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Tales of Symphonia - Die Anfänge der Auserwählten

von

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Der Riss

Am nächsten Morgen wurde Shiron auf ruppige Art geweckt. Sein Vater zog ihm die Bettdecke weg und sein kleiner Bruder legte ihm einen kalten Lappen ins Gesicht. Aus der Küche hörte er seine Mutter lachen. „Aufstehen, du Schlafmütze!“, kicherte Roise und er boxte dem Kleinen in den Bauch. Nicht fest natürlich. „Warum diese Eile?“, murrte der Bogenschütze und rollte sich von der Matratze. „Wir haben einen Auftrag“, rief Iramis, sein Vater. Shiron stöhnte noch lauter, schlüpfte in seine Klamotten und schlurfte zum spärlich gedeckten Frühstückstisch. Verschlafen gähnte der Schütze und trank einen Kaffee zum wach werden. Etwas anderes konnte man bei dem tiefschwarzen Gebräu, welches seine Mutter, Tiamat, zubereitete auch nicht wirklich. Höchstens noch einem Herzinfarkt erliegen.
 

Roise war mit dem Kopf auf dem Tisch schon wieder eingenickt und auch Shiron versuchte, sich wach zu halten. Iramis klatschte seine Hände auf den Tisch auf und schon waren die beiden wieder hellwach und sahen den energiegeladenen Vater an. Iramis war wahrlich ein stattlicher Mann. Groß, kräftig und obwohl er bereits weit jenseits der Fünfzig war, noch immer mit vollem rostroten Haupthaar gesegnet. Die beeindruckende, tiefe Stimme tat ihr Übriges. „Gestern, bei dem Beben hat sich ein Riss im Kellergewölbe des Schlosses geöffnet und nun strahlt ein schwache Licht heraus. Wir sollen uns das ansehen.“ Shiron stöhnte. „Was habe ich damit zu tun?“ Immerhin war sein Vater der Baumeister. Er half nur ab und zu aus. Doch sein Vater gab keine weitere Antwort und verließ das Zimmer. Nach einer kleinen Stärkung und noch mehr schwarzem Muntermacher folgten die anderen ihm nach.

Bereits auf dem Weg zum Schloss wurden sie von Kieran abgefangen und begrüßt. .Sie folgten ihm in den Keller hinunter und blieben vor der verschlossenen Tür stehen.
 

„Was jetzt kommt, hab ihr noch nie gesehen!“, warnte er sie vor und schloss auf. Quietschend schwang die Tür auf und gab die Sicht frei. Sowohl auf den Riss mit dem Licht, als auch den blauen Dunst, der über den Boden kroch, als ob er lebte. Der Ritter des Königs verließ sie wieder und damit ihrer Arbeit. Aber was sollten sie jetzt machen? Der Riss war zu groß, um ihn einfach zu kitten. Sie würden Steine und Mörtel in rauen Mengen benötigen. Tiamat zückte bereits ein Maßband und hielt quiekend inne. Der Nebel verdichtete sich und Shiron stellte sich schützend vor seinen schreckstarren Bruder.

Eine Gestalt trat aus dem Dunst und sah Shiron an. So schien es zumindest. Das Etwas hob den Arm und deutete mit dem Finger auf den Schützen. Shiron wurde es schwindelig und ehe er in irgendeiner Weise hätte reagieren können, wurde er in ein schwarzes Loch gerissen und fiel in die Tiefe. Immer weiter und weiter. Er wollte schreien, doch seine Stimme war weg. Er konnte keinen Ton sagen. Immer weiter zog das schwarze Loch ihn in die Tiefe, bis er überraschend sanft und schwebend auf einer kleinen saftig grünen Wiese mit weißen Blumen landete. Gleichsam erschrocken und neugierig, sah er sich um. Jede Bewegung mit den Füßen wirbelte die Blütenblätter auf und ließ sie wie Schnee aussehen, der sachte dahin glitt.

Die kleine Wiese war umgeben von ebenmäßig schwarzer Dunkelheit.
 

Vor ihm stand jemand. Eine junge Frau, die ihre Augen geschlossen hielt. Lange, goldene Haare umspielten einen schlanken Körper. Das weiße Seidengewand lag an, wie eine zweite Haut. Sie war hübsch, überirdisch fast. Als Shiron ihr immer näher kam, schlug sie die Augen auf , sah ihn an und zog die Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben. Ihre Augen hatten eine leicht silbrigen Ton und strahlten eine angenehme Wärme aus. Er trat auf sie zu. „Wo bin ich hier?!“, rief er.

„In meinen Gedanken“.

„In deinen Gedanken?!“, wiederholte der Schütze.

„Ja!“ Sie drehte sich einmal um sich selbst. Ich bin Masara. Ein allmächtiges Wesen.“

„Warum hast du mich hierher geholt?!“.

„Du bist der Auserwählte von Tethe´allas. Die Welt befindet sich in Gefahr. Die Welt wie du sie kennst, wird bald nicht mehr sein. Sie stirbt.“ Ihre Stimme hatte einen sanften Klang und doch war sie kraftvoll und stark.

„Wie meinst du das?!“ Shiron konnte ihr nicht ganz folgen.„Tief unter der Erde befindet sich ein riesiges Manavorkommen. Doch es wurde versiegelt. Der lebenspendende Manabaum ist schwach. Kaum mehr, als ein Schatten seiner Selbst. Doch ohne Mana wird die Welt sterben. Deine Aufgabe ist es, die verstecken Siegel zu finden und zu öffnen. Damit wieder Mana hinaufsteigen kann. Vielleicht rettet es sogar den Baum.“ Shiron sah sie ungläubig an. Musste sie ihm all das einfach so an den Kopf knallen? „Such dir jemand anderen, der das für dich macht!!“

„Das kann ich nicht. Du bist der Richtige, denn du bist der einzig wahre Nachfahre Spirituas.“ Shiron kniff seine Augen zusammen. In ihren Worten schwang mehr mit, als sie sagte. „Ich und wer noch?“, fragte er daher rundheraus. „Das ist nicht wichtig. Du gehörst zum Mana – Clan und es wird deine Aufgabe sein, die Welt zu retten.“ Sie verschwand wie ein Geist.
 

Shiron glaubte, einen kräftigen Faustschlag ins Gesicht zu bekommen und zu Boden geschlagen zu werden. Keuchend rappelte er sich auf und sah sich um. Er war noch immer im Keller. Sein Vater hatte noch immer die Faust erhoben. Hatte er ihn geschlagen, um ihn in die Realität zurückzuholen? Wirklich nett!, dachte er sich angesäuert. Nun, die Wiese war wohl nur ein Traum gewesen. Was auch sonst? Er stand auf, klopfte sich den Staub von den Sachen und sah seine Familie an. Doch sowohl seine Mutter, als auch sein Vater und der kleine Bruder schauten ihn komisch an. Roise schließlich deutete ihm auf den Hals. „Was ist das?“, fragte er ein wenig ängstlich. Shiron tastete danach und berührte etwas Kaltes, Glattes und Erhabenes. Es fühlte sich an, als wäre es aus seiner Haut gebrochen. Die Kellertür wurde geöffnet und Kieran steckte seinen rostroten Haarschopf hinein. „Wie kommt ihr vor....“ Er unterbrach sich, als er die Vier wie angewurzelt vor dem Spalt stehen sah. Was sie so sehr verstörte, entdeckte er ebenso rasch.

„Das ist ein Cruxis – Kristall, das Zeichen der Auserwählten“, rief der Ritter.

Shiron wandte sich ihm zu. Kierans Augen glänzten vor Begeisterung. Er konnte das nicht nachvollziehen und am allerwenigsten fühlte er sich wohl mit diesem Ding unter seinem Hals. Daher versuchte er, den Kristall mit spitzen Fingern zu entfernen. Aber es half nichts. Das dumme Teil war wie festgenagelt. Zog er zu stark daran, glaubte er, sich übergeben zu müssen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen. Dann stampfte er auf seinen Vater zu und hob drohend die Faust. „Schlag mich nie wieder!“
 

„Du warst völlig geistesabwesend! Wir haben an dir gerüttelt , aber du hast nicht reagiert!“, verteidigte sich der Mann laut , stemmte die Arme in die Seite und sah seinen ältesten Sohn grimmig an. Inzwischen hatte Kieran sich wieder gefangen und zeigte auf den Riss. „Und jetzt?“ Da es unmöglich war, den Riss einfach zuzumauern, beschlossen sie, in ihn hinabzusteigen. So konnten sie möglicherweise auch die Quelle des Lichts ausfindig machen.

Ein paar Seile waren schnell aufgetan. Sie fixierten die Taue mit Haken und ließen sich in die Tiefe hinab. Es dauerte länger, als sie dachten, doch schließlich erreichten sie festen Boden.

