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Bella Notte

von

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Bella Notte

Das Geräusch des Regens…Tropfen auf Tropfen auf das Dach über ihnen fallend, die die Nacht mit einem lauten Plätschern füllte.

 

Das war alles auf das sich Mika konzentrieren konnte, als er auf dem kalten Holzboden einer alten Hütte saß, in der sie zurzeit wohnten auf ihrem Weg nach Sanguinem.

 

Die anderen waren bereits vor einer ganzen Weile eingeschlafen, während sie eingewickelt in ihre Decken waren und etwas entfernt von ihm lagen.

 

Da er als Vampir selbst nicht in der Lage war zu schlafen, lauschte er still dem Regen und dem Heulen des Windes, welcher vor ein paar Stunden angefangen hatte und signalisierte, dass ein Storm sich näherte.

 

Für andere wäre es womöglich ein Ärgernis gewesen, aber auf Mika wirkte es irgendwie beruhigend. Es war eine schöne Abwechslung im Vergleich zu diesen sonst ruhigen und langweiligen Nächten, in denen ihm nur Wache halten und auf das Erwachen der anderen am nächsten Morgen warten, übrig blieb.

 

Und nachts war sein Kopf auch mit den meisten Gedanken gefüllt. Mit ihnen abzuschweifen war der einfachste Weg Zeit totzuschlagen, aber es war auch ermüdend über alle möglichen Dinge nachzudenken und nie wirklich schlau daraus zu werden, deshalb war es ihm mehr als willkommen etwas zu haben, das diese Routine unterbrach und ihn für einige Zeit aus seinen Gedanken riss.

 

Es war banal, sogar belanglos, nichts Besonderes, besonders für Vampire, da sie früher, oder später sowieso den Sinn dafür verlieren so etwas wertzuschätzen und alles, um das sie sich scheren Blut ist, mehr nicht. Aber für ihn, was es ein Geschenk, das er gerne annahm.

 

Aber auch wenn er auf das Wasser, das vom Himmel kam, konzentriert war, konnte Mika dennoch nicht anders, als über ihre gegenwärtige Situation nachzudenken, über ihren Plan nach Sanguinem zurückzukehren um Guren Ichinose und dieses Mädchen vom Flughafen zu retten.

 

Er konnte sich immer noch nicht ganz  dazu durchringen, diese Idee zu mögen. Überhaupt nicht. In seinen Augen war es mehr als nur gefährlich, es könnte Selbstmord sein dort einfach ganz allein hinzugehen.

 

Gedanken wie ‘Es ist zu gefährlich’, oder ‘Wir sollten wegrennen, solange wir noch können’, füllten seinen Kopf fürs gefühlte tausendste Mal. Er konnte einfach nicht anders und er hasste es zuzugeben, aber er hatte Angst. Angst, was passieren könnte, Angst, was die Armee mit ihnen machen würde, wenn sie sie in ihre Finger bekäme. Ob sie sie sofort töten würden, oder sie für ihre schrecklichen Experimente benutzen würden…ob überhaupt die geringste Chance für sie bestand, das alles zu überleben…

 

Aber er war nicht in der Lage weiterzudenken, da seine Gedanken und seine Konzentration auf den Regen abrupt gestört wurden, als er plötzlich ein Gewicht auf seinem Schoß spürte.

 

Mika musste nicht einmal die Augen öffnen, um zu wissen, wer es war. Es gab nur eine Person, die sich so an ihn heranschleichen konnte, ohne, dass er es bemerkte. Bei dem er immer unachtsam werden konnte…der einzige, dem er mit seinem ganzen Leben und Wesen vertraute.

 

„Immer noch nicht am Schlafen, Yuu-Chan?“, fragte er mit leiser Stimme und mit noch immer geschlossenen Augen.

„Oh, also bist du doch wach.“, murmelte Yuu mehr zu sich selbst, als zu ihm und klang dabei leicht überrascht.

„Natürlich bin ich wach. Vampire brauchen schließlich nicht zu schlafen im Gegensatz zu Menschen, also…warum bist  du immer noch wach? Es war ein langer Tag, bist du denn nicht müde?“

„Naja, weißt du, ich…bin einfach ein ruheloser Schläfer und da du hier drüben ziemlich einsam zu sein schienst, wollte ich mal nett sein und dir etwas Gesellschaft leisten.“, witzelte er mit einem kleinen Lachen und einem seiner sorglosen Lächeln auf dem Gesicht, während er auf dem Rücken lag und Mika’s Schoß als Kissen benutzte.

 

Aber als er sah wie Mika seine Augen öffnete, nachdem er das gehört hatte, und ihn unbeeindruckt ansah, was ihm sagte, dass er kein einziges Wort glaubte, gab Yuu mit einem eher schüchternen Lächeln zu:

 

„Okay, in Wahrheit…kann ich nicht so gut schlafen, wenn es so laut draußen ist. Der Regen, der Wind…das alles macht mich etwas unruhig.“, fügte er hinzu, während er den Blick abwand.

„…“

„…Darf ich…bei dir bleiben?“, fragte Yuu zögerlich und sah ihn dabei wieder an.

