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bittersweet

Takari OS
von

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One-Shot

Der kalte Oktoberwind fegte über die Straßen von Odaiba und wirbelte das Herbstlaub am Straßenrand auf. Die Glocke über der Eingangstür schellte hell, als sich ein neuer Gast ankündigte und schnell in das Warme schlüpfte. Suchend sah sie sich um, bis sie ihn an einem Tisch in der Ecke entdeckte.

«Tut mir leid, musstest du lange warten?» Der Blondschopf sah zu ihr hoch, als er ihre leicht atemlose Stimme vernommen hatte, und schüttelte lächelnd seinen Kopf. «Nicht doch, ich bin auch eben gekommen», gab er lächelnd zurück und deutete auf seine dampfende Tasse, während sie sich aus Mantel, Schal und Mütze schälte. Augenblicklich verzog sie ihren Mund, als sie sah, was er trank. Kaffee. Ekelhaft. Takeru lachte zugleich los, als würde er wissen, was ihr gerade durch den Kopf ging. «Du bist so leicht durchschaubar, Hikari-chan», grinste er süffisant, während sie die Heißgetränke auf der Karte studierte. «Ach echt?», gab sie lächelnd zurück und legte ihren Kopf schief. Der Junge hob seine Hand und stupste ihre Nasenspitze an, während er ihr antwortete: «du wirst dich gefragt haben, was ich an Kaffee so lecker finde und du dir nie im Leben eine Tasse bestellen würdest.» Ihre Wangen erröteten, als er ihre Gedanken so einfach erraten hatte.

«Ich habe mir schon erlaubt, dir eine Tasse heiße Schokolade zu bestellen.» Dieser Takeru, dachte sie lächelnd, als ihr die Kellnerin wenige Sekunden später eine Tasse fulminanten Glücks brachte. «Danke», hauchte sie freudestrahlend, als sie den Schokoladenblock in der heißen Milch umrührte. Seufzend atmete sie den süßen Duft von Zucker, Vanille und Kakao ein. Gab es etwas Besseres als eine heiße Schokolade an einem dunklen und nassen Herbsttag? «Ach, sieh mich doch nicht so an», kicherte sie, als sie seinen Gesichtsausdruck wahrnahm. «Wie sehe ich dich denn an?», fragte Takeru unschuldig und stützte seine Wange auf seine Handfläche. Seine blauen Augen blitzten verdächtig. «Wie kann man dieses süße Gebräu nur trinken?», ahmte sie seine Gedanken mit tiefer Stimme nach. «Du wirst immer frecher», entgegnete ihr Freund lachend und piekte ihr mit dem Zeigefinger in die Wange. «Das sagt der Richtige», konterte sie und packte seine Hand, damit er sie nicht weiterpiken konnte. «Ich lerne nur von der Meisterin des Fachs.» Er beugte sich zu ihr vor und küsste ihr auf die Stirn. «Hallo übrigens.» «Hey», hauchte Kari leicht atemlos, während sie sich in die Augen schauten. Nicht, dass dies ein Date gewesen wäre, aber in letzter Zeit fühlten sich ihre Treffen ganz danach an. Als wäre da mehr.

 

«Also, bei welcher Matheaufgabe sollte ich dir noch mal helfen?» Sie blinzelte, als er sie wieder zurück in die Realität holte. Beinahe hätte sie vergessen, dass sie sich eigentlich wegen der Schule verabredet hatten.

«Ach ja, warte kurz», murmelte sie. Dummkopf, schalt sie sich selber, während sie ihre Unterlagen aus der Tasche hervorholte und in ihrem Mathebuch blätterte, bis sie die besagte Aufgabe fand, die ihr Kopfzerbrechen bereitete. Neben Takeru natürlich. Früher hatte sie sich nie solche Gedanken über ihn gemacht, geschweige seine Handlungen ihr gegenüber zu analysieren, alles zu hinterfragen, ob er auch seine Worte so meinte oder ob dahinter etwas mehr steckte. Verflixt, da hatten Mimi und Sora einen ziemlich großen Brocken ins Rollen gebracht. Sie linste zu ihm rüber, während er die Aufgabe kurz durchlas, um sich einen Überblick zu verschaffen. Seit sie nicht mehr in derselben Klasse waren, sahen sie sich dementsprechend weniger. Vielleicht waren diese Gedanken über ihn ein unerwünschter Nebeneffekt? Schließlich waren sie nur von der Grundschule zur Mittelschule gewechselt und waren im zweiten Jahr in verschiedene Klassen eingeteilt worden. Kein Grund, sich solche Gedanken über ihn zu machen – oder?

