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Zweisamkeit

von

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Blütenmeer

„Uff, ist mir langweilig.“, brummte Wolf vom grauen Sofa her, die Beine hatte er locker über die seitliche Lehne hängenlassen und das Tablet ruhte auf seiner Brust. Bis eben hatte er noch konzentriert Kwazy Cupcakes gespielt, aber das war ihm nun doch zu langweilig geworden, zumal Malcolm seit geschlagenen zwei Stunden über seinen Ordnern brütete und sich Notizen machte. Den Kopf in den Nacken gelegt spähte Wolf zu seinem Partner hinüber, auf dessen Reaktion wartend. Der jedoch kannte das nachmittägliche Genörgel schon, weswegen er sich etwas verspätet dazu äußerte. „Fahr raus an den Strand und hol dir da ein Eis oder geh ins Unicorn was trinken.“, schlug der Rothaarige ihm vor. Dies hatte jedoch ein leises Schnauben aus Richtung des Sofas zur Folge. Man hörte das Polster leise knarzen als Wolf sich erhob und sich zu Malcolm an den Tisch gesellte, worauf dieser hastig zwei seiner Ordner zuklappte. Das kannte er schon von seinem Mann, mit sensiblen Daten war er eigen. War an und für sich auch richtig. Von hinten die Arme um seinen Schatz gelegt, konnte Wolf spüren wie Malcolms Schultern nach unten sackten. 'Ohja, du liegst richtig, Bambi. Jetzt werde ich dir auf die Nerven gehen.', dachte Wolf still für sich. Grinsend gab er seinem Mann einen Kuss auf die bärtige Wange. „Na was meinst du? Wir könnten auch zusammen etwas Spaß haben.“
 

Dieser Vorschlag wurde mit einem lauten Aufseufzen kommentiert. „Wolf, wir haben doch gestern er...“ „Nicht das was du jetzt wieder von mir denkst!“, unterbrach ihn sein Gegenüber abwinkend. „Ich hab was anderes im Sinn. Mach dich mal für die Außenwelt zurecht.“, wies Wolf ihn an, der das eigentlich in seiner abgetragenen Bluejeans mit dem schlabberigen T-Shirt nötiger gehabt hätte. „Nagut, wenn du mir verrätst was du vorhast?“, gab Malcolm zurück und folgte seinem Lebensgefährten. Wolf, der schon im Schlafzimmer verschwunden war, tauchte mit dem Kopf im Ausschnitt eines frischen dunkelblauen Shirts auf, das braungraue Haar ziemlich zerwuschelt. Aber um seine Frisur machte sich der exzentrische Schriftsteller selten Gedanken. „Ich denke, wir kümmern uns mal um unsere grüne Spielwiese da draußen. Ich will zum Gartencenter.“ Malcolm nickte kurz, das war ja noch gesellschaftlich vertretbar, neben den anderen Ideen, die manchmal in Wolfs Kopf herumtanzten. Also tat er ihm den Gefallen und schlüpfte in eine gutsitzende Jeans und ein adrettes Poloshirt, bei dem er die oberen Knöpfe offenließ. Die verfehlte seine Wirkung auf Wolf nicht, die Malcolm jedoch keineswegs beabsichtigt hatte. Grinsend verfingen Zeige- und Mittelfinger seines Mannes im Ausschnitt. „Sieht gut aus, Bambi...“, schnurrte er leise, woraufhin Malcolm sich von dessen Griff befreite. „Du wieder.“, brummte der Rothaarige, konnte jedoch ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken.
 

Während sich sein Mann nun schonmal in den Flur begab um die Autoschlüssel zu suchen, erledigte Malcolm im Bad noch die notwendige Haarpflege, denn im Gegensatz zu seinem Partner, legte er Wert darauf, wie die Frisur saß. „Schatz?! Kommst du jetzt mal?“, konnte man ihn schon aus dem Flur rufen hören und schicksalsergeben folgte Malcolm dessen Ruf. „Nehmen wir deinen oder meinen?“, wurde ihm dort die Frage gestellt, woraufhin der Blick Bände sprach. Sein Mann fasste das in Worte, was Malcolm eben noch gedacht hatte: „Bist du denn des Wahnsinns, Wolf?! Meinen Wagen wirst du garantiert nicht mit Blumenerde und dergleichen einsauen!“ Ein leichtes Schnauben war zu hören, während Malcolm gebückt dastand um sich die Schuhe zu binden. „Korrekt, Wolf. Also deinen!“ Damit schnappte er sich den Autoschlüssel seines Mannes von der Anrichte und marschierte hinaus, während sein Mann hinter ihm die Haustür abschloss. Wenig später waren beide schon im Wolfs weniger gut aufgeräumtem Volkswagen auf dem Weg zum städtischen Gartencenter. Dort war allein aufgrund des Wetters schon sehr viel los, was Wolf jedoch nicht störte. Der liebte es Menschen um sich zu haben und demnach war er wesentlich entspannter als sein Lebensgefährte, als sie zusammen mit einem Wagen durch die Reihen von Pflanzen und Setzhilfen, sowie Gartengeräten schlenderten.
 

