Zum Inhalt der Seite

c'mon, just ONE drink!

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Part 4: Was machst du denn hier?

Was machst du denn hier?, hatte Kisame überrascht gefragt, als Kakuzu unangekündigt bei ihm auf der Matte stand. Eigentlich war es so gar nicht seine Art, vorbeizukommen ohne vorher Bescheid zu geben. Er hasste spontane Aktionen. Deswegen nahm er es seinem Freund nicht übel, dass er ganz und gar überrumpelt von seinem Besuch war.
 

Kakuzu torkelte wortlos am Blauhaarigen vorbei in dessen Wohnung, worauf Kisame irritiert die Tür schloss und ihm ins Innere folgte.
 

«Ich bin hier um dich abzuholen.» Die Worte kamen Kakuzu nur sehr verwaschen über die Zunge. Komisch. Dabei hatte er noch längst nicht genug getrunken.
 

«Mich abholen?», kam es verwirrt von Kisame.
 

«Ja.»
 

Kakuzu war plötzlich so warm. Viel zu warm. Ihm kam es in Kisames Wohnung vor wie in einem Backofen. Hatte der Blauhaarige seine scheiß Heizung etwa auf höchster Stufe laufen? Oder schwitzte er womöglich deshalb, weil er knapp eine Stunde draußen in der Arschkälte rumgelaufen war? Hier drin spürte er allmählich seinen Körper wieder, seine Finger tauten auch so langsam auf. Was schlecht war, denn so machte sich das Pochen wieder bemerkbar, das von seinen Knöcheln ausging.
 

Er konnte von Glück reden, dass er sich nichts gebrochen hatte, immerhin hatte er letztens mit bloßen Händen auf Metall eingedroschen. Als er nach Hause gekommen war, hatte er die Wunden an seinen Knöcheln lediglich ausgewaschen, desinfiziert und sich Verbände darum gewickelt. Seine Hände waren die ersten paar Tage ziemlich nutzlos gewesen. Er hatte kaum etwas ergreifen können, ohne sich schmerzerfüllt auf die Lippe beißen zu müssen. Doch wenn er sich ein paar Tabletten einwarf, war es auszuhalten. Vielleicht war seine Vorgehensweise nicht die Klügste, doch seine geschundene Hände waren derzeit seine geringste Sorge.
 

«Wir gehen aus», verkündete Kakuzu, wendete seinen Blick von den Verbänden ab, die sich bereits wieder rot verfärbt hatten und stolperte ein paar Schritte vorwärts. In der Küche musste er sich an einem der Barhocker festhalten, da ihm die Hitze hier drin irgendwie zu Kopf stieg.
 

«Das wüsste ich aber», schnaubte Kisame und folgte ihm leicht verärgert.
 

«Egal. Hol deine Jacke und los.» Kakuzu machte eine wirsche Handbewegung, die Kisame dazu überreden sollte, ohne großes TamTam seinen Arsch zu bewegen. Kakuzu hatte nämlich keine Lust auf Erklärungen oder Diskussionen. Er wollte einfach mit seinem Freund aus gehen. Und trinken. Sehr viel trinken. So viel, bis sein Gehirn nur noch eine unfähige, graue Pampe war. Und dann noch etwas mehr. Denn er wollte nicht mehr denken. Doch leider tat er es ununterbrochen. Er hatte keine Kontrolle darüber, was lästig war. Also musste sein Gehirn Matsch werden.
 

«Alter, man. Du kannst hier nicht einfach so aufkreuzen. Und heute kann ich sowieso nicht, hab den Abend schon verplant. Itachi hat Geburtstag und wir kochen nachher zusammen. Außerdem bist du schon hacke dicht und es ist gerade mal sieben Uhr. Hast du überhaupt was gegessen oder hast du das in deiner Sauftour einfach ausgelassen? Und was soll das da? Hast du das etwa mitgehen lassen?»
 

Kisame deutete auf das Glas in Kakuzus Hand.
 

