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A Walk in the Dark

von

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Part 01: L.A.

1
 

Es war mitten in der Nacht, als das penetrante Dröhnen der Klingel Yukiko aus dem Schlaf riss.

Mitten in der Nacht für eine Schauspielerin in L.A., also vermutlich gegen sechs Uhr am Morgen, dachte sie unzufrieden. Es war noch dunkel und in jedem Fall ungewöhnlich. Für jeden X-beliebigen öffnete sie unagekündigt sicher nicht die Tür, ging es ihr durch den Kopf, und drehte sich demonstrativ von der einen Seite auf die Andere.
 

Minuten später brachte ein erneutes Klingeln sie doch noch dazu aufzustehen.

Im Morgenmantel tappste sie durch den dunklen Flur und erkannte durch das milchige Glas der Eingangstür zwei Gestalten, angestrahlt vom schwachen Licht der kleinen bewegungssensorischen Lampe, von denen mindestens eine Siluette ihr sehr vertraut war: Plötzlich in heller Aufregung eilte sie die letzten Meter um ihre Hoffnung zu bestätigen; Und tatsächlich: Im Eingang stand Shinichi – Ihr Sohn – in voller Größe. Nicht Conan, der kleine Schatten eines Detektivs zu dem er vor Jahren geschrumpft worden war.
 

Sein Gesicht war aschfahl, zwar hatter er scheinbar versucht es dürftig zu reinigen, doch erkannte sie deutlich spuren von Schmutz... und Blut nahe einer Prellung. Yukiko wurde plötzlich kalt. Seine Kleidung wirkte bereits viel zu lang getragen und seine Begleiterin machte keinen besseren Eindruck. Yukiko erkannte sie sofort, obwohl sie ihr niemals in dieser Form begegnet war. Rotblondes Haar vom Nieselregen feucht an ihren Wangen klebend und ein Kleid, von dem Yukiko sich schwach erinnerte es selbst vor Jahren in Japan zurückgelassen zu haben.
 

„Shiho...“ war das Erste was die völlig überforderte Yukiko herausbekam und schimpfte innerlich, dass sie nichtmal in der Lage war ihren Sohn ordentlich zu begrüßen.
 

„Oh Gott – Kommt rein, kommt rein!“ Yukiko schloss die Tür und war kurze Zeit sichtlich nicht Herrin der Lage: Die Beiden waren keine Grundschüler mehr, sie sahen aus wie vom Kriegsschauplatz enkommen und standen mitten in der Nacht – Verzeihung: morgens um sechs - zwölf Flugstunden von der Heimat entfernt vor ihrer Tür. Entweder war das ein Grund zum Feiern, oder etwas wirklich Schlimmes war in der letzten Nacht geschehen.
 

Oder beides. Vermutlich beides.
 

Shinichi rang sich ein schwaches Schmunzeln ab, sagte jedoch nichts. Sie hatte ihn noch nie so erschöpft gesehn. Und wenn sie sich nicht täuschte, zitterte er. Das bisschen Regen bei 25° Grad konnte kaum der Grund sein. Shiho widerum wirkte wie ein angeschossenes Tier, mehr als einmal hatte sie sich verstohlen zur Tür zurück gewandt.

Yukiko schüttelte den Kopf um sich selbst zur Ordnung zu rufen. Sie schloss ihren Sohn in die Arme, schob ihn dann die Treppe zur Galerie hinauf und deutete auf das Gästezimmer, bevor sie sich Shiho schnappte und ebenso fest an sich drückte. In beiden Fällen spürte die die enorme Anspannung, die die beiden fest im Griff hatte.
 

Sie verstand, dass Shiho keine Familie hatte, zu der sie zurückkehren könnte. Wie auch immer es gekommen war, dass die Beiden nun in ihrer erwachsenen Gestalt in L.A. waren, das Mädchen musste befürchten nun für immer allein zu sein... und nicht nur weil Shiho in der ganzen Zeit für ihren Sohn da gewesen war, wollte Yukiko alles tun, um Shiho dieses Gefühl zu nehmen und ihr einen Platz in ihrer Familie zu geben.
 

Als ob sich ihre Gedanken still auf das Mädchen übertragen hätten, begann diese langsam sich zu entspannen.

„Danke.“, hörte sie leise. Shihos Stimme klang rau und ungeübt, als hätte sie Tagelang nicht gesprochen.
 

Fragen konnten bis zum Morgen warten. Yukiko wies Shiho das Zimmer neben Shinichi zu, welches sich nach leisem Klicken des Lichtschalters in warmes Licht tauchte und neben einem Bett noch einen Schreibtisch mit Leselampe, maus-grauen Teppich und ein Panoramafenster mit Balkon offenbarte. Das Mädchen konnte den Blick von diesem Stockwerk aus über ganz L.A. schweifen lassen, einer der Vorzüge, wenn man etwas außerhalb des Tals wohnte. Doch das Mädchen schien wenig beeindruckt und wandte sich in kürzester Zeit mit ihren unruhigen Augen zurück zur Tür. Erneut.
 

Ein verletztes Tier, ganz so sah sie aus.
 

Yukiko fiel ihr Sohn wieder ein. Der üblicherweise etwas arogante aber ansonsten bodenständige Junge, den sie so liebte, sein Anblick hatte sie erschreckt. Oder täuschte der Eindruck nur? Yukiko bat Shiho sich wie zu hause zu fühlen, und hoffte, das Mädchen würde sich mit dieser Fomulierung nicht unwohl fühlen, legte ihr eines ihrer Nachthemden heraus, bevor sie ins Zimmer nebenan eilte.
 

„Shinichi?“

Langsam öffnete sie die Tür, gehört hatte er sie scheinbar nicht. Da stand er und Yukiko widerstand der Versuchung sich fest zu kneifen und schalt sich in Gedanken für ihre Euphorie. Mochte sein, dass dies ein Grund zur Freude war, doch bei den beiden Kindern... (Shinichi würde jedenfalls für immer ihr kleiner Junge sein) war diese Nachricht scheinbar nicht angekommen. So wie er dort stand, mit dem Rücken zu ihr, war etwas ganz und gar nicht in Ordnung. Sein altes Hemd hatte er fallen und einfach liegen gelassen, doch statt zu dem Neuen zu greifen hielt er inne... Sie schritt über die Wäsche hinweg und folgte seinem Blick – Seine Hände, nicht mehr die eines Kindes...
 

Yukiko wagte sich gar nicht vorzustellen wie seltsam... Anders? Irritierend? Verstörend? Das sein musste... Dann sah sie einen roten Schimmer – Als sie noch einen Schritt nähertreten wollte, bemerkte er sie. „Mum...“ und er lächelte kurz. „Ich glaube wir brauchen erstmal eine Mütze Schlaf. Wir reden später, ja?“ Und er klang fast wieder wie der Alte. Sanft schob er sie hinaus und sie wehrte sich nicht. Er sagte „Gute Nacht“, obwohl ihm klar sein musste, wie früh es war und schloss die Tür ohne sie noch einmal anzusehen. Eine Weile stand sie dort. Die Galerie lag dunkel, kein Licht schimmerte unter den Türen hindurch und sie fragte sich für einen Moment, ob die Beiden noch da wären, wenn sie jetzt eine der Türen öffnete.
 

Shinichis Lächeln erkannte sie nicht wieder, er hatte es für sie aufgesetzt, damit sie schlafen konnte... damit er schlafen konnte. Um Zeit zu schinden... oder aus welchem Grund auch immer.
 

Sie erinnerte sich an den dunklen Schimmer, den sie aus den Augenwinkeln an seinen Fingern wahrgenommen hatte... bei dem Licht – es hätte wirklich alles sein können. Warum dachte sie als erstes am Blut?
 

Dann zwang sie sich einmal tief durch zu atmen und entschied, dass es keinen Sinn machte sich noch einmal schlafen zu legen. Sie schnappte sich ihr Handy und schreib ihrem Mann eine kurze Nachricht:
 

„Shinichi ist hier.“



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