem parieren, nehme ich an. Also sind die Schutzherrn nicht nur gut.“

„Höre endlich auf Moral von Menschen auf andere Wesen zu übertragen!“ Das war mehr ein Knurren. „Überdies – sie waren schon im Jenseits und waren wohl zu allem bereit, damit die Herrin der Unterwelt vergisst, dass sie einst So ´unga aus der Hölle stahlen.“

„Ach, die haben das durchgeknallte Stück Altmetall auf die Welt losgelassen? Na, danke.“ Inu Yasha spürte sein Mitleid mit den alten Hexen deutlich schwinden. „Dann gehen wir jetzt nach Norden zu diesem Turm, die Treppe hoch und fertig. Dann erkennt dieser Yuki dich an, und wir gehen wieder, dann zu dem Drachenkönig im Osten?“

Der hoffentlich zu würdigen wusste, dass er mit diesem lästigen Anhängsel da ankam.

Der Halbdämon schloss aus doch längerer Kenntnis, dass die Sprechstunde beim Älteren schon wieder beendet war. Und, dass die Stille ein Ja bedeutete.

 

Die Halbbrüder wanderten stundenlang durch die Dämmerung und die Nacht. Erst am folgenden Morgen endete der scheinbar endlose Wald und eine Ebene tauchte vor ihnen im Morgenlicht auf, an deren Ende sich scharf gezackte Bergspitzen zeigten. Ein kleiner Bach, der offensichtlich von dort stammte, bewegte sich durch das Flachland und endete an einem See, der direkt vor ihnen lag.

Sesshoumaru ging darauf zu und blieb stehen. Ohne den Blick von den Bergen zu nehmen, meinte er: „Trink.“

„Willst du mich schon wieder rumkommandieren?“ fuhr der Jüngere prompt auf, nur, um zu realisieren, dass es wohl eine brüderliche Anwandlung war daran zu denken, dass er mehr als ein vollblütiger Dämon benötigte. So ließ er sich tatsächlich am Ufer nieder und schöpfte mit der Rechten das Wasser, sicher, dass der Herr Halbbruder ihm doch sagen würde, wenn jemand oder etwas kommen würde, schon, damit der sich nicht die hochwohlgeborene Klaue selbst schmutzig machen musste.

Als Inu Yasha aufsprang, ging der Ältere schweigend weiter – auch ohne ein Wort darüber zu verlieren, dass er irgendeine Veränderung auf dieser Ebene vor ihnen wahrgenommen hatte. Er konnte es nicht genau benennen, auch nicht sagen, ob es im Wasser des kleinen Sees oder auf dem Land war. Wozu also seine Unwissenheit ausbreiten.

Lange Stunden geschah nichts, ehe Inu Yasha anhielt. „He, Sesshoumaru!“ Er flüsterte unwillkürlich.

Der Ältere blieb etwas überrascht stehen, jedoch sicher, dass sich der Halbdämon eher selbst die Zunge abgeschnitten hätte als ihn anzulügen. Überdies spürte auch er immer intensiver eine andere Magie. Oder etwas ähnliches. Es war nur erstaunlich, dass ein Halbmensch das bemerken konnte.

Es war eben diese menschliche Seite des Halbdämonen, die ihn die stille Beobachtung erfassen ließ. Sie wurden beobachtet, obwohl auf dieser baumlosen Ebene nichts und niemand zu entdecken war. Es war der uralte Instinkt eines Menschen fixiert zu werden, Jagdwild geworden zu sein, der ihn alarmiert hatte. „Jemand ist da.“

„Ja,“ gab Sesshoumaru zu. „Gehen wir.“

Immerhin schien der ihm zu glauben. Darüber erfreut, dachte Inu Yasha kurz nach. „Hm. Du meinst, wenn der nichts von uns will, ist er gleich, und wenn doch: Pech gehabt? Naja, wir sollen ja niemanden umbringen.“

Das bedurfte keiner Antwort, entschied der große Bruder.

Als sie weitergingen, schwand das intensive Gefühl auch. Dann jedoch begann es zu schneien.

 

Der Schnee wirbelte hoch im jäh aufpeitschenden Wind, blieb auch zu ihren Füssen liegen. In wenigen Minuten erreichte er schon fast die Fußknöchel. Gleichzeitig wurde der Flockenwirbel immer dichter. Sie waren in einen Schneesturm geraten. War das auf der Nordinsel so üblich oder verursachte das derjenige, den sie schon gespürt hatten? Gleich. Um auch nur zu atmen, die Augen freizuhalten, sahen sich die Halbbrüder gezwungen einen Arm schützend vor das Gesicht zu legen. Beide wählten instinktiv die freie Hand – um mit der Anderen zum Schwert greifen zu können.

