Zum Inhalt der Seite

It's a mad mad world

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 1

„Pass bloß mit dem Messer auf!“ Der Mann begann zu zappeln als er von diesem verrückten Rothaarigen an beiden Schultern gepackt wurde. Doch die Worte galten der Person, die hinter ihm stand und ihm das Messer an den Hals drückte. Er schaffte es langsam, seinen Kopf so umzudrehen, dass er diesen Jemand im Blickfeld hatte, wenn auch nur für eine Sekunde, denn fast sofort schmerzte sein Nacken. Es reichte um zu erkennen, wer da hinter ihm stand und sein Blut gefror ihm in den Adern. Doflamingo hatte immer darüber gescherzt, dass sich Law sicher das Leben nehmen würde. Aber hier stand er nun, quicklebendig und verdammt wütend. Eine Sekunde lang hatte er ihm in die Augen gesehen. Und Law hatte die Augen von Jemandem, der nichts zu verlieren hatte.
 

„Überrascht?“, hörte er hinter sich und hatte plötzlich das Gefühl, sich in einem Test zu befinden. Er ahnte, dass es böse für ihn ausgehen würde, sollte er das Falsche antworten.
 

„Nein. Ich habe schon auf dich gewartet“, entgegnete er nach kurzer Überlegung und kam sich ziemlich cool vor. Er hörte ein leises Schnauben aus Eustass' Richtung und blickte kurz zu diesem rüber. Auch er war sich seiner Sache ganz sicher. Dieser Rotschopf, den er nie besonders gut einschätzen konnte, blickte fast noch finsterer drein als Law und das war beinahe unmöglich.
 

„Ich meine es Ernst. Doflamingo hat immer gesagt, dass du zurückkehren würdest.“ Das war eine Lüge und Law bemerkte es. Das Messer drückte sich tiefer in seinen Hals.
 

Im Haus polterte es laut und das lenkte ihn kurzzeitig ab. Eustass' Finger gruben sich in seine Schultern und er kniff die Augen vor Schmerz zusammen. Warum musste dieser Kerl auch so verdammt stark sein? Das war doch nicht normal!
 

„Ich könnte euch zu ihm führen, wisst ihr?“, bot er schließlich an als er sich immer mehr wie Beute vorkam. Eustass schüttelte langsam den Kopf, in einer belustigten Geste. Doch dessen dämonenhafte Augen waren auf Law gerichtet und nicht auf ihn selbst. Er hatte das Gefühl, dass die beiden im Stillen über seine Zukunft verhandelten und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Etwas musste er tun, sonst würde es ihm an den Kragen gehen. Egal was.
 

„Ich weiß, wo sich seine Mitarbeiter aufhalten. Ich habe Pläne bei mir. Ich weiß auch, wo er sich befindet! Das Problem ist, dass er nie lange an einem Ort bleibt. Wenn wir sofort losfahren, erreichen wir ihn vielleicht noch heute Nacht. Na los!“ Mit jedem Wort wurde er schneller und nervöser und er versuchte unauffällig, sich aus dem eisernen Griff zu winden.
 

„Nicht so schnell, Kumpel“, hörte er wieder Laws kühle Stimme. Eigenartig, wie sehr man sich in nur zwei Jahren verändern konnte, aber zu einem gewissen Grad konnte er das bei ihm auch verstehen. Nicht, dass er Mitleid hatte. Law war an seinem Dilemma ganz allein Schuld.
 

„Was -“, begann er und sofort brannte es an seinem Hals. Dieser Hundesohn hatte ihn geschnitten. „Was denn noch?“ Er sah hoch, direkt in Eustass Augen -und erkannte die Mordlust darin. Oh Scheiße. Wieso hatte er auch versucht, mit diesen beiden zu verhandeln? Die waren doch komplett gestört! Etwas Klebriges, Nasses floss an seinem Hals herunter. Und das nicht normal für eine kleine Schnittwunde. Es war viel zu viel! Wie tief saß der Schnitt? Er spürte die Wunde gar nicht, nur das viele Blut, das in Strömen aus ihm herausfloss. Oh Scheiße, oh Fuck. Das war der Moment, um in Panik auszubrechen. Diese gestörten Blagen!
 

