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Ronin

Der gefallene Samurai
von

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Kapitel 4.

Hallo Leute,
 

Ich hoffe, ihr hattet schöne Ostern und sied gut ins neue Jahr gerutscht. Ich weiß, es ist eine sehr lange Zeit her, seit ich das letzte Mal etwas von mir hab hören lassen. Dies tut mir wirklich Leid, doch ich finde immer weniger Zeit mich auf das Schreiben einzulassen. Ich habe noch ein paar Kapitel, die ich hoffentlich nach un nach hochladen kann. Ohne lange Reden, wünsche ich euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel.
 

Bis dahin,

Amogan
 

4. Kapitel
 


 

Das Wiehern der Pferde drang durch die nebelige Morgenluft. Sehr früh waren die beiden Ronin aufgebrochen, um endlich das Lager der Banditen zu finden. Die Sonne erklomm hinter dem Horizont so langsam die Himmelsleiter und ihre Strahlen teilten sich in dem Nebel. Das Gras und die Büsche waren nass vom Tau und die Luft war herrlich frisch und klar. Naruto war heute besser gelaunt, als er es gestern war. Er hatte vor, heute seine Ziele aufzuspüren und die Aufgabe des Händlers zu erledigen. Isuma neben ihm schien müder als sonst zu sein, denn seine Augen zierten tiefe Ringe und er hatte bisher nur wenige Worte mit dem Namikazen gewechselt.
 

Sie hatten den Fuß der Berge erreicht und das schöne, grüne Gras wich dem kalten, grauen Fels. Das Klackern der Hufe war weit zu hören und hallte in den Bergen nach. Naruto schaute sich misstrauisch um. Die hohen Klippen und verzweigten Gänge boten viele Möglichkeiten für einen Hinterhalt. Zögerlich ergriff er den Griff seines Schwertes, wartete allerdings auf die Reaktion seines Mitstreiters. Dieser schien zwar mürrisch, aber nicht wegen eines versteckten Angriffes beunruhigt. Naruto bewunderte ihn ein wenig dafür und kam nicht umhin, den Mann als großartigen Ronin anzuerkennen. Er war ein Profi, wenn es um solche Dinge ging. Menschen aufzuspüren und zu jagen lag ihm anscheinend im Blut.

Plötzlich ließ er sein Pferd anhalten und schaute suchend den Boden ab. Er schien etwas in dem Kies gefunden zu haben. Naruto tat es ihm gleich und suchte Spuren, die zu den Banditen führen könnten.

"Siehst du diese Schleifspuren?" fragte der Ronin und deutete auf eine dunkle Verfärbung, die sich quer über die Steine zog.

"Ja, was ist mit ihnen?" Kam die Gegenfrage von Naruto und hob abwartend eine Augenbrauen an.

"Unsere Strauchdiebe sind mit einem Wagen unterwegs. Anders als ich anfangs dachte." brummte Isuma und hielt sich überlegend das Kinn, während er weiterhin die Spuren untersuchte.

"Was hast du denn angenommen?"

"Ich dachte, sie bewohnen einen kleinen Unterschlupf dort hinten im Wald. Eine kleine Höhle oder ein Haus, doch wenn sie einen vollbeladenen Wagen hinter sich her ziehen, dann können wir das ausschließen." murmelte der Ronin und stieg von seinem Pferd ab. Naruto tat es ihm gleich.

"Sie könnten aber auch einen Wagen erbeutet haben und ihn dann mit zu ihrem Unterschlupf genommen haben." überlegte Naruto laut und sah auf den braunhaarigen Mann.

"Das ist richtig, doch so langsam, wie sie sich bewegt haben, glaube ich nicht, dass sie interessiert waren, schnell in ihr Versteck zu gelangen. Du kannst es an den Fußspuren erkennen. Sie sind sehr dicht bei einander und nicht weit von den anderen Entfernt. Sie hatten einen langen Weg hinter sich und waren müde. Ich kann ausschließen, dass sie motiviert genug waren, einen richtigen Schlafplatz zu bauen. Dennoch war dein Hinweis eine gute Überlegung." Isuma nickte ihm zustimmend zu und fuhr mit seiner Hand die Spuren nach.

"Kannst du erkennen, wie viele es sind?" fragte der Namikaze und besah sich die Fußabdrücke, die für ihn wahllos und nicht lesbar waren.
 

"Ich schätze weniger als ein dutzend. Sie waren sehr langsam unterwegs, was es schwer für mich macht, die Fußspuren auseinander zu halten." murmelte der Ronin abwesend.

"Es sind mehr, als ich dachte." meinte Naruto ein wenig niedergeschlagen.

"Was ist denn dein Problem? Wir kundschaften sie aus und warten auf den Einbruch der Nacht. Wenn der Großteil schläft, töten wir die Wachen und erledigen dann den Rest." sagte Isuma und ging wieder auf sein Pferd zu.

"Du willst sie im Schlaf töten? Hast du denn keine Ehre? Sie mögen Verbrecher sein, doch wir waren mal Samurai, wir töten keinen schlafenden Gegner." zischte der Namikaze aufgebracht.

"Willst du sie lieber alle gleichzeitig bekämpfen? Nur zu. Ich schau dir zu und wenn sie etwas von dir übrig lassen, dann bring ich es auch gerne wieder in das Dorf und sage dem bestohlenen Händler, dass wir leider gescheitert sind, weil du zuerst an deine Ehre und dann an die Mission gedacht hast." Isuma baute sich vor ihm auf und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper.
 

"Was macht das denn aus uns? Wir sind keine Shinobis. Uns wurde beigebracht, dass jeder Gegner auch ein lebendes Wesen ist. Ist es bei dir schon so lange her, dass du dies vergessen hast?" wütend lieferten sich die beiden ein Blickduell.

"Diese Bastarde haben ihre Leben verwirkt. Sie plündern, schänden und rauben. Sie sind Abschaum." Isuma spuckte, schon wie so oft auf den Boden vor seine Füßen.
 

"Wir sind auch Abschaum, falls du das Vergessen hast, Ronin!" meinte Naruto und betonte das letzte Wort besonders. Isuma packte ihn am Kragen und schob ihn einige Zentimeter weg.

"Ich will leben, Bastard. Ich habe keine Lust, von irgendeinem hässlichen Strauchdieb abgestochen zu werden. Entweder, du kommst mit mir und wir gehen so vor, wie ich es gesagt habe, oder du lässt es." zischte der braunhaarige Mann und ließ Naruto unsanft fallen. Knurrend richtete sich der ehemalige Samurai den Kragen und stand zögernd auf.

"Einverstanden, doch ich finde es nicht gut." brummte Naruto und schaute dem anderen Ronin hinterher.
 


 

Sie ritten langsam in den Wald, der am Fuße der Berge begann und banden ihre Pferde an einen Baum. Sie wusste, dass das Lager der Banditen nicht weit entfernt war, denn sie konnten ihre Stimmen in der Ferne hören. Der Mittag war schon an ihnen vorbeigeschritten und die Sonne wanderte am Himmel entlang. Der angenehme Duft von frischem Fleisch ließ Naruto seinen Hunger vergessen, der sich über die Zeit hinweg aufgestaut hatte. Er schlich hinter Isuma über den bemoosten Waldboden her und achtete darauf, keinen Laut von sich zu geben. Sein Gefährte war um einiges besser und er wirkte mehr wie ein Shinobi, als ein Ronin. Sie erreichten einen leichten Hügel und legten sich zwischen die Sträucher. Ein helles Feuer konnte man durch die Blätter schon erkennen und eine graue Rauchsäule stieg in den Himmel. Das Knistern und Knacken der Flammen waren die bisher einzigen Geräusche, die zu hören waren, bis schließlich ein Mann auf die Lichtung trat. Er passierte den Wagen, den Isamu vorhin erwähnt hatte und fummelte an seiner Hose herum. Kurz seufzend erleichterte er sich vor einem Busch und summte dabei ein Lied. Um den Wagen herum waren Zelte aus Planen aufgeschlagen. Anscheinend schliefen die meisten von ihnen noch, oder waren von dem langen Fußmarsch noch immer erschöpft. Ein Mann mit einem Katana saß am Feuer und wetzte die glänzende Klinge mit einem Stein. Er hatte eine Pfeife im Mundwinkel hängen, die Naruto an die des Hokagen in Konoha erinnerte. Auch er hatte immer ein solches Stück bei sich und paffte an manchen Tagen viele Stunden.

Einige Lanzen und Speere standen an dem Wagen oder wurden für den Zeltbau benötigt. Naruto erkannte auch die traditionellen Bögen, wie sie die Schützen aus Konoha ebenfalls benutzten. Isamu robbte sich ein wenig weiter nach vorne und beobachtete die Situation genauestens. Ein leichtes Grinsen hatte sich auf seine Lippen gelegt.
 

"Sehr gut, es sind nur zwei von ihnen auf. Der mit dem Katana ist der Anführer." flüsterte er Naruto zu.

"Woher weißt du das?" fragte der Namikaze neugierig und betrachtete den Mann, dessen Kopf mit einer seltsamen Kappe bedeckt war. Er hustete mehrere male und schob sich die Pfeife wieder zurecht.

"Ein Katana ist sehr selten. Entweder er ist ein guter Dieb, oder er hat einen Samurai getötet. Zudem erkenne ich keine anderen Schwerter bei den restlichen Bastarden. Er alleine darf diese Waffe tragen und das zeichnet ihn aus." murmelte der Ronin und zog seine Waffe zu sich.

"Wie willst du vorgehen?" Naruto schaute ihn kurz an und der braunhaarige Mann schien zu überlegen.

"Wir erledigen zuerst den, der gerade pisst. Er steht im toten Winkel zu dem Anführer und keiner bemerkt seinen Tod. Anschließen holen wir ihn und machen kurzen Prozess mit den restlichen Typen." antwortete der Ronin und schaute ein weiteres Mal über die Zelte.

Naruto nickte und sah wieder auf die Waldlichtung. Auch wenn es ihm nicht gefiel, die Banditen so hinterhältig umzubringen, war es dennoch der ungefährlichste Weg für sie. Isuma schien es nicht das erste Mal mit einer solch großen Masse an Gegnern zu tun zu haben, denn seine schnelle Auffassungsgabe und die Art, einen Plan zu entwickeln schienen bei ihm reibungslos zu funktionieren.
 

"Du wartest hier, bis ich die Beiden erledigt habe. Dann schleichst du dich in das Lager und gemeinsam nehmen wir sie uns einem nach dem anderen vor, verstanden?" befahl der Ronin und Naruto kam nicht umhin, einfach nur zu nicken.

"Gut. Wir sehen uns gleich." mit diesen Worten entfernte sich der Mann und Naruto war plötzlich alleine auf der Lichtung. Ein paar Vögel zwitscherten über ihm im Geäst, doch sonst war es still. Sein Blick haftete auf dem Mann, der ein wenig torkelnd vor dem Busch stand. Plötzlich tauchte Isamu neben ihm auf und hielt ihm mit einer Hand den Mund zu, während er mit der anderen ihm ein Messer an den Hals legte. Mit einem Ruck sank der Bandit zu Boden und der Ronin fing seinen Fall ab. Mit wenig Kraftaufwand schaffte es der Mann, seinen toten Gegner in das Gebüsch zu ziehen. Naruto war erleichtert, dass es so reibungslos klappte. Er hatte zwar erwartet, dass Isuma es so einfach schaffte, doch ein wenig Zweifel bestand dennoch.

Der Ronin schlich sich hinter den Anführer. Naruto konnte es ganz genau beobachten, wie sein Gefährte das blutverschmierte Messer in seiner rechten Hand hielt. Er war so leise, dass der Mann am Feuer nichts mitbekam und erst, als sich die Hand vor seinen Mund legte, weiteten sich vor Schock die Augen. Isuma kannte keine Gnade und stach dem Anführer mit tödlicher Präzision die Klinge zwischen die Rippen. Kein Laut, keine Silbe, nichts war von dem Sterbenden zu hören, der in seinem eigenem Blut zu Boden sank. Isuam gab Naruto das Zeichen und der Namikaze schlich sich von seinem Hügel. Er achtete Haargenau darauf, auf keine Äste und Zweige zu treten und jedes Geräusch, sogar das atmen zu unterdrücken. Isuma nickte ihm anerkennend zu, als sie endlich nebeneinander standen. Schweiß lief über die Stirn des blonden Mannes, dennoch war er stolz, diese Aufgabe gemeistert zu haben.
 

Dass das Kommende unschön und moralisch nicht vertretbar war, wusste er, doch hatte er wirklich eine Wahl? Isuma schien sich mit diesem Leben abgefunden zu haben, doch Naruto konnte es sich nicht vorstellen, irgendwann so zu sein, wie der andere Ronin. Er wollte nicht, dass er seine Werte, seine Ehre und seinen Stolz einfach so verwarf. Er würde dem Mann helfen, die Banditen auszuschalten, doch ein richtiger Ronin könnte er niemals werden.
 

Langsam schlichen sie zu dem ersten Zelt, welches am nächsten von ihnen stand. Isuma zog aus seinem Gürtel ein Tuch und einen länglichen, scharfen Dolch. Beides reichte er Naruto, welcher die Gegenstände eine Weile kritisch musterte. Schließlich schloss er kurz die Augen und atmete still ein und aus. Er wusste, dass es nicht richtig war, doch jetzt war es zu spät, dies zu ändern. Zusammen beugten sie sich zu den ersten beiden Strauchdieben herab. Zeitgleich legten sie den schlafenden Männern die Tücher auf deren Münder und setzten die Klingen an. Naruto schaute demonstrativ weg, als seine Waffe seinen schlafenden Gegner durchbohrte. Er hatte schon oft getötet und niemals hat es ihm besonders Spaß gemacht. Doch dieses Mal war es einfach nur abstoßend, denn er gab den Männern keine Chance, sich auch nur irgendwie zu wehren. Er fühlte sich so unendlich schmutzig und er wusste, er bräuchte lange Zeit, um sich wieder im Spiegel betrachten zu können.
 

"Die Zwei sind geschafft, weiter geht´s." flüsterte der andere Ronin und zog mit einem unschönen Geräusch die Klinge aus der Brust des Toten. Und so gingen sie weiter. Sie passierten ein Zelt nach dem anderen. Noch vier Banditen waren übrig, als plötzlich einer schreiend erwachte. Isamu hatte ihn nicht richtig den Mund verdeckt. Geschockte schaute Naruto zu den anderen Wegelagern, die sich rasch erhoben. Neben ihm stach der Ronin gerade den Geweckten ab und stand in einer fließenden Bewegung neben Naruto. Der Namikaze ließ seinen Dolch fallen und zog sein Schwert. Er konnte nur schwerlich seine Augen vor dem eingeritzten "Schande" wenden. Als er jedoch die stählerne Klinge seines Schwertes sah, wurde etwas in ihm wach. Er spürte, wie sein Blut in Wallung geriet und die Instinkte geschärft wurden. Er war wieder der Krieger, der den Hokagen beschützen konnte. Er war wieder ein Wächter, dessen Fähigkeiten die seiner Gegner um Längen überlegen waren.

Der erste Gegner rannte mit zwei Dolchen bewaffnet auf ihn zu. Naruto drehte sein Schwert mit dem Handgelenk und wich dem Stoß seines Feindes spielerisch aus. Er brauchte nur einen präzisen Schlag auf den Rücken des Mannes, um diesen zu Fall zu bringen. Die Klinge surrte durch die Luft und wehrte einen Lanzenstoß ab. Als das Metall auf die stählerne Spitze des Spießes traf, ertönte ein lautes Klirren. Naruto ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Er hatte schon gegen weitaus bessere Krieger gekämpft, die solche Waffen bevorzugten. Mit einer Selbstverständlichkeit, die seinesgleichen suchte, trat der Ronin seinem Gegner die Beine weg und drückte ihn mit einer Hand auf den Boden. Der Mann war so überrascht, dass ihm die Luft aus der Lunge gepumpt wurde. Naruto rammte ihm seine Klinge in den Oberkörper und der Mann zu seinen Füßen röchelte und zuckte nur noch einige Male.
 

Ein weiterer Gegner rannte auf ihn zu, eine Sense mit beiden Händen über dem Kopf zum Schlag ausgeholt. Naruto sah kurz auf den Spieß zu seiner rechten und hob ihn rasch auf. Der Gegner, der nur noch zehn Meter von ihm entfernt war, preschte schreiend auf ihn zu. Der Namikaze warf den Speer und traf seinen Gegner, der sich, bevor er den Boden erreichte noch einmal um sich selbst drehte. Dann war es still auf der Waldlichtung. Die Tiere machten keinen Laut mehr und die Toten schliefen nun den unendlichen Schlaf. Naruto schaute zu Isuma, der den letzten Gegner getötet hatte. Der Ronin wusch gerade das Blut von seiner Klinge, als sich ihre Blicke trafen. Sie schwiegen eine ganze Weile, bis der braunhaarige Mann das Wort erhob.
 

"Du bist ein talentierter junger Mann. Ich habe deine Fähigkeiten unterschätzt."
 

"Ich habe getan, was ich tun musste. Nicht mehr, nicht weniger." In einer fließenden Bewegung schob er das Katana wieder in seine Hülle, als plötzlich Schritte ertönten.
 


 

Überrascht sahen die beiden Ronin sich um und erkannten eine Frau, die mit panischen Augen auf die Lichtung sah. Ihre braunen, verfilzten Haare waren noch Nass und Naruto ging in den kurzen Augenblicken, die er hatte, um sie zu betrachten, davon aus, dass sie sich noch an einem Fluss gewaschen hatte. Ihr Blick ging schnell zu den Waffen und sie griff eine rostige Klinge, die auf dem Wagen lag. Der Namikaze keuchte auf, denn er hatte nicht erwartet, dass sie sich gegen zwei Ronin zu Wehr setzte.
 

"Tu das nicht!" rief er und hoffte, sie würde diesen Wahnsinn stoppen. Doch sie tat es nicht. Sie ging langsam mit der Klinge in ihrer zitternden Hand auf sie zu. Naruto war wie erstarrt. Noch nie hatte er gegen eine Frau gekämpft, noch hatte er eine jemals verletzt. Seine Ehre hatte es ihm verboten. Der Hokage hatte es ihm verboten, doch jetzt, wo sie mit dem Schwert in der Hand auf ihn zukam, wusste er, dass dies alles gelogen war. Zitternd klammerten sich seine Finger um den Griff seines Katanas. Sie war auf wenige Schritte herangetreten, als plötzlich heller Stahl aufblitze. Röchelnd sank die Frau zu Boden und hielt sich die Kehle. Naruto konnte nicht in ihre weit aufgerissenen braunen Augen schauen und sah lieber auf die Äste zu seiner linken. Ein dumpfer Aufprall signalisierte ihm, dass sie den Erdboden erreicht hatte. Sich zur Ruhe zwingend, schloss er die Augen und wusste nicht, wie er sich fühlen sollte.
 

"Schade, eine echte Verschwendung. Sie hatte tolle Beine. Sie durch die Laken zu scheuchen, hätte sicher Spaß gemacht." seufzte der Ronin neben ihm, als er sein Schwert verstaute. Noch nie empfand Naruto solch ekel für einen Mann, wie er es jetzt für Isuma tat.
 

"Wir hätten sie auch teilen können." Die Schultern zuckend sah der braunhaarige Mann den Namikaze an. Dieser konnte nicht anders, als den Kopf zu schütteln. Er fühlte sich so hilflos, wie noch nie. Er hatte große Lust, den Ronin zu töten, für dass, was er gesagt, was er getan hatte. Doch er konnte nicht, denn auch wenn er es nicht zugeben konnte, so hatte er ihm das Leben gerettet. Naruto hätte die Frau nicht töten können. Sie hätte ihn zuvor bestimmt erstochen und nichts hätte das verhindern können. Nichts außer Isuma. Und plötzlich erkannte er, warum es Menschen wie ihn in dieser Welt gab. Menschen wie den Ronin, der keine moralischen Bedenken, keine Gefühle oder Emotionen hatten. Die Welt brauchte keine edlen Samurai, die ihre Werte mit in den Tod nahmen. Die Welt brauchte Mörder und Gesindel wie Isuma, die den Menschen ihre Ängste nahmen und ihren Rachedurst stillen konnten. Der Namikaze wusste nicht, was schlimmer war, die Erkenntnis, dass sein Leben eine Lüge war, oder das Isuma Recht hatte und er wirklich keinen Platz in der richtigen Welt, die sich außerhalb von Konohas schützenden Mauern befand, hatte.
 

Starr schaute er auf den Leichnam der Frau und konnte seinen Blick nicht abwenden. Ein Ronin war ein einfacher Söldner. Hätten die Banditen, hätte diese Frau sie angeheuert, den Händler auf der Straße zu überfallen, dann hätten sie es wahrscheinlich auch getan. Es war nur wichtig, wer das Geld hatte. Keine Gefühle, keine Werte waren nötig, um zu bestimmen, wer stirbt und wer nicht. Diese Banditen haben sie nicht bezahlt und das war ihr Fehler. Konnten die Menschen wirklich so leichtfertig mit den Leben anderer umgehen? Naruto sank zu Boden und fühlte sich komplett leer. Er fragte sich, warum der Hokage zugelassen hatte, dass er so schmerzlich erfährt, wie die Welt wirklich funktionierte. Er hatte immer von dem Guten im Menschen gesprochen, das jeder Träume, Wünsche und eine Zukunft hatte, doch was war mit dieser Frau? Hatte sie das alles nicht? Sie hatte es sich bestimmt nicht ausgesucht, Händler auf der Straße zu überfallen. Sie hatte sich nicht ausgesucht, von zwei ehrlosen Bastarden, wie Isuma und ihm, auf einer Lichtung im Nirgendwo getötet zu werden.
 


 

"Du bist kein Ronin, Naruto Namikaze." sagte der braunhaarige Mann hinter ihm, als er einen Beutel über das Pferd der Diebe warf.
 

"Nein, ich bin kein Ronin." flüsterte er zu sich selbst und ballte seine Hand zur Faust.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  yugi-san
2019-02-20T22:33:54+00:00 20.02.2019 23:33
Isuma hat Recht, Naruto ist echt nicht dafür gemacht in der richtigen Welt zu überleben, aber genau dieser innere Konflikt macht es so spannend diese FF zu lesen. Ein von Grund auf guter Mensch in einer Welt, geprägt voller Grausamkeit und Kälte - ich bin gespannt wie es weiter geht und ob Naruto an seinen Überzeugungen festhält.

LG
yugi-san
Von:  lula-chan
2018-04-03T15:00:16+00:00 03.04.2018 17:00
Tolles Kapitel. Sehr gut geschrieben.
Da hat es Naruto hart erwischt. Manchmal muss man eben mit der wahren Welt außerhalb der schützenden Mauern konfrontiert werden, um zu erkennen, wie die Welt wirklich tickt.
Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht, und freue mich auf das nächste Kapitel.

LG


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