23. Türchen: Weihnachtsbaum schmücken
„So, das war’s!“, sagte Bard mit leisem Stolz in der Stimme. Finny stand daneben und strahlte über das ganze Gesicht. „Das ist wirklich ein großer Baum“, staunte Maylene. Sebastian hatte Bard und Finny beauftragt einen Weihnachtsbaum auszusuchen und in der großen Eingangshalle aufzustellen. „Im Wald hatte er nicht so groß gewirkt“, sagte Bard mit einem schiefen Lächeln und rieb sich den Nacken. Die Tanne war so groß dass sie beinahe bis zur Decke reichte. Es grenzte an ein Wunder dass sie es geschafft haben den Baum aufzustellen ohne die Spitze abzubrechen. Maylene hatte derzeit den Baumschmuck geholt, ohne dass etwas zu Bruch ging. Sebastian war fast schon geneigt stolz auf die drei zu sein. Ursprünglich hatte er selbst vorgehabt einen Baum zu holen und ihn zu schmücken, aber da die drei so euphorisch waren einen Weihnachtsbaum aufzustellen überließ er ihnen diese Arbeit.
Es dauerte über eine Stunde, doch dann war der Baum geschmückt. Sebastian hatte ihnen verboten Kerzen darauf zu platzieren, am Ende würden sie das Anwesen in Brand stecken. Ciel derzeit saß in seinem Arbeitszimmer und bekam von alldem nichts mit. Er war sowieso nicht sonderlich an Weihnachten interessiert. Zu dieser Zeit dachte er am häufigsten an seine Eltern und vermisste sie. Oft stellte er sich vor wie es wohl wäre wenn sie noch am Leben wären. Aber dann dachte er daran dass er so nie Sebastian und den anderen drei Chaoten begegnet wäre. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Auch wenn Bard, Finny und Maylene oft, beinahe täglich, Chaos stifteten oder etwas zerstörten, sie waren absolut loyal und hatten ihm ein Stück weit auch ihr Leben zu verdanken. Wer weiß was aus ihnen geworden wäre hätte er sie nicht aufgenommen. Außerdem war es amüsant zu sehen wie sie Sebastian immer wieder das Leben schwer machten.
Sebastian… Ciel dachte an den Tag, an dem er mit dem Teufel einen Pakt geschlossen hatte, an die Abenteuer die sie zusammen durchgestanden hatten, was in den vergangenen sechs Jahren alles passiert war. Wer hätte gedacht dass sein Leben sich einmal so entwickeln würde? Er lachte leise und schüttelte seinen Kopf. Seit wann wurde er denn sentimental? Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. „Herein!“ Die Tür öffnete sich und Sebastian brachte ihm seinen 5 Uhr Tee und Gebäck. In diesem Moment erklang ein lautes Scheppern von unten. Sofort sprang Ciel auf und eilte mit Sebastian zur Quelle des Geräuschs. Am oberen Ende der Treppe blieb Ciel erstaunt stehen und betrachtete den großen, geschmückten Weihnachtsbaum. „Oh, junger Herr! Gefällt er Euch?“, fragte Finny strahlend. Zuerst wollte der Angesprochene erwidern dass so etwas total unnötig sei, doch als er in drei paar leuchtende Augen sah lächelte er leicht und sagte stattdessen: „Das habt ihr gut gemacht.“
Das laute Scheppern stellte sich als ein zerstörtes Fenster heraus. Charles Grey und Charles Phipps hatten sich wieder einmal Zugang durch ein geschlossenes Fenster verschafft, um Ciel einen Brief der Königin zu überreichen. Dieser rechnete mit einem neuen Auftrag, doch stattdessen wünschte ihm die Königin nur ein schönes Weihnachtsfest.