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Star Trek - Icicle - 07

Operation Christkind
von

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Verdachtsmomente


 

2.
 

Verdachtsmomente
 

STRATEGICAL STARBASE 71

Sternenzeit: 58973.8

Im Orbit über Forlan-Prime
 

In Gedanken versunken betrat Commander Pasqualina Mancharella die Kabine des Turbolifts. Sie, sowie der Großteil der Besatzung der ICICLE hatte an den nächsten Tagen Dienstfrei, und sie wollte die Gelegenheit nutzen, Lieutenant-Commander Christian Sinemus wiederzusehen. Gestern hatte er sie kontaktiert, und zu einem zweiten Frühstück in das momentan angesagte Stations-Restaurant LA SINGLA eingeladen.

Sie blickte überrascht auf, als sie in der Liftkabine angesprochen wurde. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie nicht allein hier war. Sie erkannte Sub-Commander Tolaron und sagte abwesend wirkend: „Guten Morgen, Sub-Commander. Entschuldigung, was sagten Sie?“

Enrom Tolaron lächelte verbindlich. „Ich sagte Guten Morgen, Commander. Ich fragte auch, ob Sie einen Moment Zeit haben, für ein Gespräch unter vier Augen.“

„Ich bin auf dem Weg zu einer Verabredung, vielleicht ein anderes Mal.“

Tolarons Miene verzog sich. Im nächsten Moment sagte er betont: „Aufzug: Nothalt. Befugnis: Sonderprotokoll THX-1138.“

Die Kabine des Turbolifts stoppte.

Unwillig und zugleich erstaunt sah Pasqualina Mancharella in Tolarons undurchdringliche Miene. Jegliche Verbindlichkeit fehlte nun. „Was, zur Hölle, soll dass bedeuten, Sub-Commander? Was wollen Sie von mir?“

„Nun, im Grunde will ich gar nicht so viel von Ihnen“, antwortete der Romulaner ausweichend. „Es geht mir mehr um Ihren Captain, Commander Mancharella. Sein Verhaltensmuster, was seine Treffen mit diversen andorianischen Offizieren auf dieser Station betrifft, weicht von seinen normalen Freizeitaktivitäten ab.“

„Ach!“, schnappte die Spanierin, und Zorn loderte in ihren dunkelbraunen Augen. „Steht Captain Dheran etwa unter der permanenten Beobachtung ihrer Sicherheitskräfte?“

„Nein“, antwortete Tolaron wahrheitsgemäß. „Es handelt sich hierbei um eine rein zufällige Entdeckung meinerseits.“

Enrom Tolaron musterte die schwarzhaarige Frau bei seinen Worten aufmerksam. Anhand der kleinen, unbewussten Reaktionen, die jeder Humanoide in gewissen Situationen an den Tag legte, erkannte er, dass Commander Mancharella ihm niemals seine Verschwörungstheorie glauben würde. Darum entschied er, sie an einem anderen, eher verwundbaren, Punkt zu packen, indem er sich räusperte und hinzufügte: „Um ehrlich zu sein, zuerst dachte ich an eine Verschwörung gegen Admiral Tarun, seitens der Andorianer auf dieser Station. Doch mittlerweile erscheint mir die Theorie, dass sich Captain Dheran, aus rein persönlichen Gründen mit Commander Sheralan trifft, plausibler. Seine Treffen mit diversen anderen Andorianern könnte lediglich zum Ziel haben, seine Freizeitaktivitäten mit Commander Sheralan zu decken. Immerhin ist Sheralan mit dem Admiral liiert, und Dheran wird alles daran setzen, sich nicht mit dem Admiral zu überwerfen, wegen einer möglicherweise intimen Affäre mit dessen Lebensgefährtin.“

Die Reaktion der irdischen Frau fiel in etwa so aus, wie es sich Enrom Tolaron erhofft hatte. Sie sah ihn empört an, doch hinter dieser offensichtlichen Empörung entdeckte er einen vagen Zweifel in ihrem Blick.

