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Christmas Angel

Eine Weihnachtsgeschichte
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Es Weihnachtet sehr :D
Ihr Lieben, ich hab mir überlegt, auch mal ein bisschen was zur Weihnachtsstimmung beizutragen und unserem Lieblingspaar seine ganz eigene Weihnachtsgeschichte zu geben. Ich hoffe, sie gefällt euch, macht euch ein bisschen Spaß und versüßt euch die Zeit bis zu Heilig Abend :)
Oh, und bei allen Weihnachts-Fanatikern entschuldige ich mich im Vorfeld... Mimi mag das Fest der Liebe nicht sonderlich. Na ja, noch nicht ;)
Eure Khaleesi <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben :)

Nach dem ganzen Drama in meiner anderen Geschichte, hoffe ich, dass ich euch mit diesem Kapitel wieder ein bisschen die Vorweihnachtszeit versüßen kann.
Viel Spaß beim lesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi ihr Lieben :)
Weihnachten ist zwar jetzt schon seit ein paar Wochen vorbei, aber da Mexx über Silvester eh offline war, hab ich das Ende der Geschichte hier eben etwas nach hinten verlagert. Ich hoffe, das stört euch nicht ;) Es werden nun die zwei letzten Kapitel folgen und dann gehts auch leider schon wieder zu Ende. Ich hoffe, ihr habt noch etwas Spaß mit den letzten beiden Kapiteln.
Bis bald <3

P.S.: kennt jemand von euch Earth, Wind & Fire - December ? Hat mich beim Schreiben dieses Kapitels sehr inspiriert :D Komplett anzeigen

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Scheiß Weihnachten!

Ich hatte es so satt!

Scheiß Weihnachten!

Scheiß Glühwein!

Scheiß Weihnachtsgebäck!

Scheiß Zimtstangen!

Scheiß Weihnachtsdeko!

Ach ja und – scheiß Weihnachten! – aber das hatte ich ja schon.

Aber natürlich sprach ich das nicht laut aus. Die hier anwesenden Gäste hätten mich wahrscheinlich sofort mit brennenden Mistgabeln aus dem Haus gejagt – meine beste Freundin inbegriffen. Ich war gerade auf ihrer Party. Natürlich war es eine Weihnachtsfeier, denn sie liebte Weihnachten. Ganz im Gegensatz zu mir und dieses Jahr war es besonders schlimm. Hoffentlich merkte man mir das nicht an. Doch, wenn es nicht mein für diese Jahreszeit viel zu knappes Sommerkleid tat, dann war da ja immer noch das „Verpiss dich!“, was ich auf meine Stirn tätowiert hatte. Was wahrscheinlich auch der Grund war, warum ich mutterseelenallein hier rumstand, während die anderen lachten, Kekse aßen und Unmengen an Glühpunsch in sich reinlaufen ließen. Weihnachten war doch im Grunde einfach nur die Rechtfertigung sich permanent auf irgendwelchen Feiern volllaufen zu lassen.

Genervt sah ich mich um.

Überall leuchtete es bunt – was für eine Reizüberflutung.

Es roch nach Tannenzweige – von dem Duft wurde mir schlecht.

Mistelzweige wohin man auch ging, weswegen man sich als Single gar nicht mehr traute, sich vom Fleck zu bewegen. Sora hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Die Weihnachtswerkstatt des Weihnachtsmanns war vermutlich ein Dreck gegen ihre Wohnung.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und ließ den Blick weiter durch den Raum schweifen.

Ein Typ am anderen Ende des Wohnzimmers grinste mir zu und hob seine Tasse Glühpunsch, um mir zuzuprosten. Das tat er jetzt schon zum zweiten Mal.

Entschuldigung? Kannten wir uns etwa?

Wieso dachten immer alle Leute, nur weil die Zeit der Liebe und Besinnlichkeit gekommen war, dass man sich irgendwelchen Menschen annähern und so etwas, wie Nächstenliebe entwickeln musste?

Genervt rollte ich mit den Augen und drehte mich weg. Dann schnappte ich mir ein Lebkuchenherz vom Tisch mit der üppigen Weihnachtsdeko und stopfte es mir gleich ganz in den Mund, während im Hintergrund „Let it Snow“ lief.

Scheiß Weihnachten!

„Hey, was hat dir denn den Tannenzweig verknotet?“

Meine beste Freundin tauchte neben mir auf und grinste mich unsicher an. Sie trug ein rotes Kleid, mit kleinen, Gold glitzernden Sternen darauf. Als würde das nicht reichen, hatte sie sich Ohrringe in Form von Zuckerstangen ans Ohr gehangen. Eine Kette mit Rudolf dem Rentier rundete das Weihnachtsoutfit ab. Ich verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und stopfte mir gleich noch eins von diesen verdammten Plätzchen in den Mund.

„Was? Ich hab total Spaß!“, nuschelte ich mit vollem Mund. Doch sie stemmte streng die Hände gegen die Hüften.

„Das sehe ich! Warum hast du eigentlich dieses gelb geblümte Sommerkleidchen an? Was ist mit dem tollen, tannenzweiggrünen Kleid, dass wir zusammengekauft haben? Es hätte perfekt zu meinem gepasst.“

„Soll ich etwa aussehen, wie der Grinch?“

Sie zog bedächtig eine Augenbraue in die Höhe. „Dafür brauchst du kein grünes Kleid, das kriegst du auch so hin.“

Ich seufzte. „Tut mir leid, Sora. Es ist nur… das ist irgendwie nicht mein Jahr. Weihnachten macht mich echt fertig.“

Und das war nicht mal gelogen. Ich hatte dieses Jahr mein Studium geschmissen. War aus meiner Wohnung geflogen. Hatte zig verpatzte Dates – eines davon einen Abend zuvor. Und ich hatte absolut keinen Plan, was ich mit meinem Leben anstellen sollte. Und das Schlimmste überhaupt: ich hatte meiner Familie noch nichts von alledem erzählt.

„Ich hasse mich irgendwie selber“, gestand ich frustriert und ließ die Schultern hängen, doch Sora grinste nur und legte einen Arm um meine Schultern, ehe sie mich schwungvoll umdrehte.

„Ach, komm schon, Mimi. Sei kein Grinch. Sieh mal.“ Sie deutete mit dem Kopf in Richtung des Typen, der mir vor ein paar Minuten noch zugeprostet hatte. „Jackson schaut dich schon den ganzen Abend über an. Ich glaube, er ist sehr interessiert.“

„Toll. Ich aber nicht.“

Ich runzelte angewidert die Stirn und wollte mich wieder den Plätzchen zuwenden, doch Sora riss mich an meinem Arm zurück.

„Hör auf damit, Mimi. Ich meine es ernst! Das halbe Büro ist hier und ich habe eine Menge an unverheirateten, hübschen und vor allen willigen, jungen Männern eingeladen. Irgendeiner wird schon dabei sein, der dir deine miese Laune vertreiben kann.“

„Ich will nix vertrieben haben, ich bin ganz zufrieden so, wie es jetzt ist“, sagte ich, doch Sora schien mir gar nicht zuzuhören. Stattdessen gab sie mir einen kräftigen Schubs, der mich fast stolpern ließ.

„Misch dich ein bisschen unters Volk! Nur Kekse essen macht dick!“, grinste sie und tänzelte eine Sekunde später schon wieder zu ihren Freunden hinüber, die ausgelassen lachten und Punsch tranken.

„Toll, danke“, meckerte ich ihr hinterher und schickte sie gedanklich in die Weihnachtshölle. Wie auch immer die aussehen mochte. Aber warm war sie definitiv nicht. Und dort gab es keinen ekelhaften Tannenduft.

„Hallo. Bist du Mimi?“, fragte mich eine Stimme und ich wandte mich um.

Oh, nein. Jackson. Den ich nicht kannte und auch nicht kennenlernen wollte. Der allerdings mich kennenlernen wollte – offensichtlich – denn er streckte mir die Hand entgegen.

„Hi, ich bin Jackson. Ich arbeite seit ein paar Monaten mit Sora in derselben Abteilung. Woher kennt ihr euch?“

Er lächelte mich an, mit seinen perfekt sitzenden, blonden Haaren, seinen grünen Augen und seinem…

Ich zog eine Augenbraue nach oben und deutete mit dem Finger auf seine kunterbunte Krawatte. „Sind das Wichtel?“

Jackson lachte. „Erwischt. Aber genau genommen sind es Weihnachtselfen.“

„Wo ist da der Unterschied?“

Er sah mich an, als hätte ich einen Knall. Dann lachte er und nahm einen Schluck von seinem dampfenden Getränk. „Du bist wirklich lustig, Mimi. Ehrlich.“

Oh Gott. Ich musste hier weg.

„Also, wollen wir mal miteinander ausgehen? Ich glaube, wir sind ungefähr im selben Alter und Sora meinte, du hättest schon länger keinen Freund gehabt…“

„Mach’s gut, Jackson. War nett dich kennengelernt zu haben“, entgegnete ich knapp und ließ ihn stehen, als hätte ich seine Frage nicht gehört.

Schon länger keinen Freund gehabt?

Na, die konnte was erleben!

Wut kroch in mir hoch, in Anbetracht der Tatsache, dass sie leider vollkommen recht hatte. Meine letzte, richtige Beziehung war keine Ahnung wie lang her und so langsam wurmte es mich fast selbst, dass die Männer alle Reißaus vor mir nahmen. Vielleicht war ich ja verflucht. Oder aber ich vergraulte alle, so wie Jackson eben, der mir ja eigentlich nichts getan hatte, aber trotzdem nicht in mein Beuteschema passte. Eine Krawatte mit Wichteln drauf? Mal ehrlich, wer zog denn so was an? Ach nein, es waren ja Weihnachtselfen.

Scheiß Weihnachtselfen!

Ich stapfte in den Flur und griff nach meinem Mantel. Ich brauchte ganz dringend frische Luft. Dieser Tannenduft, der überall in der Wohnung hing, brachte einen ja völlig um den Verstand.

Ich zog mir den schwarzen Mantel über und wickelte ihn wie eine Decke um mich, ehe ich die Tür öffnete und überrascht in den Himmel blickte.

Es hatte tatsächlich angefangen zu schneien.

„Das auch noch“, motzte ich still vor mich hin und trat hinaus. Ich schloss die Tür hinter mir und atmete erleichtert aus. Endlich ein wenig Ruhe. Ich schlenderte durch den Vorgarten und trat auf die Straße.

Warum ging einfach alles immer so verdammt schief?

Ich schloss die Augen und wollte gerade anfangen, mich selbst zu bemitleiden, als plötzlich ein lautes Hupen meine langersehnte Ruhe störte.

Wütend riss ich den Kopf herum und erstarrte sofort zur Salzsäule, als ich das grelle Licht auf mich zurasen sah. Ich wollte aufschreien, doch im letzten Moment riss jemand das Steuer rum und das Licht sauste an mir vorbei, nur um mit einem lauten Knall gegen den gegenüberliegenden Laternenpfosten zu donnern.

Erschrocken hielt ich mir die Hände vor den Mund und starrte mit weitaufgerissenen Augen in die Richtung, wo es geknallt hatte. Ein schwarzes Motorrad lag auf dem Weg und ein ebenso schwarz gekleideter Mann hievte sich unter seiner Maschine hervor.

Er richtete sich mit etwas Mühe auf und stützte sich mit den Händen auf seine Knie ab.

„Ach, du scheiße!“, rief ich und stürmte zu ihm hinüber. „Ist Ihnen was passiert?“, fragte ich voller Sorge, doch der Unbekannte hob nur seinen Kopf, um mich durch das verdunkelte Glas seines Helms hindurch anzusehen. Dann richtete er sich ganz auf, was mich unweigerlich einen Schritt zurückweichen ließ. Er nahm den Helm ab und dunkelbraune, wuschelige Haare kamen zum Vorschein. Ebenso ein äußerst attraktives Gesicht. Was noch viel attraktiver gewesen wäre, wenn es mich nicht so aggressiv angesehen hätte. Seine braunen Augen durchbohrten mich und eine tiefe Zornesfalte bildete sich auf seiner Stirn.

„Sag mal, bist du völlig bescheuert?“, schrie er mich an und machte einen Schritt nach vorn.

„Äh… was?“, stammelte ich und wich einen Schritt zurück.

„Ich hab gefragt, ob du sie noch alle hast? Was stehst du hier mitten auf der Straße rum?“

Er schrie mich an? Er schrie mich tatsächlich an! Dann schmiss er seinen Helm auf den Boden und fluchte, wie ein wilder, während er seiner schönen Maschine einen Tritt verpasste, als könnte sie irgendetwas dafür. Oder als könnte ich irgendetwas dafür.

„Entschuldige, aber… so, wie es aussieht, bist du eben fast in mich reingerast und nicht umgekehrt“, sagte ich, was sofort wieder seine Aufmerksamkeit erregte.

Oh, oh.

Das hätte ich wohl lieber nicht sagen sollen. Mit großen Schritten kam er auf mich zu. Wie versteinert blieb ich stehen und starrte ihn mit großen Augen an, während er mich weiter böse anfunkelte.

„Weißt du eigentlich, wie teuer diese Maschine war?“

Ich versuchte, ihm nicht direkt in die Augen zu sehen, die selbst wütend so wunderschön aussahen, dass sie mein Herz zum flattern brachten. Stattdessen sah ich an ihm vorbei zu der am Boden liegenden Maschine.

„Keine Ahnung. Aber da du sie eben getreten hast, kann sie nicht allzu teuer gewesen sein“, sagte ich schulterzuckend, woraufhin der Mann einen Finger hob und ihn mir drohend vor die Nase hielt.

„Den Schaden ersetzt du mir! Auf jeden Fall!“

„Bitte was?“, blaffte ich ihn an und Empörung machte sich in mir breit. War das sein Ernst? Er fuhr mich mit dem Teil fast über den Haufen und ich sollte dafür bezahlen? Ganz sicher nicht! Der Typ litt wohl offensichtlich an Größenwahn. Wenn hier jemand sauer sein durfte, dann ja wohl die Fast-Tote – also ich!

„Das kannst du so was von vergessen!“, entgegnete ich giftig und stemmte die Hände gegen die Hüften. „Ich bin doch nicht schuld daran, dass du gegen den Mast geknallt bist. Du hättest eben besser aufpassen müssen!“

Seine Lippen – seine wunderschönen Lippen – verengten sich zu einer schmalen Linie und er kam mir noch ein Stück näher. Wahrscheinlich um mir Angst einzuflößen, doch das klappte nicht. Nicht mit mir, Freundchen! Das war das schlimmste Weihnachten seit Jahren für mich und du würdest es nicht noch schlimmer machen! Definitiv nicht!

„Ich hätte besser aufpassen müssen?“, presste er unter zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Ja, du hättest besser aufpassen müssen!“, wiederholte ich und reckte mich ihm herausfordernd entgegen. Was der Typ konnte, konnte ich schon lange! Dachte er etwa, er konnte mich einschüchtern? Niemals! Nur weil er komplett in schwarzes Leder gekleidet und über einen Kopf größer war als ich?

„Sag mal, hast du den Verstand verloren, du blöde Ziege?“, platzte es plötzlich aus ihm heraus. „Was stehst du denn hier mitten auf der Straße rum, sodass dich jeder über den Haufen fahren kann? Es hätte auch ein Bus sein können, ist dir das klar?“

Ich zischte verächtlich. „Was kümmert dich das? Ich kann schließlich rumstehen, wo ich will! Und überhaupt, wie schnell bist du eigentlich gefahren? Fünfzig? Das hier ist eine Dreißiger Zone, du Armleuchter!“, schoss ich zurück, doch das machte bei dem attraktiven Typen offenbar wenig Eindruck.

„Ich bin überhaupt keine Fünfzig gefahren! Lass mal deine Augen kontrollieren!“

Besagte Augen verengten sich zu Schlitzen. „Wenn du meinst. Fakt ist: du warst viel zu schnell. Du konntest mich überhaupt nicht sehen. Vielleicht zeig ich dich an“, drohte ich ihm, obwohl ich im selben Moment wusste, dass ich das natürlich nicht tun würde.

„Du hast sie doch nicht mehr alle! Lebensmüde Tussi!“, schimpfte er unaufhörlich weiter, während er sich abwandte und seinen Helm von der Straße aufsammelte.

„Wer bitte ist überhaupt so blöd und fährt mit einem Motorrad durch die Straßen, wenn es gerade anfängt zu schneien? Du bist selbst schuld“, bestand ich weiterhin darauf und sah dabei zu, wie er seine Maschine hochhievte und sie begutachtete.

„Toll. Jetzt kann ich auch noch in die Werkstatt fahren.“ Dann kam er schnellen Schrittes wieder auf mich zu und ich unterdrückte den Drang danach, vor diesen wildfremden Typen zurückzuweichen. Ein wenig einschüchternd war er ja schon.

„Gib mir deine Nummer!“, forderte er plötzlich.

„Was?“

Völlig perplex starrte ich ihn an. Er schnaufte. „Deine Nummer!“

Ich sah unsicher an ihm vorbei und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, während mein Herz einen Hüpfer machte.

„Du musste komplett verrückt sein“, sagte ich. Als ob ich ihm nach dieser Aktion noch meine Nummer geben würde! Nachdem er mich Ziege und lebensmüde Tussi genannt hatte. Obwohl ich zugeben musste, dass ich unter anderen Umständen nichts lieber getan hätte, als ihm meine Nummer zu geben.

Der Unbekannte schnalzte mit der Zunge. „Oh Gott. Denkst du etwa gerade, ich will dich angraben?“

Fassungslos sah ich ihn an, ohne mir anmerken zu lassen, wie enttäuscht ich gerade war. „Nein?“

„Dann gib mir endlich deine Nummer. Ich schick dir dann die Rechnung zu.“

Mein Mund klappte auf. Sein Ernst?

Widerwillig kramte ich in meiner Manteltasche nach meinem Handy, während ich „Das ist echt die Höhe“ murmelte. Doch was sollte ich tun? Irgendwie mussten wir uns ja einigen. Und zugegebenermaßen war ich auch nicht ganz unschuldig an dem Beinahe-Unfall. Ich hätte wirklich nicht einfach so auf die Straße gehen sollen. Doch das sagte ich natürlich nicht laut.

Stattdessen suchte ich nach meinen Kontaktdaten in meinem Handy und reichte es ihm, damit er es in seins eingeben konnte. Er nahm es entgegen, warf einen Blick darauf und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.

„Mimi?“

Herausfordernd sah ich ihn an. „Ja, so heiße ich. Vielleicht noch ein Problem mit meinem Namen?“

Kommentarlos richtete er den Blick wieder aufs Display und tippte meine Nummer, samt meiner Anschrift in sein Handy ein. Dann gab er es mir zurück.

„Ich melde mich bei dir, wegen der Rechnung“, sagte er wie selbstverständlich und ließ mich dann einfach so stehen. Wie unhöflich! Verständnislos sah ich ihm hinterher.

„Darf ich vielleicht auch deinen Namen erfahren?“

Er schwang sich auf sein Motorrad und sah mich an.

„Ich möchte wenigstens den Namen meines Fast-Mörders kennen. Nur, falls ich dich doch noch verklagen will.“

Seine Mundwinkel zuckten.

„Tai. Mein Name ist Taichi Yagami.“

Mein erfundener Freund

„Du hast dieses Jahr echt Pech, Mimi“, sagte Sora und sah mich mitleidig an, während ich bäuchlings auf ihrem Sofa lag und mein Gesicht in eines der vielen Kissen drückte.

„Ich weiß“, nuschelte ich. „Danke, dass du mich noch mal daran erinnerst.“

„So sollte das nicht klingen. Du tust mir nur leid. Erst das mit deinem Studium und deiner Wohnung, die ganzen verpatzten Dates… und dann rast gestern auch noch fast ein Motorradfahrer in dich rein. Ich hoffe, es wird nicht all zu teuer für dich.“ Ich stöhnte in mein Kissen und vergrub mein Gesicht noch tiefer darin. Nicht zuletzt, um diesen widerlichen Plätzchenduft zu entgehen, der schon wieder in der ganzen Wohnung hing. Ich hörte, wie Sora den Backofen öffnete und sie herausholte. Hörte diese Frau eigentlich niemals auf zu backen?

„Ich fühle mich, wie die komplette Versagerin“, bemitleidete ich mich nun auch selbst und drehte mich auf den Rücken, da ich trotz des ganzen Dramas doch noch nicht vorhatte, zu ersticken. Und wenn überhaupt, wäre ersticken sicher nicht meine erste Selbstmordwahl. Wobei der Gedanke, gerade zu dieser Zeit schon fast zu verlockend war, denn ich war in der Weihnachtshölle gefangen. Und neben mir stand der Teufel mit einem Dreizack, grinste mir frech entgegen und hielt mir gebackene Plätzchen unter die Nase.

„Also, ganz so dramatisch würde ich es jetzt nicht ausdrücken. Hier, willst du? Sind ganz frisch.“

Ich drehte mich angewidert weg und drückte ein Kissen an meine Brust.

„Nein, danke. Wenn ich noch ein Plätzchen dieses Jahr esse, kotze ich.“

Sora zuckte mit den Schultern und stellte den Teller mit den duftenden Leckereien auf dem Tisch ab. Zum Glück kannten wir uns schon seit Jahren. Zum Glück war sie meine beste Freundin und wusste, wie sie mich zu nehmen hatte. Und zum Glück ließ sie mich bei sich wohnen, seit ich aus meiner Wohnung geflogen war.

Noch nie hatte ich mein Leben weniger im Griff gehabt als jetzt. Einfach alles schien schief zu gehen. Das Erste, was das Rad des Unglücks zum drehen gebracht hatte war das BWL Studium, was ich seit X-Semestern durchzog und kurz vor dem Ende dann doch geschmissen hatte. Danach ging es einfach nur noch steil bergab. Ich verlor meinen Nebenjob und somit auch das Geld für meine eigene Wohnung. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, schienen in letzter Zeit auch noch alle Männer vor mir zu flüchten, die auch nur in meine Nähe kamen, geschweige denn sich auf ein Date mit mir einließen. Mehr, als ein erstes Rendezvous überlebten sie meistens nicht und schon waren sie mit wehenden Fahnen auf und davon. Wenn ich Sora nicht gehabt hätte, wüsste ich nicht, was ich machen sollte.

„Kannst du jetzt mal aufhören damit?“, fragte sie mich und ich sah sie überrascht an, da ich überhaupt nicht mitbekommen hatte, dass sie sich zu mir gesetzt hatte. Ich richtete mich auf und verzog das Gesicht.

„Womit aufhören?“

„Dich selbst zu bemitleiden.“

„Du hast leicht reden“, schnaufte ich. „Du bist ja auch super erfolgreich in allem, was du tust. Du hast eine tolle Wohnung, einen netten Freund und bist in deiner Kanzlei auf dem aufstrebenden Ast. Ich wünschte, bei mir würde es ein Mal so glatt laufen.“

Sora seufzte und verdrehte kommentarlos die Augen. Ich konnte verstehen, dass sie das alles satt hatte mit mir. Ich war zurzeit wirklich nicht einfach und genaugenommen hatte ich mich sogar selbst ein bisschen satt.

„Sag mal, was war das eigentlich für ein Typ, der dich gestern beinahe angefahren hat? Kennst du ihn?“, fragte sie plötzlich neugierig und ich war froh, dass sie vom Thema ablenkte. Wobei dieses Thema auch nicht gerade besser war. Dieser Typ regte mich immer noch auf! Wie selbstgefällig er behauptet hat, ICH wäre schuld gewesen.

Gut, vielleicht war ich ein bisschen schuld daran. Aber trotzdem. Die Art, wie er mit mir umgesprungen war, brachte mich einfach nur auf die Palme.

„Ach, ich kenne ihn überhaupt nicht. Er heißt Taichi Yagami und ich hoffe, ich muss ihn nie wiedersehen.“

Trotzig sah ich zu Boden, während Sora erstaunt aufsah.

„Taichi? Tai Yagami?“

Überrascht sah ich sie an. „Ja, so hat er sich genannt. Wieso?“ Ich hatte eine schlimme Vorahnung.

„Ist ja witzig. Wir sind früher zusammen auf die Schule gegangen.“

Oh, Schande.

„Ist nicht wahr“, stöhnte ich und warf den Kopf in den Nacken. „Wart ihr etwa befreundet oder wie darf ich das verstehen?“

„Na ja, nicht so richtig. Matt war mit ihm in einer Klasse. Aber nach der Schule ist jeder seiner Wege gegangen. Ich glaube, er hat Lehramt studiert oder so was Ähnliches.“

„Lehrer? Die armen Kinder.“

„Jedenfalls war er danach ein paar Jahre im Ausland. Irgendwie witzig, dass er wieder hier ist und direkt in dich rein rast.“

Sora lachte, doch meine Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Schön, dass dich das so amüsiert.“

„Tai war immer voll der Aufreißer“, kicherte Sora plötzlich und brachte mir so ungewollt mehr Informationen über diesen Typ, als ich eigentlich haben wollte. „Ich glaube, er hatte während der Schulzeit nie eine feste Freundin. Aber viele Verehrerinnen. Er sah schon damals unglaublich gut aus. Ist das jetzt immer noch so?“

Neugierig sah sie mich an, doch ich zog nur eine Augenbraue nach oben. „Keine Ahnung?“

Sie lehnte sich wieder zurück und schwelgte in Erinnerungen. Meine Erinnerungen an ihn waren allerdings weniger erfreulich.

„Na ja, was soll’s. Vielleicht kommt er mal hier vorbei und wir können ein wenig plaudern.“

„Hoffentlich nicht“, murrte ich und stopfte mir nun doch eines dieser verdammten Plätzchen in den Mund. Sora grinste mich vielsagend an und stand auf.

„Ich muss noch ein bisschen arbeiten. Reg dich nicht mehr darüber auf. Tai ist eigentlich ganz in Ordnung. Er wird dich schon nicht komplett ausnehmen.“

Sie zwinkerte mir zu und verschwand in ihr Büro.

Von wegen. Auf mich hatte er einen ganz anderen Eindruck gemacht.

Ich legte mich zurück in die Kissen und starrte an die Decke. Er war eigentlich ganz in Ordnung? Na, ich war mir da nicht so sicher…

Plötzlich klingelte mein Handy. Ich holte es aus meiner Hosentasche und warf einen Blick aufs Display. Unbekannte Nummer.

Stirnrunzelnd ging ich ran.

„Hallo? Mimi Tachikawa hier.“

„Ja… Tai hier. Taichi Yagami.“

Ich erschrak und schluckte schwer. Oh nein, was wollte der denn jetzt? Wenn man vom Teufel sprach. Kurz überlegte ich einfach wieder aufzulegen, doch als ich ihm nicht antwortete, räusperte er sich.

„Du erinnerst dich?“

Ich verdrehte die Augen. „Als ob ich das vergessen könnte.“

„Schön. Bist du zu Hause?“

„Was soll die Frage?“

„Ob du zu Hause bist?“ Seine Stimme klang ziemlich ungeduldig, doch da hatte er die falsche am Telefon. Auf so was hatte ich keine Lust.

„Sag mal, stalkst du mich?“, fragte ich daher nur genervt.

„Das hättest du wohl gern. Ich habe die Rechnung der Werkstatt. Das Motorrad ist noch nicht repariert, aber ich wollte sie dir schon mal geben.“

„Und dafür muss ich zu Hause sein? Warum schickst du sie nicht mit der Schneckenpost?“

War ja wohl nicht sein Ernst, dass er tatsächlich hier aufschlagen wollte. Auf keinen Fall!

„Nein, ich bring sie dir vorbei. Ich will nicht, dass sie auf dem Postweg auf irgendeine mysteriöse Art und Weise verschwindet“, sagte er.

„Ich bin aber nicht zu Hause“, log ich und dachte dabei sofort an Sora. Sie durften sich hier nicht über den Weg laufen. Sonst plauderten sie am Ende wirklich noch über alte Zeiten und diesen Typen länger zu ertragen als nötig, war absolut keine Option.

„Wo bist du dann? Ich komme da hin“, schlug er vor, doch ich verzog das Gesicht.

„Ich habe dich aber nicht eingeladen.“

„Und ich habe keine Lust mit dir zu telefonieren, also…?“

„Schmeiß sie mir doch in den Briefkasten.“

So langsam regte mich diese dominante Art von ihm echt auf. Was bildete er sich ein?

„Na klar, und dann klaut sie rein zufällig ein Nachbar. Ich bin doch nicht blöd.“

„Du hast doch einen Knall.“

Dachte er ernsthaft, ich würde die Rechnung klammheimlich verschwinden lassen und so der Bezahlung aus dem Weg gehen? Frechheit!

„Na gut, wenn’s unbedingt sein muss. Ich bin heute Abend bei meinen Eltern. Du kannst dort kurz vorbeikommen“, lenkte ich schließlich ein und nannte ihm im selben Atemzug die Adresse. Besser er tauchte dort auf als hier.

„Ok, geht klar. Macht ihr da ein Weihnachtsessen?“, fragte er aus heiterem Himmel, doch ich hatte nicht vor mit ihm Small Talk zu führen.

„Das geht dich nichts an.“

„Zicke.“

„Bis später“, sagte ich und legte auf. Blöder Idiot!

Dieser Kerl war der Inbegriff von Unverfrorenheit. Hoffentlich war ich ihn genauso schnell wieder los, wie er gekommen war.
 

Ein paar Stunden später hatte ich mich tatsächlich mal in Schale geworfen und war zu meinen Eltern gefahren. Die ganze Verwandtschaft war da, wie jedes Jahr. Der Tag der Wahrheit war also gekommen. Ich musste meiner Familie beichten, wie es um meine Zukunft zurzeit stand – nämlich nicht besonders rosig. Meine Zukunftsaussichten waren eher wage und ich hatte immer noch keine Ahnung, wo es mich letztendlich hintrieb. Meine Eltern waren beide erfolgreich, in dem, was sie taten. Sogar mehr als das. Mein Vater war Anwalt in der Firma, in der auch Sora arbeitete und meine Mutter hatte eine Kette von Kosmetiksalons aus den Boden gestampft. Man konnte also offen sagen, dass ich eine Enttäuschung für meine Familie sein musste.

„Mach was Solides“ – hatten sie gesagt.

„Mit BWL kannst du nichts falsch machen“ – hatten sie gesagt.

Dass dieses Studium mich absolut nicht glücklich machte und überhaupt nichts für mich war, hatten sie mir nicht gesagt. Und ich hatte mich nie getraut, es zu sagen. Umso schlimmer, dass ich es nun doch tun musste. Bei dem Gedanken drehte sich mir der Magen um. Meine Mutter würde ausrasten, ganz sicher. Und mein Vater würde nur bedauernd den Kopf schütteln und mich mit diesem „Was haben wir nur falsch gemacht“ Blick ansehen. Na, das konnte was werden.

Ich bog in die Einfahrt ein und fuhr bis vor die Haustür. Meine Eltern machten keinen Hehl daraus, dass sie viel Geld hatten, deswegen kam auch gleich einer der Angestellten auf mich zu, um mir meine Wagenschlüssel abzunehmen und mein Auto in die Hauseigene Garage zu fahren.

Mit wummerndem Herzen ging ich zur Tür. Wenige Sekunden später öffnete meine Mutter die Tür und fiel mir um den Hals.

„Mimi, wie schön, dass du da bist“, flötete sie und bat mich rein.

„Danke, Mama. Ich freue mich auch.“ Nur eine kleine Notlüge, um ihr nicht gleich die Stimmung zu verderben. Nachdem ich meinen Mantel abgenommen hatte, hakte sie sich bei mir unter und zerrte mich direkt in den Salon.

„Tante Zoe ist auch schon da und stell dir vor… sie hat sich von ihrem Freund getrennt. Sprich sie bloß nicht drauf an“, flüsterte sie mir verheißungsvoll zu, um mich anscheinend vorzuwarnen. Dabei war mir das so was von egal.

„Echt? Ist ja ein Ding.“

„Und Oma Ai hat mal wieder mit ihrem Rheuma zu kämpfen, also… sei heute ganz besonders nett zu ihr, ja?“

„Natürlich, Mama“, sagte ich und zwang mir ein Lächeln ab, als wir die Tür durchquerten und mich sofort alle erwartungsvoll ansahen.

„Mimi!“, rief meine Tante und kam auf mich zu, um mich zu umarmen. „Wie groß und hübsch du geworden bist. Unfassbar! Wie lang haben wir uns nicht gesehen? Drei Jahre?“

Ich grinste lediglich und begrüßte auch den Rest meiner Verwandtschaft, der aus Tanten, Onkeln, meiner Großmutter und meinem nervigen, kleinen Cousin bestand. Auch mein Vater begrüßte mich gewohnt herzlich, ehe ich von meiner Tante direkt in ein Gespräch verwickelt wurde.

„Sag mal, was macht dein Studium? Bist du nicht bald fertig? Du müsstest kurz vor den Prüfungen stehen, nicht?“, wollte sie neugierig wissen und strahlte mich an, als könne ich ihr Wunder was erzählen.

„Ja… ähm, ich…“

„Mimi ist Jahrgangsbeste“, prahlte mein Vater nun, während mich alle anerkennend ansahen. „Wenn sie ihre Prüfungen bestanden hat, wird sie in meine Firma übernommen. So eine talentierte, kluge, junge Frau können wir dort immer gebrauchen.“

„Papa!“, tadelte ich ihn leise, da es mir wie immer äußerst unangenehm war, dass er so große Stücke auf mich hielt. Und er machte es mir damit nicht gerade leichter.

„Hör auf, Keisuke. Du bringst sie in Verlegenheit“, mischte meine Mutter mich ein und nahm mich an der Hand. „Komm mit, Schatz. Du kannst mir in der Küche helfen.“

Danke, Mama.

Ergeben folgte ich ihr in die große, geräumige Küche, wo wir ein paar Häppchen vorbereiteten. Sie erzählte mir dies und das. Von Ihrer Arbeit, der neuste Klatsch der Nachbarn. Ich hörte nicht genau hin, denn mir brannte etwas auf der Seele und ich wollte es unbedingt loswerden.

„Ich meine, kannst du dir das vorstellen? Ich habe gedacht, ich höre nicht richtig und dann hat sie auch noch…“

„Mama… Kann ich dir was erzählen?“, unterbrach ich sie und sie sah sofort überrascht von ihren Appetithäppchen auf. Der Unterton in meiner Stimme war ihr nicht entgangen.

„Was hast du denn, Schatz?“, fragte sie besorgt, als ich eine traurige Miene auflegte.

„Ähm… es ist so, ich…“

Komm schon, Mimi! Jetzt, oder nie! „Also ich habe… Ich habe festgestellt, dass BWL nicht das Richtige für mich ist.“

Ich sah, wie meine Mutter mit Bedacht das Messer beiseitelegte und mich fassungslos ansah.

„Aber Mimi, was redest du denn da? Gefällt es dir etwa nicht mehr?“

„Nicht so richtig“, gab ich schüchtern zu und versuchte ihrem Blick auszuweichen, der sofort mitleidig wurde. „Eigentlich hat es mir noch nie wirklich Spaß gemacht.“

„Oh, Schatz…“, sagte meine Mutter bedauernd und kam auf mich zu.

„Da ist noch etwas“, sagte ich und sah sie an. Alles oder nichts. Wenn ich schon aufräumte, dann konnte ich auch gleich die ganzen Karten auf den Tisch legen. Gefasst sah sie mich an. Als würde gleich eine Lawine über sie hereinbrechen.

„Ich… ich habe meinen Nebenjob verloren. Und meine Wohnung“, gestand ich und ging innerlich in Deckung. Sie schlug sich die Hand vor den Mund.

„Du hast was? Mimi! Seit wann? Wo… Wo wohnst du denn jetzt? Oh mein Gott.“ Sie wedelte sich mit der Hand Luft zu und ging unruhig im Raum auf und ab, als müsste sie erst mal begreifen, dass ihre Tochter Mittel- und Arbeitslos war.

„Das ist eine Katastrophe!“

„Ganz so würde ich es jetzt nicht ausdrücken“, meinte ich schulterzuckend. Sie blieb stehen und Tränen des Bedauerns schossen ihr in die Augen.

„Oh... Oh, nein, Mama. Bitte nicht weinen. Es ist alles halb so schlimm“, versuchte ich sie zu beschwichtigen. „Ich wohne bei Sora und bis ich weiß, was ich wirklich machen will…“

„Du weißt noch nicht, was du jetzt machen willst?“ Entsetzt sah sie mich an.

„Nein. Nicht so richtig. Aber mir fällt schon noch was ein und bis dahin suche ich mir eben einen neuen Nebenjob. In einer Bar oder so. Kellnerinnen werden überall gebraucht.“

Meine Mutter brach prompt in Tränen aus, als hätte ich ihr offenbart, ich bräuchte eine Spenderniere. Ich wusste, es würde hochdramatisch werden, aber das…?

Voller Mitleid sah sie mich an und versuchte ihre Tränen unter Kontrolle zu bringen. Ich hielt es nicht aus, dass sie mich so ansah. Ich hatte sie enttäuscht. Ich hatte mich enttäuscht. Und ich würde auch meinen Vater enttäuschen.

Scheiß Weihnachten!

Das war das schlimmste Jahr seit Ewigkeiten und diese Enttäuschung jetzt in ihren Augen zu sehen, und wie sie mich bemitleidete, brach mir das Herz. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, alles hinzuschmeißen.

„Wir kriegen das schon irgendwie hin“, sagte sie schließlich schluchzend und ich konnte sehen, wie sie in ihrem Mutter-Kopf nach einer Lösung für ihre bemitleidenswerte Tochter suchte.

„Danke“, sagte ich frustriert und ließ die Schultern hängen.

„Mama, ich…“, wollte ich noch sagen, doch die Türklingel unterbrach mich.

„Ist schon gut, Schatz. Wir reden später darüber. Kannst du bitte an die Tür gehen?“

Ich ließ den Kopf hängen, während sie sich die letzten Tränen von den Augen wischte und sich wieder auf ihre Häppchen konzentrierte.

„Ja, mach ich.“

Ich ging durch den Flur zur Eingangstür, doch der ungebetene Gast hörte einfach nicht auf zu klingeln.

„Gott, jaah, ich komme doch!“, rief ich genervt und riss die Tür mit einem Ruck auf.

Zwei warme, braune Augen sahen mich an. Kurz schrak ich zurück. Ich hatte doch glatt vergessen, dass er hier aufkreuzen wollte.

Diesmal war er nicht in Motorradklamotten gekleidet, sondern trug eine schwarze Jeans, ein weißes Shirt, einen Schal und eine schwarze Jacke. Seine braunen Haare waren jedoch wieder verwuschelt, obwohl er diesmal keinen Helm getragen hatte, sondern sich stattdessen ein paar kleine Schneeflocken auf seinem Kopf sammelten.

„Hi“, sagte er und lehnte lässig gegen den Türrahmen. „Dachte schon, das wäre die falsche Adresse.“

Mit großen Augen musterte ich ihn. Gott, wie konnte man nur so verdammt gut aussehen?

„Mach den Mund zu, das sieht aus, als hättest du einen Schlaganfall“, sagte er genervt und zog eine Augenbraue in die Höhe.

Ich blinzelte ein paar Mal und fasste mich wieder. Arrogantes Arschloch!

„Musstest du so oft hier klingeln? Muss ja nicht gleich jeder wissen, dass du hier bist, um mich zu belästigen“, motzte ich und trat einen Schritt nach draußen, um die Tür hinter mir etwas ran zuziehen. Er trat zurück und sah mich fragend an.

„Ist dir wohl peinlich.“

Ich verdrehte die Augen. „Was ist jetzt mit der Rechnung? Darum bist du doch hier.“

Ich schlang die Arme um mich, weil ich zu frieren begann und wartete darauf, dass er mir endlich gab, wofür er gekommen war.

„Gott, bist du ungeduldig“, entgegnete er und faste in seine Jackentasche.

„Was? Hast du gedacht, ich bitte dich auf einen Kaffee rein?“ Er antwortete nichts darauf, sondern hielt mir nur kommentarlos das Schriftstück unter die Nase. Mein Blick fiel sofort auf die unten eingekreiste Endsumme.

„400.000 Yen?“, rief ich entsetzt und sah ihn an. „Was hast du reparieren lassen? Ein Raumschiff?“ Ich schüttelte ablehnend den Kopf. „Auf keinen Fall! Das bezahle ich nicht! So viel Geld hab ich nicht.“

Tai sah mich stutzig an, ehe sein Blick an dem Haus hinter mir hochwanderte.

„Und das soll ich dir jetzt glauben?“

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an. „Ich wohne nicht hier, falls du das vergessen hast. Und ich habe nicht so viel Geld. Punkt.“

„Mir ist egal, wo du das Geld auftreibst“, sagte er jedoch nur gelassen, als könnte ihn nichts aus der Ruhe bringen. „Du bezahlst den Schaden. Punkt.“

Also, das war doch…

Ich ballte die Hände zu Fäusten und bemerkte vor lauter Wut auf diesen Typen gar nicht, wie hinter mir die Tür aufging.

„Mimi, Schatz… Wer ist das?“

Oh, nein. Erschrocken wandte ich mich um, ehe meine Mutter neben mich trat und Tai eingehend musterte. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen.

Bitte. Frag. Nicht.

Tu es nicht!

„Ist das dein Freund?“

Am liebsten hätte ich mir die Hand vors Gesicht geschlagen. Doch so, wie sie lächelte und wie sie ihn ansah, war sie schlichtweg hin und weg von Tai, von der ersten Sekunde an. Wer konnte es ihr verübeln? Er sah wirklich gut aus.

Erwartungsvoll sah sie mich an.

Oh, man, warum tat sie das nur? Vor ein paar Minuten noch diese bedauernswerten Blicke und jetzt das? Wie sollte ich die Kraft haben, sie schon wieder zu enttäuschen? Das würde ihr endgültig den Rest geben. Sie lehnte sich zu mir rüber und hielt die Hand vor den Mund.

„Er sieht wirklich ausgesprochen gut aus. Guter Fang, Mimi.“

„Oh, ähm… nein, das verstehen Sie falsch. Ich bin…“, setzte Tai an, um diese Sache aufzuklären, doch ich wedelte schnell mit der Hand vor seinem Gesicht rum, um ihn zum Schweigen zu bringen.

„Ja… Ja, er ist mein Freund“, sagte ich eilig und die Augen meiner Mutter begannen zu strahlen.

„Ich… bin dein Freund?“, sagte Tai verwirrt und runzelte die Stirn, während ich zu ihm hüpfte und mich bei ihm unterhakte. Er wich ein wenig Zurück und sah mich misstrauisch von oben herab an.

„Gott, Mimi. Warum hast du denn nichts gesagt?“, fragte meine Mutter und schmachtete offensichtlich gerade dahin.

„Ja, Mimi. Warum hast du nichts gesagt?“, flötete Tai, verengte jedoch die Augen zu Schlitzen. Ich grinste unsicher. „Es… es sollte eine Überraschung werden. Das mit uns ist noch ganz frisch.“

„Kann man so sagen“, kommentierte Tai und ich stupste ihn unauffällig mit dem Bein an.

„Aber ehrlich, Schatz. Mir hättest du es doch sagen können. Warum bringst du deinen Freund nicht einfach mit rein? Dein Vater würde sich sicher freuen, ihn kennenzulernen. Achso, ich bin übrigens Satoe.“ Meine Mutter hielt Tai die Hand hin und er ergriff sie zögerlich.

„Taichi Yagami. Und ich habe wirklich keine Ahnung…“

„Warum ihr euch nicht schon früher kennengelernt habt. Wir kommen gerne gleich zu euch“, flötete ich. Meine Mutter zwinkerte mir zu und verschwand wieder im Haus. Augenblicklich riss sich Tai aus meiner Umklammerung.

„Hast du sie noch alle? Dein Freund?“

Ich stöhnte genervt auf. „Was sollte ich denn machen? Hast du gesehen, wie sie mich angesehen hat? Und wie sie dich angesehen hat?“

„Was du hättest machen sollen? Ihr vielleicht sagen, dass ich NICHT dein Freund bin?“ Er war außer sich vor Wut. Spießer! Das war doch nur eine Notlüge, verstand er das denn gar nicht?

„Du hast ja keine Ahnung, in was für einer Lage ich gerade stecke“, versuchte ich ihm meine Situation klarzumachen. „Das ist das schlimmste Weihnachtsfest meines Lebens und ich hab es einfach nicht übers Herz gebracht, sie schon wieder zu enttäuschen. Also, stell dich nicht so an und komm mit.“ Ich packte ihn eilig am Ärmel seiner Jacke und wollte ihn mit mir ziehen, wurde jedoch zurückgerissen, weil er wie eine Salzsäule dastand und sich keinen Zentimeter bewegte.

„Hast du einen Knall? Auf keinen Fall gehe ich mit dir da rein!“

„Was? Aber warum nicht?“, entgegnete ich totunglücklich und war der Verzweiflung nahe.

„Weil ich dich überhaupt nicht kenne?“ Tai lehnte sich leicht nach vorn und sah mich ernsthaft an, als wäre ich bescheuert.

„Dann lernst du mich eben kennen.“

„Kein Bock!“, erwiderte er genervt und wandte sich zum Gehen um, als ich trotzig mit dem Fuß auf den Boden aufstampfte und einen kleinen Wutschrei von mir stieß.

Er war gerade dabei zu gehen, als ich ihm hinterherrief und somit alle Register zog.

„Taichi Yagami. Entweder du spielst heute Nachmittag meinen Freund oder du siehst keinen Cent von deinem Geld!“

Abrupt blieb er stehen, drehte sich langsam um und funkelte mich böse an.

„Was?“

„Du hast schon richtig gehört!“

„Hast du jetzt völlig den Verstand verloren?“

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ihn herausfordernd an, damit er sah, wie ernst es mir war. Er ging einige Schritte auf mich zu und kam mir bedrohlich nahe. Doch ich wich nicht zurück.

„Das ist Erpressung! Und ich werde ganz sicher nicht deinen Freund spielen! Das kannst du knicken!“, sagte er mit Nachdruck. Kurz war ich dabei mich in seinen eindringlichen Augen zu verlieren, doch dann zuckte ich mit den Schultern.

„Dann kannst du die Rechnung gleich wieder mitnehmen. Von mir kriegst du gar nichts.“

„Das ist doch…“ Ihm fehlten offensichtlich die Worte. Und mir auch. Dass ich so durchtrieben sein konnte, war mir gar nicht bewusst.

„Ach, komm schon. Es wird dich schon nicht umbringen, einen Nachmittag lang so zu tun, als wärst du mein Freund. Was ist so schlimm daran?“

Er richtete sich zu voller Größe auf und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Du hast echt Nerven, weißt du das?“, sagte er bissig.

Ich versuchte ein unschuldiges Lächeln aufzulegen. Einen besseren Plan gab es gerade nicht. Meiner Mutter zu sagen, dass ich Mittel-, Arbeits- UND auch noch Freundlos war kam einfach nicht in Frage. Es war so schon alles schlimm genug.

„Bitte?“, säuselte ich und warf ihm meinen lieblichsten Blick zu.

Tai dachte nach, stöhnte dann jedoch und fuhr sich gestresst durch die Haare.

„Ich kann nicht fassen, dass ich das hier gerade wirklich tue.“

„Super!“, jubelte ich und klatschte in die Hände, ehe ich ihn bei der Hand nahm und hinter mir herzog.

„Danke, dass du das für mich machst.“

„Ich mache das nicht für dich.“

„Was? Na, wie auch immer. Danach bezahle ich dir deine Rechnung, versprochen! Ach, und sei nett zu meiner Familie. Es ist Ewigkeiten her, dass ich einen Freund hatte und ihn mit nach Hause genommen habe.“

„Ach, kann mir gar nicht vorstellen, warum“, nuschelte Tai in sich hinein und verdrehte die Augen, doch das war mir egal. Er sah gut aus, war smart und ungefähr in meinem Alter. Und wenn meine Mutter wollte, dass er mein gutaussehender, erfolgreicher Freund war, dann sollte es so sein.

Rache ist süß

„Also, meine Mutter kennst du ja schon, Satoe. Mein Vater ist natürlich auch da, er heißt Keisuke und ist ein ziemlich erfolgreicher Anwalt. Tante Zoe hat sich gerade von ihrem Freund getrennt. Kann also sein, dass sie gerade etwas melancholisch ist. Dann sind da noch mein nerviger, kleiner Cousin Yoshi. Ein absoluter Mistbengel. Komm dem bloß nicht zu nahe, sonst beschmiert er deine Schuhe mit Zahnpasta oder so. Und dann ist da noch meine Oma Ai. Sie ist sehr nett, hat nur manchmal einen etwas schrägen Humor. Und dann ist da noch… was ist denn?“ Abrupt blieb ich stehen, als Tai mich an meiner Hand zurückzog.

„Waren das etwa zu viele Erklärungen auf einmal?“, grinste ich ihn entschuldigend an. Tai sah mich aufgebracht an.

„Was soll das? Es war nie die Rede davon, dass deine ganze Verwandtschaft auch anwesend ist. Das mach ich nicht, nein.“ Energisch schüttelte er den Kopf. Ich stöhnte auf. Was hatte dieser Typ denn bitte für ein Problem?

„Was hast du denn gedacht? Es ist Weihnachten. Natürlich ist meine ganze Familie da. Und du musst doch auch gar nicht viel mit ihnen reden. Halt dich einfach an mich. Ein verliebter Blick hier, Händchenhalten da und meine Mutter ist glücklich. Kapiert? Und immerhin bekommst du ein gratis Essen, also beschwer dich nicht.“ Bestimmend sah ich ihn an. Wir hatten schließlich einen Deal. Auf keinen Fall durfte er jetzt einen Rückzieher machen.

Tai verdrehte die Augen. „Na schön. Toll, dass ich jetzt alles über deine Verwandtschaft weiß, aber was ist mit dir?“

Stirnrunzelnd sah ich ihn an. „Was soll mit mir sein?“

„Na, ein paar Hintergrundinformationen zu deiner Person wären schon ganz praktisch. Oder habe ich etwa meine neue Freundin erst gestern zufällig auf der Straße kennengelernt, als ich sie beinahe mit meinem Motorrad über den Haufen gefahren hätte?“

Er zog eine Augenbraue nach oben, als wäre ich bescheuert, dass ich daran nicht gedacht hatte. Und tatsächlich. Ich hatte überhaupt nicht in Erwägung gezogen, dass dieser Plan einige Lücken aufwies. Woher kannten wir uns? Wie lang waren wir schon zusammen? Was war sein Lieblingsessen? Wer waren seine Eltern?

Ich wusste rein gar nichts von ihm und er nichts von mir.

„Okay. Hier ein paar Fakten: ich heiße Mimi Tachikawa, aber das weißt du ja schon“, begann ich eilig zu erklären. „Ich bin 23 und wohne zurzeit bei meiner besten Freundin. Ich mag grün, Katzen, Sushi und alles, was süß ist. Ich werde schnell seekrank, deswegen hasse ich Freizeitparks. Meine Lieblingsserie ist „Gossip Girl“. Ich wollte schon immer mal nach Paris. Ich singe unter der Dusche. Oh, und ich stehe total auf Luke Evans, auch wenn er schwul ist. So. Mehr musst du nicht wissen.“ Ich stemmte bestimmend die Hände an die Hüften. Wir hatten jetzt wirklich keine Zeit uns irgendeine romantische Geschichte auszudenken. Meine Familie saß beim Essen und wartete auf uns. Außerdem war es ja nur ein Nachmittag. Kein Grund so einen Wirbel zu machen.

„Danke, für diese vielen, unbrauchbaren Informationen. Das hat mich jetzt so gar nicht weitergebracht“, murrte Tai. Was wollte er denn? War dieser Typ denn niemals zufrieden?

„Gib dich mit dem zufrieden, was du bekommst. Mehr kriegst du nämlich nicht. Wenn irgendwelche Fragen kommen, improvisieren wir halt.“

Tai zog bedächtig eine Augenbraue in die Höhe, lenkte dann jedoch ein.

„Okay, wenn du meinst. Und was ist mit mir? Willst du gar nichts über mich wissen?“, fragte er.

„Was sollte ich wissen wollen? Du siehst gut aus und machst einen guten Eindruck. Mehr braucht es nicht, um meine Mutter zu beeindrucken.“

Er wollte gerade etwas darauf erwidern, doch ich nahm ihn an der Hand und zog ihn weiter mit mir. Dann öffnete ich die Tür zum Esszimmer. Der Tisch war reichlich gedeckt und meine Verwandtschaft schon am Essen. Das Gerede verstummte, als wir reinkamen. Und alle Blicke fielen auf uns. Wie unangenehm.

Meine Mutter sprang als Erste auf.

„Mimi, Tai. Da seid ihr ja endlich. Kommt rein!“

Ein verkrampftes Lächeln legte sich auf meine Lippen, als meine Mutter uns zu unseren Plätzen führte. Tai setzte sich neben meinen Cousin Yoshi, der zum Glück viel zu sehr in seinen blöden Gameboy vertieft war, um Tai zu registrieren oder um überhaupt irgendwas vom Essen mitzubekommen. Verzogener Bengel.

Tante Zoe musterte uns von der anderen Seite her verwundert.

„Wer ist denn das, Mimi? Du hast uns gar nicht gesagt, dass du einen Freund hast.“

„Warum sollte sie auch?“, mischte Oma Ai sich vom anderen Ende des Tisches aus ein. „Sie ist jung. Wahrscheinlich wechselt sie ihre Freunde, wie Unterhosen. Kein Grund gleich jeden mit nach Hause zu schleppen.“ Ups. Genau das meinte ich mit „schrägem“ Humor.

„Aber Mama. Was redest du denn da?“, erwiderte meine Mutter und nahm gegenüber von Tai Platz. Keine Sekunde später schmachtete sie ihn auch schon wieder an.

„Das ist Tai, mein Freund. Und ich wechsle meine Freunde überhaupt nicht wie Unterhosen. Wir sind nämlich schon seit fünf Monaten zusammen“, erklärte ich überzeugend.

Mein Vater ließ sein Besteck sinken.

„Fünf Monate schon? Und das erfahren wir erst jetzt?“

Meine Mutter ging zum Glück gleich für mich in die Bresche. „Ach, stell dich nicht so an, Keisuke. Sie wollte uns eben damit überraschen und das ist ihr gelungen.“ Sie zwinkerte Tai zu, der unbeholfen grinste. Dann räusperte er sich.

„Ich wollte mich bei Ihnen für diese spontane Einladung bedanken. Ich war mindestens ebenso überrascht, wie Sie.“ Ich warf ihm einen schiefen Seitenblick zu, während meine Mutter anfing zu kichern, wie ein kleines Lamm. „Oh, Tai. Bitte, nenn mich doch Satoe.“

Ich ließ mir von meiner Mutter die Schüssel mit dem Kartoffelbrei reichen und lud Tai und mir eine ordentliche Portion davon auf.

„Was machen Sie beruflich, Tai?“, fragte mein Vater, ohne Umschweife. Typisch Anwalt. Gleich erst mal die Fakten klären.

„Er ist Lehrer“, kam mir schneller über die Lippen als beabsichtigt. Tai sah mich irritiert an, da er sich offensichtlich fragte, woher ich das wusste. Ich hatte ihm ja noch nichts von meiner Informantin erzählt. Meine Mutter stieß einen Freudenschrei aus. „Lehrer? Oh, wie wundervoll! An welcher Schule unterrichtest du?“

„Ich bin seit kurzem an der Hibiya High School.“

Aha. An derselben Schule, auf die Sora und er früher gingen. Ich grinste. „Dieselbe Schule, an der er früher war.“

Wieder warf er mir einen deutlich irritierten Seitenblick zu, während ich in mich rein grinste. Ich sollte das wirklich lassen. Sonst dachte er am Ende noch, ich stalke ihn.

„Ja… Ja, genau so ist es“, stammelte Tai etwas unbeholfen. „Früher war ich selbst an der Schule und es war immer mein größter Traum, dort später mal zu unterrichten.“

Irgendwie konnte ich mir Tai so gar nicht als Lehrer vorstellen. Er war viel zu jung und sah viel zu gut aus. Die Mädchen auf der High School schmachteten ihn sicher genauso peinlich an wie meine Mutter.

„Und was unterrichten Sie dort?“, bohrte mein Vater weiter.

Oh, endlich mal etwas, dass ich noch nicht über ihn wusste.

„Englisch und Sport. Ich war deshalb extra ein Jahr im Ausland, um meine Sprachkenntnisse zu perfektionieren. Jetzt bin ich wieder hier und habe sofort eine Stelle an der Hibiya bekommen.“

Hmm, Sport also. Das konnte ich mir schon eher bei ihm vorstellen. Recht unsportlich schien er ja nicht zu sein.

„Hm, sehr schön. Dann werdet ihr sicher beide sehr erfolgreich sein, in dem, was ihr tut. Bei Mimi habe ich da jedenfalls gar keine Zweifel“, sagte mein Vater. Ich stöhnte leise in mich hinein. Ging das schon wieder los?

„Na ja, aber erst mal muss sie sich ja auf sich selbst konzentrieren, Keisuke. Was danach kommt, werden wir noch sehen“, warf meine Mutter ein und ich erstarrte. Hatte sie mein energisches Kopfschütteln nicht bemerkt?

„Was meinst du damit? Sie soll sich auf sich selbst konzentrieren? Was könnte denn zurzeit wichtiger sein, als ihre Prüfungen?“

Oh Gott. Und es ging los. Ring frei für Runde Eins.

„Ich meine doch nur, dass es auch noch andere Dinge gibt, die für sie wichtig sind.“

„Ja. Zum Beispiel ihr überaus gutaussehender Freund. Ich an ihrer Stelle könnte mich auch nicht auf meine Prüfungen konzentrieren, wenn er neben mir sitzen würde“, mischte meine Großmutter sich ein.

„Mutter!“, tadelte wiederrum meine Mutter und ich dachte, damit wäre das Thema erledigt, doch im Gegenteil. Ring frei für Runde Zwei.

„Ich sehe das, wie Keisuke“, mischte sich nun auch meine Tante Zoe ein. „Männer lenken einen nur ab. Nichts gegen dich, Tai. Aber eine Frau sollte sich immer auf ihre beruflichen Erfolge konzentrieren. Am Ende ist das doch das Einzige, worauf wir uns verlassen können.“

Wow. Die Trennung von ihrem Freund hing ihr wohl wirklich ganz schön nach.

„Sei nicht so dramatisch“, erwiderte meine Mutter, während ich auf meinem Stuhl immer kleiner wurde. „Es gibt wichtigere Dinge, als so ein blödes Studium.“

Und dieser Satz brach mir das Genick.

„Was bitte sollte es denn Wichtigeres geben für Mimi? Weißt du überhaupt, was du da redest, Satoe? Sie hat so hart dafür gearbeitet und jetzt steht sie kurz vor ihrem Abschluss und du sagst: es gibt wichtigere Dinge?“

Mein Vater wurde so langsam etwas energisch und sah meine Mutter verständnislos an. Kein Wunder. Er hatte ja auch keine Ahnung, was ich meiner Mutter vorhin in der Küche gebeichtet hatte und warum sie so verzweifelt versuchte, mich eben in Schutz zu nehmen.

„Du siehst das alles viel zu eng“, sagte sie bestimmend und straffte ihre Schultern. „Mimi geht nun mal ihren eigenen Weg. Ob es dir passt oder nicht.“

Am liebsten wäre ich über den Tisch gesprungen und hätte ihr den Mund zugehalten, doch es war zu spät. Eine leichte Zornesfalte bildete sich auf der Stirn meines Vaters.

„Was zum Teufel willst du eigentlich sagen, Satoe? Ich kenne das. Ich kenne diesen Blick von dir. Du machst wirklich äußerst komische Andeutungen.“

„Was, ich? Ich mache überhaupt keine Andeutungen! Ich versuche nur, die Fakten auf den Tisch zu legen.“

„Und welche wären das?“

„Was willst du, Keisuke? Du benimmst dich, als wärst du in einem Gerichtssaal. Das hier ist ein Weihnachtsessen. Also, hör auf damit.“

„Dann hör du auf, solch unüberlegte Sachen zu sagen. Mimi ist Jahrgangsbeste und sobald sie ihren Abschluss hat, wird sie…“

„Schluss! Das reicht!“ Ich schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, sodass alle augenblicklich verstummten. Tai zuckte neben mir zusammen. Sogar Yoshi sah von seinem Gameboy auf. Nur noch die absolut nervige Melodie seines Mario Spiels war noch zu hören. Ansonsten traute sich beinahe keiner mehr Luft zu holen. Ich glaube, meine Familie hatte mich bisher eher selten so wütend erlebt.

Verblüfft sahen mich alle an, während ich den Blick durch die Gesichter schweifen ließ, nur um am Ende bei meinem Vater hängen zu bleiben.

„Ich habe mein Studium geschmissen, Papa“, sagte ich laut. „Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Deswegen habe ich geschmissen. Ich habe es gehasst! Genauso wie dieses Essen oder dieses beschissene Weihnachten! Ich hasse es!“

Ohne eine Antwort abzuwarten, schmiss ich meine Serviette auf den Teller und stürmte aus dem Zimmer. Mir war der Appetit vergangen. Ich hörte noch, wie Tai sagte: „Ich sehe mal nach ihr“, und ebenfalls aufstand. Ich ging geradewegs in die Küche, wo ich anfing vor Wut zu schreien. Ich nahm den Pfannenwender, der noch vom Kochen auf der Anrichte lag und pfefferte ihn mit Wucht in die Spüle. „Verdammt!“, rief ich, als Tai gerade reinkam.

„Hey, der arme Pfannenwender kann nun wirklich nichts für deinen Wutausbruch.“

Ich presste die Zähne aufeinander und krallte mich in die Arbeitsplatte. „Mach dich nicht lustig über mich!“

Tai grinste verwegen, steckte die Hände in die Taschen und kam auf mich zu.

„Mache ich nicht. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, so eine Show geboten zu bekommen, als du mich zu deinem Freund auserkoren hast. Allerdings glaube ich, dass du es deinem Vater etwas schonender hättest beibringen können. Er wirkte ein wenig geschockt – gelinde gesagt.“

„Ich weiß“, sagte ich traurig und zugleich einsichtig. „Ich hätte nicht so aus der Haut fahren dürfen.“

Tai stellte sich neben mich. „Was hast du denn geschmissen?“

„Mein BWL Studium.“

„BWL“, wiederholte Tai und ließ sich dabei das Wort ganz genau auf der Zunge zergehen, als müsste er darüber nachdenken. „Passt so gar nicht zu dir“, stellte er schließlich fest und ich grinste ein wenig.

„Schön, dass du das auch so siehst, obwohl du mich erst seit ein paar Stunden kennst.“

„Hey, immerhin schon seit gestern.“

Ich grinste noch mehr.

„Außerdem wirkst du nicht wie das Mädchen, welches am Schreibtisch sitzen und stumpfe Aufgaben lösen kann.“

„Das ist das Witzige daran. Weil ich es nämlich kann. Sogar richtig gut. Aber trotzdem hat es mich überhaupt nicht glücklich gemacht. Es war langweilig. Und jetzt, so kurz vor der Prüfung, musste ich immer wieder daran denken, dass danach alles gelaufen sein würde. Ich würde diese stumpfen Aufgaben für den Rest meines Lebens machen, wenn ich diese Prüfung schreiben würde. Also… hab ich kurz vorher alles hingeschmissen.“

Tai stutzte erst, doch dann gingen seine Mundwinkel leicht nach oben.

„Das war ziemlich mutig von dir.“

Ich seufzte. „Oder dumm.“

„Nein, finde ich nicht. Es erfordert viel Mut einfach so alles aufzugeben, wofür man Jahre lang gearbeitet hat. Du hast auf dein Herz gehört und das kann nie falsch sein.“

Ich hob meinen Kopf und lächelte ihn dankbar an. „Danke, Tai. Aber angesichts der Lage, in der ich jetzt stecke, war es vielleicht doch etwas unüberlegt.“

„Wieso? Welche Lage meinst du?“

Ach, egal. Wenn ich hier gerade schon einem wildfremden mein Herz ausschüttete, dann konnte ich auch gleich die ganze unbequeme Wahrheit auf den Tisch packen.

„Nach dem Studium hab ich meinen Nebenjob verloren, der mir die Wohnung finanziert hat. Ergo bin ich auch dort rausgeflogen. Und jetzt wohne ich bei meiner erfolgreichen Freundin, die einfach in allem super gut ist und die auch noch einen super netten und ebenso super erfolgreichen Freund hat. Man könnte auch sagen: ich bin die totale Niete.“

Tai wandte sich zu mir und lehnte sich an die Arbeitsplatte, sodass er mir unweigerlich näherkam. Ein schelmisches Grinsen legte sich auf seine Lippen.

„Das ist zwar nicht schön, aber als totale Niete würde ich dich trotzdem nicht bezeichnen. Immerhin hast du auch einen super netten und super erfolgreichen Freund.“

Ich musste lachen und lehnte mich ihm ebenfalls etwas entgegen.

„Stimmt ja, hatte ich ganz vergessen. Mein super netter Freund, der High School Lehrer. Kann ich mir irgendwie so gar nicht vorstellen bei dir.“

„Hm, wenn du wüsstest. Und apropos wissen: woher wusstest du das?“

„Was?“

„Dass ich Lehrer bin und auf welche Schule ich früher gegangen bin? Verfolgst du mich insgeheim schon länger und der beinahe Unfall war einfach nur ein Vorwand, um mir endlich näher zu kommen?“

„Das hättest du wohl gerne“, lachte ich auf. Wissend sah ich ihn an. „Vielleicht kann ich ja Gedanken lesen.“

„So?“, meinte Tai und richtete sich auf, nur, um auf mich zuzukommen und beide Hände rechts und links neben mir abzustützen. Seine warmen, braunen Augen sahen mich an und zogen mich nicht das erste Mal in ihren Bann.

„Und was denke ich jetzt?“, sagte er so leise, dass nur ich es hören konnte, während seine Augen meine suchten.

Mit der Arbeitsplatte im Rücken versuchte ich mich zurückzulehnen, da er mir plötzlich so ungewohnt nah war, dass mir die Hitze ins Gesicht stieg.

„Da seid ihr ja, ihr beiden Turteltauben“, erklang plötzlich die Stimme meiner Mutter hinter uns, was uns beide augenblicklich zusammenzucken und Tai zurückweichen ließ. Er schaffte den gewohnten Abstand zwischen uns, doch auf meine Mutter musste diese Situation ziemlich eindeutig gewirkt haben. Genauso, wie auf mich. Ich hatte immer noch Probleme das Pochen meines Herzens unter Kontrolle zu bringen.

„Mimi, dein Vater würde gern mit dir reden.“

Mein Vater stand direkt hinter ihr. Ich sah betreten zu Boden.

„Ist gut. Würdest du uns kurz alleine lassen?“, richtete ich mich an Tai. Er nickte und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. Dann ging er zu meiner Mutter und hielt ihr seinen Arm hin.