Er wand sich noch mehr in dem Griff, zappelte wie ein wildes Tier umher, aber konnte sich letztendlich keinen Millimeter rühren.
 

„Ghh -“. Er wollte noch etwas sagen, aber die Worte formten sich einfach nicht. Sein Mund war so nass und er musste schlucken. Und nochmal und dann immer wieder. Es brachte nichts und sein Herz fing an zu rasen als ihm klar wurde, dass er keine Luft mehr bekam. Er hustete verzweifelt, aber das verschlimmerte alles.
 

„Was noch? Wir finden schon selbst zu Doffy, aber danke für das Angebot. Dich nehmen wir mit, als abschreckendes Beispiel“, sprach Law viel zu nüchtern und sachlich. Wie ein Arzt im OP-Saal, der seinen Assistenten Befehle gab, während er seinen Patienten ausnahm wie eine Weihnachtsgans. Und er wollte nicht so enden. Er wollte nicht getötet werden. War es seine Schuld, weil er dieses Blag so unterschätzt hatte? Nein, Law war wahnsinnig. Er war außer Kontrolle. Doflamingo würde ihm schon den Garaus machen, das stand fest. Und er wollte nicht - wollte nicht- woran hatte er gerade gedacht? Er konnte sich einfach nicht mehr daran erinnern.
 

„Gib einfach auf, dann geht es schneller“, sprach nun auch Eustass. Irgendwie beruhigend. Ja, er könnte es tun, könnte sich dem Nichts einfach hingeben. Es klang verlockend und er wollte 'Ja' sagen, doch stattdessen spritzte ein Schwall Blut aus seinem Mund. Eustass kniff die Augen zusammen als sein Oberteil bespritzt wurde.
 

„Pass doch auf!“, wurde er angeschrien. Er registrierte es kaum, war vollkommen auf das eiskalte Gefühl in seinen Händen und Füßen, seine Armen und Beinen fixiert. Sein Brustkorb zog sich plötzlich schmerzhaft zusammen, wie bei einem Krampf und er zitterte stark. Wie lange hatte er nicht mehr geatmet? Seit einer Ewigkeit sicherlich. Als ihm das klar wurde, kribbelte es in seinen Fingerspitzen und sogar hinter seinen Augäpfeln. Das war ein eigenartiges Gefühl. Und da wusste er, dass sein Körper um sein Leben kämpfte. 'Gib auf', hatte man zu ihm gesagt. Einfach aufgeben. Gib auf, Körper. Und wieso dauerte es so lange, zu sterben? Seine Haut kribbelte nun überall, wie von feinen Nadeln gestochen und er schwitzte stark. Ihm wurde schwindelig und gleichzeitig fühlte er sich schwerelos. Ist es bald soweit?
 

Er hörte Schreie um sich herum und fühlte sich plötzlich wieder in seine Kindheit zurückversetzt. Da wollte er gehen. Nicht mehr spüren. Sich nicht mehr erinnern. Er sah Eustass ein letztes Mal in die Augen. Sah die lodernde Farbe darin, die Glut -und starb mit einem letzten Zittern, unter sich eine riesige Blutlache.
 

„Wir bräuchten eine Kamera“, kommentierte Kidd mit einer so übertriebenen Ernsthaftigkeit, dass Law ihn am liebsten ausgelacht hätte.
 

„Gut, wir gehen in den nächsten Elektronikladen. Wir erzählen den Leuten die uns fragen einfach, dass wir Schauspieler sind und 'Ja, die rote Farbe ist nur Kunstblut. Wollen Sie mal kosten? Schmeckt nach Weintraube'. Willst du mich verarschen? Wir müssen weiter!“
 

„Doch nicht jetzt! Ich meinte überhaupt. Ich kenne noch ein paar Adressen, wo wir die Videos hinschicken können, wo er sie finden wird. Das ist auch eine Art, ihn zu bestrafen. Denk doch mal drüber nach.“
 

„Später, wenn -.“ Law unterbrach sich selbst als er sich an das Publikum erinnerte. Diese Leute, die um ihn und Kidd herumstanden wie aufgeschreckte Hühner. Er wollte sich nicht auch noch um sie kümmern müssen. Er drehte sich genervt zu ihnen um, sah jeden einzelnen von ihnen mit einem zornigen Blick an.
 