 

Nachdem er in diese bittenden smaragdgrünen Augen für einen kurzen Moment blickte, seufzte Mika und entgegnete:

 

„…Als ob du fragen müsstest.“

 

Diese Antwort zu hören, zauberte ein Lächeln auf Yuu’s Lippen und kurz danach…herrschte eine ganze Weile eine komfortable Stille zwischen ihnen, während Yuu noch immer auf seinem Schoß lag und Mika weiterhin dem Geräusch des Regens lauschte und erneut in Gedanken versunken war.

 

Und die ganze Zeit über…konnte er Yuu’s Blick auf sich spüren.

 

„…Beschäftigt dich was?“, hörte er ihn irgendwann mit sanfter Stimme fragen.

„…“

„…Du machst dir Sorgen wegen unserem Plan nach Sanguinem zurückzugehen, oder?“, fragte Yuu mit einem kleinen Lächeln.

„…“

 

Seit sie angefangen haben über dieses Vorhaben nachzudenken, hatte Mika nie wirklich noch mal mit ihm darüber geredet. Natürlich hatte er seine Zweifel diesbezüglich zunächst geäußert, aber da er wusste wie stur Yuu werden konnte, sobald er sich erst mal was in den Kopf gesetzt hatte, beschloss er wann anders mit ihm darüber zu reden.

 

Es überraschte Mika jedes Mal, dass er genau sagen konnte worüber er gerade nachdachte, obwohl er immer versuchte es so gut es geht zu verstecken, wenn ihn etwas beschäftigte, oder auch seine Sorgen…aber Yuu schien es immer zu bemerken.

 

Es war erstaunlich, jedoch zur gleichen Zeit erschreckend wie leicht er ihn lesen konnte…fast wie ein Buch.

 

„…Ja…“, gab Mika zu, da es sowieso nichts mehr brachte es vor ihm zu verstecken, „Es ist nur…ich bin mir nicht wirklich sicher, ob es das richtige ist, oder…ob es nicht doch besser wäre, wenn wir nicht dorthin gingen…“

„…Fühlt sich komisch an, was?“, fragte Yuu mit einem kleinen Lachen, sein Blick immer noch auf ihn fixiert.

„Mhm…“, summte er als Antwort, „Ich meine…damals wollten wir unbedingt von dort entkommen und nun…versuchen wir wieder an diesen Ort zurückzugehen…Und um ehrlich zu sein, hab ich kein gutes Gefühl dabei…“

„Mach dir nicht so’n Kopf.“, versicherte Yuu ihm mit einem seiner sorglosen und selbstbewussten Lächeln, „Wir gehen einfach nur hin, retten diesen Idioten Guren und Kimizuki’s Schwester und verschwinden wieder. Keiner wird uns auch nur bemerken.“

„Das ist leichter gesagt als getan, weißt du?“, sagte Mika mit einem schweren Seufzer, „Selbst wenn wir es irgendwie unbemerkt da rein schaffen…es besteht noch immer die Möglichkeit, dass wir verpfiffen werden.“

„Also vertraust du Guren noch immer nicht?“, fragte er, da er bereits wusste, was er damit andeutete.

„Natürlich nicht. Er hat dich schließlich verletzt und es ist auch teilweise seine Schuld, was damals am Flughafen von Nagoya passiert ist. Und vor allem arbeitet er mit Ferid zusammen. Also wäre es nicht so verwunderlich, wenn unsere Rückkehr dorthin nur ein weiterer seiner Pläne ist und wir tun genau das, was sie von uns wollen.“

„Du denkst einfach zu viel.“, entgegnete Yuu ausdruckslos mit einem Seufzen, während er die Augen schloss.

„Nein, tue ich nicht!“, protestierte Mika, „Hast du etwas bereits vergessen, was er dir am Flughafen angetan hat? Dass er dich ebenfalls für dieses kranke Experiment benutzen wollte? Du magst ihn ja als deine Familie ansehen, aber was ist mit ihm? Sieht er dich auch als solche? Seine Handlungen bis jetzt sprechen eine andere Sprache.“, sagte er, bevor er den Blick abwand, „Wir können ihm auf keinen Fall trauen. Selbst wenn er damals einfach nur von seinem Dämon besessen war…es gibt keine Garantie, dass das nicht noch ein zweites Mal passiert, und das ist genau ein Grund mehr ihm nicht so viel Vertrauen zu schenken. Er hat immerhin die Apokalypse vor acht Jahren verursacht. Und es scheint auch so, als ob er will, dass du seine Fehler wiederholst und die Welt noch einmal zu ihrem Ende führst. Was immer auch sein Gründe dafür sein mögen…“

 

Mika hielt für ein paar Sekunden inne, bevor er fortfuhr:

 

„Wie auch immer, wir dürfen nicht unvorsichtig werden. Wenn wir das tun, könnte uns das unser Leben kosten, also müssen wir vorsichtig sein, unsere Schritte genauestens durchdenken und- Yuu-Chan, hörst du mir eigentlich zu?!“, fragte er leicht verärgert, da er nun schon seit einer ganzen Weile nichts mehr von ihm hörte, aber selbst dann antwortete Yuu nicht.

 

„Yuu-Chan?“, fragte Mika erneut, während er den Blick wieder auf ihn richtete und bemerkte, dass Yuu noch immer seinen Augen geschlossen hatte mit einem sichtlich friedvollen Gesichtsausdruck und gleichmäßiger Atmung.