Bevor Pasqualina Mancharella ihrem Unmut Luft machen konnte, machte Tolaron eine abwehrende Geste und sagte bestimmt: „Wenn Sie sagen wollen, dass mich das Privatleben Ihres Captains nicht das Geringste angeht; da haben Sie zweifellos Recht. Ich habe Sie überhaupt nur deshalb darauf angesprochen, um den ursprünglichen Verdacht, einer andorianischen Verschwörung, endgültig ausschließen zu können. Sie stehen ihm, als seine XO, zwangsläufig nah. Da hören Sie so Einiges, Commander Mancharella, und es lag nahe für mich, zuerst mit Ihnen zu sprechen, meinen Sie nicht auch? Würden Sie mir bestätigen können, dass ich mich in Captain Dheran irre, so wäre das beruhigend für mich.“

Der erwartete Widerspruch von Seiten der Frau blieb aus, und Tolaron dachte zufrieden daran, was er einmal von Torias Tarun aufgeschnappt hatte. Der Trill hatte einmal behauptet, dass nichts gefährlicher sei, als die Rache einer zurückgewiesenen Frau. Aber selbst wenn Tarun damit übertrieben hatte, in einem war sich der Romulaner sicher. Noch niemals war es einem Mann gelungen, eine Frau zu stoppen, die in einer persönlichen Mission unterwegs war. Und auf eine solche Mission hatte Tolaron die Spanierin soeben geschickt. Zweifel zu sähen war schon zu der Zeit, als er noch für den Tal´Shiar tätig gewesen war, ein probates Mittel gewesen, um den Feind für sich arbeiten zu lassen. Indes sah er Commander Mancharella nicht als Feind an, sondern, in diesem Fall, viel eher als eine potenzielle Verbündete.

Der Romulaner gab das Kommando die Liftkabine weiterfahren zu lassen, während er beobachten konnte, wie es hinter der Stirn der Frau arbeitete. Als Pasqualina Mancharella ihr Zieldeck erreichte, bedachte sie Tolaron mit einem rätselhaften Blick, bevor sie sich mit einem gemurmelten, Guten Tag, Sub-Commander, entfernte.

Enrom Tolaron gab dem Lift das Kommando, zwei Decks weiter hinauf zu fahren. Dabei stahl sich ein dünnes Lächeln auf sein Gesicht. Er hatte den Keim des Zweifels, an Captain Dherans Treue, Ihr gegenüber, in ihr Herz gepflanzt. Nun konnte er zunächst nichts weiter tun, als abzuwarten, dass seine Saat aufging. Dabei war er sich sicher, schon bald von Commander Mancharella zu hören. Auf die ein oder andere Weise.
 

* * *
 

Als Pasqualina Mancharella, kurze Zeit später, das LA SINGLA betrat, das, wie die meisten anderen Etablissements dieser Sternenbasis, auf einem der drei Promenadendecks lag, entdeckte sie Lieutenant-Commander Christian Sinemus an einem der Tische, auf der Galerie des Restaurants, das sich über insgesamt drei Etagen erstreckte.

Trotz der Größe dieses noch neuen Etablissements sorgte seine verwinkelt angelegte Innenarchitektur dafür, dass man sich an fast jedem Tisch so fühlte, als wäre sonst niemand anwesend. Pflanzen aus den verschiedenen Winkeln von Forlan-Prime, die überall verteilt waren, gaben den Gästen dabei das Gefühl, sich auf einem Planeten unter freiem Himmel aufzuhalten. Die Holodecke des Restaurants, die einen leicht bewölkten Himmel simulierte, tat dabei ein Übriges.

Der Mann, den Pasqualina vor einigen Monaten, während der Sektoren-Meisterschaften im Degenfechten auf dieser Station, kennengelernt hatte, erkannte sie und er winkte ihr mit erfreuter Miene zu.

