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Party und Cocktails!

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Prolog und Epilog habe ich nicht separat eingetragen, da sie sehr kurz sind und ich keinen Grund darin sehe sie separat zu veröffentlichen x3 Viel Spaß beim lesen. Komplett anzeigen

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Prolog:

Das Jahr, indem Yuri Plisetsky 18 wurde, war nicht das Jahr indem er auf dem Podium stand und Gold erhielt. Seinen Hals schmückte wieder einmal nur Silber und das nachdem Eiskunstlauflegende Viktor Nikiforov endgültig in den Ruhestand gegangen war. Auf dem ersten Platz stand dieses Jahr Yuuri Katsuki, Viktors Schützling und Verlobter und hatte Yuri den ersten Platz um Haaresbreite vor der Nase weggeschnappt. Doch so knapp wie seinem ersten Grand Prix in der Seniorendivision war es nicht und Yuri musste sich eingestehen, dass Katsuki besser gewesen war als er. Nun hatte Yuuri Gold und würde endlich seinen Verlobten heiraten können. Yuri aber hatte den Verdacht, dass dies nicht alles war und bei der Pressekonferenz verkündete der Japaner seinen Ruhestand. Yuri hatte es geahnt. Yuuri hatte nun alles was er sich erträumt hatte und es war nun Zeit das Zepter an die nächste Generation weiterzugeben. Yuri verstand es und doch war er nicht so ganz glücklich damit. Phichit Chulanont, der in diesem Jahr Bronze erreicht hatte, weinte hemmungslos, da er nun nicht mehr mit seinem besten Freund zusammen auf dem Eis Wettbewerbe bestreiten würde und musste von Yuuri getröstet werden.

 

Das anschließende Bankett ging glücklicherweise ruhig über die Bühne und Yuri wagte es, das ein oder andere Glas Champagner zu trinken, bevor sein Coach ihn sah und versuchte es ihm zu verbieten. Yuuri enthielt sich ganz dem Alkohol, auch wenn sein Verlobter und Christophe Giacometti versuchten ihn dazu zu überreden, doch das ein oder andere Glas zu trinken. Das Bankett von 2015 war bei allen immer noch unvergessen; außer bei Yuuri. Aber seit diesem Jahr hatte es keine weiteren Ausschweifungen mehr gegeben. Kein Poledance oder Tanzwettstreite. Und kein sich halbnackt an dem Anderen reiben und ihn anflehen sein Coach zu werden. Yuri versuchte so gut es ging dem verlobten Paar aus dem Weg zu gehen, da er nicht wirklich mitansehen wollte wie widerlich romantisch sie wieder einmal vor allen anderen wurden und sich nicht einmal dafür schämten. Besonders Viktor schien keine Hemmschwelle zu haben und jeder musste darunter leiden. Selbst sein eigener Verlobter. Yuri nutzte aber das Bankett, um Zeit mit seinem besten Freund, Otabek Altin, zu verbringen, ehe sie wieder beide in ihre jeweiligen Heimatländer zurückkehrten und sie sich hauptsächlich nur über Videochats sahen und bei gemeinsamen Veranstaltungen.

 

Es war für den jungen Mann keine Überraschung, dass er einige Wochen nach dem Grand Prix eine Hochzeitseinladung im Briefkasten liegen hatte, die ihn dazu einlud mit Viktor und Yuuri in Japan ihre Hochzeit zu feiern. Gut, er wusste, dass zwei Männer in Japan nicht heiraten konnten und Viktor hatte ihm mal erzählt, dass er Yuuri in Amerika heiraten würde und die Feier dann wegen Yuuris Familie in Japan stattfinden würde. Nur die Trauzeugen würden mit nach Amerika gehen und Yuri war es glücklicherweise für keinen der beiden. Yuuri nahm Phichit und Viktor hatte sich für Chris entschieden. Es dauerte nicht lange bis Yuri sein Flugticket nach Japan gebucht hatte.

 

 

Monate später

 

„Yuri? Was machst du da?“

 

„Warten. Sieht man doch.“

 

„Und das schon seit einem halben Tag?“

 

„Ja und?“ Yuri, der wie ein Hund zum Fenster rausgeschaut hatte, drehte sich um und blickte zu der jungen Frau, die ihn gerade gestört hatte.

 

Mila Babicheva, die ihre roten Haare ausnahmsweise in einem Pferdeschwanz trug, damit man ihren Undercut sehen konnte, stand mit einer Hand an der Hüfte da und sah den jüngeren Eiskunstläufer mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Neben ihr stand ihre feste Freundin, die sich kichernd die Hand vor den Mund hielt. Sara Crispino war als Milas Date mit nach Japan gereist, um an der Katsuki-Nikiforov Hochzeit teilzunehmen. Yuri und die anderen russischen Gäste waren bereits einen Tag da und hatten sich in den Zimmern vom Katsuki Onsen einquartiert. Da nicht so viel Platz war, mussten sie sich die Zimmer mindestens zu zweit teilen und Milas Zimmergenossin war Sara, die an jenem Morgen erst angereist war. Yuri hatte sich mit Händen und Füssen dagegen gewehrt mit Yakov Feltsman oder Georgi Popovic in ein Zimmer gesteckt zu werden. Zum Glück würde auch Otabek zur Hochzeit kommen als seine Plus Eins, damit er nicht die Nerven und den Verstand verlor. So wurde Otabek sein Zimmerpartner für die Zeit in Japan und auf eben diesen wartete Yuri gerade schon fast sehnsüchtig.

 

„Lass ihn doch Mila“, mischte sich Sara ein und ein Grinsen zierte ihre Lippen. „Ich würde auch so sehnsüchtig auf meinen Freund warten, wenn ich ihn länger nicht gesehen hätte.“

 

„Da muss ich dir Recht geben. Unser kleines Tigerbaby ist eben zum ersten Mal verliebt.“, lachte Mila und Yuri spürte wie sein Auge zuckte und er rot wurde.

 

„Schnauze ihr zwei! Otabek ist nur mein Freund! Mehr nicht!“, verteidigte er sich sofort und die beiden Frauen lachten einfach nur.

 

„Rede dir das nur ein, Yuri. Jeder Blinde mit einem Krückstock sieht wie verknallt du doch in Otabek bist.“, sagte Mila dann und tätschelte Yuris Wange. Ihr machte es immer wieder Spaß den Jungen zu ärgern.

 

„Was zum-!“, fing Yuri an sich weiter zu verteidigen, doch Sara unterbrach ihn dabei.