 

„…Erst sagst du, dass du nicht schlafen kannst, weil es draußen so laut ist und nun? Schläfst du wie ein Stein.“, sagte er mit leiser Stimme, gefolgt von einem schweren Seufzer, „Ernsthaft, ist es zu viel verlangt, dass du mir wenigstens ein einziges Mal zuhörst?“

 

Nachdem er sein schlafendes Gesicht für einen weiteren kurzen Moment ansah, schloss Mika die Augen und begann dem Geräusch des Regend erneut zu lauschen, bevor er murmelte:

 

„…Du bist so ein Trottel.“

 

 

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Nachdem eine kleine Weile vergangen war, wachte Yuu wieder auf. Es dauerte ein paar Sekunden bis er richtig wach war, nachdem er die Augen geöffnete hatte, und als er endlich seine Umgebung wahrnahm, bemerkte er, dass er immer noch auf dem Rücken lag, auf Mika’s Schoß.

 

Yuu sah zu seinem Freund hinauf, der in Gedanken versunken zu sein schien, während er aus dem Fenster starrte und die Regentropfen beobachtete, die vom Himmel fielen.

 

Als Mika seinen Blick auf sich spüren konnte, sah er runter, direkt in ein paar glänzende smaragdgrüne Augen.

 

„Wieder wach?“, fragte er mit einem kleinen Lächeln.

„…Ja…“, entgegnete Yuu, wobei seine Stimme immer noch schläfrig klang, „Hab nicht mal bemerkt, dass ich eingeschlafen bin…“

„Bist du, während ich mit dir geredet hab.“, sagte Mika ausdrucklos.

„Oh, wirklich?“, fragte er mit einem kleinen und verlegenem Lachen, „Tut mir Leid, war keine Absicht. Ähm…worüber haben wir gleich noch mal gesprochen?“

 

Als er das hörte, seufzte Mika einfach nur schwer.

 

„Yuu-Chan, manchmal bist du wirklich unglaublich, weißt du das?“

„Danke.“

„Das war kein Kompliment! Und außerdem, schlaf nicht einfach so auf anderen Leuten ein! Es ist echt ungemütlich in derselben Position für eine lange Zeit auszuharren!“

„Du bist halt bequem.“, entgegnete Yuu schmollend, „Wenn es dich so sehr gestört hat, dann hättest du mich auch einfach runterschmeißen können, weißt du?“

„…Das…“, begann Mika, aber wand leicht verlegen seinen Blick ab, bevor er mit einer viel leiseren Stimme fortfuhr, „…Du…hast so friedlich ausgesehen und…zufrieden…im Schlaf, deshalb…wollte ich dich nicht aufwecken…“

 

Yuu sah ihn für einen kurzen Moment überrascht an, nachdem er das gehört hatte, aber dann wurde sein Blick weicher und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht.

 

„…Was?“, fragte Mika, irritiert und ein bisschen verlegen aufgrund seiner Reaktion, während er ihn wieder ansah.

„Nichts.“, entgegnete Yuu, immer noch mit einem Lächeln, bevor er langsam die Hand nach ihm ausstreckte und sein Haar berührte, „Hey…dein Haar ist länger geworden…“

„…“

 

Keiner von beiden sagte etwas und so verlieben sie für einige Zeit und während Yuu in seinen eigenen Gedanken versunken war…begann er unbewusst mit einigen von Mika’s Strähnen zu spielen, sie von Zeit zu Zeit um seine Finger zu wickeln und fühlte wie weich sein Haar eigentlich war.

 

Als er für einen Moment wieder zu Mika sah, bemerkte er, dass er erneut den Blick von ihm abgewendet hatte…und ein leichter Rotschimmer auf seinem Gesicht zu sehen war.

 

Und aus irgendeinem Grund…konnte er plötzlich in diesem Moment nicht mehr von ihm wegsehen. Er hatte bereits ein paar Mal gesehen, wie er rot wurde. Es war selten, aber nichts Neues, deshalb konnte er absolut nicht verstehen, was ihn an diesem Anblick urplötzlich so faszinierte.

 

Schweigend beobachtete er ihn für einen kurzen Moment, während er genauestens sein Gesicht studierte und Details bemerkte, denen er vorher nie so richtig Beachtung geschenkt hatte.

 

Wie fesselnd seine blutroten Augen in der Dunkelheit leuchteten…wie blass er eigentlich war…wie so eine kleine und banale Aktion ihn so in Verlegenheit bringen konnte…und seine Wangen in das leichteste Rot färbten…wie liebenswert das für ihn schien…

 

Dinge, die er vorher nie bemerkt hatte…Dinge, die nie wirklich sein Interesse zuvor geweckt hatten…nur in diesem einen Moment…

 

Und plötzlich wurde es Yuu zum allerersten Mal klar…dass sie sich verändert hatten. Dass eine solch kleine und belanglose Handlung gar nicht mehr so unwichtig war…dass nun etwas anders war als damals und er begann zu realisieren…dass sie keine Kinder mehr waren.

 

Plötzlich wurde dieser kleine Moment zwischen ihnen unterbrochen, als der Regen draußen lauter und stärker wurde.

 

„…Scheint wohl so, als ob der Sturm nicht so bald nachlassen würde, was?“, sagte Yuu und zog seine Hand wieder zu sich zurück.

„…Ja…“, entgegnete Mika, während er ihn wieder ansah.

„Naja, wenigstens müssen wir jetzt gerade nicht draußen in diesem Chaos umherwandern, stimmt’s?“, fragte er mit einem Lächeln.