Die Spanierin erwiderte schwach sein Lächeln und steuerte auf die Stufen zu, die sie auf jene Ebene des Restaurants bringen würde, auf der sich Sinemus aufhielt. Bereits vor dem Aufbruch von Tar´Kyren Dheran zu seinem letzten Einsatz hatten sie sich zu einem Essen getroffen, und seitdem hatten sie sich, im Schnitt, einmal pro Woche zu einem gemeinsamen Essen verabredet. Dabei hatte sie Christian Sinemus etwas besser kennengelernt und festgestellt, dass er ihr sehr sympathisch war. Der Österreicher hatte sich, in den letzten Wochen, als ein geistreicher und angenehmer Gesprächspartner erwiesen, und die XO der ICICLE genoss es, wenn sie Zeit mit ihm verbrachte. Dabei hatte sie es jedoch bislang bewusst vermieden, mit ihm über zu persönliche Details zu sprechen. Wie zum Beispiel ihrem Verhältnis zu Tar´Kyren Dheran.

Als sie den Tisch erreichte, an dem sich Sinemus niedergelassen hatte, erhob sich der Lieutenant-Commander der MACO´s, denen er erst seit wenigen Monaten angehörte, von seinem Sitz. Galant zog er den Stuhl für Pasqualina Mancharella zurück und schob ihn sacht vor, als sie sich darauf niederließ.

Die Spanierin quittierte diese besondere Aufmerksamkeit des Mannes mit einem warmen Lächeln und dankte im dafür. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck nahm Sinemus wieder am Tisch Platz und sah fragend in das Gesicht der Frau, die es ihm angetan hatte, seit er im Sommer dieses Jahres zum ersten Mal auf STRATEGICAL STARBASE 71 gewesen war. Sie hatten im OPTODROM miteinander getanzt, und das war der Augenblick gewesen, in dem ihn die Ausstrahlung von Commander Mancharella gefangen hatte. Wegen ihr hatte er sich überhaupt zur Fünften Taktischen Flotte versetzen lassen.

Das LA SINGLA gehörte zu jenen Etablissements, in denen die Gäste von Angestellten bedient wurden, und so gaben sie bei einer der Bediensteten ihre Bestellung auf.

Während sie gemeinsam frühstückten fiel Christian Sinemus die ungewohnte Schweigsamkeit des Commanders auf, und so fragte er diplomatisch: „Beschäftigt Sie irgend etwas Besonderes, Pasqualina?“

Die Frau sah zu Sinemus auf. Vor zwei Wochen waren sie dazu übergegangen, sich beim Vornamen anzusprechen, wobei sie es, als die Ranghöhere, gewesen war, die den Vorschlag gemacht hatte. Sie sah in die sanft blickenden, braunen Augen ihres Gegenübers und lächelte entschuldigend. „Tut mir leid, Christian, ich fürchte ich bin heute mit meinen Gedanken ganz woanders. Es gab Probleme auf dem Schiff. Routine, aber entnervend.“

Sie hasste sich dafür, zu dieser Notlüge gegriffen zu haben, aber mit Christian Sinemus über das zu reden, was ihr Enrom Tolaron eben, mehr oder weniger unverblümt, eröffnet hatte, war im Moment keine Option für sie.

Zur Erleichterung der Frau hakte Sinemus nicht weiter nach und nickte lediglich. „Ich verstehe. Manchmal trägt man so etwas länger mit sich herum, als es der Ärger wert ist.“

Beinahe verzweifelt lachte Pasqualina auf. „Damit haben Sie nicht ganz Unrecht. Wissen Sie was: Ich vergesse das Ganze einfach und genieße meinen freien Tag.“

„Eine gute Entscheidung.“

Christian Sinemus warf seiner Frühstückspartnerin einen langen Blick zu, bevor er das Thema wechselte, und unvermittelt fragte: „Was denken Sie, Pasqualina? Wer wird in einer Woche zum Chief-Admiral gewählt werden? Sherman oder Tarun?“