Inu Yasha stellte gerade fest, dass er den Hundedämon weder sehen noch wittern konnte, in diesem, ja, das war wohl ein Schneesturm, von einer Heftigkeit, wie er ihn noch nie erlebt hatte. Mühsam sah er sich um und erkannte links vor sich einen Schemen in dem wirbelnden Weiß. War das Sesshoumaru? Aber die Gestalt war kleiner, taumelte auch. Das war doch eine Frau? Er machte einen Satz hin, vorsorglich jedoch die Finger um Tessaigas Griff, ehe er sich entspannte. Es handelte sich um eine junge Menschenfrau, die ihr Kind, eindeutig ein Baby, mit der Linken an sich drückte, während sie mit der Rechten versuchte ihr eigenes Gesicht zu beschirmen. Sie erstarrte, als sie ihn entdeckte, zumal ihr Blick fast unverzüglich auf seine Hand am Schwert fiel.

„Oh, bitte nicht, edler Herr,“ keuchte sie, um lauter zu ergänzen: „Bitte. Mich hat der Schneesturm überrascht, ich finde nicht in das Dorf zurück ….“

Dorf? Hier war doch keines zu sehen gewesen? „Wo liegt denn dein Dorf?“

„Oh, an den Bergen, am Fuß der hohen Berge, edler Herr. Wenn Ihr mich dorthin begleitet, bin ich sicher, dass auch Ihr dort vor dem Unwetter Zuflucht finden könnt.“ Sie schrie es gegen den Wind.

Hm. Dorf und Wärme klang nett, zumal er weder wusste, wo der Herr Halbbruder steckte, andererseits ja wohl auch davon ausgehen konnte, dass der alles an Schneesturm überleben konnte, was hier wer aufbot. „Gut, gehen wir.“

Die junge Frau schloss sich ihm unverzüglich an. Keine fünf Minuten später jedoch bat sie: „Herr, ich bin erschöpft. Ich weiß nicht, wie lange ich hier herumirrte. Bitte, seid so gnädig und tragt mein Kind!“ Sie wollte es ihm reichen.

Inu Yasha erstarrte, als plötzlich ein Bild vor seinem inneren Auge auftauchte: Miroku, der mit einer ähnlichen Geschichte angeblich in ein Schloss, ein Waisenhaus, gelockt worden war, und da mit Kindern aus Schnee gekuschelt hatte, wo ihm langsam, aber sicher, die Wärme aus dem Leib gezogen worden war. So fuhr er herum. „Schneefrau!“ zischte er und griff nach der Kehle der Unbekannten. Im nächsten Moment verwandelte sich diese. Aus der vielleicht zwanzig Jahre zählenden Menschenfrau wurde ein Wesen mit glühenden, gelben Augen, langen, weißen Haaren und einer bläulichen Haut. Lange Finger mit Krallen versehen ließen das angebliche Baby fallen, das sich noch im Sturz in Schneeflocken auflöste. Der Halbdämon drückte zu. „Was ist mit meinem Bruder?“ Genaueres ging eine Schneehexe nichts an.

„Ich….edler Herr, Ihr erwürgt mich ….“ Da sie einsah, dass ihm das wohl weit weniger ausmachen würde als das Schicksal seines Bruders: „Er … er kämpft gegen meine Schwester.“

Inu Yasha gab sie frei. „Zwei lebensmüde yuki onna auf einmal? Du hast Glück, dass Yuki nicht will, dass wir seine Leute umbringen. Ich hoffe für deine Schwester, dass sich mein großer Bruder auch daran erinnert.“ Seltsam, wie warm das klang: mein großer Bruder. Und das, da war er sicher, hatte er noch nie jemandem gegenüber ausgesprochen.

 

Sesshoumaru ließ seinen linken Arm sinken, als der Schneesturm etwas nachließ. Allerdings sah er sofort, dass sich die Schneeflocken vor ihm nun verdichteten, einen wirbelnden Tanz aufführten – und er nun deutlich die Anwesenheit einer mit magischer Energie begabten Person spüren konnte. Er ließ die Augen nicht von den immer enger tanzenden Schneeflocken vor sich, als er versuchte nach dem Halbdämonen zu wittern. Vergeblich. Nun ja, die Frau, die sich hier aus dem Schnee bildete, war eher sein Hindernis. Wenn jemand auf sich selbst aufpassen konnte, dann Inu Yasha, das hätte er jederzeit bestätigt. Das Schwert, das die Unbekannte in der Hand hielt, schien aus blankem Eis zu sein. Und sie trug das sicher kaum zur Zierde. Während er selbst zog, musterte er sie. Lange, schneeweiße Haare, Fangzähne, bläuliche Haut, gelbe Augen, lange Klauenfinger – tatsächlich eine yuki onna in ihrer wahren Gestalt. Schön, wenn die wenigstens wusste, dass er jede Tarnung durchschaut hätte.

„Was für ein reizender Besuch,“ sagte sie. „Ein Hundedämon, so weit im Norden ist selten. Du wirst mir deine Energie geben.“

Da war wohl jemand sehr von sich eingenommen. „Ist das so?“ Ohne erkennbaren Ansatz sprang er vor und ließ seine Klinge in einem Bogen hinabflirren. Bakusaiga zerteilte die Unbekannte, aber er fuhr herum, sicher, dass das kaum alles gewesen war. Schneefrauen besaßen eine eigene Magie.

Prompt entstand sie auch wieder aus den Schneeflocken. „Schnell bist du, das gefällt mir.“ Sie machte nur eine Bewegung mit dem Handgelenk, aber aus der Klinge ihres Eisschwertes schossen unerwartet eine ganze Handvoll Eiszapfen, die auf den Hundedämon gezielt waren.

Sesshoumaru sprang in kühler Überlegung einfach in die Luft und blieb dort für einen Moment schweben, während sich die Zapfen harmlos in den Boden bohrten. Diese sollten ihn besser nicht treffen, beschloss er, denn das war keinesfalls nur Eis. Leider hatte Yuki ja gemeint, er sollte sich zurückhalten und niemanden umbringen. Das machte es natürlich schwerer zu gewinnen. War das bereits ein Test? Er landete, ohne seine Gegnerin aus den Augen zu lassen. Nun gut. Nicht die Klinge. Aber wozu war er ein mächtiger Dämon mit wahrlich genügend Kampferfahrung? Er hob sein Schwert, als er einen weiten Satz auf die Schneefrau zumachte, scheinbar erneut von oben zuschlagen wollend. Sie riss auch prompt zur Parade ihre Eisklinge empor, erkannte zu spät, dass er nur an ihr vorbeisprang. Noch ehe sie ganz begriff, schlug seine Rechte rückwärts, traf sie mit dem Knauf Bakusaigas an der Schläfe. Sie wurde für einen Moment ohnmächtig, lange genug, dass er der zu Boden Fallenden das Schwert entwinden konnte und seine eigene Klinge an ihre Kehle platzieren konnte. Erschreckt blinzelte die yuki onna zu ihm auf, wagte jedoch wohlweislich nicht sich zu bewegen.

„Du solltest dich bei Yuki bedanken,“ sagte er ebenso kühl wie der Schnee um sie herum. „Er meinte, ich solle niemanden töten.“ Er ließ den Blick nicht von ihr, selbst, als er merkte, dass sich zwei weitere Gestalten näherten, da er zumindest eine Witterung erkannte. Also war das Halbblut ebenfalls mit einer Schneefrau fertig geworden, denn die schlich hinter Inu Yasha förmlich her. So nahm er sein Schwert weg und schob es zurück an die Taille. „Verschwindet.“

Das ließen sich die beiden yuki onna kein zweites Mal sagen, zumal sie annahmen, dass es das nie geben würde. In Sekundenbruchteilen lösten sie sich in Schneekristalle auf und entschwanden den Sinnen selbst des Hundedämons.

 

Die Halbbrüder gingen weiter.

„Warum halten alle einen für so töricht?“ Sesshoumaru bemerkte erst, dass er seine Gedanken laut ausgesprochen hatte, als Inu Yasha etwas bitter antwortete:

„Na, willkommen in meinem Leben!“
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Lizard
2019-05-09T21:31:35+00:00 09.05.2019 23:31
Also, beim Auftritt und der Vorstellung dieser Hexe des Nordens mit Erwähnung der übrigen Hexen aus allen Himmelsrichtungen, konnte ich gewisse Assoziationen zu einem völlig anderen Land, wo es auch vier Hexen in den vier verschiedenen Himmelsrichtungen gibt, nicht vermeiden. Wenn sich die hier vorkommende Hexe dann auch noch mit dem Namen Glinda vorgestellt hätte, hätte ich mich nicht mehr halten können und laut "Willkommen in Oz" schreien müssen.^^