 

„Wieso solltest du sonst wie ein treues Hündchen auf seine Ankunft warten? Soweit ich weiß machen beste Freunde so etwas nicht.“

 

„N-Na und?! Woher soll ich wissen was Freunde machen und was nicht? Ich hatte eben noch nie Freunde!“, schimpfte Yuri weiter.

 

Ihm entging dabei nicht wie Mila ihn auf einmal sehr verletzt ansah und er wusste sofort, dass es wegen seinen Worten war.

 

„Ach so? Keine Freunde?“, meinte die junge Frau dann etwas kühl und Yuri verdrehte die Augen.

 

„Du bist ja auch keine Freundin“, sagte er gerade heraus und er sah wie Mila drohte los zu weinen. „Du bist ja auch viel eher eine Schwester für mich. Und keine Freundin. Also flenn hier nicht rum.“

 

„Yuri… Du bist so ein Mistkerl!“, lachte Mila dann wieder, drückte den sich wehrenden Jungen an sich und drohte ihn zu ersticken. Anstatt ihm zu helfen, lachte Sara nur und sah die beiden russischen Eiskunstläufer liebevoll an.

 

„Verdammt! Lass mich los du alte Schachtel! Du bist eine schrecklich nervige Schwester! Ich bereue jetzt schon dir das gesagt zu haben!“

 

„Tust du nicht!“, flötete Mila nun fröhlicher denn je.

 

Yuri versuchte weiterhin sich aus dem Todesgriff der jungen Frau zu befreien, doch egal wie alt er selbst wurde, Mila schaffte es immer wieder, stärker zu sein als er. Und das mit ihren dürren Armen! Aber so hatte er zumindest gelernt niemanden nach seinen Äußeren zu beurteilen, da der Schein oft trügen konnte.

 

„Gruppenkuscheln!“, ertönte es hinter den beiden und mit Entsetzen stellte Yuri fest, dass er nicht mehr heil aus dieser Umarmung rauskommen würde.

 

Viktor hatte die beiden jüngeren Russen entdeckt und sich dafür entschieden mitzumischen und die beiden genauso anzuspringen, wie sein Hund es immer tat. Nur wie durch ein Wunder fielen die drei nicht um, als Viktor die beiden in seine Arme schloss und an sich drückte. Yuri war nach kotzen zumute. Eine Tatsache, die er auch lauthals zur Kenntnis brachte. Irgendwann konnte er sich dann doch befreien und funkelte die drei vor sich an. Sara hatte sich zwar nicht an der Umarmung beteiligt, aber dem armen Yuri auch nicht geholfen, weswegen auch sie einen wütenden Blick abbekam. Keinem von den dreien machte es etwas aus, was Yuri nur noch wütender machte.

 

„Wolltest du etwas Bestimmtes, Viktor?“, fragte Yuri dann und versuchte sich zu beruhigen.

 

„Ach ja stimmt! Es ist ein Taxi vorgefahren und ich glaube Otabek ist angekommen!“, trällerte der Mann und Yuri horchte auf.

 

„Wieso sagst du das nicht gleich!“, fauchte Yuri und stürmte Richtung Eingang.

 

Mila und Viktor sahen dem Jungen nur kopfschüttelnd zu und lachten amüsiert über sein Verhalten.

 

„Wann er es wohl bemerken wird?“

 

„Sollen wir wetten?“

 

„Ich dachte du fragst nie!“

 

***

Als Yuri am Eingang ankam, stand Otabek tatsächlich da und unterhielt sich mit Yuuri. Yuuri schien ihm gerade zu erklären, dass es in Japan üblich war, die Schuhe am Eingang auszuziehen und hielt ihm bereits Hausschuhe hin, in die er schlüpfen konnte. Yuri gab seinen besten Freund noch den Moment sie richtig anzuziehen, ehe er auf ihn zu stürmte und sich um ihn wickelte wie eine Schlange.

 

„Beka!“, schrie Yuri voller Freude. Yuuri war aus dem Weg gehüpft und beobachtete das Spektakel vor sich.

 

„Yura.“

 

Otabek hatte bereits mit dieser Art der Umarmung gerechnet und hielt Yuri fest. Dabei kippte er nicht um, obwohl der Jüngere doch eine gewisse Wucht in den Sprung gelegt hatte und nun seine Beine um Otabek schlang, um ihn so zu umarmen. Jeder, der den beiden nahe genug stand, kannte dieses Bild schon und wusste, dass Yuri so seine Zuneigung zu besonderen Menschen zeigte. Keiner war ihm aber böse, dass er eigentlich nur seinen Großvater und Otabek so begrüßte, da sie alle froh waren, dass er sich zumindest einem so genug öffnete, dass er seine Wut für alles und jeden einmal vergaß.

 

„Hast du gut hergefunden? Komm ich zeig dir unser Zimmer! Wie findest du Japan bis jetzt? Ich muss dir unbedingt alles von Hasetsu zeigen!“, plapperte Yuri auch schon aufgeregt los, als er sich von Otabek löste und ihn bei der Hand nahm, um ihn hinein zu ziehen.

 

„Alles mit der Ruhe“, meinte Otabek mit einem kleinen Lächeln. „Aber ja, ich habe gut hergefunden, das wäre sehr nett, ja, Japan gefällt mir bis jetzt und ich freue mich schon darauf“, antwortete er dann auf alle Fragen seines besten Freundes.

 

Otabek schaffte es nur knapp, sich seinen Koffer und seinen Rucksack zu nehmen, die er am Eingang abgestellt hatte, als er die Hausschuhe angezogen hatte. Ohne weiter auf Yuuri zu achten, der immer noch am Eingang stand, verzogen sich die beiden Freunde. Yuri wusste, dass er sich von einer Seite zeigte, die nur selten zum Vorschein kam, aber das lag daran, dass er Otabek für seinen Geschmack viel zu selten sah und der ältere der beiden es als einziger neben Yuris Großvater schaffte, diese Seite aus ihm heraus zu kitzeln. Die beiden mussten an Viktor, Mila und Sara vorbei und Yuri tat alles, um die drei zu ignorieren, obwohl deutlich war, dass sie die beiden Freunde beobachtet hatten und deswegen grinsten. Otabek grüßte sie aber noch schnell mit einem Kopfnicken ehe er weiter entführt wurde.

 

Als sie weg waren, drehte sich Viktor zu seinem Mann um und sah ihn todernst an. Yuuri fragte sich was passiert war und kam mit einem unguten Gefühl auf die Gruppe zu.

 

„Willst du auch mit einsteigen?“, fragte Viktor dann und Yuuri sah ihn entgeistert an., doch nach einer kurzen Erklärung konnte Yuuri nicht anders als auch mit einzusteigen.

 

***

 

„Und hier ist unser Zimmer!“ Yuri betrat besagtes Zimmer und zog Otabek hinter sich her.