 

Bevor Mika irgendetwas dazu sagen konnte, wanderte sein Blick plötzlich von seinem Gesicht zu seinem Hals und er bemerkte zwei kleine Löcher, die immer noch leicht blau waren, obwohl bereits Stunden vergangen sind, seitdem sie ihm zugefügt wurden. Die Stelle…an der er ihn gebissen hatte.

 

„…Tut mir Leid…“, entschuldigte er sich, während er sich auf die Lippe biss und seinen Blick mit einem schulderfüllten Gesichtsausdruck abwand.

„Huh?“, entgegnete Yuu verwirrt, „Für was?“

„…Dass ich dir das angetan hab…“

 

Nachdem er über seine Worte für einen Moment nachgedacht hatte und seinen Gesichtsausdruck, den er nur allzu gut kannte, sah, verstand Yuu endlich, was er damit meinte.

 

„Ich sagte doch, dass mir das nichts ausmacht, oder?“, fragte er und schenkte ihm dabei ein versicherndes Lächeln, „Dir mein Blut zu geben. Ich mach das ja immerhin freiwillig, deshalb gibt es nichts, wofür du dich schuldig fühlen müsstest.“

„…Ich hab dir wehgetan…“, sagte Mika mit traurigem und flüsterndem Ton.

„Quatsch.“, widersprach er mit einem kleinen Lachen, „Es tut nicht so sehr weh. Es…sticht nur ein klein wenig am Anfang, das ist alles. Du weißt das doch auch, oder, Mika?“

„…“

 

 

Das tue ich…Ich kenne das Gefühl von einem Vampir gebissen zu werden nur zu gut. Es tut wirklich nicht so sehr weh, aber…dieses angenehme Gefühl, das jemand dabei empfindet, fühlt sich…falsch…und erniedrigend an. Denkst du denn nicht genauso?

 

 

Als er sah, dass er immer noch nicht überzeugt zu sein schien, seufzte Yuu schwer, bevor er sich aufsetzte. Er streckte seine Hand nach ihm aus und strich ihm etwas Haar, das seinen Hals bedeckte, zur Seite. Und bevor Mika überhaupt irgendetwas sagen konnte, legte Yuu seinen Mund an seinen Hals und biss zu.

 

Es war nicht so stark, sodass es blutete, aber dennoch genug um Mika zusammenzucken zu lassen aufgrund des leichten Schmerzes, verursacht durch die Zähne, die sich in seine Haut bohrten.

 

Yuu blieb so für ein, oder zwei Sekunden, bevor er sich von ihm löste und nüchtern sagte:

 

„Das sollte reichen.“

„W-w-was sollte das denn?!“, fragte Mika verlegen, während er eine seiner Hände auf seinen Hals legte und die Bisspuren spüren konnte, „Das hat wehgetan!“

„Nur so viel wie es mir wehtut. Damit sind wir jetzt quitt, also keine Entschuldigungen mehr, verstanden?“, sagte er, bevor er versuchte ihm wieder näher zu kommen.

„W-was hast du vor?“, wollte Mika wissen und wich vor ihm etwas zurück.

„Ich hab dir ne Bisswunde verpasst, also lass mich drüber lecken.“, entgegnete Yuu und versuchte erneut sich ihm zu nähern.

„Du wirst mir nicht über den Hals lecken.“, sagte er etwas panisch, nachdem er von seinem Vorhaben erfuhr und wich noch weiter vor ihm zurück.

„Warum nicht? Du machst das doch auch immer, nachdem du mein Blut getrunken hast, oder?“

„Weil ich ein Vampir bin! Das zu tun beschleunigt den Heilungsprozess und reduziert den Schmerz etwas, das ist alles! Das wird nicht funktionieren bei einem Menschen!“, erklärte Mika ihm, während er sein Bestes versuchte seine Stimme nicht allzu sehr zu erheben, aufgrund seiner Verlegenheit, „Also gibt es keinen Grund für dich das zu tun!“

„Aber du sagtest, dass es wehtut, oder? Also lass mich den Schmerz etwas lindern und-“

„Ich sagte nein!“

„Mika-“

„Nein! Das wirst du nicht tun!“

„Dann lass es mich wenigstens auf meine Art machen!“

„H-huh?“, war alles, was Mika schaffte zu sagen, bevor Yuu vorsichtig seine Hand nahm und sie von seinem Hals entfernte.

 

Erneut kam Yuu ihm näher. Mika wusste zunächst nicht, was er vorhatte…aber dann spürte er wie Yuu langsam anfing eine Spur von federleichten Küssen auf seinem Hals zu hinterlassen und über die Bissspuren immer und immer wieder küsste, die er ihm zuvor zugefügt hatte.

 

Und obwohl Yuu spüren konnte wie sehr Mika sich dabei zusammenkrampfte, als er das tat, stieß er ihn weder weg, noch sagte er irgendwas dazu…und nur nach ein paar Sekunden, löste sich Yuu wieder von ihm.

 

„Bes-“

 

‘Besser’, wollte er ihn fragen, aber bevor er fertig sprechen konnte, drehte sich Mika plötzlich um, sodass er nun mit dem Rücken zu ihm saß, und legte eine Hand erneut auf seinen Hals.

 

Es war eigentlich als kleiner Scherz gemeint. Er wollte ihn nur ein bisschen damit aufziehen, ihn dazu bringen, dass er aufhörte sich die ganze Zeit immer und immer wieder zu entschuldigen. Es war nie seine Absicht gewesen, ihn zu verärgern, oder dergleichen.

 

 

…Schätze ich…hab es etwas übertrieben…

 

 

Dachte Yuu, bevor er schwer seufzte.

 

„Hey, es tut mir Leid, Mika, okay?“

„…“

 

Da er nur Schweigen als Antwort von ihm bekam, näherte er sich Mika etwas, bis er direkt neben ihm saß, aber Mika hatte seinen Kopf zur Seite gedreht, sodass er sein Gesicht nicht sehen konnte.

 

„Mika.“

„…“

„Komm schon, sei mir nicht böse. Ich hab doch bereits gesagt, dass es mir Leid tut.“

„…Ich bin nicht sauer…“, entgegnete Mika endlich mit leiser Stimme, während er immer noch von ihm wegsah und seine Hand von seinem Hals entfernte.

 

Verwirrt, da seine Worte und sein Verhalten nicht ganz zueinander passten, beugte sich Yuu etwas vor und versuchte so einen besseren Blick auf sein Gesicht zu erhaschen und als er das tat…sah er den faszinierendsten Anblick, den er je gesehen hatte:

 

Mika’s Gesicht war in tiefes rot gefärbt, fast noch roter als seine Augen.

 

Ihn so verlegen und schüchtern zu sehen und wissend, dass er der Grund dafür war, brachte Yuu’s Herz dazu, dass es einen Schlag aussetzte. Zu gefesselt davon, konnte er nicht anders als in leicht erstaunt anzusehen.

 

„…Was?“, fragte Mika, als er spürte, dass Yuu ihn beobachtete.

„Nichts…“, entgegnete er, während er ihn noch immer fasziniert ansah.

„…Dann hör auf zu starren…“

„…“

 

Aber selbst nachdem Momente vergangen waren, konnte Mika noch immer seinen Blick auf sich spüren, aber bevor er etwas dazu sagen konnte, streckte Yuu plötzlich seine Hand nach ihm aus und berührte erneut sein Haar, das ihn dazu brachte ihn wieder anzusehen.

 

„Dein Haar ist wirklich länger geworden…“

 

Als er diese Bemerkung hörte, konnte Mika nicht anders, als in Gelächter auszubrechen, woraufhin ihn Yuu überrascht ansah.

 

„Du…bist so witzig.“, schaffte Mika es zwischen seinem Lachen zu sagen.

„…“

„Ernsthaft, Yuu-Chan.“, fuhr er fort, nachdem er sich von seinem Lachanfall wieder erholte und ihm ein warmes Lächeln schenkte, „Du bist manchmal einfach nur so verdammt dämlich.“

„…“

 

Normalerweise reagiert Yuu, wenn er von jemanden als dämlich bezeichnet wird, aber in diesem Moment, realisierte er noch nicht einmal, was er zu ihm gesagt hatte. Zu fasziniert von diesem Lächeln, das so wunderschön an ihm zu sein schien und das sein Herz dazu brachte, dass es einen weiteren Schlag aussetzte, verstummte alles um ihn herum einfach irgendwie.

 

Und plötzlich, ohne, dass er es überhaupt beabsichtigte…wanderte seine Hand, mit der er nur Sekunden zuvor sein Haar berührte, langsam zu seiner Wange, während er seine andere Hand auf Mika’s andere Wange legte, sodass er sein Gesicht nun in beiden Händen hielt.

 

Bevor er überhaupt wusste, was er da tat…beugte er sich vor und legte seine Lippen ganz zärtlich auf Mika’s.

 

Stille füllte den dunklen Raum für einen kurzen Moment. Alles, was man hören konnte, war das starke Geplätscher vom Regen und das Heulen des Windes, das von draußen kam.

 

Irgendwann löste Yuu den Kuss, während er etwas Abstand nahm und seine Augen wieder öffnete.

 

Als ob er aus einem Traum erwachte, konnte Yuu sich nicht sofort entsinnen, was genau passiert war. Erst, als er bemerkte wie Mika ihn mit weit aufgerissenen Augen und mit einem knallroten Gesicht ansah, realisierte er, was er da gerade getan hatte.

 

„Ä-ähm. Äh…E-es tut mir Leid, ich…ich wollte nicht, dass, I-Ich hab nur…“, stotterte er und ließ dabei sein Gesicht los.

 

Als er sah, wie Mika ihn noch immer völlig überrascht ansah, während er wie verrückt rot wurde, konnte Yuu spüren wie sein eigenes Gesicht wärmer wurde.

 

„E-e-es tut mir Leid!“, entschuldigte er sich schnell, bevor er sich umdrehte und nun derjenige war, der mit dem Rücken zu ihm saß.

 

Danach herrschte Stille zwischen ihnen, in der beide zu unsicher waren, was sie sagen, oder wie sie überhaupt reagieren sollten.

 

Während Yuu sein Bestes versuchte sich irgendwie wieder zu beruhigen, saß Mika einfach nur hinter ihm mit seinen Blick auf den Boden gerichtet und einer immer noch sichtlichen Rötung im Gesicht, während er sich langsam mit seinem Finger über die Lippen fuhr und versuchte zu verstehen, was gerade passiert war.

 

Es dauerte eine Weile, bis er sich traute seinen Kopf wieder zu heben und Yuu’s Rücken vor ihm anschaute, aber brachte kein Wort heraus, egal wie sehr er etwas sagen wollte.

 

Als er ihn für eine kleine Weile weiterhin beobachtete, erregte etwas plötzlich Mika’s Interesse.

 

 

 

…Seine Ohren…sind ganz rot. Wird er…so sehr rot? Ich frage mich…wie wohl der Rest seines Gesichtes…jetzt gerade wohl aussieht…?

 

 

Langsam und ohne, dass Yuu ihn überhaupt hörte, näherte Mika sich ihm, bis er direkt neben ihm saß, bevor er seine Hand nach ihm austreckte und vorsichtig ihm sein Haar hinters Ohr strich, das Yuu dazu brachte seinen Blick wieder auf ihn zu richten.

 

Für einige Sekunden schaute er ihm in seine smaragdgrünen Augen und sah wie rot er in diesem Moment war. Ein Anblick, den Mika noch nie zuvor gesehen hat.

 

 

…Hinreißend…

 

 

War alles, was ihm einfiel, als er sein gerötetes Gesicht sah und schenkte ihm ein schüchternes und verlegenes Lächeln.

 

Yuu sah ihm für einen kurzen Moment weiterhin in seine blutroten Augen, bevor er seinen Blick abwand und murmelte:

 

„…Tut mir Leid…“

„Hör endlich auf dich zu entschuldigen.“, sagte Mika noch immer mit einem Lächeln, während er seine Hand wieder zu sich zurückzog, „Es ist ja nicht so, als ob du mich verletzt hättest, oder so.“, witzelte er mit einem kleinen Lachen.

„Aber trotzdem…hätte ich das nicht tun sollen.“, entgegnete Yuu mit einem schulderfüllten Gesichtsausdruck, „Ich…weiß wirklich nicht, was plötzlich in mich gefahren ist…Es passierte so schnell, mein…mein Körper hat sich…von ganz alleine bewegt und bevor ich es wusste, da…E-es tut mir Leid. Ich-“

 

Er verstummte, als er plötzlich spürte wie Mika ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mundwinkel gab. Nachdem er nach einigen Sekunden wider Abstand nahm, richtete Yuu seinen Blick wieder auf ihn und sah ihn an, sein Gesichtsausdruck eine Mischung aus Überraschung und Schock.

 

Als er den Blick auf seinem Gesicht sah, schenkte ihm Mika ein weiteres schüchternes Lächeln und sagte in einer eher leisen Stimme:

 

„Mir macht es nichts aus…von dir geküsst zu werden.“

 

Ein leichter Rotschimmer begann erneut Yuu’s Wangen zu färben, nachdem er diese Worte gehört hatte und als Mika das sah, schloss er die Augen, beugte sich vor und lehnte seine Stirn an seine.

 

Sie blieben so für eine kleine Weile. Aufgrund ihrer Nähe konnte Mika die Wärme, die Yuu’s Gesicht abgab auf seiner eigenen Haut spüren und konnte hören wie ungewöhnlich schnell sein Herz in diesem Moment schlug und konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen.

 

„Was?“, fragte Yuu, irritiert von seinem Lachen.

„Nichts.“, entgegnete er mit einem Lächeln, „Es ist nur irgendwie lustig wie nervös du eigentlich werden kannst. Es ist so gar nicht deine Art.“

„…“

 

Schweigend schaute Yuu ihn und das kleine Lächeln, das er in diesem Moment hatte, an. Als er spürte wie sein Herz eine unnormale Geschwindigkeit annahm und sein Gesicht sogar noch wärmer wurde als zuvor bei diesem Anblick, sagte Yuu mit sanfter und leiser Stimme:

 

„…Weißt du, du…solltest das öfters machen…“

„Was?“, fragte Mika mit einem kleinen Lachen.

„…Lächeln…“

„Warum das?“, wollte er wissen mit einer amüsierten Stimme.

„Es…steht dir irgendwie.“, entgegnete Yuu und wand nervös den Blick ab, „Viel besser als…dieses traurige Gesicht…und…“

 

Er rang hörbar damit die richtigen Worte zu finden, oder eher, er wusste bereits, was er sagen wollte, aber er war zu verlegen um es laut auszusprechen.

 

Als er seinen Blick für eine kurze Sekunde wieder auf Mika richtete, bemerkte Yuu, dass er ihm in diesem Moment direkt in die Augen blickte und plötzlich…rutschten ihm die Worte, die ihm einfach nicht über die Lippen kommen wollten bis dahin, raus.

 

„…Ich liebe dein Lächeln. Es ist wunderschön…“, sagte er sanft, der letzte Teil nur ein bloßes Flüstern, während er ihn mit solch Zärtlichkeit ansah, wie er es noch nie getan hatte.

 

Ein überraschter Blick und ein leichter Rotschimmer erschienen auf Mika’s Gesicht als er sich von ihm löste. Nachdem er seine Worte für einen kurzen Moment in sich einsinken ließ, schenkte er ihm das wärmste Lächeln, das Yuu je an ihm gesehen hatte.

 

Sie sahen sich für eine kleine Weile einander tief in die Augen, nicht in der Lage den Blick vom jeweils anderen abzuwenden und langsam vergaßen sie die Welt um sich herum…bis Mika bemerkte wie Yuu’s Blick langsam von seinen Augen etwas tiefer wanderte und dort verweilte.

 

„Ich sagte, es macht mir nichts aus, oder?“, fragte Mika mit sanfter und leiser Stimme, ihn noch immer anlächelnd.

„H-huh?“, entgegnete Yuu, überrascht da er so plötzlich von ihm aus seinen Gedanken gerissen wurde und sah wieder zurück in seine Augen.

 

Aber Mika sagte nichts weiter. Stattdessen…schloss er einfach die Augen.

 

Yuu verstand sofort, was er damit sagen wollte und obwohl sein Herz in diesem Moment wie verrückt schlug…dauerte nicht lange bis er sich dabei ertappte wie er sich langsam vorbeugte und seine Augen schloss.

 

Er kam dem Jungen vor ihm näher und näher bis sich ihr Atem bereits vermischte und ihre Lippen nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren, sich fast berührten, aber kurz bevor das passieren konnte…zögerte Yuu und kurz darauf nahm er wieder Abstand und öffnete die Augen.

 

„…Was ist?“, fragte Mika sanft als er ebenfalls die Augen öffnete.

„…Ich trau mich nicht…“, gab er mit leiser Stimme zu, während er den Blick abwand.

„Obwohl du es vorhin schon mal gemacht hast?“

„Es ist…anders.“, entgegnete Yuu und wurde wieder rot, „Ich…wusste nicht, was ich da tue…aber jetzt…“

 

Als er diese ungewöhnlich schüchterne Seite an ihm erneut sah, konnte Mika nicht anders als zu lächeln.

 

„…Dann,“, sagte er im Flüsterton, während er ihn mit zärtlichem Blick ansah, „…Darf ich?“

 

Nachdem er diese Frage hörte, wurde Yuu sogar noch roter, aber antwortete nicht sofort. Erst als er nach einer kleinen Weile immer noch Mika’s Blick auf sich spüren konnte, nickte er zögerlich, während er immer noch zur Seite schaute, zu verlegen um ihn anzusehen.

 

Da er nun seine Erlaubnis hatte, streckte Mika langsam seine Hand nach ihm aus und legte sie auf seine Wange bevor er sich vorbeugte.

 

Aus dem Augenwinkel konnte Yuu sehen wie er ihm näher kam und als sie nur Zentimeter voneinander entfernt waren, richtete er seinen Blick wieder auf ihn und bemerkte, dass Mika seine Augen bereits geschlossen hatte.

 

Er beobachtete ihn durch halbgeöffnete Augen und wartete bis zu dem Moment, in dem sich ihre Lippen zum zweiten Mal trafen, bevor er sie ganz schloss.

 

Es war nur ein einfaches Lippen aufeinander legen, nicht mehr und nicht weniger. Nur das. Aber es reichte um Yuu eine Gänsehaut einzujagen und sein Herz ein paar Schläge aussetzen zu lassen…und sogar noch mehr, als er spürte wie Mika zärtlich seine andere Hand auf seine legte.

 

In der Zwischenzeit war der Sturm draußen schlimmer geworden, unbemerkt von ihnen. Erst als man das Geräusch eines lauten Donnerschlags hören konnte und der Blitz den Raum erleuchtete, in dem sie zurzeit waren, bemerkten sie es.

 

Mika konnte spüren wie Yuu zusammenzuckte, mehr als jemand tut aus bloßer Überraschung und sich plötzlich zusammenkrampfte…aber er hatte nicht das Gefühl, dass es aufgrund des Kusses, oder der Berührung ihrer Hände war.

 

 

…Könnte es sein, dass er…?

 

 

Nach einem kurzen Moment, löste Mika den Kuss und nahm Abstand, während beide wieder ihre Augen öffneten.

Unsicher darüber, was sie sagen sollten, wandten sie den Blick voneinander ab und Mika ließ seine Wange und seine Hand los.

 

So saßen sie eine kleine Weile schweigend da, zu verlegen um auch nur ein Wort herauszubekommen. Es war letztendlich Yuu, der beschloss diese merkwürdige Stille zwischen ihnen nach einiger Zeit zu unterbrechen. Aber als er den Mund öffnete um etwas zu sagen…füllte ein lauter Donnerschlag  plötzlich die Nacht und Yuu kniff die Augen zusammen, während er sich zusammenkrampfte…aber fast augenblicklich schlangen sich zwei Arme um ihn und zogen ihn näher zu sich.

 

Yuu riss die Augen auf bei dieser unerwarteten Aktion, aber kniff sie erneut zusammen, als man ein weiteren Donnerschlag hören konnte, aber auch spürte er wie in diesem Moment ein bisschen fester umarmt wurde.

 

Sie verharrten so, ohne etwas zu sagen, während der Sturm draußen weitertobte. Und jedes Mal, wenn ein Blitz irgendwo einschlug, spürte Mika wie Yuu sich anspannte und sein Atem unregelmäßig wurde, während er anfing zu zittern.

 

Er zog ihn so nah wie möglich an sich und wippte etwas vor und zurück, während er ihm auf zärtliche Weise langsam über’s Haar strich.

 

Und nach einiger Zeit, schien sich Yuu wieder etwas beruhigt zu haben, da er aufhörte zu zittern und langsam anfing sich in seinen Armen zu entspannen.