Bei der sog. Feuerseele, auf der die Hexe angeritten kam, musste ich erst mal überlegen, wann und in welchem Zusammenhang sowas im Manga/Anime mal vorkam, aber damit war dieses flötenspielende, normalerweise harmlose Kugelding gemeint, das eine Seele zwanghaft in die Hölle reißt, wenn es die Augen ganz öffnet und die Seele bis dahin ihren Frieden nicht gefunden hat, oder? Oh, das war, soweit ich mich erinnere, eine irgendwie sehr hübsche, anrührende, wenn auch traurige (Neben)Episode... muss ich auch mal wieder lesen/anschauen (na super, wenn du so weiter machst, bringst du mich noch dazu, dass ich in den nächsten Wochen dauernd nur noch wieder Inu Yasha lese/schaue...)!
Interessant aber, dass die vier Hexen einst Sou'unga geklaut und in die Welt gebracht hatten. Wie und warum das zugegangen ist und wie und warum das Höllenschwert dann an den Inu no Taishou geraten ist, wäre wahrscheinlich auch eine interessante, kleine Geschichte für sich. Aber auch gut, wenn/dass du das nicht weiter ausführst, da kann man seine eigene Fantasie ja ganz gut schweifen lassen.

Mich hat ein bisschen gewundert, dass Inu Yasha gar nicht auf diese Aussage/Erklärung von Sesshoumaru, "das ist mein Erbe", angesprungen ist. War ja im Prinzip 'ne (wenn auch nicht liebevoll gemeinte und "zwangsweise" abgenötigte) Familienzugehörigkeitsanerkennung, die sich der Halbdämon ja doch immer zu wünschen scheint. Aber vielleicht ist das Inu Yasha nicht so recht bewusst geworden, ihm scheint ja auch so anderes noch nicht ganz bewusst zu sein. Z.B., dass er seinen Bruder erpressen könnte, indem er sagt, du kannst mich mal, ich geh wieder heim. Anstatt davon genervt sollte Sesshoumaru also lieber erfreut über Inu Yashas Naivität und Unwissenheit in manchen Dingen sein. Freilich würde es Inu Yasha wohl eh nicht einfallen seinen Bruder im Stich zu lassen, aber bis diese Tatsache beide selbst erkennen, wird's wohl sowieso noch ein Weilchen und ein paar gemeinsame Erlebnisse dauern. Geht bei diesen beiden Dickschädeln wohl auch nicht anders. Gerade ihre so konträr wirkende und dann bei genauerem Hinsehen doch so ähnliche Art macht dieses Brüderpaar und Geschichten über sie ja so interessant! Und du triffst das so gut!

Zu dem Erlebnis mit den Schneefrauen kann ich noch folgendes sagen: sehr interessant, auf welch unterschiedliche Weise diese die beiden "angreifen". Diese Damen scheinen ganz genau zu wissen, wie sie vorzugehen haben. Während die eine sofort erkennt, dass sie mit einem Täuschungsmanöver wohl keinen Erfolg haben wird, erkennt die andere bei Inu Yasha richtigerweise in genau so einer Täuschung ihren Vorteil. Gefährliche Gegner, kann ich da nur sagen, und gut, dass und wie beide Hundebrüder damit fertig geworden sind (und ohne Todesopfer, sehr löblich!). Da kann Inu Yasha nur froh sein, dass er dank Miroku schon Erfahrungspunkte gesammelt hatte (ach ja, das ist übrigens noch so eine nette, mal wieder sehenswerte Animeepisode...).

Die Krönung des Kapitels ist natürlich der letzte Satz!^^

Antwort von:  Hotepneith
10.05.2019 08:47
Du hast recht, ich hatte die Hexen von Oz im Kopf....
Aber eben in anderer Variante - zu den Schutzherren passend, die ja auch in gewissen japanisachen Sagen erwähnt werden. Ihc habe mir allerdings diesbezüglich ziemliche Freiheiten gewährt.

Oh, und Inu Yasha als ERbe wird noch ...vorkommen.


hotep
Von:  00schnepel8
2019-04-14T07:36:40+00:00 14.04.2019 09:36
Haha der letzte Austausch war gut :D
Von:  Dragon1
2019-01-31T09:42:20+00:00 31.01.2019 10:42
Wie herrlich. Ich habe mir InuYasha gerade als Sesshoumarus Leibwächter vorgestellt. Wirklich eine amüsante Vorstellung^^
Wieder ein tolles Kapitel!!!
Bin so gespannt wie es für die beiden weiter geht^^


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