 

So gerne er sich weiterhin in ihre dunklen Augen hingegeben hätte, so konnte er sich nicht einfach so gehen lassen und sie wie ein verliebter Idiot anschauen, während das Mädchen neben ihm keinen blassen Schimmer davon hatte, was sie in ihn auslöste. Andererseits schien sie nicht auf Mathe fokussiert zu sein. Ob sie... ? «Ah, da ist es ja. Hier, Aufgabe 8. Ich habe keine Ahnung, wie ich diese lösen sollte.» Völlig ausgeschlossen, dass sie in ihn mehr sah, als nur einen Freund. Er schüttelte seinen Kopf, um diese Gedanken abzuschütteln. Kaum hatte er diese Gedanken verdrängte, tat sie wieder so etwas, was ihn wiederum verwirrte. Zärtlich strich sie ihm eine Haarsträhne aus der Stirn und lächelte ihn dabei an. Takeru unterdrückte ein leises Seufzen und las sich die Aufgabe durch.

 

«Meinst du, du hast alles verstanden?», fragte Takeru nach einer Stunde und einer weiteren Tasse heiße Schokolade später, während sie den letzten Schluck von ihrer mittlerweile kalten Schokolade trank. «Ja, vielen Dank. So könnte ich es nächste Woche durch die Klausur schaffen.» «Ach was, das schaffst du ohne Probleme», er blickte sie liebevoll an, während ihr die Hitze in die Wangen schoss. «Sieh mich nicht so an», murmelte sie verlegen und fand ihre Fingernägel plötzlich sehr interessant.

«Wie denn?» Sein Tonfall klang einen Hauch zu unschuldig. Oh er genoss es so richtig, sie in Verlegenheit zu bringen. Takeru wusste nicht, was mit ihm geschah, da sie nun den Pflichtteil dieser Verabredung erfüllt hatten, wollte er es sich nicht nehmen lassen, sie etwas zu necken. Er rückte etwas näher, um die Distanz zwischen ihnen zu verringern und beugte sich zu ihrem Ohr: «hat es dir die Sprache verschlagen, Hikari-chan?» Sie drehte ihren Kopf um und kräuselte ihre Lippen. «Das machst du mit Absicht!», warf sie ihm mit geröteten Wangen vor. «Hm?», er legte seinen Kopf schief, als wüsste er nicht, wovon sie sprach. Diese kleinen Neckereien zwischen ihnen erhellten immer seine Stimmung. Er stellte sich mit Absicht dumm, dachte Hikari düster. Und er verwirrte sie mit seinem Verhalten. Erst näherte er sich ihr, und wenn er merkte, dass es gefährlich werden könnte, zog er sich wieder zurück und tat ganz unbeteiligt. Da sagte man, dass Frauen sprunghaft waren. Gleich würde er, so war sie sich sicher, sich wieder zurückziehen und irgendein belangloses Thema ansprechen. Also wartete sie.

 

Und sie wartete lange. Takeru hatte keineswegs vor, wieder zum Alltag zurückzukehren. «Du kriegst davon noch Falten», murmelte er. Bildete sie es sich nur ein oder klang seine Stimme etwas rau? „Äh?“, brach Kari lediglich irritiert hervor. «Na hier», murmelte er und strich mit seiner Fingerkuppe über ihre Stirn, die gerunzelt war. «Wäre zu Schade für so ein schönes Mädchen wie dich.» Verwirrt sah sie ihn an, ihr Blick huschte zu seiner Kaffeetasse.

«Ich wusste nicht, dass Kaffee eine so berauschende Wirkung auf dich hat», murmelte sie belegt. Diesmal war es Takeru, der sie irritiert anschaute. «Ich auch nicht», murmelte er, unsicher, ob sie seine Avancen überhaupt verstand. Wie weit konnte er gehen, ohne sie in die Flucht zu schlagen? Eigentlich müsste sie schon längst bemerkt haben, dass das, was sich in dem Moment abspielte keineswegs normal ist. Jedenfalls nicht zwischen einem Mädchen und einem Jungen, die nur Freunde waren.