„Haben Sie vielleicht Lust, mich ein wenig im Haus rumzuführen, Frau Tachikawa?“

Meine Mutter lächelte und hakte sich wie selbstverständlich bei ihm unter. „Sehr gerne. Und noch mal: nenn mich Satoe.“ Dann zwinkerte sie mir zu und verließ strahlend übers ganze Gesicht mit Tai die Küche. Ich musste ein wenig darüber schmunzeln, welche Wirkung Tai auf sie hatte. Sicher malte sie sich in ihrem Kopf schon aus, ihn als festen Schwiegersohn in die Familie zu integrieren und wie wir irgendwann heiraten würden. Vielleicht sollte ich ihn doch noch mal erpressen, ein paar Mal öfter mit zu meiner Familie nach Hause zu kommen.

„Mimi, ich…“, setzte dann jedoch mein Vater an und riss mich aus meiner rosaroten Fantasiewelt.

„Tut mir leid, Papa“, sagte ich traurig. „Ich hätte es dir schonender beibringen sollen. Tut mir leid, dass ich so rumgeschrien habe.“

„Darum geht es doch gar nicht, Mimi“, entgegnete er und kam auf mich zu. „Es geht darum, dass du überhaupt nichts gesagt hast. Warum hast du dieses Studium denn gemacht, wenn du es so sehr hasst?“

Beschämt sah ich zur Seite.

„Vielleicht, weil ich dich nicht enttäuschen wollte? Du warst so stolz auf mich und hast die ganze Zeit so darauf hin gefiebert, dass ich bei dir in der Firma anfange und ich…“

„Ach, Mimi…“ Unvermittelt zog er mich in eine Umarmung. „Du könntest mich nie enttäuschen. Wie kommst du denn auf so einen Unsinn? Ich dachte die ganze Zeit, es wäre das, was du machen willst und wollte dich eben bestmöglich unterstützen. Wie hätte ich denn ahnen können, dass du das eigentlich gar nicht machen willst, wenn du nie einen Ton sagst? Wenn du denkst, dass BWL nicht das Richtige ist, dann ist das okay. Besser, du erkennst es jetzt, als irgendwann in ein paar Jahren.“

Mir fiel ein riesen Stein vom Herzen. Tränen der Freude und der Erleichterung stiegen mir in die Augen und ich umarmte meinen Vater innig.

„Danke, Papa. Danke, dass du es verstehst und nicht sauer bist.“

Wir standen noch eine Weile so da und umarmten uns, bis mein Vater von mir abließ und mich fragend ansah.

„Weißt du denn schon, was du in Zukunft machen möchtest, wenn BWL nicht das Richtige für dich ist?“

Ich zuckte mit den Schultern und schüttelte frustriert den Kopf. „Nein, ich habe keine Ahnung.“

„Wenn BWL nichts für dich ist, dann vielleicht Jura?“, überlegte mein Vater laut, doch als ich ihm gegen den Arm schlug, fing er an zu grinsen.

„Ganz sicher nicht. Und da ist noch etwas, dass ich dir besser sagen sollte. Ich habe leider meine Wohnung und meinen Job verloren. Aber ich bin bei Sora untergekommen. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen.“ Ich hatte erwartet, dass es ihn irgendwie schocken würde, aber dann winkte er nur ab. „Satoe hat mir schon alles erzählt. Ich verstehe nicht, warum du nicht bei uns wohnen willst. Das Haus ist groß genug und wir könnten dich finanziell unterstützen.“

„Danke, Papa. Aber ich will das nicht. Ich möchte auf eigenen Beinen stehen und wenn ich ewig an euch hänge, werde ich nie herausfinden, was ich wirklich machen will. Hier würde es mir einfach viel zu gut gehen und dann hätte ich vielleicht gar keine Lust mehr zu arbeiten. So bin ich wenigstens gezwungen, mir was zu überlegen“, lachte ich und mein Vater nickte.

„Verstehe. Das ist in Ordnung. Außerdem hast du ja jetzt einen ganz tollen Freund, der für dich da ist.“

Ich wollte gerade etwas darauf erwidern und auch mit dieser Sache reinen Tisch machen, als sich ein Lächeln auf die Lippen meines Vaters legte, dass ich nur all zu gut kannte. „Ich mag Tai wirklich gerne. Er scheint ein netter Kerl zu sein und ist als Lehrer sicher gut angesehen. Eine wirklich gute Partie.“ Innerlich seufzte ich laut auf. Da kam dann doch wieder der Anwalt durch. Na, hoffentlich brach es ihm nicht das Herz, wenn ich ihnen bald mitteilen musste, dass ich mich von meinem „Freund“ Tai getrennt hatte.

„Ich verspreche dir, ich überlege mir gut, was ich mit meiner Zukunft anstellen will. Und jetzt würde ich gerne einen gemütlichen Weihnachtsnachmittag mit meiner Familie verbringen.“

Er lächelte und nahm mich wieder mit zurück in den Salon. Alle waren schon fertig mit Essen. Ich hatte leider wenig von dem leckeren Essen meiner Mutter mitbekommen, doch das würde ich später nachholen, denn definitiv würde ich was für Sora und mich mit nach Hause nehmen.

Als wir reinkamen, sah ich Tai, der mit einer Tasse Glühpunsch in der Mitte stand und warum auch immer, alle Blicke auf sich gezogen hatte. Wie gebannt hing meine Verwandtschaft an seinen Lippen, was mich unvermittelt stutzen ließ. Hoffentlich übertrieb er es nicht gerade mit der Freundlichkeit. Ich hatte zwar gesagt, er solle nett zu meiner Familie sein, aber doch nicht so nett, dass sie ihn nicht mehr gehen lassen wollten. Als ich dann auch noch sah, wie meine Großmutter dabeisaß und entspannt in das Lachen der anderen einstimmte, kam ich zu dem Entschluss, dass es an der Zeit war dazwischen zu funken. Schnurstraks ging ich auf Tai zu und stellte mich neben ihn.

„Na, was macht ihr so schönes?“

„Hallo, Liebling. Ich erzähle deiner Familie nur eben ein paar Anekdoten aus dem Alltag eines High School Lehrers.“

Liebling? Hatte der zu tief ins Glas geguckt oder nahm er seine Rolle inzwischen doch ernster als erwartet?

„Mimi, du glaubst nicht… was man da alles erlebt. Gott, es ist ja schon so verdammt lang her, dass ich jung war“, meinte Tante Zoe und hielt sich immer noch den Bauch vor Lachen. Ein leichter Rotschimmer hatte sich auf ihre Wangen gelegt und ich fragte mich, ob das an meinem neuen Freund lag oder an dem Glühwein in ihrer Hand.

„Jetzt, wo es mit BWL nicht mehr klappt, Mimi, werd doch einfach auch Lehrerin.“

Ich schüttelte energisch den Kopf, als Tai plötzlich eine Hand um meine Taille legte und mich an sich zog.

„Ich denke nicht, dass das für meine Prinzessin das Richtige wäre. Heutzutage muss man schon wirklich aus hartem Holz geschnitzt sein, um zu unterrichten.“

Überrascht sah ich ihn an und drückte mich sachte von ihm. „Traust du mir etwa nicht zu, aus hartem Holz geschnitzt zu sein?“

Tai grinste. „Ach, komm schon. Dir wird doch schon schlecht, wenn du auf einem Schiff bist. Wie willst du es dann mit pubertierenden Teenagern aufnehmen?“

Meine Tante prustete los und sogar meine Mutter musste kichern. „Wo er recht hat. Das passt nicht zu dir, Mimi.“

Beleidigt verzog ich das Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wie schön, dass ihr beide mich so gut kennt.“

„Nicht?“, stimmte Tai mir lachend zu, woraufhin er sich direkt einen drohenden Blick von mir einfing. Er sollte es lieber nicht zu bunt treiben. Sonst war er die längste Zeit mein fester Freund gewesen.

„Aber jetzt erzählt doch mal! Wir wissen ja noch gar nicht, wie ihr euch kennengelernt habt“, meinte meine Mutter plötzlich und alle sahen mich gespannt an. Oje, was sollte ich denn darauf nur sagen? Wie war das? Improvisation. Das bekam ich ja wohl noch hin.

„Nun, ich… also, wir…“, stammelte ich und wieder Mal riss Tai das Wort an sich.

„Das war eine sehr witzige Situation, wie ich Mimi begegnet bin.“

Geschockt sah ich ihn an. Was hatte er denn jetzt vor? Er wollte doch nicht etwa von unserem beinahe Unfall erzählen? Meine Mutter würde einen Schock fürs Leben bekommen, wenn sie erfuhr, dass ich um ein Haar umgekommen wäre.

„Wir haben uns in einem Vergnügungspark kennengelernt.“

„Was? Aber Mimi hasst Vergnügungsparks“, entgegnete meine Mutter und sah uns gespannt an.

„Ich war mit einer Freundin da. Nur so zum Spaß“, ergänzte ich schnell, doch Tai schüttelte lachend den Kopf. „Ach, Liebling. Muss dir doch nicht peinlich sein, dass du dort ein Date hattest“, sagte er grinsend und kniff mir in die Wange. Ich schlug seine Hand zur Seite und warf ihm einen wütenden Blick zu.

„Auf jeden Fall wollte meine kleine, süße Mimi ihr Date beeindrucken, indem sie in so ein riesen Teil von Achterbahn stieg…“, erzählte Tai so begeistert weiter, als wäre er wirklich dabei gewesen. In eine Achterbahn? Als ob ich das jemals tun würde.

„Danach war ihr total übel und weil ihr das so peinlich war, hat sie sich in eine Ecke verkrümelt um sich… na ja, sagen wir mal, um sich zu erleichtern.“

Meine Mutter schlug die Hand vor den Mund und ich hätte am liebsten das selbe getan. Doch ich bewahrte die Fassung.

„Natürlich war ihr das super unangenehm. Ich meine, wer küsst schon gerne jemanden, der sich gerade erst übergeben hat?“

Alle prusteten wieder los, während ich nur die Hände zu Fäusten ballte.

„Aber zum Glück war ich ja da. Ich hab gesehen, wie schlecht es ihr ging, als sie danach mutterseelenallein auf der Bank saß. Ich hab ihr ein Wasser gebracht und als es ihr besser ging, auch noch eine Zuckerwatte. Mimi liebt ja alles, was süß ist. Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagte er und schlug verträumt die Augen auf. „Bei ihr. Nicht bei mir. Sie tat mir einfach nur leid. Doch irgendwie hat sie sich von der ersten Sekunde an so unsterblich in mich verliebt, dass sie mir nicht mehr von der Pelle gerückt ist.“

Also… das war ja wohl die Höhe! Was bildete dieser Kerl sich ein, wer er war?

„Hach, ja, das ist meine Mimi. Ich kann es mir bildhaft vorstellen“, schwärmte meine Mutter und verdrehte verträumt die Augen.

Was? Ihr Ernst?

„Na ja, jedenfalls habe ich irgendwann ihrem Werben nachgegeben. Ihre Tochter kann ziemlich überzeugend sein, wenn Sie verstehen, was ich meine.“ Er zwinkerte meiner Mutter zu und Tante Zoe schlug sich die Hand vor den Mund, nur um dahinter beherzt loszulachen.

So, das genügte!

„Du musst nicht so ins Detail gehen, Schatz“, flötete ich gespielt nett, schlang unauffällig meine Arme um ihn und kniff ihn in den Po. Tai zuckte zusammen, biss sich jedoch schnell auf die Lippe, um nicht loszuschreien. Ich grinste fies in seine Richtung. Das hatte er nun davon. Zeit, diese Farce aufzulösen.

„Ich denke, du hast genug für heute. Zeit nach Hause zu gehen“, säuselte ich lieb und nahm ihm seinen Glühwein ab.

„Gerade, wo es anfängt Spaß zu machen“, grinste Tai schief, doch ich warf ihm sofort einen „Übertreib es nicht, Freundchen“-Blick zu.

„Wie schade, dass ihr schon gehen müsst“, sagte meine Mutter und nahm mich in die Arme.

„Tja, die Prinzessin hat gesprochen. Bis bald mal, Satoe. Keisuke.“ Er schüttelte meinen Eltern die Hand. Endlich hatte es ein Ende. Allerdings konnte ich schon ahnen, wie enttäuscht sie sein würden, wenn ich ihnen erzählte, ich hatte mit Tai Schluss gemacht. Dafür musste ich mir auf jeden Fall noch eine passende Ausrede zurechtlegen. Meine Eltern würden mich für verrückt erklären, wenn ich ihn ohne Grund abschoss. Dabei hatte ich Tai als meinen Freund ausgegeben, um ihnen Enttäuschung zu ersparen. Na, der Schuss ging wohl nach hinten los, das wurde mir jetzt auch klar. Was musste dieser Kerl auch so verdammt charmant sein und das Herz meiner Mutter gleich im Sturm erobern?

„Ich habe eine fantastische Idee“, meinte meine Mutter plötzlich, als wir schon fast zur Tür raus waren. „Warum essen wir nicht morgen alle gemeinsam? Wir könnten zu dir kommen, Mimi. Nur, um uns noch ein bisschen besser kennenzulernen. Der Nachmittag heute ist doch viel zu schnell vorbeigegangen.“

Oh, nein. Auf. Gar. Keinen. Fall.

„Sehr gerne, ich würde mich freuen.“

Fassungslos sah ich Tai an. Hatte er jetzt völlig den Verstand verloren?

„Aber, wir haben doch morgen schon was vor, Schatz. Weißt du nicht mehr?“, sagte ich hinter hervorgepressten Zähnen. Das Lächeln fiel mir immer schwerer.

„Hm, das sag ich ab. Ist eh nicht so wichtig“, winkte Tai schnell ab, was mich nur noch sprachloser machte. Ob er noch zu retten war?

„Oh, super. Mimi, du kochst was Leckeres, ja? Wir kommen dann so gegen Eins“, jubelte meine Mutter vergnügt. Schön, dass meine Eltern sich selbst einluden. Und Tai gleich mit. Na, der konnte was erleben.

„Ja, gut. Aber jetzt müssen wir wirklich gehen. Bis morgen“, rief ich in den Raum und schob Tai recht wiederwillig aus der Tür.

„Sag mal, geht’s noch?“, zischte ich sofort, als die Tür hinter uns zugefallen war.

„Was hast du denn? Bist du sauer?“, fragte er treudoof und ging in den Flur, um sich seine Jacke überzuziehen.

„Ob ich sauer bin? Wir hatten einen Deal, falls ich dich daran erinnern darf. Dein Soll ist hiermit erfüllt. Auf nimmer wiedersehen!“, motzte ich und stapfte fuchsteufelswild hinter ihm her.

„Du bist wirklich süß, wenn du dich so aufregst. Ich geb es nicht gern zu, aber der Nachmittag war wirklich amüsant. Gönn mir doch auch mal ein wenig Spaß.“

Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. Begriff er denn hier gar nichts?

„Und wie soll ich meiner Mutter dann erklären, dass ich mit dir Schluss gemacht habe? Sie ist doch jetzt schon bis über beide Ohren in dich verliebt.“

„Du machst mit mir Schluss? Wieso darf ich nicht mit dir Schluss machen?“

Ich lachte und zischte zugleich. „Das hättest du wohl gern. Reicht dir wohl nicht, dass du dir eben diese völlig absurde Geschichte aus den Fingern gesogen hast.“

Tai lachte. „Ja, die war gut, nicht? Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst. Du hast gesagt, wir sollen improvisieren. Ich habe nur versucht, aus den wenigen Informationen, die du mir gegeben hast, was zu machen.“

Dieser Typ war der Wahnsinn! Bei so viel Dreistigkeit klappte mir beinahe der Mund auf. Doch dann kam er plötzlich einige Schritte auf mich zu und grinste mich mit diesem einzigartigen, schiefen Grinsen an, mit dem er irgendwie alle um den Finger wickelte. Aber nicht mich!

„Hast du vielleicht schon mal daran gedacht, dass ich noch ein bisschen länger dein Fake-Freund sein möchte? Vielleicht will ich dich ja ein bisschen näher kennenlernen.“

Ich schluckte schwer. „Ach, das ist… d-das ist doch…“, stammelte ich unbeholfen und konnte es nicht unterdrücken rot anzulaufen.

Tais Grinsen wurde breiter. „Vielleicht macht es mir aber auch nur Spaß dich zu ärgern. Immerhin hast du mein Motorrad geschrottet und mich erpresst. Du hast es verdient.“

Ich biss die Zähne aufeinander und musste an mich halten, ihm nicht ins Gesicht zu springen. Der Typ hatte echt Nerven!

Er wandte sich zum Gehen um, als er in seine Jackentasche griff und plötzlich angewidert das Gesicht verzog.

„Was zum Teufel…?“

Er zog seine Hand aus seiner Jackentasche und hielt sie hoch. Sie war vollgeschmiert mit Kartoffelbrei, der klebrig zwischen seinen Fingern pappte. Ich prustete los und krümmte mich vor Lachen.

„Das kann nur Yoshi gewesen sein.“

„Was… dein Cousin? Dieser miese, kleine, verzogene…“

Ich zuckte mit den Schultern und gab mir keine Mühe meine Schadenfreude zu verbergen. „Das nennt man Karma, Tai. Erinnere mich daran, dass ich dem kleinen Stinker dieses Jahr was ganz besonders Schönes zu Weihnachten schenke.“

Ich hielt mir den Bauch, während mir die Tränen ins Gesicht stiegen, und Tai nur wütend seine Taschen nach weiteren Essensresten durchsuchte.

Aber irgendwie hatte er recht. Es machte wirklich ein wenig Spaß.

Mistelzweige und Stinkesocken

Aufgeregt wirbelte ich in der Küche herum.

„Ich drehe noch durch! Verdammte Scheiße!“, fluchte ich laut, als ich den Ofen öffnete und dicke Rauchwolken an die Decke stiegen. Eilig holte ich den Kuchen raus und warf ihn förmlich auf die Arbeitsplatte, ehe ich die Ofentür wieder zuknallte. Ich hustete und wedelte gleichzeitig den Rauch weg, als ich den Kuchen genauer betrachtete. Er war verbrannt.

„Na, klasse.“

Es war einfach hoffnungslos. Eigentlich war ich gar nicht so schlecht in der Küche, aber heute wollte es einfach nicht klappen. Vielleicht lag es daran, dass ich nicht mit Liebe dabei war. Im Gegenteil. Ich war schwer genervt von dieser Situation. Dass bald Tai UND meine Eltern vor der Tür stehen würden und wir ihnen noch mal das liebende Pärchen vorspielen mussten, stresste mich. Und nun war der Kuchen auch noch ruiniert. Wo war Sora, wenn man sie mal brauchte? Ach ja. Sie hatte sich extra aus dem Staub gemacht, um meinem neuen Freund und mir ein wenig „Zweisamkeit“ zu gönnen, damit wir uns besser kennenlernen konnten.

Alles ein großer Quatsch!

Sora war jedoch immer noch der Meinung, dass Tai ein „absoluter Traumtyp“ und „ein guter Fang“ wäre. Wenn die wüsste, dass ich wegen ihm doch überhaupt erst in diesem Schlammassel steckte. Aber meinen Erzählungen zufolge war sie fest davon überzeugt, dass Tai mich mochte. Warum auch immer sie das dachte. Und wenn man vom Teufel sprach, klingelte es just in diesem Moment an der Tür.

Genervt schlurfte ich in den Flur und öffnete.

„Hallo, mein Zuckerstück“, grinste er mich frech an und lehnte gewohnt lässig in der Tür.

Ich quittierte diesen Kommentar mit einem lauten Schnaufen und trat zur Seite, damit er eintreten konnte.

„Wieso steht am Klingelschild Takenouchi? Ich dachte, du heißt Tachikawa?“, fragte Tai. Ich verdrehte leicht die Augen.

„Hast du vergessen, dass ich gerade bei meiner Freundin wohne? Ich bin doch aus meiner Wohnung geflogen. Außerdem kennst du sie sogar.“

Jetzt fiel auch bei Tai der Groschen. „Ach, du meinst Sora Takenouchi? Stimmt. Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Das erklärt auch, warum du so viel über mich wusstest.“

„Du bist ja ein richtiger Detektiv“, sagte ich und musste fast ein wenig schmunzeln.

„Eines meiner großen Talente. Wie siehst du eigentlich aus? Und warum stinkt es hier so?“, fragte er und rümpfte die Nase, nachdem er mich von oben bis unten gemustert hatte. Wahrscheinlich wegen des ganzen Mehls und Schokoteigs, der an meiner Schürze klebte. Und vermutlich auch in meinem Gesicht und Haar.

„Du verstehst es Komplimente zu machen.“ Ich war gerade wirklich nicht zu Scherzen aufgelegt. Meine Eltern würden in weniger als einer Stunde da sein und ich wollte diesen Nachmittag so schnell wie möglich hinter mich bringen. Sobald ich einen neuen Job und wieder eine eigene Wohnung hatte, würde ich ihnen einfach sagen, dass Tai nicht der Richtige für mich wäre und dass ich Schluss gemacht hätte. Und bis dahin war er in seinem Amt als High School Lehrer einfach zu beschäftigt, um noch mal an einem Familientreffen teilzunehmen. Zu schade aber auch. Nicht.

„Hilf mir lieber. Du hast mir die Suppe schließlich eingebrockt“, meckerte ich und ging in die Küche zurück, während er mir folgte.

„Nein, Schätzchen. Die Suppe hast du dir selbst eingebrockt.“

Ich verengte meine Augen zu Schlitzen und sah ihn giftig an. Er grinste. Dann krempelte er seine Ärmel hoch.

„Okay, dann fangen wir mal an.“

„Super. Endlich zeigst du mal ein wenig Einsatz“, sagte ich erleichtert und schob ihm ein Schneidbrett rüber. „Die Orangen müssen noch ausgepresst werden und die Zwiebeln müssen geschnitten werden. Ich werde solange… was machst du da?“

Fragend sah er zu mir auf. Er hatte sich den Rucksack gegriffen, den er mithatte und dem ich bisher keine weitere Beachtung geschenkt hatte, wühlte darin rum und zog eine Unterhose heraus.

„Nach was sieht’s denn aus?“

„Äh, keine Ahnung?“, entgegnete ich genervt und stemmte eine Hand an die Hüfte. „Was soll das mit der Unterhose? Hast du da etwa noch mehr drin?“ Ich versuchte einen Blick in den Rucksack zu erhaschen, der offenbar voll mit allem möglichen Kram war. „Was ist denn das alles?“

„Dreckwäsche?“

„Wozu?“

„Damit es echt wirkt.“

Ehe ich mich versah, zerrte Tai ein schwarzes Shirt aus seinem Rucksack und schmiss es aufs Sofa. Dann zog er weiter.

„Ist hier dein Schlafzimmer?“ Ohne eine Antwort abzuwarten öffnete er die Tür und schmiss seine Unterhose aufs Bett. Wütend folgte ich ihm und zog eilig die Tür wieder zu.