Dieser starrte verwirrt und mit zusammengekniffenen Augen darauf, konnte sich nicht daran erinnern woher er das hatte. Oder wie lange er es schon mit sich rum schleppte. Doch was viel wichtiger war, es war noch nicht ganz leer. Also hob Kakuzu das Glas, um sich auch noch den letzten Rest die Kehle runter zu kippen. Doch bevor auch nur ein Tropfen seine Zunge benetzen konnte, wurde ihm das Glas aus der Hand gerissen.
 

Kisame schüttete die Flüssigkeit in die Spüle und stellte das Glas weg. Bedauernd schaute Kakuzu dabei zu, wie das Gesöff in den Ausguss sickerte.
 

«Was ist los mit dir? Irgendwas ist doch, du besäufst dich doch sonst nicht so. Normalerweise kriegt man dich doch kaum aus der Hütte und dann tanzt du so… SO bei mir auf? Und was ist mit deinen Händen? Hast du dich etwa geprügelt?» Der Blauhaarige setzte sich auf einen der Barhocker und musterte Kakuzu skeptisch.
 

«Tch.»
 

«Und was ist das da an deinem Kragen? Lippenstift?»
 

Kakuzu verzog das Gesicht.

«Erinner’ mich bloß nicht daran.»
 

«Hast du eine abgeschleppt?», entkam es Kisame entgeistert.
 

Kakuzu kam sich vor wie auf einer Richtbank. Und so vorwurfsvoll wie ihn der Blauhaarige hier ansah, war er wohl sein Henker. Kisame tat ja fast so, als wäre das bisschen Spaß, das sich Kakuzu hatte gönnen wollen, etwas unrechtes.
 

Als von Kakuzu keine Antwort kam, schüttelte der Blauhaarige fassungslos den Kopf.

«Ernsthaft?! Was ist mit Hidan? Was würde er davon halten wenn er das wüsste?»
 

Da war er.
 

Dieser Name. Das Wort, das er heute nicht hatte hören wollen. Die gesamte letzte Woche hatte er sich so gut es ging in Arbeit ersäuft, mit der Hoffnung, dass er Abends ins Bett fallen würde, ohne auch nur einen Moment zum Denken gehabt zu haben. Das hatte am Anfang ja noch geklappt, nur hatte Kakuzu vergessen sich einen Schlachtplan zu überlegen für Tage an denen er frei hatte. Dementsprechend scheiße war der heutige Tag verlaufen.
 

Angefangen mit ruhelosem Umherlaufen in seiner Wohnung, über sich überschlagende Gedanken, bis hin zu extremen Schwankungen seines Gemütszustandes. Es schien als wäre all das, was er die Woche lang unterdrückt und ignoriert hatte, gleichzeitig über ihn hereingebrochen. Von depressiven Phasen und Selbstmitleid über kleinere Wutanfälle – durch die auch sein Handydisplay Schaden genommen hatte – bis hin zum emotionalen Tiefpunkt, bei dem er beinahe in Tränen ausgebrochen wäre. Erst als er schon daran dachte, sich einfach vom nächsten Hochhaus zu schmeißen, war das Maß endgültig erreicht.
 

Er hatte sich aus diesem Teufelskreis befreit und geschworen sich fortan zusammenzureißen. Und da es ihm offensichtlich nicht gut tat, alleine Zuhause rum zu hocken, musste er etwas unternehmen, ehe er noch durchdrehte. Also war er ausgegangen, hatte sich voll laufen lassen und eine Bar nach der anderen abgeklappert. Erstaunlicherweise hatte es tatsächlich auch funktioniert. Er hatte sogar einmal lachen können, als dem Volldepp hinter der Bar zwei volle Gläser runtergefallen waren. Und sich somit der klebrige Alkohol direkt über die Jeans gegossen hatte.

Alles lief super. Jedenfalls bis das Flittchen, das er irgendwo aufgegabelt hatte, alles kaputt gemacht hatte.
 

Und nun wo der Name jener Person fiel, war der Alkohol nicht mehr genug, um seine Gefühle zu betäuben. Oder sein Gehirn zu Matsch werden zu lassen.
 

«Wag’ es nicht, mir hier mit der Moralapostel-Nummer zu kommen», grollte er gereizt. «Weil der tut gerade doch genau das gleiche!»
 

«Was?»
 

«Er fickt mit irgend so nem Pisser.»
 

«Was? Wie kommst du da drauf?»
 

«Das hat er mir letztens ins Gesicht gesagt. Und ich bin vorhin zufällig an seinem Haus vorbeigelaufen und da–»
 

«Zufällig, hm?»
 

«Ja, zufällig! Da stand ein–»
 

«Wohnt er nicht am anderen Ende der Stadt?»
 

Kakuzu warf Kisame einen tödlichen Blick zu.
 

«Lässt du mich mal ausreden?! Da stand also ein Auto vorm Haus. Und es war nicht seins. Denn er hat keins. Also darf ich doch wohl auch meinen Spaß haben, wenn er rum vögelt und sich einen Scheiß um andere schert!» Jawohl. Ende und aus. Kakuzu klopfte sich mental auf die Schulter für diese gelungene Ansage.
 

«Was?»
 

«Das mit Hidan ist vorbei.»
 

Wow. Das laut auszusprechen tat weh. Mehr, als er es erwartet hätte. Doch er machte sich nichts vor – das mit Hidan hatte keine Zukunft. Die ganze Sache hatte ihm nur Leid eingebracht. Und eigentlich hatte er doch schon von Anfang an gewusst, dass es so kommen würde. So wie jedes mal. Doch er lernte natürlich mal wieder nicht daraus. Er war so dumm und naiv und ließ sich trotzdem immer wieder auf etwas Längerfristiges ein.
 

«Was ist passiert?», fragte Kisame überrascht, ehe er nachdenklich die Brauen zusammenzog. «Ich dachte ihr hättet euch letztens ausgesprochen?»
 

«Ich will nicht darüber reden. Also denk nicht mal dran, mich auszuquetschen. Mir geht es gut.» Erst als Kakuzu es schon ausgesprochen hatte, bemerkte er seinen Fehler. Mir geht es gut. In dem Kontext schrie das ja fast schon nach dem Gegenteil.

Wenigstens schien Kisame so viel Verstand zu besitzen, ihm keinen mitleidigen Blicke zuzuwerfen oder noch schlimmer, ihn weiter über Hidan auszufragen. Denn dann wäre Kakuzu vollends durchgedreht.
 

«Und was war mit der Kleinen? Die Lippenstift-Sache? Warum hast du vorhin so komisch reagiert… war es so schlecht?»
 

Kakuzu verzog erneut das Gesicht. Er wollte sich gar nicht an dieses Fiasko erinnern, nur waren leider doch noch Bruchstücke davon in seinem Schädel vorhanden.
 

Die Kleine hatte rotes Haar gehabt und war ziemlich willig gewesen. Auf dem Klo war es dann schnell zur Sache gegangen. Das geile Stück hatte ihm sogar ganz unaufgefordert den Schwanz gelutscht. Da war ja noch alles gut gewesen… doch nach einer Weile hatte die dumme Kuh von ihm abgelassen und mit gehobenen Brauen zu ihm aufgesehen, worauf er ihren Kopf wieder nach unten drücken musste. Gib dir halt etwas mehr Mühe, hatte er sie angefahren, doch letzten Endes hatte alles nichts gebracht. Bei ihm hatte sich einfach nichts getan. Und als sie ihm dann auch noch dumm kam, hatte er sie noch eine unfähige Schlampe genannt. Ende der Geschichte.
 

«Hat halt nicht geklappt», grummelte er schulterzuckend und starrte an Kisame vorbei, irgend einen Punkt an der Wand an. Der Blauhaarige schien von dieser Aussage jedoch nur noch mehr verwirrt.
 

Dass Kisame mal wieder gar nichts raffte, brachte Kakuzu schließlich zum Platzen.
 

«Man, ich hab halt keinen hochgekriegt!», grollte er in Kisames dämliche Fresse.

Unglaublich… dass man das nicht kapierte!
 

Der Blauhaarige starrte ihn eine Sekunde lang verdattert an, ehe sich seine Mundwinkel belustigt verzogen. Kisame gluckste erst noch leise vor sich hin, was sich jedoch zunehmend in schnaubendes Gelächter steigerte. Bis er schließlich gackerte wie ein Huhn.
 

«Lachst du mich etwa aus?», wollte Kakuzu erzürnt wissen. «Als ob dir das noch nie passiert wäre, wenn du zu viel intus gehabt hast!»
 

Kisame lachte nur noch lauter und Kakuzu durfte mit grimmiger Miene darauf warten, dass sich dieser endlich einkriegte.
 

«Man, ich glaub’s nicht», gackerte der Blauhaarige weiter.
 

«Hast du’s?»
 

«Als ob der Alkohol dran schuld wäre», meinte sein Freund und schüttelte grinsend den Kopf.
 

«Was denn sonst!»
 

«Du schnallst es echt nicht, oder? Man, sogar dein Schwanz hat mehr Durchblick als du.» Kisame schenkte ihm einen vielsagenden Blick, worauf sich Kakuzus Miene noch etwas verdüsterte.
 

«Lassen wir das.»
 

«Ich meine ja nur, dass dein Schwanz deshalb gepennt hat, weil es nicht die Kleine ist die du willst.»
 

«Ja, ich weiß was du sagen wolltest!», grummelte Kakuzu und hielt sich kurz den Kopf. Ihm war, als würden die Kopfschmerzen, mit denen er sich morgen bestimmt würde herumplagen müssen, schon jetzt heimsuchen. Je länger er hier seine Zeit verschwendete, indem er versuchte Kisame zu überreden mitzukommen, desto nüchterner wurde er. Und das war schlecht.
 

«Alles gut bei euch?», ertönte es plötzlich neben Kakuzu, der sich kurz erschrak, da er Itachi nicht kommen gehört hatte.
 

«Jap, alles gut», versicherte Kisame. «Kakuzu hat nur kurz vorbei geschaut.»
 

«Oh, okay. Ich fange schon mal an das Gemüse zu schneiden. Ich bekomme nämlich langsam Hunger. Setzt euch doch ins Wohnzimmer.» Itachi nahm sich Schneidebrett und Messer zur Hand und holte sich das Gemüse aus dem Kühlschrank.
 

«Nicht nötig, Kakuzu wollte sowieso gerade gehen», meinte Kisame und schenkte Kakuzu einen deutlichen Blick.
 

Itachi boxte Kisame dafür einmal gegen die Schulter.

«Sei nicht so. Vielleicht will er ja zum Essen bleiben.» Der Schwarzhaarige beförderte ein paar Karotten aus der Packung und fing an diese zu schälen.
 

«Heute ist dein Geburtstag», erinnerte Kisame ihn.
 

«Schon gut, es macht mir nichts aus. Möchtest du zum Essen bleiben, Kakuzu?»
 

Kakuzu war zwar betrunken, aber nicht mehr betrunken genug um nicht zu schnallen, dass er unerwünscht war. Sah jedenfalls so aus als hätten die beiden den Abend schon etwas länger geplant. Itachis Angebot zu bleiben war wohl nur aus reiner Höflichkeit entstanden. Und ehrlich gesagt hatte Kakuzu auch wenig Lust hier rum zu gammeln, immerzu mit dem Fakt im Hinterkopf, dass er doch nur störte. Nein. Kakuzu hatte noch eigene Pläne für den Abend. Und diese setzten eine gewisse Grundsubstanz voraus. Alkohol.
 

Also schüttelte er den Kopf.

«Nein, danke. Wie Kisame schon sagte, ich wollte eh gerade gehen.»
 

«Na gut», meinte Itachi und lächelte ihn leicht an.
 

Kisame schien erleichtert, Dankbarkeit spiegelte sich in seinem Blick ab, als er auf Kakuzu zu kam, um ihn zu verabschieden.
 

«Lass den Kopf nicht so hängen. Das wird schon alles wieder…» Aufmunternd schlug Kisame ihn auf die Schulter. Kakuzu blieb stumm. Er wollte dem Blauhaarigen ja glauben, nur fiel ihm das im Moment mehr als schwer.
 

«Ich klingel’ mich die Tage mal bei dir durch und dann können wir was trinken geh’n, okay?», vertröstete Kisame ihn noch, während er ihn die paar Schritte zur Haustür begleitete.
 

Kakuzu brummte nur als Zustimmung.
 

«Kisame, vergiss aber unseren Kurztrip nächstes Wochenende nach Konoha nicht», rief Itachi aus der Küche.
 

Wow. Konoha.
 

Wie lange hatte er es geschafft diese Stadt und die bloße Erwähnung jener, aus seinem Umfeld zu verbannen? Doch so wie das Leben nunmal war, trafen einen unschöne Dinge immer unerwartet.

Kakuzu ignorierte das drückende Gefühl, das sich wie jedes mal in seinem Magen breit machen wollte, wenn über Konoha gesprochen wurde.
 

Was ihm jedoch auffiel und mehr als merkwürdig vorkam; Kisame versteifte sich bei der Aussage ebenfalls einen Moment lang.
 

«Ne, ich vergess' es schon nicht», meinte Kisame über seine Schulter zu Itachi, ehe er sich nervös grinsend wieder zu Kakuzu wandte. Unscheinbar, aber für Kakuzu doch merklich, versuchte sein Kumpel ihn Richtung Tür zu schieben.
 

Misstrauisch verengte Kakuzu die Augen – irgendwas stank hier doch.
 

«Gut. Ich bin nämlich schon etwas aufgeregt. Immerhin ist es das erste mal, dass du meine Eltern triffst und–»
 

«Können wir das nachher besprechen?», warf Kisame hastig dazwischen.
 

Okay. Das war Kakuzu Beweis genug. Da gab es etwas, das er nicht hören durfte – Kisame verheimlichte etwas vor ihm. Und es musste etwas sein, das ihm ganz und gar nicht gefallen würde.

Zu dem drückenden Gefühl in seinem Magen gesellte sich nun auch noch ein beklemmendes in seiner Brust.
 

Kisame hatte ihn mittlerweile schon so weit zurückgedrängt, dass Kakuzu die Tür im Rücken hatte. Doch er machte keine Anstalten diese zu öffnen. Eisern blieb er stehen, während Kisame sich vor ihn hin stellte und ihm mit seinem massigen Körper die Sicht in die Küche versperrte, ihn so von Itachi abschirmte. Doch Kakuzu ließ sich davon nicht beirren. Er würde erst dann verschwinden, wenn er erfahren hatte, was genau hier abging.
 

«Du stammst aus Konoha?», fragte er an Itachi gewandt, stierte dabei jedoch Kisame in die Augen.
 

«Ja», bestätigte Itachi. «Ich bin dort aufgewachsen, meine Familie lebt immer noch dort.»
 

Kakuzu wurde plötzlich heiß und kalt, als er glaubte so langsam zu begreifen was hier gespielt wurde. Er hatte selbst lange genug in Konoha gelebt um zu wissen, welcher Familienklan dort dominierte. Er hatte Itachis Nachname nie erfahren – Kisame hatte ihn ihm zu keiner Zeit genannt. Gewundert hatte er sich darüber nie, für ihn war so etwas normalerweise auch nicht von Belang. Doch nun ergab alles Sinn.
 

«Du bist ein Uchiha», sagte er tonlos und mehr zu sich selbst.
 

Es war eine Feststellung, keine Frage. Itachis Erscheinung ließ gar keine Zweifel mehr zu. Die dunklen Haare, die ebenso dunklen, mandelförmigen Augen, sowie sein gepflegtes Äußeres, verpackt in faltenfreie, schicke Kleidung. Diese kühle, unnahbare Art, die jedoch einen höflichen Umgang mit anderen nicht ausschloss, gepaart mit der förmlichen, fast geschwollenen Ausdrucksweise… das alles erinnerte Kakuzu nur zu gut an jemanden. Fehlte nur noch der Hauch von Arroganz und die gut versteckte, grausame Ader, die Kakuzu jedoch nur allzu oft zu Gesicht bekommen hatte.
 

Itachi war wie er. Ein Uchiha. Wie nur hatte er so etwas offensichtliches übersehen können?
 

«Ja», hörte man Itachi irritiert aus der Küche antworten.
 

Kakuzu nahm das jedoch gar nicht wahr. Er war überfordert. Überfordert mit der Situation, in die er so eiskalt rein geschlittert war. Überfordert mit dem Gefühlssturm, der sich in ihm zusammenbraute. Und überfordert mit den Folgen, die sich bei ihm sogar körperlich zeigten. Seine Atmung ging schnell und stockend, eine Hitzewallung nach der anderen durchfuhr seinen Körper. Er schwitzte und ihm war schwindelig, gleichzeitig krampfte sich sein Magen zusammen als müsste er sich gleich übergeben.
 

Nur langsam wanderte sein Blick zu Kisame, der ihm mit einer verkniffenen Miene entgegenblickte.
 

«Du mieser Verräter», raunte Kakuzu wutentbrannt und schlug Kisame mit der flachen Hand gegen die Brust, so dass dieser ein Stück zurück taumelte. «Wie kannst du nur… du Mistkerl tust dich mit einem von denen zusammen! Und verheimlichst es mir auch noch!»
 

«Ich wollte es dir ja sagen, aber–»
 

«Ach ja? Wann?!»
 

Kisame suchte verzweifelt nach Worten, schien jedoch keine passenden zu finden.
 

«Hast du etwa schon vergessen was er mit mir gemacht hat?»
 

«Nein, natürlich nicht! Aber du kannst nicht alle in einen Topf werfen. Itachi ist ein guter Mensch. Und wenn du dich etwas mehr mit ihm befassen würdest, dann wüsstest du das auch!»
 

Kakuzu schnaubte verächtlich.

«Aber sicher. Du bist so dumm. Hast echt gar nichts aus meiner Scheiße gelernt und lässt dir von ihm den Kopf verdrehen… aber gut, mach nur! Renn nur weiter in dein Elend. Siehst ja dann, was du davon hast, wenn du plötzlich ein Messer im Rücken stecken hast! Aber solang will ich mit dir oder ihm nichts mehr zutun haben!»
 

«Ich verstehe nicht», mischte sich Itachi zögerlich ein, der mittlerweile bei ihnen im Gang stand und sie beide betreten musterte. Bist dato hatte der Schwarzhaarige ihren Streit nur stumm und ratlos mitverfolgt. «Was hat dir meine Familie getan?»
 

Kakuzus funkelte Itachi hasserfüllt an.

«Einer aus deiner Sippschaft hat mein Leben zerstört.»
 

Daraufhin herrschte erstmal bedrückende Stille.
 

Kakuzu fühlte sich verraten. Kisame war ihm stets ein verlässlicher und loyaler Freund gewesen – auch in schweren Zeiten hatte er ihn nie im stich gelassen. Er war der einzige Mensch, dem Kakuzu wirklich und vollkommen vertraute. Und sein Vertrauen gewann man nicht mal eben so.
 

Er hatte zu viele Enttäuschungen erlebt, zu viel einstecken müssen, als dass das so einfach gehen würde. Doch Kisame hatte sich durch seine Verschlossenheit und Skepsis hindurchgekämpft. Er hatte ihn nie enttäuscht.

Doch die neusten Erkenntnisse brachte das Vertrauensverhältnis zu Kisame doch schon sehr zum Splittern.

Dass Kisame ihn jemals so hintergehen würde… damit hätte er nie gerechnet. Es traf Kakuzu wie eine Bowlingkugel am Hinterkopf. Schwer, unerwartet und schmerzlich.
 

Er wusste nicht, ob er ihm das würde verzeihen können.
 

«Komm schon, man…», meinte Kisame beschwichtigend, trat einen Schritt auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Knurrend schüttelte Kakuzu diese jedoch sogleich wieder ab.
 

«Itachi ist nicht er», versuchte es Kisame weiter. «Also dreh jetzt deswegen bitte nicht ab und hör auf ihm Dinge zuschieben zu wollen, für die er nichts kann, nur, weil er den selben Familiennamen trägt.»
 

«Du kapierst es einfach nicht…», schnaubte Kakuzu und schüttelte fassungslos den Kopf.
 

Er hatte genug gehört. Er wollte und konnte nicht länger die selbe Luft atmen wie dieser Verräter. Also drehte er sich um und machte ohne weitere Worte zu verschwenden einen Abgang. Er ignorierte Kisames Rufe, die im Treppenhaus widerhallten und ihn bis nach unten verfolgten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  kleines-sama
2020-04-07T21:47:47+00:00 07.04.2020 23:47
Führst du die FF eig noch fort? Ich mag die Story nämlich wirklich wahnsinnig gerne. Habe selten eine Fanfiction so oft gelesen wie diese hier :)

Ich würde wahnsinnig gern wissen wie es weitergeht. Vor allem diese neue Situation mit Itachi finde ich spannend und würde da gern mehr drüber erfahren.

Dein Schreibstil ist auch echt der Wahnsinn. Wirklich authentisch und trotzdem mit gutem Lesefluss. Beneide Dich da echt drum :)

bye
sb
Antwort von:  hYdro_
01.12.2021 03:20
Ja, die FF wird fortgeführt. :) Auch wenn es mal etwas länger dauern kann, bis was Neues kommt, ist sie erst abgebrochen, wenn ich sie dann auch so kennzeichne. Am Status der Geschichte sieht man bei mir also relativ fix was Phase ist. Wann hingegen ein neues Kapitel kommt... das kann dann schon mal sehr variieren. xD
Vielleicht freut es dich (falls du hier überhaupt noch aktiv bist), dass seit deinem Kommi zwei neue Kapitel draußen sind. Ein drittes ist auch schon fast fertig, geht von nun an also wieder etwas zügiger weiter. :)
Und mich freut es wirklich sehr, dass bei dir so ein großes Interesse an der FF besteht. Vor allem nach der langen Zeit und den unregelmäßigen Uploads, die bestimmt einige verschreckt haben. Danke dir. :D

LG
Von:  Saicke
2019-11-04T17:49:20+00:00 04.11.2019 18:49
Woah...ich musste tief durchatmen nachdem ich das Kapitel beendet hatte und ich finde es sooooo gut! Einfach rass was da gerade offenbart wurde!
Zu aller erst: Kisames einleitender Satz. Ich habe mit Freuden diesen wieder gelesen und geschmunzelt. Hach ja, er ist und blebt mein Lieblings-Charakter.
Kakuzu taucht betrunken bei ihm auf und ich kann auch sehr gut nachvollziehen wieso. Hab dann ein paar Absätze später gecheckt, dass schon ein wenig Zeit vergangen war, seitdem er das Gespräch mit Hidan hatte. Seine Hände müssen echt wie Hölle brennen, solche Wunden verheilen echt beschissen, vor allem wenn die Muskeln und Sehnen unter die Haut immer am Bewegen sind.
Das Gespräch zwischen den beiden und Kisames Verhör war genial! Hab sehr gelacht bei der Stelle, dass Kisame nachfragte wie er zufällig an Hidans Wohnung vorbei kommen konnte, wenn dieser doch am anderen Ende der Stadt wohnt. Und natürlich als Kisame dann seinen Lachanfall bekam. Vor allem mit dem Spruch, dass Kakuzu's Schwanz mehr versteht was abgeht als er selbst, herrlich! x'D
Und dann kam der große Hammer! Kakuzu's Leben wurde in der Vergangenheit von einem Uchiha zerstört. Du hast diese Situation mega spannend aufgebaut und habe sie verschlungen. Auch wenn ich nicht weiß, was genau passiert war damals, so ist es doch verständlich, dass Kakuzu so reagiert und die Flucht ergreift.
Nun hat er gar keinen mehr im Moment, an den er sich wenden könnte oder bei dem er Ablenkung bekommen könnte. :( Der muss sich echt von allen verraten und verlassen fühlen, oh mann...würde ihm gerne Trost spenden, aber das will er ja eh nicht. ^^°
Ich kann es kaum erwarten das nächste Kapitel zu lesen, du schreibst es so toll! =D


Zurück