 

„Ich…hab nie bemerkt, dass du Angst vor Donner hast.“, beschloss Mika irgendwann diese Stille zwischen ihnen zu unterbrechen.

„…Schon immer…“, gestand Yuu mit gedämpfter Stimme, da er sein Gesicht in seiner Brust vergraben hatte, „Es ist nur…in Sanguinem war es nicht hörbar…deshalb hast du’s nie bemerkt…“

„…“

 

 

Ich frage mich…könnte es sein, dass er vorhin überhaupt erst zu mir gekommen ist…deswegen? Weil er Angst vor dem kommenden Sturm hatte…?

 

 

„…Ich weiß, dass es kindisch ist…“, unterbrach er plötzlich seine Gedanken, „Angst vor etwas so Banalem zu haben…“

„Nein, ist es nicht.“, widersprach Mika mit sanfter Stimme, „Es ist nur…unerwartet, das ist alles. Du bist normalerweise jemand, der vor nichts Angst hat, deshalb…hat es mich einfach überrascht.“

„…“

„…Fühlst du dich denn wenigstens so besser?“

„Mhm…“, summte Yuu als Antwort.

 

Er fühlte sich wirklich besser. Seine beruhigende Berührung zu spüren und in seinen Armen zu sein beruhigte ihn mehr als alles andere es wahrscheinlich je könnte.

 

Mika’s Körper war kalt. Nicht mal eine einzige Spur von Wärme konnte man spüren, aber trotzdem…fühlte sich Yuu noch nie sicherer und geborgener als in diesem Moment…und eine seltsame Art von Wärme strömte durch seinen ganzen Körper, die er noch nie zuvor in seinem Leben gespürt hatte.

 

„Sag…“, begann Mika zögerlich nach einer kurzen Weile, „Wenn du schon immer Angst vor Donner gehabt hast…was hast du dann dagegen in diesen vier letzten Jahren gemacht?“

„Nichts.“, entgegnete Yuu mit einem traurigem Lächeln und Lachen, „Ich…hab einfach gewartet, bis es vorbei war. Normalerweise hab ich mich unter der Decke versteckt, versucht das laute Geräusch auszublenden und es ertragen. Auch wenn wir zusammen gelebt haben…bezweifele ich, dass Guren es je bemerkt hat. Ich hab mein Bestes versucht um es vor ihm geheim zu halten indem ich in solchen Zeiten so leise wie möglich war da ich…befürchtete, dass er sich über mich lustig machen würde, wenn er es wüsste…“

„…Tut mir Leid.“, entschuldigte Mika sich plötzlich, „Tut mir Leid, dass ich…nicht für dich da sein konnte all diese Jahre…dass du das ganz alleine aushalten musstest…Es tut mir Leid.“

„Muss es nicht.“, sagte Yuu leise und mit einem Lächeln auf dem Gesicht, „Lieber hab ich mich für vier Jahre unter einer Decke versteckt, geweint und mich gefürchtet…um jetzt bei dir sein zu können…wie jetzt gerade…als dich nie mehr wiederzusehen.“, flüsterte er, während er seine Arme um Mika’s Rücken schlang.

 

Diese Worte von ihm zu hören und zu spüren wie er ihn zurückumarmte, zauberten ein kleines Lächeln auf Mika’s Lippen und ohne, dass er noch etwas sagte, umarmte er ihn etwas fester.

 

„Wenn es zu fest ist…dann sag es, okay?“, sagte er mit leisem und sanftem Ton.

„Mhm…“, summte Yuu erneut, während er die Augen schloss und sich noch mehr an ihn kuschelte.

 

Eine ganze Weile verging, ohne, dass sie etwas zueinander sagten. Während sie in ihrer eigenen kleinen Welt waren, bemerkte keiner von beiden, dass der Sturm irgendwann nachgelassen hatte und nur das Geräusch des Regens zurückließ.

 

Nach einiger Zeit bemerkte es Mika und er war der erste, der wieder sprach:

 

„…Der Donner hat aufgehört.“

„…“

 

Da er annahm, dass alles jetzt wieder in Ordnung war und, dass Yuu wahrscheinlich wollte, dass er ihn losließ, löste Mika die Umarmung, aber seltsamerweise…hatte Yuu immer noch seine Arme um ihn geschlungen.

 

„…Yuu-Chan?“

„…“

„…Bist du schon wieder eingeschlafen?“, fragte er mit einem kleinen Lachen.

 

Nichts als Stille konnte man hören, nachdem er diese Frage gestellt hatte. Erst nach einem kurzen Moment, konnte er Yuu mit leiser und zögerlicher Stimme fragen hören:

 

„…Wenn ich ja sage…würdest du mich dann noch eine kleine Weile länger…so bleiben lassen?“

 

Nachdem er zunächst leicht überrascht von dieser unerwarteten Bitte war, erschien ein Lächeln auf Mika’s Gesicht, bevor er langsam seine Arme wieder um ihn schlang und sein Kinn auf Yuu’s Kopf legte, während er flüsterte:

 

„Ob ‘ja’, oder ‘nein’…wir können solange so bleiben wie du magst.“

 

Diese Worte zu hören, brachte Yuu ebenfalls zum Lächeln und ohne, dass sie noch etwas zum anderen sagten, blieben sie so für eine ganze Weile und genossen die Nähe zueiander…während sie diese mehr als nur wunderschöne Nacht in den Armen des jeweils anderen verbrachten.



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