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The pathos of things

Eine OneShot-Sammlung zu BnHA-Pairs
von

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Schmetterlingskript

I. Schmetterlingskript
 

“There are two reasons why people don’t talk about things; either it doesn’t mean anything to them, or it means everything."
 

— Luna Adriana
 


 

Tamaki hatte ein perfektes Skript in seinem Kopf verfasst.
 

Jede Zeile saß, jedes Wort war noch so bedacht gewählt und es gab keine einzige unlogische Lücke, die zu offenen Fragen führen könnte. Dessen war er sich sicher, immerhin hatte er Monate damit verbracht, es auszuklügeln und es in die passende Form zu schleifen.
 

Zuerst hatte es nur mit einem einzigen Satz begonnen, der ihn in den Kopf geschossen war. Ein Satz, der ihn beinahe über die Lippen gegangen wäre, hätte er nicht rechtzeitig gestoppt, indem er sich auf die Zunge biss. Zu dem Zeitpunkt wäre der Satz, so allein wie er gestanden hätte, noch nicht bereit für die Welt. Wäre unter der strahlenden Sonne einfach verbrannt worden.
 

Denn warum sollte man eine Raupe schenken, wenn man einen Schmetterling fliegen lassen konnte?
 

So setzte er Wort um Wort zusammen. Satz um Satz. Kontexte, Definitionen, Synonyme. Ein Bestandteil nach dem Nächsten. Ein Kokon, der sich nach und nach sponn. Dessen Inneres, welches sich verflüssigte, zu einer Masse wurde, nur um sich neu zu erfinden. Und dann, wenn die Zeit endlich reif war, mit den ersten Sonnenstrahlen des Morgens aufbrach.
 

„Mirio, hast du einen Augenblick?“, fragte Tamaki mit unüblich fester Stimme. Der erste Riss im Kokon erschien.

„Uh, natürlich! Was gibt es?“ Der erste Sonnenstrahl erschien am Horizont.
 

Das perfekte Skript.
 

Mirio fragen, ob er mit ihm den freien Tag verbringen wollte. Die Spielearcaden besuchen für den Spaßfaktor. Eine Pizza bei ihrem Lieblingsrestaurant essen. Zwischenzeitlich in Comicläden und anderen Shops stöbern. Einen kurzen Spaziergang im Park machen, bevor es schlussendlich am Strand endet, genau so, dass sie den Sonnenuntergang erleben können.
 

Ein perfektes Skript, um am Ende seine Liebe für seinen Kindheitsfreund zu gestehen.
 

Das Rauschen des Wasser ist beruhigend, der nasse Sand zwischen Tamakis Zehen fühlt sich kühl an und der Wind schmeckt nach Meeressalz. Vorsichtig schaut er hinüber zu Mirio, der nur wenige Zentimeter neben ihm stand und entspannt die Augen geschlossen hatte. Den Impuls zurückhaltend nach dessen Hand zu greifen, unterdrückt Tamaki, stattdessen bewundert er nur, wie golden Mirios Haare im letzten Tageslicht erscheinen.
 

Schließlich fasst er allen Mut zusammen und spricht aus, was schon lange Zeit in seinem Herzen niestet.
 

„Ich liebe dich, Mirio.“

Atmet tief ein und aus, dreht sich zu seinem Freund herum, um ihn direkt anzuschauen.

„Ich liebe dich schon seit dem ersten Wortwechsel zwischen uns. Natürlich waren wir da noch Kinder, aber je älter wir wurden, desto mehr habe ich-“
 

Das perfekte Skript – und dann unterbrach Mirio es.
 

„Wow, wow, wow, wow, stopp! Bitte, was?“ Der Größere starrte ihn ungläubig an. Eine entsetzliche Schwere machte sich in Tamakis Magen breit. Vielleicht war die Raupe doch noch nicht soweit gewesen. Womöglich war sie von Anfang an dazu verdammt gewesen, niemals die Transformation zum Schmetterling zu schaffen. Wahrscheinlich konnte kein Skript dieser Welt dabei helfen.
 

„Ich...ich wollte...ich...nun...ah, ich meinte“, stammelte Tamaki und machte instinktiv einen Schritt zurück. Mirio dagegen machte einen weiten Schritt nach vorne, hob die Hand, als wolle er nach Tamaki greifen, aber zögerte auf halbem Weg.
 

„...sag es noch einmal.“

Ein sanftes Flüstern, was fast von dem Rauschen der Wellen verschluckt wurde.
 

„...Ich liebe dich, Mirio.“
 

Zwei starke Hände, die Tamakis Gesicht berührten. Eine warme Stirn, die sich an seine schmiegte. Ein strahlendes Lächeln, was die Sonne übertrumpfte. Und fünf perfekte Worte.
 

Jede Raupe konnte zum Schmetterling werden. Sie brauchte dafür kein perfektes Skript, sondern nur genügend Kraft und Mut.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ur
2017-11-22T06:02:55+00:00 22.11.2017 07:02
Mirio und Tamaki sind so niedlich zusammen und genauso würde Tamaki sicherlich eine Liebeserklärung planen :D Die beiden waren sehr schön IC und ich mochte die Metapher mit dem Schmetterling sehr gerne :) Danke für den schnuffigen OS!


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