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Leave [him]

von

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Grand Canyon

Sie hatten sich mit dem Fahren abgewechselt, hatten natürlich einige Male kurz halten müssen, aber Tony war vollauf zufrieden mit ihrem Fortschritt, auch wenn sie nun eine weitere Nacht im Wagen verbringen mussten.

Bruce hingegen war nicht so positiv gestimmt, nach dem, was Rhodey ihnen erzählt hatte. Der Wissenschaftler hatte mit Pepper telefoniert, die eine handvoll Informationen zu haben schien und fragte immer wieder JARVIS, ob er ihnen Updates geben konnte.
 

Der Wissenschaftler hatte sich im Wagen verschanzt und scrollte durch die Nachrichten über Washington D.C., die die KI ihm lieferte, versuchte Zusammenhänge zu finden, obwohl es nun klar war, warum man sie verfolgte, warum keiner sich gemeldet hatte.

Tony unterdessen vertrat sich die Beine und genoss die Aussicht. Die Sonne senkte sich bereits und tauchte die Szenerie in warme Farben.

Eine kühle Brise zog an seinen Klamotten, warf ihm ein paar seiner Haarsträhnen ins Gesicht und gab ihm für einen kurzen Moment tatsächlich das Gefühl, ungebunden zu sein.
 

„Vielleicht solltest du wenigstens einen Blick auf dieses Wunder werfen“, sprach Stark gegen den Wind, wohl wissend, dass sein Freund ihn hören konnte, doch als keine Antwort kam, wandte er den Blick von dem Grand Canyon ab und spazierte zur Beifahrerseite des Wagens, um durch das herunter gelassene Fenster einen Blick in das Innere zu werfen.

„Es ist nur ein Krater, wow, ich bin beeindruckt“, grummelte Bruce, ohne den Blick von den Bildern loszueisen, die zersprengte Wagen, durchlöcherte Busse und panische Menschen zeigten.
 

„Nur weil es nicht von Menschenhand erschaffen wurde, ist es nicht minder interessant.“

Als Bruce daraufhin nicht antwortete, sah Tony sich mit einem schweren Seufzen gezwungen, die Tür zu öffnen, ihm in einem kleinen Handgemenge das Handy zu entreißen und nach draußen an die frische Luft zu ziehen.

Mit einem lauten Knall, der deutlich widerhallte, schlug er die Autotür zu und zerrte seinen Freund zur Motorhaube, auf die er ihn verfrachtete.
 

Die Hände ruhten auf seinen Schultern und er sah ihm für einen Moment in die Augen, versuchte sich zu versichern, dass Bruce nicht gleich wieder eine Kehrtwende machte und ihn womöglich noch aus dem Wagen ausschloß.

Es dauerte ein paar Sekunden, ehe sich Bruce' angespannter Ausdruck zu einem lockeren entwickelte und er sich mit einem deutlichen Ausatmen geschlagen gab.

Erst dann ließ Tony die Hände sinken und rutschte neben ihn auf das warme Metall der Motorhaube.
 

„Wenn wir hier schlafen und Morgen früh aufbrechen, haben wir noch gut neun Stunden Fahrt vor uns“, begann das Genie und ließ den Blick wieder über den unglaublichen Ausblick schweifen, „Was dort auch immer in Washington los ist, ist vorerst deren Problem, wir haben unser eigenes, also mach dir darüber keine Gedanken.“
 

Bruce stützte den Kopf in die Hände und gab keine Antwort, was Tony den Mund verziehen ließ. Hörte er ihm überhaupt noch zu?

„Also“, versuchte er es erneut, „Wir fahren nach Malibu und Rhodey wird uns helfen und wenn das, was auch immer da in D.C. abgeht, vorbei ist, wird Steve sich auch darum kümmern können. Er ist der Captain, schon vergessen?“

Mit einem rauen Lachen stieß er ihm den Ellenbogen in die Seite, was Bruce nur mit einem Grunzen quittierte.
 

„Das Problem ist, das SHIELD nicht mehr existiert“, Bruce' Worte waren so leise, dass Tony sie kaum verstand.

