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Coffee Break

von

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First Break

Sie war noch nie ein besonders ausgeglichener Mensch.
 

Ihre beste Freundin Nico Robin würde sie wohl als temperamentvoll, lebhaft und stur beschreiben. Und heute würde wieder einer dieser Tage werden, an welchem die junge Frau sich zusammenreißen musste nicht vollkommen aus der Haut zu fahren. Seit heute Morgen wurde der Tag von Stunde zu Stunde immer schlimmer.
 

Angefangen damit, dass ihr nerviger Mitbewohner ihr Handy, das sie nebenbei bemerkt als Wecker nutzte, noch bevor die Sonne überhaupt aufgegangen war für eine verdammte Jump’n’Run-App aus ihrem Zimmer stibitzte, den Alarm um 08:00 Uhr auf Grund des schwierigen Levels einfach stumm schaltete und sie erst eine Stunde später durch sein lautes Geschreie geweckt wurde. Neben der anfänglichen Orientierungslosigkeit, wurde ihr von Sekunde zu Sekunde bewusster, wo sie um diese Uhrzeit eigentlich hätte sein sollen und vor allem wo ihr Handy war! In Rekordzeit zog sich Nami an, sammelte ihre notwendigen Unterlagen für die Universität zusammen und machte dieser schwarzhaarigen Gummibirne die Hölle heiß.
 

Auch ihr Professor war alles andere als begeistert, dass sie abgehetzt und vollkommen zerstreut mitten in seine Vorlesung geplatzt war. Das darauffolgende Gespräch über die Ernsthaftigkeit bezüglich ihres Studiums und ihrer Absichten war nur ein weiterer Höhepunkt ihres miserablen Tags.
 

Ebenso der kleine Zwischenfall in der Mensa, bei dem zwei ihrer sogenannten Freunde ihr halbes Essen auf Nami’s Shirt verteilt hatten, weil sich die beiden Streithähne so heftig anblafften und gestikulierten, dass der grünhaarige Faulpelz ihr ihren Burger aus der Hand direkt auf ihr frisch gewaschenes Shirt schlug. Heute würden Köpfe rollen!
 

Eigentlich war sie routiniert und gewissenhaft. Bereitete sich auf alle Aufgaben und Termine vor und richtete ihren Zeitplan dementsprechend ein. Doch die Verkettung der heutigen Ereignisse ließen sie ins Wanken geraten. Sie rannte und wie sie in ihren hohen Stiefeletten nach ihrer letzten Vorlesung nach Hause rannte! Sie musste dringend ihr verdrecktes Shirt zu wechseln um danach weiter zu ihrem Nebenjob zu hetzen.
 

Mit einem sauberen weißen Shirt, ihrer dunkelgrünen Schürze und ihren langen orangenfarbigen Haaren, die sie zu einem hohen Zopf zusammenbinden musste, stand sie nun hinter der Theke des kleinen Cafés, das an der Ecke zum Krankenhaus lag. Sie seufzte leise in sich hinein. Auch hier hatte sie kaum Zeit eine kurze Verschnaufpause einzulegen. Es war wie immer um diese Uhrzeit sehr viel los, doch mit einem kurzen Blick auf die Uhr über der Eingangstür vergewisserte sich Nami, dass binnen einer halben Stunde die Stoßzeit vorbei wäre und danach würde einzig der Coffee-to-go noch gefragt sein.

„Sicher, dass du den Rest alleine schaffst, Nami?“, fragte ihre überfürsorgliche Kollegin Vivi nach, während sie unsicher zu ihr linste. Ein leises Lächeln schlich sich über Nami’s Lippen, was sollte heute bitte noch schief gehen? Sie hatte inzwischen wirklich genügend Fehlschläge für heute erlebt. Irgendwann musste das ja mal zu Ende gehen.

„Mach dass du hier rauskommst! Immerhin haben du und Corsa heute Jahrestag!“, schimpfte die orangenhaarige Frau und scheuchte Vivi endlich aus dem Laden.

Seit Wochen hatte ihr Vivi vorgeschwärmt, wie sehr sie sich auf diesen Tag freute – zumindest bis der Dienstplan kam. Ein riesiges Drama, das direkt in einen Freudenschrei ausartete, nachdem Nami ihr angeboten hatte, ihre Schicht zu übernehmen. Sie konnte sich noch sehr gut daran erinnern wie ihre blauhaarige Kollegin kurz mit sich rang und sie kleinlaut fragte, ob sie nicht einfach nur früher gehen konnte, da sie ansonsten ein schlechtes Gewissen haben würde. ‚Wie du möchtest‘, hallte ihre Antwort in Nami’s Kopf. Zufrieden mit sich selbst, richtete sie erneut ihren Blick auf die Uhr. Die letzte Stunde würde sie schon noch alleine schaffen, immerhin verirrten sich kaum noch Kunden in das Café, genauso wie erwartet.
 

Sie wischte gerade noch einmal über den vorletzten Tisch, als sich die Tür öffnete. Ohne von ihrer Arbeit nach oben zu schauen rief sie laut: „Einen kurzen Moment, ich bin sofort bei Ihnen.“

Erst im nächsten Moment blickte sie von dem nun sauberen Tisch nach oben in Richtung der Theke, an der nun ihr nächster Kunde stand.

Und da war er wieder. Dieser Typ, der seit einigen Wochen regelmäßig und fast immer zur gleichen Uhrzeit in den Laden kam. Neben seiner unglaublichen Autorität, die kaum einen Widerspruch duldete, war er stets distanziert und frei von Gefühlsregungen. Sie glaubte, dass sie ihn noch kein einziges Mal hatte lächeln sehen. Er war groß, groß und schlank. Seine Mütze hatte er tief ins Gesicht gezogen, sodass Nami seine stechend grauen Augen nicht sehen konnte. Wie so oft hatte er einen Hoodie, diesmal in den Farben schwarz und gelb und eine schlichte schwarze Hose an.

„Einen Kaffee…“, begann er, nachdem Nami endlich hinter die Theke geflitzt war. Seine Stimme war tief und bestimmend, doch bevor er zu Ende sprechen konnte unterbrach Nami ihn grinsend und vollendete seine Bestellung „…schwarz und to go.“

Einen unglaublich kurzen Moment meinte sie ein leichtes Erstaunen aus seinem sonst so emotionslosen und gelangweilten Gesicht lesen zu können. Sie drehte sich schwungvoll zum Kaffeevollautomaten um und bereitete alles für seine Bestellung vor. Er sah heute etwas genervter und ausgelaugter aus wie die letzten Tage. Naja, zumindest kam ihr das so vor, schließlich war es sehr schwer überhaupt Stimmungen oder Gefühle anhand seines Gesichts abzulesen. Irgendwie war er wohl doch ein Gleichgesinnter an diesem für sie miserabel laufenden Tag.

Erneut schlich sich ein leises Lächeln auf ihre Lippen. Der schwarze Kaffee hier konnte einen schon aus den Latschen hauen und war besonders auf Grund der frischen Kaffeebohnen sehr aromatisch. Vielleicht konnte sie ihm den Abend noch versüßen… Und ohne weiter darüber nachzudenken, fügte sie dem Kaffee eine kleine Menge Vanilleextrakt hinzu – gerade so viel, dass er es schmecken, den natürlichen Geschmack jedoch nicht übertönen würde.

Langsam setzte sie den heißdampfenden Pappbecher vor ihrem Kunden auf der Theke ab. Sie musste noch nicht einmal den Preis nennen, da hatte ihr dieser emotionslose Typ bereits einen 5 Dollarschein hingelegt und ihr stumm zu genickt. Anscheinend, legte er noch Trinkgeld drauf – so wie jedes Mal.

„Einen schönen Abend noch!“, rief sie ihm nach, nachdem er sich umgedreht hatte und gemächlich Richtung Tür schlurfte. Von hinten war sein Rücken doch sehr bereit, eine Tatsache die ihr bislang noch nicht so aufgefallen war. Interessiert konnte sie beobachten wie er langsam seinen Arm hob um den Pappbecher mit Kaffee an seine Lippen zu setzen.

Sie hatte sich gerade gegen die Theke gelehnt und wartete gespannt auf eine Reaktion, da drehte sich der schwarzhaarige Kunde auch schon zu ihr um, hob seinen Kopf und starrte sie geradewegs an. Einen kurzen Moment wurde ihr warm und kalt zu gleich.

