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»Steig auf!«

[ Otayuri ]
von

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Intro: »Nein.«

Wenn frei zu sein bedeutete die Arme zu heben und sein Verlangen offen zu zeigen, dann hatte er soeben die Freiheit gefunden.

Da war dieses Gefühl in seiner Brust, schon so lang. Von Anfang an, seit sich ihre Blicke zum ersten Mal gekreuzt hatten. Etwas, das mit jeder Begegnung und jeder zufälligen Berührung bittersüß über sein Herz rieb. Schwitzige Hände beim Telefonieren. Herzstolpern, wenn eine Nachricht kam. Wut bei Funkstille. Und dieses klaffende Loch in seiner Brust bei jedem Gedanken an ihn. Dieses verdammte Gefühl, das er vorher nie spüren musste. Und wie sehr hatte es ihn getroffen, bei der Erkenntnis, dass es Vermissen war. Vermissen, Sehnsucht, Trauer. Die erste Erfahrung etwas haben zu wollen, was man nicht bekam. Ein völlig neues Empfinden, auferstanden aus dem Unbekanntem.  

Verdrängung war gescheitert. Entfernung hatte nichts geändert, Zeit nichts gerichtet, Training nicht davon abgelenkt. Es war immer nur stärker geworden.  

Doch jetzt war er hier, ein Jahr nachdem er bei seinem Senioren-Debüt die Goldmedaille geholt hatte. Das zweite Wiedersehen in Fleisch und Blut. Seine erste und letzte Chance das auszudrücken, was ihn nun schon so lange quälte.

Und es fiel ihm so unerwartet leicht. Jeder Toeloop verlieh ihm Flügel, jeder Axel riss ihn ein Stück mehr aus seiner Angst. Fahrtwind peitschte durch sein Haar und versetzte ihn zurück in die Vergangenheit: Nach Barcelona, zu seiner ersten Fahrt auf einem Motorrad, mit dem Geruch seiner Lederjacke in der Nase und das Rauschen der Straße unter ihnen.

Jeder, der ihn länger als fünf Minuten kannte, wusste um sein loses Mundwerk und der Talentlosigkeit, freundliche Gespräche zu führen. Manche Spitznamen hafteten ihm nicht umsonst nach und eben dieser fläzige Ruf eilte ihm sehr oft voraus. Sanfte Worte fielen ihm schwer. Er war ein Mensch der Taten. Auch sein bester Freund konnte ein Lied davon singen. Immer wieder glitt sein Blick zurück zu ihm. Sah er zu? Er musste einfach. Er tat das für ihn. Er öffnete sich ihm, auch wenn er wusste, dass es Wahnsinn war. Doch er hatte keine Wahl, er musste diesen Wahnsinn willkommen heißen.

»Ich habe immer gedacht, dass wir uns ähnlich sind.«

Dieses erste Gespräch zwischen ihnen war unvergessen. Schon damals hatte sein Herz wie wild geschlagen und er hatte es ignoriert. Wenn er es nur schon damals richtig gedeutet hätte …

Ruckartig drehte er sich in seine Richtung, suchte ihn, erfasste ihn. Noch während der Fahrt riss er sich die Sonnenbrille herunter und entblößte tiefschwarze Smokey-Eyes. Er wollte ihn ansehen und von ihm angesehen werden, so sehr, dass es ihn von innen verbrannte und seine Organe schmolz. Er gab sich dem hin, streckte im Rausch der Musik seine Hand nach ihm aus -  und wie sehr überraschte es ihn, als sein Gegenüber diese tatsächlich ergriff. Plötzlich war dort überall Gänsehaut, als er in diesen sonst so ruhigen Augen etwas aufblitzen sah. In fließender Eleganz ließ er sich den Handschuh abstreifen und zögerte auch nicht mit seiner stummen Aufforderung, es bei der anderen Hand gleichzutun. Und dann spürte er plötzlich Lippen und Zähne an seinen Fingern, die Blitze nicht nur in seine Brust, sondern auch in seine Lenden jagten. Gott sei Dank übertönte die Musik sein erregtes Keuchen, als auch der zweite Handschuh vergessen zu Boden fiel.

Jetzt war es sicher. Deutlicher konnten keine Worte der Welt sagen, dass die Botschaft angekommen war. Und er tanzte weiter, denn sein Auftritt war noch nicht beendet. Seine gesamte letzte Kraft legte er in seine Choreographie, denn von nun an tat er das nicht mehr für sich allein, sondern auch für ihn. Von der anderen Seite der Eisfläche glitt er auf ihn zu und ging dabei in die Knie, ließ geschmeidig seinen Oberkörper nach hinten gleiten und zog die ausgestreckten Arme hinter sich her zu einer sinnlichen Pose. Wie durch Zufall rutschte dabei sein schwarzes Tanktop bis über seine Brust und entblößte nackte Stellen, die er bis zu diesem Tag niemandem erlaubt hatte so zu sehen.

»Willst du mein Freund sein, oder nicht?«

Er richtete sich auf und verlor sich in Pirouetten, wirbelte herum und fasste mit unsichtbaren Händen immer wieder in seine Richtung. Seine direkte Art war schon damals erschütternd gewesen. Und schon letztes Jahr in Barcelona hatte er die richtige Antwort gekannt, jedoch zum ersten Mal erfahren was es hieß den Mut zu verlieren.

