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Die Kunst eine Torte zu backen

von
Koautor:  Hampelmann

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Es begann wie ein großes Geheimnis. Nine, der mehr durch Lautstärke als Besonnenheit glänzte, wurde gesehen, wie er erst mit Trey flüsterte, angeregt, aufgeregt, und dann mit seinen anderen Ziehbrüdern die Köpfe zusammensteckte.

Dann verschwand er in der Küche, gefolgt von einem amüsierten Jack, einem eher besorgten King, und einem misstrauisch wirkenden Eight.

Es endete mit einem Schlüssel, der sich von innen im Schloss herumdrehte, und die vier Jungs von kaum und gerade zehn Jahren einsperrte.
 

Oder begann es gar damit erst?
 

***
 

Eight sah in die Runde seiner plappernden Ziehbrüder und räusperte sich entschlossen. King und Jack verstummten sofort, Nine brauchte einen Tritt gegen das Schienbein, ehe er vom Kochbuch aufsah und zu Eight hinunterblickte.

„Hey! Zwerg, ich hatte hier Wichtiges zu tun, du kannst nicht einfach – AU!“

Noch ein Tritt, und Nine war still, sah sich mit einem wutschnaubenden Eight konfrontiert, der einen Bogen Papier vor seiner Nase wedelte.

„Ich habe mir von Queen Mutters Lieblingsrezept geben lassen.“

Das Argument nahm Nine allen Wind aus den Segeln und er sank auf einem Küchenstuhl zusammen, während dafür Kings Sorge angefacht schien.

„Aber, war es nicht gerade Ziel dieser Sache, uns über die Mädchen zu erheben? Können wir das tun, wenn wir mit ihren Waffen kämpfen, sozusagen?“

Nine sprang direkt wieder auf, verzog nur vage das Gesicht, als er das getretene Bein belastete.

„Nein! Das ist sogar genial!“, erklärte er, machte Anstalten, Eight den Kopf zu tätscheln, und wurde gerade noch so von einem noch giftigeren Blick aufgehalten. Zu seinem Glück lenkte Jack mit typisch traniger Art direkt von Nines Verfehlung ab.

„Warum noch einmal machen wir das hier genau?“, fragte er langgezogen, lehnte sich in dem Versuch, lässig auszusehen, gegen einen Küchenschrank zurück. Nine baute sich empört mitten in der Küche auf, die eigentlich viel zu klein für vier Personen war. Selbst für vier kleine.

„Habe ich das nicht ausreichend erklärt? Wir sind seit einem guten Jahr hier bei Mutter, plus minus jeder ein paar Wochen. Und was haben wir geleistet?“

Er schwellte die Brust.

„Viel, gewiss! Wir haben fleißig gelernt zu kämpfen, haben unsere Hausaufgaben gemacht-“ („Oder uns erfolgreich davor gedrückt“, murmelte King Eight zu, mit einem Nicken auf Nine) „-und nun werden wir trotzdem gegen diese Mädchen verlieren! Unsere Schwestern machen nicht nur brav ihre Aufgaben, sondern versuchen, durch Gefallen vor unserer Mutter besser dazustehen! Erst letzte Woche haben sie ihr neue Kissen geschenkt, selbst bestickt, für den Wohnraum, und ihr habt gesehen, wie sie sich gefreut hat. Wir sehen alt aus, daneben, wenn wir nicht etwas unternehmen! Und deswegen…“

Er riss Eight das Papier aus der Hand, zerriss es dabei beinahe, wedelte damit aufgeregt herum.

„Wir werden Mutter einen Kuchen backen, wie sie nie einen gegessen hat! Und dann wird sie sehen, dass sie auch auf ihre Söhne stolz sein kann, jawohl!“

„Jawohl~“, wiederholte Jack ohne viel Energie, doch es schien Nine zu genügen, und er fühlte sich bestätigt, während Jack ein schelmisches Grinsen zu Eight und King warf, und den Schlüssel in seiner Hosentasche verschwinden ließ. Sie saßen alle im gleichen Boot. Oder in diesem Fall, in der gleichen Küche fest.

„An die Arbeit!“
 

***
 

Nines Ausruf hatte die von ihm wohl unerwartete Konsequenz, dass Eight auf einen Küchenstuhl sprang, um ihm das Rezept wieder abzujagen. Nine wollte schon protestieren (oder einen Kampf darum beginnen), doch King hielt seinen Arm erfolgreich fest.