„Was ist?“ Sie zuckten tatsächlich zurück bei seinen Worten, doch sie blieben stehen. Gerade wollte er sich etwas Anderes einfallen lassen, da trat Kidd vor ihn.
 

„Verpisst euch gefälligst! Wenn ich in dreißig Sekunden noch einen einzigen von euch hier stehen und glotzen sehe, seid ihr alle dran, kapiert?“ Er sagte das in einem Tonfall, der Höllenqualen versprach. Aber was noch viel wichtiger war, sie hörten auf ihn. Die Meute verzog sich eiligst in die umstehenden Häuser hinein und das brauchte keine dreißig Sekunden.
 

Da fiel ihm etwas ein.
 

„Sollten wir die Frau nicht befreien?“
 

Kidd sah ihn an, sah zum Haus und horchte. Da war Totenstille.
 

„Ich glaube, das lohnt sich jetzt nicht mehr. Was auch immer die mit ihr gemacht haben.“
 

Law gefiel der Gedanke nicht, dass die Frau noch leben könnte -hätten sie ihr nur rechtzeitig geholfen. Jetzt ertönte kein Lebenszeichen mehr aus dem Haus, das, wie er sehen konnte, sehr dünne Wände hatte. Und selbst wenn sie nicht tot war, gut ging es ihr sicher nicht.
 

„Ja. Wir müssen wirklich weiter“, sagte er dann und blickte auf die Leiche zu seinen Füßen hinab. Er kannte sein Ziel, er hatte es praktisch vor Augen. Umwege zu gehen und sich ablenken zu lassen, würde ihn nur davon abhalten, dieses Ziel auch zu erreichen. Das konnte er sich nicht erlauben. Mit der Spitze seines rechten Schuhs trat er leicht gegen die Seite des Toten, um ganz sicherzugehen. Nichts geschah.
 

„Hilf mir mal“, sagte er zu Eustass als er nach seiner kurzen innerlichen Debatte mit sich selbst endlich Frieden mit der Situation geschlossen hatte. Vielleicht sollte er sich Sorgen darüber machen, dass es so schnell gegangen war. Aber -. Eustass trat vor und ging in die Hocke. Ein Knie legte er dabei stützend auf dem Boden ab, sein Hosenbein sog sich an der Stelle völlig mit dem Blut voll, doch es schien ihm nichts auszumachen. Law bückte sich ebenfalls und griff der Leiche unter die Arme. Gemeinsam hoben sie den schweren Körper an.
 

„Wohin mit ihm?“, fragte ihn Eustass nachdenklich und Law bemerkte, wie dessen Blick zu dem schwarzen Wagen schweifte, der etwas abseits stand.
 

„Willst du sein Auto nehmen? Gute Idee.“
 

„Gib mir mal dein Handy, ich muss Killer anrufen. Ich erzähle ihm, dass ich mit seinem Auto hier gestrandet bin und ein Taxi genommen habe.“
 

„Sicher, dass er dir das abkauft?“
 

„Entweder das, oder er wird denken, dass ich ein durchgeknallter Serienkiller bin, der im Wald Menschen ermordet und ihre Autos stiehlt.“ Die Ironie in seiner Stimme sagte alles und Law schnaubte belustigt.
 

„Das sind wir jetzt wohl, huh? Serienkiller. Wir haben wirklich Karriere gemacht.“
 

Das sollte eigentlich ein Witz sein, doch Kidd sah ihn plötzlich ganz ernst an.
 

„Das wirst du schon noch, wenn das alles vorbei ist. Und jetzt lass Handy rüberwachsen.“
 

„Lass du deine Umgangssprache sein. Du siehst zu viel Fernsehen.“
 

„Was soll ich denn sonst tun, wenn du weg bist um deine komischen Heilkräuter zu verkaufen und ich allein im Hotelzimmer sitze?“
 

„Darüber reden wir ein anderes Mal. Hier.“ Law reichte Kidd sein mittlerweile ziemlich selten genutztes Handy. Er rief niemals jemanden an, wenn er Hilfe brauchte. Die einzige Person, die dazu imstande war, befand sich sowieso immer in seiner Nähe. Er schrieb auch niemandem. Anfangs hatte er nur die Nummern in seiner Kontaktliste blockiert. Eine nach der anderen. Dann hatte ihn die Paranoia gepackt und ihm zugeflüstert, dass es besser wäre, seine Handynummer regelmäßig zu wechseln. Und das tat er nun. Alle paar Monate kaufte er sich eine Prepaidkarte. Sobald das Guthaben darauf leer war, wurde es Zeit für eine neue. So lebte es sich sehr viel entspannter, wissend, dass ihn niemand kontaktieren konnte, um unangenehme Fragen zu stellen.
 