Innerlich dankbar für diesen Themenwechsel gab die Spanierin schnell zurück: „Nach den letzten Aussagen der Admirals des Sternenflottenkommandos liegen beide dichtauf. Das Ergebnis dürfte allemal sehr knapp ausfallen, würde ich sagen. Wegen der Wahl war Tarun eine Woche lang auf der Erde gewesen. Vermutlich hat er sich dort noch einmal mit allen wichtigen Kollegen des Stabes getroffen, bei denen nicht sicher ist, ob sie nun ihn oder Sherman unterstützen. Offen gestanden, ich würde mir wünschen, dass es Tarun wird. Etwas an der Ausstrahlung von Sherman gefällt mir nicht.“

Die Augenbrauen von Sinemus hoben sich fragend. „Kennen Sie Frank Damon Sherman persönlich?“

Pasqualina Mancharella schüttelte den Kopf. „Nein, aber auch bei den Holo-Vid-Übertragungen kann ich spüren, dass der Mann nicht echt ist.“

Christian Sinemus schien diese Antwort nicht ganz zu behagen. Nachdenklich sagte er: „Sie möchte ich, bei einer Kriegsgerichtsverhandlung, nicht als Richter haben. Sie geben dem Mann ja nicht einmal eine Chance.“

Unwillig legte die Spanierin ihre Salatgabel zur Seite. Dabei trat ein gefährliches Funkeln in ihre Augen. „Wie meinen Sie das, Christian? Wollen Sie damit andeuten, ich würde andere Wesen gnadenlos vorverurteilen?“

Normalerweise besaß Sinemus ein feines Gespür dafür, wann Diplomatie notwendig war. Doch in diesem Fall fühlte er sich zu Unrecht angefahren, und so hielt er der Spanierin ruhig entgegen: „Ist das denn nicht der Fall, wenn man sich über eine Person ein Urteil bildet, der man nie, von Angesicht zu Angesicht, gegenüber gestanden hat?“

Pasqualina Mancharellas Wangen röteten sich. Zuerst Enrom Tolaron, und nun dieser Vorwurf von Sinemus. Ihr Appetit war ihr mit einem Mal restlos vergangen. Und auch der Wunsch, sich weiter mit Sinemus zu unterhalten. Abrupt erhob sie sich und warf die Servierte, die sie in ihrer Hand hielt, auf den Tisch. „Sie entschuldigen mich, bitte.“

Damit rauschte sie davon, und Christian Sinemus, der mit keiner so heftigen Reaktion der Frau gerechnet hatte, sah ihr perplex nach. Langsam erhob er sich ebenfalls, wobei er leise murmelte: „Ge, bitte, was war denn das jetzt?“
 

* * *
 

Etwa zu derselben Zeit hielt sich Tar´Kyren Dheran im Quartier von Christina Carey auf und half ihr dabei, den Weihnachtsbaum zu schmücken. Das heißt, er hatte ihr einige Minuten lang dabei geholfen. Nachdem der Andorianer erfolgreich zwei ihrer kostbarsten und schönsten Christbaumkugeln vernichtet hatte, war er nämlich von der Irin dazu abkommandiert worden, sich lieber um die Herstellung der Papiergirlanden zu kümmern.

Beide waren momentan ganz zufrieden damit, sich für den Moment etwas von dem ablenken zu können, was sie, tief in ihrem Inneren, bewegte.

„Au!“, entfuhr es dem Andorianer, als er eine Stecknadel in eine Papiergirlande und einen Daumen gesteckt hatte, und seine Antennen bogen sich nach Innen. „Diese verdammten Stecknadeln gehen nie dahin, wo man sie hin haben will!“

Feststellend überlegte Christina Carey dass Papiergirlanden gar nicht so einfach aufzuhängen waren. Besonders dann nicht, wenn Tar´Kyren Dheran sie aufhängte. Wenn er das eine Ende befestigt hatte, dann schlang sich das andere um seinen Arm und um seinen Hals, so dass er sich nur entwirren konnte, indem er das bereits befestigte Ende wieder löste, aber wenn er es abmachte wickelte es sich um seinen anderen Arm, und schließlich musste er die Girlande in der Mitte zerreißen, um seine Arme wiederzufinden. Ganz zu schweigen von seinen Antennen, die sich nur zu oft unfreiwillig an diesem Spiel beteiligten.