„Aber für jedes Problem gibt es eine Lösung, wir schließen uns mit den Anderen kurz und werden schon rausfinden, wie das laufen wird“, Tony fühlte sich, als würde er immer wieder den gleichen Nonsens wiederholen, aber was sollte er schon anderes sagen, wenn er selbst nicht wusste, wie man ihnen helfen konnte?
 

Er legte den Arm um den Kleineren und zog ihn zu einem Kuss heran, der nicht sonderlich euphorisch erwidert wurde.

„Das ganze wird sich schon aufklären“, er fuhr ihm kurz durch die wirren Locken und legte den Arm schließlich wieder um seine Schultern.
 

Schweigend beobachteten sie, wie die Sonne unterging. Sie teilten die restlichen Nahrungsmittel, die sie bei sich hatten, untereinander auf, versuchten einen Moment der Ruhe zu finden, versuchten sich nicht von den vergangenen Events und den neuen Informationen plagen zu lassen.

So gut es ging, genoßen sie die kurze Zeit der Ruhe, die sie zusammen verbrachten, froh darüber, dass sie wenigstens sich selbst hatten.

Bis irgendwann die Sterne am Horizont funkelten und sie beschlossen, schlafen zu gehen, damit sie am Morgen weiterziehen konnten.
 


 

Eigentlich hatte Bruce gehofft, dass er von der Sonne geweckt werden würde, die durch die Fenster schien, doch stattdessen war es ein dröhnendes Geräusch, das die Luft durchschnitt. Er erkannte es, noch bevor er die Augen öffnete und sein Blick auf das Leder des Vordersitzes fiel.

Es mischte sich mit dem Schlagen seines Herzens zu einem gleichmäßigem Rhythmus, erinnerte an eine Kriegstrommel, die den Kampf einleitete.
 

Eine blecherne Stimme schreckte nun auch Tony aus dem Schlaf, der mit verschlafenen Augen gerade so aus dem Fenster stierte.

„Kommen Sie mit erhobenen Händen aus dem Wagen und ergeben Sie sich!“

Tony, der auf dem Beifahrersitz geschlafen hatte, drehte sich vom Fenster weg und sah zu seinem Freund, dem die Rückbank überlassen worden war: „Ich glaube, wir haben ein kleines Problem.“
 

Auf dem Rücken liegend konnte Bruce den Hubschrauber am Himmel erkennen, der sie umkreiste und er ahnte bereits, dass sie von militärischen Fahrzeugen umstellt waren. Wie man sie so schnell hatte aufspüren können, war eine Sache für sich, aber vielleicht hatte das ja auch etwas mit D.C. zu tun?

„Klein ist ein wenig untertrieben.“
 

Einen Moment sahen sie sich an, als würden sie stillschweigend einen Plan aushecken, wie sie am besten verschwinden konnten. Mit dem Wagen abhauen war fast ein Ding der Unmöglichkeit, es sei denn, sie machten einen auf Thelma und Luise.

„Wie wäre es mit ein wenig grüner Action?“, flüsterte Tony, nachdem man sie erneut aufforderte, den Wagen zu verlassen und ihnen sogar damit drohte, zu schießen.

Wenn es nicht so gut lief, dann würden sie wohl eher einen auf Bonnie und Clyde machen.
 

„Aber-“, begann Bruce, ebenso leise und wagte es gar nicht, sich zu bewegen, da unterbrach sein Freund ihn bereits wieder, schien nicht nur unheimlich sauer, sondern auch ebenso ernst bei dieser Sache zu sein: „Ist mir scheiß egal, ob der Wagen dabei drauf geht. Wir müssen hier nur lebend raus kommen.“

Das war vielleicht einfacher gesagt, als getan, selbst wenn Bruce vermutete, dass sie ihnen dem Gegner lebendig mehr von Nutzen waren, als tot.
 