Nein. Nein, ich will keine Freundschaft mit dir.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  m0nstellar
2018-04-19T18:49:52+00:00 19.04.2018 20:49
Hallöchen ~ ♥
Ich lasse dann auch mal einen Kommentar und ein wenig Liebe da!

Da war dieses Gefühl in seiner Brust, schon so lang. Von Anfang an, seit sich ihre Blicke zum ersten Mal gekreuzt hatten. Etwas, das mit jeder Begegnung und jeder zufälligen Berührung bittersüß über sein Herz rieb.
Oooh, wie ich das kenne! Das tut so weh und ist gleichzeitig so schön ...

Eigentlich müsste ich den kompletten ersten Absatz als "Favo" markieren können. Wieso kann man das hier nicht?! </3 So schön geschrieben ~ ♥

Verdrängung war gescheitert. Entfernung hatte nichts geändert, Zeit nichts gerichtet, Training nicht davon abgelenkt. Es war immer nur stärker geworden.
Gefühle können manchmal schon grausam sein ... Er tut mir so leid!

Sah er zu? Er musste einfach. Er tat das für ihn. Er öffnete sich ihm, auch wenn er wusste, dass es Wahnsinn war. Doch er hatte keine Wahl, er musste diesen Wahnsinn willkommen heißen.
Mutiger Junge! Gott, ich fieber so hardcore mit. ;O;

Ruckartig drehte er sich in seine Richtung, suchte ihn, erfasste ihn. Noch während der Fahrt riss er sich die Sonnenbrille herunter und entblößte tiefschwarze Smokey-Eyes. Er wollte ihn ansehen und von ihm angesehen werden, so sehr, dass es ihn von innen verbrannte und seine Organe schmolz. Er gab sich dem hin, streckte im Rausch der Musik seine Hand nach ihm aus - und wie sehr überraschte es ihn, als sein Gegenüber diese tatsächlich ergriff. Plötzlich war dort überall Gänsehaut, als er in diesen sonst so ruhigen Augen etwas aufblitzen sah. In fließender Eleganz ließ er sich den Handschuh abstreifen und zögerte auch nicht mit seiner stummen Aufforderung, es bei der anderen Hand gleichzutun. Und dann spürte er plötzlich Lippen und Zähne an seinen Fingern, die Blitze nicht nur in seine Brust, sondern auch in seine Lenden jagten.
OMG! How sexy is that fucking shiiiit? :O :O :O Da kribbelts ja sogar bei mir ... ._. Richtige Gänsehaut beim Lesen!

Und schon letztes Jahr in Barcelona hatte er die richtige Antwort gekannt, jedoch zum ersten Mal erfahren was es hieß den Mut zu verlieren.
Nein. Nein, ich will keine Freundschaft mit dir.

Na das will ich aber auch meinen, was ich da so lese ... :D

Fazit:

Ich liebe einfach deine Werke. Deine Sprache ist so unglaublich packend und ergreifend! Egal, was du beschreibst, es entsteht nie ein Bild, dass man sich irgendwie zusammenreimen muss. Es entsteht immer ein Bild, das präzise ist, das auf den Punkt genau vorstellbar ist und das liebe ich so daran. ♥
Ich lese deinen Schreibstil sogar so gern, dass ich sogar Boyslove lese! Ich bin zwar kein Hater davon, aber irgendwann hat man sich eigentlich dran sattgelesen.
Pff, hier doch nicht ey. Ich bleib da auf jeden Fall dran!

Was ich vor allem hier seeeeehr erfrischend finde (was aber vermutlich Geschmackssache ist): In diesem Kapitel gibt keine Namen. Ein "Er" reicht vollkommen aus. Das ist sooo cool, funktioniert auch trotzdem noch und verbreitet trotzdem eine so wahnsinnige Atmosphäre! Super genial gemacht! Und was ich noch viel geiler finde:
Es ist kurz. Es ist knapp - und sooo heavy vollgeballert mit sämtlichen Emotionen! Fantastischer Einstieg! Echt mal!

Wie gesagt. Ich bleibe dran! :)


Von:  Seredhiel
2018-04-11T21:28:06+00:00 11.04.2018 23:28
Hey Gmork,
hab deinen Prolog gelesen und ihn mir auf der Zunge zergehen lassen.

Er ist echt interessant gestaltet und schreit förmlich nach Fortsetzung.
Bin gespannt wie es weitergeht.

Allgemein zum Pairing ist es sehr erfrischend etwas von Ota und Yurio zu lesen, vor allem seine Gefühle auf dem Eis offen zu legen ist ein gewagter Schritt. Doch ich freu mich darüber, da Eiskunstlauf einfach Ausdruck und Gefühl ist *Yurio anfeuert*

Lieber Gruß, Seredhiel
Antwort von:  Gmork
12.04.2018 13:16
Hi Seredhiel,

vielen Dank für dein Feedback, hat mich sehr gefreut. Schön wenn ich es spannend machen konnte. :)
Ja, ich find auch, dass es von den beiden leider viel zu wenig FF's gibt. :( Sehr schade.

Ich freu mich wenn du dran bleibst, es wird auch bald weiter gehen.

LG Anni
Antwort von:  Seredhiel
12.04.2018 13:52
Hey,
du kannst darauf wetten, dass ich dran bleiben werde ;)
Lass dich aber bitte nicht stressen.
LG, Seredhiel


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