Er hörte nicht zu als Eustass telefonierte. Die Leiche war mittlerweile im sehr geräumigen Kofferraum verstaut -Law hatte in der Jackentasche des Mannes gewühlt und den Autoschlüssel herausgeholt und ein Haufen unbenutzter Kondome war herausgefallen -und er saß nun auf dem Beifahrersitz und brauchte bloß noch auf seinen Begleiter zu warten. Die Tatsache, dass niemand die Polizei verständigt hatte, ließ ihn vermuten, dass die Menschen hier mehr als nur ein wenig Dreck am stecken hatten.
 

Im Außenspiegel sah er, dass Kidd sein Telefonat beendet hatte und jetzt direkt auf das Auto zusteuerte. Die Fahrertür wurde aufgezogen. Law lehnte sich zurück. Das Auto sank unter dem zusätzlichen Gewicht ein bisschen als sich Kidd mit einem genervten Seufzen setzte und im selben Moment den Sicherheitsgurt anlegte. Law tat es ihm gleich -und konnte sich die nächste Frage nicht verkneifen.
 

„Und? Was hat er gesagt?“
 

„Nerv mich jetzt nicht damit, Mann.“ Augenblicklich startete Kidd den Motor. Er grinste kurz als er hörte, wie geschmeidig der Motor schnurrte und es war klar, dass er das Auto nicht mehr so einfach abgeben würde.
 

„Komm schon. Was hat Killer gesagt?“
 

Kidd fuhr langsam durch den Wald, sehr langsam, weil er die Lackierung nicht beschädigen wollte.
 

„Hat mich einen Vollidioten genannt und gesagt, dass er bald hier sein wird. Und noch was.“
 

„Ja?“
 

„Er wollte wissen, was ich hier in der Gegend zu suchen hatte, mitten im Nirgendwo. Das hat ihn an was erinnert.“
 

„Hast du's ihm erzählt?“
 

„Niemals. Ich hab behauptet, ich hätte mich nur verfahren, weil das Navi nicht richtig funktioniert.“
 

„Und weiß er, wo wir sind? Oder besser gesagt, wo wir als Nächstes hinwollen?“
 

„Nein.“
 

„Gut.“ Law atmete erleichtert aus. Killer mochte zwar Kidds bester Freund sein, aber er durfte nichts über das wissen, was sie hier taten. Er hatte damals schon genug gelitten, einfach weil er helfen wollte.
 

„Hoffen wir einfach, dass er nicht auf die Idee kommt, tiefer in den Wald zu wandern. Und dass diese Leute das Blut wegwischen“, murmelte Kidd zustimmend.
 

Sie hatten Glück, dass der Mann zumindest in einem Punkt die Wahrheit gesagt hatte. Im Handschuhfach des Autos hatte eine Karte gelegen, zwar voller Kaffeeflecken, aber trotzdem sehr nützlich. Die Karte beschrieb die gesamte Gegend, in der sie sich befanden. Und in einer Kleinstadt ganz in der Nähe musste sich ein weiterer von Doflamingos Leuten befinden, wenn der Name an der richtigen Stelle geschrieben stand. Buffalo. Law schloss seine Augen und versuchte, sich zu entspannen. Solche Situationen nahmen ihn noch immer mit, auch nach zwei Jahren.
 

„Alles okay? Du atmest so schnell“, vernahm er Kidds besorgte Stimme. Er hielt seine Augen geschlossen.
 

„Ja.“
 

„Versuch dich zu beruhigen. Langsamer ausatmen als du einatmest. Das funktioniert.“
 

„Ja.“
 

„Alles wird gut.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück