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And everything chances

oder auch: wie das Leben eben so spielt
von

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Was war eigentlich passiert?

Der Herbst hatte mit aller Wucht zugeschlagen. Rika kam es beinahe so vor, als wäre sie tagelang nicht draußen gewesen, so verändert war alles. Die Bäume trugen kein saftiges Grün, sondern blasses Braun und knalliges Rot. Auf den Straßen lag das Laub in Massen und wurde hie und da von einem vorbeifahrenden Auto aufgewirbelt. Die Luft roch jetzt nach frischen Kastanien, welkenden Blumen und nassem Asphalt. Irgendwie mochte sie diese Jahreszeit.

Für einen Moment war sie sogar ganz froh, die Schuhe nicht gefunden und kein Kleid angezogen zu haben. Nicht, dass sie zugegeben hätte, zu frieren, aber es wäre sonst doch bestimmt eher etwas unangenehm geworden. Zumal sie nicht wusste, wie lange das Treffen andauern würde.

 

Genau genommen, wusste sie wirklich wenig.

Gerade einmal den Treffpunkt hatte er ihr gesagt.. Und dass es dringend wäre.

Wieso meldete sich dieser Kerl eigentlich nach so langer Zeit einfach bei ihr. Was bildete er sich ein?! Sie dann auch noch so irgendwo hin zu bestellen, ohne zu sagen, worum es geht.

„Dem werde ich eine verpassen!“ murmelte sie zornig vor sich her, während sie in die eben einfahrende Bahn einstieg und sich ein Ticket löste.

Die Straßenbahn war eklig. Sie roch immerzu nach altem Urin und Bier. Obwohl Rika weiter hinten einen freien Platz erspähte, beschloss sie, stehen zu bleiben. Schließlich würde ohnehin sicher gleich eine alte Frau oder eine Schwangere einsteigen, der sie den Platz räumen müsste.

Während sie sich ihre Kopfhörer aufsetzte und ihre Lieblingsband auf dem Handy auswählte, schoss ihr gegen ihren Willen immer wieder diese eine Frage durch den Kopf: Wieso eigentlich?

Wieso wollte er sie so plötzlich treffen? Sie hatten seit die Digimon in ihre Welt zurück gekehrt waren doch gar keinen Kontakt gehabt. Oder hatte er etwas Neues herausgefunden? Waren die Digimon eventuell zurück? Bei dem Gedanken wurde ihr ganz warm. Sie hatte Renamon schon so lange nicht mehr gesehen und vermisste ihren Partner beinahe jede Sekunde.

Ihn wiederzusehen… sie wagte es nicht, diesen Gedanken zu Ende zu führen. Wenn sie falsch mit ihm liegen würde, wäre sie nur enttäuscht und der Abend wäre ruiniert. Wenn dem so wäre, hätte er sicher alle zusammen gerufen und nicht nur sie.

Also, warum sonst könnte er sie treffen wollen? Sicher nicht, weil er sie vermissen würde.. oder doch? Rika jedenfalls hatte ihn, entgegen allen Erwartungen, tatsächlich vermisst. Seit er sich aus ihrem Leben entfernt hatte, fehlte ihr einfach etwas.

Sie konnte spüren, wie ihr Gesicht rot wurde. Zornig rief sie sich in Gedanken zur Ordnung. Was war eigentlich passiert? Alles hatte sich so geändert. Sie hatte sich selbst nicht mehr im Griff. Diese Gefühle waren doch vollkommen untypisch und unangebracht und dämlich und naiv und verrückt und… so schön..

Für einen kurzen Moment erlaubt Rika sich diesem warmen und kribbelnden Gefühl nachzugeben. Besser jetzt, als nachher, wenn er es sehen kann. Wenn sie es schon nicht aufhalten kann.

 

„Nächste Station: Marktplatz!“ hörte Rika über die Musik hinweg über den Lautsprecher der Straßenbahn. Tief seufzend schaltete sie die Musik aus, kämpfte sich ihren Weg durch die Mengen zum Ausgang und trat hinaus, als ein kalter Windhauch ihr die Haare ins Gesicht wehte.

„Brr!“ fröstelte sie. Es half nichts. Bevor sie auch nur einen Schritt gehen konnte, musste sie sich eingestehen, dass sich alles geändert hatte. Nicht nur ihre Umwelt und die Umgebung, die Jahreszeit oder ihr Körper. Nein, auch sie selbst hatte sich verändert. Sie und ihre Gefühle.. Sie war kein stures Kind mehr. Ihre Abenteuerlust wurde damals schon für den Rest ihres Lebens gedeckt und Jungs.. - Jungs waren eben nicht mehr ‚nur doof‘.

Aber Rika war noch nie verliebt. So wie jetzt, hatte sie noch nie empfunden. Wenn es überhaupt so etwas wie Liebe war. Das war vollkommen neu für sie..

Mutig schlug sie die Richtung ein, in der das Lokal liegen sollte. Nur noch ein paar Schritte und er würde dort stehen.. Und wenn er sich auch verändert hatte? Wenn er so gar nicht mehr der war, den sie einmal kannte? Was, wenn er alles verloren hatte, was sie so an ihm mochte? Wenn sie ihn nun gar nicht mehr wieder erkannte?

 

Trübsinnig und in Gedanken vertieft hob Rika etwa zwei Dutzend Schritte entfernt den Kopf, doch sehen konnte sie ihn nicht. Und wenn er nun gar nicht kam?

Aufmerksam betrachtete sie jeden einzelnen Tisch ohne eine Spur von ihrem alten Bekannten zu sehen, als er plötzlich direkt aus der Ladentür gestolpert und auf sie zugerannt kam, wild rudernd mit beiden Armen und mit einem Strahlen auf den Lippen, als wäre das der schönste Moment seines Lebens. „Riiiikiiiiii!!!“ stürmte er geradewegs auf sie zu.

 

Rika konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Ich hab dir damals schon gesagt, ich trete dir in den Hintern, wenn du mich so noch einmal nennst!“

Erleichtert in sich hinein schmunzelnd ging sie, jetzt ganz entspannt und sorgenfrei, ihm entgegen.

 

Nein, dachte sie, du hast dich überhaupt nicht verändert, Takato..



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Khaleesi26
2017-12-19T19:21:30+00:00 19.12.2017 20:21
Sehr niedlich :D
Rika macht sich ja mal richtig Gedanken, was aus Takato geworden ist. Aber das ist auch verständlich. Offensichtlich haben sie sich wirklich seit Jahren nicht gesehen. Und offenbar hat er nur sie eingeladen, was ich allerdings auch nachvollziehen kann. Ich fand, dass sie schon in der Serie eine ganz besondere Verbindung zueinander hatten :) Aber ist es wirklich ein offizielles Date oder denkt Rika das nur? Hmm.. das werden wir sicher noch erfahren, was Takato sich bei dem Ganzen so denkt.
Liebe Grüße!


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