„Nine. Überlass Eight das Rezept. Er kann etwas besser lesen als du. Und erkennt wahrscheinlich mehr Zutaten.“

Nines geknickter Gesichtsausdruck ließ King seufzen.

„Du kannst schon einmal… die Eier aus dem Kühlschrank holen?“

Zum Glück ließ Nine sich davon ablenken, und zum noch größeren Glück überlebten die Eier die Aktion. Und Eight übernahm das Kommando.

„Jack, zwei Schüsseln, Küchenwaage, Löffel, Messer. King, Zucker, Mehl, Backpulver. Nine, stell die Eier weg und fass sie nicht nochmal an, ehe sie herunterfallen. Butter und Milch aus dem Kühlschrank.“

Bis die Küchenwage gefunden war, war die Butter immerhin weich genug, um sie zu verarbeiten, und es landete auch nur eine verschmerzbare Menge des Mehls auf dem Boden und des Zuckers in Jacks Magen.

„So muss ein Schlachtfeld nach dem Krieg aussehen“, hörte man King murmeln, als endlich alle Zutaten in der Schüssel waren, und Eight entschlossen zu rühren begonnen hatte. Mit der Hand, weil auf Küchengeräte war kein Verlass.

Ohne aufzusehen knurrte Eight: „Dann räumt auf!“

Nine und Jack setzten zum Protest an, gerade solange bis Eight doch aufsah. Sein Funkeln könnte tödlich sein, wenn sie sterblich wären. Abermals war es King, der die beiden versöhnlich an der Schulter berührte.

„Kommt schon. Mutter wird es nicht beeindrucken, wenn wir hier so ein Schlachtfeld hinterlassen.“

Das zog, und schließlich war ein Häufchen Mehl in einer Ecke zusammengefegt, die Eierschalen im Mülleimer, und das schmutzige Geschirr in die Spüle gestellt. Immerhin.

„Holt mir die Kuchenform!“

Ein Befehl von Eight, und erneut brach Chaos aus. Wo sollte man hier auch eine Kuchenform finden?
 

***
 

Irgendwann war der Teig in der Form und die Form im Ofen, und die Kinder… mit Mehlflecken und Zuckerbäuchen saßen sie in der kleinen Küche herum, Eight auf dem Stuhl, Nine auf der Fensterbank, Jack auf dem Boden und King auf der Anrichte. (Er würde wohl später einen Mehlhintern haben.)

Die große Küchenuhr hatte wohl erst zehnmal zart getickt, da begann Jack zu wippen. Nach weiteren zehn Ticken begannen Nines Füße zu wackeln und zu baumeln.

Keine Minute später sprangen sie beide auf, und Nine erklärte wichtig:

„Ich schau, ob der Kuchen fertig ist!“

Eight stöhnte entnervt.

„Der Kuchen muss vierzig Minuten Backen, nicht vierzig Sekunden!“

Jack lachte unbekümmert, ließ sich wieder auf den Boden plumpsen.

„Dann sollten wir uns die Zeit wohl mit einem Spiel vertreiben!“

Und schon hatte Jack das zusammengefegte Mehl wieder auf dem Bode verteilt und begann mit dem Finger darin zu malen.

„Wer als erster erkennt, was das sein soll, gewinnt!“, verkündete er, und kaum, dass er den Finger wieder ins Mehl getaucht hatte, rief Nine: „Ein Schneemann!“

King stöhnte stumm, und ein rascher Blickwechsel mit Eight verriet; sie würden wohl beide bei diesem Spiel verlieren. Weil sie gar nicht erst mitmachten.
 

Am Ende war das wohl gut so, denn Jack und Nine waren so vertieft in ihre Mehl-Malereien, dass sie den Kuchen gewiss vergessen hätten. Erst, als Eight den Ofen öffnete, schnupperten sie auf, und Nine bekam erst große Augen, und dann tiefe Runzeln auf der Stirn.

„… sieht… langweilig aus.“

Ein platter, runder Tortenboden.

Wieder hallte Jacks Lachen durch die Küche.

„Wir könnten Quark darauf schmieren. Und dann Obst obendrauf werfen.“

Eight knurrte.

„Hier wird nichts geschmiert und geworfen!“, empörte er sich, doch mit einem weiteren Blick auf den Kuchen seufzte er.

„Wir werden die Quarkcreme behutsam auftragen, und dann das Obst kunstvoll darauf drapieren, jawohl.“

Jack und Nine sahen beide gleichermaßen verwirrt aus, und King lachte trocken.