Mittlerweile erinnerte der Weihnachtsbaum immer mehr an einen verwunschenen Zauberwald – und Dherans Papiergirlanden erinnerten immer mehr an Konfetti. Dabei kam die Irin amüsiert zu dem Schluss, dass Tar´Kyren Papiergirlanden wohl nicht leiden konnte, und wahrscheinlich mochten die Papiergirlanden ihn auch nicht besonders.

„Lutschst du schon wieder am Daumen“, fragte Christina Carey nach einer Weile scheinheilig. „Da müssen wir wohl ein Pflaster drauf kleben.“

Dem Andorianer entging nicht eine gewisse Häme in der Stimme der Frau. „Die Nadel ging glatt durch“, verteidigte er sich. „Noch ein Stück und du hättest mich in eine von diesen anachronistischen Schmetterlingsammlungen aufnehmen können, die ich mal in einem Museum, auf der Erde, gesehen habe.“

„Na“, erwiderte die Irin verschmitzt, „Hoffentlich erholst du dich rechtzeitig, damit bis Heiligabend die Girlande an der Wand hängt.“

„Die wird schon am Heiligmorgen fertig sein“, versicherte Dheran grimmig.

„Wenn ich mit dem Weihnachtsbaum fertig bin helfe ich dir“, besänftigte Christina Carey den Andorianer.

„Danke“, gab Dheran ironisch zurück, um gleich darauf erneut auf die Girlanden zu wettern: „Verflixte Dinger. Allein werde ich mit denen nicht fertig.“

„Du nicht!“, stimmte Christina Carey ihm grinsend, und irgendwie auch aus vollem Herzen, zu. „Im Übrigen heißt es nicht Heiligmorgen, denn der gesamte Tag heißt Heiligabend, Tar. Diese Unterhaltung hatten wir schon, wenn ich es recht bedenke.“

„Ja, klar!“, lachte Dheran, der sich nur zu gut an den Flug nach Andoria erinnerte. Vor 21 Jahren, als sie sich zum ersten Mal begegneten. Ebenso spöttisch wie damals deklamierte er: „Heiligabend, morgens früh im Bett.“

„Hör auf, so einen Blödsinn zu reden, Tar“, gab die Irin fauchend zurück. „Was ich dir damals gesagt habe ist eine Tatsache, und wenn du noch so sehr darüber lästerst.“

Christina Carey wusste im Moment nicht zu sagen, was sie eigentlich so schnell wütend gemacht hatte. Aber sie spürte in beinahe demselben Moment wieder den Druck auf sich lasten, den sie seit ihrem Treffen mit Enrom Tolaron nicht losgeworden war. Mit einem Mal war auch der Argwohn wieder da, den Tolaron in Bezug auf Tar´Kyren geschürt hatte.

Auch mit dem Andorianer schien eine Veränderung vor sich gegangen zu sein. Mit veränderter Stimme fragte er: „Was machst du eigentlich, wenn der Getupfte die Wahl zum Chief der Sternenflotte gewinnen sollte? Bleibst du dann auf diesem Posten, oder wechselst du ebenfalls zum Stab der Sternenflotte?“

Verwundert sah Christina Carey zu Tar´Kyren Dheran und erwiderte, mit erstauntem Tonfall: „Was bitte sollte ich denn beim Stab der Sternenflotte? Dahin zu kommen war noch nie meine Absicht, das weißt du.“

„Tarun am Rockzipfel zu hängen war vermutlich auch nie deine Absicht, aber dennoch ist es passiert“, gab der Andorianer gereizt zurück. Dabei beobachtete er genau die Reaktion der Irin, die im Moment nicht wusste, was sie darauf erwidern sollte. Was Dheran dazu veranlasste nachzulegen: „Also, habe ich Recht.“

Endlich fand Christina Carey ihre gewohnte Sicherheit wieder und sagte wütend: „Deine vollkommen absurde Eifersucht auf Tarun nervt, Tar. Da ist nichts und da war auch nie etwas, damit du es weißt.“

