Zum Inhalt der Seite

Grauzone

Was sonst noch passiert ist
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kaperfahrt

Kapitel 23
 

Kaperfahrt
 

Zwei Tage nach meinem Treffen mit Monro erhielt ich einen Brief, mit der Bitte, einen Schiffskonvoi zu begleiten. Als zusätzlicher Schutz. Genau das, wofür die Morrigan gebaut war und da ich dem Colonel meine Unterstützung zugesichert hatte, sagte ich zu. Ich rechnete mit Problemen während der Reise, doch alles verlief ruhig und ohne Zwischenfälle. Solche Aufträge nahm ich gerne entgegen, zumal ich sie bezahlt bekam. Zusätzliches Geld konnte ich gut gebrauchen.

Von da an bekam ich mehr zu tun. Kleinere Aufträge als Begleitschutz, oder aber man bat mich in der Stadt für ein wenig mehr Sicherheit zu sorgen. Noch immer gab es Banditen und es trieben sich auch ein paar Schläger herum. Je sicherer die Stadt wurde, um so besser ging es auch den Bewohnern. Nur musste ich aufpassen nicht zu viel Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Noch hielten die Assassinen mich für tot und je länger es so blieb, um so besser war es für mich.

Mit viel Schnee brach das neue Jahr an und als ich morgens aus dem Haus trat, kehrte zum ersten Mal so etwas wie Frieden bei mir ein. Es war nun bald ein Jahr her, dass ich mit den Assassinen gebrochen hatte. Was hatte sich in dieser Zeit alles verändert? Nun, hauptsächlich hatte ich mich selbst verändert. Meine Ansichten waren nicht mehr die Selben. Ebenso meine Freunde, wenn ich sie denn so nennen konnte. Ich hatte mit meinem Fortgang mein ganzes vorheriges Leben hinter mir gelassen und war hier neu angefangen.

Mit dem Schnee kehrte etwas Ruhe ein, doch je ruhiger es wurde, um so unruhiger wurde ich. Ich musste etwas tun. Mir behagte es nicht, alleine in dem großen Haus zu sein. Wäre Selena doch nur nicht gegangen. Vor allem an den Abenden vermisste ich ihre Gesellschaft. Ich war dem Rat von Monro gefolgt und hatte ihre Kammer abgeschlossen. Besser gesagt, ich hatte sie wieder abgeschlossen. Um an ihre Notizen zu kommen, hatte ich die Tür öffnen müssen. Gut, dass ich diesen Zweitschlüssel besaß.

In der Zeit, in der ich keine Aufträge hatte, und im Januar gab es für mich nur sehr wenig zu tun, ging ich noch einmal die Aufzeichnungen und Dokumente durch, die ich im vergangenen Jahr bei ein paar Banditen gefunden hatte. Auch sah ich mir die Unterlagen an, die bei Le Chasseur in dem französischen Fort gelegen hatten. Bisher hatte ich mich nur wenig damit beschäftigt und es auch nicht für all zu wichtig gehalten. Nun, da ich Zeit hatte, fand ich die Idee, mich um diese Handelsrouten zu kümmern, nicht mehr so langweilig.

Je länger ich auf diese Routen sah, um so interessanter fand ich sie. Allein mit der Morrigan hatte ich kaum eine Chance, den Franzosen die Handelswege abzuschneiden und die Waren an die Briten weiterzuleiten. Dazu bräuchte ich mehr als nur ein Schiff. Vielleicht sollte ich mich nach einem zweiten umsehen.

Als ich erneut einen Brief von Monro bekam, hatte ich kurz das Gefühl, jemand hätte meine Gedanken gelesen. Er bat mich darum ein Schiff abzufangen, dass seinen Informationen zu Folge, die französische Armee mit Waren versorgen sollte. Es war genau das, was ich ohnehin geplant hatte. Da es sich um ein einzelnes Schiff handelte, würde ich es wohl mit der Morrigan schaffen, ihnen diese Waren abzunehmen. Ich ließ Gist die Crew zusammentrommeln und wir machten uns auf den Weg.

Es tat gut wieder auf See zu sein. Auch wenn es in der Kajüte weit kälter als im Fort war, fühlte ich mich hier wohler. Ich gehörte einfach auf ein Schiff. Ich ließ mich nicht vom Wetter abhalten. Schnee und Kälte störte mich nicht. Selbst Eis würde mich, dank der Ramme die die Morrigan besaß, nicht aufhalten.