Sein Blick undefinierbar – einzig seine rechte Augenbraue stieg fragend in die Höhe. Doch anstatt etwas zu sagen, sah er sie einfach nur an. Von Sekunde zu Sekunde fühlte sich Nami unsicherer in ihrer Haut. War es doch zu viel Vanilleextrakt? Diese angespannte Stille zwischen ihnen machte die orangenhaarige Studentin schier verrückt. Sie wusste nicht, wie lange sie sich schweigend gegenüberstanden, aber es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, bis sie sich langsam wieder fasste und ihre Sprache wieder fand: „Wie schmeckt Ihnen der Kaffee?“

Erneute Stille. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie eine Frage gestellt hatte, die man nicht einfach so übergehen konnte. Gerade als sie ihre Starre löste und sich langsam aufrichtete, konnte sie seine tiefe und kontrollierte Stimme vernehmen.

„Anders…“, er machte eine kurze Pause, während seine stechend grauen Augen sie schier zu durchbohrten drohten, „…aber gut.“

Nun legte sich ein Grinsen auf ihre Lippen: „Das freut mich!“

Ein Lob aus dem Mund dieses Fremden stachelte sie unwahrscheinlich an. So konnte sie immerhin einen Tag retten – wobei sich auch ihre Stimmung durch diese Kleinigkeit etwas hob. Eigentlich hatte Nami gedacht, dass hiermit das Gespräch zwischen ihnen beendet wäre. Doch wider Erwarten schnellte ihr Kopf in seine Richtung.

„Danke Miss…?“
 


 

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Er grummelte unzufrieden, als er die Tür zu seinem Apartment hinter sich schloss.

Sie hatte seine Anspielung mit ‚Miss…‘ nicht verstanden. Er war genauso weit wie zuvor. Sie war einfach nur die namenlose Angestellte in dem kleinen Café in der Nähe des Krankenhauses.

Diese Frau und ihre Ausstrahlung würden ihn noch umbringen. Er kannte weder diese unheimliche Begeisterung für eine Frau noch konnte er damit besonders gut umgehen. Zum Stressabbauen und für seine eigenen Zwecke, dafür benötigte Law normalerweise das andere Geschlecht. Doch dieses ständige Bedürfnis im Café vorbei zu gehen, den Klang ihres Lachens und ihr strahlendes Gesicht zu sehen, machte ihn schier verrückt.
 

Er war sicher nicht auf den Mund gefallen, eher sollte er etwas auf seine Ausdrucksweise achten. Jedoch hielt er einige Unterhaltungen für mehr als einfach nur nervig und überflüssig. Und falls er doch einmal in einer dieser Diskussionen beteiligt war, so war er derjenige der den Ton angab. Er führte die anderen und lies sich nichts von ihnen sagen. Doch diese orangenhaarige junge Frau brachte ihn vollends aus dem Konzept, so ungern er dies auch zu gab. Zu Anfang hatte er versucht sie zu ignorieren, doch irgendwie war sie seit ihrer ersten Begegnung im Pub überall, egal wo er war. Auf dem Weg von der Arbeit durch den Park durchbrach ihr lautes Lachen seine Routine, die Reflektion am Ende eines nervenaufreibenden Tags in der Notaufnahme. Bei seiner Lieblingspizzeria hätte sie ihn beinahe selbst in die Notaufnahme geschickt, indem sie die Türe mit solch einem Schwung geöffnet hatte, so dass er gerade noch ausweichen konnte. Und zu guter Letzt erblickte er sie in diesem kleinen Café – jeden Nachmittag und jeden zweiten Samstag Vormittag. Er konnte ihr weiß Gott nicht länger aus dem Weg gehen.
 

Er würde jetzt angreifen und sie und ihre Ausstrahlung zu seinem machen.

Denn verdammt war sie gut! Diese dezente Vanillenote war genau das, was er nach diesem harten Tag gebraucht hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  YingundYang
2018-01-05T12:52:57+00:00 05.01.2018 13:52
Ich liebe diese Art wie du den Anfang geschrieben hast.
Freu mich schon auf weitere schöne Kapitel.

*Cookie hinstell* Für deine harte Arbeit
Von:  YingundYang
2018-01-05T12:52:35+00:00 05.01.2018 13:52
Ich liebe diese Art wie du den Anfang geschrieben hast.
Freu mich schon auf weitere schöne Kapitel.

*Cookie hinstell* Für deine harte Arbeit
Von:  Levisto
2017-12-19T18:00:59+00:00 19.12.2017 19:00
Bin gespannt wie sich das entwickelt
Von: abgemeldet
2017-10-14T15:28:32+00:00 14.10.2017 17:28
Über NamixLaw Geschichten freue ich mich immer^^
Der Anfang war auf jeden Fall interessant!
Von:  ellalue
2017-10-13T20:15:27+00:00 13.10.2017 22:15
Wunderschöner Anfang:)


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