Staunend sahen sie sich um. Viel hatten sie erwartet, aber nicht in einer riesigen Höhle anzukommen. Sie war groß genug, dass sie den gesamten Untergrund der Stadt umspannen musste. Überall tropfte Wasser von den Steinen und lief in einer Wasserrinne davon. Sie folgten dem Weg der sich durch die Höhle wand. Immer wieder kamen sie an kleinen klaren Seen und Flüssen vorbei. Fackeln benötigten sie nicht, denn das Licht erfüllte die gesamte Höhle. Aber wo kam es her? Der Weg schien kein Ende nehmen zu wollen und daher beschloss Shiron, dass sie eine Rast einlegen sollten. Wieso war dieses unterirdische Gewölbe bisher nicht entdeckt worden? hatte sie noch niemand bemerkt?

Sie ließen sich an einem der Seen nieder und labten sich an den frischen, kalten Nass. Shiron betrachtete sein Spiegelbild und konnte es immer noch nicht glauben. Er und Auserwählter? Das passte einfach nicht zusammen ganz und gar nicht. Jeder andere musste doch besser geeignet sein, als er! Die Göttin musste sich geirrt haben. Ja, ganz sicher sogar! Nach einigen Minuten setzten sie ihren Weg fort, fest entschlossen, das Geheimnis der Höhle zu erforschen.
 

Die Luft in dem Gewölbe war feucht und kühl. Es roch moderig und nach Fäulnis. Der Boden unter ihnen wurde allmählich glitschig und von Algen Als Shiron einen kühlen Hauch spürte, drehte er sich um und zog wütend die Brauen zusammen.

Der blaue Dunst war ihnen gefolgt und nahm wieder Form an, „Was willst du!!“ brüllte der Schütze es an und schon landete er wieder in Masaras Gedanken. Wieder standen sie auf der Wiese mit den weißen Blumen die aufwirbelten, wenn er auf sie zu lief.

„Lass mich in Ruhe!!“, forderte er sie auf, doch sie sah ihn einfach nur lächelnd an. Sie sagte nichts und das machte Shiron etwas Angst. Dennoch wich er nicht von seiner Stelle. „Sei nicht so sauer. Deine Reise wird aufregend. Du wirst geheimnisvolle Orte erkunden und neue Freunde finden. Ist das nichts?“

„Ich hab es dir schon mal gesagt!“, fauchte er. „Such dir jemand anderen, der das für dich macht!!“.

Masara blieb stumm, schloss die Augen, ließ ihre Haare im Wind wehen und breitete strahlend weiße Schwingen aus. Shiron setzte sich auf dem Boden , verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust und sah ziemlich finster drein.
 

Masara wirbelte einmal um ihre eigene Achse und setzte sich neben ihn. Knurrend rückte ein Stück weiter zur Seite.

„Weißt du, warum die Erde bebt?“, wurde er nach einigen stummen Minuten gefragt und schüttelte den Kopf unwissend.

„Weil die Zugänge zu dem Mana vor zwei Jahren versiegelt wurden. In einer der Manakammern ist hoher Druck entstanden und aus diesem Grund bebt die Erde.“ „Und weiter?“, fragte der Schütze, nun doch ein wenig interessiert. „Wenn es erst mal wieder genügend Mana gibt, dann eröffnest du der Welt unendliche Möglichkeiten sich weiterzuentwickeln. Die letzte Auserwählte scheiterte an der Aufgabe die Manazugänge vollständig zu öffnen.“ Sie erhob sich wieder und verschwand. Shiron fand sich wieder bei den anderen und sah sich um. Seine Familie und Kieran schauten ihn ratlos an. Der blaue Dunst zog sich wieder zurück und hinterließ nicht den Hauch einer Spur.

Sie nahmen ihren unbekannten Weg schließlich wieder auf. Langsam schien das Licht näher zu kommen und neuen Mutes liefen sie etwas schneller. Die Ursache fanden sie in einer Art Dom. Ein Wesen mit weißen Schwingen, von Rosenranken umschlungen stand vor ihnen. Es schien zu schlafen.

„Was ist das?“ , fragte Roise.