„Eight, einfache Worte.“

Eight stöhnte.

„Gut, wir schmieren Quark drauf und werfen Obst hinterher.“

Jack jubelte.
 

***
 

Es endete mit einem wunderbar schiefen Obstkuchen zum Abendessen. Die bunte Familie saß beisammen, ihre geliebte Mutter am Kopfende des Tisches, das größte Stück Kuchen auf ihrem Teller.

Dann probierten sie, und wie schief der Kuchen war, wurde egal, denn er schmeckte wirklich gut.

Und das alles nur, weil Trey zu Nine gesagt hatte, dass Frauen Kuchen liebten, und ihre Schwestern sich viel zu sehr bei ihrer Mutter einschlichen. Dass man etwas tun musste.
 

Vielleicht war es ja aber auch nur Trey gewesen, der Kuchen liebte. Auf jeden Fall grinste er sehr breit in seine Quarkcreme hinein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  lula-chan
2018-09-17T14:45:03+00:00 17.09.2018 16:45
Lustige Idee. Gefällt mir. Sehr gut geschrieben. Du bringst die ganze Szenerie echt gut rüber. Ich musste viel lachen.

LG
Antwort von:  Hampelmann
22.09.2018 14:00
Danke, das freut mich, dass die Geschichte gut angekommen ist! :)
Von:  Fandalite
2018-09-15T16:37:30+00:00 15.09.2018 18:37
„Wir könnten Quark darauf schmieren. Und dann Obst obendrauf werfen.“

„Hier wird nichts geschmiert und geworfen!“, empörte er sich, doch mit einem weiteren Blick auf den Kuchen seufzte er.

„Wir werden die Quarkcreme behutsam auftragen, und dann das Obst kunstvoll darauf drapieren, jawohl.“
...
„Gut, wir schmieren Quark drauf und werfen Obst hinterher.“ ...

Lachflash XD!
Obwohl ich das Fandom nicht wirklich gut kenne, musste ich über deine kleine feine Geschichte gerade sehr lachen.
Gerade weil ich selber einen kleinen Sohn habe und du die Szene einfach genial rübergebracht hast.
Sehr süß die Kids und ich hoffe ihrer Mutter schmeckt es <3
-Jetzt hab ich übrigens auch Lust auf Kuchen- oder zumindest Pfannkuchen mit Marmelade ^^

LG!

Antwort von:  Hampelmann
22.09.2018 13:59
Ich hoffe, du hast deiner Lust nach Kuchen welcher Art auch immer nachkommen können! :)
Danke für den Kommentar und das Lob. ♥
Von:  Kim_Seokjin
2018-09-15T16:27:58+00:00 15.09.2018 18:27
Oh Gott! Ich sterbe vor Lachen und das nur schon bei dem ersten Sätzen!! :D
Das kann doch eigentlich nur in die Hose gehen, oder? XDDD Oder King rauft sich vor Verzweiflung die Haare aus, während Nine und Eight sich prügeln. XDD Wie viele blaue Flecken Nine wohl so von Eight abkriegt? Jack kann eigentlich auch froh sein, dass er nichts abkriegt. XD
Immerhin sind die Eier ganz geblieben und nicht zu viel Zucker in Jacks Magen. XDD Eight ist ein kleiner Diktaktor, vielleicht sollte ich ihm doch etwas mehr mit Sorgfalt behandeln.
Kings Mehlhintern wäre sicherlicherlich ein Hingucker hoffentlich gibt es davon ein Foto! :'D
Immerhin ist der Kuchen lecker geworden. Ich hatte schon Sorge, dass er verbrennt ist oder gar übel schmeckt.
Trey ... ich bin sprachlos. XD
Antwort von:  Hampelmann
22.09.2018 13:58
Perfekt! Das war schließlich das Ziel des ganzen ;)
Und Nines blaue Flecken? Sagen wir es so, er schafft es nie, Fleckenfrei zu sein, weil er sich ständig wieder eine neue Dummheit leistet. Allein für diesen Tag... unzählbar! xD
Aber ja, behandle sie Eight mit Sorgfalt!!!

Oh, wenn ich könnte, ich hätte dir nun Kings Mehlhintern gezeichnet... das würde dir gefallen, huh? Eine Ausrede zum hingucken! ;)

Eigentlich sollte der Kuchen auch ungenießbar werden, aber das habe ich mit Eights Ego nicht überein bekommen.


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