 

Als beide drinnen waren, schloss er die Tür hinter ihnen und ließ Otabek die Zeit sich umzusehen. Viel gab es nicht und besonders groß war das Zimmer auch nicht, aber es würde für ein paar Tage reichen. Yuris Koffer mit Leopardenmuster stand bereits geöffnet in der Ecke und sah aus als wäre er explodiert. Otabek stellte seine Sachen daneben und betrachtete skeptisch den Boden mit den Tatamimatten ehe er sich an Yuri wandte.

 

„Stimmt etwas nicht?“, fragte der Junge und sah Otabek fragend an.

 

„Ich will eigentlich nicht meckern, aber wo sind die Betten?“, wollte er dann wissen und sah sich im fast leeren Zimmer um, wo tatsächlich kein Bett zu sehen war.

 

„Ach ja! Du bist das erste Mal hier!“, sagte Yuri und ging auf einen Wandschrank zu und öffnete ihn. Dort lagen säuberlich verstaut zwei Futons und warteten darauf gebraucht zu werden. „Hier sind sie. Wir müssen die Futons einfach ausrollen, wenn wir schlafen gehen wollen. Normalerweise macht das ein Angestellter, aber ich war ja schon öfters hier und kenne bereits alles. Deshalb mache ich es einfach selbst.“

 

„Ach so. Ich glaube ich habe in Manga gesehen wie das gemacht wird. Interessant“, murmelte Otabek dann.

 

„Warte mal ab, bis ich dir das Bad gezeigt habe! Es ist an der frischen Luft!“, schwärmte Yuri dann von den Onsen.

 

Er hatte nicht vergessen, wie er bei seinem ersten Besuch anfangs das gemeinsame Bad gemieden hatte und lieber in ein Privates ging. Doch während der Zeit in Japan, konnten Viktor und Yuuri ihn dazu überreden mit ihnen gemeinsam zu baden und er musste leider zugeben, dass es um einiges besser war, als die kleine Holzwanne, die er vorher gehabt hatte. Auch wenn er lieber eine andere Gesellschaft gehabt hätte, aber damals waren die Beiden noch nicht zusammen gewesen und er musste sich noch nicht so fürchterlich fremdschämen. Jetzt konnte er nur hoffen und beten, dass die beiden Turteltauben ihre Pfoten bei sich behalten würden, wenn sie wieder gemeinsam baden gehen würden.

 

„Da bin ich ja mal gespannt.“ Yuri fiel auf, dass Otabek etwas zögerlich war, wegen des gemeinsamen Badens, aber er bedrängte ihn nicht weiter.

 

„Willst du dich etwas in der Gegend umsehen oder lieber ausruhen?“, fragte er stattdessen.

 

„Wir haben morgen noch Zeit für Sightseeing. Ich würde mich dann lieber etwas ausruhen. Die Reise war doch recht anstrengend.“

 

„Okay. Ich helfe dir mit dem Futon. Ich könnte auch ein Nickerchen gebrauchen.“

 

Yuri war zwar nicht wirklich müde, aber er wollte auch nicht zu den anderen zurückkehren, da er wusste, dass er nur geärgert werden würde. Und er wollte seine Zeit mit Otabek verbringen und wenn es eben schlafend wäre. Er ging erneut zum Wandschrank und nahm sich einen Futon raus, um ihn auf dem Boden auszubreiten. Er ließ dabei genug Platz für einen zweiten und als er diesen auch rausnehmen wollte, war ihm Otabek bereits zuvorgekommen. Also nahm er noch die Decken und Kissen und gemeinsam bereiteten sie sich auf ihr Nickerchen vor. Die zusätzliche Energie konnte er gut brauchen, da die Tage bis zur Hochzeit sicherlich anstrengend werden würden. Beide zogen sich etwas Bequemeres an und Yuri musste Otabek den Rücken zuwenden, um seinen besten Freund nicht anzustarren. Entgegen allgemeiner Erwartung war sich Yuri durchaus bewusst, dass er sich in Otabek verliebt hatte, aber er hatte den ersten Schock über seine neu gefundenen Gefühle bereits überwunden und konnte Otabek gegenübertreten, wie er es immer tat. Jedenfalls hoffte er das.

 

Als beide umgezogen waren, erklärte Yuri Otabek noch wo das Bad war, sollte er es brauchen und die beiden machten es sich auf ihren Futons gemütlich. Viel sprachen sie nicht mehr miteinander, da Otabek fast auf der Stelle einschlief und Yuri noch etwas auf seinem Handy herumspielte, so wie er es immer tat. Als er sich sicher war, dass Otabek auch wirklich schlief, drehte er sich so auf die Seite, dass er seinen besten Freund beobachten konnte. Er wusste, dass es unheimlich war, aber er konnte nicht anders. Während er Otabek beobachtete, driftete auch er weg.

 

***

 

„Awww… Wie süß sie doch sind!“

 

Durch diese Worte wachten die beiden Schlafenden nach einiger Zeit wieder auf und Yuri starrte ihn das grinsende Gesicht Viktors. Seine erste Reaktion war es, zu schreien und ihm eine zu scheuern. Es war mehr ein Reflex als sonst etwas, doch Viktor sah es nicht kommen und bekam tatsächlich eine gepfeffert. Otabek sah aus wie ein Zombie und schien erst einmal überlegen zu müssen wo er war bis er bemerkte, dass neben Viktor noch Jemand in ihrem Zimmer war. Er musste unbedingt herausfinden, ob man diese Schiebetüren abschließen konnte.

 

„Hallo Viktor. Hallo Chris“, meinte er noch mit schläfriger Stimme und versuchte aufzuwachen.

 

„Was macht ihr in unserem Zimmer!?“, schrie Yuri auch schon und schmiss mit seinem Kissen nach den Eindringlingen.

 

„Chris ist vor einer Weile eingetroffen und er hatte eine grandiose Idee! Er will meinen und Yuuris Junggesellenabschied feiern und wir wollen euch natürlich mitnehmen“, flötete Viktor fröhlich und Chris strahlte die beiden Jungen in ihren Betten mit einem erwartungsvollen Lächeln an.

 

„Du weißt, dass du technisch gesehen kein Junggeselle mehr bist oder?“, grummelte Yuri, doch Viktor winkte ab.

 

„Ja, aber Yuuri und ich, wir hatten keinen Abschied, also holen wir den vor der Hochzeitsfeier nach!“

 

„Keine Lust.“ Yuri rollte sich demonstrativ wieder ein und hoffte, dass das Thema damit gegessen sei.