Bruce runzelte die Stirn und holte erneut Luft, damit er seinen Satz beenden konnte: „Mag sein, dass das verdammte Auto dabei drauf geht, aber hör mir zu Tony“, außerhalb verkündete man ihnen bereits, dass dies die letzte Warnung sein würde, „Das hier hat nichts mit dir zu tun, ich will, dass du, sobald du die Möglichkeit hast, an den Mark zu kommen, ihn dir schnappst und abhaust. Klar?“
 

Tony machte bereits das Gesicht, was er immer machte, wenn er einen Plan für vollkommen lächerlich hielt und gab in abwertendem Ton von sich: „Ich werde dich hier jetzt nicht alleine lassen.“

„Du wirst der Erste sein, auf den sie schießen, weil du verwundbar bist.“

Der Ältere wollte etwas erwidern, doch sein Freund unterbrach ihn ebenso harsch, wie man ihn zuvor: „Ich meine das ernst.“
 

Schweigend sahen sie einander an und Tony überlegte, ob es überhaupt noch Sinn machte, mit Bruce zu diskutieren – wenn dieser sich verwandelte, war es sowieso zu spät und er konnte bereits erkennen, wie sich das Braun seiner Pupillen langsam zu einem stechenden Grün verfärbte, seine Figur sogar ein wenig größer wurde.

Machte es wirklich keinen Sinn zu diskutieren?

Tony überflog seine Möglichkeiten. Der Andere war unverwüstlich und Bruce hatte recht, selbst in seinem Anzug war er noch ein leichtes Ziel, auch wenn er sich besser verteidigen konnte.
 

„Ich geb dir die Möglichkeit, hier raus zu kommen, klar? Ich schaff das schon, wir treffen uns in Malibu“, Bruce lächelte, überzeugt, dass er es schaffen würde und beugte sich in einem Akt der Versöhnlichkeit vor, um seinem Freund einen letzten Kuss auf die Lippen zu drücken, bevor er endgültig den Platz mit seinem anderen Ich tauschte.
 

Bevor der Wagen aus allen Nähten platzte, schaffte es Tony noch die Tür zu öffnen und auf den staubigen Boden zu kriechen. Er versuchte sich zu orientieren, das Wrack des Wagens hinter ihm, der Hulk in seiner vollen Größe schützend vor ihm – was auch wirklich besser war, denn das Militär sah seinen Ausbruch direkt als Angriff und feuerte, auch wenn es offensichtlich nichts brachte, außer ihn wütender zu machen.
 

Die Kugeln kamen aus allen Richtungen und während der Hulk scheinbar versuchte sein Gesicht und/oder Tony zu schützen, wandte er suchend den Kopf herum.

Bruce hatte sicherlich recht gehabt, dass musste Tony sich eingestehen und auf dem Bauch kriechend bahnte er sich einen Weg zu dem Kofferraum, oder dem, was davon übrig war.

Eine Schande, dass der Wagen so enden musste.
 

Der Kofferraum war ein wenig komprimiert worden, der Deckel verbogen, die Lichter zerplatzt und eine ihrer Taschen eingeklemmt unter dem, was mal der Rücksitz war. Hastig suchte er den kleinen Raum nach seinem Mark-Anzug ab. Sein Herz machte einen panischen Sprung, als er das Brüllen des Hulks hinter sich vernahm. Er konnte nicht sagen, ob sein Körper von selbst begann zu zittern, oder ob es der Boden war, der unter den schweren Schritten des Monsters vibrierte, als dieses nun los rannte, sein Ziel scheinbar erfasst hatte.
 

Die Sonne fiel auf das Auto, in einer Ecke konnte er den Mark V erkennen, ein wenig eingequetscht, aber hoffentlich noch voll funktionstüchtig. Tony streckte die Hand danach aus und versuchte ihn heraus zu ziehen. Irgendjemand schien die Situation zu nutzen und er konnte das Plocken hören, als die Kugeln das Metall des Wagens durchbohrten, sofort ließ er sich wieder auf den Boden sinken und musste heftig schlucken, als sein Herz panisch begann zu schlagen.
 

Es schien, als wäre ihm mit einem Mal glasklar, wo er sich hier befand, ähnliche Erinnerungen kamen hoch, die Wüste, der Sand, die Sonne und die Schüße.

Er fasste sich an die Brust, an den Reaktor, wie um sich zu erinnern, dass das alles kein Traum war. Seine Atmung beschleunigte sich und er versuchte mit heftigem Kopfschütteln die Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben.
 

Tonys braune Augen fielen auf seinen Freund, oder eher den Hulk, der sich wüst einen Weg durch die Soldaten bahnte. Schreie vermischten sich mit den Schüssen, immer wieder übertönt mit dem lauten Brüllen des Grünen.