Wolf schien genau zu wissen, wonach ihm der Sinn stand und so landete eine farbenprächtige Pflanze nach der anderen auf dem Wagen. Malcolm erkannte ein paar von ihnen wieder, denn sein Mann neigte dazu, sich auf bestimmte Blumensorten einzuschießen und pflanzte gern öfters dieselben Arten jedes Jahr wieder ein. Manche Leute legten Wert auf ein gleichmäßig buntes Bild ihrer Beete, was auf Wolf jedoch nicht zutraf. Er mochte es, wenn alle Farben wild durcheinandergewirbelt blühten und sein Lebensgefährte widersprach ihm da nicht, aus Erfahrung wusste er, das dies wenig Sinn machen würde. Und außerdem ließ er sich gern von dem bunten Ergebnis überraschen, was sein Schatz da jedes Mal zauberte.
 

Dennoch war er ziemlich erleichtert, als sie den gemeinsamen Einkauf beendet hatten und sich wieder auf dem Heimweg befanden. Sein Schatz hatte gut Laune, während er zwischen den Sendern im Radio hin und her sprang und Malcolm das fahren überließ. Daheim angekommen machte Wolf sich daran, die Einkäufe rasch nach hinten in den Garten zu bringen, denn er wollte heute schon anfangen. Malcolm indessen holte sich lieber einen kalten Saft aus dem Kühlschrank um dem Treiben draußen erstmal aus sicherer Entfernung zuzuschauen. Unterdessen war Wolf schon geschäftig im Garten zugange und man sah nur Erdbrocken und Plastikeinsätze fliegen. Sein Lebensgefährte verspürte auch nicht wirklich Lust sich an diesem anstrengenden Tun, zumal noch unter der Mittagssonne zu beteiligen. Ihm genügte es, an der Seite zu stehen, seinen Bio-Saft zu schlürfen und kluge Kommentare abzugeben, während Wolf zusehends ins Schwitzen geriet und hin und wieder spielerisch einen kleinen Erdklumpen nach Malcolm warf, wenn dieser ihm, seiner Meinung nach, wieder zu besserwisserisch wurde. Nach einer Stunde mit den Händen in der Erde lief ihm der Schweiß in Strömen herunter und er hatte gefühlt mehr von der Blumenerde im Gesicht als bei den Pflanzen. Allerdings konnte das Ergebnis sich sehen lassen. Sich zufrieden notdürftig den Dreck von den Händen wischend betrachtete Wolf sein Werk. Das Beet vor ihm erstrahlte in einem einzigen, bunten Blütenmeer und wertete den Garten farblich wirklich auf. Grinsend drehte Wolf sich zu seinem Lebensgefährten um, der es sich vor einer Weile schon im Schatten auf einem Sonnenstuhl bequem gemacht hatte und mit seiner Sonnenbrille auf der Nase in einem Magazin blätterte. „Sieht toll aus Schatz. Morgen machst du dann das zweite Beet?“, fragte Malcolm über den Rand seiner Lektüre hinweg. Wolf blinzelte. „Äh, ja.“ Um ehrlich zu sein, er hatte das zweite Beet während seines enthusiastischen Tuns komplett vergessen. Mit einem ergebenen Seufzen ließ er sich rücklings platt auf den Rasen fallen. Das hatte er jetzt davon.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Izaya-kun
2023-08-09T09:28:23+00:00 09.08.2023 11:28
Oh gott wie süß ist denn dieses Kapitel ;-;
Man merkt, wie locker es dir von der Hand ging... Von allen Kapiteln gefällt mir dieses hier bisher am Besten. Man kann es in einem Rutsch locker flockig durchlesen und nichts unterbricht den Lesefluss.
Nur dass er ihn "Bambi" nennt hat mich kurz irritert - das hat er vorher noch nicht oder? Oder habe ich es überlesen?

Ich musste Schmunzeln, als ich erkannt habe, worauf es hinausläuft...
Ich liebe Pflanzen, weißt du ja :D

Ganz toll! ♥



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