 

„Na gut. Wenn du nicht mitkommen willst, setze ich eben dieses süße Foto von dir und Otabek online. Sehen sie nicht aus wie zwei kleine Welpen, die sich aneinander kuscheln?“, meinte Viktor dann wie beiläufig und zeigte Chris etwas auf seinem Handy.

 

„Was für ein Foto?!“

 

Yuri schreckte sofort wieder hoch und warf die dünne Decke von sich. Er funkelte Viktor an, der wie ein Lausbub mit Chris kicherte und versuchte hochzuspringen. Jedoch verfing er sich in der Decke und brauchte ein wenig, um Viktor ernsthaft attackieren zu können. Denn nichts anderes hatte Yuri vor und das sah man ihm im Gesicht an. Otabek saß nur da und sah sich das Schauspiel amüsiert an. Der junge Eiskunstläufer hatte sich endlich befreit, sprang Viktor an und versuchte ihm das Handy aus den Händen zu reißen, doch der ältere Russe war immer noch etwas grösser und kräftiger als Yuri, selbst nach seinem Wachstumsschub. Yuri wirkte ein wenig wie ein entlaufener Verrückter mit seinen langen, blonden Haaren, die eher an ein Vogelnest erinnerten.

„Lösch das Bild wieder!“, forderte Yuri etwas verzweifelt. Er war etwas rot angelaufen als er einen Blick auf das Bild erhascht hatte.

 

„Wenn ihr mit feiern kommt, dann lösche ich es“, schlug Viktor dann vor und Yuri grummelte vor sich hin. Er konnte es nicht ausstehen wenn Viktor jedes Mal bekam was er wollte und Viktor wusste, mit was man Yuri locken konnte.

 

„Na gut. Wir kommen mit. Aber du wirst mir die Drinks kaufen. Leider kriege ich hier sonst keinen Alkohol“, gab sich der jüngere Mann geschlagen und Otabek seufzte.

 

Er hätte sich lieber noch etwas ausgeruht, aber alleine zurückbleiben wollte er auch nicht und so sagte er nichts dazu, dass Yuri einfach für ihn mitentschieden hatte. Yuri schmiss die beiden Eindringlinge aus dem Zimmer, damit Otabek und er sich fertig machen konnten. Otabek suchte als erstes das Badezimmer auf und Yuri kramte in seinem Koffer nach einem passenden Outfit und einer Haarbürste, um den Unfall auf seinem Kopf zu bändigen. Er hatte schon öfters überlegt, sich die Haare schneiden zu lassen, aber wenn er sich dann in seinen Kostümen für seine Auftritte sah, tat es ihm dann doch etwas zu sehr leid. Er sah immer fantastisch aus und er wollte nicht riskieren, schon wieder mit Viktor verglichen zu werden. Er setzte sich mit der Haarbürste und Haargummis bewaffnet auf sein Bett und versuchte mit der Bürste durch die Haare zu kommen. Er war noch nicht sehr weit, als Otabek, nun deutlich wacher, wieder zurückkehrte.

 

„Soll ich dir helfen?“, bot er an.

 

„Bitte. Ich bin nah dran, nach einer Schere zu greifen!“, brummte Yuri schlecht gelaunt.

 

„Das wäre schade. Mir gefallen deine Haare, so wie sie sind, sehr gut“, sagte Otabek und kniete sich hinter Yuri.

 

So sah er nicht wie dieser wieder rot anlief oder konnte es höchsten an den sich rot färbenden Ohrenspitzen erahnen. Er nahm dem Jüngeren die Haarbürste ab und fing an das Vogelnest zu zähmen. Es war nicht das erste Mal, dass er dies tat und Yuri genoss es jedes Mal, wenn Otabek ihm durch die Haare fuhr. Yuri ließ nicht viele Personen an seine Haare und nur eine Handvoll durfte ihm beim Kämmen und Frisieren helfen. Wie so oft schwiegen die beiden jungen Männer sich an, aber für keinen der beiden war es unangenehm. Yuri schloss genießerisch die Augen und ließ Otabek gewähren.

 

„Wie willst du deine Haare haben?“, durchbrach Otabek dann die Stille.

 

„Eine Seite im Zopf nach hinten gebunden und die andere offen. Weißt du was ich meine?“

 

„Ich glaub schon. Ich versuche es hinzubekommen.“

 

Beim dritten Versuch hatte Yuri dann die gewünschte Frisur und verschwand mit seinem zusammengesuchten Outfit im Badezimmer, wo er sich dann frisch machte und umzog. Otabek hatte sich im Zimmer umgezogen und war gerade dabei die Decken zusammenzulegen als Yuri wiederkam.

 

„Lass ruhig alles liegen. Dann brauchen wir uns später nicht mehr darum zu kümmern.“

 

„Okay.“

 

Als sie fertig waren, trafen sie sich mit den Anderen in der Lobby, um gemeinsam loszuziehen. Yuri kannte sich nicht wirklich aus, wenn es um Bars und Clubs in Japan ging und hoffte, dass sie ein Lokal fanden, in das er mit hinein durfte. Hoffentlich sah er etwas älter aus, als er wirklich war und niemand würde nach seinem Ausweis fragen. Er hatte sich etwas Eyeliner um die Augen gezogen und Mila war stolz auf sein Ergebnis, da sie ihm beigebracht hatte, wie man einen sauberen Lidstrich zog. Sie hausierte gerne mit ihrem Schüler und strich dafür die Lorbeeren ein. Als alle versammelt waren, zogen sie los und Yuuri brachte sie zu einer Strandbar, die neu eröffnet hatte. Da Sommer war, hatte niemand etwas gegen diese Wahl einzuwenden.

 

Die Strandbar war offen und in keinem geschlossenen Raum und Yuri war deswegen sehr erleichtert. So hatten sie sich eines Problems entledigt und das andere wäre auch noch zu bewältigen. Solange jemand anderes für ihn den Alkohol bestellte, konnte er nach Herzenslust trinken. Und bei einem Junggesellenabschied wäre es eine Schmach gewesen, sich nicht das Hirn weg zu ballern. Jedenfalls dachte das Küken in der Gruppe so. Es war noch nicht viel los, so dass die Gruppe sich ein paar Tische sichern konnte, die sie dann zusammen rückten. Die Karte für die Cocktails war sehr bunt und es gab sogar alkoholfreie Getränke, für die sich Otabek entschied. Im Gegensatz zu Yuri trank er ungern Alkohol und so eine Feier war für ihn auch keine Ausnahme. Er wollte lieber auf seinen jüngeren besten Freund aufpassen, damit er es nicht wirklich übertrieb.

