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-Eine andere Welt-

--Kushkepet--
von

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Prolog

Mein Name ist heute Lima. Noch vor ein paar Tagen hatte ich einen anderen Namen, einen festen Beruf in einer guten Firma mit Aussicht auf Beförderung und angesehener Stellung in der allgemeinen japanischen Gesellschaft. Im Grunde der Traum eines yeden Japaners meinen Alters, doch ich habe alles aufgegeben. Ich bin eines Abends nachhause gefahren, habe mir ein wenig Haarfarbe gekauft und meine schwarzen Haare in einen braun-rötlichen Schopf verwandelt. Außerdem habe ich meine Kleidung genommen, in Säcken verpackt und an die Wohlfahrt gespendet, behalten habe ich nur ein paar Stücke, die durch gefallen in meinen Schrank gefunden hatten, nicht weil mein Yob sie vorschrieb oder sie einfach praktisch waren. Ein Kündigungsschreiben mitsamt allen Schlüsseln habe ich meinem Vermieter in den Briefkasten geworfen. Darin habe ich auch erklärt, das ich die Wohnung möbeliert zurück gelassen habe. Das Kündigungsschreiben an meine Firma war zu diesem Zeitpunkt bereits in Obhut des Postamtes. Einzig mit einem schwarzen Rucksack bewaffnet, indem sich nur das nötigste befand, machte ich mich auf den Weg. Was war das nötigste? In diesem Moment waren es meine wenigen Kleidungsstücke, mein Portmonee mit Bargeld und Ausweispapieren, verschiedene Hygieneartikel, Proviant und ein Zettel, auf dem ich die Reisedaten notiert hatte. Zudem mein Tagebuch. Ich habe nie Tagebuch geschrieben, aber plötzlich überkam es mich und ich habe mir ein leeres Notizbuch und eine Packung Kugelschreiber gekauft. Nun sollte meiner Reise nichts mehr im Wege stehen, dachte ich.
 

Das war vor ein paar Tagen. Heute, als Lima, habe ich endlich den Eingang erreicht. Es war nicht einfach, aber ich habe es mir nie leicht vorgestellt. Meine Reise führte mich vom Süden Japans quer durchs Land nach Tokio. Ich bin früher schon oft in Tokio gewesen, es ist eine Metropole, voller Energie und neuer Errungenschaften. Doch daran bin ich heute garnicht interessiert.

Ein Kollege hatte mir davon erzählt. Es gäbe eine Stadt in Tokio, mitten im Herzen der Metropole. Dort wäre alles irgendwie anders, die Menschen dort seien verdreht. Nicht aus irgendeinem übernatürlichen Zauber heraus, nein, es handle sich schlicht und ergreifend um die Mentalität. Er erklärte mir, es sei wie eine Art Unterwelt mitten in Tokio, in der nichts mehr wichtig sei, was der Autonormaljapaner als wichtig erachten würde. Die Menschen dort würden nach ihren eigenen Gesetzten leben, Händler verkaufen düsteres Zeug und generell sei nicht viel über diesen Ort bekannt. Der Weg hinein sei nicht das schwierige, allerdings sei dieser Ort so voller Gänge und Gassen, das man sich leicht verlaufen könnte. Markiert würde der Eingang dorthin mit einem großen shintoistischen Torii. Man müsse verrückt sein, dieses zu durchgehen. Aber wenn man dies Tat, erreichte man einen Ort, der sich Kushkepet nannte.
 

Ich war fasziniert von seiner Erzählung. Was er mit solcher Abscheu wiedergab, erweckte in mir eine nie gekannte Sehnsucht. Aber wonach? Nach diesem Ort sicher nicht. Eher machte sich in mir das Gefühl breit, mein Leben gelebt zu haben, ohne yemals wirklich etwas getan zu haben, was mir Spaß macht. Etwas, das ich aus freien Stücken wollte. Nicht wegen Eltern, Familie, Umfeld oder Lehrern. Nein, etwas, das Lima selbst so wollte. Ich wollte mich selbst finden, an diesem Ort, ein Abenteuer erleben und vielleicht lernen, zu leben. Also bin ich an yenem Abend losgezogen, um Haarfarbe zu kaufen.

Nun stehe ich vor dem beschriebenen Torii. Es ist alt und riesig, das Holz zeigt schon Risse und die leuchtend rote Lackierung blättert allmählich ab. Die Einwohner von Kushkepet legen wohl nicht viel wert auf ein ordentliches Eingangstor, aber nach der Erzählung meines Kollegen kam hier sowieso selten Besuch vorbei. Über mir schimmert in goldenen Katakana geschrieben das Wort „Auge“. Ich frage mich, ob dies etwas zu bedeuten habe? Kushkepet beobachtet seine Einwohner womöglich. Wie ein Tier, welches menschlichen Parasiten Einlass gewährt, die Vorstellung sagt mir sehr zu. Ich atme noch einmal tief durch, dann nehme ich die ersten Stufen. Hinter dem Torii führt eine blutrote Steintreppe nach unten, links und rechts stehen kleine, flackernde Laternen, die wohl immer brennen. Ansonsten ist es dunkel, ich kann nicht viel erkennen. War es eine gute Entscheidung gewesen, alles aufzugeben, nur um dieses geheimnisvolle Kushkepet zu erkunden? Keine Zeit für Zweifel, ermahne ich mich selbst und steige weiter die Treppe herunter, bis mir ein öliger Geruch entgegenschlägt und meine Silhouette in der Dunkelheit der Stadt verschwindet. In diesem Moment hat Kushkepet, ohne das ich es selbst Bewusst bemerke, mich voll und ganz verschlungen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Futuhiro
2017-09-15T12:25:59+00:00 15.09.2017 14:25
Woah! ÖoÖ

Also der Auftakt ist schonmal extrem vielversprechend. Die Erzählungen um Kushkepet und die Situation von Lima sind so mitreißend umrissen, daß man akut den Drang verspürt: "Das will ich auch! Ich komm mit!" Find ich genial.
(Okay, ich würde vermutlich nicht gleich meine Hütte und meinen Job kündigen, ich würde es erstmal mit dem Zeitfenster meines Jahresurlaubs versuchen, aber insgesamt würde mich nichts davon abhalten, mitzugehen.)

btw. finde ich die Chara-Beschreibungen von Lima und Sakito sehr goldig. Vermutlich weil da Fotos von echten Menschen hinterlegt sind, und keine Anime-Figuren. Die sprechen mich immer mehr an. ^^
Antwort von:  PInku
05.10.2017 19:07
Yetzt komme ich auch mal dazu, dir zu antworten xD

Danke, ich hoffe das es auch so spannend bleibt, da ich selbst keine Ahnung habe, wie es weiter gehen wird xD
Aber ich würde Kushkepet auch gern erkunden, nur eben nicht so vollkommen wie Lima, da hast du schon recht. Aber er sucht eben das große Abenteuer... oder so xD



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