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Bei Vollmond

von

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Mittlerweile war die Sonne untergegangen und der helle Vollmond tauchte die Umgebung in unwirklich erscheinendes Licht. Ramrods Umrisse erhoben sich hoch wie ein Berg in der Dunkelheit. Seine Besatzung hatte einen wunderschönen Landeplatz etwas außerhalb einer kleinen Siedlung gefunden, direkt an einem kleinen, malerischen See, umsäumt von großen, alten Bäumen.

Die Star Sheriffs waren tags zuvor von den Bewohnern der Siedlung zu einem Notfall gerufen worden. Das Dorf wurde von Outridern überfallen, doch mithilfe der mutigen Anwohner, die fest entschlossen waren, ihr Land zu verteidigen, gelang es den Star Sheriffs, die Schmutzfüße in die Flucht zu schlagen. Sogar ein paar der älteren Kinder hatten sie dabei tapfer unterstützt.

Fireball setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, unterm Arm trug er eine Decke und auch wenn der Vollmond genügend Licht spendete um die Umgebung zu erkennen, wollte er kein Risiko eingehen und womöglich über eine Wurzel oder ein Schlagloch stolpern, die sich im Dunkeln verbergen konnten.

Zielstrebig ging er auf den See zu, an dessen Ufer April seit dem frühen Abend saß.

Seit Colt ihnen vor ein paar Tagen eröffnet hatte, dass er und Robin Nachwuchs bekommen würden, war April in einer seltsam melancholischen Stimmung und zog sich so oft es ging von ihnen zurück.

Fireball und auch Colt und Saber kannten das bereits, sie waren mittlerweile seit fast fünf Jahren gemeinsam unterwegs, da lernte man den anderen mit all seinen Launen zwangsläufgig beinahe besser kennen als sich selbst. Die Jungs ließen ihrer Navigatorin und einzigen weiblichen Besetzung ihres Teams den Freiraum so wie es möglich war, bisher war sie immer ein paar Tage später wieder die Alte gewesen, fröhlich und gut gelaunt wie sonst auch.

Schon von weitem sah er seine Teamkollegin und beste Freundin. Sie saß auf einer Decke, den Blick auf den See gerichtet, die Arme um ihre Beine geschlungen und das Kinn auf die Knie gestützt. Ihr langes blondes Haar schimmerte silbern im Mondschein. Gedankenverloren beobachtete sie die sich kräuselnden Wellen auf der dunklen Wasseroberfläche, in der sich idyllisch das Licht des Mondes und der Sterne spiegelte.

Lautlos legte Fireball die Decke beiseite, die er mitgebracht hatte falls es April zu kalt werden würde, und setzte sich dicht neben sie.

"Na, alles gut?", fragte er leise.

"Ja", antwortete sie in einem Tonfall, der das Gegenteil besagte. Auch das kannte er schon von ihr. Schweigend leistete er ihr Gesellschaft, er wusste dass sie irgendwann von sich aus anfangen würde, zu reden.

April seufzte leise und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Darauf hatte er gewartet. Lächelnd legte er einen Arm um sie, zog sie näher zu sich und lehnte seinen Kopf gegen ihren. Der Rennfahrer kannte April schon lange genug um zu wissen, dass sie manchmal einfach in den Arm genommen werden wollte, völlig ohne irgendwelche Hintergedanken. Hin und wieder brauchte sie diese menschliche Wärme, und es erfüllte ihn mit Freude, wenn sie diese Nähe bei ihm suchte. Auch ihm tat ihre Nähe gut, es beruhigte ihn ungemein wenn er sie im Arm halten durfte.

„Was bedrückt dich?“, fragte er leise.

Wieder seufzte sie. „Ich werde als alte Jungfer sterben...“, murmelte sie traurig.

„Wie kommst du denn darauf?“

„Colt wird bald Vater, Saber und Sincia heiraten in zwei Monaten und gestern kam eine Einladung von einer Freundin zu ihrer Hochzeit. Alle meine Freundinnen sind verheiratet oder haben einen festen Partner, nur ich bin immer noch allein.“

„Du bist nicht allein. Wir sind doch immer für dich da und zur Not heiratest du eben mich“, zwinkerte er sie an.

April grinste etwas missglückt und seufzte erneut.

„Wir sind doch eh schon fast wie ein altes Ehepaar. Hocken rund um die Uhr beisammen, kennen den anderen in- und auswendig und Sex haben wir auch nicht miteinander“, grinste er neckisch.

„Oh Fire...“ Sie stieß ihm tadelnd den Ellbogen in die Seite. Er lachte kurz auf und wurde sofort wieder ernst.

„Aber ich weiß was du meinst“, sagte er leise. „Manchmal wünsche ich mir auch jemanden, mit dem ich morgens zusammen aufwache, und vielleicht ein gemeinsames Leben aufbauen kann, ohne Krieg und diesen ständigen Kämpfen. Aber ich sehe auch, wie schwer es Saber und Colt immer wieder fällt, sich jedesmal von ihren Liebsten zu verabschieden, mit dem Wissen sie vielleicht nie wiederzusehen. Und wenn das Baby da ist, wird es für Colt bestimmt noch schwieriger werden. Ich glaube nicht, dass ich das könnte. Das möchte ich der Frau, die ich liebe, nicht zumuten, da bleibe ich lieber alleine.“

„Hmmm“, machte April leise.