 

Nach einer Weile des Studierens der Karte, kam eine Kellnerin auf die Gruppe zu und jeder bestellte den gewünschten Cocktail. Yuri bestellte sich auch einen mit Alkohol und wie es schien ging, seine Rechnung auf und er wurde nicht nach dem Ausweis gefragt. Da die Gruppe nur aus Erwachsenen bestand, zweifelte die arme Kellnerin wohl nicht daran, dass auch er alt genug wäre für den Alkoholkonsum. Während sie auf die Getränke warteten, kamen immer mehr Menschen zur Strandbar und es wurde so langsam geselliger. Musik dröhnte um sie herum und die ersten Besucher tanzten bereits, während die bunt gemischte Gruppe aus Eiskunstläufern sich noch an ihren Cocktails labte. Yuri und Phichit rührten ihre Getränke erst an, nachdem das perfekte Foto geschossen und mit ihren Fans geteilt worden war. Snacks wurden auf Wunsch Yuuris auch serviert, da er nicht wollte, dass die Gruppe auf nüchternen Magen trank.

 

Nach einem weiteren bunten und süßen Cocktail war der jüngere Yuri gelöster und munterer und versuchte Otabek dazu zu überreden mit ihm zu tanzen, doch er sprach gegen eine Mauer. Schmollend zog er dann einfach mit Phichit von dannen und Otabek beobachtete amüsiert, wie Yuri Spaß hatte und niemanden zusammenschrie und schimpfte. Auf der Tanzfläche hatte niemand einen wirklich festen Tanzpartner und so tanzten sie in der Gruppe mit ihren Freunden zusammen. Otabek war für den Moment alleine mit Georgi, der nicht ohne seine neue Freundin tanzen wollte; die leider nicht hatte mitreisen können, da ihre Mutter krank geworden war; am Tisch zurückgeblieben und passte brav auf die Sachen der Gruppe auf. Er beschäftigte sich damit, einfach zu filmen und zu fotografieren und sich mit Georgi zu unterhalten. Vor ein paar Jahren war er eher Fotofaul gewesen, aber dank Yuri hatte er den Drang entwickelt, ab und an zum Handy zu greifen und drauf los zu fotografieren. Seine sozialen Medien wurden dadurch auch mehr gepflegt und seine Fans dankten es ihm sehr.

 

Lange blieb Otabek nicht alleine und immer wieder kehrte einer der Anderen zurück an den Tisch. Als es etwas später wurde, ließ auch er sich endlich von Yuri überreden mit ihm zu tanzen. Für jeden war deutlich sichtbar wie sehr sich der Jüngste der Gruppe darüber freute. Als sie wieder von der Tanzfläche zurückkehrten, entschuldigte sich Otabek Richtung Toiletten und Yuri setzte sich zu seinem Namensvetter, der ebenfalls eine Pause von der Tanzfläche nahm. Viktor tanzte mit Phichit, Mila mit Sara und Chris flirtete mit einem Unbekannten an der Bar, während Georgi sich kurz zurückgezogen hatte, um mit seiner Freundin zu telefonieren.

 

„Du scheinst dich sehr gut zu amüsieren“, erkundigte sich Yuuri vorsichtig, während Yuri an seinem Cocktail nippte. Der Jüngere trank sich durch alle Regenbogenfarben und war gerade bei Orange angekommen.

 

„Es ist hier toller als gedacht“, gab er zu.

 

„Liegt das vielleicht an Otabek?“, wagte sich der Brillenträger weiter vor.

 

„Was willst du damit sagen?“ Yuri sah ihn nun skeptisch an.

 

„Ich sehe doch wie du ihn ansiehst und wie du aufblühst in seiner Gegenwart. Aber keine Angst! Er ist wohl der Einzige, der es nicht merkt!“, fügte Yuuri schnell hinzu als Yuri ihn unterbrechen wollte. Kurz schwieg Yuri und Yuuri glaubte keine Antwort zu bekommen.

 

„So offensichtlich?“, murmelte er dann und kaute auf dem Strohhalm in seinem Glas.

 

„Für Außenstehende ja“, gab Yuuri zu und griff nach einem Stück Brot, das mit ihren Snacks serviert worden. „Wenn du die Initiative ergreifen willst, dann stehen Viktor und ich dir gerne zur Seite.“

 

„Schon gut. Ich werde nichts in der Richtung machen. Ich weiß gar nicht wie Otabek von der Sache denkt und unsere Freundschaft ist mir zu wichtig, als dass ich etwas versuchen würde“, murmelte Yuri und sah etwas betrübt in sein Glas. „Und wer weiß wie Russland reagiert, sollte es an die Öffentlichkeit kommen.“

 

„Verstehe. Aber wenn ich dir etwas verraten darf… Otabek schaut dich auch mit diesem ganz besonderen Ausdruck an, der nichts mit einfacher Freundschaft zu tun hat. Manchmal sollte man was riskieren. Aber wer bin ich, dass ausgerechnet ich es dir sage. Ich musste damals angeblich genug trinken, um überhaupt mit Viktor reden zu können.“

 

„Angeblich? Soll ich dir die Fotos noch mal zeigen?“, neckte Yuri, aber er stieß den Anderen kurz mit der Schulter an, da er für seine kurzen Worte doch dankbar war. Yuri hatte zwar Angst davor, einen Schritt in eine andere Art von Beziehung mit Otabek zu machen, aber es tat gut zu wissen, dass er in Yuuri und Viktor Menschen hatte, die ihn unterstützen würden, egal für was er sich entschieden würde.

 

„Bitte nicht!“ Yuuri vergrub beschämt sein Gesicht in seinen Händen und Yuri lachte laut und ungehemmt. Der Alkohol zeigte schon seit geraumer Zeit seine Wirkung und der Blonde war wie eine andere Person.

 

Die Gruppe blieb noch die ein oder andere Stunde und irgendwann war jeder bis auf Otabek recht angetrunken und der arme Otabek hoffte, dass er keinen zurück zu Yuutopia tragen musste. Einen schaffte er vielleicht, aber bei der ganzen Gruppe würde er sie einfach im Sand zurücklassen. Um drei Uhr nachts torkelte die Gruppe dann so langsam zurück und Otabek achtete, darauf, dass sich niemand etwas tat, während sein bester Freund an ihm hing, wie ein Klammeraffe und unverständliches Zeug in mehreren verschiedenen Sprachen in sein Ohr lallte. Obwohl der Weg nicht lang war, gab es doch einige Hindernisse, und sie brauchten um einiges länger, um zurückzukehren, als eigentlich nötig gewesen wäre. Aber er hatte alles was unterwegs passiert war auf Video und würde sich auch in Zukunft darüber amüsieren können. Otabek war erleichtert als alle in ihren Betten lagen und er nur noch Yuri ins Bett bringen musste, was mit einem betrunkenen Teenager nicht so einfach war. Irgendwann konnte dann auch er seine Augen schließen und ins Land der Träume gleiten.