„Oh“, machte Dheran ironisch. „Damit ich es weiß? Am besten wird es sein, wenn ich dir zu Weihnachten einen Hund schenke.“

„Wie darf ich denn jetzt diese Bemerkung verstehen?“

Die Antennen des Andorianers bogen sich deutlich nach Innen. „Ich fürchte, du bist im Laufe der letzten Jahre blind geworden, in Bezug auf deine Gefühle für Tarun, und ich habe in einer Geschichtsdatei, als ich noch an der Akademie war, einmal gelesen, dass in früherer Zeit Blinde von sogenannten Blindenhunden geführt wurden.“

„Da war ganz bestimmt auch der ein oder andere blöde Hund mit dabei!“, konterte Christina Carey hitzig, und funkelte den Andorianer herausfordernd an.

Doch Dheran schien die Lust auf diesen Streit schnell zu vergehen. Nach einem Moment sagte er mürrisch: „Es tut mir leid, Christina, aber ich muss noch einmal zur ICICLE. Mein Chefingenieur hat sich in den Kopf gesetzt, die neu eingebauten, lateralen Sensoren unbedingt noch vor Weihnachten neu aufeinander abzustimmen. Und er bat mich, gegen Mittag zu ihm zu kommen und die Fortschritte zu begutachten.“

„Kann das nicht deine XO für dich erledigen“, machte die Irin den halbherzigen Versuch, ihn zum Bleiben zu bewegen. Zu oft bereits hatten sie solche Unterhaltungen, in Bezug auf sie und Tarun geführt, in den letzten Jahren, und ihr war nicht sonderlich daran gelegen, den alten Zwist wieder neu aufzurollen.

„Ich möchte mir gerne selbst ein Bild von Lieutenant-Commander McMahans Arbeit machen“, wich der Andorianer aus.

„Was machst du danach“, erkundigte sich Christina Carey betont unbeteiligt, doch etwas Lauerndes lag dabei in ihrem Blick.

„Der andorianische Kampfverband wird für heute Nachmittag erwartet, und ich würde gerne meinen Vater empfangen, und ihn auf der Station herumführen. Außerdem wird sich der Kommandeur des Verbandes bestimmt anschließen wollen, denke ich mal. Vermutlich landen wir alle, heute Abend, im SEVENTY-FIRST-CLUB.“

„Verstehe“, erwiderte die Irin in Gedanken. „Grüß deinen Vater von mir.“

Dheran beeilte sich, zu gehen. Mit einem schmerzenden Gefühl in der Magengegend sah Christina Carey ihm nach. In Momenten, wie eben, schien ihr Tar, den sie gut zu kennen glaubte, unsagbar fremd. Wieder echoten die Worte Tolarons in ihrem Kopf. Was, wenn der Romulaner Recht hatte, und Tar´Kyren tatsächlich an einer Verschwörung beteiligt war? War vielleicht das überhaupt der wahre Grund gewesen, warum Konteradmiral Valand Kuehn ihn zu einem gemeinsamen Einsatz angefordert hatte? Immerhin galt Kuehn, hinter vorgehaltener Hand, als ein enger Vertrauter von Sherman. War es vielleicht Sherman, der erklärte Feind von Torias Tarun, der hier die Fäden zog? Vielleicht wollte er, auf irgendeine unlautere Art und Weise, den Mitkonkurrenten um den höchsten Posten bei der Sternenflotte, aus dem Feld schlagen? Dieser Gedanke hatte gleichfalls etwas Absurdes, wie Erschreckendes.

Jetzt hat es dieser Romulaner geschafft, dachte die Stellvertretende Kommandeurin der Fünften Taktischen Flotte aufgebracht. Ich fange schon an, so wie er, hinter jeder Gangecke dieser Station Verrat zu wittern.

Mit Verdruss blickte sie zu den vielen zerfetzten Papiergirlanden in ihrem Quartier und sie machte sich mürrisch daran, die Girlanden nochmal selbst ordentlich zu basteln. Dabei hoffte sie inständig, dass Tolaron dieses eine Mal einen schlechten Job gemacht hatte.



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