 

Hikari spürte, dass sich ihr ruhiger Herzschlag mittlerweile verabschiedet hatte. Wenn ihr Herz weiterhin in dem Galopp schlug, würde bald auf dem EKG eine Nulllinie zu sehen sein. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so nervös gewesen zu sein. Sie schluckte. Takeru gehörte nicht zu den Jungen, der die Gefühle eines Mädchens so leichtfertig verletzen würde. Oder? Sie sah, wie sich Takeru zu ihr rüber beugte und...

 

«Sie möchten bezahlen?» Schlagartig fiel es ihr wieder ein, dass sie in einem Café saßen. Unter Menschen, die bestimmt mitbekommen hatten, was sich zwischen ihnen abgespielt hatte. Ertappt fuhren sie auseinander, während Takeru in seiner Jackentasche nach seinem Geldbeutel griff. Er hatte ganz vergessen, dass er vor wenigen Minuten der Kellnerin signalisiert hatte, dass sie zahlen wollten. «Äh, lass mal, ich zahle. Schließlich habe ich dich darum gebeten, mir bei Mathe zu helfen», warf seine Freundin hektisch ein.

«Lass nur», er legte seine Hand auf ihre und zog mit der anderen Hand ein paar Geldscheine hervor und bezahlte. «Wirklich?» «Wirklich», versicherte der Blonde und schenkte ihr ein verlegenes Lächeln. «Es war schön Zeit mit dir zu verbringen.» Takeru schob seinen Stuhl zurück und schlüpfte rasch in seine Jacke. «Es wird bald dunkel, ich bringe dich nach Hause.» In seinen Worten schwang etwas Endgültiges mit, er würde keinen Widerspruch ihrerseits dulden. Hikari wollte sich gerade den Schal um den Hals wickeln, als er diesen ihr aus der Hand nahm und dies selber in die Hand nahm und ihre Jacke zuzog. Welches Mädchenherz würde bei dieser kleinen, aber so liebevollen Geste nicht um einen Vierteltakt höher springen? Er wusste gar nicht, was er ihr in diesem Moment antat. Welche Emotionen durch ihren Körper strömten, als er noch nach ihrer Hand griff. Als wäre es etwas alltägliches, ihre Hand zu halten.

 

Schweigend liefen sie Hand in Hand durch den Odaiba Park, der bei dem kalten und windigen Wetter fast menschenleer war. Sie sah verunsichert zu ihm rüber und fragte sich, was er in diesem Moment wohl dachte. Es schien ihm nicht viel auszumachen, einfach ihre Hand zu nehmen und mit ihr durch die Stadt zu spazieren. Als würden sie es schon immer so machen. Als wären sie ein Liebespaar.

Er hatte ihren Blick aus dem Augenwinkel bemerkt und ihr schienen ähnliche Gedanken durch den Kopf zu gehen wie ihm. Auch wenn es so spielend einfach rüberkam, einfach nach ihrer Hand zu greifen, so war er aufgeregter, als sie es sich jemals vorstellen konnte. Ihm war an diesen Nachmittag bewusst geworden, dass das was sich seit Monaten zwischen abspielte, kein Zustand für die Ewigkeit sein konnte. Und er wollte nicht ewig auf diesen schmalen Grad zwischen Freundschaft und Liebe balancieren und warten, bis sie irgendwann auf irgendeiner Seite landen. Freundschaft oder Liebe. Wieso immer dieses Entweder-oder-Prinzip? Mussten nicht erst Wurzeln schlagen, bevor etwas blühen konnte? So basierte doch die Liebe auch auf den Wurzeln der Freundschaft. So abwegig konnte sein Gedankengang nicht sein. Das Schicksal hatte ihn und Hikari zusammengeführt, alles Weitere wollte er selbst in die Hand nehmen.     

 

Sie sah, wie er nachdenklich seine Stirn runzelte und innerlich mit sich rang. Was ihm wohl durch den Kopf ging? Natürlich konnte sie ihn einfach danach fragen, andererseits, wollte sie die Antwort denn wissen?

«Irgendwie sehen wir schon wie ein Liebespaar aus», ertönte Takerus Stimme und liess sie innehalten. Genau diesen Gedanken war ihr vorhin auch durch den Kopf gegangen. «Irgendwie schon», gab sie zurück. Ihr war nicht aufgefallen, dass sie plötzlich stehen geblieben waren. Hikari spürte, wie Adrenalin durch ihre Adern jagte und das Herz schneller zu pulsieren brachte. Es war gleichzeitig ein seltsames Gefühl. Sie hatte oft in Büchern von Liebesgeständnissen gelesen, hatte in Liebesfilmen mitgefiebert und sich mit ihren Freundinnen gefreut, wenn eine von ihnen ein Geständnis von dem Jungen ihrer Wahl bekommen hatte. Hikari hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wie man sich in so einer Situation verhalten sollte, geschweige was man fühlen sollte. Sie fühlte sich wie in Trance, als er ihre Hand an seine Lippen führte und einen Kuss auf ihren Handrücken drückte.

«In manchen Situationen bist du wie ein offenes Buch für mich», murmelte er leise und zog sie in seine Arme. «Und dann gibt es Situationen, die mich hadern lassen», wisperte er in ihr Ohr, während sie das Rauschen in ihren Ohren versuchte auszublenden. «Verstehst du, was ich dir damit sagen will?» Hikari sah zu ihm hoch und direkt in seine blauen Augen, die ihr ungewöhnlich ernst entgegenblickten. «Verstehst du, was ich dir damit sagen möchte, wenn ich dir auf die Wange küsse?» Sie schluckte, als er ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange, nahe dem Mundwinkel drückte. Auf diesen folgte noch einer. Und ein Dritter. Bis sie es verstand und ihm einen Kuss auf den Mundwinkel hauchte. Und auf sein Zögern hin, einen federleichten Kuss auf seine Unterlippe hauchte. Sie spürte, dass er ihre Geste verstand. Manchmal brauchten es keine weiteren Worte, um sich klar darüber zu werden, dass sie dasselbe füreinander fühlten. Er zog sie noch näher an sich und nahm ihre Oberlippe zwischen seine Lippen und saugte zärtlich dran, während sie zärtlich mit ihren Armen über seinen Rücken fuhr. Weitere federleichte Küsse, die leicht nach Kaffee und Schokolade schmeckten, folgten.

 

Kaffee, dachte Hikari in den liebevollen, langen Kuss schmunzelnd, war in dieser Form doch nicht so schlecht.   

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Gehört: Aikotoba - Ayumi Miyazaki feat. AiM - toller Ending. I love!
Funfact: ich mag heisse Schokolade gar nicht :D

Ich hoffe der OS gefällt. :)

liebe Grüsse
Schneehasi Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Annie
2019-05-05T10:27:30+00:00 05.05.2019 12:27
Oh mein Gott 😍 wie hinreißend ist dieser OS Bitteschön?! Davon möchte ich noch viel viel mehr lesen!
Antwort von:  Schneehasi
06.06.2019 21:49
vielen Dank :)
Von:  Tasha88
2017-10-31T08:05:41+00:00 31.10.2017 09:05
Ich mag auch diesen OS sehr 😍
Du schaffst es immer wieder, eine so süße Liebesgeschichte auf die Beine zu stellen, ohne dass Du die berühmten drei Worte dazu benötigst 😊

Freue mich auf die nächste 😉

Liebe Grüße
Tasha
Antwort von:  Schneehasi
31.10.2017 12:03
Hallo Tasha

Danke für deine lieben Worte! 😄

Einige Geschichten sind in meinem Kopf fertig gepuzzelt, nur an der Umsetzung und der Zeit happert es noch 😂

Liebe Grüsse und eine gute Woche!
Von:  Kaninchensklave
2017-10-29T17:32:25+00:00 29.10.2017 18:32
ein süßer Os

nun am ende denkt wohl auch Takeru so überheiße Schokolade aber
wenigstens haben sie die grenze von freundschaft und liebe aufgelöst denn sie können beides haben
etwas das ihnen mehr als nur bewusst ist, außerdem haben wohl fast alle auf diesen Tag gewartet
denn Diasuke wird nicht erfreut sein aber das ganze auch nicht ändern können

GVLG
Antwort von:  Schneehasi
31.10.2017 12:01
vielen Dank 😊


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