Zu dem hatte ich mein Schiff ein klein wenig verbessern lassen. Neue Kanonen, mehr Kugeln und Fässer, in denen ich Öl aufbewahrte, das in Brand gesetzt werden konnte. Für einen Überfall auf ein französisches Schiff waren wir daher gut gerüstet. Solange man uns nicht zu viel Ärger machte, würde es eher ein Vergnügen werden.

Wir brauchten zwei Tage, um die Brigg ausfindig zu machen. Sie war nicht all zu schnell unterwegs. Sicher wegen der Ladung. Daher hatten wir keine Probleme damit sie einzuholen. Mit gebührendem Seitenabstand, um keinen Verdacht zu erregen, setzten wir zum überholen an. Erst als wir gleichauf waren, ließ ich die Luken öffnen und die ersten Kanonen abfeuern.

Wie man ein anderes Schiff zu entern hatte, wusste ich. Sobald das gegnerische Schiff nicht mehr manövrierfähig war, konnte man es mit Enterhaken ran ziehen. Dabei war Vorsicht geboten. Nur weil sie nicht mehr steuern konnten, hieß es nicht, dass sie sich nicht mehr verteidigten. Doch es kam anders.

Anstatt zurückzuschießen, ließ der andere Kapitän volle Seegel setzen und versuchte, uns zu entkommen. Damit hatte ich nicht gerechnet, doch egal wie er auch versuchte uns auszuweichen, die Morrigan war schneller und schnitt ihm jedes Mal den Weg ab. Noch einmal ließ ich eine Salve an Kugeln auf das Schiff abfeuern und zu meiner Verwunderung holten sie ihre Segel ein. Gaben die etwa auf?

So etwas hatte ich noch nie erlebt. Vielleicht war es jedoch ganz gut so. Je weniger Menschen verletzt oder getötet wurden, um so besser war es. Längsseits der Brigg wurden wir langsamer und ich sah an Deck des Schiffes den Kapitän, wie er das Ruder verließ und ins Mittelschiff hinunterstieg. Er rief irgendwelche Befehle, die ich nicht verstand und die Männer an Bord, die schon ihre Säbel gezückt hatten, senkten die Klingen.

Fragend sah ich Gist an, der mit den Schultern zuckte. Mir sollte es recht sein, wenn niemand zu Schaden kam. Dennoch blieb ich Misstrauisch. Es konnte eine Falle sein. „Ihr bleibt hier. Zur Sicherheit“, sagte ich zu ihm und er nickte. „Sollte einer den Versuch machen mich anzugreifen, dann wird er erschossen.“

Ich war der Erste, der sich auf die Brigg hinüber schwang. Niemand griff mich an. Die Matrosen standen nur da und sahen mich unsicher an. Fast so, als erwarteten sie, ich würde einen nach dem anderen töten, wie Piraten es sicher tun würden.

Der Kapitän trat auf mich zu, unbewaffnet und erst jetzt sah ich, dass er schon ein alter Mann war. Sicher hatte er die 50 schon überschritten. „Ihr segelt nicht unter schwarzer Flagge,“ begann er ohne Umschweife. „Warum also greift ihr uns an? Haben wir euch einen Grund gegeben?“

„Das nicht, Kapitän. Wir sind nur an eurer Ladung interessiert. Wenn ihr sie uns übergebt wird niemand verletzt.“ Ich meinte diese Worte wirklich ernst.

„Welche Ladung?“

Da ich nicht ganz genau wusste um welche Art von Waren es sich handelte verschränkte ich nur die Arme vor der Brust. „Die Ladung, die für die französische Armee bestimmt ist. Sicher wisst ihr, von was ich rede.“

Kurz schwiegen wir. Er sah mich an, ernst und ungerührt und ich hielt stur dagegen. Dann lächelte er. „Euer Schiff ist für diese Ladung viel zu klein.“

Nun musste ich lächeln. „Dann werde ich mir wohl euer Schiff ausleihen müssen, um die Fracht in Sicherheit zu bringen. Es sei denn...“ setzte ich an, da sich der Kapitän verspannte und ich aus den Augenwinkeln sah, wie einer der Matrosen die Hand zu seiner Waffe gleiten ließ, „Ihr segelt von nun an unter meinem Kommando weiter. So könnt ihr euer Gesicht wahren.“

Kaum merklich zog er die Augenbrauen zusammen. „Ihr könnt nicht sicher sein, dass ich weiterhin kooperiere, wenn ihr außer Sicht seid.“

„Doch, das kann ich.“ Ich lockerte meine Haltung „Für die restliche Reise wird ein Teil meiner Männer euer Schiff übernehmen und ihr verweilt als Gast auf meinem Schiff.“ Ich machte eine Geste zur Morrigan. „Natürlich könnte ich auch euch und eure Mannschaft töten lassen, aber wozu, wenn man sich auch so einigen kann.“

Kurz darauf befand sich der Kapitän in der Gefängniszelle unter Deck und zehn meiner Männer waren auf das andere Schiff gewechselt. Unter ihnen war Gist, da ich ihm am meisten vertraute und mein Steuermann Robert, der von so gut wie allen nur Bob genannt wurde. Wenn er sich nun gut machte, würde ich ihm vielleicht eines Tages ein Schiff überlassen. Zumindest, wenn ich weiter Schiffe entern sollte.

Bevor wir weiter segelten, inspizierte ich die mysteriöse Fracht, die nicht auf mein Schiff passen sollte. Mit Gist und einer Laterne ging ich in den Frachtraum und besah mir die Fässer und Kisten. Alles hier war gut festgezurrt und es wunderte mich, dass es keine Laternen gab, die man hätte entzünden können. Als ich die erste Kiste aufbrach, verstand ich warum.

Das ganze Schiff war mit Waffen, Schießpulver, Kanonen und Kugeln beladen. Kein Wunder, dass sie so langsam unterwegs gewesen waren und auch verständlich, warum der Kapitän lieber aufgegeben, als einen Kampf riskiert hatte. Ein Treffer an der falschen Stelle und das Schiff wäre mit Ladung und Crew in die Luft geflogen.

Doch es gab auch eine Kiste, die mit einem Schloss gesichert war. Als ich diese aufbrach, musste ich schlucken. Sie war bis zum Rand mit Münzen gefüllt. So viel Geld hatte ich noch nie gesehen. Es musste sich dabei um finanzielle Unterstützung für die Armee handeln. Immerhin wollten auch Soldaten bezahlt werden. Diese Kiste ließ ich auf die Morrigan, in meine Kajüte bringen. Alles andere war mir zu riskant.

Ich fragte mich, ob es Monro um die Waffen oder um das Geld gegangen war, als er diese Fracht hatte aus dem Verkehr ziehen wollen. Vielleicht ging es um beides, doch das würde ich erst erfahren, wenn ich ihn traf, was noch ein paar Tage dauern würde und ich ertappte mich dabei, wie ich immer wieder zu der Kiste sah. Mit dem Inhalt konnte ich ohne Probleme ein neues und unbeschwertes Leben beginnen, weit fort von hier.

Auch ohne zu wissen, wie viele Münzen es waren, wusste ich, dass es sich um ein kleines vermögen handelte. Allein der Gedanke dieses Geld einfach zu behalten fühlte sich wie Verrat an. Nein, ich würde alles, bis auf die letzte Münze beim Colonel abliefern. Dann konnte er entscheiden was damit passieren sollte.

Auf dem Weg zurück nach New York sorgte ich dafür, dass es der Kapitän so bequem wie möglich hatte. Als es Abend wurde, ging ich zu ihm unter Deck. Es gab ein paar Dinge, die ich von ihm wissen wollte. Mit etwas zu essen und einer Flasche Rum trat ich auf die Zelle zu.

Anfangs war er alles andere als gesprächig. Nach dem er allerdings ein wenig getrunken hatte, ich selbst hielt mich sehr zurück, taute er ein wenig auf. Sein Name war Benedict Thatcher. Er war seit seiner Kindheit auf See, wie alle Männer in seiner Familie, und der erste, der es bis zum Kapitän geschafft hatte. Irgendwie war er ganz in Ordnung.

Das er sich nicht verteidigt hatte lag daran, dass ihm das Leben seiner Crew wichtiger war als die Ladung. Er hatte die Fahrt ohnehin nicht übernehmen wollen, brauchte jedoch das Geld, das ihm diese Fahrt eingebracht hätte. Im Grunde war er froh die Fracht los zu werden. Nun machte er sich nur Sorgen, um seine Zukunft. Sicher würde es Fragen geben, wo die Waren abgeblieben waren und in einigen Häfen konnte er sich nun nicht mehr blicken lassen.

Später, alleine in der Kajüte, dachte ich lange über ihn nach. Natürlich war es möglich, dass er alles erfunden hatte. Ich wollte ihm gerne glauben. Wer immer derjenige gewesen war, der ihn mit dieser Fahrt beauftragt hatte, würde es nicht gutheißen, dass er seine Fracht nicht verteidigt hatte. Gleiches galt für den Empfänger. Es sah so aus, als gäbe es noch etwas, dass ich zu erledigen hatte.

Kurz vor New York ließ ich mich zur Brigg rüber rudern. Es wurde Zeit, sich mit Gist zu beraten. Immerhin wollte ich nicht 20 unbewaffnete Männer umbringen lassen. Sie hatten keine Gegenwehr geleistet, als sie ins Vorkastell gesperrt worden waren und hatten sich glücklicherweise die Fahrt über ruhig verhalten. Nur einen Matrosen der ursprünglichen Crew hatte man Deck gelassen. Einen jungen Bursche von 16 Jahren, der Finn hieß und Wasser übers Deck kippte, um es zu schrubben.

„Sollten nicht alle eingesperrt werden?“ fragte ich, als ich ihn entdeckte.

Gist winkte ab. „Der Junge schrubbt nur das Deck und das Gemüse in der Kombüse. Wir lassen ihn nicht aus den Augen.“

„Gut. Dennoch will ich, dass er ebenfalls weggesperrt wird, bevor wir anlegen. Ich möchte nicht, dass einer die Chance nutzt und von Bord geht. Wir löschen nur die Ladung und brechen wieder auf.“

„Und was machen wir danach mit der Crew? Ihr habt doch nicht vor, sie hinterher einfach laufen zu lassen?“

So wie ich ihn verstand, hätte er alle getötet. Mir widerstrebte ein solcher Gedanke. „Ich habe dem Kapitän mein Wort gegeben. Das werde ich halten. Und daher möchte ich nicht, das irgend wer weiß wo wir die Fracht ablegen.“

Gist schnaubte, doch er widersprach nicht. Er sperrte Finn zu den anderen und gut zwei Stunden später legte die Brigg am Pier an. Eilig löschten wir die Ladung und ich war froh, das Zeug los zu sein.

Während die Matrosen arbeiteten, schickte ich einen Boten zum Militärstützpunkt der Stadt. Monro sollte erfahren wo wir die Ladung abgelegt hatten, damit seine Männer die Fracht holen konnten, sobald wir wieder fort waren. Die Morrigan ließ ich etwas entfernt vor Anker gehen, zwei Kanonen schussbereit auf das andere Schiff gerichtet und bereit jederzeit wieder zu verschwinden.

Es kam jedoch etwas anders als geplant. Eine halbe Stunde, nach dem ich den Boten losgeschickt hatte, tauchte er in Begleitung des Colonels und vier Soldaten wieder auf.

„Ah, Master Cormac.“ Monro kam auf mich zu, recht zufrieden aussehend, „Wie ich sehe, habt ihr das Schiff abfangen können.“

„Aye. Wir löschen gerade die Ladung. Ihr könnt dann nach belieben darüber verfügen.“ Ich zögerte, doch dann unterrichtete ich ihn über die Geldkiste und darüber, dass ich vorhatte sowohl den Kapitän als auch dessen Crew am Leben zu lassen.

„Diese Entscheidung liegt ganz bei euch, Master Cormac. Ich für meinen Teil finde, dass man nie einen Kampf suchen sollte. Kapitän Thatcher hat getan, was er für das Richtige hielt, um das Leben seiner Männer zu retten. Was das Geld betrifft“, Er warf einen Blick zu den beiden Schiffen, dann wieder zu mir. „Ein Teil davon steht euch zu. Solltet ihr in nächster Zeit weitere Aufträge wie diese annehmen, so wird es sich bei den anderen Schiffen und deren Ladung ebenso verhalten.“

Ich ließ uns zur Morrigan rudern, wo er die Kiste in Empfang nahm. Mir war es lieber, wenn er selber entschied wie es damit nun weiter ging und er lies sie neu verschließen und dann von Bord bringen. Ganz sicher war ich mir nicht, ob er mir wirklich einen Anteil zukommen lassen würde, doch ich wollte ihm in diesem Punkt vertrauen. Gegenseitiges Vertrauen war einfach wichtig.

Als Gist eine Stunde später die Segel setzen ließ, um wieder auszulaufen, atmete ich auf. Das war schon mal erledigt. Mit einem letzten Blick über den Pier nahm ich zur Kenntnis, dass vor der Lagerhalle zwei von Monros Soldaten Posten bezogen hatten. Die anderen waren mit ihm und der Geldkiste verschwunden. Von unten aus dem Frachtraum, kamen Rufe von Kapitän Thatcher, doch ich ignorierte ihn vorerst. Ich konnte ihn nicht von Bord gehen lassen. Nicht jetzt und nicht hier.

Wir hatten eine gute Meile zwischen uns und das Festland gebracht, als ich ihn an Deck bringen ließ. Er wirkte nervös. Vielleicht glaubte er, ich würde doch nicht Wort halten. „Von wem genau habt ihr diesen Transportauftrag erhalten?“ fragte ich ihn und er runzelte die Stirn.

„Das ist nicht mehr von Bedeutung.“

„Vielleicht doch. Immerhin möchte ich, dass unserer Vereinbarung nichts im Wege steht. Zum Beispiel jemand, der euch auflauern könnte, um zu erfahren, wo seine Ware abgeblieben ist.“ Während ich sprach behielt ich die Brigg im Auge. Noch immer führte Gist dort das Kommando und gab mir mit einem Handzeichen zu verstehen, dass alles in Ordnung war.

„Ihr meint es wirklich ernst, Kapitän Cormac, dass ich unter eurer Flagge segeln soll.“ Dann hatte er meinen Worten wohl wirklich nicht vertraut.

„Ich hätte nichts dagegen. Ihr habt ein gutes Schiff und Erfahrung auf See. Es gibt einige Dinge, die ich mit der Morrigan nicht bewältigen kann. Fahrten nach Europa zum Beispiel“ Dafür war mein Schiff wirklich zu klein. Sie war nur als Begleitschiff gedacht und hatte nicht die Ladekapazitäten für die Vorräte, die man für eine solche Fahrt benötigte. „Ihr könntet solche Fahrten übernehmen.“

Thatcher schwieg und ich fuhr fort: „Ihr habt eure letzte Ladung verloren, Kapitän. Wenn sich das herum spricht, dafür könnte ich schnell sorgen, wird euch niemand erneut anheuern. Ihr hättet ein Schiff aber keine Aufträge.“ Ich machte eine kleine Pause und sah, dass meine Worte ihre Wirkung nicht verfehlten. „Wenn ihr unter meiner Flagge segelt, habt ihr Aufträge und niemand wird je erfahren, was genau passiert ist.“

Kurz dachte er darüber nach, dann nickte er. „In Ordnung, Kapitän. Doch nur, wenn das auch für meine Crew gilt. Es sind gute Männer und ich habe die Verantwortung für sie.“ Dafür hatte ich Verständnis.

„Eurer Crew wird eben so wenig passieren wie euch. Nun, ein paar würde ich weiterhin durch meine ersetzen. Vorübergehend. Macht euch keine Sorgen um die Männer. Sie sind in meiner Crew gut aufgehoben.“

Thatcher wollte widersprechen, doch dann gab er resigniert auf. Zehn Minuten später hatte er auf seinem Schiff wieder das Kommando. Robert blieb mit fünf anderen dort, um ein Auge auf ihn und das Schiff zu haben. Die vier übrigen kamen mit sechs mir fremden Matrosen zur Morrigan zurück. Nun, nicht ganz fremd. Der Schiffsjunge Finn, der das Deck geschrubbt hatte, war unter ihnen.

Einen Augenblick lang fragte ich mich, warum Thatcher einen Jungen, der noch grün hinter den Ohren war, zu mir aufs Schiff gelassen hatte. Finn klärte mich jedoch darüber auf, dass es sein eigenen Wunsch gewesen war. „Ganz ehrlich, Sir. Ich habe nichts gegen die Seefahrt und auch nichts gegen einen strengen Kapitän.“ Er fuhr sich durch die Haare und warf einen Blick zur Brigg, wo ich den Hut des Kapitäns auf dem Achterdeck erkannte, „Aber ich hatte nie wirklich vor bei Old Ben zu segeln.“

„Old Ben?“ War das der Spitzname des Kapitäns?

„Benedict Thatcher. Old Ben. Mein Onkel.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück