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Die Weltenwandlerin

von

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Rückblende, Teil 2

„Verzeiht. Bitte erlaubt, dass ich mich vorstelle. Ich bin der andere König dieses Waldes. Thranduil Oropherion.“
 


 

Am liebsten würde ich vor Scham im Erdboden versinken. Es zählt normalerweise nicht zu meinen Talenten, mich in Schwierigkeiten zu bringen. Wobei ich noch von Glück reden kann, denn mein Gegenüber scheint eher belustigt zu sein als erzürnt oder beleidigt. Dennoch fühle ich mich dazu verpflichtet, mich zu entschuldigen: „Bitte verzeiht meine unbedachten Worte. Es war nicht meine Absicht, hier irgendwelche Unruhe zu stiften…“ Was genau ich damit sagen will, ist mir selbst nicht klar. Den Elben jedenfalls scheint auch das zu amüsieren. Mit entsprechendem Gesichtsausdruck verkündet er: „Das dürfte jetzt wohl zu spät sein…“
 

Ich senke den Blick, starre auf meine Füße und den Waldboden darunter. Erneut herrscht Schweigen.
 

„Ihr seid nicht von hier, oder?“, will der Blonde da plötzlich wissen.
 

Ich hebe den Blick und sehe ihn an. Dann schüttele ich den Kopf, bevor ich ein „Nein, das bin ich nicht“ hinzufüge.
 

„Also habt Ihr auch keine Ahnung, was Ihr soeben getan habt…?“, vermutet der Elb.
 

Ich schlucke. Ist er etwa doch sauer? „Verzeiht, ich wollte Euch keinesfalls beleidigen“, biete ich eine weitere Entschuldigung an.
 

Diesmal ist es an ihm, den Kopf zu schütteln. „Nein, nein, das meine ich nicht… Der Hirsch, Ihr habt den Hirschen berührt.“
 

Jetzt bin ich verwirrt. „Ja…? Und…?“
 

„‘Und‘ Folgendes: Er lässt sich von kaum jemandem anfassen. Ihr müsst also… ‚besonders‘ sein, nehme ich an.“
 

Mir bleibt der Mund offen stehen. Wie verrückt ist das denn? Ich lande hier irgendwo, keine Ahnung wo, treffe gleich zwei Könige des Waldes und dann wird mir auch noch gesagt, ich sei ‚besonders‘? Was soll denn das bitte alles heißen?
 

„Ich habe Euch beobachtet“, unterbricht der Elb meine sich überschlagenden Gedanken. Noch verwirrter als zuvor schaue ich ihn an. „Ihr habt den Baum umarmt…“ Es klingt ein bisschen wie eine Anklage, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Noch bevor ich reagieren kann, will der Blonde wissen: „Warum genau diesen Baum?“
 

Liegt das an mir oder wird das hier tatsächlich immer verrückter? Wobei… es ist mal etwas Anderes…und wollte ich nicht genau das? Ich beschließe, einfach mitzumachen: „Nun, das hört sich jetzt vielleicht seltsam an… jedenfalls kam es mir so vor, als würde der Baum mich rufen…“ Erstaunt stelle ich fest, dass ich schon lange nicht mehr so ehrlich war. Eigentlich habe ich ständig das Gefühl, anders sein zu müssen. Ich bin es gewohnt, auf Unverständnis zu stoßen oder belächelt zu werden.
 

Doch nichts dergleichen kommt. Der Elb nickt und gibt ein knappes „Verstehe“ von sich. Er scheint irgendetwas zu überlegen. Schließlich fragt er: „Wer seid Ihr?“
 

Erst da wird mir bewusst, dass ich mich noch gar nicht vorgestellt habe. Erneut erröte ich. So viel zum Thema ich wäre gut erzogen. „Ich habe viele Namen“, antworte ich rasch. „Man nennt mich auch ‚Erinnerungen des Mondes‘ – das ist mir am liebsten, wenn es auch etwas lang ist…“ Ich lächle entschuldigend.
 

„Ithilarinia…“ Mein Gegenüber lächelt auch, aber aus einem anderen, mir unbekannten Grund.
 

„Wie bitte?“
 

„Wenn Ihr erlaubt“, erklärt der Blonde, „dann werde ich Euch Ithilarinia nennen. Das ist die Übersetzung Eures Namens in meine Sprache. Die Erinnerungen des Mondes.“
 

Ich bin sofort begeistert. Es ist ein wunderbares Wort, überhaupt aus dem Mund des Elben.
 

„Könnt Ihr es noch einmal sagen?“, bitte ich verlegen.
 

Amüsiert kommt Thranduil meiner Bitte nach: „Ithilarinia“. Seine Stimme klingt dabei so samtweich, fast liebevoll, dass ich ein gehauchtes „Wunderschön…“ nicht zurückhalten kann.
 

Erstaunlicherweise stimmt er mir zu, wenn auch offen bleibt, was er meint: „Ja, tatsächlich. Wunderschön.“



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