„Ist das ein Engel?“,meinte Kieran

Shiron trat näher und legte eine Hand auf das Wesen. Die blühenden Schlingen lösten sich und das Geschöpf stieg empor. Das Licht verstärkte sich und beleuchte den ganzen Höhlenabschnitt. Angespannt schnappten alle Anwesenden nach Luft. Sie standen auf einem breiten Vorsprung. Eine Stadt, größer noch als Meltokio erstreckte sich unter ihnen. Wie war es nur möglich, dass sich unter der Stadt noch eine Stadt befand? Das Wesen stieg höher, die Schwingen erstrahlten und verschwanden. Es schwebte zu ihnen zurück auf den Vorsprung. Aus den Ranken formte sich ein Stab. Jetzt erst erkannten sie , dass das zierliche Wesen ein Mann war. Er öffnete seine Augen. So etwas hatten sie noch nie gesehen. Die Augen waren schneeweiß. Eine erkennbare Iris oder Pupille gab es nicht. Die langen, grünlichen Haare fielen seidig über schmale Schultern und wirkten auf der silbernen Robe ein wenig wie frisches Moos. „Ist der Auserwählte des Mana unter euch?!“. Shiron hob einen Arm und machte so auf sich aufmerksam. „Und wer bist du? Was bist du?“
 

„Ich bin Zent, ein Engel. Auserwählter, von nun an werde ich Euch auf Eurer Reise begleiten.“ Er verbeugte sich ehrenvoll.

„Ich heiße Shiron, okay!“, warf er ihm an den Kopf. Der Engel richtete seinen Blick wieder zu ihn hinauf und nickte verständlich. Kieran trat vor und sprach den Engel an: „Was ist das für eine Stadt?“ Der Engel wandte den Blick in die große Höhle unter ihnen. „Lantash. In ihr lebt seit Ewigkeiten niemand mehr“. Er wandte sich wieder Shiron zu: „Da Ihr mich erweckt habt, müssen wir meine Federn wieder einsammeln. Sie wurden auf dem ganzen Kontinent verstreut. In den falschen Händen können sie großen Schaden anrichten. Der Schütze sah ihn etwas verärgert an: „Warum ich?!“.

„Weil Ihr der Auserwählte seid“.

„Ich will aber nicht!!“, brüllte er.

„Aber Ihr tragt den Cruxis – Kristall. Das Zeichen der Auserwählten. Ihr müsst also! Zum Wohle Eurer Welt.“

„Was können deine Federn denn anrichten?“, fragte Roise freundlich. Zent sah zu ihm hinab und ging in die Knie: „Für den Großteil der Bevölkerung sind meine Federn nicht sichtbar. Werden sie aber dennoch aufgehoben, sagen wir mal, von einer reinen Person, passiert nichts. Wir sie jedoch von jemandem aufgehoben, der Hass in sich trägt, oder unreinen Herzens ist , so wird er in das Böse verwandelt.“ Er erhob sich wieder und sah den Auserwählen an: „Ich besitze 1152 Federn und die müssen wir alle wieder zusammen tragen“. Shiron sah ihn finster an: „Du hast einen Knall!!“ Mit diesen Worten ging er und fand eine Leiter, die hinunter in die Stadt führte. Er stieg hinab und ließ die anderen einfach stehen.
 

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„Du, Onkel Genis?“ Der Halbelf unterbrach seine Erzählung und sah in Kais neugieriges Gesicht. „Ja?“ „Ich dachte, Mithos hat das ganze Mana in den göttlichen Keim getan.“ Genis nickte und strich dem Jungen durch die hellbraunen Strubbelhaare. „Das ist richtig. Aber zu dieser Zeit, war Mithos noch damit beschäftigt, sein Reich zu errichten. Der Baum war noch nicht verdorrt und wurde von Ratatosk beschützt. Daher gab es auch noch keinen göttlichen Keim.“ „Trotzdem gab es aber schon Auserwählte?“, hakte Elena nach. „Natürlich. Allerdings hatten sie noch nicht die Funktion die ihr kennt.“ Aufgeregt nickten die Kinder verstehend. „Und woher weißt du das alles?“, wollte Kai wissen. Genis konnte sich gerade noch rechtzeitig auf die Zunge beißen, bevor er „Euer Vater hat es mir erzählt“ sagen konnte.
 

Marta und Emil achteten tunlichst darauf, dass die Kinder nichts von Emils Vergangenheit erfuhren. Wenn sie alt genug waren, würden sie es gewiss erzählen. Aber noch waren die Kinder einfach zu klein, um es verstehen zu können. Die Standuhr im Wohnzimmer schlug zur Mittagszeit. „Ich mache euch etwas zu Essen“, lächelte Genis und wollte sich aus dem Sessel erheben. „Nein!Wir wollen noch mehr hören!“ Drohend hob Genis den Zeigefinger. „Erst nach dem Essen!“ Schmollend standen die Geschwister auf und folgten ihm schließlich in die Küche.



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