Plötzlich merkte er, wie ihre Schultern zu beben begannen. Sie schniefte verlegen. „Ach Süße“, murmelte er, verstärkte seine Umarmung und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf das Haar.

Dann wandte er ihr den Blick zu, legte seine Hand auf ihre Wange und wischte mit dem Daumen ihre Tränen fort. April drehte ihm zwar auch den Kopf zu, hielt den Blick jedoch gesenkt, deswegen schob er seine Hand unter ihr Kinn, hob ihren Kopf an und zwang sie so, ihn anzusehen.

In ihren großen blauen Augen schimmerten die Tränen, und das Mondlicht verliehen ihr ein strahlendes Funkeln..

Und mit einem Male durchzuckte es Fireball wie ein Blitz, als ihm bewusst wurde, wie sehr er diese wunderschöne Frau liebte. Seine Gefühle für sie, die er schon seit ihrer ersten Begegnung spürte und die er seitdem tief in sich vergraben hatte, bahnten sich einen Weg an die Oberfläche. In all den Jahren hatte er sich so sehr daran gewöhnt, diese Gefühle zu unterdrücken, dass er schon fast vergessen hatte, wie es war, verliebt zu sein. Aber nun war das Kribbeln in seinem Bauch wieder da, genauso wie das Herzklopfen.

Gefangen von ihrem Anblick strich er mit seiner Hand über ihre Wange bis zu ihrem Nacken und mit sanftem Druck zog er ihr Gesicht näher zu sich. Er sah ihr tief in die Augen und glaubte darin so etwas wie freudige Erwartung zu erkennen. Ganz langsam näherte er sich noch weiter ihrem Gesicht. Er fühlte die Wärme, die von ihrer Haut ausging, ihr Atem kitzelte über seine Wange. Er sah, wie April erwartungsvoll die Augen schloss und tat es ihr gleich. Fireball zögerte noch einen kurzen Moment, dann stupste er sanft ihre Nase mit seiner eigenen an und hauchte ihr schüchtern einen kaum spürbaren Kuss auf die Lippen.
 

„Sitzt April immer noch da draußen?“, fragte Saber und gesellte sich zu Colt, der im Kommandoraum stand und mit verschränkten Armen aus dem Fenster schaute. Von dort hatte man die Stelle am See im Blick, die April sich am frühen Abend mit ihrer Decke gesucht hatte.

Der Cowboy nickte grinsend. „Fireball ist bei ihr und du hast das Beste schon verpasst. Das ist spannender als Fernsehen.“

Saber hob fragend eine Augenbraue. „Er hat sie endlich geküsst!“, grinste Colt und deutete in die Richtung, wo sich April und Fireball befanden.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis Sabers Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dann konnte er die beiden im Schein des Vollmonds erkennen.

Tatsächlich, sie saßen nebeneinander auf der Decke, Fireball hatte einen Arm um April gelegt, seine andere Hand ruhte in ihrem Nacken und sie küssten sich. Saber lächelte zufrieden. Endlich, hat ja auch nur fünf Jahre gedauert bis sie selbst das Offensichtliche bemerkt hatten.

Schweigend beobachteten Colt und Saber ihre beiden Teamkameraden eine Weile, bis sie sahen wie Fireball einen Träger von Aprils rotem Overall über ihre Schulter schob und ihre Brust entblößte.

„Deibel auch, jetzt gibt er aber Gas“, entfuhr es dem Cowboy, beschämt zog er seinen Hut ins Gesicht während sich Saber hastig wegdrehte, die Wangen eindeutig gerötetet.

„Spielen wir eine Runde Karten?“, fragte der blonde Schotte.

Colt nickte. „Oder auch zwei oder drei Runden. Ich hole die Karten!“

„Und ich die Kekse!“

Und so verließen beide mit schnellen Schritten den Kommandoraum.
 

Unsanft wurde Fireball am nächsten Morgen geweckt. Ein drängendes „Fireball!“ und ein unsanfter Stoß mit einem Ellenbogen in seine Rippen rissen ihn aus seinem tiefen Schlaf.

„Was is'?“ murmelte er und öffnete widerwillig seine Augen. Als sein Blick sich langsam klärte, erkannte er das grinsende Gesicht von Thomas, einem Jungen, der ihnen gestern beim Kampf gegen die Outrider geholfen hatte. Fireball stemmte sich verwirrt auf die Ellenbogen. Was machte dieser Junge in seinem Zimmer?

„Warum habt ihr draußen geschlafen?“, fragte Thomas.

„Draußen?“ Erst jetzt bemerkte Fireball, dass er tatsächlich draußen übernachtet hatte, am Ufer des Sees, gemeinsam mit April. Diese blickte Fireball durchdringend an und hielt krampfhaft die Decke fest, die ihre Körper bedeckte. Sein Blick fiel auf die umherliegenden Kleidungsstücke.