 

***

 

Stöhnend zog sich Yuri die Bettdecke über den Kopf, als ein Sonnenstrahl einen Weg an den Gardinen vorbei ins Zimmer fand und es sich zum Spaß machte ausgerechnet ihm ins Gesicht zu scheinen. Sein Schädel dröhnte und er versuchte sich daran zu erinnern, was eigentlich passiert war und wieso ihm der Kopf so wehtat. Als er langsam wacher wurde, merkte er, dass er nicht wirklich alleine im Bett lag und riss die Augen auf. Sein Herz raste kurz, aber dann roch er den vertrauten Geruch Otabeks und beruhigte sich wieder etwas. Er war wohl im Schlaf zu ihm gerollt. Ihm fiel wieder ein, dass sie am Abend vorher alle feiern gewesen waren und er wohl deshalb einen Filmriss hatte.

 

Auf einmal bemerkte er, dass er nicht direkt auf dem Futon lag, sondern seine Hand berührte eine nackte Brust. Er beruhigte sich aber schnell wieder und versuchte die Situation erst einmal im Ganzen zu erfassen, bevor er in Panik verfiel. Er lag wie es schien mit Otabek gemeinsam im Bett. Gut da war noch nichts dabei. Otabek hatte mindestens oben nichts an, so wie es sich anfühlte. Yuri nahm seinen Mut zusammen und hob vorsichtig die Bettdecke ohne Otabek zu wecken und sah nach, ob noch mehr Kleidung fehlte. Gut. Es fehlte einiges, aber beide hatten ihre Unterwäsche noch an. Und Yuri fühlte sich nicht wirklich anders, als er sich kurz bewegte. Das Einzige, das schmerzte, war sein Kopf und mehr nicht. Jedoch fragte er sich, wieso er fast nackt mit Otabek in einem Bett lag.

 

Er atmete erst einmal tief ein und aus und versuchte sich daran zu erinnern, was am Vorabend passiert war. Er hoffte inständig, dass er sein Maul nicht zu weit aufgerissen hatte und Dinge gesagt hatte, über die er eigentlich erst hatte nachdenken wollen. Zu ihm passen würde es jedenfalls. Bevor er aber seinen Kopf richtig anstrengte, versuchte er sich so vorsichtig wie möglich aus Otabeks Arm zu schlängeln, den er wohl im Schlaf um ihn geschlungen hatte und dessen Gewicht Yuri erst jetzt auffiel. Eigentlich gar nicht mal so übel so aufzuwachen, minus Filmriss und Kopfschmerzen. Seine erste Mission am Tag würde die Suche nach Kopfschmerztabletten sein, die er gerade am meisten herbei wünschte. So verkatert wie er war, war er aber alles andere als grazil und leise und es dauerte nicht lange bis Otabek sich regte und langsam aufwachte.

 

„Yura?“, drang eine verschlafene und tiefe Stimme an sein Ohr.

 

„‘Tschuldigung. Wollte dich nicht aufwecken“, krächzte Yuri zurück und räusperte sich kurz. Ein Glas Wasser wäre auch nicht schlecht, stellte der junge Trunkenbold fest.

 

Yuri brauchte jetzt nicht mehr wegen Otabek so vorsichtig zu sein, und so setzte er sich langsam auf. Sofort fing sein Kopf an zu dröhnen und er stöhnte schmerzerfüllt auf. Er legte den Kopf in seine Hände und wartete bis der Druck etwas abebbte. Erst dann konnte er es wagen aufzustehen.

 

„Hier. Nimm die.“

 

Der junge Eiskunstläufer blickte zur Seite und sah wie Otabek ihm eine Kopfschmerztablette und eine Flasche Wasser hinhielt. Er hatte wohl damit gerechnet, dass sein bester Freund dies brauchen könnte und Yuri hätte ihn am liebsten geküsst. Doch irgendwie schmeckte sein Mund als wäre etwas darin verreckt und das wollte er dem Anderen nicht antun, also bedankte er sich und verlor keine Zeit die Pille mit einem Schluck Wasser herunterzuschlucken. Um seinen Magen nicht zu sehr zu reizen, trank er danach langsamer aus der Flasche, ehe er sie wieder zuschraubte und sich wieder hinlegte.

 

„Wie geht es dir?“, fragte Otabek nach einer Weile des Schweigens.

 

„Als sei ein Zug über mich gefahren…“, murmelte Yuri, der die Augen geschlossen hatte und sie nun wieder vorsichtig öffnete und sich im Zimmer umsah.

 

Die beiden jungen Männer lagen immer noch im selben Futon und nun verstand Yuri auch wieso. Der zweite Futon lag nicht mehr auf seinem Platz. Er warverschwunden!

 

„Was ist passiert?“, fragte Yuri und er hatte Angst vor der Antwort.

 

„Dir wurde schlecht und wir haben es nicht mehr rechtzeitig zur Toilette geschafft“, erklärte sein bester Freund dann, als er sah wohin Yuris Blick ging.

 

„Deswegen sind wir auch halbnackt?“, fragte er dann zögerlich und hoffte trotz Scham, den Futon vollgekotzt zu haben, dass es auch ihre Kleidung erwischt hat und sie deswegen nur in Unterhosen zusammen unter einer Decke lagen.

 

„Genau. Katsukis Mutter war so lieb und hat alles sofort mitgenommen zum waschen. Sie ist aufgewacht als wir zurückgekommen sind. Immerhin hatten wir einige laute Russen mit dabei, die den Mund nicht halten konnten.“

 

„Oh Gott…“, jammerte Yuri. Er konnte sich gut vorstellen, dass er, Viktor, Georgi und Mila sich in lautem Russisch unterhalten hatten, ohne auf die Uhrzeit zu achten. Es war doch immer wieder dasselbe.

 

„Keine Sorge. Sie hat sich eher darüber amüsiert. Sie scheint es wohl gewohnt zu sein, Trunkenbolde zu beherbergen.“

 

„Na klar. Viktor war ja schon oft genug hier und der ist eben Russe durch und durch und kann zu dem einen oder anderen Drink nicht nein sagen“, meinte Yuri trocken.

 

Anstatt aufzustehen legte sich Otabek wieder zu Yuri und deckte sie beide wieder etwas zu. Eine Weile schwiegen sie sich an und Yuri hatte das Gefühl, dass sein bester Freund etwas sagen wollte, aber vorher lieber abwartete, bis es dem Blonden wieder besser ging. Yuri hingegen versuchte sich an den Abend zu erinnern. Er hoffte wirklich, dass er nichts Dummes angestellt hatte und sich im nächstbesten Erdloch verkriechen musste. Fetzen kehrten so langsam zurück, aber bis jetzt nichts wirklich Peinliches. Bis ihm ein kleiner Satz einfiel, den er ausgerechnet Otabek ins Ohr gelallt hatte.