Vielleicht waren die Kugeln, die seinen Wagen durchlöchert hatten, Blindgänger gewesen, immerhin sorgte der Riese nur wenige Meter entfernt für einiges Chaos und niemand war so richtig auf ihn selbst konzentriert.
 

Das Genie atmete mehrmals tief durch, versuchte Luft in seine Lungen zu kriegen und die Bilder raus aus seinem Kopf. Nicht unbedingt einfach, wenn vor ihm Tanks umgeworfen und Soldaten wie Spielfiguren behandelt wurden.

Er runzelte die Stirn. War Ross überhaupt hier? Er leitete diese ganze Scheiße doch. Saß er in dem Hubschrauber? Vielleicht hatten sie Scharfschützen und zielten direkt auf seine Stirn?

Das Dröhnen der Rotoren brachte ihn zurück in die Wirklichkeit, er musste die Panik hinunter schlucken.
 

Er startete einen neuen Versuch und griff nach der Rüstung, zog und zerrte daran, bis sie sich aus den Trümmern löste. Durch die aufgebrachte Kraft fiel er hintenüber, zurück in den Staub, der direkt aufwirbelte. Schnell versuchte er sich wieder aufzurichten, vor allem, als weitere Kugeln auf das Metall trafen – das waren sicher keine Blindgänger, denn keine Sekunde später striff eine davon seinen Schenkel.
 

Ein Schrei kämpfte sich aus seiner Kehle, trotzdem kämpfte er sich hoch und drückte die Rüstung an seine Brust, sodass er sie ausfahren konnte. Seine braunen Augen huschten erneut zu dem Hulk, der sich suchend umsah, als sorge er sich, selbst in dieser Form, noch immer um seinen Freund, doch registrierte er scheinbar nur, dass Tony sich die Rüstung überstülpte um zu fliehen, was ihn dazu veranlasste, sein Vorhaben fortzuführen.
 

Der Helm schloss sich um seinen Kopf und das Interface tauchte vor seinem Blick auf.

„Irgendwelche Schäden an der Rüstung, J?“

Ein paar Kratzer, ich würde mir eher Sorgen um Ihr Bein machen, Sir. Sie sollten ein Krankenhaus aufsuchen.

„Wie macht sich Banner?“

Besser als Sie, wenn ich das so sagen darf.
 

Tony schluckte, er fühlte sich so feige, wenn er Bruce hier so zurücklassen würde, doch es blieb ihm keine andere Wahl, oder?

Er konnte fühlen, wie sich seine Jeans, seine Socke mit Blut vollsog.

Nein, wahrscheinlich nicht.

„Volle Kraft auf die Schubdüsen“, murmelte Tony und wankend erhob er sich in die Luft.
 

Panische Rufe zerrissen die Luft. Der Hulk schob einen der Panzer auf die Klippe zu, der wie in Zeitlupe zur Seite kippte, das Rohr fest in seinen Händen, während die übrigen Soldaten riefen: „Feuern! Sofort feuern!“

Als der laute Knall ertönte, wagte Tony es kaum, sich in seinem Höhenflug umzudrehen, doch zu seinem Glück tat er dies gerade noch rechtzeitig um dem Geschoss, dass auf ihn zuraste, so gut wie auszuweichen.

So gut wie.
 

Es hätten vermutlich nur wenige Millimeter gefehlt und das Ding hätte ihn in der Luft zerfetzt, doch der angerichtete Schaden schien, mit seinen momentanen Mittel, ebenso irreparabel.

Zudem kam er ins Strudeln, das Blau des Himmels wechselte sich mit dem Orange der Steine, dem Grau der Fahrzeuge und dem Grün des Hulks, was so unwirklich in dieser Szenerie wirkte.
 

Ihm schwindelte. Wäre er es mittlerweile nicht so gewöhnt, in diesem Anzug durch die Gegend geschleudert zu werden, dann würde er jetzt in seinen Helm kotzen. Allerdings setzte ihm die Wunde mehr zu und der Blutverlust vernebelte nicht nur sein Hirn, sondern auch seine Sicht.

Er musste hier weg.

Bruce schlug sich doch ganz gut.

Oder?
 

Es zerriss ihm fast das Herz, als er die Worte aussprach: „JARVIS, du musst mich hier raus bringen.“



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