„Oh“, entfuhr es ihm als ihm die Erinnerung an die vergangene Nacht in den Sinn kam. Seine Wangen färbten sich rot, genau wie die von April.

„Wir... ähh, haben die Sterne beobachtet und sind wohl dabei eingeschlafen“, sagte er schnell.

„Und warum seid ihr nackt?“, fragte Thomas neugierig weiter.

Fireball spürte wie April neben ihm zusammenzuckte.

„Uns wurde zu warm“, krächzte er. Thomas zog zweifelnd seine Augenbrauen zusammen.

Fireball räusperte sich, dann sagte er schnell: „Was machst du eigentlich hier?“, bevor Thomas weitere unangenehme Fragen stellen konnte.

Der Junge grinste. „Meine Mutter schickt mich, ich soll euch zum Dank für eure Hilfe gestern ein paar Brötchen für's Frühstück bringen“, sagte er und hielt den beiden eine Tüte mit Backwaren unter die Nasen.

„Danke“, murmelte Fireball überfahren, nahm die Tüte mit den Brötchen an und legte sie neben sich.

„Lasst sie euch schmecken!“, sagte Thomas, drehte sich um und winkte ihnen beim Weggehen zu.

Fireball und April warfen sich eine verstohlenen Blick zu.

„Und übrigens“, rief Thomas ihnen noch zu bevor er hinter einer Wegbiegung verschwand, „ich weiß dass ihr Sex hattet, bin doch kein Kleinkind mehr. Wollte nur eure erbärmlichen Ausreden hören!“

Sie zuckten beide gleichzeitig zusammen, entsetzt über soviel Unverschämtheit, Fireball murmelte ein „Großer Gott“, und schlug eine Hand vor sein Gesicht während April sich die Decke bis über den Kopf zog.

Erst nach zwei Minuten tauchte ihr Gesicht wieder auf.

„Ist er weg?“, fragte sie und schaute Fireball verlegen an.

„Denke schon“, antwortete er und erwiderte mit einem schüchternen Lächeln ihren Blick. Er rückte näher an sie heran, beugte sich über sie und wollte ihr gerade einen Kuss geben, als der Rennfahrer eine Bewegung in seinen Augenwinkeln registrierte und das Knacken eines Zweiges vernahm.

„Verschwinde Thomas, wir geben hier keine Vorstellung“, grummelte er.

Kurz darauf war das Kichern des Jungen zu hören, gefolgt von sich hastig entfernenden Schritten die von Blätterrascheln und knackendem Unterholz begleitet wurden.

Fireball seufzte und lehnte seinen Kopf gegen Aprils Stirn.

„Wir sollten uns wohl besser anziehen“, murmelte sie.

Er nickte widerwillig und hauchte ihr noch schnell einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.

Rasch zogen sie sich an, und mit den Decken und der Tüte mit den Brötchen in den Händen kehrten sie zurück an Bord von Ramrod.

Saber und Colt begrüßten sie breit grinsend. April und Fireball konnten ihnen an den Nasenspitzen ablesen, dass die beiden über ihre nächtliche Aktivität Bescheid wussten.

„Wir haben Brötchen mitgebracht“, sagte April verlegen während Fireball wortlos die Decken beiseite legte.

„Sehr gut, dann lasst uns frühstücken Leute! Ich hab' solch einen Hunger dass ich eine ganze Kuh verspeisen könnte“, grinste Colt, nahm die Brötchen in Empfang und machte sich auf den Weg in Richtung Küche.

April und Fireball warfen Saber ein verlegenes Lächeln zu. Dieser schmunzelte zurück. Zaghaft griff Fireball nach Aprils Hand und gemeinsam folgten sie dem Cowboy in die Küche.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Turbofreak
2018-10-03T14:01:13+00:00 03.10.2018 16:01
Oh man, Asche auf mein Haupt, ich schäme mich gerade total.

Du hast so was tolles geschrieben und ich bin nicht fähig, einen Kommentar da zu lassen *schäm*

Ganz großes Lob auch von mir, ich fand den kleinen OS toll und ich gestehe, so hätte es auch bei mir weitergehen können ^^. Du hast eine wunderbare Erzählweise, es war echt angenehm zu lesen.

LG
Turbofreak
Von:  Kittykate
2018-09-10T20:37:13+00:00 10.09.2018 22:37
Huhu.
So süß. Oh man erst die Spanner auf Ramrods Brücke und dann noch dieser freche Thomas. :-D

Schön hat mir sehr gut gefallen.
Danke und LG
Sunshine
Von:  Kaninchensklave
2018-08-29T18:46:57+00:00 29.08.2018 20:46
ein klasse OS

oh man eine SR FF oder OS habe ich shcon lange nicht mehr gelesen

Thomas ist ein ganzschöner Frechdachs jedoch ist nur das pasiert auf das der Rest schon immer gewartet hatte
immerhin hat es ja nur fünf Jahre gedauert es hätte auch länger sein können aber besser früher als später xD

solange beide aufpassen und in Ramrod ein Baby weint ist alles in bester Ordnung
denn dafür ist nach dem großen Kampf ja immer noch Zeit für die beiden jüngsten Star Sherrifs

GVLG


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