 

„Verrate es niemandem, aber ich liebe Otabek.“

 

Voller Entsetzen richtete sich Yuri auf und starrte Otabek mit großen Augen an. Dieser blickte verwirrt zurück und setzte sich ebenfalls hin, um mit Yuri auf Augenhöhe zu sein.

 

„Bitte sag mir, dass ich das nicht gesagt habe!“, flehte Yuri und versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben.

 

„Wenn ich wüsste von was du sprichst, dann könnte ich es vielleicht verneinen.“

 

„Du weißt ganz genau, wovon ich spreche, oder etwa nicht?!“

 

Otabek seufzte daraufhin und schloss die Augen für einen Moment. Er strich sich mit einer Hand durch seine dunklen Haare ehe er seine Augen wieder aufmachte und Yuri etwas entschuldigend ansah.

 

„Ja ich weiß, wovon du redest. Wenn ich ehrlich bin, wollte ich sowieso mit dir darüber reden“, gestand er und Yuri zuckte kurz zusammen.

 

Der Jüngere der Beiden hatte nun schrecklich Angst vor dem was kommen würde. Die Freundschaft würde Otabek wohl nicht wegen seiner Gefühle aufgeben, sonst hätte nicht mit ihm den Futon geteilt, aber Yuri machte sich auf eine Zurückweisung gefasst. Er wusste, dass Otabek nichts gegen Homosexuelle hatte, sonst wäre er nicht zu dieser Hochzeit gekommen, aber Yuri war sich fast sicher, dass sein bester Freund auf Frauen stand, da er bis jetzt immer nur Dates mit Frauen gehabt hatte, wenn überhaupt. Deswegen wollte Yuri auch keinen weiteren Schritt in Richtung romantische Beziehung machen. Aber sie hatten auch noch nie wirklich über ihre Sexualität miteinander geredet und es bestand vielleicht die Hoffnung, das Otabek Bi war.

 

„Es tut mir leid! Ich wollte nicht, dass das passiert und du musst dich sicherlich unwohl fühlen! Aber mach dir keine Sorgen um mich! Ich komme definitiv mit nur Freundschaft zurecht und du brauchst kein schlechtes Gewissen deswegen zu haben!“, bettelte Yuri sofort und sah Otabek mit traurigen Augen an. Er konnte und wollte nicht, dass ihre Freundschaft ruiniert wurde. „Vergiss einfach was ich gesagt habe.“

 

„Yura.“ Yuri war sofort still. „Ich werde sicherlich nicht vergessen, was du mir gesagt hast. Aber eine Frage. Ich weiß, dass du betrunken warst, aber hast du wirklich ernst gemeint, was du gestern gesagt hast?“, fragte Otabek.

 

Yuri biss sich auf die Lippe ehe er antwortete. Er wusste nicht ob er ehrlich sein sollte, oder ob Otabek ihm eine Möglichkeit gab, es als betrunkenes Gesabbel abzustempeln, aber irgendetwas in ihm sträubte sich dagegen zu lügen. Also nickte er nur, da er nicht in der Lage war, noch ein weiteres Wort heraus zu bekommen. Er hatte zwar immer noch Angst davor, was Otabek ihm sagen würde, aber er fühlte sich gleichzeitig erleichterter, da sein größtes Geheimnis nun kein Geheimnis mehr war. Yuri senkte den Kopf, da ihn der Mut verließ Otabek weiter anzusehen.

 

„Das ist alles, das ich wissen wollte“, sagte Otabek und Yuri linste zwischen seinen Haarsträhnen hervor, die ihm ins Gesicht gefallen waren.

 

Er sah wie Otabek seine beiden Hände hob und damit sanft sein Gesicht umfasste, um seinen Kopf etwas mehr anzuheben. Yuri starrte Otabek mit großen und fragenden Augen an, doch Otabek sagte kein Wort. Für einen Außenstehenden wäre jetzt klar gewesen, was Otabek geplant hatte, doch Yuri wusste nicht, was auf ihn zu kam. Sanft legten sich Otabeks Lippen auf die Yuris und Yuri konnte nicht anders als steif dazusitzen und den Kuss über sich ergehen zu lassen. Seine Augen waren noch grösser aufgerissen und Pink zierte seine Wangen. Der Kuss dauerte nicht lange und Otabek zog sich mit einem Lächeln zurück. Der Bastard wusste genau, wie sehr er den Jüngeren überrumpelt hatte.

 

„Beka…?“

 

„Ich bin wirklich glücklich darüber, dass du etwas gesagt hast. Auch wenn es im Vollrausch gewesen ist“, grinste Otabek.

 

„W-W-Was? Wieso hast du nichts gesagt?!“, schimpfte Yuri und vergrub etwas verlegen sein Gesicht in seinen Händen. „Verdammt… Das war mein erster Kuss“, murmelte er dann in seine Hände und Otabek musste lachen.

 

„Da muss ich dir leider widersprechen“, meinte er dann geheimnisvoll und Yuri sah ihn nun wieder an.

 

„Hä?“ In Yuris Hirn ratterte es, bis er sich stöhnend unter der Bettdecke vergrub. „Das kann doch nicht wahr sein! Was habe ich denn noch alles gemacht, um mich lächerlich zu machen?“, schimpfte er dann mit sich selber.

 

„Nun ja…“, fing Otabek an. „Du hast mich erst hier im Zimmer geküsst und wolltest mir an die Wäsche. Weit bist du aber nicht gekommen, da du deinen Mageninhalt über uns und den Futon verteilt hast. Nach dem Ausziehen und Waschen bist du dann eingeschlafen.“ Yuri jammerte unter der Bettdecke, während Otabek amüsiert zu dem Bündel sah.

 

„Na komm. So schlimm war es doch nicht“, versuchte Otabek seinen Freund hervor zu locken.

 

Yuri kam auch langsam wieder hervor und sah Otabek nun mit hoffenden Augen an. Etwas unsicher war er dann doch, da ihm eine Frage auf den Lippen brannte. Unbewusst leckte er sich darüber und bildete sich ein, Otabek zu schmecken.

 

„Was… sind wir jetzt?“, fragte er dann unsicher und hoffnungsvoll zu gleich. Otabek sah ihn liebevoll an und legte sich wieder zu ihm.

 

„Alles was du willst. Du liebst mich. Ich liebe dich. Wir brauchen keinen Stempel. Und wir können es auch langsam angehen lassen. Es erst mal sacken lassen“, schlug Otabek dann vor.

 

„Danke“, murmelte Yuri und gab ihm einen kleinen und schüchternen Kuss.

 

Sie lagen eine Weile einfach nur da, kuschelten und genossen die Nähe des jeweils anderen.

 

„Auch wenn ich mich etwas blamiert habe, aber zumindest hat sich gestern niemand ausgezogen… Oder?“, fragte Yuri dann vorsichtig. Es wäre jedenfalls nicht das erste Mal nach so einem Saufgelage gewesen, dass jemand eine Stoffallergie entwickelt hätte.

 

„Nun ja… Als wir am Strand waren, hattest du die grandiose Idee im Meer nackt zu baden und ihr seid fast alle splitterfasernackt ins Wasser gehüpft. Ich kann dir gerne das Video zeigen, wenn du willst.“, schmunzelte Otabek. Im ersten Moment hatte er die Aktion Yuris witzig gefunden, bis ihm wieder eingefallen war, dass alle betrunken waren und somit das Risiko für Unfälle um einiges grösser gewesen war.

 

„Du hast uns gefilmt?“ Yuri stand das Entsetzen ins Gesicht.

 

„Jap“, und damit holte Otabek sein Handy hervor und zeigte Yuri alle Fotos und Videos, die er an dem Abend gemacht hatte. Einige schickte sich Yuri zu und über andere amüsierte er sich auch selbst. Auch fand er das Foto, das Viktor von ihnen gemacht hatte, als sie ein Nickerchen gehalten hatten und war dankbar, dass der alte Mann es zumindest Otabek geschickt hatte.

 

„Ich werde nicht mehr trinken… So viel ist klar…“

 

Die beiden verbrachte den ganzen Morgen im Bett, und als Yuris Kopfschmerzen fast gänzlich verflogen waren, machten die beiden einen Ausflug und Yuri zeigte Otabek die relevantesten Plätze in Hasetsu. Die Hauptziele aber war die Eisbahn und Yuuko und ihre Familie, die die Eiskunstläufer voller Freude empfing und sie auf das Eis ließ. Es dauerte nicht lange bis Fotos von den besten Freunden und dem neuem Paar im Internet auftauchten, dank Yuukos Mädchen.

 

 

Epilog:

 

Die Hochzeitzeremonie von Viktor und Yuuri für ihre Freunde und Familie fand am Strand statt. Yakov wurde dazu auserwählt den Zeremonienmeister zu mimen und las den vorbestimmten Text deutlich und für alle verständlich auf Englisch vor. Die Zeremonie dauerte auch nicht lange und sie diente mehr dazu, dass das frisch gebackene Ehepaar ihre selbstgeschriebenen Gelübde vor allen vortragen konnte. Yuri selbst hatte eine kleine Träne verdrückt, aber würde sie bis ins Grab leugnen. Er und Otabek hatten sich dazu entschieden, ihre neue Beziehung langsam anzugehen und hielten sie vorerst vor den Anderen geheim.

 

Die Feier fand ebenfalls am Strand statt und schnell wurden nach den offiziellen Fotos Schuhe ausgezogen und man lief barfuß im Sand herum. Es wurden extra Tische aufgestellt und eine Band spielte auf einer kleinen, improvisierten Bühne Musik. Bevor der erst Gang des Essens serviert wurde, hielten die Trauzeugen ihre Reden und auch Yuri ließ es sich nicht nehmen etwas zu sagen.

 

„Ich will nicht viel sagen, außer, dass ich froh bin, dass die beiden endlich verheiratet sind. Es war schon selten dämlich seitens Viktor, mit der Ehe zu warten, bis Yuuri eine Goldmedaille gewonnen hat. Ich war leider von Anfang an mit dabei, vom Kennenlernen auf dem Bankett, bis zum ersten Wettbewerb, als Viktor sich als Coach versucht hat. Und dann lag es an mir, auch noch ihre Beziehung zu retten, weil beide zu blöd waren miteinander zu reden. Manchmal wünschte ich, ich hätte diesen Grand Prix verloren, denn als beide auch noch in Russland waren, waren sie ständig so widerlich verliebt, dass mir nur noch schlecht war.

Aber darauf will ich jetzt nicht weiter hinaus. Ich wollte nur sagen, dass die beiden keine Freunde von mir sind. Sie sind mehr. Und ich werde es nur einmal sagen, aber sie sind Familie für mich geworden. Beide sind sehr weit davon entfernt, perfekt zu sein. Auch du Viktor mit deiner Glatze im Anmarsch. Aber eins weiß ich. Auch wenn sie einzeln viele Fehler haben und ich sie am liebsten auf den Mond schießen würde, zusammen und füreinander sind sie perfekt und ich wünsche ihnen alles Gute.“

 

Yuri hob sein Glas mit Champagner und die Anderen taten es ihm gleich, um gemeinsam auf das Glück des Paares zu trinken. Er sah wie Viktor sich Tränen wegwischte und Yuuri in ein Taschentuch schnäuzte. Yuri wusste, dass diese beiden es nie einfach gehabt hatten in ihrer Beziehung und dass ihnen viele Steine in den Weg gelegt worden waren, aber gemeinsam hatten sie es geschafft und ihre Familie und Freunde standen ihnen auch dabei zur Seite. Yuri wünschte sich insgeheim, dass seine Beziehung mit Otabek auch so stark werden würde, aber wer wusste, was die Zukunft bringen würde.

 

Später als die Tanzfläche eröffnet wurde, füllte sie sich schnell und so gut wie jeder tanzte. Yuri wurde von Nishigori Yuuko auf die Tanzfläche entführt und von ihren Mädchen abwechselnd zum Tanzen gefordert. Erst danach konnte er mit Otabek tanzen, auch wenn sie so fast schon verrieten, dass sie ein Paar geworden waren. Aber die allgemein heitere Atmosphäre verleitete sie dazu. Auch das Brautpaar krallte sich seinen ‚Sohn‘, um auch mit ihm zu tanzen und ihn für seine Rede zu knuddeln. Dass sie das Ganze auf Video hatten, half seiner Situation auch nicht. Aber er freute sich wirklich für sie und so schimpfte er etwas weniger als sonst. Alles in allem war die Feier ein Erfolg und jeder amüsierte sich. Auch die Fans, die mit Fotos vollgeballert wurden.

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  reuab_art
2017-12-26T23:18:43+00:00 27.12.2017 00:18
Oh, was für eine schöne Story!
Otabek ist doch wahrlich ein liebevoller Freund! <3
Dankesehr für den herrlichen Abend :3


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