„Hey, was soll das denn werden, wenn’s fertig ist? Und das war das Zimmer meiner Freundin, du Armleuchter.“

Ich wurde richtig sauer, während er immer weiter seine Klamotten in der ganzen Wohnung verteilte und lediglich mit den Schultern zuckte. „Ach, ist egal. Dann hat Sora eben auch noch was davon. Außerdem hast du deinen Eltern erzählt, dass wir bereits seit wie lang…? Fünf Monaten zusammen sind? Meinst du, du hast nach fünf Monaten nicht eine Sache von mir bei dir zu Hause? Und dass, obwohl ich regelmäßig hier übernachte? Wenn du willst, dass sie dir diese „erfundene Freund Geschichte“ abkaufen, dann muss es auch glaubhaft wirken.“

Ich ging ihm hinterher, während das nächste Kleidungsstück seinen Weg auf einen Flurbügel fand.

„Muss das sein?“

„Ich mache nie halbe Sachen.“

Ich verdrehte die Augen. „Du musst dich da nicht so reinsteigern, Tai. Dieses eine Treffen noch, dann wars das. Glaub mir, das wird… Moment. Eine Zahnbürste? Oh nein, das lässt du schön bleiben!“

„Was?“ Fast schon empört sah er mich an. „Ich habe nicht mal eine Zahnbürste bei dir?“

Mit einem gekonnten Griff nahm ich sie ihm ab. „Es achtet sowieso niemand darauf, ob du eine hier hast.“

„Ok, dann aber die hier.“ Erneut kramte er in seinem Rucksack und zog etwas heraus, nur um es mir unter die Nase zu halten.

„Was ist das?“

„Stinkesocken.“ Er grinste amüsiert.

„Igitt, ich kotze gleich“, sagte ich und tat so, als müsste ich würgen, ehe ich zurück in die Küche ging. Ich hatte wirklich keine Zeit für solche Kindereien.

„Na, hör mal. Wenn ich schon deinen Lover spielen soll, darfst du dich aber auch nicht so anstellen, Schätzchen.“

Angesäuert fing ich an die Zwiebeln zu schneiden.

„Du sollst nicht meinen Lover spielen, sondern meinen Freund. Das ist ein Unterschied.“

„Das ist ein Unterschied? Bitte. Klär mich auf.“ Er lehnte sich gegen die Küchenzeile und sah mich herausfordernd an. Ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg. Warum passierte das immer, wenn er in meiner Nähe war?

„Nun ja, wir… Wir werden… Wir werden nicht miteinander ins Bett gehen, falls du das denkst.“

„Hmm, schade“, meinte er schief grinsend und sofort ging der Vorhang zu meinem Kopfkino auf.

„Außerdem wusste ich gar nicht, dass man mit seinem Freund nicht ins Bett geht. Aber bei dir ist das wahrscheinlich alles anders. Du bist ja eh so eine Kratzbürste.“

Ich biss mir auf die Lippe.

„Und du bist ein Macho-Idiot. Kannst du mir jetzt endlich zur Hand gehen?“, fragte ich und hielt ihm ein Messer hin. Und das ganz ohne zu zittern.

„Aber gerne gehe ich dir zur Hand. Nur, wenn du nicht mit deinem Freund ins Bett gehen möchtest, solltest du solche Bemerkungen vielleicht lieber lassen. Das könnte man falsch verstehen.“

Bitte, was? Flirtete er gerade mit mir?

Er grinste keck, krempelte sich die Ärmel hoch und griff nach dem Messer. Dabei berührten sich für den Bruchteil einer Sekunde unsere Finger und das allein reichte schon aus, um mir einen kleinen, angenehmen Schauer über den Rücken zu jagen.

„Lass diese Spielchen“, sagte ich streng.

„Du hast dir das Spiel ausgedacht. Ich spiele nur mit.“

Wir schwiegen eine Weile, während er einige Orangen aufschnitt und sie dann auspresste und ich krampfhaft versuchte, mich auf das Essen auf dem Herd zu konzentrieren. Schließlich fasste ich mir ein Herz und räusperte mich.

„Warum machst du das eigentlich?“

„Hm?“ Er war ganz auf die Orangen konzentriert, doch ich musste es einfach wissen. Diese Frage ließ mich irgendwie nicht los.

„Warum machst du das? Warum spielst du gegen deinen Willen meinen Freund?“

Er legte das Messer zur Seite und sah mich fragend an. Ich traute mich nicht, ihm in die Augen zu sehen. Verlegen strich ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Mir tut das sehr leid“, sagte ich schließlich. „Das ganze Chaos, meine ich. Ich bringe dein Leben wahrscheinlich völlig durcheinander und das nur, weil ich so feige war und nicht dazu stehen wollte, dass ich auf ganzer Linie versagt habe.“

Ich wagte einen Blick in seine Richtung. Kurz war seine Miene unergründlich, doch dann spiegelte sich auf seinem Gesicht ein sanftes Lächeln wieder.

„Du hast recht. Du bringst mein Leben völlig durcheinander. Aber glaube mir…“ Er kam einen Schritt auf mich zu. „Würde ich nicht hier sein wollen, wäre ich es auch nicht. Doch in einer Sache muss ich dir widersprechen. Du bist nicht feige. Ich sehe jeden Tag in der Schule junge Menschen, die sich nichts zutrauen, die von Selbstzweifel zerfressen sind und es vielleicht nie schaffen werden, über sich hinauszuwachsen. Weil sie sich selbst im Weg stehen. Du gehörst nicht zu diesen Menschen. Das spüre ich.“

Seine Worte kamen so sanft über seine Lippen, dass sie direkt durch meine Brust in mein Herz eindrangen. Sie legten sich wie eine Decke darüber und erwärmten es.

„Danke, Tai“, lächelte ich. „Es tut gut, das mal zu hören.“

Er erwiderte mein Lächeln und wollte mit seiner Arbeit weitermachen, doch ich legte eine Hand auf seine. „Den Rest schaffe ich alleine. Wenn du möchtest, kannst du dich ein wenig auf dem Sofa ausruhen“, schlug ich freundlich vor und er nickte. Kurz begegneten sich noch unsere Blicke, doch dann wandte er sich ab und ging ins Wohnzimmer. Zum Glück hatte Sora eine offene Küche, sodass ich ihn von dort aus weiterhin beobachten konnte. Anstatt sich hinzulegen ging er im Wohnbereich umher und sah sich etwas genauer um, doch ich hatte nichts dagegen. Die meisten der Sachen gehörten mir ja eh nicht.

„Es ist wirklich sehr weihnachtlich hier“, stellte er amüsiert fest, als er den bunt geschmückten Weihnachtsbaum betrachtete und die viele Weihnachtsdeko, die überall herumstand. „Fast schon ein bisschen zu viel, oder? Hat Sora etwa einen Weihnachtsmann-Fetisch?“, fragte er und griff nach einer der vielen Weihnachtsmannfiguren auf der Kommode.

Ich lachte auf. „Manchmal hat sie einen Drang zu Übertreibungen, aber wenn ich mir ihren Freund angucke, würde ich nicht sagen, dass sie auf alte, dicke, stark behaarte Männer steht.“

Tai lachte und stellte die Figur zurück. „Was macht sie? Sie scheint ziemlich viel Geld zu verdienen. Das ist ein schönes Haus.“

„Das stimmt. Sie arbeitet als Junganwältin in der Kanzlei meines Vaters und ist ziemlich erfolgreich. Manchmal macht mich das ein wenig neidisch. Perfekter Job. Perfektes Haus. Perfekter Freund. Perfektes Leben.“

Tai warf mir einen kurzen Blick zu und ich konnte sehen, wie er leicht grinste.

„Perfekt ist langweilig. Ich mag es, wenn eine Person Ecken und Kanten hat und manchmal mag ich es auch, wenn nicht alles so läuft, wie man es geplant hat. Wie soll man sonst vom Leben überrascht werden, wenn immer alles perfekt läuft?“

Meine Mundwinkel wanderten nach oben, da ich genau wusste, worauf er anspielte. Plötzlich blieb er vor einem Gemälde stehen. Beim Betrachten legte er den Kopf schief.

„Von wem ist das?“

Ich räusperte mich kurz verlegen und rührte weiter meine Suppe um. „Das ist von mir.“

Tai stutzte. „Du meinst, du hast es deiner Freundin geschenkt?“

„Nein. Ich meine, es ist von mir. Das Bild habe ich gemalt.“

Tai sah mich irritiert an. Dann betrachtete er noch mal eingehend das Gemälde an der Wand.

Es zeigte drei Hände. Eine Hand gehörte eindeutig einem Mann. Er streckte sie aus, nach den beiden anderen Händen, die seine suchte. Sie waren weiblich, filigraner, zarter. Zerbrechlicher. Sie hielten ihn nicht fest. Sie umschlossen ihn auch nicht. Sie berührten ihn nur leicht, fast schon flehend, nicht zu gehen. Sie waren nicht fordernd, nur bittend. Es war ein äußerst intimes Bild. Es war keine nackte Haut zu sehen und doch spiegelte es die Nacktheit der Gefühle wieder.

„Es ist wunderschön“, sagte Tai plötzlich. „Es ist wie das Bild zweier Liebenden, die zwar irgendwie zusammen und doch getrennt sind. Es drückt eine innere Zerrissenheit aus.“

„Zwischen gehen und bleiben. Zwischen nehmen und geben. Ich weiß“, beendete ich seinen Satz. Irgendwie schmeichelte es mir, dass er mein Bild genau richtig interpretierte. Er wandte sich mir wieder zu und lächelte.

„Machst du das öfter?“

„Was genau meinst du?“

„Na, malen. Ich finde, du bist ziemlich talentiert.“

Ich zuckte leicht mit den Schultern. „Es ist nur ein Hobby. Auch, wenn ich es schon seit meiner Kindheit mache. Aber ich habe nie daran gedacht, meine Bilder zu verkaufen.“

„Das solltest du aber.“

Ich schüttelte den Kopf und lächelte kaum merklich. „Die Bilder eines Künstlers spiegeln immer einen Teil seiner Seele wieder. Es ist nicht leicht, sich vor der ganzen Welt auszuziehen.“

Tai schenkte mir einen vielsagenden Blick und ich wusste, dass er es verstand. Dann ging er doch zum Sofa und schmiss sich darauf, als wäre er tatsächlich zu Hause.

„Wenn du möchtest, kannst du mich malen.“

Ich lachte, als ich das Geschirr aus dem Schrank holte, um es auf den Tisch zu stellen. „Was? Ein Portrait? Von dir?“

„Ich dachte eher an ein Aktbild.“ Er schmiegte seinen Körper geschmeidig an das Sofa, legte grazil einen Arm über den Kopf und warf mir einen himmlischen Augenaufschlag zu.

„Male mich, Jack.“

Ich prustete los, da er offensichtlich versuchte, die berühmte Szene aus Titanic zu imitieren.

„Gut, dass du Lehrer und nicht Schauspieler geworden bist.“

Ich warf einen Blick auf die Uhr.

„Oh, verdammt. Schon so spät?“ Schnell band ich mir die Schürze ab und schmiss sie Tai auf die Brust. „Hier, bedeck deinen Busen, Rose, bis ich wieder da bin. Ich ziehe mich schnell um.“

„Ai, ai, mein Käpt’n“, lachte er, als ich ins Schlafzimmer verschwand. Ich schälte mich aus meinem mit Mehl bestäubten Shirt und schmiss meine Jeans auf den Boden. Das Kleid hatte ich schon bereitgelegt. Und tatsächlich sah es recht weihnachtlich aus. Aber auch nur, weil ich es mir von Sora geliehen hatte. Es war rot und glitzerte leicht. Ich musste zugeben, dass es traumhaft an mir aussah. Zu doof, dass ich Weihnachten nicht mochte. Aber was tut man nicht alles für die Familie?

Ich drehte mir mit dem Lockenstab noch ein paar Locken ins Haar, sodass es mir leicht über die Schulter fiel. Noch ein Blick auf die Uhr. Fünf Minuten zu früh und ich war tatsächlich mit allem rechtzeitig fertig geworden. Als ich zur Tür ging, fiel mir die Socke wieder ins Auge, die Tai vorhin in mein Schlafzimmer geschmissen hatte. Angewidert hob ich sie hoch und rümpfte die Nase. Er hatte sie tatsächlich nicht gewaschen. „Wie ekelhaft“, sagte ich und schmiss sie zur Seite. Doch vor meinen Füßen lag auch noch ein T-Shirt von ihm, welches ich vorher nicht bemerkt hatte. Ich versuchte den Drang zu unterdrücken, es aufzuheben und daran zu riechen, doch es half nichts. Wie er wohl roch? Hoffentlich besser als die Stinkesocke. Ich hob es vorsichtig vor mein Gesicht und ein leichtes Kribbeln breitete sich in mir aus, als mir ein äußerst angenehmer Duft in die Nase stieg. Gott, er roch so gut wie er aussah. Ich lächelte, da es mich doch selbst etwas überraschte, wie gut mir sein Duft gefiel. Schnell ging ich zu meinem Bett und stopfte es unter mein Kissen. Er hatte so viele Klamotten in der Wohnung verstreut, es würde gar nicht auffallen, wenn ein Shirt fehlte. Ich strich mir noch einmal mein Kleid glatt und ging zurück ins Wohnzimmer.

Tai hatte den Tisch fertig gedeckt und zündete gerade Kerzen an. Ich wurde leicht rot um die Nase. Wenn er wüsste, was ich gerade getan hatte… wie peinlich wäre das denn?

Dann richtete er sich auf und musterte mich. Er fixierte mich mit seinem Blick, ehe ein Grinsen über seine Lippen huschte.

„Du siehst gut aus.“

Oh man, wurde ich gerade etwa noch roter im Gesicht?

Ich räusperte mich, ging zum Tisch und versuchte irgendwie cool zu wirken, obwohl es in mir ganz anders aussah. „Hör auf zu schleimen. Aber danke.“

Er lachte kurz und kratzte sich dann am Hinterkopf.

„Deine Eltern haben angerufen. Ich war so frei und bin rangegangen. Dein Vater hat sich den Magen verdorben und sie können nicht kommen.“

Geschockt sah ich ihn an.

„Was? Oh, nein. Geht es ihm gut?“

„Einigermaßen. Deine Mutter meinte, morgen ist er sicher wieder fit. Aber er möchte sich heute ausruhen.“

„Hm, wie schade“, entgegnete ich aufrichtig, da ich nun überraschenderweise doch ein wenig enttäuscht war. Ich warf einen Blick auf den gedeckten Tisch, der wunderschön aussah und stutzte.

„Aber warum hast du dann trotzdem den Tisch gedeckt? Du hättest gehen können, das weißt du doch.“ Betreten sah ich zu Boden. Der Abend war also doch schneller vorbei als ich gedacht hatte. Wahrscheinlich war er froh, endlich von mir weg zu kommen und keinen weiteren Abend damit zu verbringen meinen Freund spielen zu müssen.

„Ich weiß, das hätte ich tun können“, sagte Tai.

„Nun, unser Deal ist damit also offiziell beendet. Danke, Tai. Es fällt mir schwer, das zuzugeben, aber… du warst ein toller Freund“, lächelte ich verlegen. Seine Mundwinkel zuckten und er sah mich eindringlich an.

„Die Ehre ist ganz meinerseits. Aber was hältst du davon, wenn ich noch ein bisschen bleibe?“

Überrascht hob ich den Kopf. Wie, er wollte bleiben?

„Natürlich nur, weil du sonst völlig umsonst den ganzen Nachmittag in der Küche gestanden hättest. Wäre doch schade, um das gute Essen“, ergänzte er noch.

„Du möchtest mit mir essen? Ernsthaft?“

Wahrscheinlich würde er gleich lachen, einen blöden Witz machen und dann doch gehen. Aber das geschah nicht.

„Ja, ich würde gerne mit dir essen.“

Ich konnte mir ein erfreutes Grinsen nicht verkneifen. „Bist du sicher? Vielleicht hab ich es ja vergiftet.“

„Das Risiko geh ich ein.“

Tai kam um den Tisch herum und zog mir den Stuhl zurück, damit ich mich hinsetzen konnte. Danach setzte er sich und griff nach der Weinflasche, die auf dem Tisch stand, um uns beiden einzuschenken.

Plötzlich wurde ich nervös.

Was bezweckte er damit?

„Du, sag mal…“, meinte ich schüchtern.

Tai sah mich an. „Mal.“

„Das ist jetzt aber kein Date oder so, ja?“

„Wieso? Hättest du das gern?“, lachte er.

Ich schüttelte energisch den Kopf und er lachte erneut auf. Zum Glück ging er für den Moment nicht weiter darauf ein, sondern tat uns beiden von dem Essen auf. Unerwarteterweise unterhielten wir uns während des ganzen Essens angeregt und ich musste zugeben, dass Tai ein äußerst angenehmer Gesprächspartner war. Er erzählte mir von seinem Beruf als Lehrer und dass er sich das Motorrad erst vor ein paar Wochen gekauft hatte, quasi als Weihnachtsgeschenk an sich selbst und als Belohnung, für das harte Studium.

„Oh man, jetzt habe ich ein noch schlechteres Gewissen, dass ich es geschrottet habe“, sagte ich reumütig und legte das Besteck zur Seite, als ich aufgegessen hatte.

„Hast du nicht“, antwortete Tai und nahm noch einen Schluck von dem Wein. „Im Grunde hattest du recht und ich hätte besser aufpassen sollen.“

Ich grinste triumphierend und beugte mich leicht nach vorn. „Heißt das etwa, du erlässt mir meine Schulden?“

„Träum weiter.“

Geschlagen ließ ich mich zurück in meinen Stuhl fallen. „Wäre ja auch zu schön gewesen.“

Tai lachte und sah mich dann vielsagend an. „Aber vielleicht mache ich einen Deal mit dir.“

„Noch einen Deal?“, fragte ich überrascht. „Soll ich mit zu deiner Familie nach Hause kommen und deine Ehefrau spielen? Das kannst du vergessen! Wem würde denn so was Bescheuertes schon einfallen?“

Seine Mundwinkel wanderten nach oben und er fixierte mich mit seinen braunen Augen.

„Nein, daran hatte ich nicht gedacht. Aber wie wäre es mit einem richtigen Date?“

Ich zuckte leicht zusammen, während mein Herz einen winzigen Sprung machte.

„Ein Date? Du… und ich?“, hakte ich unsicher nach.

„Jap, du und ich und ein richtiges Date. Vielleicht erlasse ich dir dann die Schulden. Deal?“

Er hatte mich ja schon die ganze Zeit mit seiner Anwesenheit und seinen Blicken nervös gemacht, aber DAS toppte es tatsächlich noch und alles in mir sträubte sich, ihm eine Antwort zu geben. Und trotzdem platzte es aus mir heraus.

„Oh… Nein. Nein, nein, nein, nein, nein, nein. Nein, auf keinen Fall. Nein. Nein, das geht nicht. Nein… nein, wirklich nicht. Nein.“

„Wow. Das waren 13 Neins in einem Atemzug. So eine Abfuhr hab ich noch nie kassiert.“

Tai wirkte leicht niedergeschlagen und auch ein bisschen überrascht von meiner Antwort.

„Entschuldige, so war das nicht gemeint“, ruderte ich deshalb sofort zurück. „Es ist nur so… nach dem ersten Date flüchten die meisten Männer. Ich sehe nur noch ihre wehenden Fahnen in der Ferne. Dir würde es genauso gehen.“ Und das war nicht mal geflunkert.

„Ach, erzähl keinen Quatsch“, entgegnete er amüsiert.

„Doch, wenn ich es dir sage. Wir schaffen es meistens nicht mal bis zum ersten Kuss. Irgendwie schlage ich alle Männer in die Flucht. Warum auch immer… Vielleicht bin ich verflucht oder so.“ Ich leerte mein Glas in einem Zug. Wie gerne wäre ich mit Tai auf ein richtiges Date gegangen. Doch wahrscheinlich würde das eher alles kaputt machen und deshalb war es wohl besser, lieber das zu schätzen, was wir jetzt hatten – was auch immer das war.

„Ich bin aber nicht alle Männer“, sagte Tai siegessicher und grinste wieder dieses unwiderstehliche Grinsen. Ich seufzte. „Glaub mir, es ist besser so.“ Ich stand auf und begann unsere Teller abzuräumen.

War ich denn eigentlich komplett bescheuert?

Da saß ein umwerfender, gutaussehender Typ vor mir und bat mich um ein Date und ich sagte „Nein“? 13 Mal „Nein“? Wäre Sora jetzt hier, würde sie mich dafür ohrfeigen.

Als ich zurück kam, stand Tai wieder vor meinem Gemälde und betrachtete es. Ich stellte mich neben ihn und hatte keine Ahnung, was ich sagen oder tun sollte.

„Wenn du schon nicht auf ein Date mit mir willst, schenkst du mir dann wenigstens einen Kuss?“

Entsetzt und überrascht zugleich sah ich ihn an.

„Das hast du jetzt nicht wirklich gesagt.“ Wie unverfroren von ihm, einfach so einen Kuss zu fordern.

„Warum nicht? Macht man das nicht so, wenn man zusammen unter einem Mistelzweig steht?“

Ich warf einen Blick nach oben.

Oh, verdammt. Sora! Überall in der Wohnung hatte sie diese Dinger verteilt und ich glaubte fast, es waren noch ein paar hinzugekommen, nachdem ich ihr erzählt hatte, dass Tai zum Essen kommen würde.

Tai grinste triumphierend, doch ich verschränkte nur die Arme vor der Brust. „So leicht mache ich es dir nicht, Yagami.“

Ich wandte mich um und hörte, wie er schwer seufzte.

„Na gut, das dachte ich mir fast. Aber ein Versuch war es wert. Dann werde ich jetzt mal gehen.“

Ich nickte widerstrebend und begleitete ihn zur Tür. Der Abend war doch schneller vorbeigegangen als ich gedacht hatte. Inzwischen war es dunkel und kalt geworden und als ich die Tür öffnete, sah ich, dass es wieder schneite.

„Also, Mimi Tachikawa, es war wirklich schön dein Freund sein zu dürfen. Schade, dass du jetzt mit mir Schluss machst.“

Er zog gespielt traurig die Mundwinkel nach unten und ich musste lachen.

„Tja, mein Herz gehört eben der Kunst. Schade, dass es mit uns nicht geklappt hat, Taichi“, witzelte ich und klopfte ihm leicht gegen den Arm, als er plötzlich nach meinem Handgelenk griff und mich zu sich zog. Mein Herz schlug unerwartet höher, während er sich langsam zu mir runter beugte und mich küsste. Kurz erstarrte ich wie zu Stein, doch dann verlor ich mich in diesen Kuss und genoss das Gefühl seiner weichen Lippen auf meinen.

Als er sich von mir löste und mir noch einmal tief in die Augen sah, grinste er und deutete nach oben.

„Mistelzweig.“

Ich verzog das Gesicht. Na warte, Sora.

„Du brauchst jetzt gar nicht so zu gucken. Ich sehe genau, dass es dir gefallen hat“, spaßte er und zwinkerte mir noch zu, während er schon dabei war zu gehen. Fassungslos sah ich ihm nach. Und in diesem Moment setzte irgendetwas bei mir aus.

„Hey, warte mal.“

Er drehte sich noch mal um und sah mich fragend an.

„Ich sage ja.“

Doch er wusste überhaupt nicht wovon ich sprach, sondern sah mich nur stutzend an.

Ich lachte und verdrehte die Augen. „Wegen des Dates. Ich sage ja.“

Tai lächelte zufrieden und schenkte mir einen letzten Blick, ehe er ging.

Die Eisprinzessin

„Und du hast wirklich keine Ahnung, wo er mit dir hingeht?“, fragte Sora zum gefühlt hundertsten Mal, da sie es einfach nicht glauben konnte. Aber ich konnte es ja selbst nicht glauben, dass ich mich tatsächlich auf Taichi Yagami eingelassen hatte. Der Typ, der mich fast mit seinem Motorrad über den Haufen gefahren hatte. Der Typ, der mich bei meiner Familie fast wahnsinnig gemacht hatte. Der Typ, der so unglaublich süß war… ein leichtes Grinsen huschte über meine Lippen.

„Nein, ich habe absolut keine Ahnung. Er sagt, er will mich überraschen.“

Sora verfiel augenblicklich in verträumtes Schwärmen und verdrehte besorgniserregend die Augen. „Hach, wie romantisch!“, säuselte sie, presste meine blaue Bluse, die ich ihr eben zugeworfen hatte, noch enger an sich und ließ sich rücklings auf mein Bett fallen. „Warum hat er mich früher eigentlich nie auf ein Date eingeladen?“

Ich zuckte mit den Schultern. „Vielleicht bist du nicht sein Typ?“, lachte ich.

„Na, hör mal! Kann ja nicht jeder so lebensmüde sein und sich vor sein Motorrad werfen!“

„Jetzt tu nicht so, als hätte ich das mit Absicht gemacht. Außerdem war das mit dem Date seine Idee und nicht meine.“

Wieder seufzte sie verliebt. „Wenn Matt doch nur ein Mal so romantisch wäre und mich auf ein geheimes Date einladen würde…“

Ich rollte mit den Augen und zog die nächste Bluse aus dem Schrank, nur um sie kritisch zu beäugen und sie dann ebenfalls auf Sora zu schmeißen. „Ich denke, du hast mit Matt schon den Hauptgewinn gezogen. Gönn mir auch mal ein bisschen Spaß.“

Sora richtete sich leicht auf und warf mir ein gönnerhaftes Grinsen zu. „Mach ich doch! Oder was meinst du, warum ich sonst die ganzen Mistelzweige in der Wohnung auf gehangen habe?“

„Ach, ja“, sagte ich und verzog das Gesicht. „Das war übrigens ganz schön gemein von dir. Was hast du denn gedacht, was passiert? Dass wir deswegen übereinander herfallen und uns die Klamotten vom Leib reißen?“

Sora zuckte mit den Schultern und ich wandte mich ab, da mich dieser Gedanke zugegebenermaßen erregte.

„Vielleicht. Hat doch auch fast funktioniert. Wann wollte er dich noch mal abholen?“

„In einer halben Stunde. Und so langsam sollte ich wirklich mal was zum anziehen finden“, antwortete ich und zog ein Teil nach dem anderen aus dem Schrank, nur, um es dann hinter mich aufs Bett zu schmeißen. Woher sollte man wissen, was man anziehen sollte, wenn man nicht mal wusste, was man eigentlich vorhatte?

„Nein, das nicht. Nein, das auch nicht. Zu aufreizend… puh. Nein. Nein. Nein.“

„Könntest du das vielleicht mal lassen?“, fragte meine beste Freundin gereizt und ich wandte mich zu ihr um. Mein halber Kleiderschrank lag auf dem Bett verteilt. Ein schwarzer Pullover hing über Soras Kopf.

„Oh, sorry.“

Sie seufzte und stand auf. „Mein Gott, Kind. Immer muss ich dir deinen kleinen, süßen Arsch retten.“

Ich verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust, als sie begann sich durch den Haufen an Klamotten zu wühlen. Als ob ich mir nicht alleine meine Anziehsachen raussuchen könnte. Schließlich warf sie mir ein paar Sachen zu.

„Hier. Zieh das an!“

Ich fragte nicht lang und tat, was sie verlangte. Sonst gäbe es womöglich noch Streit und ich war ohnehin schon spät dran. Als ich alles übergezogen hatte, was Sora mir gegeben hatte, betrachtete ich mich im Spiegel und meine Augen weiteten sich, als ich mich leicht umdrehte und mein Hinterteil sah.

„Sora! Die soll ich anziehen? Dein Ernst? Das geht auf gar keinen Fall! Hast du gesehen, wie eng die ist?“, entrüstete ich mich über die schwarze Jeans, die meinen Po aussehen ließ, wie den einer knackigen Siebzehnjährigen.

„Hab ich und deshalb hab ich sie ausgesucht“, entgegnete sie entschieden, während ich damit beschäftigt war, die weiße, fast durchsichtige Bluse bis oben hin zuzuknöpfen, unter der mein schwarzer BH äußerst gut zur Geltung kam.

„Oh, nein! Die lässt du schön auf!“, widersprach Sora direkt. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie schnell sie die oberen zwei Knöpfe wieder aufgemacht hatte. „Du gehst auf ein Date, nicht auf eine Auktion!“

Unsicher sah ich sie an. „Du weißt schon, dass ich ihn nicht gleich ins Bett kriegen will?“

Man konnte ja wenigstens so tun, als wäre das die Wahrheit.

Sora zischte amüsiert und sah mich mit einem bedeutungsvollen Blick an. „Also, wenn ich ein Date mit Taichi Yagami hätte, würde ich aber SO was von versuchen, ihn ins Bett zu kriegen!“

Bei dem Gedanken lief ich rot an. So deutlich hätte ich es nie ausgesprochen, aber… der Gedanke war schon sehr verlockend.

Ich räusperte mich gerade in dem Moment, als es an der Tür klingelte.

„Scheiße! Wie seh ich aus?“, platzte es aus mir heraus und ich wirbelte zum Spiegel herum. Meine Haare fielen mir in Locken über die Schulter. Mein Make-Up war perfekt. Die Bluse war durchsichtig. Die Jeans viel zu eng.

„Ich muss mich umziehen!“, sagte ich entschieden und war schon dabei, den Knopf meiner Hose zu öffnen, als Sora nach meinen Händen griff.

„Hör jetzt endlich auf! Du siehst klasse aus. Und mach dich mal locker. Tai ist auch nur ein Mann.“

Oh ja, und was für einer. Na, die hatte leicht reden.

„Ich gehe aufmachen“, sagte Sora und verschwand im Wohnzimmer. Bevor ich es mir doch noch mal anders überlegte, ging ich ihr einfach hinterher. Sonst wäre ich in einer Stunde immer noch nicht mit dem Anziehen fertig.

Sora öffnete die Tür und begrüßte Tai herzlich. Sie sagte, wie schön es wäre, ihn wiederzusehen. Er sagte, dass sie immer noch genauso aussah, wie früher. Sie lachte. Er lachte. Mir dauerte das alles zu lang. Deswegen täuschte ich einen kurzen Hustenanfall vor, um auf mich aufmerksam zu machen.

Schauspielerisch drückte ich gegen meine Brust. „Oh, Entschuldigung. Ich wollte euch nicht stören.“

Sein Blick fiel auf mich und wanderte meinen Körper entlang. Von oben nach unten und wieder zurück. Dann legte sich ein Grinsen auf seine Lippen, was mir eine Gänsehaut verschaffte.

„Interessant“, sagte er.

Oh. Mein. Gott. Wie peinlich! Interessant? Na, super. Er konnte ja wohl nur die fast durchsichtige Bluse meinen. Gerade wollte ich auf dem Absatz kehrtmachen und mir doch lieber ein altes T-Shirt anziehen, als er auf mich zukam und unmittelbar vor mir stehen blieb.

„Du hast da was vergessen“, sagte er verführerisch und grinste mir entgegen. „Oder war das Absicht?“

Seine Hände griffen nach meinem Hosenbund und zogen mich mit einem Ruck an sich. Ich blickte an mir hinab und sah, wie er dabei war, meinen Knopf zu schließen. Dann ließ er mich wieder los und ich wich einen Schritt zurück.

„D-Danke.“

Oh man, warum machte er mich plötzlich noch nervöser als beim letzten Mal? Es wurde immer schlimmer, je öfter ich ihn sah.

Jetzt war es Sora, die sich räusperte.

„Ich will euch ja nur ungern stören, aber… bitte: tut mir nur einen Gefallen und nehmt euch ein Zimmer, wenn es euch heute Nacht überkommt, ja?“

Ich lief puterrot an und funkelte meiner besten Freundin wütend entgegen. „Sora!“

Tai lachte und das erinnerte mich daran, dass sogar sein Lachen umwerfend war. Mal ganz davon abgesehen, dass er mal wieder unglaublich gut aussah. Jeanshose und Lederjacke standen ihm einfach perfekt. Außerdem trug er einen roten Schal und seine Haare standen wild in alle Richtungen ab, was in mir das Verlangen auslöste, meine Finger darin zu vergraben.

„Bist du soweit?“, fragte er mich plötzlich und zog eine Augenbraue nach oben. Oh Gott, hatte ich ihn etwa mit offenem Mund angestarrt?

„J-Ja… Ja, lass uns gehen.“

Ich zog meinen Mantel über und ließ mir von Sora, die breit grinste, die Tür aufhalten. Ich rollte leicht mit den Augen und warf noch mal einen Blick über die Schulter, als mir plötzlich was auffiel.

„Sag mal, Sora, wo hast du eigentlich das Bild hingetan, was ich dir geschenkt hab?“

Kurz wirkte sie wie ertappt. „Das, was…? Äh, ach das Bild. Das habe ich… äh… weggeschmissen.“

Entsetzt sah ich sie an. „WAS?“

„War doch nur ein Spaß. Ich will dort was anderes hinhängen“, lachte sie plötzlich auf und warf Tai einen verstohlenen Blick zu. Kurz fragte ich mich, was das wohl zu bedeuten hatte, doch dann warf ich den Gedanken schnell wieder beiseite.

„Ok, dann bis später“, sagte ich und Sora schloss die Tür hinter uns. Es war wirklich ein schöner Winterabend und so langsam fing ich an, diese Jahreszeit doch zu mögen.

„Also, verrätst du mir jetzt, wo wir hingehen?“
 

Eine halbe Stunde später, waren wir angekommen und mir klappte der Mund auf.

„Ich hoffe, du kannst Schlittschuhlaufen.“

Unsicher grinsend sah ich mich um und ließ meinen Blick über die riesige Eisbahn schweifen, die in Mitten eines Parks aufgebaut war und auf der sich duzende von Leuten befanden.

„Äh… ja, ja. Absolut“, log ich. Bekam ich da etwa Schweißausbrüche?

„Na, dann“, entgegnete Tai locker und ging in Richtung Eingang, wo man sich Schlittschuhe ausleihen konnte. Oder wie ich die Dinger auch nannte: Tod auf zwei Kufen.

Das durfte doch nicht wahr sein! Ich hatte auf ein romantisches Date gehofft und er suchte das Einzige aus, in dem ich eine absolute Niete war.

Dennoch folgte ich ihm und nannte ihm meine Größe, als er mich danach fragte. Wir setzten uns hin und zogen uns um. Skeptisch betrachtete ich die weißen Teile an meinem Fuß und warf einen verstohlenen Blick auf die Eisbahn. Es sah so leicht aus…

Tai stand auf und hielt mir seine Hand hin. „Komm, Prinzessin.“

Prinzessin?

Ich schmolz förmlich dahin, lächelte ihn an und legte meine Hand in seine. Mal ehrlich, wie schwer konnte das schon sein? Ich hatte es zwar nur ein Mal als Kind ausprobiert, als ich ungefähr fünf war und mich dabei so auf die Nase gelegt, dass diese über eine halbe Stunde nicht aufhörte zu bluten – aber was machte das schon? Ich war schließlich noch klein. Vielleicht war inzwischen aus mir eine echte Eiskunstläuferin geworden, ohne, dass ich es wusste.

Zuversichtlich folgte ich Tai aufs Eis und als er meine Hand festhielt, war auch alles noch gut. Doch dann ließ er los und ich kam ins Straucheln.

„Wuuuuh“, machte ich und wedelte mit den Armen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.

„Alles in Ordnung?“, fragte Tai besorgt und kam zurück. „Soll ich dich an die Hand nehmen?“

„Nein, es geht schon. Ich war nur lange nicht mehr auf dem Eis, das ist alles. Gib mir ein paar Minuten, dann komme ich wieder rein.“ Oder ein paar Jahre.

Er grinste und zuckte mit den Schultern. „Wie du meinst.“

Gekonnt drehte er sich um und lief los. Er erwartete ja jetzt wohl nicht, dass ich das auch tat, oder? Langsam und äußerst vorsichtig, wagte ich mich ein paar Zentimeter weiter nach vorn. Wobei das, was ich tat, eher einem Kleinkind glich, was gerade Laufen lernte, als Schlittschuhlaufen. Ich beschloss einen kleinen Zahn zuzulegen und beschleunigte mein Tempo etwas, nicht, ohne mit den Armen zu rudern. Ständig stieß ich gegen irgendwelche Leute oder sie gegen mich, weil ich so langsam war. Wütend sahen sie mich an, während ich nur unsicher grinste.

„Entschuldigung. Tut mir leid… oh, Verzeihung!“, sagte ich, als ich voll gegen einen älteren Herrn stieß. Verdammt, wo war nur Tai? Verzweifelt sah ich mich nach ihm um, doch keine Spur von ihm.

Plötzlich packten mich zwei Hände von hinten an den Hüften und schoben mich nach vorn. Ich erschrak heftig, atmete jedoch erleichtert aus, als ich bemerkte, dass es nur Tai war.

„Puh, ich dachte schon, du willst mich hier zum Sterben zurücklassen“, meinte ich und er grinste.

„Was sagtest du noch mal, wie lang du das nicht gemacht hast?“

Ich legte eine Unschuldsmiene auf und zuckte mit den Schultern. „Ein paar Jahre kommen schon zusammen. So ungefähr 18.“

Er lachte, während seine Hände immer noch auf meiner Hüfte lagen und er mich vor sich herschob.

„Ich zeig’s dir. Mach einfach mit“, schlug er vor und ich begann auf seine Bewegungen zu achten. Vorsichtig versuchte ich es ihm gleichzutun.

Gemeinsam setzten wir einen Fuß vor den anderen und fuhren geschmeidig über das Eis. Meine Augen strahlten.

„Oh mein Gott! Ich kann es! Ich kann verdammt noch mal Schlittschuhlaufen!“

Vergnügt lachte ich auf, als Tai mich plötzlich losließ und vor mich fuhr.

„Halt, Stopp! Was machst du da? Lass mich nicht los!“, protestierte ich, doch seine Mundwinkel wanderten nach oben.

„Wieso nicht? Du machst das doch gut, du kleine Eisprinzessin.“

Ich sah zu meinen Schlittschuhen, die einfach immer weiterfuhren, fast wie von selbst. Begeistert blickte ich zu Tai auf, während er gekonnt lässig rückwärtsfuhr und die Arme hinter den Rücken verschränkt hatte.

„Das ist der absolute Hammer, Tai! Ich kann es! Ich kann es! Unfassbar und ich dachte immer, Mimi… so schwer kann das doch nicht sein und jetzt, sieh mich an…“

„Pass auf!“, rief er plötzlich und meine Begeisterung wich, als mir jemand in die Quere kam, den ich zu spät bemerkt hatte. Ich versuchte auszuweichen, schaffte es auch, doch kam dabei so sehr ins Straucheln, dass ich vornüberfiel.

„Aaaaahhh!“

Tai war sofort an meiner Seite. „Alles in Ordnung, Mimi?“

Ich richtete mich langsam auf alle Viere auf. „Aua!“, jammerte ich und sah, wie Blut aufs Eis tropfte. „Nicht schon wieder!“

Tränen stiegen mir in die Augen. Weniger vor Schmerz, mehr deswegen, weil ich mich schon wieder blamiert hatte. Und das auch noch vor Tai.

„Ach, du scheiße, lass mal sehen!“, platzte es besorgt aus ihm heraus, als er das Blut sah. Vorsichtig wandte er meinen Kopf zu sich. „Oh, Mimi…“, sagte er mitleidig und verzog das Gesicht. Sah ich so schlimm aus?

Ich wischte mir mit dem Ärmel meiner Jacke über meine Nase, die nun doch etwas wehtat und stellte fest, dass da doch eine ganze Menge Blut an meiner Jacke klebte.

Ehe ich mich versah, packte Tai mich und hob mich hoch. Seine starken Arme schlossen sich um meine Taille und trugen mich vom Eis.

„Hey, ich kann schon noch allein laufen. Ich hab mir schließlich nicht das Bein gebrochen“, protestierte ich wild und wollte, dass er mich runterließ.

„Halt bitte den Mund, ja?“, blaffte er mich an, woraufhin ich zusammenzuckte und nichts mehr sagte. Stattdessen ließ ich mich von ihm vom Eis tragen. Er setzte mich auf einer Bank ab und holte mir ein Tuch und einen Eisbeutel. Nachdem er mir vorsichtig das Blut aus dem Gesicht getupft hatte, legte er den Eisbeutel auf meine Nase.

„Au!“

„Oh, Entschuldigung.“

Eine Weile schwiegen wir uns an. Mir war es einfach unglaublich peinlich, mich so vor ihm hingelegt zu haben.

„Kannst du bitte etwas sagen?“, sagte ich schließlich und sah ihn erwartungsvoll an, doch er blickte nur streng zurück.

„Was soll ich denn sagen? Soll ich dich ausschimpfen, weil du mir nicht gleich gesagt hast, dass du nicht Schlittschuhlaufen kannst?“

Empört sah ich ihn an. „Jetzt ist das wohl auch noch meine Schuld?“

„Na, klar!“

„Also… Also, das ist ja wohl die Höhe! Du hast mich doch hierhergeschleppt!“ Ich verzog wütend das Gesicht, was mir sofort einige Schmerzen verschaffte.

„Nicht reden!“, befahl er mir und ich gehorchte.

„Ja, Herr Lehrer.“

„Du sollst doch nicht reden.“

Nach einer Weile ließ das Pochen in meiner Nase nach und auch das Blut war zurückgegangen.

„Ich denke, das reicht“, sagte Tai und nahm mir den Eisbeutel von der Nase. „Ich glaube nicht, dass sie gebrochen ist.“

Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen, als ich ihn ansah.

„Du bist wirklich ein ziemlich strenger Lehrer.“

Sein Blick wurde weich und er grinste kaum merklich. „Wenn du wüsstest.“

„Was denn?“, fragte ich unschuldig nach. Er rutschte etwas näher.

„Ich kann noch viel strenger sein. Oder sehr nett. Je nachdem, wie sich meine Schüler benehmen.“

Ich musste schlucken. Wieso verursachte er solches Herzklopfen bei mir?

Plötzlich grinste er und wich wieder ein Stück zurück. „Hör auf rot zu werden. Sonst blutet deine Nase gleich wieder.“

Ich zuckte zusammen und fasste mir ins Gesicht, welches trotz der Kälte glühte.

„U-Und… was machen wir jetzt?“, fragte ich schließlich, als er anfing seine Schlittschuhe auszuziehen. „Tut mir echt leid, dass ich dir die Überraschung verdorben habe.“

„Das macht nichts“, entgegnete er triumphierend. „Zufälligerweise habe ich noch eine für dich.“

Mit großen Augen sah ich ihn an. „Was, ehrlich?“

„Ja, ehrlich. Und ich denke dort, wo wir jetzt hingehen ist die Wahrscheinlichkeit, dass du dich verletzen könntest, ziemlich gering.“

Was ich will

Nachdem ich mich auf die Nase gepackt und mich bis ins bodenlose vor Tai blamiert hatte, war ich wirklich gespannt darauf, welche Überraschung er noch in petto hatte. Schlimmer als auf dem Eis konnte es ja nicht werden. Dachte ich zumindest. Doch da kannte ich Taichi Yagami offensichtlich noch nicht gut genug. Was war schlimmer als auf dem Eis zu stehen? Richtig – wenn das Eis unter deinen Füßen zu schmelzen begann.

„Was machen wir hier?“, fragte ich irritiert, als wir vor dem Eingang einer Kunstgalerie standen.

„Diese Galerie gehört einem guten Freund der Familie“, erklärte mir Tai, als wir gerade unsere Jacken am Empfang abgaben und direkt mit einem Glas Sekt begrüßt wurden.

„Aha“, sagte ich immer noch nicht schlauer als vorher. Tai nahm einen Schluck von seinem Sekt und grinste mich dann vielsagend an.

„Ich habe ihn gebeten, dein Bild heute Abend in seiner Galerie auszustellen.“

Mir blieb der Sekt im Halse stecken und ich verschluckte mich so heftig, dass Tai mir auf den Rücken klopfen musste. Hustend tastete ich nach meiner Brust und sah ihn erbost an. „Bist du bescheuert? Du hast WAS getan?“

„Reg dich nicht so auf. Ich glaube, ich sehe schon wieder etwas Blut aus deiner Nase tropfen“, konterte er, woraufhin ich mir gleich erschrocken an die Nase fasste. Doch da war kein Blut. Ich ballte die Hände zu Fäusten.

„Wie kannst du nur…“, begann ich loszulegen, doch Tai hielt sich einen Finger gegen den Mund und wies mich damit an, leise zu reden, da uns bereits alle anderen Gäste komisch musterten. Peinlich berührt senkte ich meine Stimme, doch das tat meiner Wut auf ihn keinen Abbruch.

„Wie kannst du nur so dreist sein und einfach mein Bild hier ausstellen lassen? Bist du noch ganz bei Sinnen?“

Tai sah mich an, als wüsste er gar nicht warum ich mich so aufregte. „Bin ich, danke der Nachfrage. Aber du scheinst völlig außer dir zu sein.“

„Das bin ich auch! Wie bist du überhaupt da rangekommen? Das Bild hing doch die ganze Zeit bei Sora…“

Tai grinste. Natürlich steckte sie mit ihm unter einer Decke.

„Sie hat da mitgemacht? Dann habt ihr euch vorhin gar nicht das erste Mal wiedergesehen?“ Ich konnte es nicht fassen, dass ich so schamlos hintergangen wurde. Von allen beiden!

„Mach dich mal locker, Mimi. Die Idee kam mir, als ich neulich meine Sachen bei dir abholen wollte. Mir sind zu Hause die Klamotten ausgegangen und da ist mir eingefallen, dass ich ja auch die Hälfte davon in deiner Wohnung verstreut habe. Jedenfalls hat Sora mir das Bild gleich gegeben und gemeint, es wäre eine tolle Idee und dass du dich sicher darüber freuen würdest.“

Ich zog eine Augenbraue nach oben. So gut kannte sie mich also?

„Grandiose Idee, wirklich!“

„Jetzt komm mal wieder runter“, versuchte Tai mich mit einem vorsichtigen Lächeln zu beschwichtigen. „Lass uns einfach die Ausstellung genießen. Und wenn wir an deinem Bild vorbeikommen, machen wir einen großen Bogen darum, versprochen.“

Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust. Dieser Kerl war einfach unmöglich. Aber es half ja nun nichts. Da ich das Date nicht völlig in den Sand setzen wollte, nickte ich widerwillig. Schließlich hatte ich ihm schon die erste Überraschung verdorben.

Ich gönnte mir noch ein Glas Sekt, während wir durch die Galerie gingen und uns ein Gemälde nach dem anderen ansahen. Die meisten stammten von unbekannten Künstlern, aber hier und da hatte sich der ein oder andere tatsächlich schon einen Namen gemacht. Und allmählich begann ich mich zu entspannen, denn von meinem Werk war bis jetzt weit und breit keine Spur.

„Wow. Dieser Suzuki ist wirklich ein toller Künstler. Wie er die Farben einsetzt ist erstaunlich. Hätte ich das Bild gemalt, hätte es ganz anders ausgesehen“, sagte ich gedankenverloren, als ich eines der Werke genauer betrachtete.

„Das stimmt“, nickte Tai. „Als Künstler gibt man immer auch einen Teil seiner Seele preis, oder wie war das?“

Betreten sah ich zu Boden. Wenn er es so gut verstand, warum tat er das dann?

„Warum machst du das, Tai? Ich hatte dir doch gesagt, dass ich das nicht will. Den Leuten meine Bilder zu zeigen ist, als müsste ich mich vor der ganzen Welt ausziehen.“

Plötzlich spürte ich, wie er seine warmen Hände auf meine Schultern legte.

„Vielleicht ist es aber genau das, was die Leute sehen möchten. Manchmal muss man eben etwas riskieren, um etwas zu bekommen.“

Dann lenkte er mich in eine andere Richtung und als ich mich umwandte, sah ich es – meine Zeichnung. Erst wollte ich ganz schnell wieder wegsehen, doch dann bemerkte ich, dass ein paar Leute drum rum standen und sich offenbar darüber unterhielten.

„Komm“, drängte mich Tai von hinten und schob mich in diese Richtung. Ich schüttelte energisch den Kopf. „Nein, du hast gesagt, ich muss es mir nicht ansehen.“

„Du hast es dir jeden Tag angesehen, als es bei Sora hing. Was ist also dabei?“, lachte Tai leicht auf. „Hör dir doch mal an, was sie über dein Bild sagen. Vielleicht überrascht es dich ja.“

Plötzlich fühlte ich mich wieder aufs Eis zurückversetzt. Nur, dass diesmal gar kein Eis unter mir war, sondern einfach nur Wasser, welches mich zu verschlucken drohte. Fast schon wollte ich mir die Ohren zuhalten, doch Tai griff nach meinen Händen und hielt sie ganz fest.

„Ich will nicht hören, was sie sagen. Ich will überhaupt nicht hier sein“, protestierte ich weiter, doch dann hörte ich das, was ich nicht erwartet hatte zu hören.

„Es ist das schönste Bild, dass ich bis jetzt gesehen habe, in dieser Ausstellung.“

Überrascht sah ich zu der blonden Frau, die direkt vor meinem Bild stand und sich offensichtlich gerade mit ihrer Freundin darüber austauschte.

„Das hast du recht“, stimmte ihre Begleitung zu. „In dieser Zeichnung steckt so viel Gefühl. Irgendwie erinnert es mich an eine verflossene Liebe. Und dennoch macht es mich glücklich.“

Meine Augen weiteten sich vor Überraschung.

„Siehst du“, flüsterte Tai mir ins Ohr. „Ich hab doch gesagt, dass man manchmal etwas riskieren muss, um etwas zu bekommen.“

Er drückte meine Hand und wollte weitergehen, doch ich hielt ihn fest.

„Können wir… Können wir noch eine Weile hier stehen bleiben?“, fragte ich zaghaft und er lächelte.

Wir standen noch ziemlich lange dort und sahen dabei zu, wie die verschiedensten Leute an meinem Bild vorbeigingen und sich darüber unterhielten. Und mit jedem ihrer Worte wuchs ein kleines Stückchen Hoffnung in mir. Sie machten mich glücklich. Ich hätte nie gedacht, dass es so schön sein konnte, sich vor der ganzen Welt auszuziehen.

Wir blieben bis zuletzt, bis fast niemand mehr da war. Dann gingen wir wortlos zum Empfang, um unsere Jacken abzuholen.

„Möchtest du noch ein bisschen spazieren gehen?“, fragte Tai und ich nickte.

Es war inzwischen ziemlich dunkel und kalt geworden, doch das machte mir nichts. Die Worte der Menschen hatten mich so berührt, dass es mir innerlich ganz warm ums Herz wurde. Und vielleicht lag das nicht nur an ihnen…

Verstohlen warf ich Tai einen Blick zu.

„Danke.“

„Wofür?“

„Dafür, dass du mir das angetan hast.“

Er musste lachen. „Gern geschehen.“

„Weißt du, ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber… es fühlt sich gut an, den Menschen etwas zu geben. Ich habe immer gedacht, dass meine Kunst nichts wert sei oder dass sie nur mich etwas anginge, weil ich darin all meine Gefühle verarbeitet habe, aber so ist es nicht. Die Gefühle, die ich habe, teilen auch andere Menschen und sie haben sich heute Abend in meiner Zeichnung wiedergefunden. Das hat mich sehr glücklich gemacht.“

Ich sah zu Tai und er lächelte mich sanft an. „Es freut mich, dass du das auch endlich erkannt hast. Es gibt keinen Grund dich oder deine Gefühle zu verstecken. Wenn du mutig bist, kannst du nur gewinnen.“

Ich blieb stehen und sah ihn sprachlos an. War das wirklich so?

Auch Tai blieb stehen und warf mir einen irritierten Blick zu.

„Was ist denn? Hast du was?“

Und plötzlich blendete ich alles andere aus und sah nur noch ihn.

„Wenn ich mutig bin, kann ich nur gewinnen, richtig?“, sagte ich und er nickte.

„Richtig, aber warum…“

Ich machte einen Schritt auf ihn zu und ging auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. Ich schloss die Augen und legte all meine Gefühle in diesen Kuss, die er mir heute Abend geschenkt hatte.

Erst wirkte er zu sehr überrascht und war wie erstarrt, doch dann legte er seine Arme um meine Taille und erwiderte den Kuss.

Es fühlte sich unglaublich gut an. Tai hatte mir heute Abend so viel gegeben und ich wollte ihm etwas von diesem wunderbaren Gefühl wiedergeben.

Eine gefühlte Ewigkeit standen wir da und küssten uns und wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir für immer dort in der Kälte stehen können. Doch Tai war es, der unseren Kuss schließlich langsam löste und mich verwegen angrinste.

„Jetzt warst du aber sehr mutig.“

Ich biss mir auf die Unterlippe. „Findest du?“

„Allerdings. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut, kleine Eisprinzessin.“

„Oh, erinnere mich nicht daran“, jammerte ich und er musste lachen.

„Komm, ich bring dich nach Hause.“

Er nahm meine kalte Hand in seine und verschränkte unsere Finger miteinander. Leider dauerte es nicht so lang, wie ich gehofft hatte, bis wir vor Soras Haus ankamen.

„Also“, begann er und sah mich reumütig an. „Schade, dass der Abend schon vorbei ist.“

„Finde ich auch“, gab ich ehrlich zu. „Es war wirklich schön und du hast es nicht nur ein Mal geschafft, mich zu überraschen.“

„Na ja“, grinste er und fuhr sich verlegen durchs Haar. „Es ist nicht ganz so gelaufen, wie ich geplant hatte, aber da du mich eben noch mal geküsst hast, kann es so ein Reinfall ja nicht gewesen sein.“

„Also, erlässt du mir nun meine Schulden?“, hakte ich nach und machte dabei einen auf süßes Mädchen. Er grinste. „Deal ist Deal, oder?“

„Juhu!“, jubelte ich und warf die Arme in die Luft.

„Moment mal“, entgegnete Tai und legte eine bedeutungsvolle Miene auf. „Heißt das etwa, du hast mich nur geküsst, damit ich dir doch noch deine Schulden erlasse?“

Ich zwinkerte ihm zu und ging rückwärts zum Eingang. „Vielleicht?“

Er stemmte die Arme in die Seite und straffte seine Schultern. „Das ist doch wohl die Höhe!“

„Tja, um das rauszufinden, musst du mich wohl noch mal auf ein Date einladen. Wenn wir diesmal keinen Deal miteinander haben, wirst du ja sehen, ob ich es nur deswegen getan habe.“ Ich streckte ihm die Zunge raus, weil er einfach zu süß aussah, wenn er wütend war. Und weil es mir Spaß machte, ihn zu ärgern.

Als ich an der Tür angekommen war und aufschließen wollte, entdeckte ich einen Zettel, der daran klebte.
 

Übernachte heute bei Matt.

Viel Spaß ;-)

Sora
 

Ich nahm den Zettel ab und grinste. Sie war unverbesserlich.

Dann wirbelte ich herum und hoffte, dass er noch nicht gegangen war. Er hatte sich gerade zum Gehen umgewandt, als ich ihn zurückrief.

„Tai, warte mal!“

Überrascht drehte er sich um und sah mich fragend an.

„Wie wär’s mit jetzt gleich?“, rief ich ihm entgegen.

„Wie meinst du das, jetzt gleich?“

Ich verdrehte leicht die Augen, weil er nicht verstand, worauf ich hinauswollte.

„Also, was mich angeht, ich hätte jetzt Zeit für ein zweites Date.“

Seine Mundwinkel zuckten und er kam schnellen Schrittes auf mich zu. Nur, um mich plötzlich an sich zu ziehen.

„Ich dachte schon, du fragst nie“, grinste er und küsste mich, während ich die Tür hinter mir öffnete und wir beide hineinstolperten. Unser Kuss wurde ziemlich schnell intensiver und zunehmend verlangender. Könnte Sora uns jetzt sehen, würde sie mich auslachen, weil ich ihr am Nachmittag noch so dreist ins Gesicht gelogen hatte. Als ob ich NICHT gern mit Taichi Yagami ins Bett wollen würde, also bitte. Welche Frau könnte ihm widerstehen, wenn er so einmalig duftete und man seine Finger so gut in seinen Haaren vergraben konnte und seine Hände sich so verdammt gut auf der Haut anfühlten?

„Das ist echt verrückt“, stöhnte ich gegen seine Lippen und ich merkte, wie er grinste.

„Wenn hier etwas oder jemand verrückt ist, dann bist du es.“

Lachend zog ich ihn in Richtung meines Schlafzimmers.

Er ließ sich von mir rücklings aufs Bett schubsen, ehe ich mich lasziv auf ihn setzte. Ich beugte mich zu ihm hinab und wollte ihn wieder küssen, als er plötzlich anfing, unter seinem Kopf rumzufummeln.

„Warte mal, ich lieg da auf etwas“, sagte er und zog ein Shirt unter seinem Kopf hervor. Um genau zu sein… sein Shirt. Ohje.

„Oh“, entfuhr es mir, als er das schwarze Stück Stoff musterte.

„Ist das etwa mein Shirt?“, fragte er und roch daran, als bräuchte er noch irgendeine Bestätigung.

„Nein?“, entgegnete ich forsch und riss ihm das Ding aus der Hand. „Du bist schließlich nicht der einzige Mann in meinem Bett.“

Tais Mundwinkel wanderten nach oben und er musste ein Lachen unterdrücken.

„Du hast mein Shirt versteckt? Ernsthaft?“

Immer noch auf ihm sitzend richtete ich mich auf und fummelte an den Saum des Shirts herum. „Na ja“, sagte ich verlegen. „Du riechst eben so gut.“

Tais Grinsen wurde noch breiter und er stützte sich auf seine Ellenbogen ab.

„Du bist wirklich süß.“

Skeptisch sah ich ihn an. Meinte er das ernst?

„Du hältst mich nicht für eine Durchgeknallte?“

„Eine Durchgeknallte?“ Tai sah an die Decke und dachte ernsthaft darüber nach. „Doch, ich denke schon. Aber damit komme ich klar.“ Dann legte er eine Hand in meinen Nacken und zog mich zu sich, damit wir uns endlich wieder küssen konnten. Ich war froh, dass er mir nicht böse deswegen war.

„Danke, für die zwei schönen Dates heute Abend“, hauchte ich gegen seine Lippen. „Ich habe das Gefühl, dass ich mich jetzt viel besser kenne als vorher.“

„Heißt das, du weißt jetzt endlich, was du willst vom Leben?“, lächelte Tai und sah mir tief in die Augen, während er die Finger in meinem Haar vergrub.

„Ich denke schon. Und weißt du auch, was du willst?“

Er grinste verwegen und zog mich wieder an sich. „Das hab ich schon immer gewusst.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo Leute, einen schönen 3. Advent euch allen. Und passend dazu hier das 3. Kapitel dieser kleinen Weihnachtsgeschichte. Ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht. Mir auf jeden Fall :D
Im nächsten Kapitel, welches "Mistelzweige und Stinkesocken" heißen wird, erfahrt ihr dann, was Mimis heimlicher Traum ist... und natürlich gibt es auch wieder einige, lustige Michi-Szenen :D Freu mich jetzt schon! Bis dann! xoxo ;* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hi ihr Lieben :) Ich hoffe, ihr hattet gestern einen schönen Abend und euch hat dieses kleine Kapitel hier gefallen :) Das nächste wird dann auch das Letzte sein und ich weiß noch nicht... aber vielleicht werd ich es an Silvester hochladen :P Mal sehen. Bis dahin habt noch ein paar schöne Tage <3
P.S.: Ich hätte euch das Bild wirklich gern gezeigt, welches ich in der Geschichte beschrieben habe... Ich hatte es auf Instagram gefunden und fand es so schön, dass ich es einfach mit einbauen musste. Aber leider wurde es gelöscht :( Zu schade! Komplett anzeigen

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Desiree92
2018-10-11T06:40:19+00:00 11.10.2018 08:40
Eine ganz ganz tolle Geschichte. Für mich, einer der Besten FF über Mimi und Tai. Du hast einen schönen Schreibstil, lässt sich super lesen. Freue mich auf weitere Geschichten von dir 🤗🤗
Antwort von:  Khaleesi26
11.10.2018 09:10
Wow, danke :) Ein riesen Kompliment! Freue mich, dass du die Geschichten alle so begeistert verfolgst <3
Antwort von:  Desiree92
11.10.2018 16:02
Bis jetzt finde ich ehrlich gesagt alle Geschichten von dir klasse. Natürlich gibt es welche die mir besser gefallen, aber ich lese jede FF von dir. Ich finde dein Schreibstil einfach klasse und deine Ideen sind auch nach meinem Geschmack.
Habe dich auch direkt abonniert 👍🏻

Freue mich so auf weitere Geschichten von dir 🤗🤗
Antwort von:  Khaleesi26
12.10.2018 05:38
Danke *_* auch für das Abo 👏🏻😊 und viel Spaß beim Weiterlesen der anderen Geschichten!
Von:  Linchen-86
2018-01-29T19:58:01+00:00 29.01.2018 20:58
Hallöchen Liebes :)

Ich kommentiere jetzt mal beide zusammen :)
Ich fand es ja total niedlich, als Taichi Mimi zum Schlittschuhlaufen mitgenommen hat und auch wie selbstbewusst sie es erst versuchen wollte :D
Aber das ist echt gar nicht so einfach. Ich bin bestimmt auch schon 15 Jahre lang nicht mehr Schlittschuh gefahren. Keine Ahnung wie ich mich heute anstellen würde :D

Als Mimi Sora auf ihr Bild angesprochen hat, habe ich mir schon gedacht, dass Taichi sie auf eine Gallerie ausführt ;) aber zu meiner glorreichen Theorie kam ich ja dann nicht mehr ;)

Ich fand es auch mega süß, wie besorgt Taichi gleich war, als Mimi hingefallen und geblutet hat. Und dann kam ja schon der zweite Teil.
Mimi ziert sich erst, ich glaube sie hat sich selbst einfach zu wenig zugetraut, aber mit Tai an ihrer Seite konnte sie über ihren eigenen Schatten springen :)

Und der Schluss war sowieso total toll. Ein Kuss und was für einer und eine eindeutige Einladung. Das mit dem Shirt fand ich echt nochmal lustig ;)

Ich fand die kleine Weihnachtsgeschichte echt süß, freue mich aber auch, wenn es mit den anderen weiter geht ;)
Liebe Grüße :):*
Antwort von:  Khaleesi26
29.01.2018 21:27
Hallo du Liebe :*

Boah, da sagst du was xD Ich war das letzte Mal vor ca. 4 Jahren und ich sag dir... das ist echt nicht so leicht, wie es aussieht xD Hätte mich auch fast hingepackt. Aber hey, Mimi hat es immerhin versucht... Tai zuliebe :P

Oooh, wie schade, hätte das lustig gefunden, wenn ich deine Theorie vorher gewusst hätte :D

Ja, das war doch sehr ritterlich von ihm oder :)
Hm ja, ich denke mal, gerade wenn man Künstler ist muss man oft viel Kritik einstecken und vllt kommt die Botschaft des Bildes ja auch gar nicht richtig an... aber Tai hat ihr da echt geholfen über ihren Schatten zu springen und am Ende hat es sich ja auch gelohnt für Mimi :)

Hehe, das stimmt, das war eindeutig :P Das mit dem Shirt musste ich einfach noch mal mit rein bringen :D

Hui, ich freue mich auch schon richtig, wenn es jetzt bald mit den anderen Geschichten weiter geht :) Oder bzw. erst mal mit UH... für die andere habe ich gerade irgendwie leider nicht wirklich Zeit :/

Danke für dein Kommi Liebes :*
Liebe Grüße :)
Von:  Hallostern2014
2018-01-29T18:39:46+00:00 29.01.2018 19:39
😍😍😍😍😍😍😍

Was für ein schönes Ende.

Und da ist das Bild also gelandet. Eine Wahnsinn Idee von ihm. Da gehört es auch wirklich hin. Und danach in seiner Wohnung die er wohl bald mit Mimi bezieht.

Es ist schön zu hören wie andere fremde Leute etwas beurteilen. So weiß man ob man wirklich Talent für etwas hat oder nicht. Und es kam nur positives für Mimis Bild.

Als beide den raus gingen Mimi sich bedank und ihn dann küsst 😍.

Armer Tai wurde er etwa noch zum Schluss von Mimi veräppelt. 😂. Natürlich freut sie sich darüber das sie nichts mehr Zahlen muss. Aber das haben ja beide vorne rein gewusst als er nach dem Date gefragt hat. Und da es gut lief, okay zum Anfang nicht. War klar es ist nicht das letzte mal als beide sich gesehen haben.

Über Soras Notiz musste ich echt grinsen. Dann kam das 2 Date 😂. Und beide wollten einfach nur ins Bett..aber bevor die beide sich gehen seitig hin geben. Findet er sein T-Shirt 😂. Und klar musste Mimi dann sagen wieso....klar als ob es nur an den duft war.

Aber zum Schluss wissen beide was die wollen. Mimi weiß was sie in Zukunft machen will. Tai weiß sowieso was er will. Und beide wissen das sie sich wollen 😍😍😍

Ich freue mich schon wenns bei den anderen beiden weiter geht und natürlich wenn du wieder was neues schreibst 😍😍😍

Ganz liebe grüße 😘😘🌷❤😍
Antwort von:  Khaleesi26
29.01.2018 19:50
Hallo :-*

Oh danke, es freut mich total, dass dir das Ende so gut gefallen hat ^^ Erst wollte ich es offen lassen und einfach an der Haustür enden und beide auseinandergehen lassen, aber dann kam mir die Idee mit Soras Zettel und dass es ja eigentlich ganz witzig wäre, wenn Tai sein T-Shirt noch finden würde :D

Ich denke, Tai wusste, wie viel Mimi es bedeutet, auch mal andere Meinungen zu ihrer Kunst zu hören. Gerade bei Kunst ist das ja so eine Sache, weil doch viel vom Geschmack des Betrachters abhängt. Und es ist ja nicht jeder so mutig und zeigt seine Werke öffentlich. Aber Tai hat eben gleich gemerkt, dass Mimi Talent hat und dass sie es nicht ungenutzt lassen darf :P

Und dass sie ihn dann noch küsst, damit hatte er wohl so schnell nicht gerechnet. Hehe, ja Mimi muss jetzt zum Glück nichts mehr für das kaputte Motorrad zahlen :P Und sie mag es eben, Tai ein bisschen zu ärgern :D

Stimmt :) Und Tai hat ihr dabei geholfen, herauszufinden, was sie will. Na ja, und wie du so schön sagst, er weiß sowieso was er will und eine Sache wollen sie sicher auch gemeinsam :) Nämlich sich <3

Ich freue mich auch schon darauf, jetzt bald wieder etwas aktiver zu schreiben und hier wieder online zu stellen :) Dann hören wir uns ja sicher schon ganz bald wieder ;*

Liebe Grüße <3
Von:  Hallostern2014
2018-01-28T04:46:52+00:00 28.01.2018 05:46
Huhu❤

Auch wenn Weihnachten vorbei ist...freue ich mich riesig, dass du es trotzdem zu Ende schreibst.

Aii aiii arme Mimi. Nicht zu wissen wohin man eingeladen wurden ist, ist schrecklich. Dann muss sie noch Sachen anziehen die sie eigentlich nicht Anziehen wollte. Soso Mimi will den lieben Tai also nicht ins Bett kriegen. Der 2 Satz sagt da aber wohl was anderes. Aber Sora hat ja recht Tai würde es gefallen. Und das Tat es auch. Aber echt Peinlich mit dem Knopf 😂.

Jaja wo ist das Bild nur hin. Ich denke es ist bei Tai. Tai war bestimmt mal wieder da um seine Sachen abzuholen. Dann hat er bestimmt bei Sora um das Bild bettelt. Und jetzt ist es bei ihm. Ich bin gespannt ob das Date bei ihm endet.

Schlittschuhe laufen 😍 eine tolle Idee leider nur nicht für Mimi. Sie hätte es sagen sollen. Aber ich kann sie verstehen sie wollte sich nicht vor ihm blamieren. Ich fand es süß wie Tai sich nach dem Unfall um Mimi gekümmert hat. Er hat sogar ein Notfallplan jetzt bin ich sehr gespannt wie eraussieht.

Bin sehr gespannt auf das letzte Kap😍

Ganz liebe grüße ❤🌷😚😍

Antwort von:  Khaleesi26
28.01.2018 16:53
Hi Liebes :)

wollte dir noch schnell antworten, ehe ich das letzte Kapitel online stelle. Ich freu mich total, dass du der Geschichte trotzdem treu geblieben bist, obwohl es ja inzwischen schon nicht mehr weihnachtlich ist :D

Haha, ich denke, wir wissen alle, dass Mimi geflunkert hat ;D Als ob sie Tai widerstehen könnte... Und Sora weiß das anscheinend auch. Das mit dem Knopf musste ich einfach mit einbauen... ein paar Peinlichkeiten eben :D Arme Mimi. Und dann klatscht sie auch noch so richtig hin :D Bis jetzt ist das Date ja nicht so gut verlaufen, aber vllt ändert sich das Blatt für Mimi ja noch ;)
Und wo das Bild hin verschwunden ist, bleibt abzuwarten :P Tai steckt auf jeden Fall mit Sora unter einer Decke :D

Liebe Grüße und hab noch einen schönen Sonntag :) :*
Von:  Linchen-86
2017-12-28T21:42:33+00:00 28.12.2017 22:42
Hallo Liebes :)

Ach das war ja mal ein süßes Kapitel :) und ich mag die Wendung in der Geschichte. Ich hätte gar nicht mehr damit gerechnet, dass Taichi Mimi überhaupt irgendwie mag, aber offensichtlich scheint sie ja sein Interesse geweckt zu haben :)

Bei Mimi will ja momentan echt nichts gelingen. Selbst das kochen will nicht so klappen... oh weia... Und dann taucht Tai auf. Ich dachte wirklich, er lässt ein paar Sprüche fallen, aber offenbar nicht ;) stattdessen hat der echt seine Sporttasche mit und breitet seine Schmutzwäsche aus :D Unglaublich :)
Aber wo er recht hat...
Übrigens hat er sie am ende gar nicht mehr mitgenommen :D
Da hätte Mimi das T-shirt gar nicht verstecken müssen. Auch wenn ich das echt.süß fand.

Tja und schließlich ist der Vater krank, aber so haben sie plötzlich ein Date und Tai geht ja ganz schön in die Offensive. Es tat mir richtig leid für ihn, als sie ihn Abblitzen lies, aber dann der Kuss *-* und Mimi willigt doch noch ein :) Das ist schön.

Freue mich dann aufs nächste und letzte Kapitel.
Ich wünsche dir einen guten Rutsch und hoffe du hattest auch schöne und entspannte Weihnachtstage :)
Liebe Grüße :):*
Antwort von:  Khaleesi26
26.01.2018 14:24
Hey Liebes :)

Hihi, danke :D Man hätte echt meinen können, Mimi hat es total verkackt bei ihm. Aber irgendwie scheint er ja doch etwas an ihr zu finden ;)

Haha :D Tai ist manchmal eben unberechenbar und treibt Mimi damit auch ein bisschen in den Wahnsinn :D Aber sie hat ja dann sein Shirt geklaut, dass sollte Ausgleich genug sein :D
Tai hatte sicher nicht damit gerechnet, dass er so einen Korb von Mimi kassiert. Aber letztendlich erlag auch sie seinem Charme :D

Eigentlich hatte ich für diese Geschichte nur noch ein Kapitel geplant, aber dann ist mir doch noch was schönes eingefallen und es sind zwei geworden :) Zja, auch, wenn Weihnachten schon vorbei ist... werd die beiden trotzdem noch hochladen und die Story somit zum Abschluss bringen :)

Ganz liebe Grüße <3
Von:  Hallostern2014
2017-12-27T07:11:29+00:00 27.12.2017 08:11
Huhu😘😍

Aiii was für schönes Kap.

Also Mimi, da war jemand wohl sehr aufgeregt. Hihi. Und nun weiß Tai wer ihre beste Freundin ist.

Als er seine Sachen in der Wohnung verteilt hat musste ich mir es so Bildlich vorstellen. Die Stinkesocken hätte er aber behalten können.

Und als Mimi sich umzog hatte sie einfach sein Shirt geklaut 😂. Bin gepannt ob er es wirklich nicht merkt.

Ohje der arme Papa. Hoffentlich gehts in aber bald besser. Aber nett von Tai, dass er geblieben ist und es nicht nur wegen dem essen. Weil er halt wollte.

Mimi malt also gerne vielleicht sollte sie es sich doch mal überlegen es Beruflich zu machen. Schade, dass du es nicht mehr Gefunden hast bzw es gelöscht wurde dennoch war es super beschrieben.

Tai fragt also offiziell nach einem Date..das heißt ja schon alles. Ohman Mimi 13 mal nein sagen 😂 aua. Und auch noch einen Kuss abschlagen armer Tai dachte ich da.

Aber auf Sora war verlass. Und Tai wäre nicht Tai wenn er es nicht ausnutzen würde. So küsst er sie einfach den den Mistelzweig. Und nach dem Kuss sagt sie Ja zum Date.

Bin gespannt wie es aussehen wird.

Sooo, dass warst erstmal. Ich hoffe du hattest ein schönes Weihnachtsfest. Meiner war Chaotisch 🙈 und sehr anstrengend. Bin gepannt wann du es hoch lädst. Hihi.

Ganz liebe grüße 😘❤🌷😍
Antwort von:  Khaleesi26
26.01.2018 14:18
Hallo :)

danke dir *_*
Haha, das stimmt... was soll Mimi mit seinen alten Stinkesocken xD
Hmm, das mit dem Shirt wird er schon noch merken, denke ich ;P
Aber danach war es wirklich ein feiner Zug von ihm, dass er noch geblieben ist <3

Ja, wirklich schade, ich hätte euch das Bild unglaublich gern gezeigt. Ich fand es richtig schön und musste es einfach mit einbauen. Vielleicht wäre es für Mimi ja wirklich eine option so etwas beruflich zu machen... aber noch traut sie sich ja nicht wirklich.

Tai hat es wirklich nicht leicht mit ihr :D Aber so schnell lässt sie sich eben nicht rum kriegen :P Aber 13 Mal nein ist schon echt frech xD

Tai hat sich jedenfalls was richtig tolles für Mimi einfallen lassen :) Denke, Mimi wird auch überrascht sein ;)

Weihnachten ist ja jetzt schon eine Weile her, aber wollte die Story trotzdem gerne noch beenden, deswegen kommen jetzt bald noch zwei weitere Kapitel und dann ist sie auch schon wieder vorbei...

Ganz liebe Grüße :-*
Von:  dattelpalme94
2017-12-20T18:33:07+00:00 20.12.2017 19:33
Hallo Liebes :)

Es hat sehr viel Spaß gemacht, dieses Kapitel zu lesen :)
Angefangen damit, wie Mimi Tai noch schnell ein paar Informationen über sich gibt :D Haha, Gossip Girl ist also ihre Lieblingsserie. Die Gute hat Geschmack! ;)
Und dann also das Familienessen.. Die Oma ist ja der Knaller xD und die Tante, die total gefrustet ist :D aber ich mochte es, wie Satoe sich für Mimi eingesetzt hat, auch wenn die Andeutungen mich auch verunsichert hätten :D und dann ist also die Katze aus dem Sack und Mimi hat allen von ihrem geschmissenen Studium erzählt. Schön, dass Tai ihr hinterhergeht. Hätte man sicher auch erwartet, immerhin ist er ihr Freund, aber ich glaube, selbst wenn er die Rolle nicht gespielt hätte, wäre er ihr hinterher ;)
Eine wirklich süße Michi-Szene, wie sie da in der Küche stehen und er sie aufmuntert :) Ich finde auch, dass BWL so gar nicht zu Mimi passt :D Musste mal im Studium was aus dem BWL-Bereich machen und fand es soo trocken. Das passt nicht wirklich zu Mimi :D

Schön, dass Mimis Vater ihr keine Vorwürfe macht, sondern sie auch weiterhin unterstützen will :) und ich bin gespannt, welchen Traum sie hat:)

Tai ist ja wirklich ein wahrer Gentleman. Zumindest den anderen Damen gegenüber :D er hat sicher Satoes Herz im Sturm erobert und sie plant in Gedanken schon die Hochzeit :D
Gott, was für eine Kennenlerngeschichte sich Tai da ausgedacht hat xD der Junge hat Fantasie, sich so etwas aus dem Stehgreif auszudenken :D aber das war wohl seine Rache an Mimi :D
Und zum Schluss lädt sich Satoe noch selbst zu Mimi, also eigentlich ja Sora, ein :D Das kann ja nur witzig werden!

Ach, Tai als Lehrer. Das kann ich mir vorstellen :D er ist sicher der Sportlehrer, der von allem Mädels angehimmelt wird :D
Und zum Schluss hat Tai noch Kartoffelbrei in den Jackentaschen :D haha, das war wirklich ein toller Schluss für das Kapitel ;D

Bin gespannt, was du noch für die beiden geplant hast <3
Liebe Grüße:*
Antwort von:  Khaleesi26
20.12.2017 21:16
Hi Liebes :-*

Es hat auch sehr viel Spaß gemacht, dieses Kapitel zu schreiben ;D
Ja, oder? :D Wer liebt Gossip Girl nicht? :D Musste das einfach mit einbauen! Hahaha, über die Oma habe ich insgeheim auch gelacht :D Ich hatte für sie sogar erst noch ein paar mehr Sprüche auf der Zunge, aber hab dann gedacht "Ach, übertreib es lieber nicht" xD Und dann die Tante, ja... diese Familie scheint sehr verschieden und amüsant zu sein :D
Und Mimis Mutter hat ja dann echt den Ball ins rollen gebracht. Was sicher auch irgendwie gut war... so war Mimi gezwungen, mit der Sprache rauszurücken :) Und im Endeffekt war alles gar nicht so schlimm, wie sie sich das vorgestellt hat :)
Und Tai war ja dann auch mal wirklich lieb zu ihr... auch, wenn er vorher erst mal rumgezickt hat :D Aber er war schon sehr einfühlsam und hat ja Mimi auch noch mal ein bisschen Mut gemacht. BWL passt ja auch echt nicht zu ihr... ist ja ekelhaft :D

Haha, das glaube ich auch :D Satoe ist ja Feuer und Flamme für ihn :D Er kann ja auch sehr charmant sein, wenn er will. Und seine erfunde Geschichte war halt wirklich die Rache dafür, dass Mimi ihn einfach so erpresst hat :D
Hmm, mal sehen, was das nächste Treffen si bringt ;)

Ich konnte mir das auch sofort vorstellen :D Deswegen hab ich ihn auch einfach mal Sportlehrer werden lassen ;P Kann mir die kleinen 14 jährigen Mädels auch richtig gut vorstellen "Ja, Herr Yagami... bitte, Herr Yagami... Gerne doch, Herr Yagami..." xD

Haha und der Kartoffelbrei war dann wohl die inoffizielle Rache für Tais Geschichte :D Und so dreht sich das Rad weiter :D

Die beiden werden auf jeden Fall noch einige lustige Michi Szenen bekommen ;D
Danke für dein Kommi, Liebes :*
Liebe Grüße & hab noch einen schönen Abend!
Von:  Hallostern2014
2017-12-18T18:33:52+00:00 18.12.2017 19:33
😂😂Huhu, guten Abend😘

Also dad Essen war ja mal sehr....lustig, auch wenn es auf Mimis Kosten irgendwie war. Aber man merkte, dass Tai ihr nur aus der Reserve raus locken wollte. Und er seine Rolle vollkommen ernst geommen hat. Unnnd er hat sich voll in Mimi verguckt. Sonst würde er wohl schlecht auf ein weiters Teffden zu stimmen. Bin gespannt wo es statt findet bei Sora ? Denn wüsste er wohl von wem Mimi die ganze Infos hatte. Aber wo würde sonst der Mistelzweig sein als bei Sora? 😂 Ich bin richtig gespannt was da noch auf Mimi zu kommt.

Die Szene in Küche würde ja zum schluss hin richtig kapp. Was wäre wohl passiert wenn ihre Mam nicht rein kam.
Aber Tai scheint wohl sowohl als ihre Mutter als auch ihr Vater der perfekte Schwiegersohn zu sein.

Ich glaube Mimi möchte gerne auch vob Tai Unterrichtet werden😂
Aber als die beide alleine geredet haben. Fand ich Tai richtig einfühlsam. Und er hatte sofort gemerkt, das ihr das BWL Studium keinen Spaß macht, dass es nicht zu ihr passt.

Ok. Ich dachte auch Tai und Leherer ? Aber als Sportlehrer kann ich ihn mir sehr gut vorstellen😍.

Buhhh ihr Dad versteht ihr. Er sieht es ein und ist null sauer auf ihr oder enttäuscht. Toller Papa😍. Keine Vorwürfe nichts der gleichen. Ok sie hatte ja Tai dabei😂.
Na wenn beide wirklich zusammen kommen ob da auch alle drüber lachen werden wie die beide zusammen gekommen sind. Ich denke schön.

Auf jedenfall, hast wieder ein tolles Kap gezaubert und ich kann es kaum erwarten bis es zum nächsten kommt.

Wünsche dir noch eine schöne rest Woche.
Ganz liebe grüße 😍😘🌷❤
Antwort von:  Khaleesi26
20.12.2017 20:57
Guten Abend ;*

Hihi, danke :D Ich hab auch wieder sehr geschmunzelt beim Schreiben! Ich glaube, Mimi fand es eher weniger lustig... Hmm, meinst du, dass er sich schon in Mimi verguckt hat ;) Vielleicht ein bisschen... in der Küche sind sie sich ja schon etwas näher gekommen ^^ Und du hast recht, das zweite Treffen findet dann bei Sora statt. Die hat ja überall in ihrer Wohnung Mistelzweige aufgehangen :D

Das fragt sich Mimi wohl auch, was passiert wäre, wenn ihre Mutter sie in der Küche nicht unterbrochen hätte... ja, Tai hat schon so richtig einen Stein im Brett und ist als "Schwiegersohn" sehr beliebt :D

Ach, wir ALLE wollen glaube gerne von Tai unterrichten werden xD Kann ihn mir auch sehr gut als Sportlehrer vorstellen ;)
Stimmt, ich glaube, da ist auch Mimi ein sehr großer Stein vom Herzen gefallen, als ihr Papa dann doch nicht sauer war.
Ich denke mal, falls sie zusammenkommen, wird ihre Geschichte dann doch etwas romantischer sein, als die ausgedachte von Tai :D

Danke dir :-* Ich versuche so schnell wie möglich damit fertig zu werden... wollte vor Heilig Abend auf jeden Fall noch eins hochladen :)

Hab noch einen schönen Abend! :)
Liebe Grüße!
Von:  Linchen-86
2017-12-17T07:19:37+00:00 17.12.2017 08:19
Hallo Liebes :)

Ein schönes zweites Kapitel :) und soviel weniger Drama :D
Ach herm, Mimi vergleicht sich ja ganz schön mit Sora, dabei bringt das nichts. Mimi hat jetzt einigen Tiefschläge hinter sich, aber auch diese wird sie sicher überwinden. Sie muss eben erstmal für sich erkennen was sie eigentlich auch ihrem Leben machen möchte.:)
Schließlich geht sie zu ihren Eltern... oh ja, wer kennt das nicht? Alle sind voll aus dem Häuschen und in Wahrheit hat man gerade so gar nichts vorzuweisen. Gut, dass Mimi sich ihrer Mutter anvertraut. Es wurde Zeit und so groß wie der Schock auch ist, nachher ist ihre Mutter doch sicher immer für sie da und hilft ihr eine Lösung für all ihre Probleme zu finden.

und dann klingelt Tai XD Voll der Auftritt... Ach ja, man würde ja sogerne wissen, was er denkt. Die Beiden lassen ja keinen Versuch aus, sich gegenseitig zu provozieren XD Ob Tai das gewohnt ist? Ich glaube nicht XD
Mimi ist aber auch wirklich sehr charmant :D und dann taucht Satoe auf und denkt Tai wäre Mimis Freund. Der sich sicher nichts schlimmeres vorstellen kann XD
Mimi greift ja wirklich zu harten Mitteln XD und schließlich erpresst sie ihn. Au backe, klingt nach der ganz großen Liebe ;D

Ich bin gespannt, wie Tai sich anstellen wird. ich kann es mir vorstellen. Andauern flüstert er, lass das und Mimi, Stell dich nicht so an XD
Freue mich drauf.
Liebe Grüße :*
Antwort von:  Khaleesi26
17.12.2017 21:31
Hi Liebes :)

Danke für dein Kommi. Ich freue mich auch schon richtig auf dein Michi Weihnachtskapitel :P
Und ja, ich kann auch mal ohne Drama xD Macht auch mal Spaß! Hach, ich denke, die Arme ist einfach furchtbar gefrustet. Bei allen läuft es gut und jeder freut sich auf Weihnachten und bei ihr ist's einfach nur määh... Aber wichtig ist wirklich, dass sie sich jetzt darauf konzentriert, was sie wirklich machen möchte. Vor der Familie ist so was natürlich äußerst unangenehm zuzugeben, vor allem, wenn alle etwas anderes von einem erwarten. Aber es war auf jeden Fall trotzdem gut, dass sie sich seiner Mutter anvertraut hat :)

Hehe, witzig, dass du es ansprichst. Ich habe nämlich auch erst überlegt, ob ich auch mal aus Tais Sicht schreibe, aber dann dachte ich, es wäre spannender, wenn man eben nicht sofort erfährt, was er über Mimi denkt. Aber vielleicht kann man im nächsten Kapitel schon ein bisschen was erahnen ;)
Ich denke, Mimi wird für Tai auf jeden Fall eine neue Erfahrung werden :D So, wie sie drauf ist, ist echt nicht jede :D Bleibt also abzuwarten, ob Tai das imponiert oder eher abschreckt ;P

Hihi, ich kann mir das auch sehr gut vorstellen, dass er einfach nur genervt von Mimi ist xD Aber es kommt tatsächlich ein wenig anders... :D
Na ja, bis dann :)
Liebe Grüße :*
Von:  dattelpalme94
2017-12-16T14:09:44+00:00 16.12.2017 15:09
Hallo meine Liebe :)
Das war ja ein tolles Kapitel!
Soras Anfangsworte sind echt ermutigend. Nicht :D aber leider hat sie Recht und Mimis Jahr war wirklich von Pech gekennzeichnet :/ da kam ja wirklich alles zusammen, kein Wunder, dass sie sich wie eine Versagerin fühlt :( Vor allem wenn Sora dann noch so erfolgreich ist, während bei Mimi jaa gar nichts rund läuft, fühlt sich Mimi sicher noch schlechter. Aber wenn das alte Jahr so endet, dann kann das neue Jahr ja nur besser werden :D und schön, dass Sora sie so unterstützt, trotz Mimis Bad in Selbstmitleid! :D

So so, Sora kennt Tai also aus der Schule. Und Tai war ein Aufreißer :D Ob Sora noch mehr Infos zu Tai hätte? :D Tai ruft dann auch genau in dem Moment an und möchte sich mit Mimi wegen der Rechnung treffen. Er ist schon clever, dass er die Rechnung persönlich abgeben möchte. Aber er möchte ja auch sein Geld haben :D

Mimis Eltern haben ja ein Anwesen, wow! O.o Bei so erfolgreichen Eltern wundert es mich nicht, dass Mimi Angst davor hat, ihnen von ihrem Versagen zu erzählen.. vor allem wenn dann noch die ganze Verwandtschaft mit am Tisch sitzt..
Ich fand es gut, dass sich Mimi wenigstens ihrer Mutter geöffnet hat und ihr von alldem erzählt hat. Und dann legt sie auch gleich alle, naja fast alle, Karten auf den Tisch. Ich habe ständig darauf gewartet, dass ihre Mutter vor lauter Schreck umkippt :D aber es freut mich, dass ihre Mutter nach dem anfänglichen Schock nicht sauer ist, sondern sich um eine Lösung des Problems bemüht :)

Dann taucht Tai auf mit einer ziemlich heftigen Rechnung :/ das ist ja ein schönes Weihnachtsgeschenk. Nicht :D Die Interaktion zwischen den beiden ist wirklich süß :D kein Wunder, dass Mimis Mutter auf die Idee kommt, er wäre Mimis Freund :D
Der arme Tai wird dann auch noch gegen seinen Willen als Freund ausgegeben :D gut, dass er drauf anspringt! Wird sicher ein interessantes Essen :D

Bis zum nächsten :)
Liebe Grüße:*
Antwort von:  Khaleesi26
17.12.2017 21:20
Hey Liebes :*
Danke ^^
Ja, arme Mimi, was? Mir tat sie auch ein wenig Leid :D Würde mich wohl an ihrer Stelle auch in Selbstmitleid suhlen. Haha, na ich weiß nicht... sagt man nicht, es kann immer noch schlimmer werden? :D Nein, ich denke auch, eigentlich kann es ja jetzt nur noch bergauf gehen... oder xD

Jap. Tai ist eben ein richtiger Fuchs, genau wie du :P Vielleicht quetscht Mimi Sora ja noch mal richtig aus... oder sie findet selbst raus, was für ein Typ er ist ;D
Puh, ja, wenn meine Eltern so super erfolgreich wären, würde es mir wohl nicht anders gehen. Ich hatte auch kurz überlegt, ob ich das mache und Mimis Mutter in Ohnmacht fallen lassen. Aber alles hat seine Grenzen :D

Wie oft du heute nach einem Satz "nicht" sagst xD I love it! Das Essen wird definitiv interessant werden :D Und eine überrschende Wendung für Mimi nehmen :D

Danke für dein Kommi, Liebes :) Wir schreiben!
Liebe Grüße :-*


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